Beiträge von Lucius Tiberius Lepidus

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    Frisch und Fröhlich marschierte der gute Evax direkt zum Büro, wo der gute Tasius immer seinen Dienst tat. Wieder klopfte er an und diesmal wartete er sogar ein oder zwei Sekunden, bevor er die Tür öffnete. "Tasius! Stell dir vor!", schwafelte der Sklave dann sogleich los. "Wir hatten schon wieder besuch, aber diesmal war es kein neues Mitglied, was ich zur dir schicken konnte. Es war die Dienerin einer Vestalin!", das glaubte Evax zumindest und setzte seinen Sensationston fort: "Sie sagte, dass eine Vestalin namens Decima gerne den Kultverein unterstützen würde. Um darüber zu sprechen, wie sie das am besten machen könnte, läd sie einen Verantwortlichen der Societas ins Atrium Vestae ein. Er soll ihr in jedem Fall schriftlich bescheid geben, wann er sie besuchen kommen möchte. Du musst am besten gleich ein Schreiben für den Magister aufsetzen!" Ob sich der gute Evax wohl gleich etwas anhören durfte? Er mochte es ja den Alten ein wenig zu reizen, auch wenn er ihn damit vielleicht noch ins Grab brachte, oder vielleicht gerade deshalb?



    IANITOR - SOCIETAS CLAUDIANA ET IULIANA

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    Von einer Vestalin geschickt? Selbst der sklavische Inaitor wusste, dass eine Vestalin sehr wichtig war. Ihre Absicht den Kultverein zu unterstützen konnte wohl auch nur als ein Glücksfall bezeichnet werden. Von daher kam er sogleich ins staunen, doch ob jemand ins Atrium Vestae gehen würde? "Also ich kann dir leider nicht sagen, ob jemand bereit wäre, obwohl einer der Herren des Kultvereins sich dem sicher gern annehmen würde. Da muss ich aber erst einmal den Mann fragen, der hier gerade das Sagen hat." Ja, Tasius konnte da sicher mehr wissen, allerdings würde er ohne Rücksprache mit dem Magister sicher auch noch keine Bestätigung geben können. "Ich werde die Einladung erst einmal weitergeben. Wäre es für die Vestalin Decima in Ordnung, wenn ihr schriftlich ins Atrium Vestae mitgeteilt wird, wer sie gegebenfalls besuchen kann?" Das 'ob' stand wohl eigentlich außer Frage. Eine Einladung einer Vestalin würde wohl Folge geleistet werden.



    IANITOR - SOCIETAS CLAUDIANA ET IULIANA

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    Was war denn nur in letzter Zeit los? Evax, der sich sonst immer einen gemütlichen Tag machen konnte, schien sich in letzter Zeit vor Besuchern, die er empfangen musste, kaum retten zu können. Heute stand dann sogar mal eine Frau vor der Tür. Was die wohl wollte? Nahm der Kultverein eigentlich auch Frauen auf? Evax wusste es nicht. Er hatte hier jedenfalls schon lange keine Frau mehr herumlaufen sehen. "Salve und willkommen bei der Societas Claudiana et Iuliana", brachte er seine Standardbegrüßung hervor. "Welches Anliegen hat dich zu unserem edlen Vereinshaus geführt?"



    IANITOR - SOCIETAS CLAUDIANA ET IULIANA

    Der leitende Aedituus des Mars Ultor-Tempels und Lepidus kannten sich inzwischen schon recht gut. Sie schauten öfter Mal beieinander vorbei, tauschten sich über Opferungen aus oder philosophierten über die Götter. Im Gegensatz zu den anderen Mars-Wächtern, die ja ebenfalls noch ihre Heiligtümer in Rom hatten, war Lepidus dieser am liebsten. Er hatte soetwas grimmiges an sich, ohne jedoch unfreundlich zu wirken. Meistens kam auch noch der Tempelwächter des einzigen Quirinus-Tempels dazu, so waren sie dann die Aeditui der älteren Trias, quasi die "aeditui-maiores".


    Wenn es mal dazu kam, dass ein reicherer Mann oder gar ein Senator ein größeres Opfer anberaumte, tauschten sie sich natürlich gerne aus und so wie es die eigene Zeit und Arbeit zuließ, konnten sie dann auch mal gegenseitig zu einem Opferprozess besuchen. Ein Pferdeopfer hatte der Tiberier jedenfalls schon lange nicht mehr gesehen. Schön war es natürlich, wenn man mal dem Pferdeopfer zu den Equus October beiwohnen konnte. Da nur ein Siegerpferd geopfert wurde, gab es da ja durchaus Parallelen zur heutigen Opferung. Immerhin war es wohl das Pferd eines siegreichen Tribuns, der aus dem Bürgerkrieg zurückkam. Einerseits konnte man wohl sagen: Als potenzielles Opfertier sollte man besser nicht erfolgreich sein. Andererseits gab es wohl keine größere Belohnung, als einem Gott dargebracht zu werden.


    Dann erfuhren die versammelten Schaulustigen dann tatsächlich auch gemeinsam mit Mars all die Strecken und Wege, die dieses Tier zurückgelegt hatte, gleichsam aber auch das enorme Spannungsverhältnis, welches zwischen ihm und seinem Reiter bestand. Ja, dafür hatte es sich wohl bereits gelohnt herzukommen, denn im Gegensatz zu den sonst etwas langweiligen Gottesanrufungen, war das hier gleichsam originell und auch irgendwie verstörend.


