Beiträge von Lucius Tiberius Lepidus

    Lepidus nickte freundlich als Verus sich offenbar zu ihnen gesellen wollte. Dann würden sie wohl doch noch mehr werden als gedacht. Verpflegung war ja zum Glück für alle genug da. Da inzwischen auch niemand mehr erwartet wurde, ließ er sogleich ins Triclinium bitten. "Wir werden uns nun der Cena widmen, für die wir heute zusammengekommen sind", ließ er sogleich verlautbaren, während er insbesondere zu Silanus ging und ihn persönlich ins Triclinium geleitete. "Wie ich merke, hast du meine großartige Schwester bereits kennengelernt? Sie ist eine Meisterin der geistreichen Unterhaltung. Ich denke, es wäre hervorragend, wenn sie zur Cena den Platz neben dir erhält." So wie er auf Silanus zulächelte, tat er dies kurz darauf auch zu seiner Schwester, auf deren hervorragende Fähigkeit zur gesellschaftlichen Konversation sie heute bauen konnte. Vor den Klinen angekommen, verwies Lepidus den Iunier auf den Ehrenplatz, den locus consularis , was dem Iunier sogleich zeigen sollte, dass er heute als der wichtigste Gast im Hause der Tiberier angesehen wurde. Direkt daneben auf der mittleren Liege würde Lucia Platz nehmen, um sich mit dem Gast gut unterhalten zu können, was Lepidus auf dem Gastgeberplatz des summus in imo natürlich ebenso gut konnte. An seiner direkten Seite ließ er Lucius Petronius Crispus Platz nehmen und außen auf seiner Kline würde sein zweiter Klient, Lucius Manlius Acidinus, Platz nehmen. Sein Freund Scaevola und der Optio Verus wurden darum gebeten auf dem lectus summus Platz zu nehmen, damit waren sie eine schöne Runde.


    Während noch die Vorspeisen aufgetischt wurde, wie beispielsweise hart gekochte Eier als Appetitanreger und ein paar Trauben, machte Lepidus seinen Gast auch mit dem Rest der versammelten bekannt. "Iunius, wenn ich dir sogleich meine treuen Klienten an meiner Seite ein wenig vorstellen könnte. Dies hier ist Lucius Petronius Crispus. Er ist erst seit kurzer Zeit in Rom, wo er nun sien Glück sucht und hat sich zuvor in Mogontiacum als Angehöriger des Ordo Decurium sehr verdient gemacht hat. Ein sehr aufgeweckter Geist, der auch Teil einer Abordnung für den Kaiser war, um die Erhebung Mogontiacums zu einem Municipium zu erwirken" Zumindest die Existenz der Abordnung war Silanus wahrscheinlich längst bekannt, da er über alle Vorgänge innerhalb des Palastes wohl bestens informiert sein musste. "Er ist ein sehr aufgeweckter Geist, der viel Potenzial hat und für Rom sicherlich noch viel erreichen wird", sprach er, wobei der Petronier hoffentlich nicht Rot anlief, wenn in seiner Gegenwart vor ihm so geschwärmt wurde. "Des Weiteren möchte ich dir Lucius Manlius Acidinus vorstellen, der einen Posten in der städtischen Verwaltung inne hat und sich bisher ebenfalls sehr verdient gemacht hat. Seine Vorgesetzten sind von seinem Pflichtbewusstsein sehr beeindruckt." An seine beiden Klienten gewandt, sprach Lepidus: "Dies ist Lucius Iunius Silanus, Procurator a libellis am Hofe des Kaisers. Wir haben während meines Vigintivirats sehr gut zusammengearbeitet, weshalb ich es sehr begrüße, dass er heute mein Gast sein kann." Damit bauschte der Tiberier ihr bisheriges Verhältnis natürlich ein wenig auf. Manlius, von Natur nicht gerade verschwiegen, begrüßte den Mann sogleich überaus interessiert: "Freut mich dich kennenzulernen Iunius. Procurator im Dienste des Kaisers zu sein, stellte ich mir als eine der größten Verantwortungen vor, die man übernehmen kann. Wie gelangt man eigentlich auf so einen Posten? Das war doch sicherlich sehr schwierig, oder?"

