Beiträge von Gaius Artorius Regulus

    Welch Auftritt. Gerade dachte man noch, dass es das gewesen wäre und die Einheiten sich jetzt einfach in Marsch setzen würden, da trat doch noch einmal der Legat hervor und rief ein paar Worte an die große Anzahl der Legionäre. Es war kurz und knapp, aber es war gezielt und durchdringend. "Uns die Ehre, Tod dem Gegner!" - Ein Ruf dem man großartig mit einstimmen konnte und das tat auch Regulus. Er rief es mit seinen Kameraden so laut er konnte, schallte es dem Legaten einfach entgegen.


    Ein schöner Moment für den Artorier. In seinen Adern welches Feuer, in seinem Herzen welche Glut. Nun reihte sich seine Centuria ein und der Marsch konnte seinen Anfang nehmen. Für den Moment dachte Regulus noch nicht an schmerzende Füße, aber dies würde sich wohl noch früh genug einstellen. Mögen die Götter nun ein waches Auge auf ihm haben. Auf ihren Beistand war er als Neuling zweifellos angewiesen, wenn er diesen Krieg mit viel Glück überleben wollte.

    Was für eine komische Frage, dachten sich einige.
    "Dann kämpft man eben gegen einen Gegner mit Pilum. Das bekommt man schon.", sagte einer.
    "Nein, nein, guck dir den Einschlag doch mal an. Der hat sich doch verbogen, wie will man denn sowas als Waffe benutzen?"
    "Ja, und wahrscheinlich bekommt man so ein Pilum ohnehin nicht so einfach aus dem Schild herausgezogen, oder?"


    Es fühlten sich jetzt offenbar mehrer Tiros dazu berufen Antworten zu geben, ob dem Optio dieses Durcheinander gefiel? Immerhin schienen die Rekruten jetzt aufgeweckt, Einigkeit herrschte deshalb noch lange nicht unter den Soldaten.

    Ja, kurz fassen, das beherrschte der Artorier wahrlich nicht so gut. Ihm war noch gut der peinliche Auftritt in Erinnerung geblieben als er mit zwei anderen Legionären in den Unterkünften zusammentraf und eine Rede über Ruhm und Ehre hielt, was natürlich nicht allzu gut ankam und überaus naiv wirkte... aber das war er ja auch irgendwie, sonst wäre er womöglich nicht in diesen furchtbaren Zeiten freiwillig zur Legion gegangen. Jetzt musste er erstmal schlucken und hörte sich die genaueren Ausführungen des Optios an. Als dieser ihm zunickte und meinte er habe recht gehabt, fühlte er sich auch gleich wieder etwas besser. Offensichtlich war nicht alles Müll, was er ablieferte, jedes kleine Kompliment und sei es nur so eine unscheinbare Geste wie ein Kopfnicken konnten seine Moral wieder etwas heben.


    Höchst beeindruckt schienen die Tiros zu sein als der Optio mal so eben den Speer in die Luft warf, locker auffing und ihn dann in dann in Schild schleuderte. Bei der nächsten Frage beschloss der Artorier sich zurückzuhalten. Er hatte fürs erste genug gesagt, stattdessen traute sich ein anderer Tiro hervor, der dann auch, wie gefordert, recht kurz und knapp in einem Satz antwortete: "Der Schild mit dem eingedrungenen Pilum lässt sich vom Gegner nicht mehr benutzen."

    Regulus hatte an jenem Tage Wachdienst und nahm den Besucher in Empfang. "So so, eine Hilfsanfrage.", kommentierte dieser und machte sich daran ihn nach Waffen abzutasten. Er ging äußerst gründlich vor und überprüfte die typischen Stellen für Waffenverstecke gleich doppelt. "Schön stillhalten." In diesen Zeiten waren die Kontrollen besonders scharf.


    "Nun, du scheinst sauber zu sein.", sprach der Artorier, während er von ihm abließ und seine Wachstafel zu Hand nahm. Er notierte den Namen und den Grund des Besuchs. "M-A-G-O-N-I-T-A-S buchstabierte der Wachsoldat den aufgeschriebenen Namen. Richtig so?", fragte er noch, um sich zu vergewissern. Es sollte ja schließlich alles korrekt im Wachprotokoll vermerkt sein.

