Officium | Lucius Tiberius Lepidus

  • Als Lepidus sich scheinbar an das Gespräch erinnerte, fühlte Crispus sich fast ein wenig geschmeichelt - vor allem, weil er tatsächlich auch noch ein paar Details nennen konnte! Die Folgerungen daraus verwirrten ihn jedoch wieder ein bisschen - was war das denn für eine Frage?


    "Naja..."


    begann er deshalb zuerst einmal etwas unschlüssig. Warum die Tiberier? Weil er schon immer Klient der Tiberier war natürlich - aber war das ein gültiges Argument hier in Rom?


    "Naja, ich denke, dass ich gute Erfahrungen mit einem Patron aus der Gens Tiberia gemacht habe. Deshalb wollen wir euch auch die Treue halten, auch wenn Vitamalacus schon lange tot ist. Und lieber den Spatz-"


    "...in der Hand, als die Taube auf dem Dach"? Naja, vielleicht war das doch nichts, was man einem römischen Aristokraten ins Gesicht sagen sollte, selbst wenn dieser so bescheiden war wie Lepidus momentan...


    "Wir hoffen, dass du zum einen sicherlich bald in den Senat aufsteigen wirst und zum anderen, dass du uns mit deinen Kontakten auch weiterhelfen können wirst. Du bist ja immerhin auch ein Klient von Aurelius Lupus und der ist wieder Klient des Kaisers. Wenn du ein wichtiges Anliegen von uns an ihn heranträgst, bringt das zum Beispiel sicherlich mehr, als wenn Lucius als Niemand - äh - als relativ Unbekannter in der Menge der Klienten um irgendwas bittet."


    Das war sogar eine ehrliche Erklärung!


    "Und du hättest den Vorteil, dass du in uns loyale Klienten hast, die deinen Befehlen gehorchen und den Ehrgeiz haben, es zu etwas zu bringen!"


    Naja, Crispus selbst hatte es ja schon zu etwas gebracht - aber für Lucius war ja immerhin noch Großes geplant!

  • Wie wahr, wie wahr. Die beiden Petronier waren dann Klient eines Klienten eines Kaisers. Wenn dies nicht der Traum des Patronage-Systems schlechthin war, dann wusste der Tiberier auch nicht... Er war aber sehr zufrieden mit dem was der ältere Crispus vorzutragen hatte. "Ihr könnt euch in jedem Fall sicher sein, dass ich für meine Klienten einstehen werde und den mir zur Verfügung stehenden Einfluss nutzen werde. Was ich dafür verlange ist natürlich das standardmäßige, was ein Patron von seinen Klienten erwarten sollte und was du selbst schon so gut vorgetragen hast: Ich erwarte bedingungslose Loyalität, das Einstehen für euren Patron und eure Hilfe, wenn ich sie mal brauchen sollte." Und da sich der Tiberier nach den vorangegangenen Aussagen des Petroniers ziemlich sicher war, dass die beide ihnen genau das bieten konnten, blieb ihm wohl nur noch zu sagen: "Dann darf ich euch somit herzlich beglückwünschen: Ihr beide seid die neuen Klienten des Lucius Tiberius Lepidus." Es war doch immer wieder herrlich den eigenen Namen auszusprechen.


    "Nun wäre es natürlich nicht schlecht, wenn ihr mir ein wenig über eure Pläne erzählen könntet. Von dir..." Sein Blick wandte sich zum jungen Petronier "...weiß ich ja bereits, dass du Eques werden möchtest. Dafür wirst du sicherlich hier in Rom bleiben, wie ich erwarte? Was wirst du tun bis es soweit ist? Ich werde dich sicherlich demnächst einigen Leuten vorstellen, damit du Kontakte zu den höheren Kreisen schließen kannst und wir dich durch deine Bekanntheit schneller zum Ziel bringen können, aber von einem Tag auf den anderen wird das natürlich noch nichts" Dann wandte er sich zum älteren Crispus. "Und wie sieht deine nähere Zukunft aus? Du wirst sicher zurück nach Germanien gehen? Gibt es etwas, was du noch anstrebst? Aus der Entfernung wird die unmittelbare Unterstützung, die ich dir zuteilwerden lassen kann, natürlich eingeschränkt sein. Dennoch kannst du mich für entsprechende Bitten stets kontaktieren." Der Patron versuchte dadurch von beiden noch ein wenig mehr zu erfahren. Besonders Lucius schien ihm noch relativ still zu sein und ließ seinem älteren Herrn den Vortritt - das gebot natürlich der Respekt, doch ein wenig auffälliger könnte er schon sein, wie der Tiberier sich dachte.


