Beiträge von Gaius Artorius Regulus

    Die ersten hatten bereits das andere Ufer erreicht und begaben sich nun auf den Rückweg. Sie kamen Regulus und ein paar anderen Tiros entgegen. Sie waren besser, aber dadurch durfte man sich nicht einschüchtern lassen. Der Artorier hatte schon einiges an Kraft verbraucht, spürte aber, dass es noch einigermaßen ging und ja immerhin schon die Hälfte geschafft war. Sein Kamerad, mit dem er vereinbarte die Strecke gemeinsam zu überwinden, sah allerdings schon etwas übler aus. Seine Bewegungen waren nicht mehr ganz so flüssig. Regulus wusste, dass ihn das zusätliche Kraft kosten würde, aber bei der Wendung, wo sie kurz langsamer wurden, sprach er ihm zu. "Los, nur noch einmal zurück, dann haben wir es geschafft." Der andere Tiro antwortete nicht, sondern schwomm einfach weiter neben Regulus her. Allerdings waren die beiden nicht die letzte, auch ihnen kam noch ein Tiro entgegen, der das Schlusslicht bildete und der noch viel kaputter aussah. Ob der es wohl schaffen würde? Regulus schaute, ob der Optio in der Nähe war und eventuell eingreifen konnte, sollte der Rekrut Hilfe brauchen.


    Auf dem Weg zurück versuchte er sich allerdings stark zu konzentrieren. Die Strömung forderte ihnen allen nun noch das letzt ab. Der Weg war schwerer, aber mit jedem Meter, den sie voranschwammen, kamen sie dem rettenden Ufer und dem Feldzug einen Schritt näher...

    Gerade hatten sie die erste Etappe genommen, da wurde der Schwierigkeitsgrad auch schon erhöht. Einmal ans andere Ufer und zurück. Das würde wahrlich nicht leicht werden, vor allem entgegen der Strömung. Und als wäre das noch nicht genug, sprach der Optio noch etwas an, was ihnen allen blasse Gesichter machte. Wenn der Optio helfen müsste, würde man als Nichtschwimmer eingestuft und dürfe nicht am Feldzug teilnehmen? Die Tiros waren geschockt. Den meisten war nicht bewusst, welche Konsequenzen dieses Training für sie haben konnte. Viele wollten unbedingt mit auf den Feldzug, manche, wie Regulus, waren überhaupt nur in die Legion eingetreten, weil der Krieg sie rief.


    "So ein Mist", hörte der Artorier jemanden still vor sich hinsagen. Der Tiro, der ohnehin nicht allzu gut schwimmen konnte, war völlig still geworden. Er ahnte, dass sich hier viel entscheiden würde und Regulus selbst war sich zutiefst ungewiss über sein eigenes Schicksal auf dem Fluss. Ja sicher, gerade ging es ganz gut, aber er wusste auch, dass er immer noch ein gewisses Ausdauer-Defizit hatte.


    Als wäre das alles noch nicht genug gewesen, sahen die Rekruten nun auch noch den muskulösen Körper des Ausbilders und fühlten sich ihm gänzlich unterlegen. Seine Narben zeugten davon, dass er schon viel gesehen hatte. Regulus hatte tiefsten Respekt vor seinem Optio, der ihm bisher so viel beibrachte und ihn daneben aber auch ständig zurechtwies. Der Mann könne sicherlich 100 Mal den Rhenus auf und ab schwimmen, wurde bereits gewitzelt. Doch damit war Schluss, sobald der Optio erst einmal im Wasser war und die Tiros folgen mussten. Jetzt konnte es bereits um alles gehen.


    Einige Tiros wünschten sich gegenseitig Glück, andere waren zum Sprechen nicht aufgelegt. Regulus wandte sich noch einmal an den Kameraden, der zuvor immer wieder Schwierigkeiten bekundet hatte: "Wir sollten zusammenbleiben.", schlug er ihm vor. "Gemeinsam ist es vielleicht nicht so schlimm und wir gehen vielleicht nicht unter." Der andere Tiro sah ihn an. Sein Blick war etwas betrübt, doch er nickte und so sprangen sie gemeinsam mit den restlichen Tiros ins Wasser und das Schwimmen begann.