    Der heute diensthabende Miles sah aus als hätte er in der letzten Nacht ziemlich schlecht geschlafen. Große dunkle Ringe umrandeten seine Augen. Gemächlich schien jeder Körperbewegung zu sein, die er ausführte und seine Reaktionsgeschwindigkeit schien heute sehr zu wünschen. Als er realisierte, dass gerade jemand im Magazin erschien und um neue Kleidung bat, schien er wie aus einem Traum gerissen. So kam es dann auch, dass er gar nicht daran dachte auf ein Schreiben zu sehen und eher zerstreut fragte:


    "Wie... was? Neue Kleidung? Was ist denn mit deiner alten?"

    Der Rekrut hatte seine Aufgabe gut gemacht. Erleichterung ging durch die Reihen. Bei falscher Meldung wurde ja nicht selten nur der Meldende, sondern am besten gleich die ganze Gruppe bestraft. Nachdem Regulus sehr viel Freude an dem Kampf mit dem Gladius hatte, war er umso interessierter an der Übung mit dem Pilum. Das war schließlich gleich etwas völlig anderes und hier musste jeder sein Geschick beim Werfen beweisen. Als der Ausbilder fragte, ob jemand etwas zum Pilum sagen könnte, wagte sich Regulus tatsächlich verbal etwas vor, wahrscheinlich weil er so euphorisch im Bezug auf das Training war. "Also das Pilum ist zunächst mal ein Wurfspeer..." Was hatte er da gesagt? Das war keinesfalls eine sehr geistreiche Antwort. Er stockte etwas und bemühte sich gleich etwas hinten anzustellen, was etwas gehaltvoller war "...ähm...ja...das besondere am Pilum ist glaub ich, dass es einen Schild ohne Probleme durchdringen kann und sich dann verbiegt, so dass der Angreifer meist das Schild entbehren muss...naja, und es ist natürlich auch so recht tödlich, wenn man davon getroffen wird." Ohweh, was redete er da nur? Aber jetzt war es eben geschehen, immerhin hatte er sich getraut etwas zu sagen und vielleicht konnte man ja sogar etwas Vernünftiges unter dem Gestammel heraushören.

    Aufmerksam lauschten die Soldaten den Worten des Annaeus Modestus. Regulus konnte seine elegante und große Gestalt von seiner Position aus gut beobachten. Es war eine recht kurze Ansprach, kein überflüssiger Wortschwall, so wie es Legionär auch recht gern hatte. Dennoch fand Regulus, dass er zu wenig auf die Problematik eingegangen ist, dass sie gegen echte Römer, wie sie es auch waren, kämpfen mussten. Regulus erschauerte immer noch bei dem Gedanken im Grunde einem Kameraden das Schwert durch die Brust zu jagen. Die Worte des Modestus konnten ihm diese Sorgen nicht nehmen.


    Immerhin war das Ziel klar benannt. Der Vescularier musste weichen, ihn galt es die Kaiserwürde wieder zu entziehen, die er sich angeeignet hatte. Doch warum hatte er überhaupt so viele Anhänger? Warum standen andere Legionen auf seiner Seite? Waren Sie etwa nicht so sehr von dem Unrecht überzeugt, welches wir hier so offen erkannten, welches aber von den Soldaten des Vesculariers ignoriert wurde? Regulus konnte dies alles nicht überblicken. Er hatte nicht viel Ahnung und das einzige, was er wohl tun konnte, war zu kämpfen und auf seine Befehlshaber zu vertrauen. Was blieb ihm anderes übrig?

    Die Götter gewährten also ihren Segen. Welch hervorragende Neuigkeit. Regulus erfüllte dies mit tiefer Zuversicht, denn anders als so manch einer seiner Kameraden hatte er höchstes Vertrauen in das Urteil der Götter und die Riten, die zur Findung des selbigen veranstaltet wurden. Die Gewissheit auf der richtigen Seite zu stehen, freute ihn sehr und damit auch die Legitimation den Vescularier zu bekämpfen und letztlich wohl auch zu töten. Dass woanders gerade womöglich ähnliche Riten abgehalten wurden, die den Vescularier wiederum begünstigten, kam einem kleinen Legionär nicht in den Sinn. Er sah nur das, was ihm vor Augen geführt wurde.


