Beiträge von Lucius Tiberius Lepidus

    Natürlich, Dives war auch erst seit kurzem in seiner neuen Position. Da war es zu verschmerzen, dass er über die Finanzen noch keinen genauen Überblick hatte. Aber zerstörte natürlich ein wenig die Planungssicherheit. Wie das zu lösen war, musste sich der Tiberier jedenfalls noch überlegen. Zugeben, dass er das selbst nicht finanzieren konnte, wollte er allerdings nicht. "Da wir schon keine Mitgliedsbeiträge erheben, könnten wir doch hin und wieder zu spenden der Mitglieder aufrufen, besonders wenn es darum geht ein Opfer zu vollführen. Schließlich ist dieser Verein doch nicht nur eine Möglichkeit nett zu plaudern..." zumindest hatte sich das der Tiberier nicht so vorgestellt "...sondern wo man auch tatkräftig werden muss, wenn es um die Iulisch-Claudische Dynastie geht. Ich bin mir sicher die Mitglieder würden die ein oder andere Sesterze gern beisteuern."


    Allerdings war sich Lepidus beim Lavieren des Dives so manches Mal nicht sicher, was dieser denn tatsächlich innerhalb der Societas unternehmen wollte. Selbstverständlich wollte Lepidus nicht allein opfern, das wäre doch nun allzu langweilig und natürlich sollte dies im Namen der Societas erfolgen, die ohnehin viel öfter derartige Opferungen planen sollte. So zumindest der Gedanke des Lepidus. "In wie weit sich jedes Mitglied mit einbringen möchte, ist natürlich jedem freigestellt. Ich übernehme die Federführung was die Planung und Ausführung des Opfers angeht. Sollte sich ein Mitglied dazu bereiterklären selbst ein Gebet während des Opfers zu sprechen oder die Rolle des Opferherrn übernehmen wollen, so nehme ich das natürlich gern an. Raum ist für jeden da. Ansonsten ist ein passives und repräsentatives Danebenstehen für die Societas ebenso gern gesehen. Wenn ein Mitglied jedoch gänzlich verhindert ist, so kann man nichts daran ändern. Eine Benachrichtigung an die Mitglieder sollte natürlich dennoch erfolgen. Möglicherweise freuen diese sich auch, dass endlich wieder etwas im Verein passiert, auch wenn sie selbst nicht daran mitwirken können." Lepidus starrte für einen kurzen Moment gegen die gegenüberliegende Wand und dann wieder auf Dives. "Du siehst, ich erwarte nichts bestimmtes von dir. Wenn du nur dabei bist, freue ich mich natürlich. Du musst weder etwas sagen, noch sonst viel auf dich nehmen. Das bleibt ganz dir selbst überlassen. Aber lass es mich wissen, wenn du unbedingt die Rolle des Opferherrn oder ähnliches einnehmen möchtest. Ein wenig müssen wir den Ablauf dann doch planen. Wenn nicht, bleibt alles auf meinen Schultern." Wenn der Tiberier richtig verstand, dann war dies auch die angenehmste Lösung für den Iulier. Er könnte einfach dabei sein, ohne eine besondere Rolle einzunehmen. Lepidus hoffte, dass durch seine Worte nun auch alles etwas klarer geworden ist.

    Ein besonderer Feiertag bahnte sich an und ein so überaus religiöser Römer wie Lepidus wollte sich dies selbstverständlich nicht entgehen lassen. Vielleicht waren es aber auch die Spiele, die traditionell an diesem Tag stattfanden, die ihn an diesem Tag noch vor die Tür lockten. Schließlich war es etwas still um ihn herum geworden. Der Tiberier verbrachte die meiste Zeit in seiner Villa ließ die Zeit an sich vorbeiziehen.


    Die Consualia fanden zu Ehren des Consus und der Einbringung der Ernte statt, ein Fest welches in seinen Anfängen deshalb vor allem bei der Landbevölkerung großen Anklang fand. Aber auch der Bürger in Rom konnte einem Spektakel entgegensehen, wurden doch an diesem Tag die verschiedensten Arten von Rennen veranstaltet. Sogar Maultiere wollte man um die Wette rennen lassen.