    Etwa bis zu einem Viertel der Stecke blieben alle noch dicht beisammen, erst danach begannen sich die besseren Schwimmer von den anderen deutlich abzusetzen. Regulus und sein Kamerad blieben im hinteren Mittelfeld. Regulus bemühte sich den Rhythmus beizubehalten und sein bestes zu geben. Wenn er nur gleichmäßig schwamm, konnte er es vielleicht schaffen.

    Und schon ging es los. Der Artorier freute sich endlich nicht mehr allein trainieren zu müssen. Jetzt war er auch noch mit einigen Kameraden unterwegs, die das gleiche Schicksal teilte, wie er auch. Gemeinsam mussten wir unsere Ausbildung so gut es ging durchziehen, damit wir im Falle des kommenden Krieges nicht sofort draufgehen würden. Regulus hatte bereits Bekanntschaft mit einigen von ihnen gemacht und er registrierte mit Interesse, dass auch wieder der Legionär anwesend war, mit dem er vor einiger Zeit noch auf einen Pfahl eingehauen hatte. Bei Gelegenheit würde er ihn wohl noch einmal ansprechen, beim letzten Mal hatte er ja etwas trocken geantwortet und schien relativ stumpf sein Programm herunterzuspielen.


    Nach wenigen Meilen erreichten sie endlich den kleinen Nebenfluss des Rhenus, der wirklich nicht allzu breit schien. Zumindest blieb die Ehrfrucht des Artoriers vorerst aus. Allerdings fragte er sich, wie es um seine Schwimmkünste bestellt ist, denn er hatte sich zwar nicht getraut etwas zu sagen, aber auch bei ihm war Schwimmen keine alltägliche Beschäftigung. Sie legten gemeinsam die Ausrüstung ab und der Artorier hörte einige Tiros neben sich klagen.
    "Das kann ja was werden."
    "Boah, ich hab sowas von keinen Bock."
    "Mal sehen, ob ich das durchhalte.", sprach auch der Tiro, der sich vorhin beim Optio meldete.
    "Ach, wird schon.", sprach ihm Regulus zu. "Ich selbst hab auch keine wirkliche Schwimmpraxis, aber wir machen das schon."


    Erstmal einen Halbkreis schwimmen. Soweit so gut. Die ersten Tiros stiegen ins Wasser und begannen zu schwimmen, auch Regulus folgte den anderen. Obwohl das Wetter recht gut war, hatte das Wasser nicht unbedingt die beste Temperatur, aber daran musste man sich irgendwie gewöhnen. Regulus probierte einige Techniken aus und kam dann doch recht gut voran. Da sie vorerst nur einen Halbkreis schwimmen mussten, kam jeder Rekrut damit zurecht, nach und nach beendeten sie die

    Lange hatten die Tiros auf die erste Cohorte gewartet, auch Regulus war sehr ungeduldig und wollte sich endlich betätigen. Nach einer Weile wandet sich dann endlich der Optio zu ihnen um und klärte sie über das heutige Vorgehen auf. Schwimmen stand auf dem Programm. Nicht übel, dachte sich Regulus, endlich mal eine Abwechslung vom ganzen Marschieren. Als der Ausbilder seine Frage stellte, schauten sich die Tiros gegenseitig in die Gesichter, einige waren sich unsicher, auch Regulus wusste nicht genau wie lange die Überquerung nun dauern würde und ob er das schaffen würde, doch er beschloss erst einmal nichts zu sagen. Ein anderer Tiro wiederium gab offen zu: "Ich bin schon ewig nicht mehr geschwommen, Optio. Ich weiß nicht, ob ich das beim ersten Versuch schaffen werde."

