Beiträge von Lucius Tiberius Lepidus

    Auch Lepidus wurde aus den Ausführungen nicht schlau, aber die Erklärung, dass der Duccier im Realen genau auf die Beschreibungen passte, die man zuvor geliefert bekam, erschien ihm irgendwie logisch. Seine Schwester hatte, so war sein Eindruck, ohnehin schon immer eine sehr ausgeprägte Vorstellungskraft. Dass das noch andere Hintergründe haben könnte, blieb ihm bisher noch verborgen, zumal er auch seinen ersten Sichtkontakt mit dem Duccier vergessen hatte. Aber ein soldatischer Mann auf einem Pferd war eben doch etwas anderes als ein in toga candida gekleideter Mann auf dem Forum. "Frauenheld... was man wohl alles tun musste, um sich einen solchen Ruf zu erarbeiten?", sprach scherzhaft zu seiner Schwester. Ob der Charme des Ducciers auch auf sie wirken würde? Sie hatte aber gegenüber Lepidus bisher nie den Eindruck gemacht, allzu leicht in Schwärmerei zu verfallen. Vielleicht einmal beim Iulier, aber das konnte der Tiberier tatsächlich auch irgendwo nachvollziehen - der machte schließlich immer den Eindruck als würde er nur aus süßem Honig bestehen. Wie man sich allerdings den Ruf eines Frauenhelden erarbeitete, blieb Lepidus ohnehin ein Rätsel. "Naja, vielleicht klärt uns ja sogar der Senator selbst noch auf, ob er dich schon einmal irgendwo gesehen hat. Mein Eindruck ist jedenfalls bisher ganz anständig, obwohl mir die ganze Sache hier bisher ein wenig zu... nett erscheint. Er lädt uns auf diese Insel ein und empfängt uns geradezu schmeichelhaft. Und das alles nur für eine kleine Offerte, die ich anbot als er noch Kandidat war." Dass der Duccier es besonders finanziell sehr nötig hatte, konnte man sich zwar aus alledem erschließen, aber wie es um den Senator tatsächlich stand, war für ihn natürlich nicht abzusehen. Deshalb blickte er auch schon so erwartungsvoll auf das bevorstehende Abendessen.


    Nachdem sie einmal eine Weile gelaufen waren, kamen sie in Sichtweite der kleinen Anlegestelle, wo gerade ein Boot entladen wurde. "Ah, sieh mal: Echte arbeitende Fischer", sprach er zu seiner Schwester als wenn es sich dabei um ein besonderes Naturschauspiel handeln würde. Dass er einen von ihnen noch vom Forum her kennen würde, konnte er bisher noch nicht identifizieren. "Ist es nicht immer wieder erstaunlich, was Menschen alles können?" Lepidus kannte körperliche Arbeit im Prinzip nur vom Hören-Sagen. Hätte er nicht in seiner Jugend noch Gymnastik betrieben, wären seine recht schmächtigen Arme vor Nutzlosigkeit sicherlich irgendwann einfach abgefallen.

    "Noch nicht!", machte der Tiberier den Unterschied zwischen Drusilla und seiner Schwester scherzhaft nur am Alter fest. "Wenn du nicht aufpasst, bist du ganz schnell dort angekommen." Die Götter mögen es behüten, dass seine Schwester sich nur doch durch ihren aufdringlichen Geruch Geltung verschaffen könne, doch wer wusste das schon? Es tauchten so viele Ähnlichkeiten in der Familie auf, dass der Tiberier es nicht bezweifeln wollte - allerdings wollte er es auch nicht herbei wünschen.


    Der Tiberier roch das gewedelte Parfüm. Es stieg sehr sanft in die Nase und hatte tatsächlich nichts Aufdringliches an sich. Ganz erstaunt über diese Feststellung, musste er unweigerlich fragen. "Na, das ist ein hervorragender Duft... der war bestimmt der teuerste auf dem Markt!" Er kannte doch seine Schwester. Kein Vorteil, der im wahrsten Sinne des Wortes nicht teuer erkauft war. Über die Einwendung gegenüber Sekunda konnte er natürlich nur lachen, wie er überhaupt gern auf Kosten anderer lachte. "Dann wollen wir mal." Gemeinsam mit seiner Schwester machte er sich auf den Weg nach draußen.


