"Bei so manchem Kaiser offenbarte sich erst im Laufe seiner Amtszeit die wirkliche Genialität seiner Person. Doch, in der Tat, ich kann auch noch nicht erkennen, dass der Vescularier bisher Großes vollbracht hätte, noch dass sich abzeichnen würde, dass er jenes bald tun würde. Von daher hast du womöglich recht, dass die Anzeichen nicht gerade auf ein goldenes Zeitalter deuten." Da schwang natürlich gleich die Kaiserkritik mit, aber noch in einem ertäglichen Ausmaße. Von einem Tiberier hätte man sicher auch stärkere Worte gegenüber Salinator erwarten können, aber Lepidus musste sich ohnehin noch in Zurückhaltung üben. Aber offensichtlich konnte man gegenüber diesem Helvetier sogar halbwegs offen sprechen. Die Zugehörigkeit Palmas zur Gens Cornelia würde einiges versprechen? Welcher Kaiser am Ende auf dem Thron sitzt? Das klang nicht gerade nach einem treuen bedinungslosen Anhänger Salinators, sondern nach jemandem, der Realist genug ist, beide Möglichkeiten in Betracht zu ziehen und sich dementsprechend vielleicht sogar alles offen hielt. "Palmas Herkunft ist natürlich eine gut Grundlage. Darüber hinaus hat er eine recht beeindruckende Karriere gemacht und sich auch noch als fähiger Kommandeur erwiesen. Wer weiß, was er noch zu bieten hätte. Tragbar ist er natürlich nur, wenn ihm nachgewiesen werden könnte, dass er unschuldig am Tode des Valerian und seiner Familie ist. Ich weiß ja nicht, wie es dir geht, aber ich persönlich traue nicht allem, was derzeit so in der Acta publiziert wird." Der Tiberier blickte sich ein wenig misstrauisch um und flüsterte dann in einem amüsierten Ton. "Vielleicht seid ihr Helvetier ja immer noch die Klientelgens der Ulpia... ich hörte so dieses und jenes Gerücht, dass sie womöglich noch gar nicht ausgelöscht sei." Der Tiberier blickte geheimnisvoll drein, zufrieden vielleicht die Neugier seines Gesprächspartners geweckt zu haben.
Beiträge von Lucius Tiberius Lepidus
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"Nicht übel, auf einen Centurio in der Familie kannst du schon sehr stolz sein." Von der hohen Sterberate sprach er besser nicht noch extra. Mit etwas Glück war ihm Fortuna gewogen und er hatte auch immer brav zu Mars gebetet. Zumindest ging der Tiberier davon aus, dass er an jene Götter glauben würde, ausblendend, dass in der Armee ja teils die merkwürdigsten Gestalten verehrt wurden.
"Zweifellos, guter Helvetius, die Lage sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen, da stimme ich dir ausnahmslos zu. Aber die Barbaren müssen sich auch erst einmal einig werden und ich rechne wahrlich nicht mit einer Belastung an allen Fronten. Es kann gut sein, dass wir im Laufe des Bürgerkrieges einige Gebiete verlieren werden, die wir nach dessen Beendigung wieder zurückerobern müssen. Das wird die vorderste Aufgabe einer wie auch immer gearteten Nachkriegsordnung. Doch Rom und Italia sind sicher, da müssten die Götter schon ein falsches Spiel mit uns treiben." Ja, dem Tiberier fehlte trotz aller schlüssigen Argumente einfach der Glauben. "Ich sage dir: Je länger ein Volk gelitten hat, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Leid auch irgendwann beendet sein muss. Und wir Römer leiden schon viel zu lange. Sollten wir nicht lieber den Pessimismus ablegen und uns ein schöneres Rom vorstellen, wenn dieser Krieg vorbei ist? Statt Barbarensturm und Hungersnot, erleben wir womöglich eine neuerliche Blüte. Ein neues friedliches Zeitalter, wie es uns einst der große Augustus bescherte. Ich weiß, dass unter diesen Umständen nur schwer daran zu denken ist, doch ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass es vielleicht ganz genau so eintreten wird." Der Idealismus war ihm hier ganz zu eigen. Aber gut, er war in den Thermen, hier durfte man ja wohl noch Träumen.
