Beiträge von Lucius Tiberius Lepidus

    Verzeichnis der Straßen und Plätze Roms
    und der Grad ihrer Verschmutzung


    Hauptstraßen



    Nebenstraßen und Plätze in den Regionen




    *Die Straßenverortung bildet nicht immer die gesamte Strecke einer jeweiligen Straße, sondern bezeichnet ledigliche einen Reinigungsabschnitt, der zur Orientierung dient.
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    Stand: ANTE DIEM VI ID FEB DCCCLXIV A.U.C. (8.2.2014/111 n.Chr.)

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    Lepidus sah zufrieden, dass das Geschenk offenbar seine Wirkung nicht verfehlt hatte und es ganz genau begutachtet wurde. Soweit dies der Tiberier beurteilen konnte, handelte es sich auch nicht einmal um ein vorgespieltes Dankeschön. Er war es einfach schon zu sehr gewohnt, dass man in seiner Umgebung alles nur noch vorheuchelte. Doch nicht nur das! Jetzt bekam der Tiberier tatsächlich die verbalen Streicheleinheiten, nach denen sein Ego sich im Senat schon so sehr gesehnt hatte. Dazu noch ein paar tröstende Worte, dass er sich nun nicht mit Kriminalfällen, sondern mit der Straßensäuberung beschäftigen musste. "Ich nehme es als Herausforderung. Die Worte eines Consuls von Rom sollten Ansporn genug sein. Ich bin mir sicher, unsere Wege werden sich noch das eine oder andere Mal kreuzen." Ob dies noch an jenem Tage sein würde, war in Anbetracht des Gästeaufkommens natürlich nicht wahrscheinlich. Aber sollte Lepidus seinen Weg weiter durch den Cursus Honorum schreiten, so war dies sicherlich mehr als eine Prophezeiung. Er erwiderte das freundliche Nicken des Consuls und machte für die nächsten Gratulanten Platz. Lepidus würde noch ein wenig bleiben, um sich umzuschauen, vielleicht noch etwas Wein abstauben und den ein oder anderen netten Plausch führen, bevor er sich wieder um andere Dinge zu kümmern hatte.

    OFFICII QUATUORVIRI VIIS IN URBE PURGANDIS
    LVCIVS TIBERIVS LEPIDVS


    Die Quattuorviri viis in urbe purgandis (auch Quattuorviri viarum curandum genannt) sind für die Sauberkeit der Straßen Roms unter der Oberaufsicht der Aediles verantwortlich. Bürger können sich an die Quattuorviri wenden, wenn sie Beschwerden bezüglich der Sauberkeit eines bestimmten Bereiches der Stadt haben, wenn sie Haus- oder Betriebsbesitzer anzeigen wollen, die vor ihrer Tür nicht für Ordnung sorgen oder ein sonstiges Anliegen vorbringen möchten, welches die Reinlichkeit der römischen Straßen betrifft.


    Durchgeführte kleine Kampagnen


    Alles Gute kommt von oben (Der Fensterwurf)
    Part I: Der zerbrochene Krug
    Part II: Die erboste Praefecta
    Part III: Die Beschwerde bei den Quatuorviri
    Part IV: Die Verhängung der Geldstrafe
    Part V: Das verzweifelte Gesuch
    Part VI: Ersuch um Verhaftung


    Die dreckige Stadt
    Part I: Verschmutzungen in der Casa Sergia und Casa Iulia sowie vor der Villa Flavia Felix
    Part II: Rundgang der Quatuorviri
    Part III: Überprüfung der Casa Sergia
    Part IV: Überprüfung der Casa Iulia


    Ermittlungen zur Verschmutzung vor der Villa Flavia Felix
    Part I: Tat und Entdeckung
    Part II: Nachricht an die Quatuorviri
    Part III: Ermittlungen an der Porta Quirinalis
    Part IV: Die frohe Botschaft


    Die Kaiserschmähungen an den Wänden Roms
    Part I: Die Taten am Iuppiter-Tempel, der Curia, vor dem Palast und anderswo in Rom
    Part II: Die Meldung an die Kanzlei und die Übernahme von Kompetenzen
    Part III: Die Bestätigung von der Kanzlei
    Part IV: Vorbereitung der Säuberung
    Part V: Ausgeführte Aufträge der Quatuorviri am Iuppiter-Tempel, der Curia und anderswo in Rom

    Lepidus war wohl weit davon entfernt zu den Bekannten oder gar Freunden des gewählten Consuls zu zählen, doch offenbar verschaffte ihm seine erfolgreiche Wahl diese Einladung, wie wahrscheinlich auch sämtliche anderen Magistrate eine solche erhalten hatten. Der Tiberier konnte sich also fern davon fühlen, hier besonders bedacht worden zu sein. Im Grunde war dies eine reine Formalität - eine für die er sich gern einfach krank gemeldet hätte. Aber der Anblick einer nett geschmückten Casa und das Abstauben von ein paar Köstlichkeiten, konnten doch selbst einen Patrizier noch vor die Tür locken.


    Und ja, wenn Lepidus einmal kurz darüber nachdachte, dann wusste er letztlich auch, dass eine Aufwartung beim Consul nun einmal etwas war, was die Pflicht gebot. Ein Consul Roms verdient nun einmal den größten Respekt - sei er nun ein Decimer oder kein Decimer. Irgendetwas schien dieser Mann auch tatsächlich richtig gemacht zu haben, denn trotz der Kritik an ihm und seiner Familie, trotz den Verbindungen, denen man ihnen zum Regime des Usurpators, dessen Name nicht genannt werden darf, nachsagen konnte, hatte er es tatsächlich geschafft, eine Mehrheit im Senat hinter sich zu bringen. Wohl wahr! Dieser Mann dort mit seinem glänzenden Purpursaum, wie ihn Lepidus bereits von weitem unter den vielen Gratulanten sehen konnte, hatte tatsächlich Geschick bewiesen. Das machte die ganze Sache nicht unbedingt viel besser und erst recht machte es nichts vergessen, aber man musste sich der geballten Kraft des Faktischen beugen. Tja, und da galt es für Lepidus nur gedanklich zu wiederholen: Der Mann war jetzt nun einmal Consul.