    Sim-Off:

    Control Panel

  • Scheinbar hatte er die richtigen Antworten gegeben - und so hatten die beiden Crispen mit einem Mal wieder einen Patron. Und zwar einen tiberischen. Der Alte lächelte zufrieden und streckte die Hand aus, um das ganze per Handschlag zu besiegeln, wie er es in Mogontiacum gelernt hatte. Dann wandte er sich den Nachfragen seines Patrons zu - wie gewohnt natürlich nicht nur für sich, sondern auch für Lucius:


    "Ich gehe nach Mogontiacum zurück, genau. Was ich dort plane, is' aber noch offen... Vielleicht das Duumvirat eines Tages. Immerhin hab' ich diese Gesandtschaft geleitet und das mit dem Stadfrecht war sogar meine Idee!"


    Genaugenommen erwartete dee Alte sogar, dass die Bürgerschaft ihm dafür ein wenig Dankbarkeit zeigte.


    "Und Lucius hier bleibt in Rom, genau. Wir haben ihm ja wie gesagt die Wohnung neben deinem Verwandten gemietet. Und wir wären dir natürlich sehr dankbar, wenn du ihn ein bisschen in die Gesellschaft einführen würdest - bisher hat er sich ja nur in der kleinen Welt Mogontiacums bewegt! Und du kannst ihn ruhig für irgendwelche Aufgaben heranziehen - er ist ein guter Rechner und auch mit ddm Gladius ganz fix..."

  • Lepidus lächelte ebenso zufrieden und reichte den beiden die Hand, um die Angelegenheit zu besiegeln. Das Duumvirat war doch schon einmal eine sehr schöne Zielsetzung, besonders durch den sich anbahnenden Aufstieg Mogontiacums. "Ich bin sicher, man wird dir einen gebührenden Empfang bereiten, sobald du wieder zurück in Mogontiacum bist. Eine Gesandtschaft zum Kaiser zu organisieren und zu führen ist für die man in Germanien sicher einen ähnlichen Respekt hat, wie ich ihn selbst dafür habe" Obwohl der Tiberier dies eher ins Blaue hineinsagte. Er hatte wahrlich überhaupt keine Ahnung vom Leben in den Grenzprovinzen im Norden. Er verließ ja nicht einmal Rom, wenn es nicht unbedingt notwendig war. "Es wäre natürlich schön, wenn du mich hin und wieder per Post über deine Lage in Mogontiacum informieren könntest. Wenn irgendetwas Interessantes geschieht, bin ich darüber natürlich gern im Bilde." Obwohl es jetzt um den jungen Petronier ging, sprach der Tiberier einfach weiter mit dem Älteren. Das hatte der Verlauf des Gesprächs wohl einfach so ergeben. "Das sind sehr nützliche Fähigkeiten, die ich sicher in der ein oder anderen Situation in Anspruch nehmen werde. Ich hoffe, er kann auch einigermaßen akzeptabel schreiben? Hat er schon eine Ausbildungsstätte besucht? Ich bin mir gerade im Unklaren, ob es in Mogontiacum etwas Vergleichbares wie unsere Schola Atheniensis in Rom gibt. Im Übrigen wäre es aber sinnvoll schon morgen zur Salutatio zu erscheinen. Ein regelmäßiges Auftauchen ist natürlich Pflicht. Dort werden wir uns dann auch noch einmal intensiver über die Zukunft unterhalten können."