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Dass sich die Leute in seiner Gegenwart immer etwas reservierter ausdrückten, wenn es um die große Politik ging, war der Tiberier in der Tat schon gewohnt. Allein sein Name machte einfach viele misstrauisch und er selbst hatte ja ebenso ständig damit zu tun, seine wahre Natur zu verschleiern, um einigermaßen in Rom zurecht zu kommen. "Ich kann nur ebenso hoffen, dass der Krieg bald vorbei ist. In unserer Vergangenheit sind leider schon zu viele Römer durch die Schwerter ihrer Brüder umgekommen. Irgendwann sollte wirklich damit schluss sein, doch offenbar lernen wir nicht aus unseren Fehlern." Interessant fand der Tiberier, dass Varus sogar in höchstem Maße persönlich durch einen kämpfenden Verwandten vom Krieg betroffen war. "Welchen Rang genießt denn dein Vetter in der Secunda?", fragte er rein aus Interesse. "Ich kann dir nur Glück wünschen, dass du nicht um deinen Verwandten trauern musst, wenn dieser Krieg beendet ist. Damit werden sicher schon genug Familien beschäftigt sein. Glaubst du eigentlich wirklich, dass es noch einmal ein Barbarenvolk bis ins tiefste Italia vordringen könnte? Dass diese Gefahr ernsthaft besteht? Rom ist seit damals sehr gewachsen und viel stärker." Da sprach natürlich der blanke Optimismus und die römische Überzeugung. Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass jemals wieder ein Barbar so weit an unsere Stadtmauern herankommt, Bürgerkrieg hin oder her. Auch wenn wir vielleicht nicht gelernt haben die Waffen nicht gegeneinander zu heben, Barbaren von Rom fern zu halten, haben wir doch nun schon seit einigen hundert Jahren verinnerlicht." Es sei denn man wolle Palma zu den Barbaren zählen, der ja hoffentlich hier eines Tages auftauchen würde. Aber diesen Gedanken hielt Lepidus selbstverständlich für sich.
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Tiberius nickte, als er die Ausführungen des Varus zu seinen religiösen Praktiken hörte. Immerhin kam er seinen Pflichten nach, auch wenn Lepidus es natürlich bedauerte, dass er es selten in einen Tempel schaffte. Es gibt derer so viele in Rom und es wäre ein Schande, wenn sie eines Tages nicht mehr besucht werden würden, ein regelrechter Frevel gegenüber den Göttern. Blieb nur zu hoffen, dass dadurch das Reich nicht zugrunde gehen würde. Bei der Frage nach seinem Verhältnis zu Albina stockt Lepidus etwas. Hier musste er die Wahrheit wohl ein wenig auslegen, denn eigentlich hatte er nie wirklich etwas mit seiner Cousine zu tun. Sie erhielt für ihn erst dann Bedeutung, als sie den Consul heiratete und damit tatsächlich nützlich wurde, weshalb er fast mehr diese verlorene Verbindung und die Funktion Albinas betrauert, als die Person selbst. "Ich mochte meine Cousine sehr. Sie war hübsch und hat der Gens Tiberia alle Ehre gemacht, zweifellos hätte sie ein längeres Leben verdient gehabt. Inzwischen, nach all den Tagen der Trauer, ist es für mich jedoch wieder möglich darüber zu sprechen und von daher kann man sagen, dass die Wunde, die ihr Tod geschlagen hat, inzwischen zu einer Narbe geworden ist, einer Narbe, die jedoch immer sichtbar bleiben wird." Unterstrichen wurde das ganze noch von einem Seufzer und einem traurigen Blick nach unten, der Tiberier wusste wie man Gefühle vorgab, die eigentlich nicht vorhanden waren. "Doch, lassen wir dieses Thema lieber ruhen. Stattdessen lass uns doch ein wenig über Politik reden. Man hört, die womöglich entscheidende Schlacht wird bald geschlagen sein, meinst du wir werden damit auch bald ein Ende des Bürgerkrieges erleben? Wie schätzt du die Lage ein?"