    So wirkliche Ahnung, wo sie am besten hingehen sollten, hatte er zwar nicht, aber allzu viele Möglichkeiten gab es ja nun auf dieser Insel wiederum auch nicht. Er beschloss seine Schwester etwas näher ans Wasser zu führen. Über die Schuhe würde sie sich ja sicher vorerst nicht mehr aufregen. "Und? Wie ist dein erster Eindruck vom Senator? Lass mich lügen, aber du machtest ein Gesicht als er uns begrüßte, als wenn du ihm vorher bereits einmal begegnet wärst. Liege ich da richtig oder hab ich mir das eingebildet?" Eigentlich dachte er ja, dass Lucia den Duccier nur aus Erzählungen kannte. Etwas Gegenteiliges würde ihn doch sehr wundern.


    Sim-Off:

    Ich eröffne mal einen neuen Strang für den Spaziergang. ;)

    "Aha, zeig mal her", sprach er und nahm die Tabula an sich, die er daraufhin sorgsam begutachtete. "Ausgezeichnet Decimus, das ist doch schonmal ein guter Überblick", lobte er den Kollegen, während er hin und wieder auf die Rennbahn starrte. Er zeigte anschließend auf einen Lenker, der gerade sehr schnell in die Kurve einbog und dabei eine recht gute Figur machte. "Schau dir mal den an. Von dem hab ich schon einmal gehört. Das ist Tanco, ein Mann, dessen Talent sich schon ein wenig herumgesprochen hat. Man erkennt ihn gut an seinem komischen Ziegenbart und er scheint keine schlechte Figur zu machen." Gespannt verfolgte der Tiberier, wie dieser Tanco durch die Gerade brauste. "Ansonsten kann ich die Namen noch nicht so richtig zuordnen. Das müssen wir wohl noch herausfinden." Lediglich den Jüngsten auf der Bahn, Rianorix, konnte man sich durch die Informationen der Transferliste vielleicht noch ohne Hintergrundwissen erschließen. Immerhin hatte dieser noch ein deutlich kindlicheres Gesicht und schien im Vergleich zu den Trainingsläufen der anderen Fahrer, auch nicht so wirklich mithalten zu können.

    Huch, das ganz würde doch nicht noch in Arbeit ausarten? Allzu kompliziert wollte er es sich mit der Vollversammlung nicht machen. Das war seiner natürlichen Trägheit zuwider. "Nun, es wird in jedem Fall eine Wahl geben, sei es zum Princeps oder zu dessen Stellvertretung. Wenn wir in der Einladung schlicht von der Wahl einer neuen Factio-Führung sprechen, dann kann sich jeder vorab schon Gedanken machen, ob er sich eine solche Aufgabe zutraut oder nicht. Bei der Wahl einer neuen Führung ist die Abwahl der Alten ja schon implizit enthalten. Wenn der potenzielle Kandidat dann erst auf der Sitzung erfährt, ob er Stellvertreter oder Princes persönlich wird, ist dann nicht weiter problematisch." Zumindest wollte das der Tiberier einfach mal so sehen, um sich Mühen zu ersparen. Dass es dabei einen großen Motivationsunterschied geben mochte, ob jemand 'nur' Stellvertreter oder gleich Princeps werden konnte unterschlug er dabei ganz einfach mal. "Aber ich werde mich natürlich gern, um die entsprechende Information kümmern so schnell es geht. Wenn es in den nächsten zwei Tagen noch klappt, dann können wir dieses Detail sicher noch aufnehmen. Wenn nicht, dann würde ich die Einladung erst einmal so schicken, wie besprochen." Zack - abgehakt, dachte sich der Tiberier und ging über zum für ihn deutlich interessanteren Teil.