    "Du weißt mein Anwesen wahrlich zu würdigen, Iunius. Es wurde wahrscheinlich Zeit, dass es dich für ein paar Stunden beherbergen kann", gab der Tiberier eloquent zurück, während ein Sklave auch bereits den notwendigen Wein brachte.


    Anschließend wandte er sich an seinen gerade eingetroffenen Klienten, Petronius Crispus, dem er deutete, sich den bereits Anwesenden und Lepidus zu nähern. "Willkommen Petronius. Schön, dass du hier bist. Ich werde dir gleich einmal..." Iunius Silanus vorstellen, wäre wohl die Vollendung seines Satzes gewesen, doch da registrierte er plötzlich einen Gast, der sehr überraschend erschien: Tiberius Verus war doch tatsächlich in voller militärischer Pracht erschienen. Damit hatte er nun wahrlich nicht gerechnet. So wandelte er dann natürlich seinen Satz um und sprach stattdessen: "Ich nehme an, du erinnerst dich noch an Tiberius Verus?" Immerhin wurde er ja von diesem quasi zu ihm geführt. Neben seinem Klienten stehend, begrüßte er Verus natürlich persönlich und reichte ihm die Hand. "Was für eine positive Überraschung. Wie kommt es zu diesem plötzlich Besuch? Ich deute deine militärische Aufmachung als Erfüllung deines Wunsches?" Eine Nachricht vom Gelingen oder nicht Gelingen hatte Lepidus ja noch nicht erhalten. "Ich halte gerade eine Cena mit ein paar Freunden und Klienten ab. Wenn du magst, kannst du dich gern zu uns gesellen und über alles berichten - zumindest wenn deine Reise aus Mantua nicht allzu beschwerlich war und du dringend Erholung benötigst"


    Stesichoros


    "Sei gegrüßt, Lucius Petronius Crispus. Der Herr erwartet seine Gäste im Atrium. Solltest du deinen Diener nicht benötigen, führe ich ihn gerne in den Sklaventrakt, wo er sich mit der restlichen Dienerschaft, die nicht benötigt wird, ausruhen kann."

    Zitat

    Original von Lucius Petronius Crispus



    Stesichoros


    "Ja, bitte?", fragte der Ianitor, der natürlich nicht das Gesicht jedes einzelnen Klienten oder dessen Gefolge kennen konnte. Ob nun ein Gast für die heutige Cena oder nur jemand der einen Termin wünschte vor ihm stand, musste er erst in Erfahrung bringen.

    Der Tiberier blickte sich etwas verschwörerisch um, bevor er seiner Schwester etwas mit auf den Weg gab: "Wie ich noch hörte, haben sich direkt nach uns ein paar Matinier vorgestellt. Ein Mann und eine Frau. Die Frau etwas auffälliger durch ihre rote Tunika und ihr schwarzes Haar." Fast hätte man denken können, der Tiberier würde sich hier für eine der anwesenden Damen interessieren, doch die anschließende Erklärung zerschlug derartige Gedanken sicher gleich wieder. "Sie sehen mir nicht gerade arm aus, was mich zu der verwegenen Vermutung führt, dass sie womöglich näher mit Publius Matinius Agrippa zu tun haben, bekanntermaßen einem der reichsten, wenn nicht sogar DEM reichsten Römer unserer Zeit!" Hier kam Lepidus schon eher ins Schwärmen, wobei ihm jemand bestimmt seine Einfältigkeit vorgeworfen hätte, hinter dem Namen Matinius auch einen Verwandten eines anderen Matinius zu vermuten. Doch war hier nicht ohnehin nur die High Society eingeladen? Senatoren, Consulare und ihr Anhang? Da lag die Vermutung doch schon eher nahe, dass Dives hier nicht irgendwelche x-beliebigen Matinier eingeladen hatte, sondern auch welche, die zur oberen Schicht und damit vermutlich auch zu besagtem Agrippa gehörten. "Wenn du eine Möglichkeit siehts während der Feierlichkeiten mit ihnen ins Gespräch zu kommen, dann erkundige dich doch einmal nach ihrer Herkunft und ihrem Wohlstand. Vielleicht lassen sich auf dieser Hochzeit noch nützliche Verbindungen knüpfen." Fast musste es der Tiberier noch bereuen, dass er durch seine Pflichten hier so stark eingebunden war, aber womöglich taten sich ja auch noch für ihn später noch ein paar Freiräume auf.