    Gerade beobachtete er noch, wie Livianus jemanden sorgsam umarmte. Da konnte es sich wohl nur um einen Verwandten handeln, denn Lepidus selbst verspürte keine allzu große Lust auf derartigen Körperkontakt und hoffte deshalb, dass hier nicht jeder Gratulant so inniglich bedacht wurde. Geduldig musste der Tiberier nun warten, bis die Bahn endlich frei war. In Fokussierung auf den Senator Livianus war ihm darüber hinaus gar nicht aufgefallen, dass Aquila auch zugegen war. Derjenige, mit dem er fast in ein und demselben Collegium gedient hätte, wenn nicht ein Wink des Schicksals dies noch verhindert hätte. Lepidus hatte auch schon ein paar nette Standardworte für den Consul vorbereitet und auch noch das obligatorische Anstandsgeschenk mitgebracht. Wie hat sich nicht schon Cicero über all die netten Kleinigkeiten gefreut, die man ihm bereitete, als er endlich Consul war und ein jeder sich bei ihm beliebt machen wollte. Eine Unsitte, denn zu verschenken hatte der tiberische Römer nicht einmal Anerkennung. Doch in diesem Fall war seine Gabe wenigstens ein wenig kreativ, wie er fand.


    Nun war es dann endlich auch soweit und der Tiberier trat hervor. "Salve, Consul Decimus. Es grüßt dich Lucius Tiberius Lepidus, amtierend im Kollegium der Quattuorviri viis in urbe purgandis." Diese Vorstellung hielt der Tiberier noch für notwendig. Wer wusste schon, ob sich ein Senator jedes Gesicht eines Kandidaten für das Vigintivirat merken konnte? Aber in seinem Fall standen die Chancen eigentlich gar nicht so schlecht, wenn man bedachte, dass er sogar ganze zwei Mal in der Curia reden durfte. "Lass mich dir zu einem Wahlerfolg und deinem nun erfolgten Amtsantritt meine herzlichsten Glückwünsche ausrichten. Ich darf dir auch die freundlichsten Gratulationen meiner Familie ausdrücken. Im Namen der Tiberii Ahalae möchte ich dir folgendes Geschenk zum Beginn deines Consulats überreichen." Es trat ein Sklave des Tiberiers hervor, welcher ein Tablett in der Hand hielt, worauf sich ein schlanker, aber dafür etwas höherer Gegenstand unter einem Tuch verbarg. Geschwind wurde er vor des Consuls Augen enthüllt und es präsentierte sich die anmutige Gestalt der Minerva - unschwer zu erkennen an der kleinen Eule, die ihr Gesellschaft leistete, dem Olivenkranz und dem erhobenen rechten Arm als Zeichen der Belehrung. "Mir scheint für dein Consulat brauchst du die Präsenz der Hüterin des Wissens, den bedachtes Handeln ist in diesen Tagen gefragter denn je. Möge die Weisheit der Minerva dich während deiner Amtszeit leiten und dir stets präsent sein. Die Statue ist - ganz traditionell - aus gutem soliden Terrakotta gefertigt, einem Stoff, den unser aller Vorfahren bevorzugten und jene sollen dir Vorbild sein für alles, was du im kommenden Jahr anpackst - auf dass du deinen Platz als ein beispielhafter Bewahrer der römischen Tugenden in der Geschichte einnimmst." Die Tatsache, dass Lepidus so günstige Materialien wie Terrakotta bevorzugte, zeichnete ihn als beständigen Traditionalisten aus. Denn aus Armut hatte der Tiberier sicher nicht darauf zurückgegriffen. Ihm war die inflationäre Verwendung von Marmor, Silber und Gold bei der Fertigung von Götterebenbildern ein Greul. Andererseits hatte dies natürlich gleichsam den Vorteil, dass er für den Consul keine Unsummen ausgeben musste. Dann hätte er sicherlich noch ewig hin und her überlegen müssen, was denn nun am angemessensten war. So war es natürlich deutlich einfacher. Er erläuterte das einfach durch ein paar Worte und dann hatte das Ganze eine noch stärkere Bedeutung, als dies alles Gold vermochte - auch wenn viele Prunksüchtige wohl sicher nichts mit der Anknüpfung an die geradezu primitiv wirkenden Ahnen anfangen konnten. "So noch einmal unter den weisen Augen Minervas: Meine Glückwunsche, Consul Decimus." So war‘s denn erst einmal hinter ihn gebracht. Möge der Tag doch weiterhin so angenehm ruhig verlaufen.

    Was dem einen kalten Schauer über den Rücken jagte, erfüllte den anderen mit Stolz. So erhob sich Lepidus nach der Aufforderung des Aureliers und ließ seinen Blick über die Anwesenden schweifen, ehe er mit dem Reden begann. "Wie von Senator Aurelius bereits erwähnte, ist mein Name Lucius Tiberius Lepdius. Ich stamme aus der Linie der Tiberii Ahalae und bin der Vetter des euch wahrscheinlich bekanntesten Mannes dieser Linie, Manius Tiberius Durus, der leider nicht mehr unter uns weilt." Ein kurzes betretendes Schweigen. "Die unruhigen Zeiten, die hinter uns liegen und uns wohl noch lange beschäftigen werden, machen es notwendig, dass den kultischen Handlungen ganz besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden muss. Die Traditionen müssen aufrechterhalten und gepflegt werden und wenn dies nicht in besonderer Weise für die Salii Palatini gilt, für wen dann? Den Schild zu bewachen, der von Mars persönlich gesandt wurde, ist eine der höchsten Pflichten, die wir haben, denn mit der Bewahrung jener himmlischen Waffe bewahren wir gleichsam die Macht und Größe Roms. Der Tragweite dieser Aufgabe bin ich mir äußerst bewusst. Nicht zuletzt deshalb ist es zu begrüßen, dass nur edle Männer von edler Herkunft mit dieser Aufgabe betraut werden können. Mit Stolz würde ich gemeinsam mit euch die ancila tragen und meinen Beitrag leisten, die großen Feiertage des Martius und October zu organisieren, die schon seit Numa von so langer Beständigkeit sind. Denn diese Beständigkeit ist es, die wir brauchen. An meiner pietas zweifelt nicht, denn ich diene den Göttern schon seit langem als Aedituus im großen Iuppiter-Tempel auf dem Capitol; an meiner Eignung zweifelt nicht, denn alle formalen Voraussetzungen bringe ich mit, um ein Salier zu werden; an meiner Ernsthaftigkeit im Umgang mit dem Kult zweifelt nicht, denn mein Handeln wird stets geleitet im Sinne des Stammvaters Mars und des geheiligten Numa." Nun war es heruntergeredet. Wie viele derartige 'Kandidatenreden' hatte er wohl in seinem Leben noch zu halten? "So bitte ich euch um Kooptation."