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"Tja, Rattenfänger steht in diesem Fall genau für das, was es heißt. Sicher, ein etwas ungewöhnlicher Fall, aber diese Gestalt hätte mir noch gute Dienste leisten können, wenn er nicht gerade ins Gefängnis gewandert wäre, natürlich nicht beim Ratten fangen, sondern bei anderen, etwas finsteren Angelegenheiten...", sprach der Tiberier mit einem verschwörerischen Kichern. Was hatte er nicht immer für Pläne. Diesen Vagus hätte man sicherlich noch für die ein oder andere Drecksarbeit einspannen können. Leider wurden seine Pläne nur allzu gerne unterbrochen und deshalb blieb er bei seinen geheimnisvollen Worten sprach lieber von etwas anderem. "Im Tempel des Iuppiter Optimus Maximus bin ich tätig. Du weißt schon... der stolzeste Tempel Roms samt der göttlichen Trias.", rief er es Varus noch einmal in Erinnerung, der offensichtlich nicht wirklich aufgepasst hatte. Dabei dachte der Tiberier immer, dass ihm alle nur so an den Lippen hängen würden, wenn er etwas sagte und sich gar schämten, wenn sie etwas verpassten. "Du vernachlässigst doch wohl diene Pflichten gegenüber den Göttern nicht?", fragte er mit dem verbalen Zeigefinger, aber untermalte es mit einem Lächeln, damit es nich so ernst klang. Erstaunt war er auch, als er nun gar keine Beileidsbekundungen empfang, nachdem er von seiner toten Cousine sprach. So machte man das doch, rein förmlich, wenn jemand von einer kürzlich verstorbenen Verwandten sprach. Zum Glück legte Lepidus auf diese Förmlichkeiten nicht viel wert und die Rede vom Tod ließ auch gut und gerne jedes anständige Gespräch sterben, weshalb er es Varus nachsah. "Der Senator hat es sehr schwer genommen, doch er konnte sich immerhin mit einer Tochter trösten, die ihm Albina noch hinterlassen hatte. Der Mann ist ja auch ein ziemlicher Pragmatiker. Nach einer absehbaren Trauerzeit läuft er sicher wieder herum, als wäre nie etwas passiert." Manche beschäftigte so etwas Jahrelang und manche würden sich nie vom Tode der eigenen Frau erholen, doch dass Macer so ein Typ wäre, das glaubte der Tiberier ganz sicher nicht.
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Beruhigt blickte Lepidus drein als tatsächlich keine Nachfrage zu seiner Schilderung der Situation seiner Gens kam. Alles andere hätte ihn wohl auch nur aufgeregt. "Bisher leider noch nicht", negierte der Tiberier "Im Grunde habe ich erst sehr frisch den Cursus Iuris absolviert. Ich hatte auch schon einen Mandanten, den ich verteidigen wollte, so einen komischen Rattenfänger, aber der Prozess wird wohl noch auf sich warten lassen. Du weißt ja, die Bürokratie arbeitet manchmal etwas langsam." Das musste Lepidus leider mehr als einmal feststellen. "Immerhin scheint Aquarius ein edler Beruf zu sein. Wollen wir hoffen, dass dieser Posten dich deinem Ziel der Ritterschaft wenigstens ein klein wenig näherbringt. Es gibt doch nichts über die Kräfte des Wassers. Ich kann dir nur empfehlen, dass Opfern an Iuturna und Fons nicht zu vergessen, achja und ganz selbstverständlich auch nicht Tiberinus." Wenn er so etwas sagte, erübrigte es sich eigentlich fast zu erwähnen, dass er im Dienste der Götter stand. Aber er hatte es ja auch zum Glück schon zuvor erwähnt. "Purgitius Macer ist dein Patron? Selbstverständlich kenn ich ihn und nicht einmal nur vom Hören, sondern auch leibhaftig. Er half mir ein wenig aus, als ich gerade frisch in Rom war, was auch daran lag, dass er der Ehemann meiner Cousine Albina war, die bedauerlicherweise vor nicht allzu langer Zeit verstorben ist." Jetzt machte es bei Lepidus dann doch noch klick. "Ich weiß, wo ich dein Gesicht schon einmal flüchtig gesehen habe, es war bei der Pompa zu Ehren von Albina, nicht wahr?"