    Zitat

    Original von Marcus Marius Madarus


    Offensichtlich war der eine Legionär nicht allzu angetan vom naiven Glauben des Artoriers an Ruhm und Ehre, aber daran glaubte er nun einmal und welch anderen Sinn hätte es, dem Tod entgegenzutreten, wenn nicht auch die Möglichkeit bestände durch Tapferkeit glorreiche Siege zu erringen und gemeinsam mit der Legion den Verlauf der welt zu ändern. Dagegen wurde ihm der andere Legionär immer sympathischer, dieser Sönke. "Der Tod ist unvermeidbar, doch er ist nicht die logische Konsequenz. Wenn wir alle gemeinsam siegreich sein werden, dann ist es zum Wohle unserer Legion und jeder einzelne von uns wird ruhmreich sein.", führte der junge Tiro nun aus. "Ich glaube auch nicht daran, dass wir als Einzelne ruhmreich sein werden, aber wenn wir gemeinsam siegen, werden wir als Ganzes ruhmreich sein." So leicht wollte der Neuling seinen Traum nicht aufgeben und er empfand es auch als Glück, dass dieser Sönke ihm ein wenig Zuspruch gab. Immerhin sollten Legionäre, die noch an Ruhm und Ehre glauben, deutlich motivierter sein, als diejenigen, die dem nichts abgewinnen können. "Hättet ihr beide mal Lust auf einen Umtrunk in der Taverne?", fragte er in der Hoffnung, neue Freunde gefunden zu haben, auch wenn der grimmige Legionär wohl überhaupt nicht seiner Meinung war. "Selbstverständlich erst, wenn ich nach meiner Grundausbildung ein wenig Zeit dafür haben werde.", fügte Regulus noch schnell an.

    Wieder war ein erfolgreicher Ausbildungstag beendet. Zum ersten Mal konnte er mit Scutum und Gladius ein wenig das Kämpfen lernen. Einige Probleme bereitete ihm allerdings die Schwere der Übungsgeräte. Diese Holzdinger hatten alle ein unheimliches Gewicht, es kostete jedes Mal wieder große Anstrengung einen solchen Holzgladius dann auch noch sicher ins Ziel zu bewegen und dann ermüdete dies auch noch so unheimlich schnell. Aber er hatte wenigstens durchgehalten und darauf war er schon ein wenig Stolz. Er hoffte jedenfalls das sein Optio mit ihm einigermaßen zufrieden war, obwohl Regulus ihm schon sehr viele Unannehmlichkeiten bereitete hatte. Trotz den hin und wieder einsetzenden Zurechtweisungen, die sich zu wahren Brülltiraden ausweiten konnten, konnte er seinen Ausbilder eine gewisse Sympathie entgegenbringen. Er bewunderte, dass dieser Mann so fit war und das ganze Marschieren so gut beherrschte, dass er kaum aus er Puste zu bringen war. Dem wollte Regulus unbedingt nacheifern. Eines Tages würde er sicherlich eine ähnliche Kondition haben und ähnlich viel über die Legion wissen. Das hatte er sich fest vorgenommen.


    Nachdem er ein wenig gegessen und festgestellt hatte, dass ihm nach dem Training der Käse besonders gut schmeckt, ging Regulus daran seine Ausrüstung zu reinigen. Er hatte auf dem Campus schon ziemlich viel Staub aufgewirbelt, als er immer wieder gegen den Pfahl mit dem Schild schlug und stetig darauf einstach. Mit einem Tuch begann er sorgfältig die schmutzigen Stellen zu reinigen und wieder einigermaßen herzurichten. Allerdings war das ja auch irgendwie überflüssig, dachte sich der junge Tiro, morgen ist das ganze Zeug doch bestimmt schon wieder dreckig, wenn er das Training hinter sich gebracht hatte, aber gut, sicher musste ein Legionär zu jeder anständig aussehen und der ganze Schmutz würde der Ausrüstung sicherlich auch irgendwann schade und zur Abnutzung beitragen. Nachdem das alles erledigt war, erinnerte sich, dass der Optio ihm befahl noch den Legionär Tappulus aufzusuchen, um mit ihm die Theorie noch etwas durchzugehen. War Tappulus etwa der Legionär, der vorhin mit ihm geübt hatte? Verdammt, er hätte ja auch mal direkt im Anschluss fragen können, vor allem wo er diesen nun finden könnte...