    Jedes einzelne Wort wollte sich der Tiberier auf der Zunge zergehen lassen, nachdem Aquila von ihm nun mit der geballten Kraft des Faktischen konfrontiert wurde. Wie würde er sich wohl verhalten? Eine aufkommende Wut würde wohl auf ein gewisses Temperament deuten, wie es auch die berühmten hispanischen Pferde haben. Aber das hielt Tiberius nicht für wahrscheinlich. Noch eher konnte er sich eine ausgefeilte Rechtfertigung vorstellen, weshalb doch gerade die Decimer in diesen Tagen nicht zurückstecken dürften, um sämtliche Zweifel auszuräumen, die eventuell ihnen gegenüber gehegt wurden. Stattdessen bewies Aquila, dass er schon lange genug unter Politikern weilte, um zu wissen wie man etwas sagte, ohne tatsächlich etwas zu sagen. "Gut, dass du so denkst", sprach der Tiberier nun, als hätte der Decimer ihm völlig zugestimmt. "Über so etwas muss man nachdenken und sich für eine Entscheidung ausreichend Zeit nehmen, auch wenn eine Kandidatur dann noch die ein oder andere Wahlperiode warten muss. Ausgesprochen weise von dir." Dabei interpretierte Lepidus die Worte seines Gegenübers natürlich so frei wie es nur ging, während er sich lächelnden Ausdrucks freute, dass er seinen Punkt recht präzise setzen konnte. Denn auch das Ausweichen einer bestimmten Thematik war ja ein Zeichen, dass er hier durchaus einen Treffer gelandet hatte. Überaus lustig und dazu passend fand er auch, dass Lucia auch noch eine weitere kleine 'Stichelei' gegenüber den Decimer platzierte, die sich aus dem Gespräch mit dem Senator entwickelte. Dass sie selbst das vielleicht nur als einen unschuldigen Scherz auffasste, war dem Tiberier nicht bewusst - er ging von einem flankierenden Kommentar aus, was den Decimer gleich noch mehr aus der Reserve locken sollte. Ach, welche gute Auffassungsgabe seiner Schwester doch hatte, so dachte der Tiberier - berechtigt oder unberechtigt.


    Interessiert blickte er abwechselnd auf seine Schwester und den Duccier, wobei er nicht alle Details des Gesprächs mit angehört hatte. Er freute sich, dass Lucia ihren gesellschaftlichen Pflichten nachkam und hier für eine wenig lockere Konversation sorgen konnte. Als es natürlich um ihn selbst und seine möglichen Aussichten für seine Schwester ging, spitzte er die Ohren und schaltete sich natürlich recht hochtrabend ein. "Lucia wird einmal die Frau eines sehr edlen Mannes. Das steht außer Frage. Bei einer so guten Partie, die neben ihrer guten Herkunft auch noch mit Schönheit und Intelligenz aufwarten kann, muss der Kreis der Bewerber aber wohlerwogen sein. Keine leichte Aufgabe, doch ich bin sicher, es wird sich jemand finden, der dem gerecht werden kann." Solange er doch nur genug Macht und Einfluss besaß, wie Lepidus gedanklich die Hände reibend, am liebsten hinzugefügt hätte. Schönheit und Intelligenz waren da nur weitere behilfliche Merkmale, um das Ergebnis noch vielversprechender zu machen. Lepidus dachte in solcherlei Beziehung weniger an das Erhabene und Bewundernswerte dieser Attribute, als vielmehr an das Nützliche - vor allem für sich selbst, wie sich verstand.

    Auf die Idee, dass der Tiberier irgendetwas mit der längeren Wartezeit zu tun haben könnte, kam er überhaupt nicht. Und so erschien er ebenso ungeduldig (und mit neuer Frisur) zur letztlichen Vereidigung, wie wohl alle anderen auch. Er glaubte auch kaum, dass sich der Antritt aller Magistrate verschieben konnte, nur weil man sich bezüglich eines einzigen kleinen Viginitivirs nicht einigen konnte. Abgesehen davon dachte er, dass die Senatsdebatte ohnehin nur über zwei Tage gelaufen sein konnte. Doch die Zeit scheint eine äußerst relative Variable zu sein, vor der sich wohl selbst das ein oder andere mächtige Decretum so manches Mal beugen muss.


    Ego, Lucius Tiberius Lepidus hac re ipsa decus Imperii Romani me defensurum, et semper pro populi senatuque imperatoreque Imperii Romani acturum esse sollemniter iuro.


    Ego, Lucius Tiberius Lepidus officio Quattuorviri viis in urbe purgandis Imperii Romani accepto, deos deasque imperatoremque Romae in omnibus meae vitae publicae temporibus me culturum, et virtutes romanas publica privataque vita me presecuturum esse iuro.


    Ego, Lucius Tiberius Lepidus Religoni Romanae me fauturum et eam defensurum, et numquam contra eius statum publicum me acturum esse, ne quid detrimenti capiat iuro.


    Ego, Lucius Tiberius Lepidus officiis muneris Quattuorviri viis in urbe purgandis me quam optime functurum esse praeterea iuro.


    Meo civis Imperii Romani honore, coram deis deabusque Populi Romani, et voluntate favoreque eorum, ego munus Quattuorviri viis in urbe purgandis una cum iuribus, privilegiis, muneribus et officiis comitantibus accipio.

