Beiträge von Gaius Artorius Regulus

    Immer wieder mussten die Rekruten auf den Legionär starren, der den armen Tiro gerade vorgeführt hatte. Wer einen Blick auf das Duell risikiert, musste fast zwangsweise seinen Augen aus Sympathie-Schmerz zukneifen, als der Frischling das hölzerne Schwert direkt in den Magen geschlagen bekam. Ohweh, musste das übel sein. Als er sich dann auch noch postwendend übergab, wandte sich einige gleich ganz ab, auch Regulus. Der Artorier konnte sich den Schmerz nur allzu gut vorstellen. Dabei hatte er den Angriff gar nicht so schlecht gefunden, er sah so kraftvoll aus, doch mit der entsprechenden Technik konnte wohl selbst ein an Stärke überlegener Gegner geschlagen werden. Der Legionär beherrschte jedenfalls sein Handwerk schon äußerst gut.


    Was Tappulus dann aber laberte, konnte er kaum verstehen. Sich lieber die Finger brechen lassen? Na ok, in einem wirklichen Kampf schon, aber doch nicht bei einer Übung. Das hielt Regulus dann doch für zu abwegig, dann doch lieber Posca auskotzen. War zwar nicht schön, aber das ging vorbei.


    Die Tiros hatten nach diesem Anblick natürlich alle die Hosen voll. Am liebsten hätten sie sich weggedreht. Vom Legionär wollte sich jedenfalls keiner vermöbeln lassen, weshalb auch niemand auf Anhieb reagierte als Tapallus fragte, wer der nächste sei. Auch Regulus starrte in die Luft. Es war so still, dass Tappulus sicher gleich ausflippen würde. Noch einmal starrte der Artorier in die Gesichter seiner Kameraden, atmete tief ein und etwas verzweifelt aus. "Ok na gut, ich bin der Nächste...", sprach er etwas unwillig, weil er wusste, was ihm Blühte. Aber früher oder später waren sie ja wahrscheinlich ohnehin alle mal dran, also warum nicht gleich alles hinter sich bringen?


    Regulus nahm Position vor dem Legionär ein und ihm lief bereits der Angstschweiß... Nun gut, dachte er sich, bloß nicht den Fehler des anderen Tiros machen. Auf keinen Fall das Schild drüber rutschen lassen. Die Situation war dieselbe, wie beim anderen Tiro, Regulus griff den Legionär an, aber er bemühte sich sein Schild ganz leicht schräg zu halten, aber im entgegengesetzten Neigungswinkel, damit das Schild nicht auf dem anderen rutschen konnte. Außerdem versuchte er den Schwerpunkt etwas tiefer zu legen. Versuchen konnte er es ja mal. Er griff den Legionär an und hielt dabei sein Schild ganz fest in der Hand und er hörte das laute Knallen, als die Schilder aneinander rauschten. Plötzlich hatte er das Gefühl, dass das Schild des Legionärs ein wenig gerutscht und er nicht mehr völlig gedeckt wäre... völlig instinktiv kam der Artorier nun mit seinem Holzgladius hervor und versuchte die freie Stelle zu nutzen und einen Treffer zu landen, doch ob da etwas traf, das wussten in jenem Moment nur die Götter...

    Da hatte er wohl etwas unangemessen reagiert. Der junge Tiro registrierte den Schlag und zog kurz das Gesicht zusammen. An die rauen Sitten in der Legion hatte er sich immer noch nicht ganz gewöhnt. Das Training wurde dann aber einfach fortgesetzt und Regulus nahm sich vor beim nächsten Mal nicht mehr so trotzig zu reagieren.