    Tja, und dann hatte der Senator auch gar kein Erbarmen und senkte selbst den Hammer nieder. Auch etwas, was Lepidus seit langem nicht mehr gesehen hatte. Wer so eine innige Beziehung zu seinem Pferde hatte, der musste das wohl selbst erledigen. Womöglich hat sich der Mann schon während er gebissen und getreten wurde, tausendfach vorgestellt, wie er einen solchen Hammer niedersenken lassen würde. Nun hatte er es endlich geschafft. Gerade einem wie Mars sollte das tatsächlich zusagen, während das gemeine Volk wahrscheinlich im innersten immer mal wieder eine Träne vergoss über das Pferd; nicht unbedingt aus Mitleid, sondern weil sie sich etwas so kostbares und edles wie ein Pferd niemals leisten und schon gar nicht opfern konnten.


    In jedem Fall war das alles hochinteressant. Unabhängig davon wie das Opfer angenommen werden würde, wusste Lepidus bereits jetzt, dass er im Anschluss wieder einiges an Gesprächsstoff mit seinem guten Aedituus-Kollegen haben würde.

    Der Kaiser hatte den ersten Teil des Opfers hinter sich gebracht, doch das Wichtigste stand erst noch bevor. Während der Kaiser drinnen noch sein Gebet sprach, wurde bereits Aufstellung genommen. Lepidus wies jeden auf seine Position, seien es nun die ministri, der victimarius oder die Musikanten. Um den Haruspex kümmerte sich ein weiterer Diener und versicherte sich, ob er alles haben würde, was er benötigte. Alle Besucher, die an diesem Tage erschienen waren, um das Staatsopfer und sicher auch Palma persönlich in Augenschein zu nehmen, konnten bisher noch locker plaudern, während der neue erste Mann in Rom noch seine Pflichten im Inneren des Tempels erfüllte. Noch war das allgemeine Schweigen noch nicht geboten. Die Leute konnten gleichsam beobachten wie man die Stiere hinweg von den Wasserschalen führte, woraus man sie die ganze Zeit seit ihrer Beschaffung hat trinken lassen. Erfahrene Opferdiener wussten, dass das Blut später ganz besonders gut fließt, wenn die Tiere vorher ausreichend getrunken hatten. Tja, und wenn das Blut gut spritzte und floss, war es schließlich immer ein gutes Zeichen. Man präsentierte die Tiere auf dem Tempelvorplatz. Von ihrer weißen Kreidebemalung konnte man unter den reichhaltigen Verzierungen kaum noch etwas sehen. Die Hörner waren vergoldet, was Licht, Glanz und Glück symbolisierte. Beiden Stieren wurden infulae um die Stirn gebunden, an denen wiederum einige Bändchen hinunter ragten, die einen scharlachroten Farbton hatten. Darüber hinaus wurde dem Tier eine Decke auf den Rücken gelegt, ein breites buntgerändertes Tuch, das in Fransen auslief. Kenner beobachteten mühsam, ob sich der Schwanz des jeweiligen Stieres mehr nach rechts oder links neigte. Tat er es nach rechts, so konnte man von einem guten Zeichen ausgehen. Lepidus konnte aber keine Tendenz ausmachen. Eindeutige Zeichen, ob das Opfer gelingen würde, offenbarten sich also noch nicht.


    Als der Kaiser dann jedoch langsam nach draußen geführt wurde, nahm nun der wichtigste Teil des Opfers seinen Lauf. Noch einmal musste der Tiberier tief durchatmen, auf das sich das Opfer nun wirklich in einer angemessenen Weise zu Ende führen ließ. Diese Minuten würden ihm wie Stunden vorkommen. Sein Blick richtete sich auf jeden einzelnen Opferhelfer, auf jeden einzelnen Anwesenden. Die einen würden hoffentlich ihren Dienst leisten, die anderen ein erfolgreiches Opfer und einen von den Göttern bestätigen Kaiser sehen. Draußen angekommen konnte Palma nun auch selbst die in Position gegangenen Helfer und natürlich auch die zahlreichen Besucher begutachten. Viele seiner engsten Günstlinge würden wohl hier sein, ganz zu schweigen von den vielen Senatoren, die er vom Capitol mit hergebracht und die ein Opfer des Kaisers wohl auch kaum verpassen durften. Bevor es weiterging, ging Lepidus nun persönlich mit einem Schälchen Wasser an den Reihen der Schaulustigen vorbei und ließ immer wieder ein paar Tropfen über sie niederregnen. Damit wurden auch alle Anwesenden symbolisch gereinigt.


    War dies vollzogen, so wurde nun gesprochen "Favete linguis!" Die Menge erkannte, dass sie nun still sein müsse, doch glücklicherweise wurde die Stille sogleich von den sanften Tönen der Musiker gebrochen, welche vor allem die störenden Hintergrundgeräusche übertönen sollten, die in einer Stadt wie Rom gern mal auftauchten.