    Da hätte er doch schwören können, den aus Erzählungen bereits bekannten Lenker bereits auf der Rennbahn gesehen zu haben. Oder verwechselte er diesen mit Oxtaius? Wie dem auch sei. Den Experten hier vor Ort war wohl in Sachen Wagenrennen mehr zu glauben, als der eigenen Erinnerung. "Ich glaube, wir wollen uns in jedem Fall diesen Tanco ansehen und sind gern auch bereit zu warten, bis er auf der Strecke ist." Die Katze im Sacke wollte man ja nicht kaufen und Aquila würde den Mann schon entsprechend mustern. Lepidus selbst hatte heute auch nichts Großartiges mehr vor, weshalb er auch etwas länger auf der Rennbahn verbringen konnte.


    Sim-Off:

    Kann mit der Suche der Veneta zusammengelegt werden.

    Lepidus nahm es sehr positiv auf, dass sein Gegenüber der Frage eine sehr umfangreiche Antwort widmete. Das große Ganze wurde mit jeder Aussage ein wenig deutlicher. Die Momente der Gefahr, der Unsicherheit und des glücklichen Überlebens - diese Momente wurden vielfach geteilt. Der Tiberier nahm ebenso wohlwollend zur Kenntnis, dass der Flavier deutlich von einer Ermordung seines Vetters sprach und nicht etwa von einem Selbstmord oder von ungeklärten Umständen seines Ablebens. Selten betonte jemand diese rein Wahrheit so deutlich. Bei der längeren Erwähnung des Decimus wurde Lepidus jedoch ein wenig stutzig. Der einstige Praefectus Praetorio eines Usurpators hielt seine schützende Hand über den Flavier? Dies war kaum mit dem bisherigen Bild, was er von diesem gewonnen hatte, kaum zu vereinbaren. "Nun, ich bin doch sehr überrascht über deine freundschaftlichen Verbindungen zu jenem Decimer, der bekanntlich dem Vescularier bis zuletzt die Treue hielt. Leider fällt es mir auch schwer zu glauben, dass ihm die Machenschaften des Usurpators nicht gleichgültig gewesen seien, wenn man doch auf die verleumderischen Worte blickt, die er über die Acta verbreiten ließ. Eine Infragestellung der Proskriptionen kann ich ihm nach derlei Handlungen wohl nicht im Geringsten nachsagen." Freilich war vor allem in jener Veröffentlichung von keinem Flavier die Rede, sondern in erster Linie wurden ein Tiberier, ein Vinicier und Palma selbst zur Verantwortung gezogen. Man mochte sich seinen Reim darauf bilden, warum nicht auch andere unter die ganz offensichtlich willkürlich gewählten 'Verschwörer' gezählt wurden. Wahrscheinlich war es leichter konkrete Feindbilder in weniger Personen abzubilden und von daher konnte sich Lepidus wohl nur geehrt fühlen, dass auch sein Vetter dazu zählte. Die Tat des Decimus blieb dennoch - auch wenn Lepidus sie in Anbetracht dessen, dass er hier offenbar einen engen Freund desselbigen vor sich hatte, relativierte. "Aber es scheint ihm in gewissem Maße zur Ehrrettung zu gereichen, wenn er dir Schutz gewährte. Es ist wohl nur zu bedauern, dass deine Bemühungen, ihm die Wahrheit aufzuzeigen nicht gänzlich gelang. In jedem Fall kann ich dich wohl nur beglückwünschen, dass du all dies überstanden hast." Mehr blieb ihm in dieser Hinsicht nicht zu konstatieren und mehr blieb dieser Geschichte wohl auch nicht hinzuzufügen.


    "Jeder Entschluss für einen Neuanfang bedarf wohl auch einer gewissen Vorbereitung. Noch sind wir in einer gewissen Übergangszeit zwischen nicht mehr und noch nicht. Doch es hängt wohl nicht weniger von unser aller Willen ab, wie lange diese Zeit braucht. Ich selbst werde jedenfalls versuchen meinen Beitrag dazu zu leisten und mich im Senat mit Vernunft und einem - der Situation angemessenen - versöhnlichen Ton ausdrücken." In der Tat sollte in der Betonung des "Wir" auch ein gewisses Element in der Kandidatenrede des Tiberius mit anschließender Befragung liegen, die diesem Vorhaben Rechnung trug - auch wenn dies natürlich immer noch keine 'Überzeugungstäter' mit einschließen musste.

    Überrascht blickte Tiberius in die Runde. Hatte man ihn nicht gerufen, um ihn noch einmal befragen zu können? Doch offensichtlich hatte er mit seinen Worten bereits alles abgeräumt, was an Diskussionspunkten offen war und dies auch noch klarerweise ohne dabei seine Meinung zu ändern. Für das bisschen hätte man ihn auch um eine schriftliche Stellungnahme bitten können... Vielleicht waren die Senatoren aber auch einfach enttäuscht, dass der Tiberier gleich jeden Streit im Keim erstickte. Der Durst zu streiten war stärker als der Hunger nach Frieden. Das brachte die weisen Herren natürlich alle um ihre Chance der Profilierung. Tiberius konnte nur erneut dem Senator Aelius zunicken und sich dankbar für dessen erneut netten Worte zeigen - wie ernst sie nun auch immer gemeint waren.


    Die Verwunderung über das Schweigen konnte kaum größer sein. Anstatt ihm allein schon dankbar zu sein, dass er sich herabgelassen hatte für die Tresviri zu kandidieren, sich dann auch noch weiter herabließ, für diesen Wunsch den Kampf nicht aufzunehmen und sogar die Ansicht derjenigen zu bestärken, die ihn zum Verantwortlichen für die Straßenkehrung machen wollten, blickte er nun ausschließlich in stille Gesichter. Brach hier denn niemand in Jubelstürme aus für seine Kompromissbereitschaft? Lepidus hatte doch wenigstens mit etwas Applaus für seine diplomatische Haltung, seine Demut und seine ach so schlüssige Erklärung erwartet, die der junge naive Patrizier natürlich über alle Maßen logisch fand, doch es folgte nichts... Gerade der designierte Consul hätte doch durchaus mit ein paar schmeichelnden Worten reagieren können, wie dies sich Lepidus in seiner Traumwelt nun einmal vorstellte, schließlich musste dieser doch noch am ehesten die Handlungen des Lepidus verstehen, würde er doch ebenso gezwungen sein, Kompromisse in Anbetracht seiner vielen Gegner im Senat eingehen zu müssen, um den Frieden zu bewahren. Das wäre es doch gewesen: Ein Lob vom künftigen Consul persönlich, doch leider ebenso nur das nötigste, was man sich an Worten abringen konnte... Dieses ganze Opfer sollte sich am Ende noch als völlig wertlos herausstellen. Das war zwar zu befürchten, aber die Hoffnung lag für den einfältigen jungen Mann doch auf einem anderen Ergebnis. Nein, der Tiberier war wahrlich noch kein Kenner der Politik und auch die Logik des Senats blieb ihm geradezu ein unendliches Rätsel. Vielleicht spürte man hier die Nachteile seines nicht-absolvierten tirocinium fori, denn mit einem solchen hätte er die Gedanken der Politiker vielleicht doch ein wenig besser verstehen können. Nun war dagegen das große Fragezeichen über seinem Kopf förmlich sichtbar. Würde hoffentlich nur bald die Abstimmung eingeleitet, damit diese peinliche Szenerie sobald wie möglich ein Ende nehmen konnte.