  • Das Gespräch zeigte im Grunde das, was der Alte ihn auch gelehrt hatte - es kam bei der Klientel auf den gegenseitigen Nutzen an, der sich nur durch bedingungslose Loyalität aufrechterhalten ließ. Und vielleicht hatte sein Vater auch Recht gehabt, als er sich entschieden hatte, sich nicht direkt an Aurelius Lupus zu wenden, denn offensichtlich wollte Lepidus direkt beginnen, sie aktiv zu unterstützen.


    Als der Tiberier sich dann direkt an ihn wandte, holte Lucius schon Luft, um zu antworten - als der Alte ihm dazwischen fuhr. Einen Moment spürte der junge Petronier großen Ärger in sich aufkochen - warum behandelte sein Vater ihn noch immer wie einen kleinen Jungen? Selbst seine Schulkameraden in Mogontiacum hatten mehr zu sagen gehabt als er! Und überhaupt, wie er von ihm redete - als wäre er ein Hilfsarbeiter, den man einfach einsetzte, wo man ihn brauchte! Interessierte es denn niemanden, was er selbst wollte?
    Aber inzwischen hatte er es einigermaßen gut unter Kontrolle, die Fassade wiederherzustellen, die nötig war, um dem Alten keinen Anlass zur Schelte zu geben. Also blickte er weiter ausdruckslos vor sich hin, hakte dann aber doch ein, als seine Schulbildung in Frage gestellt wurde:
    "Ich haben die Ludi Litterarii, Grammatici und Unterricht beim Rhetor Eumenius besucht. Außerdem habe ich den CRV der Schola Atheniensis und den Cursus Iuris. Außerdem war - äh - habe ich das Examen Primum der Academia Militaris."
    betete er seinen Ausbildungsgang herunter. Der letzte Teil hatte ihm weitaus mehr Spaß gemacht als der erste - somit musste er zugeben, dass die Aufzählung seines Vaters schon seine Stärken hervorgekehrt hatte... ein großer Jurist würde er jedenfalls kaum noch werden...

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    Klient - Herius Claudius Menecrates

    DECURIO - MOGONTIACUM

    MUNICEPS - MOGONTIACUM

  • "Das sind ausgezeichnete Voraussetzungen". Sowohl der abgeschlossene Cursus Iuris, als auch der Abschluss eines Examens an der Militärakademie waren für den Tiberier ein gutes Fundament, auf dem man aufbauen konnte. Mit dieser guten Bildung sollte es dem Petronier nicht schwer fallen, jemanden von sich zu überzeugen, besonders wenn Lepidus hier und da noch ein wenig nachhalf. "Du wirst dich hier in Rom sicher sehr gut verkaufen. Sobald du erst einmal einen Fuß in den Türen der richtigen Leute gesetzt hast, wird deinem Aufstieg kaum etwas entgegenstehen." Der Tiberier versprühte doch gern mal etwas Euphorie, auch wenn er natürlich in Wahrheit gar keine Ahnung hatte, wie gut und problemlos die weitere Entwicklung des Petroniers sein würde. Mögen die Götter das richten. "Da ihr beide mich etwas überrascht habt, konnte ich leider keine Zeit für dieses Treffen einplanen. Ich muss bald noch einen Termin wahrnehmen. Habt ihr noch etwas Dringendes zu besprechen, bevor wir uns vorerst wieder trennen?" Mit Lucius würde er ja demnächst noch genug Zeit verbringen, während der ältere sicher noch seine Reise nach Mogontiacum vorbereiten musste.

  • Hatte es doch etwas genützt, dass Crispus seinen Jungen auf die besten Schulen Mogontiacums geschickt hatte - selbst wenn Lucius wahrscheinlich kein sehr heller Rechtsanwalt war (zumindest nach Einschätzung von Iulius) und auch nicht der begnadetste Redner, schien allein der Eindruck, den er dadurch verbreitete, seine Chancen zu verbessern.