    "Ja, da geb ich dir natürlich recht. Wir sind bis zu einem gewissen Maße noch abhängig von der 'Erfahrung' unserer derzeitigen Lenker. Auch ich glaube nicht, dass sich ein Handel mit den anderen Factiones zu dieser Zeit ergeben wird." Das Geld war da tatsächlich noch eine ganz andere Frage. Gut war es natürlich, wenn man ein paar finanzkräftige Mitglieder hatte, aber an der Attraktivität der Aurata mussten sie ja ohnehin erst einmal arbeiten. "Umgesehen?" Lepidus starrte durch die Räumlichkeiten. Alles etwas staubig, alles nicht mehr so auf dem neuesten Stand der Innenarchitektur, aber ansonsten? "Tja, wer mag denn nicht einen etwas rustikaleren Stil?", sprach er im Scherz. "Wir können das ganze gern etwas schöner einrichten. Aber was genau schwebt dir denn vor? Nur ein wenig aufhübschen oder gleich ein völlig neues Mobiliar. Letzteres würde ja immerhin einiges kosten..." Lepidus selbst leistete in letzter Zeit schon genug Investitionen. Allein schon weil seine Schwester ihm die letzten Sesterzen aus der Tasche zog. Von daher sprach nicht nur seine natürliche Veranlagung zum Geiz aus ihm.


    Ad
    Sextus Aurelius Lupus
    Villa Aurelia
    Roma, Italia


    Salve, mein Patron.


    Auch wenn ich dich schon bald wieder bei der Salutatio beehren werde, hielt ich es für sinnvoll, dir in aller Kürze einen Bericht über meine Bemühungen hinsichtlich der Factiones zu liefern.


    Leider ist der Rücklauf etwas enttäuschend. Von den Factiones der Praesina und Purpurea erhielt ich leider bis heute noch keine Antwort. Diese scheinen noch weitgehend brach zu liegen. Die Factio Veneta hat sich trotz Benachrichtigung noch nicht geäußert, allerdings ist sie in einem guten Zustand und hält bald eine Vollversammlung ab. Ich nehme an, dass sie sich dort neu aufstellen und dann sicher auch bereit sind an den Spielen teilzunehmen. Was die Aurata angeht, in der ich mich nun selbst engagiere, gibt es dagegen sehr viel Positives zu vermelden. Ich habe mich mit einem weiteren Mitglied namens Marcus Decimus Aquila zusammengetan. Gemeinsam haben wir einen Sanierungsplan festgelegt, der im Kern in der baldigen Abhaltung einer Vollversammlung und der Verpflichtung neuer Wagenlenker besteht. Die Teilnahme an den Spielen scheint in jedem Fall gesichert.


    Was die Aurata angeht, so wollte ich mich bei dir zu einem bestimmten Punkt noch einmal rückversichern: Dein Vetter Aurelius Ursus ist nach deiner eigenen Aussage seit der Schlacht bei Vicetia verletzt. Es kam bereits der Wunsch auf, nun einen neuen Princeps Factiones auf der Vollversammlung zu erwählen. Natürlich würde ich es nie zulassen, dass einer deiner Verwandten von einem Posten verjagt wird, auf den er nach seiner Regeneration womöglich zurückkehren möchte. Deshalb wollte ich dich bitten, in Erfahrung zu bringen, ob dein Vetter dagegen Einwände erheben würde oder ob dies in Anbetracht seiner Lage als gerechtfertigt gelten kann.


    Zuletzt kann ich dir auch noch mit Freude verkünden, dass ich mich beim Consul Cuspius Rusticus für die Wahl zum Vigintivirat habe aufstellen lassen, was nach der Erhebung in den Ordo Senatorius für mich natürlich zwangsläufig wurde. Diesbezüglich werden wir allerdings so bald wie möglich persönlich miteinander sprechen.


    Vale bene.
    Lucius Tiberius Lepidus
    Villa Tiberia
    Italia, Roma


    Eine Abwahl also, ging es dem Tiberier noch durch den Kopf. Dass würde seinem Patron Aurelius Lupus wohl kaum gefallen, dass wiederum sein Vetter Aurelius Ursus, dessen Cognomen der Tiberier freilich nie benutzen würde um selbigen anzussprechen, sondern lediglich zur Unterscheidung vom zuvor erwähnten Lupus aufgriff, seinen Posten verlor. "Ich werde mich noch einmal informieren, ob die unabsehbare Zeit tatsächlich unabsehbar ist. Auf der entsprechenden Vollversammlung kann ja dann immer noch verkündet werden, ob es um die Wahl eines Stellvertreters oder eines völlig neuen Princeps geht." So umging er seiner Ansicht nach erst einmal die Problematik und würde derweil seinem Patron bis zur einberufenen Vollversammlung die Lage schildern, auch wenn der Tiberier selbst natürlich wenig zweifelte, dass es einen neuen Mannes an der Spitze bedurfte. Es sollte gegenüber den Aurelier nur nicht nach einem Sturz aussehen, an dem er sich einvernehmlich beteiligte. Ein Termin war dann auch sicher schnell gefunden.