    Im Fokus standen nun der Kaiser und die Opfertiere. Bisher schienen diese keine Anstalten zu machen. Gerade für das Staatsopfer hatte man sie wieder und wieder geprüft. Jedes kleinste Zeichen einer Krankheit musste dazu führen, dass man sie lieber nicht geopfert hätte. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass es schlechte Zeichen geben würde, war einfach zu groß. Äußerlich schienen sie also hostia optima zu sein und der victimarius, der vordergründig die Opfertiere überprüfte und in den Lepidus sein ganzes Vertrauen setzte, befand die Stiere eines Staatsopfers würdig.


    Sie hatten wohl ihr letztes Schaulaufen auf dem Tempelvorplatz. Nun wurden sie zum Altar geführt, wo man sie ankettet, langsam und ohne, dass man sie dazu drängte. Jeder wusste, dass die Götter sich nicht durch Opfertiere besänftigen ließen, die sich gegen die Opferung sträubten. Auch ein hinkendes Tier wäre schon im Vorhinein zum Scheitern verurteilt gewesen. Kein Wunder, dass die Opferdiener immer besonders sorgsam und fürsorglich mit ihnen umgingen. Das Tier wurde solange geschont und selbst fast göttlich behandelt, bis sie sich dann hoffentlich mühelos dem Tod ergaben.


    Dem Kaiser wurde nun eine Schüssel Wasser gereicht, wo er erneut die Reinigung seiner Hände vornehmen musste, bevor er sich anschließend mit einem weißen Tuch (mallium latum) abtrocknen konnte. Nun wurde ein Behältnis mit mola salsa überbracht, auf das der Kaiser diese über beide Opfertiere, aber auch über die Opferinstrumente streute, wozu sowohl das Opfermesser, als auch der Opferhammer gehörten, die dem Kaiser zum bestreuen ausgestreckt wurden. Nun kam der Weinträger herbei und übergoss das Tier mit dem edlen Getränk. Die Weihung war somit vollzogen und dem Tier konnte nun sämtlicher Schmuck abgenommen werden. Dem Cornelier wurde daraufhin das Opfermesser dargereicht. Er wurde noch zuvor auf dem Weg nach draußen darauf hingewiesen, dass er das Bestreichen mit der rechten Hand vollziehen musste. Denn für die Götter des Himmels war die Rechte vorzuziehen, während für die Götter der Unterwelt die Linke vorbehalten war. Und Iuppiter wollte sicherlich nicht für einen Gott der Unterwelt gehalten werden. So achtete der Opferdiener, dass er das Messer auch in die richtige Hand übergab.


    Er würde das bereits faktisch entkleidete Tier nun auch symbolisch entkleiden, indem er vom Kopfe des Tieres bis zum Rücken und Schwanzansatz streichen würde. Anschließend konnte er das Messer wieder abgeben. Den Hammer fallen lassen oder das Messer ansetzen, würde der Kaiser wahrscheinlich nicht persönlich.


    Währenddessen nahm bereits der Diener Aufstellung, der Palma sein Gebet präsentieren würde, auf das er es ohne Fehler darbringen konnte. Man hatte ihn darauf hingewiesen, dass er sich dem Tempel und dem darin befindlichen Kultbild zuwenden müsste. Deshalb stand auch der Mann mit dem geschriebenen Gebet mit dem Rücken dazu. Speziell für das Gebet in der Öffentlichkeit, so hatte ihm ein Opferdiener noch vorgeschlagen, sei es zu empfehlen bei Beendigung die rechte Hand auf die Lippen zu legen, bevor die Wendung nach rechts erfolgt. Es ist eine alte feinsinnige Geste bei Abschluss des Gebetes, welcher die Rückkehr zum alltäglichen Leben bedeutete.


    Gespannt durften die Zuschauer aufhorchen, was der Kaiser sprechen würde. Es wäre ein Gebet an Iuppiter, aber jeder wusste, dass es hierbei auch um das anwesende Publikum ging. Sie wollten beeindruckt werden und so hatte das öffentliche Gebet meist einen ganz anderen Charakter, als das Gebet, welches man im Persönlichen an die Götter richtete.

    Ob das Wort "Blutadel" so einen angenehmen Klang in Lepidus Ohren gehabt hätte, das konnte man nicht wissen. In jedem Fall konnte man wohl davon ausgehen, dass sie das Blut von Ahnen in sich trugen, die noch überhaupt nicht geadelt waren. Ein lustiger Gedanke, doch musste man zweifellos anerkennen, dass auch die Tiberier erst unter Divus Iulianus zu Patriziern wurden. Sicher haben das viele jüngere - darunter Lepidus selbst - bereits vergessen. Er selbst arbeitete ja noch an einer Ahnengeschichte der Tiberier, die ihre Verwandtschaft bis auf Aeneas zurückführen würde. Zweifellos wirkte die Erhebung in den Stand der Patrizier vor diesem Hintergrund doch mehr als so etwas wie eine längst fällige formale Korrektur, als einer tatsächlichen Besserstellung.