    Damit war die Audienz aber auch schon beendet - natürlich, denn ein Quatuorvir hatte bestimmt besseres zu tun, als ein paar Provinzialen zu unterhalten!


    "Nein. Wir - äh - melden uns."


    sagte er deshalb und verabschiedete sich dann respektvoll:


    "Vale, Domine! Und vielen Dank, dass du Lucius und mich unter deine Fittiche nimmst!"


  • Stesichoros


    Stesichoros führte den flavischen Sklaven durch die Villa zum Officium. Dort klopfte er an der Tür und sie mussten ein wenig warten, ehe er das 'Herein' zu hören war. Stesichoros trat ein und kündigte an:
    "Ein Sklave der Domina Flavia Domitilla mit einer persönlichen Nachricht für dich, Dominus."

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    Philemon


    Philemon folgte dem Sklaven zu dem Officium seines Herrn und trat ein. Er wartete einen Moment bis der Tiberius ihm seine Aufmerksamkeit schenkte. Dann begann er mit den üblichen Floskeln und dem, was er eigentlich mitteilen sollte.
    "Meine Domina Flavia Domitilla erbietet dir ihre allerbesten Grüße. Sie möchte dich beim Wort nehmen und würde sich freuen, gemeinsam mit dir einen zeitnahen Termin für eine Vorbesprechung zu finden.“ Natürlich ging der Sklave davon aus, dass es sich um einen Termin für das bevorstehende Opfer handelte. Auch er hatte keinen blassen Schimmer, dass der Tiberius wenige Stunden zuvor den Zuschlag für die Hand der Flavia erhalten hatte.

  • Lepidus lag zu jenem Zeitpunkt mit dem Kopf auf dem Tisch. Die Kandidatur erschöpfte ihn derzeit doch reichlich, so dass ihm selbst der harte Tisch eine gute Erholungsgrundlage zu sein schien. Als es klopfte, richtete er sich mühsahm auf, gähnte noch einmal recht lange und rief dann das obligatorische 'Herein'. Ah, also ein Bote der Flavia. Das war wohl nur eine Frage der Zeit. Als der Sklave seine Botschaft überbrachte. "Sehr schön, du kannst dir schon einmal merken, ihr wärmste Grüße zurückzusenden." Anschließend stand der Tiberier von seinem Platz auf und ging ein wenig durch sein Officium. "Termin... Termin... wann hab ich denn Zeit für 'sowas'? Morgen bereite ich meine Rede vor... dann muss ich auch noch einige Klinken putzen... Brot verteilen... ah, Wahlkampf ist lästig und dann auch noch die Munera", sprach er so vor sich hin, während er sich das Kinn strich. "Sag ihr, wir können uns zur 12 Stunde an den Iden des Maius vor der Regia treffen." Das bot sich an, denn zuvor wäre Lepidus noch in seiner Funktion als Pontifex dort beschäftigt, also konnte er das ganz pragmatisch miteinander verbinden und Zeit sparen.

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    Philemon


    „Das werde ich, Dominus,“ entgegnete der Sklave und deutete eine leichte Verbeugung an. Selbstverständlich würde er auch bei der Überbringung der Antwort nicht mit ebenjenen üblichen Floskeln sparen.
    Philemons Augen verfolgten den Tiberier, nachdem er sich von seinem Platz erhoben hatte und nun umher wandelte. Der Sklave hatte von klein auf gelernt, gut zuzuhören, um so seinem Herrn von größtem Nutzen zu sein. So merkte sich Philemon alle Informationen, die sein Gegenüber von sich gab. Offensichtlich war der Tiberier ein gefragter Mann. Doch natürlich maßte sich der Sklave keinen Kommentar an, sondern lauschte erwartungsvoll. Aus all dem Gehörten siebte er schließlich die wichtigsten Angaben, die für den gewünschten Termin relevant waren, heraus.
    „Danke Dominus, dass ich deine kostbare Zeit in Anspruch nehmen durfte. Ich werde meiner Domina deine Antwort überbringen.“ Noch einmal verbeugte er sich, diesmal jedoch um sich zu verabschieden. Dann verließ Philemon das Officium und eilte zurück zur Villa Flavia.