    "Ja, schau sie dir ruhig einmal an", entgegnete er auf die Motivation des Decimers einen Blick auf die 'talentierten' Lenker zu werfen. "Wenn ich auf die nackten Zahlen und die letzten Rennergebnisse gucke..." und der Tiberier war da sehr empirisch veranlagt "...dann haben unsere derzeitigen Verpflichtungen keine allzu große Zukunft mehr. Pythocles beispielsweise hat kaum Wettkampferfahrung gesammelt und ist immerhin schon 25. Sotion kann sich dagegen immerhin mit einem zweiten Platz bei den Ludi Carmentaliae schmücken. Allzu viele Rennen ist der aber auch noch nicht gefahren und er ist sogar noch ein Jahr älter als Pythocles. Ich glaube, es gibt Lenker, die in diesem Alter schon deutlich mehr vorzuweisen hatten." Und da musste er nicht nur an den legendären Patroklos denken, den die Aurata einst ihr eigen nannte. "Vielleicht sind die beiden noch für das ein oder andere Rennen gut. Vielleicht überraschen sie uns noch. Aber ich würde langfristig gern die Strategie verfolgen ein jüngeres Talent behutsam aufzubauen. Langfristig nutzt uns das sicherlich mehr." Man sollte vielleicht auch nicht immer allzu leicht dem Jugendwahn verfallen, aber Lepidus verstieg sich erst einmal komplett in den Gedanken: Je jünger desto besser. "In drei Tagen würde es mir auch sehr gut passen. Dann können wir ja auskundschaften, was es derzeit an interessanten Lenkern gibt." Und so trafen sich die beiden dann auch tatsächlich an der Rennstrecke.

    Im Circus Maximus gab es an jenem Tage Reihe von Übungsläufen. Verschiedenste Wagenlenker hatten an jenem Tage die Möglichkeit, sich fit zu halten, bis die nächsten Rennen sich ankündigen würden. Auch einige Lenker, die bisher noch nicht das Glück hatten, von einer Factio verpflichtet zu werden, wollten sich hier ein wenig präsentieren und hofften auf den großen Durchbruch. Lepidus und Aquila hatten sich für jenen Tag verabredet. Gemeinsam nahmen sie sich vor, die Factio Aurata zu sanieren und das würde zweifellos nur funktionieren, wenn sie das passende Menschenmaterial heranschaffen konnten. "Dann wollen wir mal schauen, was sich uns hier darbietet", sprach der Tiberier in pathetischem Ton zu seinem Factio-Kollegen, während er seinen Blick das erste Mal an diesem Tage auf die Rennstrecke richtete. Ein wenig hoffte er ja, dass der Decimer ein wenig mehr Ahnung von den Lenkern haben würde. Er selbst hatte nur die vage Vorstellung ein möglichst junges Talent zu finden. Welche Qualitäten außer seines Alters, dieser aber noch mitbringen müsste, da war er leider eher ein ziemlicher Anfänger.

    Lepidus nickte. Das klang soweit alles recht vernünftig. "Eine Vollversammlung also. Gut, das machen wir. Auf diese Weise erfahren wir dann sogleich, wer überhaupt noch Lust hat an der Factio mitzuwirken oder ob es sich bei den auf der Liste aufgeführten um Karteileichen handelt." Oder vielleicht sogar um richtige Leichen, dem Staub nach zu urteilen. "Ich weiß leider nicht, ob Ursus vor hat, von dem Posten zurückzutreten. Selbst wenn nicht, dann steht uns, so denke ich, zumindest das Recht zu, einen Stellvertreter zu erwählen, der die volle Handlungskompetenz während seiner Abwesenheit hat. Die Geschäfte müssen schließlich weitergehen." Lepidus blickte noch einmal auf die Liste, als er bei einem Decima stehenblieb. "Ah, ich sehe hier den Senator Marcus Decimus Livianus. Ein engerer Verwandter von dir? In diesem Fall könnten wir uns ja schon einmal eine gesonderte Einladung sparen, wenn du sie ihm persönlich überbringst." Der Rest würde einfach eine standardisierte Einladung erhalten und dann würde sich schon zeigen, wer denn nun kommt. "Ich denke auch, dass wir beide vielleicht schon vorher Gespräch führen und uns ein paar Fahrer ansehen sollten. Demnächst sollen ja bald wieder Spiele losgehen und da wird sicherlich die ein oder andere Factio auf dem Transfermarkt zuschlagen. Wir sollten da nicht hinten anstehen. Hast du vielleicht in den nächsten Tagen Zeit, um gemeinsam ein paar talentierte Lenker auf den Trainingsstrecken in Augenschein zu nehmen?"