    Das ganze Warten hatte aber auch den Artorier etwas müde gemacht. Egal wie sehr Legionäre auch im Stehen bei Appellen etc. geübt waren, so richtig gemocht hatte diese Beschäftigung wohl niemand. Umso schwerer fiel es auch den Blick geradeaus zu halten. "Wann geht es denn endlich los?", ging es wohl so manchem Soldaten durch den Kopf. Kein Wunder, dass Regulus auch auffiel, wie der Helmbusch seines Centurios sich zu bewegen schien. "Komisch", dachte er sich nur. Wahrscheinlich war dieser seiner neuen Ausrüstung noch nicht ganz Herr.

    Diese Entspannung war ein wahrer Segen für die arg geprüften Muskeln Artoriers. Wenn er bedachte, dass er diesen Komfort erst jetzt genießen konnte und schon bald nicht mehr, dann konnte er schon fast etwas wehmütig werden. Denn auf dem Feldzug gäbe es wohl sicher keine Thermen, die die Legionäre mal so eben benutzen könnten, obwohl dies natürliche ein großartige Idee wäre und die Kampfmoral doch unheimlich steigern musste. Ein dummer Gedanke, wie Regulus gleichsam feststellte und sich wieder ein wenig zurücklehnte. Im caldarium saßen nur zwei weitere Legionäre, die er noch nie gesehen hatte. Er beschloss erst einmal kein Gespräch anzufangen, auch wenn ihm schon hin und wieder etwas langweilig wurde. Gern hätte Regulus ein paar mehr Legionäre etwas besser kennengelernt, aber manchmal war er einfach zu zaghaft und zurückhaltend. Dieser Sönke schien immerhin ein recht netter Kerl zu sein, auch wenn er einen komischen Freund hatte. Auch Tacitus, mit dem er sich auf dem Rückmarsch zum Lager unterhalten konnte, war sehr sympathisch. Aber leider sah er die beiden recht selten. Tacitus war dazu auch noch in einer ganz anderen Kohorte.


    Nun überlegte Regulus aber lieber, ob er auch noch im sudatorium ein kleines Schwitzbad absolvieren sollte. Aber hatte er darauf gerade wirklich Lust? Naja, nicht so wirklich, wahrscheinlich würde er lieber eine Runde in der großen Schwimmhalle drehen. Er hatte gehört, dass in dieser großen Halle normalerweise auch die Rekruten ihren Schwimmunterricht im Winter bekamen. Zu schade, dachte sich der Artorier, dass er im Sommer zur Legion gestoßen ist. Irgendwie hätte er es in den Thermen entspannter gefunden den Schwimmunterricht zu absolvieren und er konnte sich beim besten Willen auch nicht vorstellen, dass es ähnlich hart geworden wäre, wie in einem echten Fluss mit Strömung sein Training zu absolvieren. Aber gut, zum Glück hatte er das hinter sich gebracht und konnte sich wieder auf andere Dinge konzentrieren.

    Regulus hatte gerade erst von seiner Beförderung erfahren und konnte es noch kaum fassen. Er war nun Legionarius und freute sich unheimlich, dass er nun ein fester Bestandteil dieser Legion war, endlich war er angekommen und vor allem freute er sich natürlich über den wachsenden Sold. Gleichzeitig war er sich der Verantwortung bewusst, die er nun haben würde, auch für seine Kameraden. Diese betrachteten ihn aber bereits mit misstrauischen Augen. Die Ausbildung des Artoriers wurde aufgrund des nahenden Feldzuges in Windeseile durchgepeitscht, er musste längst nicht so lange auf seine Beförderung warten, wie andere Rekruten vor ihm. Allein diese Tatsache ließen so manchen skeptischen Blick auf ihn fallen...


    Regulus beschloss deshalb nicht in der Taverne seinen neuen Dienstgrad gebührend zu betrinken, sondern sich stattdessen in den Thermen etwas zu entspannen. Dies sollte erst einmal als Erholung genügen, zumal er nach all den Strapazen ohnehin etwas Entspannung für seine Muskeln brauchte. Er betrat das mit Ziegelsteingen errichtete Gebäude, das gegenüber den anderen Legionshäusern so herausragte und genoss den beheizten Boden unter seinen Füßen, die in letzter Zeit besonders gelitten hatten. Nachdem er sie ein wenig gewachsen hatte, ging er mit angezogenen Badesandalen und einem Handtuch in der Hand ins caldarium. Nun erwartete ihn das wohltuende Gefühl eines warmen Wasseraufgusses auf seiner Haut.