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Tiberius staunte nicht schlecht über die Vielzahl an Aktivitäten, die sein Gegenüber vorzuweisen hatte. Ach, es war immer wieder bedauerlich wie viel manche Menschen doch leisten müssen und die dann trotzdem nicht wahrgenommen werden. Bei all diesen Aktivitäten und den Kontakten, die damit einhergingen, hätte der Mann doch sicher schon mehr als Aquarius sein können, nein, sogar müssen. Doch man kennt ja die alteingesessene Elite. Die gönnt einem nur wenig und schon gar keinen Aufstieg, ohne sich vorher halbtot gemacht zu haben. Anstatt ein Talent zu fördern, wird es kleingehalten, bis es vielleicht irgendwann resigniert und keine Lust mehr hat. Von daher hatte er schon etwas Mitleid mit Varus, obwohl ihm seine letzte Frage nicht allzu gefiel und sie durch kleinliches Gehabe hinweg strich. "Als Tiberier? Es könnte einem Tiberier doch nicht besser gehen. Nein, ich weiß wirklich nicht, was du meinst." Besser konnte er wohl seine Ignoranz für seine eigene Situation öffentlich nicht ausdrücken. Stattdessen ging er gleich zum nächsten Thema über. "Ich habe ganz im Gegenteil, einen sehr gut Posten als Aedituus im edelsten aller Tempel, nämlich im Tempel des Iuppiter Optimus Maximus auf dem Capitol. Daneben bin ich noch bei der Societas Claudiana et Iuliana tätig. Ein wirklich netter Verein kann ich dir sagen. Neuerdings versuche ich mich auch als Advocatus, doch da konnte ich mich bisher noch nicht wirklich hervortun. Wer ist denn eigentlich dein Patron, zu dem du jeden Morgen marschieren musst und verdient man eigentlich gut als Aquarius?" Ein paar Fragen der Neugierde. Den Mangel eines Patrons hatte Lepidus im Grunde immer beklagt, doch es konnte für ihn nur ein edler Mann seines eigenen Standes sein und davon gab es in Rom leider seit Beginn des Krieges nicht mehr allzu viele. Auf einflussreichen Posten ohnehin nicht.
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"Auf dem Palatin, ja, das wäre schon was." Da lachte der Tiberier natürlich, vor allem über die 'gehobene' Nachbarschaft, die man dort wohl hätte. "Vielleicht hast du ja eines Tages das Glück einmal Gast in der Villa Tiberia zu sein", sprach er dann mehr andeutungsweise als verbindlich, immerhin kannte er die gegenüberliegende Person kaum, auch wenn er sich natürlich mal wieder Besuch gewünscht hätte. Aus bekannten Gründen wurde das Anwesen der Tiberia eher gemieden als aufgesucht. "Sag, wenn du nicht gerade zu Hause oder in den Thermen weilst, was treibst du dann so?"