    Ein etwas enttäuschendes "Hmpf..." kam dem Tiberier dann schon über Lippen, als er von der religiösen Armut dieser Insel hörte oder dass Aquila zumindest nichts dergleichen kannte. "Ich merke jetzt schon, wie sehr ich mein geliebtes Capitol vermisse..." Aber gut, immerhin gab es wohl die ein oder andere nette Geschichte, wodurch man sich ein wenig die Zeit vertreiben konnte. Was der Decimer dann aber zu Calena und Flaminia zu sagen hatte, versetzte ihn sicherlich in Erstaunen? "Nichte und Großnichte des Triumphators? Herrje Lucia, haben Sie das gar nicht erwähnt, als sie bei uns zu Gast waren?" DAS hätte sich Lepidus doch wohl sicherlich gemerkt. Dass die beiden so nah mit Meridius verwandt waren, konnte ja nur Vorteile für die Tiberii haben. Da hatte sich der gute Verus doch eine bessere Partie gemacht, als es Lepidus anfangs vermutet hätte. "Und ja...", beantwortete er die Frage des Decimus "Sie sind in Rom und wenn ich mich recht entsinne wollten sie sobald wie möglich ihrer Verwandtschaft einen Besuch abstatten. Scheint, als könntest dich schon einmal auf ein freudiges Wiedersehen einstellen." Tja, und bei all dem hätte er fast unterschlagen, dass Aquila gleich noch seine eigene beeindruckende Herkunft bekannt gab. "Erstaunlich, dass wir hier auch noch einen direkten Abkömmling des großen Maximus Decimus Meridius vor uns haben. Kein Wunder, dass du jede Gelegenheit nutzt, um Heldentaten zu vollbringen..." sprach er immer noch anspielend auf die Schwimmaktion. "...das sind schließlich große Fußstapfen, in die du trittst."

    Sehr beeindrucken, dass der Duccier sogleich zwei Tirocinii absolvierte und dann auch noch bei einem Aurelier. Wie hatte es der amtierende Aedil nur geschafft bei einem doch nicht allzu unbekannten Patrizier seine praktischen Lehren zu erhalten? Nun gut, der Tiberier nickte erst einmal nur und nahm dies interessiert zur Kenntnis. Auf den consularischen Patron würde Lepidus vielleicht aber noch zu einer späteren Gelegenheit Bezug nehmen.


    Während Lepidus es doch vorzog nur kleine Schlucke wohliger Getränke über eine lange Zeit verteilt zu sich zu nehmen, da er bei seinem Körperbau ohnehin nicht gerade dazu neigte, ein besonders viel vertragender Trinker zu sein, blieb wohl abzuwarten, wie der Rest diese Met wohl vertragen würde. Allzu schnell wollte sich der Tiberier an diesem Abend nicht benebeln lassen. "Die Umstände werden es rechtfertigen", gab sich der Tiberier sicher. "In jedem anderen Fall hast du natürlich recht und ich bin kein geringerer Anhänger traditioneller Wege. Sobald Rom wieder ausreichend zur Ruhe gekommen ist, werden diese Wege auch wieder beschreitbar sein - auch von jenen, die durch die Ereignisse gewaltsam von ihnen abgebracht wurden."


    Dass dagegen beispielsweise der Decimer diese Kontinuität deutlich leichter vollziehen konnte, war für Lepidus vollkommen klar. Auch wenn er sicher nicht viel für die Taten manch anderer Teile seiner Familie etwas konnte, so konnte er doch die letzten Jahre sicherlich deutlich unbeschwerter Leben und sich in Ruhe auf seine politische Karriere vorbereiten, während dies Lepidus weitgehend verwehrt war. Interessant, dass dieser dann auch gleich ins Thema einstieg. "In der Tat ist es meine feste Absicht im nächsten Jahr für das Viginitivirat zu kandidieren. Für mich gibt es da auch keinen Aufschub mehr. Ich musste leider schon viel zu lange warten, um diese für meinen Stand und ganz besonders für meine Familie so natürliche Bestimmung erfüllen zu können." Und darauf trank der Tiberier doch auch gleich mal. "Wie steht es mit dir, Decimus? Wirst du ebenfalls kandidieren oder wirst du... nun, sagen wir mal noch etwas Gras wachsen lassen, bis der Name der Decimii vielleicht nicht mehr allzu schnell Assoziationen mit einem gewissen Usurpator hervorrufen?" Die Frage lag ja irgendwie durchaus ein wenig auf der Hand, auch wenn sie von Lepidus natürlich bewusst etwas 'netter' formuliert wurde. Dass die Decimer nun reihenweise den Cursus Honorum stürmen würden, war ja nun nicht gerade offensichtlich. Der Tiberier machte dabei auch durchaus ein ernstes Gesicht, doch es war jener ernsthafte Ausdruck, der hinter der Fassade schon fast ein boshaftes Lächeln aufkommen ließ. "Ich selbst würde dies natürlich in allerhöchstem Maße bedauern, wenn dem so wäre, wo du doch ein sehr... wie sagte ich bereits vorhin? Achja! ein sehr tüchtiger Mann zu sein scheinst. Aber ich hätte natürlich auch Verständnis dafür, wie wahrscheinlich viele in Rom." So hatte er faktisch doch gleich noch etwas sehr nettes gesagt, obwohl sich bei der Art und Weise, wie Lepidus diese Sätze geformt hatte, natürlich bei weitem keine Nettigkeit vermuten ließ. Aber zumindest der Duccier war ja bisher nicht gerade anfällig dafür, den einen oder anderen Subtext verstehen zu können. Wer wusste schon wie dies bei Aquila war? Genüsslich nippte Lepidus wieder von seinem köstlichen Getränk und wirkte dabei wie gewöhnlich recht selbstzufrieden.