    Inzwischen war schon ordentlich rotiert worden und der Artorier bemerkte mit Wohlwollen, dass nun der ihm bekannte Legionär aus dem früheren Training mit eingreifen sollte. Er lächelte doch glatt ein wenig aufgrund dieses Umstandes, ohne jedoch zu erahnen, was der Legionär für die Rekruten wohl bereithalten würde. Bei einer Pause, bei der sich die Trios ordentlich Posca genehmigten, um ihre Kräfte aufzufrischen, wurde auch kurz in kleinem Kreise über den Legionär gesprochen.
    "Also mir bangts ja gegen einen richtigen Legionär zu kämpfen."
    "Ohja, mir auch, ich hoffe ich muss nicht als erster gegen ihn antreten."
    "Ach, ganz ruhig", gab Regulus zur Beruhigung kund. "Ich kenne ihn aus einem früheren Training. Er ist auch noch nicht allzu lange Legionär. Sooo viel hat er uns also nicht voraus."


    Die Legionäre sahen sich gegenseitig an. Ob sie das wirklich beruhigte, konnte man nicht feststellen. Sie warteten jedenfalls bis es weiterging und wer sich wohl als erster mit dem schon vollausgebildeten Legionär messen müsste.

    "Ja, Ja, schon klar!", erwiderte der Tiro trotzig, was er jedoch nicht gegenüber dem Legionär Tappalus war, sondern in erster Linie gegen sich selbst. Tappulus lag richtig, wenn er meinte, dass mich ein richtiger Gegner mit einer richtigen Waffe wohl frühstücken würde, wenn er nicht aufpasste. Regulus richtete sich so schnell wie möglich auf und ging wieder in Position. Der andere Rekrut schien dagegen etwas baff, eben hatte er sich noch gefreut, dass er den Artorier beim ersten Mal in die Knie zwingen konnte, aber als er dann die Worte des Legionärs hörte, der ihn als ängstlich und wenig muskulös bezeichnete, war es mit seiner Motivation etwas dahin und die Verunsicherung größer.


    Regulus zeigte an, dass es weitergehen kann und der Tiro probierte es erneut. Diesmal war der Artorier etwas besser vorbereitet und hielt mächtig dagegen. Er stellte sich vor, wie dieser Gegner der Pfahl wäre, den er immer bearbeitet hatte und als er den Angriff erfolgreich abgewehrt hatte, stach er mit dem Gladius in Richtung des Gegners. Das Holz streifte ihn aber nur, da er rechtzeitig zurückgewichen war. "Na also! Geht doch halbwegs!" Der Vorgang wurde nun stetig wiederholt und der andere Tiro versuchte immer wieder ihn anzugreifen. Meist wirkte Regulus noch etwas unsicher, aber er festigte sich nach und nach, so dass er bei den letzten Versuchen zumindest die Angriffe mit seinem Schild parieren konnte. Was ihm nicht oft gelang, war den anderen Tiro anschließend auch zu treffen. Daran musste er wohl noch arbeiten.

    Ah, nun war es tatsächlich so, wie er angenommen hatte: zum ersten Mal hatten die Tiros es nun mit einem richtigen Menschen und nicht nur mit einem Pfahl zu tun. Regulus sah sich sein Gegenüber genau an. Dieser schien ebenfalls schon relativ geschafft und hatte darüber hinaus auch eine noch schmalere Statur als der Artorier. Das machte ihn zuversichtlich bei dieser Übung nicht allzu schlecht auszusehen. "Ganz locker", sprach er noch zu ihm als sie beide Aufstellung nahmen.


    Er selbst stand auf der rechten Seite, musste also den Angriff abwehren und danach selbst versuchen anzugreifen. Im Prinzip so, wie er es mit dem Holzpfahl gemacht hatte. Erst mit dem Schild den Angriff blocken und dann sicher zustechen. Das sollte doch an sich kein Problem sein, dachte sich der Artorier.


    Regulus blickte dem anderen Rekruten in die Augen, hielt sein Scutum fest in der Hand und bereitete sich schon vor, den entscheidenden Stich mit dem Holzgladius zu setzen. Der andere Rekrut zögerte kurz, ging aber dann in einem überaus schnellen Tempo auf ihn los, er hielt seinen Schild voran und rammte damit das Scutum von Regulus. Dieser war vom plötzlichen Aufprall und dessen Stärke so überrascht, dass er fast nach hinten umgefallen wäre, doch stattdessen sank er nur mit einem Knie auf den Boden. "Scheiße!", rief er. Wenn ein tatsächlicher Mensch auf einen zustürmt, dann war das einfach etwas völlig anderes, als wenn man einen Pfahl mit dem Schild rammte.