    "Ach, jetzt sieh mal einer dieses kleine Ding an."
    "Hey, es tut aber ziemlich weh!", rechtfertigte sich Regulus sogleich und fand, dass der Splitter überhaupt nicht klein war. Sonst würde er ihn ja wohl kaum so stören.
    "Ha, damit beschäftige ich mich aber nicht.", gab der miles trocken zurück und pfiff einen Kollegen von sich heran. Es war ein capsarius, der sich noch in seiner medizinischen Grundausbildung befand. "Kümmer dich um den mutigen Legionär hier. Er hat sich einen Splitter eingefangen, schau mal, so klein ist der. Das wird natürlich eine Herausforderung für dich. Diese kleinen Dinger bekommt man immer so schlecht gegriffen." Der miles lachte und mit ihm auch der capsarius. "Dann komm mal mit."


    Regulus folgte ihm durch einen großen Eingangssaal in einen kleinen Seitenkorridor. Am Ende des Ganges gelangten sie in ein leeres Zimmer, wo sonst wohl auch ein kranker Legionär für längere Zeit untergebracht werden konnte. Regulus sollte sich dort auf einen kleinen hölzernen Stuhl setzen. Für einen Moment ließ ihn der capsarius allein, kam aber sogleich mit einem kleinen metallischen Gegenstand in der Hand zurück. Der Artorier sah eine kleine, wohl aus Bronze gegossene, Pinzette mit einem breiten gebogenen Ende.


    "Na dann schaun wir mal, ob wir den unliebsamen Fremdkörper entfernen können." Auch er griff einfach grob und bedenkenlos nach Regulus Hand, wie es der miles medicus schon zuvor getan hatte. Der Casparius war überaus schnell bei der Sache, drückte mit seinem Daumen ganz fest auf die Stelle neben den Splitter und mit der anderen Hand, in der er die Pinzette führte, versuchte er den splitter zu greifen. Es ging alles recht schnell und schmerzlos. "Hey, das war ja kaum der Rede wert", entfuhr es dem Artorier. "So wenig der Rede wert, wie dieser Splitter.", sprach der Casparius daraufhin und hielt das kleine Holzstück, welches in der Pinzette festgehalten wurde, deutlich vor Regulus Augen. Dabei lachte er erneut und Regulus verzog etwas das Gesicht, da er sich ein wenig veralbert vor kam.


    "Ach, guck nicht so! Ich mach doch nur Spaß. Ich weiß, wie nervig so ein Splitter sein kann, besser du hast ihn jetzt draußen und kannst dann wieder unbeschwert das Schwert schwingen."
    "...Danke... vielen Dank dafür."
    "Nicht dafür, das ist unsere Aufgabe hier und ganz unter uns: Ich bin ganz froh hier noch ein paar weniger schlimme Fälle behandeln zu können. Wenn ich überlege, was uns noch alles während des Feldzuges erwartet... Da bin ich wirklich sehr froh, so lange ich noch irgendwelche Splitter entfernen kann."


    Wohl wahr, dachte sich Regulus. Gerade für das ganze Sanitätspersonal war der Feldzug sicher ziemlich übel. So viel Arbeit bekommen sie wohl in Friedenszeiten nicht. Der Artorier nickte ihm zu und verabschiedete sich vom netten Casparius. Als er das Valetudinarium verließ, blickte er noch einmal auf seine Hand und lächelte.

    Da standen die Tirones nun versammelt und wunderten sich, dass der Optio überhaupt nichts zu tun schien. "War das jetzt irgendsoein Geduldstest?", ging es einigen noch durch den Kopf, aber dann offenbarte sich recht schnell das ganze Missgeschick. Meldung machen, achja, verdammt. Einige hatten die Augen nicht mehr geradeaus und blickten sich stattdessen ins Gesicht. Fast wollten diese Augen einer zum anderen sagen: "Mach du das! Nein, mach du das!"


    Doch dazu kam es erst gar nicht als der Optio sich einfach beliebig jemanden herauspickte, der nun Meldung machen musste. Es war der direkte Nebenmann des Artoriers und bei den Göttern, er war froh, dass er keine Meldung machen musste. Der Auserwählte wandte sich dem Optio zu, versuchte stramm zu stehen, zögerte einen Augenblick, doch dann sprach er laut und deutlich. "Melde Tirones der I. und II. Cohorte vollständig angetreten und bereit für das Training!"