    Aha, man dachte also darüber nach, ihn statt zu den Tresveri eventuell auch einfach zu den Straßenreinigern zu schicken. Naja, wohl immer noch besser, als die Befürchtung, dass seine Wahl aus irgendeinem Grunde nicht anerkannt werden konnte. Aber gut, dann hätte es wohl auch kaum noch seiner Anwesenheit in der Curia bedurft. Interessanterweise kam dann die nähere Frage auch wieder von demjenigen Greis, der ihn schon bei seiner Kandidatur mit Fragen gelöchert hatte und nicht nur das... dann gab er auch gleich noch unumwunden zu, selbst den Vorschlag eingebracht zu haben, dass sich der Tiberier im kompletten kommenden Jahr mit Abfall und Unrat beschäftigen sollte. Manchmal wusste der Tiberier nicht, ob dieser alte Mann mit seinen Fragen an Antworten interessiert und mit seinen Vorschlägen etwas Konstruktives im Sinn hatte oder ob das alles nicht nur dazu diente, den Tiberier möglichst zu verunsichern - in diesem Falle konnten auch die Glückwünsche zu seiner Wahl in einem etwas ironischen Licht erstrahlen. Was auch immer seine Absichten waren, zumindest musste man ihm zugutehalten, dass er seinen jüngeren Kollegen in der Curia an Aktivität ein leuchtendes Vorbild sein musste. Anstandsgemäß begann er erst einmal damit, sich für seine Wahl zu bedanken. "Patres conscripti, ich danke für das Vertrauen, welches mir die Mehrheit des Hauses ausgesprochen hat."


    Tja, und was sollte er jetzt dazu sagen? Was wollte man denn von ihm hören? Hatte Lepidus nicht schon genug gelitten? Er war jetzt das zweite Mal im Senat und nie hatte er sich hier bisher wirklich wohlgefühlt. Wenn dies mal kein schlechtes Zeichen für die Zukunft war. Was musste er nun noch alles über sich ergehen lassen? Irgendwie fand er keine richtige Strategie, wie er nun damit umgehen sollte. Um Zeit zu gewinnen, stimmte er den Worten Quarto's erst einmal zu. "In der Tat ist es so, dass ich in meiner Rede zur Kandidatur davon sprach auch jedes andere Amt mit größter Motivation auszuführen." Sollte er hier allerdings auf Biegen und Brechen seine Eignung als Tresviri zu behaupten? Was sagte dies dann über ihn aus? Andererseits, was sagte es über ihn aus, wenn er diese Position einfach aufgeben würde? Musste er das überhaupt? War der Senat nicht offenbar in dieser Frage in zwei Hälften aufgeteilt, so dass diese erneute Anhörung überhaupt notwendig war? Von daher konnte er doch genauso gut an den Tresviri festhalten. "Und ja, ich sprach vor allem von meiner Präferenz für die Tresviri capitales und begründete dies mit meinen Kenntnissen, die ich insbesondere auf rechtlichem Gebiet vorzuweisen habe." Noch etwas, was die Senatoren ohnehin schon wussten. Doch wie weiter? Sollte er nun noch mehr Argumente liefern, damit das Pendel vielleicht doch noch zu seinen Gunsten ausschlug? Viele Argumente fielen dem Tiberier aber in der Tat auch überhaupt nicht ein. Da er die Tresviri ohnehin weniger mit Herzblut, sondern aus einem rein taktischen Kalkül als persönlichen Wunsch benannte, wurde klar, dass sich der Tiberier auch nicht bis ins letzte Detail damit beschäftigt hatte. Offensichtlich ist dieses Kalkül auch nicht einmal aufgegangen, wenn man bedachte wie knapp sein Wahlergebnis letztlich war. Aber deshalb zu den Straßenfegern gehen? Konnte er das zulassen? Was konnte er dagegen anbringen? Tja, was konnte er jetzt überhaupt noch gewinnen oder verlieren? Diejenigen Senatoren, die ihm seine Unterstützung versagten, würde er wohl nicht dadurch für sich gewinnen, dass er sich als stolzer Patrizier gab, der sich im Grunde zu fein war, sich um die Sauberkeit der Stadt zu kümmern. "Obwohl sich an diesen Gründen natürlich nichts geändert hat, so bin ich mir doch sehr wohl bewusst, dass viele Senatoren womöglich an dieser Eignung zweifeln, denn trotz einer ausreichenden Unterstützung, die ich bei der Wahl erhalten habe, so ist das Ergebnis natürlich sehr knapp ausgefallen. Ein junger Kandidat, wie ich, kann so etwas nicht ignorieren. Vielmehr fragt er sich: Womit kann ich die Menschen überzeugen, die an meiner Person oder meiner Eignung womöglich Zweifel hegen? Jemand wie ich, würde alles tun, um Rom so aufrichtig zu dienen, dass diese Zweifel beseitigt werden." Doch was bedeutete dies nun in seiner Konsequenz? Lepidus wusste, dass er hier noch nicht Schluss machen konnte. All die gerade in seinem Kopf herumschwirrenden Fragen konnte er sich so schnell nicht beantworten. Was war denn nun das Klügste in dieser Situation? Was genau sollte er nun sagen? Wie konnte er hier vor allem wieder erhobenen Hauptes hinausmarschieren? Er blickte durch die Reihen des Senats, räusperte sich ein wenig und fuhr fort. "Wenn der Senat in dieser Frage uneinig ist, dann liegt es nicht an mir, diese Uneinigkeit zu befördern. So sage ich freilich... dass ich auch bei den Quattuorviri ohne große Schwierigkeiten dienen kann. Vielleicht mag dies die beste Lösung sein, die auch den Frieden innerhalb des Senats wahrt. Diejenigen unter euch, die mich wählten, werden hoffentlich mehr als den Grund gehabt haben, dass sie mich womöglich gern als Tresviri sehen wollten. Euch kann ich zeigen, dass ich mich auch in anderen Bereichen hervor tun kann und ihr einen Kandidaten gewählt habt, der euch - in welchen Umständen auch immer - nie enttäuschen wird. Diejenigen, die kein Vertrauen in mich hatten, mögen dieses Vertrauen vielleicht entwickeln, indem ich nun jenes Amt der Quattuorviri übernehme und mich einer solchen Aufgabe stelle. Allen Männern dieses Hauses, möchte ich noch einmal sagen, dass ich mir nichts sehnlicher wünsche, als mich beweisen zu können - für Rom! Und ich denke, dass ich jede Herausforderung annehmen werde, um dies zu tun - und sei es jene, diese Stadt wieder etwas sauberer zu machen."