    Die letzte Nacht hatte Regulus nicht allzu gut geschlafen, trotz seiner Erschöpfung. Er hatte etwas Muskelkater, denn immerhin war er am letzten Tag geschwommen und musste anschließend auch noch ein schweres Training am Gladius absolvieren. Ziemlich viel für einen einzigen Tag, wie er persönlich fand. Wenn es nach ihm ginge, hätten alle Tiros erst einmal einen ganzen Tag lang durchschlafen dürfen, aber naja, er war halt nur ein einfacher Rekrut, der nichts zu sagen hatte...


    Am nächsten Tag mussten jedenfalls wieder alle gemeinsam auf dem Campus antreten. Die meisten wussten noch nicht wirklich, was sie erwartete. Würden sie von hier aus wieder irgendwo hin marschieren? Womöglich wieder mit dem Gladius trainieren? Der Artorier hoffte jedenfalls, dass sie es ruhig angehen lassen würden. Plötzlich hörte er auch einen lauten Aufruf zum Antreten und sämtliche Rekruten brachten sich in Reih und Glied. Dem Artorier fiel es gleich komisch auf, dass heute nicht der Optio Corvinus sie begrüßte, sondern ein ganz anderer Ausbilder, den Regulus bisher noch nie gesehen hatte. Seine rotbraunen Haare fand er allerdings sehr lustig anzusehen, weshalb er auch still in sich hinein lächelte. Der Artorier war gespannt, in wie weit er sich von Corvinus unterscheiden würde und wartete gemeinsam mit den anderen Tiros auf das, was kommen würde.

    Sim-Off:

    Alles klar. Ich hoffe mir nimmt dann niemand den Doppelpost, zwecks Übersichtlichkeit, übel. :)


    Der Artorier hatte die kurze Erholung nach dem Rückmarsch ins Lager genutzt, um ein wenig zu essen und zu trinken. Das Schwimmen hatte ihn ziemlich in Anspruch genommen, zumal es auch eine Übung war, die ihm nicht sonderlich gefiel. Das Training mit den Waffen war da schon eher nach seinem Geschmack, weshalb er es auch mit deutlich größerer Motivation angehen konnte.


    Als er am Nachmittag gemeinsam mit den anderen Tiros auf dem Übungsplatz eintrafen, wurden sie in zwei Gruppen eingeteilt. Regulus gehörte zu denjenigen, die schon über erste Grundlagen mit dem Gladius verfügten. Fürs erste sollten sie sich warmlaufen und der Optio schien mal wieder in strenger Ausbilderlaune. "Badetag" nannte er das auch noch, als wärs das reine Vergnügen gewesen. Der junge Tiro lief jedenfalls ganz sturr seine Runde auf dem Campus. Sie alle stellten sich paarweise auf. Was es damit wohl auf sich hatte? Vielleicht würden sie nun von Angesicht zu Angesicht mit dem Gladius trainieren. Das wäre zumindest spannend, dachte sich Regulus und wartete auf weitere Anweisungen.

    Sim-Off:

    Bin etwas verwirrt. Spielen wir jetzt am Nachmittag, wo das Laufen und das Waffentraining sein sollen oder spielen wir jetzt einen neuen Tag, wo das Pilumtraining beginnt? Wenn das zwei unterschiedliche Storys sein sollen, würde ich eher zu einem neuen Thread tendieren, da hier sonst parallel mit dem Gespräch auf dem Rückmarsch drei Zeitebenen gespielt werden müssten. Bitte um Aufklärung, wie es weitergehen soll. :)