    Ein ganzer Schwarm von Menschen strömte in den Circus Maximus, um die Feierlichkeiten zu begehen. Lepidus befand sich in einer Reihe von respektablen, aber unbedeutenden Persönlichkeiten, eigentlich ganz wie er selbst, nur dass er dies selbst niemals zugegeben hätte. Die riesige Anlage des Circus konnte selbst einen abgebrühten Patrizier wie Lepdius in Erstaunen versetzten. Dies war also die größte Sportstätte Roms, über die Ovid einst so pointiert schreiben konnte und dabei feststellte, dass es hier nicht nur um die Rennen ging, sondern auch viele Nebenschauplätze Raum für Unterhaltung boten. Dies galt für diesen Tag im Besonderen, denn bevor die Spiele beginnen konnten, bedurfte es eines Opfers zu Ehren des Consus. Das besondere hierbei war, dass der Altar inmitten des Circus Maximus stand, nur konnte ihn dort für gewöhnlich nie jemand erblicken, denn der Altar war außer zu den entsprechenden Consualia die ganze Zeit über verdeckt. Hier kamen der Flamen Quirinalis und die Vestalinnen zum Einsatz, die sich um die Opferung kümmerten. Die Menge starrte gebannt als sie den Altar enthüllten. Dieser war an der meta prima im Circus zu finden, jenen zusammengestauchten Säulen, die eine der beiden Wendemarken auf der Rennbahn markierten. Eine kleine Öffnung an der Meta prima konnte durch die Priester geöffnet werden. Jener, der dieses Spektakel beobachtete, konnte erstaunt sein, welche Überraschungen der Circus Maximus doch beinhalten konnte.


    Derweil konnte sich die Menge an den reichlich vorhandenen Zug- und Lasttieren erfreuen, die wie immer an den Consualia feierlich präsentiert wurden. Vor allem Pferde und Esel waren hier zu finden, alle reich geschmückt und bekränzt mit verschiedensten Arten von Blumen. Lepidus entspannte sich und genoss die Darbietung. Mögen die Esel schon bald um die Wette laufen, ein Anblick, den man nur allzu selten zu sehen bekam, wie er im ersten Moment fand... aber wenn er recht darüber nachdachte, so musste er doch feststellen, dass er solcherlei häufiger zu sehen bekam, nur waren es eben andere 'Esel'. Infolge seines belustigenden Gedankens glitt ihm ein sanftes Lächeln über die Lippen...

    "Ach, na klar! Kompliziert ist das alles nicht!" Aber was wusste schon der Patrizier. Er redete in letzter Zeit ohnehin nur mit Personen aus der Nobilitas und er selbst wäre wohl nie auf die Idee gekommen Stadtschreiber oder ähnliches zu werden. "Falls du Schwierigkeiten hast, würde ich eventuell den ein oder anderen Freund für dich fragen. Aber bisher scheint mir das noch nicht notwendig. Kleide dich einfach so angemessen wie jetzt. Am besten lass ich dir gleich noch eine Tunika mitgeben. Nicht, dass du die eine bald verschmutzt und dann wieder so herumläufst wie ich dich vorgefunden habe." Lepidus tippte mit den Fingern auf dem Schreibtisch und sah seinen Gast eindringlich an und dachte nach. "Hmm... sonst noch was?"

    Es dauerte seine Zeit bis Lepidus sich den entsprechenden Überblick verschafft hatte. Glücklicherweise sprach ihn bald von ganz allein ein Tempelverwalter an. Der Mann schien bereits in einem gesetzten Alter zu sein und das graue Haar entsprach den typischen äußerlichen Erwartungen, die man von jemandem hatte, der den Posten eines Aedituus bekleidete - zumindest fand dies der Tiberier. Bevor er mit seinen Gedanken noch weiter abschweifte, stellte er sich entsprechend vor: "Salve, meine Namen ist Lucius Tiberius Lepidus." Das Nomen Gentile betonte er immer recht stark. "Ich bin gekommen, um Iuppiter ein Opfer darzubringen. Nicht irgendeines, sondern ein größeres Opfer; unter anderem soll Iuppiter ein ganzes Rind dargebracht werden. Falls möglich, soll es sehr zeitnah stattfinden."