    Regulus stand auf und ging durch die Unterkunft. Bei ein paar herumstehenden Legionären fragte er einmal kurz nach: "Sagt mal, kennt ihr den Legionär Tappulus? Ich soll mich bei ihm melden."

    Das Signal zum Ende der Übung wurde gegeben. Der Ausbilder entschied sich wohl vorerst genug gesehen zu haben. Regulus freute sich erst einmal auf eine längere Pause, um Nahrung zu sich zu nehmen; er freute sich dabei besonders auf etwas Käse und Feigen. Das würde ihn wieder einigermaßen zu Kräfte kommen lassen. Es scheint als würde jetzt ein stetiger Rhythmus aus Laufübungen und praktischem Waffentraining auf dem Campus stattfinden. Das würde alles noch recht eintönig werden, dachte sich der Artorier. Fürs erste verabschiedete er sich von seinem Optio und machte sich auf, um zu essen und seine Ausrüstung zu säubern. Danach auch noch Theorie... immerhin etwas für den Geist, anstatt nur etwas füs seinen Körper zu tun.

    Der junge Tiro konnte sich freuen als der Legionär mit den Wasserschläuchen zurückkam, diese Erfrischung hatte er bitter nötig. Bei jeder kleinen Trinkpause achtete er darauf ausreichen Wasser zu sich zu nehmen, um nicht irgendwann umzukippen. Daneben setzte er die Übung fort. Manchmal, wenn sich ein Abschnitt hinzog, biss er die Zähne zusammen, bis der Optio wieder das Zeichen gab für eine Trinkpause. Es war nicht nur ein Krafttraining durch die schwere Ausrüstung, sondern auch ein Ausdauertraining, was dem Neuling ziemlich viel abverlangte. Als dann irgendwann die heiße Mittagssonne auf Regulus schien, wurde es aber schon sehr grenzwertig. Seine Bewegungen wurden nun stetig unflüssiger, die Genauigkeit in seinem Stich ließ deutlich nach, trotz zwischenzeitlicher Trinkpausen. Manchmal blickte er etwas gequält zum Optio hinüber.

    Die Füße schmerzten, das atmen fiel schwer. Völlig abgekämpft und müde betrat Regulus seine Unterkunft. Noch auf dem Weg in sein Quartier hatten ihn die anderen Legionäre beobachtet und gegrinst als sie sahen wie mühsam er seinen schwachen Körper fortbewegte. Wenn er bedachte, dass dies wohl nur ein Vorgeschmack war und dass ihm wohl noch viel längere und härtere Märsche bevorstanden, dann konnte ihm fast schlecht werden. Doch sein Kopf war ohnehin gerade völlig wirr und konnte sich kaum mit etwas Gewichtigem beschäftigen. Eingekehrt in sein Quartier, nahm er die völlig durchgeschwitzten Sachen ab. Jetzt trug wohl auch der Artorier zum Gestank in den Baracken bei, aber das war wohl auch ein gutes Zeichen, denn das zeigte doch wohl, dass er jetzt irgendwie dazugehörte. Er nahm sich noch einen großen Schluck Wasser, was ihm wohlig den Rachen hinunterlief und noch nie so gut geschmeckt hatte. Anschließend ließ er sich auf seine Schlafstätte fallen und versuchte sich zu entspannen. Morgen würde es schon wieder einen Marsch geben, hoffentlich macht sein Körper das noch mit. Er konnte nur hoffen, dass er von Tag zu Tag besser damit zurecht kommen würde und sich so schnell wir möglich an die Strapazen gewöhnte, denn dies war nun sein Alltag, dies war die Legion!