    Das klang doch ganz gut, dachte sich Regulus, der dem Kameraden zuhörte. Wahrscheinlich hätte der Artorier selbst das so plötzlich gar nicht hinbekommen, zumal er sich geistig nach dieser schlechten Nacht auch überhaupt nicht fit fühlte. Blieb bloß zu hoffen, dass es ihn nicht an einer anderen Stelle mal erwischen sollte.

    Das letzte Antreten heute. Gemeinsam mit den Tirones der anderen Cohorte mussten wir uns nun auch noch die letzten Worte des Optios anhören. Immerhin, sein Lob war zurückhaltend, aber es schien wohl zumindest ansatzweise vorhanden. Einige registrierten das mit zurückhaltender Freude, andere, die wussten, dass sie heute nicht viel gebracht haben, hörten ohnehin kaum noch zu, aufgrund ihrer Müdigkeit und Erschöpfung. Auch Regulus wollte nun endlich ins Bett... aber dann noch die Ausrüstung nachbereiten, das ganze Zeug zu putzen würde sicherlich wieder eine gefühlte Ewigkeit dauern, vor allem weil sich der Artorier auch wieder mehrmals in den Dreck legen musste.


    Daneben fiel ihm auch noch ein seltsamer Schmerz in seiner rechten Hand auf. Verdammt, dachte er sich. Da hatte er sich wohl einen splitter eingefangen. Eigentlich wollte er den Optio noch fragen, ob er sich einfach so zum Valetudinarium begeben könne, aber dieser war so schnell mit seiner Pause, dass Regulus keine Chance hatte die Frage zu stellen. Ob es überhaupt so schlimm war? Der Splitter sah gar nicht so groß aus. Womöglich würde das schon irgendwie gehen. Er beschloss zumindest erst einmal nichts zu tun und in den wohlverdienten Dienstschluss zu gehen.

    In den letzten Tagen hatte Regulus die größten Qualen über sich ergehen lassen. Der ständige Drill zerrte an seinem Fleisch, aber auch an seinen Nerven. Wie würde er das nur alles durchhalten? Zu allem Überfluss hatte er in der letzten Nacht auch noch wahnsinnig schlecht geschlafen. Ein Splitter in seiner Hand, der furchtbar nervte und einen komischen ziehenden Schmerz verursachte, hatte ihn nicht zur Ruhe kommen lassen. Das hölzerne nervige Ding, welches in seiner Hand feststeckte, musste er sich wohl vom Holzgladius zugezogen haben. Kein Wunder, so oft wie damit trainiert wurden, mussten diese Dinger ja irgendwann Schaden nehmen.


    Da das Training am nächsten Tage natürlich schon fortgesetzt wurde, beschloss er am frühen morgen die Unterkunft etwas eher als gewöhnlich zu verlassen und das Valetudinarium aufzusuchen. Er wollte das Training in jedem Fall nicht mit diesem nervigen Splitter fortsetzen, das hätte ihn nur unnötig eingeschränkt und wahrscheinlich war es ohnehin besser, ihn sofort entfernen zu lassen. Das Valetudinarium befand sich direkt zwischen den pabula und dem praetorium, daneben noch die Lagerhäuser. Es war extra etwas isolierter angelegt, um den Lärmpegel zugunsten der kranken Soldaten so gering wie möglich zu halten.


    Als Regulus das Krankenhaus betrat, fiel ihm gleich die gute Licht- und Luftzufuhr auf. Der Geruch war schwer zu definieren, aber der Artorier empfand ihn tatsächlich als angenehmer als der stehende Fußgeruch in den Legionärsunterkünften. Die Legionäre im Valetudinarium hatten auch gerade erst ihren Dienst begonnen als schon ihr erster Patient an diesem Tage auftauchte. Regulus meldete sich bei einem der miles medicii, die sich um derlei Fälle kümmern mussten.


    "Na, was machen wir denn schon hier am frühen morgen?", fragte der Mann.
    "Ich hab mir gestern hier in meiner rechten Hand einen Splitter zugezogen. Die ganze Nacht konnte ich kaum schlafen und bevor das Training beginnt, wollte ich ihn lieber entfernen lassen."
    "Na, da schaun wir mal."


    Und der miles medicii nahm einfach seine Hand und sah sie sich nun etwas genau an...