    Sim-Off:

    Hat leider etwas länger gedauert.


    "Wohl wahr, deshalb bemüh dich um dein Äußeres. Wenn du halbwegs gepflegt daherkommst, werden sich dir noch viele Türen öffnen." Der Tiberier dachte darüber nach, wo man ihn denn überall hinschicken könnte. "Eine Anlaufstation für dich wäre die Basilica Iulia auf dem Forum Romanum. Ebenso könntest du dich in der Verwaltung Italias kundig machen. Ich würde mich in beiden Fällen einfach an den erstbesten Schreibtisch-Beamten wenden, denn du dort zu Gesicht bekommst. Dieser kann dir dann sicher sagen, wo man dich gebrauchen kann."

    Mit der Antwort der Sklavein war Lepidus sehr zufrieden. Das Wasser floß immer noch. Genug Zeit, um noch einmal ein Gebot hineinzurufen. Vorerst war der Tiberier jedoch mit Lachen beschäftigt. Da überbot doch jemand mit nur 10 Sesterzen und als wäre dies noch nicht belustigend genug bot er nun nur noch eine einzige Sesterze mehr. Ein deutlicheres Zeichen, dass man so sehr an seinem Geld hing und wohl auch nicht allzu viel besaß, konnte man wohl kaum der Öffentlichkeit preigeben.


    Für einen kurzen Augenblick überlegte der Patrizier, ob er die beiden mit einem einzigen hohen Gebot aus dem Rennen werfen sollte und diese peinliche Szene beendete, wo doch der knausrige Mann mit dem 1001-Sesterzen-Gebot doch auch noch zu seinem Mitbieter hinlief, um ihm offensichtlich die Sklavin abzuquatschen. Aber dies waren nicht die Zeiten für große Sklavenkäufe.


    Der Tiberier verließ mit seinem Gefolge den Sklavenmarkt. Als er an den beiden anderen vorbeikam, stoppte er kurz. "Ich steige aus." Er blickte kurz hinüber zur angebotenen Sklavin und wieder zurück. "Wahrscheinlich ist sie das Geld nicht wert, aber ich wünsche demjenigen, der sie erhält viel Spaß und angenehme Stunden." Ein Lachen begleitete den Abgang des Tiberiers, der schon bald nicht mehr zu sehen war.

    Sim-Off:

    Kein Problem. ;)


    Den Kommentar zu den Prätorianern ignorierte er geflissentlich. Erstaunlich wie der Tiberier alles mögliche wegwischen konnte, aber vielleicht hatte er ja auch noch einen Plan im Hinterkopf, der ihn so sicher machte und die Bedenken zerstreute. Doch wer wusste das schon so genau?


    Die Frage nach der Art des Opfers bedeutete natürlich sich gleich näher mit den Details auseinanderzusetzen. Ein paar Gedanken hatte sich Lepidus immerhin schon gedacht. "Im Mittelpunkt eines blutigen großen Opfers sollte, denke ich, ein Rind stehen. Eventuell wäre ein Stier auch nicht verkehrt, der dem Augustus gerne dargebracht wird. Vielleicht wäre sogar ein Stier vor dem Hintergrund besser, opfert man doch für gewöhnlich Stiere dem Mars und da wir ein kriegerisches Ereignis als Anlass nehmen, wäre dies sicher nicht verkehrt." Dass Stiere vor allem Mars geopfert werden, hatte sich der Tiberier zum Glück gemerkt, geschah ihm doch vor nicht allzu langer Zeit erst ein Missgeschick in einem Gebet zu Ehren des Iupitter... "Für das Voropfer wäre edler Landwein wohl optimal, daneben noch zahlreiche Früchte, nicht zu vergessen einige Kräuter. Ich würde mich um die Absprache mit dem Tempelvorsteher und mich um ausreichend Musikanten und Helfer kümmern. Ich würde die Organisation zum größten Teil übernehmen." Das sollte dem Iulier sicher gefallen.