    Der Artorier ließ hin und wieder seinen Blick schweifen, nicht selten erfasste er dabei seinen Centurio, wohlgemerkt seinen neuen Centurio, Helvetius Corvinus. Vor kurzem hatte dieser ihn noch als Optio auf dem Campus an der Waffe ausgebildet und nun sah er ihn das erste Mal als Führer der Centurie. Regulus hatte ihm während der Ausbildung oft genug Anlass gegeben, auf ihn einzubrüllen, jetzt als Legionär wollte er ihn nicht mehr enttäuschen, schon gar nicht in seinem neuen Rang. In gewisser Hinsicht hatte wohl auch Corvinus mit der neuen Verantwortung zu kämpfen, die ihm sein höherer Dienstgrad einbrachte. Es war als wenn sich das Schicksal jeweils auf einer anderen Ebene spiegeln würde. Ob der Helvetier wohl bereit war das Kommando zu führen? Würde er die Centurie gut durch den Feldzug bringen?


    Zumindest Regulus verband durch seine Ausbildung viel mit Corvinus, der ihn an die Legion mal sanft und mal deutlich quälender herangeführt hatte. Da der ehemalige Optio ihm so immer wie jemand erschien, der so gut wie alles beherrschte und jeden Trick kannte, war er was diese Fragen anging, wohl voreingenommen. Er vertraute ihm. Doch jeder musste sich, wenn es ernst wurde, neu beweisen.


    Da Regulus nur in geringem Abstand vom Centurio stand, konnte er die leisen Worte des Gebetes hören. Der Artorier spitzte die Ohren, um alles nachzuvollziehen. Die Worte hatten eine beruhigende Wirkung auf ihn. Etwas, was er so kurz vor dem Feldzug gebrauchen konnte, um noch einmal tief in sich zu gehen und die letzten Kräfte zu sammeln, bevor Blut und Schweiß die Erde tränken würde.

    Das hörte sich alles sehr interessant, was sein Nebenmann zu sagen hatte. Am interessantesten fand er, dass sein Eintritt nicht durch den Kriegseintritt begünstig wurde, sondern eher zufällig war. "Scheint als wären wir aus ganz unterschiedlichen Intentionen in die Legion gegangen. Das ist ziemlich bemerkenswert, wie ich finde. Ich selbst bin aus Rom geflohen, nachdem der Vescularier zum neuen Kaiser ernannt wurde. Mein Onkel steht auf der Proskriptionsliste und ich wollte somit einer möglichen Sippenhaft entgehen. Ich entschied mich dann nach Mogontiacum zu gehen, weil hier mein guter Onkel einst ebenfalls seine militärische Laufbahn begann."


    Das Lager war nun schon sehr gut in Sichtweite und sie gingen immer mehr auf das Tor zu. Regulus freute sich schon ein wenig, den ersten Teil des Tages hinter sich gebracht zu haben.


    "Du kannst mich gerne so nennen, ich nenne dich dann auch Tacitus, wenn ich das vorhin richtig vernahm. Ich hatte tatsächlich schon das Vergnügen ein wenig Waffentraining hinter mich zu bringen. Das ist am Anfang ziemlich anstrengend muss ich sagen, vor allem, weil diese Übungswaffen aus Holz etwas schwerer sind als die normale Ausrüstung. Du musst immer genau hören, was der Ausbilder sagt, damit du keine falschen Bewegungen ausführst. Dann geht eigentlich alles gut.", gab der Artorier dem Kameraden mit auf den Weg. Möglicherweise könnten sie sich auch noch in Zukunft gegenseitig an Erfahrung bereichern.

    Etwas müde sah Regulus wohl noch aus, als er gemeinsam mit seinen Kameraden der II. Cohorte Aufstellung bezog. Seit seiner Rekrutierung hatte er ein straffes Programm durchlaufen müssen. Für den Feldzug sollten alle Frischlinge noch so gut wie möglich ausgebildet und auf den Krieg vorbereitet werden. Dies steckte dem Artorier und einigen anderen noch in den Knochen. Die Tatsache, dass einsatzfähige Männer gebraucht wurden, hatte ihm wohl zu seiner früheren Beförderung verholfen, auf die er überaus Stolz war, ihm jedoch auch einige Schmähungen von Legionären einbrachte, die ihn noch nicht reif genug für das Legionärs-Dasein hielten, geschweige denn für einen blutigen Feldzug.