    "Die Verwaltung also...", sprach der Tiberier kurz. "Ich kann dich wohl nicht dazu bringen, dem Dienst an den Göttern vielleicht noch etwas abzugewinnen?" Das musste er als Aedituus natürlich sagen, war das ganze religiöse Feld doch seine Domäne. Aber er hatte natürlich vollstes Verständnis, wenn Verus lieber einen anderen Weg bevorzugte. "Da kommt natürlich so dies und jenes in Frage. Rom hat sicherlich viele Verwaltungsposten, auf denen du gute Arbeit leisten könntest. Wenn du ein wahrer Bürokrat bist, könntest du es natürlich wirklich in der kaiserlichen Kanzlei versuchen. Wie ich schon sagte, wird nach dem Tod des Vesculariers dort sicherlich auch der ein oder andere Beamte verjagt worden sein."


    Im Prinzip war es keine schlechte Idee. Es konnte ja nicht schaden, dort einen Verwandten sitzen zu haben. Sicher könnte sich Verus dort verdient machen. Aber Lepidus schweifte noch etwas weiter. "Vielleicht bist du ja auch nicht allzu sehr an Rom gebunden? Eine andere Alternative wäre natürlich auch das Durchlaufen einer städtischen Ämterlaufbahn. So kannst du dir sicherlich auch einen Namen machen. Aber das nur, um deinen Blick auch noch etwas zu weiten."


    Verus musste sich wohl letztlich selbst darüber im Klaren werden, wo er sich denn am liebsten sah. Lepidus konnte da nur hier und da Anregungen geben. Er blickte insbesondere auch Calena. Vielleicht hatte sie ja ebenfalls eine Meinung zu den Karriere-Plänen ihres Mannes. Häufig hatten die Frauen ja einen nicht unwesentlichen Einfluss auf die Geschicke ihrer Männer. Ob man das nun als gut oder schlecht bewerten wollte, einem solchen Urteil entzog sich der Tiberier.

    Ach, Verus. Der arme Mann, der sein ganzes Hab und Gut verlor. Lepidus setzte einen bekümmerten Blick auf, als er seinen Verwandten musterte, wie er bedrückt die Hand seiner Frau nahm. Offensichtlich hatte er vieles immer noch nicht verarbeitet und so war es wohl auch kaum verwunderlich, dass er sich über seine Zukunft nicht im Klaren war. "Aber Verus, Hilfe findest du in jedem Fall bei deiner Familie. Da mach dir mal gar keine Sorgen", versuchte er dann gleich mit einem Lächeln alles etwas erträglicher zu machen. "Mit einem Namen und mit Bildung lässt sich schon einiges anfangen, glaub mir. Wollen wir doch mal sehen, ob uns nicht gemeinsam ein paar Ideen kommen."


    Lepidus lehnte sich etwas zurück und dachte nach, was seinem Verwandten wohl am ehesten liegen mochte, aber er kannte ihn ja selbst noch nicht allzu gut, deshalb war es womöglich nicht schlecht in einer Art Ausschlussverfahren vorzugehen. Lepidus wusste noch genau, wie er selbst mit sich haderte, als er gerade frisch in Rom ankam. "Die Tatsache, dass wir uns am Minerva-Tempel begegnet sind, deutet vielleicht auf noch mehr: Wie sehr liegen dir die religiösen Belange? Vielleicht wäre ja der Dienst der Götter etwas, womit du dich anfreunden könntest. Ein Patrizier sollte dies immer in Betracht ziehen." In der Tat waren gerade im Cultus Deorum viele Plätze nur als Patrizier zu erreichen. Die religiöse Laufbahn war ihnen somit das naheliegendste. "Oder wie ist dein Geschick mit dem Zahlen- und Wortwerk? Vielleicht wäre ja ein Verwaltungsposten das Richtig für dich? Seit Salinator und dessen Anhänger verjagt oder getötet wurden, ist sicherlich einiges frei geworden, sowohl in Rom allgemein als auch vielleicht sogar in der kaiserlichen Kanzlei könnte der ein oder andere lukrative Posten auf dich warten. Tja, und wenn du vielleicht erst einmal weiterbilden möchtest, so könnte ich dir gern auch einen Kurs an der Schola finanzieren. Vielleicht den Cursus Iuris, um Advocatus zu werden? Durch diese Arbeit haben vorher unbekannte Männer viel Ruhm und Ansehen erlangt." Lepidus nahm derweil einen Schluck aus seinem Becher Wein. "Einige Möglichkeiten scheinst du jedenfalls zu haben und ich denke, du wärst jeder Aufgabe gewachsen."


    Selbst wenn diese Vorschläge vielleicht noch nicht zusagten, so waren sie vielleicht Anregungen für weitere Überlegungen. Lepidus war jedenfalls gespannt darauf, wo denn sein Verwandter seine eigenen Stärken und Potenziale sah.

    Auch Lepidus erhob seinen Becher und stellte fest, wie schön es doch war gesund zu sein. Ganz im Gegensatz zum vegetierenden Dolabella, der es nun doch recht schwer hatte, noch unbeschwerte Tätigkeiten auf sich zu nehmen. Ob er wohl jemals wieder gesund zurückkehren würde? Vielleicht sollte Lepidus für ihn demnächst noch ein Opfer vollbringen. Wenn es jemand richten konnte, dann wohl nur die Götter und gerade in Anbetracht der Spiele wäre ein Dolabella mit seiner ganzen Rennstall-Erfahrung sicher ein Gewinn gewesen.