    Daneben stand natürlich auch noch die Frage der Finanzierung im Raum. "Möglicherweise drückte ich mich nicht allzu verständlich aus, aber ich dachte durchaus daran dieses Opfer im Namen der Societas zu vollführen. Die Anwesenheit von möglichst vielen Mitgliedern wäre somit obligatorisch. Wie steht es denn um die Finanzen des Kultvereins?" Damit war hoffentlich auch klar, dass das Opfer aus der Kasse der Societas bezahlt werden sollte. Lepidus hätte dies nicht einfach so zugegeben, aber seit seine finanzstarken Familienmitglieder entweder tot oder verschwunden waren, hatte auch sein Geldbeutel stark gelitten. Nur ungern würde er in diesem Fall kosten auf sich nehmen.

    Mit ein wenig Gefolge im Schlepptau kam der Patrizier Tiberius heute auf den Sklavenmarkt und suchte nach einem neuen Prachtstück für die heimische Villa. Er bemühte sich vom Rest der umstehenden Leute ein wenig abgeschirmt zu werden. Derzeit war wirklich viel los auf dem Markt und er wollte sich nicht durch irgendwelches Gesindel schmutzig machen. In seiner strahlend weißen Toga dastehend, konnte er die gerade angebotene Sklavin nun ausreichend begutachten. Sie schien noch sehr jung und der dunkle Teint ihrer Haut gefiel Lepidus sehr. Sie würde den Sklavenbestand der Tiberier sicherlich in anschaulicher Weise bereichern.


    "Wahrlich ein hübsches Ding. Du sagst sie kann unsere Sprache?" richtete er sich an den Händler. "Kann sie denn rein zufällig auch lesen und schreiben? Zwar bin ich mir bewusst, dass sie ihre interessantesten Fähigkeiten wohl eher in Situationen offenbart, wo es nicht unbedingt üblich ist zu lesen..." Das Gefolge von Lepidus fing lautstark an zu lachen, trotz der mäßig originellen Anspielung. "...aber nett zu wissen wäre es dennoch." Die Lippen des Tiberiers formten sich zu einem breiten Lächeln. "Vorerst biete ich dir 400 Sesterzen!"


    Allzu hoch wollte er nicht gleich einsteigen. Bisher schien das Interesse noch nicht überwältigend, so dass er auch nicht unnötig den Preis in die Höhe treiben wollte. Mal sehen, wie sich die Sache entwickelte.

    Lepidus kam am Tempel an, jenem großen Ort, von dem er vor kurzem noch so unglücklich von dannen ziehen musste. Er hatte einige Sklaven im Schlepptau, die er jedoch anwies vorerst draußen zu warten. Als er das Gebäude betrat, gingen ihm alle möglichen Dinge durch Kopf. War er ausreichend vorbereitet? Würde er erneut scheitern? Würden die Götter ihm überhaupt Aufmerksamkeit schenken? Wie konnte jemand wie er überhaupt noch Hoffnung haben diese Zeiten zu überstehen, wenn selbst die Götter ihn verlassen hatten? Diesmal musste alles ganz anders werden. Das nächste Opfer musste ein großes sein, der Fehler vom letzten Mal durch ein weiteres Opfer gesühnt werden.


    Lepidus blickte sich um, seine Augen suchten nach einen Aeditus.

    "Du hast es erkannt." , erwiederte der Patrizier nur kurz auf das Rattenfängerdasein. "Einen Scriba kann man immer gebrauchen. Ich bin überzeugt, wenn du in einer vernünftigen Tunika steckst und dich auch nur halb so gut ausdrückst wie jetzt auch, so könntest du leicht in der Stadtverwaltung einen ehrenhaften Posten erhalten. Hast du schon einmal daran gedacht dich dort vorzustellen?"