    Für den Flavier mochte dies die erste Sitzung als pro magistro sein, doch Lepidus saß hier das allererste Mal überhaupt als Pontifex mit am Tisch. Die Nervosität war durchaus vorhanden, aber letztlich überwog der Gedanke, es endlich aus den Niederungen des Aedituus-Daseins herausgeschafft zu haben und nun selbst Einfluss auf das cultische Treiben in Rom zu haben. Erstaunlicherweise ließ er die Frage des Falviers auch überhaupt nicht liegen, sondern steuerte gleich ein wenig bei, immerhin hatte er sich im Vorfeld schon hier und da ein paar Gedanken gemacht. "Nun, meine Anliegen ließen sich sicher unter dem Punkt 'Zustand des stadtrömischen Cultus Deorum' unterbringen, aber da dieser Punkt sehr allgemein ist, möchte ich ihn gleich vorab mit ein paar inhaltlichen Aspekten füllen, die wir hoffentlich abarbeiten können: Ich selbst würde gern folgendes darunter diskutiert wissen: 1. Einschätzung der religiösen Stimmung in Rom, 2. Möglichkeiten den Kultus innerhalb der Bevölkerung lebendig zu halten, 3. Bestandsaufnahme über den baulichen Zustand der heiligen Stätten Roms." Das war er also - der erste Wortbeitrag des Tiberiers im Collegium Pontificum. So gewöhnlich, so formal und doch die sanfte Ankündigung eines Reformvorhabens, welches schon in seiner Zeit als Aedituus gewachsen war.


    Stesichoros


    Der Ianitor staunte nicht schlecht als er ein vertrautes Gesicht wahrnahm und letztlich auch einen Tiberier zu identifizieren meinte. Allerdings war der Ianitor durch die soldatische Aufmachung etwas verwirrt, war ihm doch nicht bekannt, dass derzeit jemand der Herren zum Militär gegangen war. So fragte er etwas unsicher: "Salve, bist du es, Tiberius Verus?"

    Etwas weiter voran ging der Ianitor und teilte Lepidus sogleich mit das Iunius Silanus angekommen sei. Das war wichtig, denn der Tiberier hatte ja noch keine Ahnung, wie dieser wohl aussehen mochte. "Sei mir gegrüßt, Iunius. Es freut mich, dass du meiner Einladung gefolgt bist und dich von deinen wichtigen Pflichten in der Kanzlei ein wenig lösen konntest. Das ist sicher nicht einfach. Darf dir einer meiner Sklaven einen Becher verdünnten Wein anbieten?" Sogleich tauchte einer von ihnen an der Seite von Lepidus auf, bewaffnet mit einer Kanne und einem Becher. "Natürlich werden dir meine Bediensteten auch jeden anderen Wunsch erfüllen. Fühl dich ganz wie zuhause." Und damit hatte er wohl erst einmal das Standard-Repertoire des fürsorglichen Gastgebers soweit es ging bedient.


    Ad
    Aulus Tiberius Verus
    Castra Legionis I Traianae Piae Fidelis
    Mantua, Italia


    Salve Verus,


    da ich bisher noch nichts von dir gehört habe, plagt mich natürlich die Neugierde, weshalb ich gern erfahren möchte, ob in der Legio I alles nach Wunsch verlaufen ist? Melde dich doch einmal und schildere deine Eindrücke. Ich hoffe sehr, dass du von den Offizieren eine standesgemäße Behandlung erhältst und unseren Namen alle Ehre machst.