    "Oh, mir könnte es kaum besser gehen", antwortete der Tiberier in der Tat wahrheitsgemäß. Sein kürzliches Treffen mit dem Kaiser und die damit verbundene Erhebung in den Ordo Senatorius musste er jetzt allerdings nicht an die große Glocke hängen, auch wenn ihm das sicherlich Spaß gemacht hätte. Aber leider war der Rennstall in einer Situation, der einfach mehr gesprächsbedarf bot. "Ich selbst bin durch meinen Patron Sextus Aurelius Lupus zur Factio gekommen. Dessen Vetter und Princeps Factionis Aurelius Ursus, hat mich quasi schriflich aus der Ferne in die Factio katapultiert. Da wären wir wohl auch bei unserem ersten Problem. Derzeit steht die Factio leider kopflos da, weil Ursus als Legat der Legio I bei Schlacht von Vicetia verletzt wurde. Er wird auf unabsehbarer Zeit die Geschäfte nicht leiten können." Allein diese Umstände sorgten natürlich dafür, dass die Factio ein wenig verwaist war. Dem Princeps war aber da in Lepidus Augen kein Vorwurf zu machen: Immerhin hatte er erstens für eine edle Sache gekämpft und zweitens war er ein Patrizier, weshalb er doch selbstverständlich und ohne den geringsten Zweifel über den alltäglichen Dingen stand. "Des Weiteren sind unsere derzeitigen Wagenlenker... nun... sagen wir mal, sie sind nicht unbedingt die großen Hoffnungsträger." Man konnte auch einfach sagen: sie taugen nichts. "Neben der Tatsache, dass wir etwas Ordnung in die Factio bringen müssen, scheint das Führungs- und das Wagenlenkerproblem derzeit unser größte Aufmerksamkeit zu erfordern." Mal sehen, ob der Decimer vielleicht noch etwas zur Einschätzung zur ergänzen hatte. Der Tiberier setzte sich währenddessen erst einmal wieder und sah erneut in die Listen. Vielleicht fand sich ja noch der ein oder andere interessante Name.

    Verus und Calena waren als Pärchen wohl erst einmal mit sich selbst beschäftigt. Wer hätte gedacht, dass man als Ehepaar noch so viel miteinander zu besprechen hätte? Lepidus betrachtete das höchst amüsiert, wo er doch die Ehe er funktional verstand und in einem Eheweib nicht unbedingt die beste Freundin sehen musste. So kam es dann aber zwangsläufig dazu, dass er sich nun mit den beiden jüngeren Damen unterhielt.


    "Schön, dass es dir gut geht. Deine wunschlose Glückseligkeit ehrt uns natürlich als Gastgeber." Dass die beiden sich offenbar vorwiegend über das Einkaufen unterhielten, machte den Tiberier aber natürlich recht skeptisch. Nicht, dass Lucia hier noch eine Freundin gefunden hatte, die mit größer Freude Geld ausgab. Überhaupt hatte seine Schwester in letzter Zeit schon ziemlich viele Sesterzen verschlungen, seit sie zurück in Rom war. Er hätte ja nicht gedacht, dass seine Schwester für ihn noch einmal zu einem echten Kostenfaktor werden würde. Das Gespräch versuchte er dann einfach mal hinwegzulächeln. "Mit der Zeit wirst du dich an diese Stadt gewöhnen. Ich bin mir sicher, meine gute Schwester wird dir die wichtigsten Routen gern einmal zeigen, damit du dich hier schnell und bestens zurechtfindest." Für solche Angelegenheiten schien seine Schwester auch geradezu prädestiniert und wie er das mitbekommen hatte, würden die beiden ohnehin demnächst wohl das ein oder andere unternehmen. "Hattest du denn auch schon Gelegenheit einige Verwandte zu treffen? Es gab ja immer schon einige recht erfolgreiche Decimer hier in der Stadt." Die Information war natürlich nicht nur dem Small-Talk bedingt. Der Tiberier hätte natürlich gern ausgelotet, ob sich durch Flaminia oder Calena nicht die ein oder andere nette Verbindung ergab, die man sich zunutze machen konnte. Allein dafür würde er wohl ein kümmerndes Auge auf die Beiden haben.