    Während er sich seiner eigenen Gesundheit noch erfreute, stutzte der Tiberier dann doch etwas. Da warf der Iulier gleich noch mit ein paar weiteren Namen um sich und machte auch noch eine Einladung geltend. Festgenagelt! Ganz klar! Lepidus fühlte sich gleich zunehmend unbehaglich. Er wusste gar nicht, dass der Iulier so hartnäckig (oder sollte man besser sagen aufdringlich?) bei einem Thema sein konnte. Dabei hatte er sich sein weites Vorgehen in dieser Angelegenheit doch gedanklich schon so gut zurechtgelegt und stattdessen musste er sich so bedrängen lassen. Seine Unbehaglichkeit zu verbergen trachtend, sprach er immerhin noch ein paar wohlwollende Worte: "Vollversammlung... ja, das klingt doch großartig. Eine solche Einladung könnte ich wohl kaum ausschlagen." Dass der Tiberier dabei etwas unruhig auf seinem Stuhl saß und sich mehrmals verrückte, war hoffentlich nicht allzu offensichtlich. Immerhin erwähnte der Iulier ja auch den Ordo, nach dem der Tiberier so sehr gierte und in der Tat wäre eine baldige Entscheidung in dieser Hinsicht sicherlich angebracht. "In jedem fall ist deine Rücksicht auf meine Ordo-Angelegenheiten sehr zuvorkommend. Wie ich merke, hast du nicht vergessen, worüber wir einst sprachen. Umso neugieriger bin ich natürlich schon, mit welcher Bitte du an mich herantreten willst. Aber sei dir schon jetzt gewiss, dass es sich sicher regeln lassen wird, ws auch immer es ist."


    Die Ausführungen zum Wagenrennen und den Spielen benickte er nur noch, während er schon einen ungeduldigen Blick auf Lucia warf und schließlich sprach: "Nun, ich glaube wir haben schon viel zu viel Zeit hier verbracht. Wir sollten nun langsam ins Triclinium gehen." Er gab den Sklaven das passende Zeichen, dass sie sich nun auf die weitere Bewirtung nebenan einstellen sollen. Lepidus unterdessen erhob sich bereits von seinem Platz. Zweifellos in heller Erwartung, was Dives wohl auf dem Herzen lag und auch natürlich, was sich Lucia für den weiteren Verlauf ausgedacht hatte, denn auch wenn der Iulier recht entspannt wirkte, hellauf beeindruckt von der tiberischen Gastfreundschaft war er sicherlich noch nicht.

    Als nun auch die Waschung der Hände abgeschlossen war, half ein Opferdiener dem mächtigen Kaiser, sein Haupt zu verhüllen. Bei gewöhnlichen Opfern durfte niemand unbedingt mit so viel Fürsorge rechnen, doch dies war immerhin der Kaiser. Während bei vielen anderen, selbst Rittern und Senatoren manchmal nicht so sehr darauf geachtet wurde, ob ein Stück Stoff nun etwas verrutscht war oder nicht, so wurde beim Verhüllen des kaiserlichen Hauptes auf ein Höchstmaß an Symmetrie geachtet. Schließlich musste er ja schon bald hinaus vor die Menge treten und da sollte er natürlich erhabener wirken, als alle anderen.


    Ein ministri wies anschließend den Weg zum foculus vor dem Kultbilde des Iuppiter, zu dem sie langsam und bedächtig schritten. Es folgten die Männer mit den Gaben und der Weihrauchträger. Langsam legten sie die zu Opfernden Gegenstände auf dem Opfertisch zurecht, ausgebreitet für den höchsten aller Götter. Mit dem simpuvium ließ einer von ihnen auch eine Weingabe in die dafür vorgesehenen Schalen am Altar tropfen. Nur der Mann mit dem Tablett, auf dem der Kranz lag, stellte sich neben Palma und foculus, auf das dieser die edle Corona selbst auf den Tisch legen konnte. Der Kaiser musste natürlich nur einen einzigen Gegenstand hinlegen, um zu symbolisieren, dass alles von ihm stammte. Natürlich war es in diesem Fall die edelste der Gaben. Dann entfernte sich auch dieser Träger, stellte sich jedoch als einziger rechts vom Kultbilde im Augenwinkel des Kaisers auf, mit dem Gesicht zur Wand, auf das er den Augustus nicht irritierte. Durch seine Präsenz sollte der Kaiser jedoch auch nach dem Gebet erinnert werden, dass er nach rechts abgehen müsse.


    Einzig verblieben waren an der Seite des Kaisers der Weihrauchträger und der Helfer mit den Gebetszeilen. Der eine hielt ein kleines Schälchen hin, aus dem sich der Kaiser den Weihrauch in die Feuerstelle streuen konnte. Als der Weihrauch dann den Raum erfüllte, konnte der Träger zurücktreten und etwas seitlich vor ihm würde nur noch der Mann stehen, der ihm beim Gebet helfen würde. Hier innerhalb des Tempels war es meist noch nicht ganz so relevant, wenn der Kaiser sich versprechen würde. Die Folgen wären noch in Grenzen zu halten, ganz im Gegensatz zum späteren Zeitpunkt, wo er das blutige Opfer vor den versammelten Gästen tätigen musste. Demzufolge war das bedeutende und umfangreichere Gebet auch für das Hauptopfer vorgesehen, während hier jedoch der Opfernde meist seine ganz persönliche Kommunikation mit der Gottheit pflegte. Dennoch war der Opferdiener auch hier schon zur Stelle und zeigte das bereits bei den Vorbereitungen von Palma gesandte Gebet vor und hielt sicherheitshalber noch einmal eine Handfläche nach oben, um Palma zu zeigen, dass er die Handflächen nun beim Gebet nach in die Luft strecken müsse.