    Sollte es dich irgendwann wieder nach Rom führen, so sei gewiss, dass du in der Villa Tiberia gerne empfangen wirst und dann freimütig von deinen militärischen Heldentaten berichten kannst.


    Vale bene.
    Lucius Tiberius Lepidus
    Villa Tiberia
    Italia, Roma



    Ad
    Lucius Petronius Crispus
    Insula XXI - Trans Tiberim
    Roma, Italia


    Salve Petronius Crispus,


    ich möchte dich gerne zu einer Cena in die Villa Tiberia einladen. Hin und wieder speise ich mit einigen meiner Klienten und Freunden, damit sie auch untereinander ein wenig Kontakt schließen können. Diesmal habe ich darüber hinaus noch einen besonderen Gast, welcher in der kaiserlichen Kanzlei beschäftigt ist und dementsprechend großen Einfluss innerhalb des administrativen Apparats des Imperators hat. Es würde sich für dich lohnen, ihn kennenzulernen, auf das dein Name vielleicht auf der Empfehlungsliste für die nächsten Standeserhebungen auftaucht.


    Ich kann dir also nur nahelegen zu dieser Cena, welche ANTE DIEM V KAL APR DCCCLXIV A.U.C. stattfindet, zu erscheinen. Kleide dich angemessen und präsentiere dich von deiner besten Seite.


    Vale bene.
    Lucius Tiberius Lepidus
    Villa Tiberia
    Italia, Roma



    Stesichoros


    Stesichoros war gerade zurückgekehrt, nachdem er die vorangegangen Gäste ins Atrium geführt hatte, als es auch schon erneut zu klopfen begann. Natürlich öffnete er - wie gewohnt - die Tür und dachte sich natürlich schon, dass es zu dieser Zeit wohl nur ein geladener Gast sein konnte. "Salve, bist du zur Cena geladen? Wie lautet dein Name?"

    Der Tiberier hatte heute zu einer netten Cena geladen. Ein paar wenige Klienten waren geladen - darunter auch der hoffnungsvolle Petronius Crispus. Ihm würde er heute ganz besonders auf die Finger schauen, um zu sehen, wie er sich wohl in Gesellschaft verhalten konnte. Neben ihm gab es noch einen weiteren Klienten, der bereits erschienen war und den der Tiberier freundlich im Atrium begrüßte. Es war Lucius Manlius Acidinus - ein Verwandter der Manlia, die sich als bevorzugte Freundin seiner Schwester Lucia etabliert hatte. Selbstverständlich verstand es sich, dass Lepidus den Mann, der zwar bedauerlicherweise aus einem plebejischen Zweig seiner doch recht bekannten patrizischen Familie stammte, unter seine Fittiche zu nehmen, wo sich Lucia doch für diesen Mann verbürgen konnte. Daneben war auch schon ein guter Freund aus alten Aedituus-Zeiten angekommen, nämlich Gaius Mucius Scaevola, der derzeit noch seinen Dienst im Quirinus-Tempel vollzog, dem er aber heute anbieten wollte sich für seine Einsetzung als Pontifex Minor einzusetzen.


    Gespannt war der Tiberier natürlich neben der Performance von Petronius Crispus auf den Bürokraten Iunius Silanus. Es freute ihn aber schon einmal sehr, dass er diese Einladung nicht ausgeschlagen hat, dabei konnte dieser Iunier sicherlich gar nicht wissen, wie kleinlich sich der Tiberier in diesen Angelegenheiten gebar und eine solche Absage sicherlich mit einem großen Verlust an Sympathiepunkten quittiert hätte - und das noch bevor sie sich überhaupt kennengelernt hatten. Neben diesen Gästen von außerhalb ließ er es auch den Familienmitgliedern offen, ob sie heute erscheinen wollten oder nicht.