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"Ah, die sind natürlich auch sehr schön", kommentierte der Tiberier als sein Gegenüber die Thermen des Titus erwähnte. "Meine Villa befindet sich auf dem Westhang des Esquilin, auch nicht gerade Nahe, aber was nimmt man nicht alles auf sich für ein angenehmes Bad.", antwortete Lepidus, der sich gerade wohl mitten in einen ausgeprägten Small-Talk begab und deshalb auch ganz unwillkürlich auch noch mehr über seine Villa zu faseln begann: "Ein wirklicher Prachtbau kann ich dir sagen. Das Anwesen muss sich bestimmt schon 100 Jahre im Besitz meiner Familie befinden." Eine zaghafte Übertreibung. In Wahrheit hatte der Tiberier keine Ahnung. "Ich könnte ja auch im hauseigenen Balneum baden, musst du wissen, aber da kann ich natürlich keine neuen Bekanntschaften machen. Warst du auch schon einmal öfter auf dem Esquilin? Für mich ja einer der schönsten Hügel Roms, auch wenn ich das natürlich nicht ganz Neutral beurteilen kann." Ein verschmitztes Grinsen fuhr dem Patrizier über die Lippen.
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"Nett dich kennenzulernen, Helvetius Varus." Über die Helvetier wusste der Tiberier an sich nicht viel, außer dass es da doch diesen Senator mit Namen Helvetius Geminus gab. Bei Gelegenheit musste sich Lepidus mit einer subtilen Frage nach der Verwandtschaft zu diesem Senator erkundigen. "Die Hygiene ist für mich der vorwiegende Grund heute hier zu sein, auch wenn ich das nette Gespräch nicht scheue. Wo, wenn nicht in den Thermen hat man Zeit sich über alles Mögliche zu unterhalten? Darüber hinaus ist dies auch meine Lieblingstherme. Wechselst du oft oder besuchst du gern immer wieder dieselben Bäder, mit denen du gute Erfahrungen gemacht hast?"
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Wie? Was? Horngebläse? Was war denn nun los?, dachte sich der Tiberier an jenem Morgen, bevor auch noch das Geräusch einer ganzen Meute von marschierenden Soldaten auf den Straßen zu hören war. War Palma etwa schon da? Stand er etwa kurz vor den Toren? Großartig, bald ist der Krieg vorbei, hätte er fast noch gedacht, bis er sich entsprechend informierte und darauf hingewiesen wurde, dass nun nicht der große Endkampf um Rom, sondern lediglich eine Übung stattfinden würde. Sein Herz beruhigte sich wieder, während die Mauern sowie Geschütze besetzt und einige Zielübungen vorgenommen wurden. Dies würde den Verteidigern, wenn es darauf ankam, wohl auch nicht mehr helfen, aber versuchen konnten sie es ja immerhin. Unschlüssig, ob er sich darüber freuen, dass er jetzt erst einmal noch in Sicherheit war oder enttäuscht sein sollte, weil der Cornelier offensichtlich noch auf sich warten ließ, betrachtete der Tiberier die Übungen mit gemischten Gefühlen.
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Zitat
Original von Paullus Germanicus Aculeo
"Nein, ganz gewiss bedeutet es das nicht. Es ist sogar ein Zeichen besonderer Achtung, wenn du dich nach ihr erkundigst, was ich persönlich sehr zu schätzen weiß. Sicher werde ich ihr das bei Gelegenheit mitteilen, wenn ich sie wiedersehen sollte." Fragte sich nur, ob das tatsächlich jemals stattfinden sollte. "Du hast in der Tat ehrwürdige Verwandtschaft... auch wenn es derzeit wohl nicht allzu gut um sie bestellt ist." Der Tiberier senkte ein wenig seine Stimme und wurde vertraulicher. "Sag, die besten Freunde des Vesculariers sind die Senatoren der Germanica nicht gerade, oder? Man hörte ja so einiges in letzter Zeit." Natürlich hatte sich in Rom bereits herumgesprochen, dass die beiden wohl an Gunst verloren hatten. Sonst wäre der Verlust wichtiger Posten und sogar kleineren Stellungen in der Scholae kaum erklärbar gewesen.