    Über die Frage, für wen er Partei ergreifen wollte, war er etwas erstaunt. Oder war dies keine ernstgemeinte Frage, sondern bezog sich schon auf die Möglichkeit der Missdeutung des Opfers anlässlich der Schlacht von Actium? "Du fragst ja geradezu als gäbe es eine Alternative zu wessen Gunsten wir Partei ergreifen können." Lepidus musste schmunzeln, weil er doch dachte einen treuen Anhänger Salinators vor sich zu haben. Aber er nahm es einfach so auf, als wenn dies keine ernst gemeinte Frage gewesen wäre, obwohl sicherlich je nach Lage auch eine gewisse Flexibilität angebracht ist...


    "Immerhin", dachte sich der Tiberier, der Iulier schien also nicht abgeneigt und machte sich gar schon vielfältige Gedanken um die Deutung dieses Aktes. Sicher musste vieles berücksichtigt werden, aber auch nicht alles. Lepidus hatte noch keinerlei Erfahrungen wie Dives gemacht, so dass er relativ unbeschwert an das Opfer und das Drumherum dachte. "Wenn wir aus Palma einen Bacchus machen wollen, dann ist er eben ein Bacchus.", sprach der Tiberier völlig sorglos. "Wer weiß denn schon genaueres über diesen Cornelier? Wir könnten ihm alles mögliche andichten." Den Tiberier hatte es ohnehin gewundert, dass der Vescularier seinen Kontrahenten bisher noch nicht stärker in der Öffentlichkeit verunglimpft hat. Zweifellos dürfte es ihm aber gefallen aus dem Herrn einen zügellosen und dekadenten Nichtsnutz zu machen. "Wir werden einfach behaupten, wer mit wem vergleichbar ist und bringen unseren geschätzten Kaiser ganz einfach in das schimmernde Licht des Augustus und dies mit puren Worten. Ich glaube jedenfalls nicht, dass uns irgendjemand etwas ankreiden wird, zumal im Vordergrund immer noch das Opfer an den Divus Augustus steht und alles andere nur Beiwerk ist. Ich sehe unser beider Ruf nicht gefährdet und als ein Mann von hohem Stande sage ich soetwas sicher nicht leichtfertig." Ob dies den Iulier überzeugen würde, konnte er nicht absehen, aber die Chancen etwas zu gewinnen standen für den Tiberier deutlich höher als etwas zu verlieren. Je nachdem wie die Lage sich womöglich bis zum entscheidenden Jahrestag abspielt, könnte man das ganze sicherlich noch umgestalten. Wer wusste überhaupt, ob der Vescularier selbst zu diesem Zeitpunkt noch in Rom sein würde? Gut möglich, dass er zu seinen Truppen aufbrach. Blieben natürlich noch seine ganzen Schergen, aber auch die würden Dives und Lepidus wohl nicht in den Kerker werfen, nur weil sie ein Opfer dargebracht haben, welches mit viel Fantasie missgedeutet werden konnte. Der Tiberier dachte an so etwas abstruses jedenfalls nicht.

    Lepidus hörte sich die Ausführungen des Vagus an und intervenierte auch nicht, als ihm ein großes Gähnen entglitt. "Wie rührend. Mir kommen fast die Tränen.", erwiderte der Tiberier alles anderes als ernst gemeint und nur in einem äußerst kalten Ton. Vorfahren an der Seite des Arminius gehabt zu haben, ist sicherlich in Rom auch keine Auszeichnung. Eher trug dies dazu bei alte Wunden aufzureißen, aber immerhin konnte Lepidus festhalten, aber dieser Vagus würde das angemessene Verhalten in Rom sicherlich noch lernen, wenn er etwas länger hier war. Bisher konnte man ja noch nicht allzu viel erwarten und sonst sprach er sicherlich nur mit irgendwelchen Gestalten auf der Straße. "Hast du schon einmal daran gedacht, dir eine wirklich gute Arbeit zu suchen?" Der Tibrier betonte besonders die "gute" Arbeit. "Möglicherweise könnte dir deine Fähigkeit zu schreiben einen netten Posten als Scriba einbringen oder dein Können im Rechnen gar eine Stelle als Agrimensor. Gute Arbeit, die nicht allzu schmutzig ist und einem Freigeborenen wie dir zugänglich. Und wer weiß... vielleicht könnte sich bei entsprechender Leistung ja auch eines Tages das Bürgerrecht für dich ergeben." Diese Aussicht war natürlich immer verlockend. Das römische Bürgerrecht zu erlangen war zweifellos eine große Ehre. "Aber das kommt natürlich darauf an wie ehrgeizig du bist oder ob du zufrieden mit deiner derzeitigen Existenz bist." Welche der Tiberier selbstverständlich zutiefst unwürdig fand.