    Und damit schloss Lepidus seine nun etwas längere Antwort auf den greisen Quarto. Er hoffte, dass er nicht allzu weit ausgeholt hatte, aber bei einer so weitläufigen Frage, wie "Was sagst du dazu?" konnte man wohl auch nicht viel anderes erwarten. Wirklich begeistert war der Tiberier natürlich nicht, sollte es nun tatsächlich auf diese Lösung hinauslaufen, aber wenn man Wahlergebnis, seine Überlegungen im Vorfeld der Kandidatur und die Uneinigkeit des Senats in Anbetracht der Amtsvergabe sah, wie ignorant müsse er sein, um dem allen nicht Rechnung zu tragen? Doch, ob dies nun die richtige Entscheidung war? Vielleicht war es so etwas wie eine Flucht nach vorn. Was der Tiberier jedenfalls nicht wollte, war, dass seine Person zum ewigen Streitfall werden würde. Lepidus wusste ohnehin, dass er in dieser Frage nicht viel gewinnen konnte. Möge sie vielleicht wenigstens zu einem Abschluss kommen, die jedem seine Würde ließ - letztlich war ja auch die Organisation der Abfallbeseitigung keine völlig entwürdigende Aufgabe.

    Mit ausdruckslosem Gesicht hatte Lepidus den Senatssaal betreten. Stumm und konzentriert hatte er Platz genommen, während er darauf wartete, dass der Punkt, für den er heute geladen war, angesprochen wurde. Noch immer konnte er sich kein rechtes Bild machen, weshalb ein erneutes Erscheinen seiner Person heute tatsächlich notwendig war. Wie umstritten war er wirklich? Das Wahlergebnis gab hier wohl den wichtigsten Hinweis. Ganz ohne Komplikationen konnte dann wohl auch die Ämtervergabe nicht ablaufen. Als der Consul den entsprechenden Tagesordnungspunkt aufrief, antwortete der Tiberier schlicht, allerdings laut und deutlich, damit die Augen des Consuls ihn fokussieren konnten: "Ja, ich bin anwesend."


    Ad
    Sextus Aurelius Lupus
    Villa Aurelia
    Roma, Italia


    Salve, mein Patron.


    Ich habe gerade erfahren, dass ich zur nächsten Sitzung des Senats erneut vorgeladen werde. Soweit ich weiß, betrifft dies keinen anderen meiner zukünftigen Kollegen und ich frage mich nun, was dort wohl auf mich warten wird.


    Ich wurde bereits durch mein sehr knappes Wahlergebnis in gewisser Weise verunsichert. Offensichtlich gibt es viele Männer im Senat, denen meine Kandidaten-Rede überhaupt nicht gefiel oder die mich womöglich nicht geeignet halten, den Cursus Honorum zu bestreiten. Dass sich für meine Personalie nun wohl noch weiterer Gesprächsbedarf ergibt, kann wohl als zusätzliches schlechtes Zeichen gewertet werden. Ich werde wohl noch lange darüber reflektieren müssen, wie ich es zukünftig besser machen kann, so ich denn überhaupt noch eine Chance erhalte. In meiner Fantasie geistert bereits die Vorstellung herum, dass die Wahl aus irgendeinem Grund nicht anerkannt wird und ich somit nicht zum Viginitivir ernannt werde. Womöglich ist dies ein lächerlicher Gedanke und dennoch fürchte ich mich vor dem, was mich erwartet.


    Wahrscheinlich wird dich diese Nachricht nicht früh genug erreichen, auf dass du mir noch rechtzeitig antworten könntest, aber ich will, dass du weißt, dass ich am morgigen Tage mit höchster Demut in den Senat gehen und meine Worte mit großem Bedacht wählen werde. Das einzige, was ich will, ist eine Chance mich zu beweisen, damit auch diejenigen mich zu schätzen lernen, die großes Misstrauen gegen mich hegen. Ich werde der Möglichkeit diese Chance zu erhalten alles andere unterordnen und vielleicht wirst auch du dem einiges unterordnen müssen. Ich möchte jedenfalls nicht, dass meine Personalie zu einem Streitfall wird und ich hoffe, du kannst diese Besorgnis und mein Handeln, welches sich daraus ergibt, verstehen.