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Zu den entsprechenden Personen finden sich Einträge im Pauly. Ich habe gerade die Literatur nicht zur Hand, somit verweise ich einfach mal ganz unseriös auf Wikipedia mit der Auflistung der Marcier. Dort findet sich der Stamm der Marcii Reges. Die beiden sind natürlich auch Teil der Liste der Konsuln. Rupilius Rex steht ebenso im Pauly. Online finde ich nur diese Quelle, wo er unter Punkt d) als Zeitgenosse des Horaz und geächtet durch Augustus aufgeführt wird.
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Für jeden Tiberier waren die Tiberinalia immer ein besonderes Datum im Kalender, schließlich traten hier die Ursprünge der Gens Tiberia zutage. Neben Tiberinus hatte eigentlich nur noch Minerva eine ähnlich ausgeprägte Bedeutung für die Gens. Es war geradezu eine Pflicht der Opferung beizuwohnen und auch der große Tiberius Durus, der seiner Familie so viel Ruhm bescherte und sie nun in ihre größte Krise gestürzt hatte, war stets darauf bedacht, dass Tiberinus an jenem Tage angemessen geehrt wurde.
Mit dem König Tiberinus Silvius, der einst bei einer Schlacht in den Fluss fiel und dessen Sohn Tiberius Allodius, der dann die Gens Tiberia begründete, konnten die Tiberier ihre Ahnenreihe sogar bis auf Aeneas zurückführen. Auch wenn diese Herleitungen immer sehr stark erdichtet waren, so glaubte man innerhalb der Gens Tiberia doch ganz fest an diese Geschichten und so schöpfte besonders Lepidus an diesem Tage wieder Hoffnung, da eine Gens mit dieser Geschichte unmöglich im Nichts verschwinden konnte, die Taten des Drurus hin oder her. Er nahm einen sehr beschaulichen Platz in den Reihen der Beobachter ein, sah den Wein und das Opfertier, welches bereitgehalten wurde, um sogleich geopfert zu werden. Lepidus selbst hatte ebenso noch einige kleinere Gaben mitgebracht, die er nach der eigentlichen Hauptopferung dem Tiberinus übergeben wollte. Auch in einem etwas privateren Rahmen würde er an jenem Tage wohl auch noch einmal ein Opfer darbringen.
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Was mich schon seit einiger Zeit interessiert: In unserer Namensliste wird unter Punkt "d) absolut verboten" der Name Rex geführt. Der Grund, weshalb das so gemacht wurde, mag in anbetracht der Bedeutung erst einmal offensichtlich sein, doch rein historisch war es sicherlich nicht verboten den Namen Rex zu tragen, oder?
Zumindest existieren mehrere Quintus Marcius Rex, von denen der erste den Namen wohl angenommen haben soll, nachdem dieser das Amt des Rex Sacrorum bekleidete. Des Weiteren findet sich auch noch ein gewisser Rupilius Rex, der zur Zeit des Augustus gelebt haben soll, also dann im Gegensatz zu den Marciern sogar noch in die Kaiserzeit fällt. Allein diese Beispiele zeigen womöglich, dass es nicht unbedingt die große Scheu oder Empörung gegenüber dem Namen Rex gegeben hat. Immerhin schafften es die Marcier, die den Namen Rex trugen, auch Consul zu werden.
Die Frage wäre jetzt: Ist es berechtigt, dass wir den Namen Rex als absolut verboten führen? Wäre in Anbetracht der Beispiele nicht vielleicht sogar eine Aufnahme in die normale Namensliste angebracht?
Für Aufklärung in diesem Fall wäre ich wie immer sehr dankbar.