    Ein Anlass ließ sich sicherlich immer finden, ging es Lepidus durch den Kopf. Zum Glück ließ sich sich ja alles meist so deklarieren, wie man es gern hätte. Daran sollte es wohl nicht scheitern. Aber der Tiberier wollte ganz offen sprechen und in Erfahrung bringen, was Dives wohl von seinem Vorschlag hielt, der zweifellos etwas 'ungewöhnlich' war. "Nun, ein Sterbe- oder Geburtsdatum ist sicherlich immer eine nette Gelegenheit, doch vielleicht etwas zu eintönig und langweilig." Damit wollte er keineswegs die nachdenklichen Äußerungen des Iuliers schmählern, aber er dachte eher an etwas wirklich besonders. Der Geburtstag des Claudius lag ihm auch zu kurzfristig, um etwas wirklich besonders zu planen.


    "Meine Idee ist etwas speziell und womöglich findest du das ein oder andere was dagegen spricht, aber ich will einfach reden und hören, was du wohl davon hältst und mag dir diese Idee auch noch so naiv erscheinen." Nicht, dass sich der Tiberier sonst um so etwas Gedanken gemacht hätte, aber in diesem Fall schien es ihm wichtig so vorsichtig wie möglich zu sein, immerhin wollte er dem Iulier diese Idee ja auch schmackhaft machen und ihn nicht zu einer sofortigen Ablehnung reizen. Eine künstlerische Pause folgte und Lepidus begann sich aufrecht hinzusetzen, nachdem er zuvor noch stark zurückgelehnt gesessen hatte. "Meines Wissens nach jährt sich die Schlacht bei Actium in etwas mehr als einem Monat. Der Tag an dem der Divus Augustus den Sieg gegen Marc Anton davontrug und damit den entscheidenden Schlag zur Beendigung des Bürgerkriegs vollzog. " Lepdius machte bei "entscheidenden Schlag" eine schnelle Handbewegung. "Das Stichwort ist hier 'Bürgerkrieg', denn in einem solchen befinden wir uns zweifellos. Ein Opfer aus diesem Anlass würde eine Art symbolischer Akt für das Ende des Leids und des Kampfes unter Römern darstellen. Das Opfer zu Ehren des Divus Augustus zu diesem Anlass soll uns den Beistand in diesen schwierigen Zeiten sichern. Man könnte sagen: 'Seht durch welche Kämpfe wir gegangen sind und wie wir daraus gestärkt hervortraten.' Eine neue Pax Augusta könnte am Ende der Tage stehen, die wir derzeit durchschreiten und um diese sollten wir den Göttlichen bitten." Ob eine Pax Salinator oder Pax Palmer, das konnte man wohl offenlassen, dachte er sich noch scherzhaft. Nun gut, der Tiberier lehnte sich erst einmal wieder entspannt zurück. In wie weit der Iulier die Idee gut finden würde oder nicht, konnte er nur erahnen.

    "Also halten wir fest: Du kannst lesen, schreiben und singen." Das schienen die einzigen Fähigkeiten zu sein, die für Lepdius von Relevanz waren. "Du bist Germane?", fragte er dann eher rhetorisch. Diesem Mann konnte man das ja relativ gut ansehen. "Erzähl mir doch einmal, wo du die meiste Zeit deines Lebens verbracht hast und seit wann du in Rom bist, bzw. warum du überhaupt in diese Stadt gekommen bist. Immerhin scheinst du einen langen Weg beschritten zu haben." Zuletzt musste der Tiberier auch noch etwas sehr wichtiges über den Fremdling erfahren, damit er wissen konnte, was mit ihm anzufangen war: "Bist du ein Freigeborener oder bist du ein Freigelassener?" Das römische Bürgerrecht hatte dieser Mann ja zweifellos nicht, wie er bereits feststellen konnte, aber für seine Verwendung wäre es sehr wichtig zu erfahren, ob er einst ein Sklave war, was sich nicht allzu gut machen würden.