    Wie dem auch sei. Regulus versuchte sich auf das Kommende zu konzentrieren, was sicher nicht einfach war. Für den Moment faszinierte ihn, dass alles um ihn herum in Bewegung war und die Legionäre zwischen aufgeregter Erwartung und betrüblicher Nachdenklichkeit wankten. Gemeinsam nahmen sie Aufstellung, da nun ein Ritual samt Opferung folgen sollte. Auf dem Weg unterhielten sich die Legionäre hier und da über das Bevorstehende. Die Befürchtungen gingen bei manchen entweder in die Richtung, dass womöglich schlechte Zeichen der Götter empfangen werden könnten, oder sie fürchteten nur, dass diese ganze Prozedur einfach viel zu lange dauern würde. In der Tat ließ sich der entsprechende Haruspex auch viel Zeit mit der Durchführung dieses höchst religiösen Aktes. Einige Legionäre mochten wohl auch still in sich hinein schmunzeln in Anbetracht seiner, für ihre Augen recht ungewöhnlichen, Kleidung. Regulus stand einfach nur da und ließ es über sich ergehen. Schade fand er, dass er vieles, was der Mann sprach, überhaupt nicht verstehen konnte; gegen Ende sagte er aber zum Glück auch noch etwas in Latein, was den Artorier dann auch wieder etwas zufriedenstellte.


    Für die Legionäre war der martialische Anblick des geschlachteten Schafs sehr unterhaltsam. Besonders, dass es diesmal eine besonders blutige Angelegenheit war und die rote Flüssigkeit so schön von der Wolle des Schafes aufgenommen wurde, machte die ganze Sache zu einem angenehmen, ja fast amüsanten, Moment. Vor allem Regulus konnte mit dem Ritual dadurch deutlich mehr anfangen. Mehr oder weniger gespannt warteten die Legionäre nun auf das Ergebnis, der Artorier war guter Dinge, dass die Götter ihnen wohlgesonnen sein würden.

    Es freute ihn sehr, dass er mit dem Quintillier gleich ins Gespräch kam. Er hatte ja schließlich einen ähnlichen Weg zu beschreiten wie er selbst. Wahrscheinlich würden sie sich während des Feldzuges noch hin und wieder begegnen, auch wenn sie in anderen Einheiten waren. "Ich bin in der Cohors II, Centuria IV und du?", fragte er gleich zurück. Der Marsch hatte bereits begonnen und Regulus hoffte inständig, dass ihm die Zeit etwas schneller vergehen würde, wenn er sich ein wenig unterhalten konnte, deshalb stellte er gleich die nächste Frage hinten an. "Wie kommts das du dich in diesen Zeiten für die Legion entschieden hast? Der drohende Krieg war dir sicherlich bewusst, oder?"

    Gott, bis der Feldzug losgeht, wurden die Tiros wohl schon beim Training umgebracht. Den ganzen Nachmittag noch Waffentraining? Regulus hoffte, dass er durch das Essen wieder etwas Kraft bekommen würde, aber er machte sich bereits keine Hoffnungen ein besonders gutes Bild beim Waffentraining abzugeben.


    Der Artorier wurde in die Spitze des Zuges für den Rückmarsch eingeteilt. Ein ziemlich gutes Gefühl der ganzen Meute voranzustehen. Interessanterweise war der Zweite Tiro derjenige, der als einziger gemeinsam mit Regulus vor dem Überqueren des Flusses mit der Ausrüstung, etwas gesagt hatte, als der Optio eine Frage an die Rekruten stellte. Vielleicht wurden sie deshalb beide in die Spitze versetzt? Also als Belohnung? Immerhin wusste er jetzt den Namen des Tiros. Noch bevor der Marsch losging, wandte er sich mit ein paar Worten an ihn: "Eine sehr gute Antwort vorhin; hat dich das Schwimmen auch so sehr geschafft wie mich?"