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In der Tat, eine Speisung wäre wohl kompliziert geworden, aber natürlich gab es nichts, was man nicht in Bewegung gesetzt hätte für einen Senator, zumal es ohnehin nicht unbedingt die Regel war, dass die Speisung im direkten Anschluss an das Opfer stattfand, sondern meist noch ein längerer Zeitraum dazwischenlag. Aber der Senator hatte weise entschieden und die anwesenden Bürger würden die Schenkung sicherlich ausreichend honorieren. "So sei es, Senator. Ich werde mich umgehend um die Verpackung der Gaben kümmern." So lief der Aedituus dann auch gleich zu seinen Helfern und gab die Entscheidung bekannt. Das Fleisch wurde zurechtgeschnitten und zu fairen Teilen verpackt. Bei dem vielen Fleisch, was so an den Opferhelfen vorbeiging, konnte man glatt selbst mächtig hungrig werden. Zum Schluss gab es eine kleine Stelle auf dem Platz, wo die sportulae gesammelt verteilt werden konnten. Jeder Anwesende durfte sich nun seinen Teil genehmigen. Auch der Aedituus selbst half bei der Verteilung und wies seine Leute an, streng auf die Gesichter zu achten. Nicht selten, versuchte sich ein Gerissener doch glatt zwei Mal etwas abzuholen. In Zeiten der unsicheren Versorgungslage gab es schließlich auch deutlich mehr Anreiz zu solchen Taten.
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Der Aedituus des Iuno-Tempels hatte das Opfer aufmerksam begleitet. Schließlich wollte er auch wissen, ob seine Beratung Früchte trug und der Senator seine Arbeit gut machen würde. Abgesehen von dem, was der Aedituus ihm empfohlen hatte, hatte der Purgitier auch selbst sehr schöne Worte zum Wohle seiner Tochter gefunden, so verwunderte es dann auch nicht, dass Iuno dieses sorgsam vorbereitete Opfer ohne Schwierigkeiten annahm. Man konnte sich eigentlich fast sicher sein, dass dem kleinen Mädchen nun eine gute Zukunft bevorstehen würde, ganz abgesehen davon, dass diese als Tochter eines Senators ohnehin recht auskömmlich leben würde.
Nach Abschluss des Opfers wurden einige Innereien der Kuh den Flammen übergeben. Der Rest wurde in den Tempelküchen auf den Kesseln gekocht. Nun gab es diverse Möglichkeiten, was mit dem Fleisch passieren konnte, worüber er mit Macer zuvor, so dachte der Aedituus zumindest (er war ja schließlich schon ein alter Mann), gar nicht gesprochen hatte. So trat er an Macer und sein Gefolge direkt nach der Opferung heran: "Senator, wie soll nun mit dem Opferfleisch verfahren werden? Möchtest du eine wirkliche Speisung abhalten? Soll das Fleisch in sportulae an die anwesenden verteilt werden oder möchtest du das Fleisch gar verkaufen?" Der Aedituus würde sich natürlich um jeden Wunsch, den der Senator äußerte, kümmern, doch als Politiker war es ihm sicher nicht ungelegen sich durch die Verteilung von Fleisch in Zeiten des knappen Korns etwas beliebt zu machen, zumindest dachte sich das der Aedituus.
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Auch wenn der Ratschlag des Lepidus alles andere als hilfreich war, so konnte der Purgitier dennoch eine Entscheidung treffen und diese war sicher keine schlechte. Selbst wenn er mal einen Fehlkauf tätigen sollte, so würde er sicher nicht verarmen. Wenn man einen reichen Senator zum Verwandten hatte, konnte man sich sicher einiges leisten, viel mehr als man eigentlich brauchen sollte. "Na also, mögest du mit deiner Tunika noch viele Blicke auf dich ziehen." Während Licinius noch bezahlte und dem Händler seine Ware abnahm, sprach sich Lepidus mit seinen Tempeldienern ab, mit denen er ja ursprünglich auf den Markt gekommen war. Alle Besorgungen schienen erledigt, weshalb wohl nun die Rückkehr auf das Capitol anstand. "Ich werde nun wohl zurück in meinen Tempel müssen, aber sei dir gewiss, es freut mich dich kennengelernt zu haben. Auch wenn unsere Zusammenkunft nun ihr Ende findet, so bin ich mir sicher, dass wir uns schon bald wieder über den Weg laufen werden." Und das war alles andere als eine Floskel, allein durch die Verbindung mit Macer sollten die beiden sicher noch das ein oder andere Mal Gelegenheit haben, miteinander zu sprechen. "Achja, und mein Angebot mit der Opferung im Iuppiter-Tempel gilt natürlich nach wie vor", fügte er dann selbstredend noch an. "So wünsche ich dir noch einen angenehmen Tag und vielleicht findest du ja noch weitere gute Stände, wie diesen, dann lass es mich in jedem Fall wissen." Lepidus reichte ihm die Hand zum Abschied.