    Neben den individuellen Aspekten des Gebetes, gab es natürlich für jede Gottheit typische Anrufungsformeln. So stand geschrieben, was für capitolinischen Iuppiter typisch war als höchste Gottheit, die alles von der größten bis zur kleinsten gesellschaftlichen Einheit durchdrang: "Großer Iuppiter Optimus Maximus, Herrscher des Himmels, Beschützer des Staates, des Hauses, des Hofes und der Familie..."

    "Du hast offenbar Geschmack", sprach Lepidus zu Verus, als dieser die von ihm empfohlenen Häppchen lobte. "Wir Tiberier hatten ja schon immer einen recht feinen Gaumen." So richtig wusste Lepidus noch nicht, wie er das ganze Treffen bisher einstufen sollte, er hielt sich aber auch irgendwie fern, allzu viel darüber nachzudenken. Er versuchte einfach ein wenig seinen Spaß zu haben und dabei vielleicht auch noch das ein oder andere über seine Verwandten zu erfahren. Aber in der Tat bot die bisherige Konstellation wohl noch einiges an Zündstoff. Ob die Frauen sich so gut miteinander verstanden, konnte er noch nicht recht einschätzen, er selbst beschäftigte sich vorerst mit Verus, während die Damen unter sich blieben. Beim Sprechen mit Verus bekam er deshalb die Frage der Calena in Richtung Lucia auch nur halb mit. Aber er war sich sicher, dass irgendwie sein Name fiel.


    Stattdessen jedoch horchte er Verus noch ein wenig aus. "Wie siehts eigentlich derzeit bei dir aus? In Rom bist ja inzwischen einigermaßen angekommen, nehme ich an. Hast du schon irgendeine Idee, was du mit deinem weiteren Leben anfängst?" Eine Frage, wie sie auch von einem Vater gestellt werden konnte. Aber da fühlte sich Lepidus eben wieder ganz wie ein großer Hausherr, der alles zusammenhalten musste. Abgesehen davon interessierte es ihn wirklich sehr, was Verus nun eigentlich mit sich anfing. Hatte er schon Aussichten, etwas zu erreichen? Allzu viele Optionen boten sich einem Patrizier ja heutzutage nicht wirklich. Aber Lepidus hätte es auch wohl nur ungern gesehen, wenn sein guter Verwandter den ganzen Tag nur auf der faulen Haut lag.

    Die Vorbereitungen kamen zum Glück einigermaßen gut voran. Die Tatsache, dass die Senatssitzung etwas länger dauerte als angenommen, sorgte für die entsprechende Luft, die man noch brauchte. Besonders einer seiner älteren Aeditui-Kollegen pustete schon kräftig. So viel Stress hatte er schon lange nicht mehr erleben müssen. Ein speziell dafür eingesetzter Bote lief sofort von der Curia los zum Capitol, um vom Aufbruch des neuen Kaisers zu berichten. Nun schlugen die Herzen der Anwesenden erst recht schneller, denn der Cornelier würde in wenigen Augenblicken eintreffen.


    Die gewünschten Stiere wurden gerade noch fertig geweißt, auf dass sie für den Gott des strahlenden Tageshimmels so hell leuchten mögen, wie die weißen Rosse, die, wie man sagte, an seinem eigenen Wagen gespannt und die ebenso als Akroterion auf dem Capitol selbst zu bewundern waren.


    Nach und nach begaben sich die Opferhelfer auf ihre Positionen und erwarteten das Eintreffen des Kaisers. Lepidus scheuchte noch ein letztes Mal die Leute, die ihm unterstanden auf ihre Plätze. Erwartet wurde dagegen noch der Haruspex, der heute die Eingeweideschau vornehmen würde. Ein Aurelier, der allein namentlich durch aufmerksames Studium der früheren Proskriptionslisten schon bestens bekannt war.


    Eine Reihe von "Gabenträgern", wie sie Lepidus natürlich in bester Absicht nannte, hatten im Tempel Aufstellung bezogen und jeder von ihnen trug eine Gabe für das obligatorische Voropfer mit sich, welches der Cornelier darzubringen hatte. Darunter beispielsweise eine Kanne reinen Weins für das edle Trankopfer. Ein weiterer trug einem Korb mit Feldfrüchten und ein anderer wiederum einen Korb mit frisch gemachten Gebäck. Ein anderer von ihnen jedoch trug etwas besonders auf einem Tablet vor sich: Eine Corona Aurea, die besonders im Kult des Iuppiter immer wieder eine besondere Bedeutung hatte. Zahlreiche Kränze sind dem höchsten aller Götter in der Vergangenheit zuteil geworden, im Bewusstsein, dass ein Sieg nur durch den Himmelsgott möglich war. Unter den besonderen Umständen des Bürgerkrieges spielte dieser Kranz noch eine viel größere Rolle. So wie Romulus einst durch einen Kranz den Kopf des Remus symbolisierte, den er besiegte, so würde Palma heute den Kopf des Salinator darbringen können. Dies konnte man sich aber nur denken und würde keine offizielle Analogie, zumal sie dann doch etwas zu konstruiert war und einem Remus wohl immer noch deutlich mehr Ehre zuteilwird als dem Vescularier. Jedoch erkannte man dadurch wohl Fortschritt und Zivilisation im Gegensatz zu plumper Barbarei.