  • Bei Einbruch des Abends wartete Lepidus gemütlich hinter seinem Schreibtisch im Officium als er darauf wartete, dass die beiden großen Gestalten, die er zur Überwachung Lucias anheuerte, nun bald mit selbiger auftauchen würden. Er war schon sichtlich gespannt, wie sie den Tag verbracht hatte und wie ihr Nervenkostüm derzeit aussah. Zermürrbung. Das war das einzige, was half. Bestrafung. Das war es, was sie derzeit verdiente. Sicherheit. Diese musste letztlich gewahrt werden. Womöglich würde sie ihm eines Tages dafür noch dankbar sein.

  • Lucia hatte lange mit Sekunda gesprochen und sie hatten eine Art Plan ausgetüftelt. Leider war sich Lucia alles andere als sicher, ob sie sich daran würde halten können. Doch sie würde ihr Bestes versuchen. Fürs erste war wohl das Schwierigste sich zu beherrschen: Nur zu gerne wäre Lucia in Lepidus Officium gestürmt und hätte ihren Bruder mit Schimpfwörtern überschüttet. Doch sie sah ein, dass sie höflich bleiben musste, irgendwie…
    Sie stand vor dem Zimmer und atmete tief durch. Einer der Muskelprotze öffnete die Tür und Lucia trat gemessenen Schrittes und mit vor dem Bauch gefalteten Händen ein. Sekunda hatte ihre Herrin heute mehr als dezent geschminkt ihre Haare schlicht frisiert und auch mit dem Schmuck gegeizt, so dass der Dominus sich nicht über irgendwelches lupahafte Aussehen aufregen konnte. Jetzt musste Lucia sich nur noch an den Plan halten, also ruhig, ganz ruhig! „Salve, Bruder.“, grüßte sie ihn mit leicht gepresster Stimme. „Wie schön, dass du endlich Zeit für mich findest.“ Okeee… dieser zickige Kommentar war keinesfalls geplant. Lucia biss die Zähne zusammen und versuchte die Worte mit einem Lächeln abzumidern.

  • "Nun, ich bin ein vielbeschäftigter Mann, wie du weißt", gab er fast genauso schnippisch zurück und setzte auch noch einen drauf: "Und ich bin mir sicher, du hast die Ruhe, die ich dir den ganzen Tag über gegönnt habe, sehr genossen" Doch Lepidus konnte sich nur kurz dieses amüsanten Scharmützels bedienen, sogleich musste er dem nötigen Ernst der Lage gerecht werden und eine entsprechende Mine auflegen. "Ich denke, du wirst in Anbetracht der Situation mein Handeln sehr gut nachvollziehen können. Ich war ja so naiv. Diese Maßnahmen hätte ich schon direkt nach unserem letzten absurden Gespräch ergreifen müssen, doch meine Fantasie reichte zu dieser Zeit wahrlich nicht so weit, weshalb mich erst andere Menschen mit größerer Vorstellungskraft auf gewisse Eventualitäten, die dein Verhalten implizieren könnten, Aufmerksam machen mussten" Da dachte er natürlich an das, was ihm sein Patron eingetrichtert hatte, ohne dies jedoch vor Lucia in irgendeiner Weise auszubreiten.

  • Lucia zog eine Grimasse, als ihr Bruder ihr ebenso patzig antwortete. Gerne hätte sie noch etwas Ähnliches erwidert, doch er kam zum Punkt, naja mehr oder weniger. Sie versuchte so aufmerksam wie möglich zuzuhören, doch so ganz wurde sie aus den Worten ihres Bruders nicht schlau. „Was versucht du da bitte grade anzudeuten? Was für Eventualitäten? Welche anderen Menschen?“, hakte sie ärgerlich nach. Lepidus bot ihr nicht an sich zu setzen, eigentlich ziemlich beleidigend, doch sie stand grad ohnehin viel zu sehr unter Strom.