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Zitat
Original von Paullus Germanicus Aculeo
Und weg war er. Dives verabschiedete sich höflich und löste somit das Trio auf. Aculeo lächelte ebenfalls freundlich zum Abschied und nickte zusätzlich. Dann wendete er sich an Tiberius.Tiberius. Du kennst Tiberia Septima? ging er nun direkt mit einer Frage in den Themenwechsel. Religion war noch nie so seine Leidenschaft und mit Tempelbesuchen haperte es sowieso bei ihm. Bei Gelegenheit würde er aber sicher darauf zurückkommen und den Tiberier wegen eines möglichen Tempelbesuchs unterrichten
"Septima?", sprach der Tiberier nur kurz, bevor er in ein kurzes Nachdenken verfiel. "Ich kenne sie, sie ist meine Cousine, wenn auch eine entfernte, doch es ist sehr lange her, seit ich sie das letzte Mal sah. Sie ist ja bekanntlich mit Aurleius Ursus verheiratet und ungefähr seit Beginn des Krieges hat man nichts mehr von ihr gehört. Ich gehe davon aus, dass sie wohl bei ihrem Mann ist oder auf dessen Landsitz untergekommen ist." Ja, der Aurelier, der dazu auch noch Verrat an Salinator begangen hat. Die Tiberier hatten leider genug Verbindungen zu den Rebellen, häufig war dies einfach zu schwer wegzudiskutieren, aber auf so etwas wollte Aculeo sicher nicht hinaus, zumindest hoffte das Lepidus. "Weshalb fragst du? Seid ihr näher miteinander bekannt?" In wie weit Aculeo Verbindungen zu seiner Familie hat, interessierte ihn natürlich sehr. Das waren ja nicht zuletzt weitere Anknüpfungspunkte, neben den anderen, die sie ja bereits hatten.
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Iuppiter nahm das Opfer des Senators an und an den Eingeweiden konnte kein großer Makel festgestellt werden. Der oberste Gott war dem Iulier offenbar wohlgesonnen. Lepidus nahm dies mit einem Lächeln zur Kenntnis. Es war immer ganz gut, wenn es keine großen Überraschungen bei einem Opfer gab und besonders bei einem Senator hätten schlechte Zeichen wohl besonders viel Gerede unter den Anwesenden ausgelöst und zu diversen Interpretationen Anlass gegeben. Dann doch lieber ein ruhiges und erfolgreiches Opfer, bei dem das Volk auch noch von einer Fleischgabe profitieren konnte. Das Bankett wurde hergerichtet und in der Küche arbeitete man bereits, um das gute Fleisch auch angemessen zuzubereiten. Als Aedituus des Tempels beteiligte sich Lepidus auch anschließend selbst an der Verteilung des Fleisches, welches ausdrücklich nur römischen Bürgern zuteilwerden sollte. Allzu viel war das nach der Speisung zwar nicht mehr, so dass man keine Hundertschaften damit ernähren konnte, aber immerhin noch genug, um die ein oder anderen Mäuler zu stopfen und denen sicherlich danach ein gutes Bild vom Senator in Erinnerung bleiben würde.