    Als Lepidus in sein Gemach gelangte, schien alles so still und ruhig. Er bewegte sich auf das Fenster zu, blickte hinaus und atmete ein oder zwei Mal etwas kräftiger durch. Das Meer verbreitete eine ungewohnte frische, die sich in des Tiberiers Lungen ausdehnte. Die Luft war so anders, als die in Rom. Er vermisste den Trubel, das Leben und die Geräusche der Stadt und dennoch schien er in diesem Augenblick, wie er da vor dem Fenster stand, zum ersten Mal ganz froh zu sein, dass er sich auf diese Insel hat führen lassen. Sie gab ihm womöglich die Kraft, die er brauchte, für das, was er sich vorgenommen hatte.


    Erneut ein tiefes Atmen, dann die müden Augen - er brauchte seinen Schlaf. Wenn ihn die Kräfte erst einmal verließen, dann war er kaum noch klagend, überheblich oder Intrigant, dann sehnte er sich nur noch nach gemütlichem Schlaf. Als er sich niederlegte, ging ihm das Erlebte durch den Kopf, all das, was ihn beschäftigte. Sei es der Senator Duccius, den er noch kaum einschätzen konnte, sei es sein Patron, der Aurelier, der die arrogante Selbstsicherheit verkörperte, zu der Lepidus tatsächlich selbst einmal gelangen wollte. Dann war da das bevorstehende Treffen mit dem Kaiser. Bewunderung war schnell zur Stelle, wenn es um diesen jemand ging, der die einzige Chance war, dass sich seine Familie aufrichten konnte, doch gekannt hatte er ihn nie. Genauso gut könnte er auch einem gewaltigen Trugschluss anheimgefallen sein, genauso gut könnte dieser Mann ihm alles verwehren, wonach der Tiberier strebte. Lepidus musste sich dafür wahrscheinlich nur dumm genug anstellen, was wahrlich nicht schwer fiel.


    Ein paar kurze, zweifelnde Gedanken, die ihn jedoch nicht mehr bei Bewusstsein halten konnten, dann schlief er einfach ein und die Minuten gingen vor sich hin. Doch schon nach einer guten Stunde, erhob er sich wieder, ganz ohne, dass er hätte geweckt werden müssen. Zu lange hatte sich sein Körper auf diese Art zwischenzeitlichen Schlaf eingestellt, als dass er nicht auch schon von ganz alleine wieder wach geworden wäre. Sein erster Blick ging wieder hinaus aus dem Fenster, die Wolken in Augenschein genommen, wie sie langsam dahinwehten. Dann das Aufrichten, das Ankleiden. Der Tiberier war wieder halbwegs bei Kräften und die Blässe in seinem Gesicht wich einer gesunden Hautfarbe. Er musste sich jetzt wieder in seine Rolle fügen, ganz der Klagende und allzu Überhebliche, der er zu sein pflegte, ohne, dass er überhaupt die Chance oder die Reflexion hatte, aus dieser Rolle herauszufinden. Warum eigenlich auch? Seine Gedanken trieb er dann leider nie so dermaßen weit.


    Er schritt hinüber zum Zimmer seiner Schwester und wurde von Sekunda hineingelassen, so erblickte er sie vor ihrem Parfüm sitzend. "Einen nicht allzu aufdringlichen Geruch würde ich ja durchaus bevorzugen", sagte er mit einem Lächeln. Schließlich war er es ja, der es den ganzen Spaziergang über riechen musste.

    "Das werde ich sicher", sprach der Tiberier und verabschiedete sich anschließend, bevor er wieder den Weg zur heimischen Villa antreten konnte. Er hatte schon jetzt Kopfschmerzen, wenn er an seine Rede vor dem Senat denken musste. Er würde wohl wieder einmal viel zu viel Aufwand betreiben müssen, nur um ausreichend heiße Luft verströmen zu können.