    Vale bene.
    Lucius Tiberius Lepidus
    Villa Tiberia
    Italia, Roma


    Es war natürlich immer ganz nett dem Patron gute Laune zu verschaffen. Mit dieser Geschichte hatte es Lepidus offenbar getan. Hatte er das Gerede über den Iulier gerade noch mit einem recht ernsten Ton vorgetragen, so konnte der Tiberier nun natürlich ebenfalls lockerer damit umgehen. Lepidus dachte eigentlich sogar, dass in Lupus so etwas wie Verstimmung bei der Erwähnung von Dives auftauchen würde, doch offenbar war alles nur halb so schlimm, wie es der Iulier vor kurzem noch geschildert hatte. Jetzt, wo auch der Aurelier die Geschichte der beiden erzählte, konnte er ja gut vergleichen, wie die beiden diese Sache wohl gesehen habe. Vieles war Lepidus bereits bekannt, doch wirkte all dies in den Worten des Aureliers irgendwie gar nicht so wild. In diesem Moment mochte er nicht ausschließen, dass sein Freund ein wenig übertrieben hatte, aber er wusste natürlich gleichsam, dass sein Patron durchaus den Charakter hatte, jemand anderen verbal in den Boden zu stampfen, wenn er erst einmal Lust dazu hatte. Von daher war das Empfinden des Iuliers vielleicht durchaus richtig. Und wer verbrachte schon gern Zeit im Cacer? "Diese Angelegenheiten hat er mir tatsächlich ebenfalls geschildert, nur klang es in seinen Worten alles deutlich dramatischer. Du hattest schließlich gute Gründe in den jeweiligen Situationen entsprechend zu handeln und wenn der Iulier vielleicht einmal mit etwas Abstand darauf blicken wird, hat er sicherlich auch keinen Grund mehr allzu gekränkt zu sein." Lepidus lächelte und nahm jedenfalls positiv zur Kenntnis, dass seine Verbindung zu Dives hier nicht zum Streifall werden würde. Alles andere käme ihm auch wahrlich nicht gelegen, nur dass er wohl zukünftig mehr auf Anzeichen eines aufsteigenden 'Gößenwahns' beim Iulier achten müsste. Sollte dieser eines Tages damit zugrunde gehen, würde Lepidus sich wohl nur ungern mitziehen lassen.


    "Sechs Gespanne sollten möglich sein. Mit Veneta, Aurata und Russata hätten wir wohl genug. Vielleicht wäre es ja sogar denkbar das Fahrerfeld pro Factio auf drei aufzustocken. Ansonsten würde ich noch einmal ein Schriftstück an alle Factiones aufsetzen, sobald wir einen konkreten Termin benennen können. Diesen schicken wir dann mit einer letzten Aufforderung noch die entsprechenden zwei Fahrer bis zu einem bestimmten Zeitpunkt zu benennen, sollten die Factiones vielleicht doch noch intakt sein und ein Interesse an einer Teilnahme bekunden wollen. Aber ansonsten werden wir wohl erst einmal damit leben müssen." Soviel zu dem, was der Tiberier in dieser Angelegenheit noch unternehmen würde. Weiter hatte er wohl nichts mehr vorzutragen.

    Der Abend war schon ziemlich weit fortgeschritten und je mehr Gänge folgten, desto stärker setzte sich auch das Sättigungsgefühl fest, was gleichsam die Müdigkeit langsam herannahen ließ. Er war nicht mehr ganz so Aufmerksam, sondern lag beruhigt auf der Kline und ließ den Tag vorüber gehen. "Achso, verstehe", antwortete er gegenüber Flaminia "Dann wünsche ich in jedem Fall eine frohe Familienzusammenführung, wenn es erst einmal so weit ist." Lepidus lächelte, während er gleichsam ein wenig enttäuscht war, dass er wohl bis auf weiteres noch nicht die Abkömmlinge des Triumphators Decimus Meridius kennenlernen würde. Aber das waren wahrscheinlich ohnehin überzogene Erwartungen. Mit der nachlassenden Konzentration hörte er kaum noch was Calena und Verus oder Flaminia und Lucia wohl so redeten. Bald würde sich Lepidus wohl in sein Cubiculum zurückziehen.

    Met also. Nagut, wenn es denn schon einmal empfohlen wurde, wäre alles andere als ein Probieren wohl nicht gerade höfflich. Nach einem kleinen Nipper konnte er seiner Schwester allerdings durchaus zustimmen, zumindest deutete er ihren Ausruf als Zeichen, dass es ihr wohl schmecken musste. "Ja, der ist tatsächlich sehr schmackhaft." Für einen Moment überlegte der Tiberier, ob er seine Schwester nicht etwas mehr ins Gespräch einbinden konnte. Schließlich konnte ihre charmante Art das Terrain vielleicht noch gut vorbereiten, wenn es womöglich noch zu handfesteren Gesprächen kommen würde. Doch im Moment fiel ihm keine Möglichkeit ein. Aber der Abend war ja noch lang und Lepidus dachte sich gleichsam, dass die Frauen es auch einmal ertragen mussten, leise zu sein, wenn sich "große" Männer unterhielten. Lepidus versuchte derweil nun seinen Appetit mit den kleineren Leckereien ein wenig anzuregen, bevor er wieder auf den Duccier eingehen konnte. "In meiner Position muss man stetig besorgt sein. Wie du schon sagtest, mein Überleben war nicht selbstverständlich. Diese Zeit hat mich sehr geprägt. Auch einen Patron habe ich erst vor kurzem gefunden." Für Lepidus selbst stand fest, dass es nur ein Patrizier seien konnte, unter dessen Obhut er sich begeben würde. Während des Bürgerkrieges gab es dafür so gut wie keine Anknüpfungspunkte und umso erleichterter war Lepidus, als die wichtigen Patrizier endlich zurückkehrten. "Die Sache ist also etwas komplizierter. Zwar bin ich jetzt endlich Klient eines sehr aufstrebenden Senators, doch er ist derzeit sehr stark eingebunden und auch meine eigenen kultischen Verpflichtungen werden mich wohl in dieser jetzigen unmittelbaren Nachkriegszeit noch sehr stark binden. Ob dennoch ein Tirocinium möglich sein wird, muss sich zeigen." Lepidus trank erneut von seinem Met. So langsam zog hier doch eine recht vertraute Atmosphäre ein, zumindest schien das Gespräch bisher sehr angenehm. "Der Name meines Patrons ist übrigens Sextus Aurelius Lupus. Ich hörte bereits, dass ihr beiden euch kennt", ließ er dann noch fast nebenbei verlauten und bereits in dem Bewusstsein dem Duccier freilich niemals offenzulegen, was Lupus gegenüber Lepidus zur Vorbereitung auf dieses Treffen gesagt hatte, was ihn im Nachhinein immer noch ein wenig zum Schmunzeln brachte. "Nur aus reinem Interesse: Wer ist eigentlich dein Patron und darf man erfahren, bei wem du einst dein Tirocinium fori absolviert hast?" Die Biografie eines homo novus pflegte ja allgemein etwas exotischer zu sein und darüber hinaus war es nicht schlecht zu wissen, was der Duccier vielleicht noch so für Verbindungen aufzuweisen hatte, so dachte sich der Tiberier.