    Zitat

    Original von Lucius Helvetius Corvinus
    Der Nachmittag nahm seinen Lauf. Bis zum Einbruch der Dunkelheit wurde weitergeübt. War es beim ersten Training dabei schon anstrengend gewesen wurde es hier noch übertroffen. Denn beim ersten Training war es immer wieder die gleiche schon fast monotone Übung. Hier dagegen wurde in der Intensität und auch im Ablauf variert.
    Immer wieder wenn einzelne Tirones meinten sie hätten den Dreh raus, ließ Tappulus sie von dem Legionär, der mit der Zeit auch schon deutliche Zeichen der Erschöpfung zeigte antreten.
    Je nach Lernkurve brachte Tappulus den Tiros dann auch mehr als den einen Standardangriff bei. Falls einer der jungen Römer soweit kommen würde, kannte er beim Sonnenaufgang als Optio Corvinus endlich das Signal gab das für heute Schluß war, 7 verschiedene Angriffe.
    Kennen hieß natürlich noch lange nicht beherrschen.


    Gegen Ende des Trainings hat Regulus seinen Holzgladius nur noch mit größter Mühe anheben können. Umso größer wog die Erleichterung nicht nur bei ihm, sondern bei allen Tiros, dass das Signal zur Beendigung des Trainings endlich gegeben wurde. Der Artorier schien selbst schon völlig abgestumpft zu sein, aufgrund der immer wiederkehrenden ähnlichen Bewegungen, die er vollziehen musste. Positiv war immerhin zu betrachten, dass selbst ausgebildeten Legionären irgendwann die Puste ausgehen musste und Tappalus sah auch so aus, als würde er heute keinen Bock mehr haben, Tiros zu trainieren. Für jeden einzelnen war es wohl eine hohe Belastung und jeder freute sich wahrscheinlich auf sein Bett, nur um am nächsten Tag den ganzen Spaß nochmal von vorn zu machen... Ja, das Leben eines Legionärs war eintönig und lang, schon jetzt meinte Regulus sich sehr verändert zu haben...


    Die beiden Tiros nickten sich gleich zu und jeder wusste automatisch bescheid. Sie würden es ganz ruhig angehen lassen, immerhin hatten sie heute schon genug gelitten. Gerade wenn sie an das Schwimmtraining zurückdachten. War das wirklich erst heute Mittag? Der Tag kam ihnen unendlich lang vor.


    Regulus freute sich immerhin ein wenig, dass er nicht zurechtgewiesen wurde und offensichtlich alles doch nicht so falsch gemacht hatte, wie er dachte. Aber ihm kam eines in den Sinn: Wenn der Legionär doch noch nicht allzu lange dabei war und dem Artorier bereits so an Kraft und Geschick überlegen, dann musste auch er nach Abschluss seiner Grundausbildung zu ähnlichem im Stande sein. Es war erstaunlich, was für Fortschritte man machen konnte, wenn man erst einmal genau über die Art des Kampfes Bescheid wusste und dazu auch noch regelmäßig seinen Körper stählte.


    Während Regulus und der andere Tiro bemüht waren alles echt aussehen zu lassen, vermöbelte Tapallus auch noch die restlichen Rekruten, wobei wohl auch er langsam müde wurde, was das Tiros verdreschen anging. Zuletzt schien es ihm kaum noch Spaß zu machen.

    Nun war der Schlamassel perfekt. Aber naja, immerhin würde es sicher ein lustiger, wenn auch kostspieliger, Abend werden und bei einem guten Getränk konnte man doch bekanntlich am leichtesten die Kameradschaft stärken. "Alles klar, Jungs, freut mich sehr, dass ich dabei seid." Im nächsten Moment kam dann aber auch schon der Optio dahergelaufen und Regulus wusste, was er zu tun hatte. Irgendwie sah er schon wieder etwas grimmig aus. "Gut Kameraden, ich muss mich wohl jetzt leider beim Optio melden. Ich hoffe der macht mich heute nicht ganz so fertig..." Der grüßte noch zum Abschied und trat beim Optio an. Für ihn würde sich nun das quälende Training fortsetzen...