    "Man kann sich nicht früh genug daran gewöhnen", scherzte der Tiberier aufgrund seines Versprechers. "Vielen Dank. Meine Präferenz läge bei den Tresviri capitales, welche ich auch vor dem Senat äußern werde. Gerade als Absolvent des Cursus Iuris würde mir wohl eine Beschäftigung mit Verbrechen und die Arbeit als Helfer der Praetoren besonders gut liegen. Meine juristischen Kenntnisse würden mir allerdings sicherlich auch als Teil der Decemviri litibus iudicandis sehr viel weiterhelfen. Doch letztlich obliegt es ja ohnehin dem Senat mich entsprechend zuzuteilen, so ich denn überhaupt von den Senatoren gewählt werde. Aber dies wäre immerhin meine persönliche primäre und sekundäre Präferenz." Inwieweit für die Senatoren überhaupt der Wunsch des Kandidaten eine Rolle spielte, konnte der Tiberier noch nicht recht einschätzen. Es würde wohl auch ein wenig davon abhängen, welche Qualifikationen die anderen möglichen Männer des Kollegiums vorweisen würden. Ob das aber alles so geplant oder nicht eher willkürlich zuging, dazu fehlte es Lepidus noch an Kenntnissen über den aktuellen Senat.

    Wenn es um Kandidaturen ging, dann lief es tatsächlich recht schnell. Hier mahlten offensichtlich nicht die Mühlen der Bürokratie. Nun gut, aber das würde dann zumindest in einem entsprechenden Amt nicht auf sich warten lassen. Gerade das Viginitvirat galt ja als Amt mit recht geduldigem Papyrus. "Salve, Consular Cuspius", begrüßte er höflich den Mann, der es schon weit gebracht hatte. "Da liegst du völlig richtig. Ich möchte gern für das Viginitvirat kandidieren. Die gesetzlichen Voraussetzungen dafür sind vorhanden - der Ordo inne, der Cursus absolviert", gab er geradezu lakonisch von sich. Von den verwandtschaftlichen Verhältnissen brauchte der Tiberier sicher nichts weiter zu berichten. Dem Consular waren sicherlich einige Tiberii bekannt, die sich um Rom verdient gemacht hatten, zumal Lepidus als Patrizier ja ohnehin prädestiniert war in die Politik zu gehen.

    Wenn man Lucias Worten zuhörte, konnte man sich manchmal getrost in Sicherheit wiegen. Sie schien alles immer so gut zu verstehen und sich wahrlich auch Mühe zu geben, dass sich Lepidus sowohl mit seinen Paranoia, als auch mit seinem Sozialverhalten recht wohlfühlen konnte. Sie würde es schon regeln. Das trug immer mit dazu bei, dass der Tiberier gleich viel sorgenloser in die Zukunft blicken konnte. An einer Factio-Geschichte sollte seine Freundschaft zum Iulier auch wahrlich nicht zugrunde gehen. Dafür musste man schon sorgen. "Meinen besten Dank, Lucia. Ich bin überzeugt, der charmante Iulier wird sich wiederum deines Charmes nicht erwehren können", schmeichelte er ihr noch. "Soweit habe ich erst einmal kein Anliegen mehr an dich und müsste dann auch weiterarbeiten. Aber ich bin mir sicher, dass wir zur Not noch ausreichend Zeit haben auf dem Weg nach Dianium miteinander zu reden. Ich bin schon sehr gespannt auf den Senator Duccius." Und das obwohl er im Inneren schon ahnte wie schlecht ihm diese Reise bekommen würde. Für Lucia war es wohl das Schicksal mit einem nörgelnden Bruder mit bleichem Gesicht eine recht nervige Seefahrt überstehen zu müssen.

    Das war in der Tat keine schlechte Frage, über die sich Lepidus in der Tat noch keine Gedanken gemacht hatte. Wenn er sich an den Inschriften orientierte, die in dieser Zeit allgemein üblich waren, so musste es ein relativ prägnanter Einzeiler sein. Allerdings konnte man Durus nicht einfach eine beliebige Tat zuschreiben, sei es eine Arbeit für das Eherecht oder eine Leistung im Namen der Kartografie. Bei seinem Verwandten war die Gesamtheit seiner Taten hervorzuheben, weshalb es ein relativ allgemeiner Satz werden musste: "Ich selbst würde etwas vorschlagen, was ihn sowohl als besonderen Politiker, als auch als sehr religiösen Römer in Erinnerung behält. So würde ich schreiben lassen: 'für seine glanzvollen politischen Leistungen für das Volk von Rom und die herausragenden Dienste innerhalb des Cultus Deorum'." Ämter wurden in Inschriften ja ohnehin allgemein üblich noch einmal extra aufgezählt, so dass sie nicht im Haupttext Erwähnung finden mussten, der die Begründung der Inschrift lieferte. "Würdest du diese Worte als angemessen empfinden, mein Imperator?"