    Offensichtlich hatte er heute das richtige Händchen für die richtigen Worte. Nicht gerade eine Selbstverständlichkeit, aber der Tiberier verfolgte die Reaktionen zufriedenen Gemüts. Allerdings hatte er damit seinen Vorrat an Schmeicheleien für heute wahrscheinlich schon aufgebraucht. Nicht, dass ihn hier noch jemand für einen Unterwürfigen hielt, dessen Komplimente man sich nur allzu leicht verdienen konnte. Das war eben der Nachteil, wenn man aus einer grundlegend desinteressierten Haltung heraus, die höfflichen Standards wahren wollte. Bei dieser Art Schauspielerei trug man dann manchmal doch etwas zu dick auf.


    Scato war natürlich kein Vorwurf zu machen, dass Lepidus erst so spät eine Einladung in seine heimische Villa erhalten hatte - noch dazu nicht gerade exklusiv. In Anbetracht der Tatsache, dass sie sich erst ein einziges Mal in den Thermen begegnet waren, war dies wohl verzeihlich. Als die Flavia dann aber tatsächlich auf sein Angebot einzugehen schien, zeigte sich der Tiberier besonders interessiert - immerhin ging es um sein ureigenes Metier: "Ich helfe natürlich, wo ich kann, denn schließlich ist es für mich auch eine Pflicht in meiner Funktion als Pontifex." Mit letzterem relativierte er natürlich die Hilfe in dem Sinne, dass er nicht alles aus reiner Wohltat und Menschenliebe tun würde, aber am Schluss war dies wohl der Hauptgrund, dass er so freimütig seine Hilfe anbot - schlicht, weil er nun einmal Pontifex war und der Dienst an den Göttern über alles ging. "So würde ich natürlich gern erfahren, was diese Gelegenheit ist, bei der ich dich unterstützen kann? Selbstverständlich können wir dies auch zu einem anderen Zeitpunkt in Ruhe ausführlicher erörtern." Da der heutige Tag ja auch ein gewisses Programm vorsah, war es vielleicht nicht das schlechteste, wenn man größere Absprachen in Bezug auf die Götter in einem gesonderten und ruhigen Rahmen vollzog. Aber das hing natürlich auch vom Umfang des Anliegens ab. Der Tiberier eröffnete erst einmal diese Möglichkeit - wohl auch, um sich eventuell auch längerfristig einen Zugang zur Villa Flavia und deren einflussreiche Persönlichkeiten zu sichern, wofür diese Art von Vorwänden geradezu ideal zu sein schienen.

    "Hab ich das gesagt?", der Tiberier zog seine rechte Augenbraue etwas nach oben und blickte seinen Klienten skeptisch an. Er konnte sich nicht wirklich erinnern, aber das war nur allzu natürlich, denn Lepidus redete viel, wenn der Tag lang war und meist waren es dann auch noch irgendwelche Floskeln, die er kaum alle in Erinnerung behalten konnte. "Meine nächsten Schritte lauten: Ein Zusammentreffen mit meinem Patron für uns beide arrangieren und Kontakt mit jemandem aus der kaiserlichen Kanzlei suchen. Dein nächster Schritt liegt in der Überschreibung des Grundstücks", fasste er noch einmal kurz zusammen. "Ansonsten habe ich gerade nichts für dich, aber vielleicht fällt mir zur nächsten Salutatio noch etwas ein. Bis dahin: Mach dich mit Rom vertraut, begib dich in die Thermen, knüpfe Kontakte, bilde dich. Ich werde dich auf dem Laufenden halten, was meine Fortschritte angeht." Bei den Aufgaben, die er hatte, konnte ihm sein Klient kaum weiterhelfen und er war auch etwas zu erschöpft von all dem Trauben essen, als dass er sich ein großes Unterhaltungsprogramm hätte ausdenken können.