    "Zu Befehl, ich werde es üben, bis ich es perfekt kann." Regulus rammte erneut den Pfahl mit seinem Schild, wieder stach er mit seinem Gladius zu, diesmal war es sogar etwas präziser. Er bemühte sich, dass sein Stich heftiger und schneller wurde und er passte auf, dass er die Bewegung richtig ausführte. Es musste immer ein Stich sein und nicht etwa ein Hieb oder ein Schlag. Daneben bemühte er sich das Scutum zu kontrollieren, den Ansturm des Feindes musste er in der realen Situation unbedingt abwehren, sonst wäre es wohl schnell um ihn geschehen. Er wiederholte die Übung wieder und wieder. Manchmal stach er etwas zu tief oder gar zu hoch, einmal rutschte er auch vom Pfahl ab, versuchte jedoch seinen Fehler gleich beim nächsten Mal wieder zu korrigieren. Nach dem zehnten Mal musste er schon ziemlich durchatmen, da er immer mit ganzer Kraft zuschlug und versuchte einen kräftigeren Stich mit dem Gladius zu landen. Aber es kostete ihn sehr viel Kraft. Er hoffte allerdings, dass seine Muskeln durch die regelmäßige Übung mit dem Holzgladius schon bald zunehmen würden und dann würde sich das normale Gladius sicher unglaublich leicht anfühlen.

    Ohje, was hatte er da nur angerichtet. Corvinus schien so böse, dass er das Tempo mörderisch anzog. Regulus musste all seine Kräfte zusammennehmen, um dem folgen zu können. Jetzt wollte er ihn leiden sehen, dessen war sich der Artorier ganz sicher. Der Schweiß lief ihm die Stirn herab, das Herz raste und die Lunge pfiff fürchterlich. Als er das Tor des Lagers erblickte, fiel ihm ein Stein von Herzen. Endlich war es vorbei und Regulus konnte wieder halbwegs durchatmen. Am Tor stützte er seine Hände auf die Beine und beugte sich hinab, als der Optio ihn über den morgigen Tag informierte. Er war froh, dass er jetzt endlich ins Bett konnte und das sein Ausbilder ihn am morgigen Tag etwas später abholen würde. Regulus antwortete nichts bedeutendes mehr, zu sehr schnappte er nach Luft und ging dann in seine Unterkunft als der Optio ihn entließ.


    Sim-Off:

    Alles klar, ich freu mich bereits auf die Gesellschaft. ;)

    Der Bogen schien wohl langasm überspannt. Wie lange der Optio es wohl noch mit ihm aushalten würde? Der Artorier bemühte sich jedenfalls schnell wieder auf die Beine zu kommen. Seine schmutzigen Hände klopfte er sich ab, beschämt blickte er zu seinem Ausbilder, der nun langsam die Geduld mit ihm verlor. Regulus stellte sich stramm hin, drückte die Brust raus und sprach: "Das war ein Fehler, ich bitte um eine angemessene Bestrafung... für meine Dummheit."

    Regulus stand in Grundstellung vor dem Pfahl und hörte den Ausführungen des Optios zu, die alle sehr schlüssig klangen. Anschließend sah er dem Legionarius zu wie dieser immer wieder dieselben Bewegungen wiederholte. Regulus musste sich den Bewegungsablauf gut einprägen, um es selbst ähnlich gut machen zu können. Nachdem der Legionarius geendet hatte, so war nun auch der Tiro an der Reihe. Regulus stand in Grundstellung da, wie es der Ausbilder gezeigt hatte und hatte nun den Pfahl fest im Blick. Also: erst mit dem Schild den Pfahl rammen und dann mit dem Gladius zustechen. Um sich das ganze etwas leichter zu machen, stellte er sich lebhaft vor, wie dieser Pfahl ein wildgewordener Germane wäre, der mit seinem irren Blick auf ihn zurannte, wild um sich schrie und ihn mit aller Macht töten wollte. Regulus machte einen grimmigen Gesichtsausdruck. Er rammte das Schild gegen den Pfahl und währenddessen brüllte er, ganz in seiner Vorstellung verfangen: "Nimm das, du dreckiger Germane!" Dann stach er zu; der Stich war nicht ganz mittig in der Magengegend, aber immerhin hätte es den Bauch des Feindes wohl durchbohrt. Die Bewegung schien darüber hinaus aber noch etwas undynamisch, wohl, weil der Artorier noch einige Probleme mit dem schweren Holzgladius hatte.