    Kurz nachdem der Iulier das Feld geräumt hatte, stand auch schon ein Sklave des Lepidus vor der Porta, der seinen Herren für ein Gespräch mit dem Consul ankündigen wollte. Dieser würde wohl unweigerlich erneut von seiner alltäglichen Arbeit abgehalten werden, um eine weitere Kandidatur entgegenzunehmen. Der Sklave berichtete jedenfalls, dass Lucius Tiberius Lepidus den Consul zu sprechen wünsche, damit er auf die Kandidatenliste für das Viginitivirat gesetzt werden könne. Geduldig wartete daraufhin der Tiberier zum Consul vorgelassen zu werden.

    Lepidus stand im Zimmer, fragenden Blickes, der nur bedeutete, dass er keine Ahnung hatte, was die beiden da mit den Schuhen anfingen. Für ihn ein recht sekundäres Problem, aber verstehe doch einmal die Frauen. "Wenn die Schuhe nicht mehr tragbar sind, dann erhältst du schon ein paar neue. Ich lass dich ja nicht wie die letzte Bäuerin durch die Straßen laufen." Wohlwissend, dass er seine Schwester mit diesen Worten wieder vollständig zufriedengestellt hatte, würde er sich erfolgreich verabschieden. Über die Schuhe entschied letztlich die Finanzlage, wie er still in sich hineinsprach. Zwischen Tür und Angel fiel ihm allerdings noch etwas ein. "Wollen wir vielleicht nachher noch einen kleinen Spaziergang machen? Ich hab zwar jetzt schon das Gefühl bereits genug von dieser Insel gesehen zu haben, aber nach meinem einstündigen Schlaf wäre es sicherlich gut sich ein wenig die Beine zu vertreten. Vielleicht könnten wir ja sogar noch unsere Strategie besprechen, bevor es mit dem Senator zur Cena geht." Der Tiberier gähnte zwar schon sichtlich, aber mehr als eine Stunde wollte er sich eigentlich nicht niederlegen. Das war eigentlich die perfekte Zeit für ihn. Eine halbe war nicht genug und bei zwei Stunden war das Schlafbedürfnis anschließend so groß, dass er kaum wieder richtig wach wurde.


    Sim-Off:

    Im Moment muss ich leider manchmal ein wenig Tempo herausnehmen. Entschuldigt, wenn es zeitweise länger dauern sollte. :)

    Mal abgesehen von den dienenden Sklaven, die ihm hier etwas Gesellschaft leisteten, aber auch nicht allzu gesprächig waren, fühlte sich der Tiberier dann doch etwas allein. Was hatte er hier nur für eine Aufgabe übernommen? Wahrlich alles nur, um seinem Patron zu imponieren? Das hätte er auch cleverer anstellen können. Doch nun war der Schlamassel da. Jetzt musste er damit auch irgendwie zurechtkommen. Dass die Entlastung jedoch schon nahte, konnte er kaum ahnen und so blickte er nicht weniger überrascht auf den eintretenden Aquila, den die Götter womöglich höchst selbst gesandt hatten. "Decimus? Ja, in der Tat. Mit dir hätte ich ja nun gar nicht gerechnet. Sag, wie geht es dir?" Er stand von seinem Platz auf, um sein Gegenüber auch mit Handschlag zu begrüßen. "Ich ging gerade die Mitgliederliste durch, aber bei deinem Namen bin ich noch nicht angekommen. Wahrlich aber nicht verwunderlich, wo doch diese Factio traditionell von Decimern bevölkert und geleitet wurde." Zumindest das hatte der Tiberier immerhin schon herausbekommen. Der Triumphator Decimus Meridius war sogar der Vorgänger des noch aktuellen Princes Aurelius Ursus.


    Sim-Off:

    Ja, das halte ich auch für sinnvoll :)