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    Original von Lucius Helvetius Corvinus
    Und dieser kam sofort. Es war aber kein Schlag oder Stich mit dem Holzgladius. Nein es war ein Rammangriff mit seinem Scutum. Dieser erfolgte auch etwas schräg wodurch das eh schon höher als normale gehaltene Scutum von Artorius noch höher gedrückt wurde.
    Er würde wahrscheinlich fast ahnen können was nun kam der Gegner ließ ihm aber keine Zeit. Fast im gleichen Augenblick wie das Scutum folgte der Stich mit dem Holzgladius. Mitten in den Bauch und mit großer Kraft durchgeführt.


    Das wars, der Artorier hatte keine Chance. Bereits als er den Legionär an sich heran rauschen sah, wusste er, dass es um ihn geschehen war. Der Rest war eigentlich nur noch Formsache. Das Scutum wurde nach oben gedrückt, sein Torso lag frei und die Spitze des Holzschwertes landete direkt auf seinem Bauch, sehr zentral und sehr präzise. Der Artorier fiel sofort mit einem verzerrten Gesicht zu Boden und krümmte sich vor Schmerzen. Er biss die Zähne zusammen und obwohl der Schmerz in seiner Magengegend ihn völlig beherrschte, dachte er nur an eines: Bloß nicht anfangen zu kotzen! Er hatte schließlich keine Lust sich von Tappalus wieder erzählen zu lassen, dass das auch seine Gedärme sein könnten.


    Er wand sich, er krümmte sich, doch noch einigen Sekunden und wilden Flüchen, die er noch Kraft hatte auszustoßen, stand er langsam wieder auf. Regulus wollte nicht im Dreck liegen, während er sich eine Predigt anhören musste. Er hielt sich den Bauch, stand etwas schräg vor der versammelten Mannschaft und atmete schwer. Mit etwas Glück würde man ihm eine Pause gönnen, aber nach allem, was er bisher hier erlebt hatte, wollte er sich diese Hoffnung gar nicht erst machen und bereitete sich darauf vor, weiter geschunden zu werden. Verbissen blickte er zu Tapallus und wäre in diesem Augenblick zu allem bereit gewesen, einfach nur um dem Schmerz zu trotzen.

    Zitat

    Original von Lucius Helvetius Corvinus
    Der Angriff war gar nicht schlecht. Für einen kurzen Moment war etwas wie Überraschung zu sehen und der stoische Ausdruck in den Augen des Legionärs wich Aufmerksamkeit. Das Gladius war nur eine fingerlänge zu kurz. Hätte es diese zusätzliche Länge gehabt wäre es in den Bauch des Legionärs "eingedrungen".
    Dieser beantwortete den Angriff von Regulus aber sogleich. Da er schon etwas zurückgewichen war um dem Stich auszuweichen gab er ruckartig noch etwas weiter nach. Dadurch musste Regulus sich ein Stück vorbeugen und legte so etwas mehr als normal von seinem Kopf frei. Der Legionär schlug nun mit voller Kraft mit der flachen Seite des Holzschwertes gegen die Helmseite von Regulus.
    Falls dieser stehen bleiben würde wollte er gleich nachsetzen.


    Gerne hätte sich Regulus in diesem Moment einen längeren Arm gewünscht, doch das Schicksal wollte, dass sein Gladius den Legionär knapp verfehlte und ihn letztlich nicht einmal berühren konnte. Geschickt war er seinem Holzschwert durch rechtzeitiges zurückweichen entkommen. Das war der Moment, wo alle außenstehenden aufschrecken und denken: "Oh, war das knapp", anschließend aber postwendend die Quittung für das Auslassen von Chancen kam. Wenn die eigenen Möglichkeiten nicht genutzt werden, dann rächt sich der Gegner sofort. So kassierte der Artorier einen ordentlichen Schlag gegen seinen Kopf, woraufhin dieser sich zur rechten Seite neigte und große Schweißperlen aus seinem Gesicht fielen. Für einen Moment hatte der Tiro das Geschehen nicht mehr im Blick und da er stehenblieb, setzte der Legionär gleich zum nächsten Schlag an.


    Doch noch während er so halb seitlich gengeigt war, zog Regulus seinen Schild reflexartig nach, um seinen Kopf zu schützen und konnte eher zufällig als geplant, den nächsten Schlag des Legionärs in letzter Sekunde abwehren. Der Artorier versuchte zurückzuweichen, war aber schon irgendwie etwas benebelt und verlor die Übersicht. Wild und verbissen klammerte er sich an sein Scutum, aber den nächsten kräftigen Angriff des Legionärs würde er wohl kaum noch standhalten...