    "Ich, ähm...äh, hab wohl zu laut gedacht", sprach der Artorier etwas schüchtern und fasste sich mit einer Hand an den Hinterkopf. Nein, so richtig wusste er wohl nicht, wie er sich Freunde machte, aber zum Glück hatte er auch die Taverne erwähnt. "Nun, ähm...", zögerte Regulus, um dann aber recht ausweglos zu sagen: "Na klar zahl ich, das versteht sich doch, ich bin halt der Neue, nicht wahr?" Regulus lachte etwas gestellt und bereute es innerlich bereits in diese dumme Situation gekommen zu sein. Oh nein, dachte er sich, jetzt würde wohl auch noch sein kleiner Rekrutengehalt komplett in der Taverne drauf gehen... aber was tat man nicht alles, um nicht ganz so unbeliebt zu sein...

    Die Strecke war geschafft und Regulus stieg aus dem Wasser, ähnlich kaputt wie nach dem ersten Durchgang. Das Wasser tropfte von seinem Körper als er aus dem Wasser stieg, für einen Moment musste er sich erst einmal hinsetzen und sich in der Sonne trocknen lassen. Er atmete tief durch und blickte in die Runde von Rekruten, die ebenfalls sehr erleichtert schienen.


    Das Floß wurde wieder aueinandergefuchtelt, auch die Ausrüstung war an einigen Stellen nass geworden, was sich aber wohl bald wieder geben würde. Sie zogen jedenfalls alle gemeinsam ihre Rüstung an und freuten sich sehr, dass es jetzt wieder zurück ins Lager gehen sollte. Viele konnten ihre Erleichterung nicht verbergen. Schwimmen war nun wirklich nicht der Grund, weshalb er zur Legion gekommen war, dachte sich der Artorier noch und reihte sich ein, um den Marsch anzutreten...

    "Autsch", dachte sich der Artorier. Wie konnte er das nur missverstehen? Vor allem war er so geistig abwesend, dass ihm nicht einmal richtig auffiel, dass es alle anderen anders machten. Zum Glück hatte er seine Ausrüstung noch nicht verloren, er wunderte sich allerdings schon, warum er so schlecht voran kam. Wieder hatte er die prüfenden Blicke des Ausbilders auf sich gezogen. Etwas perplex setzte sich Regulus nun vor sein improvisiertes Floß und begann zu ziehen. Irgendwie ging das auch gleich viel besser und die Gefahr etwas zu verlieren war wohl minimiert. Dennoch hatte er seinem Optio wieder einmal bewiesen, was für ein unerfahrener Frischling er war.

    Nun gut, dann hieß es jetzt wohl ein wenig zu basteln. In eine der Gruppen gepackt, sah sich Regulus genau an, wie dieses Floß gebaut wurde. An sich schien es gar nicht so viel Arbeit zu erfordern, das Paket zu schnüren. Aber es durfte natürlich nicht nachlässig mit der Arbeit umgeangen werden, die Ausrüstung musste schließlich gut sitzen, damit sie nicht herunterfiel, was nun wirklich ein Horror-Szenario gewesen und mit erheblichen Soldverlust verbunden wäre.


    Als der Artorier fertig war und er es zu Wasser ließ, konnte auch er seine Überraschung kaum verbergen, dass es tatsächlich schwamm. Nun stieg er ebenfalls ins Wasser und schob seine Ausrüstung vor sich her, wie es Corvinus gesagt hatte. Wieder kostete es sehr viel Anstrengung und die Angst unterwegs etwas zu verlieren, spielte immer mit. Nach und nach schwammen die Tiros bis ans andere Ufer. Regulus hatte gerade den Legionär passiert, der in der Mitte des Flusses schwamm. Bisher schienen alle Rekruten es ganz gut hinzubekommen. In der Tat wünschte Regulus niemandem bei dieser Übung zu versagen. Mit etwas Glück würden sie es alle schaffen und danach winkte eine erholsame Pause.