    Aufmerksam hörte Lepidus den Ausführungen des Iulius Dives zu. Nun stand dieser wohl den Tatsachen nach an der Spitze der Societas, auch wenn dies natürlich nur vorübergehend war. Aber ob Iulius Centho tatsächlich früher oder später in die Öffentlichkeit treten würde? Das wollte er gern pessimistisch kommentieren, sagten ihm seine Erfahrungen doch, dass schon die besten Prognosen für einen Erkrankten fehlschlugen und am Schluss des Tod zu Buche stand. Doch man wird wohl sehen, wie es im Falle des Centho sein würde.


    Als Dives dem Tiberier die Ernennungsurkunde überreichet, breiteten sich dessen Mundwinkel ein wenig aus. "Ah, welch schönes Dokument. Ich freue mich nun offiziell Mitglied zu sein und hoffe, dass ich mich so gut wie möglich im Verein einbringen werden." Ein wenig Gesäusel, aber der Tiberier empfand es tatsächlich als wohltuend. Dieser Akt war so etwas wie eine Wiederkehr in die gute Gesellschaft. Ein erstes Zeichen, dass die Vergangenheit womöglich bald für immer Ruhen würde und die Blicke auf die Zukunft geworfen werden konnten. Ja, es zwar zweifellos ein guter Schritt. Das spürte er nun deutlich.


    "So, guter Vicarius Magistris.", redete der Tiberier den Iulier nun mit seiner neuen Amtsbezeichnung an. "Ich sehe ja, dass du noch damit beschäftigt bist dein Officium einzurichten. Wahrscheinlich hattest du noch nicht allzu viel Zeit dir Gedanken um die die weiteren Aktivitäten der Societas zu machen." Das nahm Lepidus einfach so an, obwohl Dives natürlich jemand zu sein schien, der schnell alles überblichen konnte und wohl sicherlich auch schon das ein oder andere für den Kultverein im Sinn hatte. "Doch schwebt dir vielleicht irgendetwas vor, was die Societas in absehbarer Zeit auf die Beine stellen kann. Ich selbst bin ja erst ein frisches Mitglied, dennoch dachte ich daran vielleicht durch ein großes gemeinsames Opfer in Erscheinung zu treten." So zumindest die Idee des Lepidus. "Was hältst du davon?"

    Der Tiberier blickte von seinem Schreibtisch auf und betrachtete den Mann, der nun in neuen ubeschmutzten Sachen doch fast als richtiger Römer durchgehen konnte. So eine frische Tunika konnte schon einiges ausmachen. Lepidus lächelte und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Mit einer gönnerhaften Handbewegung wies Lepidus auf einen der beiden Stühle vor seinem Tisch: "Setz dich. Es war eine weise Entscheidung meinem Angebot nachzukommen." Er hörte die Worte des Rhianus Vagus uns rümpfte nur die Nase. "Hmm... du kannst also noch mehr? Vergiss nicht, dass alles, was du so in den dreckigen Gassen Roms aufgeschnappt haben magst, in meiner Gesellschaft nicht wirklich viel zählt. Also erzähle mir: Was willst du denn sonst noch können?" Ein prüfender Blick fiel auf Vagus nieder. Der Tiberier hoffte, dass der Bettler seinen Worten überhaupt folgen konnte.

    Gerade war er noch beim Vilicius im Sklaventrakt und nun ließ sich Lepidus in seinem Arbeitszimmer nieder. Es gab wiedereinmal viel zu tun. Sofort setzte er sich an seinen Schreibtisch und begann etwas auf einer Wachstafel zu lesen. Die Tür zu seinem Officium stand offen, so dass dieser Vagus, den er gerade kennengelernt hatte, in Begleitung eines Sklaven eintreten konnte. Was für ein lustiges Subjekt. Lepidus musste still in sich hineingrinsen.