  • Fragen, Fragen, Fragen. Und er dachte schon, sie würde von selbst mit den Erklärungen anfangen, die sie bei ihrem letzten Gespräch noch so verheult verweigert hatte. Doch auch hier musste sie sich wohl wieder alles aus der Nase ziehen lassen. "Lucia, es wird Zeit nun endlich auszupacken, falls du diese beiden Sklaven dort..." Er zeigte bestimmt auf die muskulösen Angeheuerten. "...jemals wieder loswerden möchtest. Mich hat dein Verhalten ratlos zurückgelassen und als ich davon dem ein oder anderen Vertrauten erzählte, ergab sich eine geradezu schauderhafte Vermutung" Lepidus fiel das folgende sichtlich schwer. "Lucia, hast du oder hast du dich nicht von diesem Duccius schwängern lassen?"

  • Er hatte also über Familienangelegenheiten mit Fremden gesprochen? Das mochte nicht ganz Lepidus‘ Wortlaut gewesen sein, doch das war es was Lucia heraushörte. Sollten Familienangelegenheiten nicht innerhalb der Familie bleiben? Bei den Göttern, sie hatte ja noch nicht mal mit Manlia darüber gesprochen… also nicht so genau. Manlia wusste ja beinahe noch weniger als Lepidus, also so gut wie…. Duccius schwängern lassen? „Was!?“ Lepidus verdammte Lucia dazu dieses Wort heute schon zum x-ten Mal zu schreien. Doch dieses Mal endete es eher in einem unangenehm hohen Quietschen, als in einem echten Schrei. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten und sie trat noch einen Schritt auf seinen Schreibtisch zu. „Das ist doch… Deshalb sind mir die beiden heute wie ein Schatten gefolgt? Sie gestikulierte vage über die Schulter. „Deshalb hab ich meinen Termin beim Coiffeur verpasst? … Wer hat dir denn so einen Mist eingeredet?“ Sie stützte sich wütend auf dem Tisch ab und beugte sich zu ihrem Bruder herüber.

  • Lepidus sprang nun von seiner Sitzgelegenheit auf und stützte sich ebenso auf der anderen Seite an seinem Schreibtisch ab. Waffengleichheit in der Körperhaltung nennt man das wohl. "Das geht dich nichts an! Ich bin hier nicht in der Position mich rechtfertigen zu müssen!" Nein, ganz und gar nicht. Nach wie vor hatte hier seine Schwester etwas ausgefressen und nicht er. Hoffentlich verstand sie das bald, sonst mussten sie hier wohl erneut zu der Lautstärke übergehen, von der bereits ihr letztes Aufeinandertreffen geprägt war. "Ich habe immer noch kein klares Nein gehört!" Dem hatte sie sich nach wie vor verweigert. "Und selbst wenn dem nicht so ist, so kann ich dich in deinem Wahnsinn, den du in der letzten Zeit an den Tag legst, sicherlich nicht nach draußen lassen! Bevor du dich nicht umfangreich erklärst, setzt du nie wieder auch nur einen Fuß vor die Tür!"