    Regulus sah sich den Tiro genau an, der nun ebenfalls einen Vorschlag äußerte. Das Scutum zu benutzen schien ziemlich plausibel, auch eine Brücke wäre wohl nicht die schlechteste Alternative, wenn man genug Zeit hätte. Der Artorier nickte zustimmend als der Kamerad seine Idee geäußert hatte. Umso gespannter war er nun, wie es denn nun wirklich gemacht wird. Er sah Corvinus an und wartete darauf, dass er das Geheimnis preis geben würde. Immerhin war zumindest eines schonmal sicher: Einfach so mit der Ausrüstung zu schwimmen, wie es der eine Legionär im Vorfeld erzählt hatte, würde wohl nicht stattfinden und immerhin beruhigte diese Tatsache Regulus schon ein wenig.

    Nun standen alle Tiros beisammen und der Ausbilder machte ihnen klar, dass sie auch irgendwie mit dem Marschgepäck durch den Fluss kommen mussten. Wie das gehen sollte? Die Tiros blickten sich fragend an. Niemand schien so richtig eine Vorstellung zu haben, auch Regulus konnte sich fürs erste nicht vorstellen, wie das gehen sollte. Es konnte ja schließlich nicht jeder seine Ausrüstung tragen und dabei schwimmen, da müsste man doch zwangsweise mit dem ganzen Zeug untergehen. Aber wie dann? Dem Artorier fiel vielleicht eine Möglichkeit ein und er wagte sich etwas unsicher vor.
    "Hmm... vielleicht indem man sich sowas wie ein Floß baut?"

    Als der Legionär sprach, dass jetzt erst einmal Pause war, freuten sich die Rekruten und dachten schon daran für einen Moment abschalten zu können. Doch die Entspannung in ihren Gesichtern wich einem Schockzustand.
    "Waas?!" riefen einige Tiros aus
    "Nein, Nein, wie soll den das zu machen sein?"
    "Wir sind doch jetzt schon völlig feritig!"


    Auch Regulus stand die Angst im Gesicht. Hatte er es gerde so geschafft, so würde er es mit voller Ausrüstung doch wohl niemals hinbekommen und dann auch noch kurz nachdem er seine Kräfte bereis einmal aufgebraucht hatte. Etwas hilflos setzte er sich auf den Boden.

    Der Optio hatte selbst im Wasser noch ausreichend Kraft, um zu brüllen. Das war schon ziemlich beeindruckend, dagegen mussten die Tiros allesamt ziemlich müde aussehen. Der Artorier hörte sogar noch die Worte, die er dem letztplatzierten zusprach. Immerhin, das war die Motivation, die ihn vielleicht an Land brachte. Doch auch Regulus hatte noch zu kämpfen. Er blickte zu seinem Kameraden, das Tempo war wahrlich nicht mehr so hoch, wie auf dem Hinweg, doch das machte nichts, wenn sie nur durchkommen würden. Mehr als die Hälfte des Rückweges hatten sie nun schon hinter sich gebracht und je näher das Ufer kam, desto sicherer fühlte man sich und desto mehr Kraft schien wieder durch die Muskeln zu wandern, alles in Erwartung dessen, dass man es bald geschafft hätte. Und endlich, das Ufer war erreicht. Die schnelleren Rekruten warteten dort bereits und ruhten sich aus. Regulus und der andere Tiro keuchten und sie fühlten sich sehr schwach, doch als sie aus dem Wasser stiegen war ihnen klar, dass sie wieder eine Hürde genommen hatten.


    Noch völlig kaputt blickte er auf den letzten Tiro, der es durch die Anfeuerungen des Optios wohl doch noch geschafft hatte. Regulus freute sich für ihn und auch für seinen Kameraden, mit dem er die ganze Zeit durchgeschwommen war.
    "Das war echt die Hölle.", sprach dieser gleich, nachdem er wieder etwas Luft hatte. "Ohja", gab Regulus zurück. "Gut, dass wir zusammen geschwommen sind, ich hatte das Gefühl wir ziehen uns gegenseitig." Sein gegenüber nickte.


    Regulus sah wie der Optio nun auch die nächsten Neulinge einwies und ins Wasser schickte. Sie hatten diese Anstrengung noch vor sich...