    Sie war also ebenso auf der Hochzeit seines Freundes Dives. Es wunderte Lepidus allerdings nicht, dass er von ihr keine Kenntnis genommen hatte. Schließlich hatte er das Gefühl, dass halb Rom zu dieser Feierlichkeit eingeladen war. "So ist es. Ich kümmerte mich um die traditionelle Eingeweideschau, die für das Paar zum Glück so positiv ausgefallen war" Mit wenigen Einschränkungen, wie er sich noch einmal zurückerinnerte. "Ich dachte bereits, ich wäre kaum zu erkennen, wenn ich meine rituelle Kopfbedeckung trage, aber dies spricht zweifellos für deine gute Auffassungsgabe" Obwohl durch den Apex sein Gesicht nicht wirklich verdeckt war, aber durch das fast völlige Verbergen seiner Haare, hatte der Tiberier doch schon den eitlen Eindruck, dass sein Aussehen unter dieser Haube ziemlich vom Normalzustand abwich. Weiterhin wusste der Tiberier nicht, dass diese Beobachtung und Erinnerung eher von der Sklavin, als von der Patrizierin selbst stammte, aber wozu waren Sklaven schließlich da, wenn sie nicht als verlängerter Arm und erweiterter Geist des eigenen Selbst taugten? "Ich freue mich stets, wenn Hochzeiten unter strenger Einhaltung der notwendigen Riten eingehalten werden. Heute ist das leider nicht mehr ganz so selbstverständlich wie vor 200 Jahren", gab er ganz pontifical und lehrmeisterlich von sich und lächelte anschließend freundlich über das erneute Kompliment von Scato. "Ich weiß natürlich nicht, ob ich tatsächlich die erste Person bin, die man ansprechen sollte. Doch wie ich dem strahlenden Wahlsieger bereits anbot, so gilt natürlich auch für dich, Flavia, dass du dich in rituellen Fragen und Auskünften über die Götter jederzeit an mich wenden kannst." Ein Angebot, welches er nur allzu selbstverständlich aussprach.

    "Die Salii Collini? Ausgezeichnet. Dann werden wir sicher das ein oder andere Mal gemeinsam unseren rituellen Tanz aufführen, denn ich bin bei den Salii Palatini untergekommen" Zumindest traf dies auf diejenigen Feierlichkeiten zu, die von beiden Sodalitäten begangen wurde. Überhaupt hatte der Tiberier schon einmal darüber nachgedacht, ob man die Sodalitäten nicht hin und wieder zum gemeinsamen Training zusammenführen könnte, doch bevor er dies überhaupt anschneiden konnte, tauchte auch tatsächlich bereits die besagte Flavia auf. Er blickte sie fürs erste nur sehr kurz an - kein umfangreiches Mustern, lediglich, was er brauchte, um vielleicht das ein oder andere nette Begrüßungskompliment zum Besten zu geben. Er sah stattdessen schnell wieder zu Scato, der seine Vorstellung begann. 'Aufstrebender Mann' schmeichelte ihm natürlich sehr. Erst als Scato seine Vorstellung beendet hat, wandte er seine Augen der Flavia zu. Was sollte es denn jetzt werden, was er lobpreiste? Tunika? Haare? Make up? Haare! Natürlich die Haare! "Reizend ist tatsächlich ein treffender Ausdruck...", sprach er in Anlehnung an Scatos Worte. "...während das einzig passende Wort für diese wunderschöne Frisur wohl nur 'atemberaubend' sein kann. Sei mir gegrüßt, Flavia Domitilla. Es ist mir eine Freude dich kennenzulernen" Ein Blick in die Augen und ein dezentes Lächeln - fertig war die Heuchelei. Lepidus hatte natürlich nicht den blassesten Schimmer von Frisuren. Alles, was er darüber wusste, war, dass seine Schwester immer so unheimlich gern für ihre Haare gelobt werden wollte. Das war sicher bei allen anderen Frauen nicht anders. Überhaupt hätte der Tiberier Schönheit nicht einmal erkannt, wenn man ihn mit dem Finger darauf verwiesen hätte. Aber gewisse Umgangsformen konnte man ja zum Glück einstudieren, auch wenn sich dadurch nicht immer vermeiden ließ, dass Lepidus häufig eher kühl distanziert statt brennend fasziniert wirkte.