    Zu Anfang würde der Cornelier zu einem Ort geführt, wo seine Füße noch einmal von einem ministri gereinigt wurden, denn vor allem diese mussten sauber sein, da er das Opfer selbstverständlich barfüßig vollziehen musste. Anschließend würde er zu einem Waschbecken geführt, wo er seine Hände im feinsten Wasser aus der Quelle der Iuturna reinwaschen konnte. Erst danach konnte er zur cena und dem Kultbild des Iuppiter. Davor stand der Altartisch, auf dem die Gaben niedergelegt sowie in entsprechende Schalen das Trankopfer dargebracht werden konnte. Die Männer mit den Gaben und der Weihrauchträger würden ihn auf Schritt und Tritt begleiten.


    Die Diener des Iuppiter hatten alles getan und hergerichtet. Ihre Aufgabe war es nun vor allem auch dafür zu sorgen, dass der Kaiser keinen Fehler machte. Ihn zur Not darauf hinzuweisen, sich den Kopf zu bedecken oder ihn noch einmal daran zu erinnern, sich nach dem Gebet nach rechts abzuwenden. Zwar sollte man denken, dass dies alles eine Selbstverständlichkeit war, doch selbst der große Iulius Caesar kassierte einst Hohn und Spott als er sich bei einem großen Opfer einmal nach links abwandte. Und wenn einem großen Mann wie Caesar jenes passieren konnte, dann sicherlich auch dem Cornelier.


    Viele Gäste wurden bereits auf ihre Plätze auf dem Tempelvorplatz gewiesen. Hier würden sie später Zeuge des blutigen Hauptopfers werden. Lepidus wartete mit all den fleißigen Dienern der Götter am Eingang des Tempels, aufgeregt wie selten zuvor. Jetzt fehlte nur noch der neue Augustus persönlich.

    "Ja richtig", bemerkte Lepidus auf seine Schwester, die den Stammbaum sehr gut im Kopf hatte. Er selbst musste immer wieder mal einen Blick darauf werfen, um diese oder jene Konstellation in Erfahrung zu bringen. Bei der Breite des Stammbaums verlor er leider oft den Überblick. "Wer hätte das gedacht? Da sind wir ja sogar irgendwie weit entfernt miteinander verwandt", sprach er zu Dives und lächelte verhalten. Wenn man lange genug suchte, war man wahrscheinlich mit jedem besseren Römer auf irgendeine Art und Weise verwandt. Davon war er fast überzeugt. Man musste nur lange genug suchen, aber wer hatte schon die Zeit dazu? "Leider geht es dem guten Dolabella nicht allzu gut. Er hatte vor einiger Zeit einen recht merkwürdigen Anfall. Seitdem befindet er sich in Süditalia und erholt sich."


    Fast hätte der Tiberier schon selbst nachfragen müssen, wer denn eigentlich noch so an bekannten Persönlichkeiten in der Veneta war, aber offensichtlich wusste der Iulier, wie er Lepidus begeistern konnte. Wenn er unter dem Dach einer Factio Kontakt zu dem ein oder anderen einflussreichen Senator kommen konnte, dann würde das seinem bisherigem kläglichen Patrizier-Dasein sicher noch den entsprechenden Schubs in die richtige Richtung geben. "Ah, Aelius Quaro ist also an der Spitze der Veneta. Ich hoffe für dich, dass du schon bald mit ihm in Kontakt treten kannst. Wollen wir hoffen, dass er den Krieg gut überstanden hat. Allerdings wundert es mich, dass der eigene Bruder offensichtlich für Valerianus nicht im Testament bedacht wurde. Was das wohl für Gründe hatte?" Das fragte sich wohl nicht nur der Tiberier allein Lepidus stellte diese Frage aber auch mehr nur so in den Raum, immerhin würden sie dann schon wieder zu sehr ins Politische abgleiten. "Aber du scheinst dich bei der Veneta in sehr guter Gesellschaft zu befinden, wahrlich verlockend." Damit hoffte der Tiberier ausreichend Interesse bekundet zu haben. In seinen Gedanken hatte er auch schon einen Plan gefasst, wie er das mit der Factio bald angehen würde. Er setzte diesen selbstzufriedenen Gesichtsausdruck auf, den Kopf leicht zur Seite geneigt und die Augen seitlich nach oben gewandt, so wie er es wohl stetig tat, wenn er eine gute Idee hatte, die er bald zur Ausführung bringen wollte. Derweil nippte er von seinem Becher.