  • Wieso rechtfertigen, wieso um alles in der Welt sollte sie sich rechtfertigen müssen? Es mochte für alle anderen offensichtlich sein, doch für Lucia war das grad nur eine weitere Gemeinheit ihres Bruders. Er wollte ein klares Nein? Bitte! Sollte er sein verfluchtes Nein bekommen! „Nein! Natürlich nicht! Was hältst du von mir?“, entrüstete sie sich nun. „Denkst du ich bin kaum ein Jahr in der großen Stadt und hab mich schon vom nächst besten schwängern lassen?“ Sie ignorierte mal großzügig, wie knapp sie dank Sekundas Hilfe daran vorbeigeschrammt war. „Ich kann auch gut auf mich selbst aufpassen! Dafür brauch ich deine beiden Muskelmänner nun wirklich nicht!“ Und welchem Wahnsinn sollte sie bitte anheimgefallen sein? Nur weil sie die letzten Tage und Wochen ihrem Bruder nicht mehr alles, was sie tat erzählt hatte? Sie versuchte tief durchzuatmen und fing sogar in relativ zivilisiertem Ton an: „Warum kannst du mich nicht einfach wie ein normaler Bruder danach fragen? Warum musst du mir einen wundervollen Tag verderben, anstatt dich einfach beim Frühstück an mich zu wenden? Oder wenn es dir allzu sehr unter den Fingern gebrannt hat: Ich hätte dich sicher nicht dafür verurteilt auch mal abends zu meinen Gemächern zu kommen! Wieso musstest du mir stattdessen diese beiden Herkulesse da auf den Hals hetzen?“ Aus dem Plan ruhig zu bleiben, war wohl mal wieder nichts geworden... Gegen Ende hatte sich Lucia schon wieder ein wenig in Rage geredet.

  • Lepidus konnte nur mit dem Kopf schütteln. Offenbar war seiner Schwester die Schwere ihrer Handlungen überhaupt nicht bewusst. Die Art, wie Frauen denken würde sich dem Tiberier wohl niemals offenbaren. "Ich werde dir jetzt noch einmal ganz langsam sagen, was an deinem Verhalten alles völlig falsch ist und dass du selbst dafür gesorgt hast, dass ich für dich auf keinen Fall ein 'normaler Bruder' sein kann, nach allem, was ich von dir bisher weiß: Punkt Nummer 1: Du hast dich hinter meinem Rücken verlobt! Du hast dich damit bewusst gegen die Familie und ganz besonders gegen mich gestelt! Du wusstest, dass ich auf der Suche nach einem passenden Ehepartner für dich war und hast dennoch gehandelt, ohne mich auch nur im geringsten einzuweihen. Diese Heimlichtuerei ist unerträglich! Punkt Nummer 2: Du hast es nicht fertig gebracht, mir überhaupt die Gründe für dein Handeln nahezubringen! Warum Duccius Vala? Warum dieser Germane? Anstatt mir sinnvolle Antworten zu geben, hieltest du es bei unserem letzten Gespräch eher für sinnvoll die ganze Zeit rumzuheulen! Auf welche Gedanken soll ich denn kommen, außer dass du entweder wahnsinnig bist, deine Gefühle nicht im Griff hast und die Familienehre gegen eine Laune der Verliebtheit eingetauschst hast, oder dass du so törricht warst, dich bei einer Liaison von ihm Schwängern zu lassen? Alles, was ich von dir bisher gehört habe, hat nichts als Zweifel geweckt!" Lepidus sprach verhältnismäßig ruhig und sachlich. "Ich traue dir nicht mehr, Lucia! Du hast das Vertrauen verwirkt! Und wie ich bereits sagte: Ich muss mich nicht erklären. Ich selbst habe nichts getan, während du eine Hochzeit vom Zaun brechen möchtest. Dafür MUSST du Rechenschaft ablegen! Es geht hier nicht nur um dich, sondern um die ganze Familie. Und deshalb bin ich es nicht, der zu deinen Gemächern kommen muss (das wäre ja noch schöner!), sondern du bist es, die zu mir kommen muss! Nach unserem letzten Gespräch hast du dich dem verweigert! Ein weiterer Punkt, der mein Misstrauen dir gegenüber nur noch verstärkt! Ich werde hier keine 'normale' Situation vortäuschen! Den Zeitpunkt des ruhigen Bruder-Schwester-Gesprächs hast du lange verpasst. Nun erwarte ich jedoch, dass du alles tust, um das wieder ins Reine zu bringen. Erkläre dich endlich! Erkläre dein Handeln! Wenn es keine Schwangerschaft ist, was ist es dann?!"

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