    Derweil konnte er gleich das etwas schönere Thema aufnehmen: die große Frage, die man sich natürlich stellen musste: Wagenrennen oder Gladiatorenkämpfe? Erstaunlich aus Lucias Mund zu hören, dass sie die Wagenrennen interessanter als die Kämpfe fand. Hatten sie ihm als sie noch jünger waren nicht immer von den Gladiatoren vorgeschwärmt? Wie stark und kräftig sie doch waren und wie mutig und heldenhaft sie die Schlachten in der Arena schlugen? Oder verwechselte er das irgendwie? Auf heranwachsende Damen sollen die Gladiatoren ja ohnehin eine sehr anziehende Wirkung haben, auch wenn das Lucia als edle Dame aus gutem Hause vielleicht ungern zugeben würde. Lepidus lächelte sie jedenfalls einfach an, diesmal ohne eine Spitze. Das alberne Geschwister-Necken war ja auch irgendwann einmal genug, wie er sich selbst zügelnd, erkannte. "Ich für meinen Teil bin da sehr stimmungsabhängig. Es gibt Tage, da langweilen mich Wagenrennen einfach nur und ich würde dann lieber einen schönen Tod in der Arena begutachten. Aber ein bisschen Abwechslung schadet ja bekanntlich nie. Wie hältst du es denn mit den Gladiatoren, Dives?" Vielleicht war ja besonders Dives nicht nur ein Liebhaber des fließenden Blutes, sondern darüber hinaus ein großer Fan von großen muskelbepackten verschwitzten Männerkörpern. Wer wusste das schon so genau?

    Ja, hin und wieder brach seine Meinung schon etwas deutlicher aus ihm hervor, aber während der Zeit des Salinator war Lepidus ohnehin ein Meister der Zweideutigkeiten geworden. Einerseits durfte er nie etwas direkt aussprechen, andererseits konnte er seinen Hass auf das Regime auch nicht aus Stolz völlig verbergen. Er hatte wohl Glück, dass er damit so gut durchgekommen ist.


    "Dieses 'ähnlich gestellten' klingt sehr amüsant. Denk jedoch immer daran, dass nur wenige den Wert erlangen können, der dir allein schon durch deinen Namen zuteilwird." Er dachte zwar schon, dass seine Schwester das schon ihr ganzes Leben verinnerlichte, aber Lepidus sagte sowas einfach gern. Der Name Iunia hatte immerhin auch einen guten historischen Klang und dem Kontakt mit Plebejern konnte man sich ohnehin nicht entziehen, noch dazu, wo unter Salinator so viele die Stadt verlassen hatten und erst langsam zurückkehrten. Es konnte sonst sehr einsam um einen werden. "Nun gut, lass uns gehen. Ich hab auch wahrlich lange genug diese jämmerliche Leiche angesehen."

    Die Purpurea lag ihr also, ganz ähnlich wie dem guten Dolabella, der sich für sie einsetzte. Eine Factio, die das edle Purpur zur Farbe hat, kann ja auch nicht die schlechteste sein. Er konnte aber darüber kaum noch weiter sinnieren, denn da verabschiedete sich die Iunia schon wieder. Wir alle haben ja viele Termine in diesen Zeiten, da sollte man sich nicht allzu sehr wundern.


    "Naja, was man so als 'kennen' bezeichnen kann. Sagen wir einfach: Ich bin ihr vorher schon einmal begegnet. Es war bei der letzten öffentlichen Rede, die Salinator hielt. Ich murmelte irgendetwas vom nahenden Ende. Sie stand in meiner Nähe uns hat es aufgeschnappt." Tja und jetzt standen wir nicht fern seiner Leiche. So schließt sich der Kreis. "Sie machte damals den Eindruck, als wäre sie eine blühende Anhängerin des Vesculariers. Jedenfalls glaubte sie fest daran, dass die Stadtmauern gegen die Truppen Palmas gehalten werden könnten." Ein nun auch empirisch erwiesener Irrtum. "Inzwischen scheint sie aber noch rechtzeitig die Kurve bekommen zu haben. Man muss eben wissen, wann es Zeit ist die Seiten zu wechseln. Vielleicht wäre es ja ganz gut, wenn du dich mit ihr etwas anfreundest, vielleicht neben den Gründen ihrer scheinbaren Sympathie auch um ihre "reine Gesinnung" zu prüfen." Schließlich musste man durchaus achtgeben, mit wem man sich in der Zukunft in der Öffentlichkeit sehen ließ oder wen man vielleicht doch besser meiden sollte, um nicht in Verruf zu geraten.

    [Blockierte Grafik: http://i662.photobucket.com/albums/uu347/Kaysepunkt/david_2.jpg%20] |Evax


    Der Ianitor brachte den Neuankömmling gleich zum derzeit führenden im Mann im Haus. So konnte sich Tasius jedenfalls führen, wenn keiner der gehobenen Leute im Vereinshaus anwesend waren. Ganz unverblühmt klopfte Evax an die Tür des zotteligen Tasius; doch nicht nur das, er wartete erst gar nicht ab, bis jemand ein lautes "Herein" ertönen ließ, sondern öffnete schnell die Tür und sprach überhaupt nicht beachtend, womit Tasius wohl gerade zu tun hatte: "Hier ist ein potenzielles Vereinsmitglied." Er deutete dem Sergier mit einem Kopfzucken, dass er eintreten könne und machte sich selbst anschließend sofort aus dem Staub, wohlwissend, dass der Alte davon schlechte Laune bekommen würde. Aber soll er diese doch am Neuling auslassen. Evax jedenfalls verschwand so schnell er gekommen war.