    Regulus fiel ein Stein vom Herzen. Dieses Ausfragen über die Legion hatte er wohl vorerst überstanden und der Optio schien mit Antworten gesättigt. Das beruhigte ihn fürs erste und gab ihm Kraft den Übungsmarsch durchzuziehen. Er konnte sich nun wieder fragen, was der Optio denn gemacht hatte. Er hätte es irgendwie gern gewusst, da er dadurch erfahren hätte, was die Aufgaben und Pflichten eines Legionärs waren und wo man helfen konnte. Regulus bemerkte, dass sich der Optio auch noch einmal umdrehte, offensichtlich nahm er seine Aufgabe sehr ernst und war selbst danach noch gedanklich damit beschäftigt. Allerdings traute sich der Artorier nicht mehr nachzufragen, da er nicht schon wieder angebrüllt werden wollte. Stattdessen wollte er den Marsch einfach fortsetzen, da er in Gedanken wohl wieder zu weit abgeschweift war, übersah er den etwas größeren Stein, der sich auf dem Weg befand und brachte es fertig darüber zu stolpern. Erst torkelte er nur etwas nach vorne, konnte jedoch die Balance nicht halten und landete vorwärts auf dem Boden, konnte sich aber immerhin noch mit den Armen abstützen. Ohweh, dachte er sich in diesem kurzen Augenblick nur, ihm blieb aber auch in seinen ersten Ausbildungstagen nichts erspart...

    "Ok, hab verstanden." Der Mann würde schon wissen, wovon er sprach. Als jemand, der das hier alles schon einmal durchgemacht hatte, würde er ihm sicherlich keinen Blödsinn erzählen. Regulus ließ jedenfalls von weiteren Fragen ab, der Legionär wollte dies wohl auch einfach nur stur hinter sich bringen. Mal sehen, wie es weitergehen würde. Sie beide schlossen jedenfalls die Aufwärmrunde ab. Lepidus stand schon etwas Schweiß im Gesicht, der Legionarius schien unbekümmert. Beide stellten sie sich nun vor den Pfählen auf, wie der Optio es befahl. Ob sie nun auf diese Pfähle draufschlagen sollten?

    Wieder in Marschtempo die ganze Zeit zu sprechen war gar nicht so einfach und da der Optio immer noch nicht mit ihm zufrieden war, musste er auch immer mehr Details anbringen. Wahrscheinlich gehörte dies zum Test so umfangreiche Fragen zu beantworten, denn es stellte nicht nur seinen Geist, sondern auch seine Lauffähigkeit auf eine Probe. "Als in der Hierarchie müsste der Praefectus Castrorum an dritter Stelle stehen, nach dem Legaten und dessen Stellvertreter, dem Tribunus Laticlacius, erst dann folgen die Tribunii Angusticlavii. Also wäre in Abwesenheit des Legaten und des senatorischen Tribuns der Praefectus Castrorum der erste Mann im Legionslager." Dann war auch noch der Teil zu meistern, den der Optio richtig schlecht fand, aber was sollte er denn machen, diese Details hatte Regulus einfach noch nicht drauf, immerhin hatte er ja auch noch keinen Abschluss auf der Militärakademie, er hatte doch immer gedacht, dies noch bei der Legion alles zu lernen. So versuchte er sich irgendwie das zusammenzureimen, was er irgendwo mal gehört hatte. "Also ich weiß, dass die erste Cohorte aus fünf Doppecenturien besteht. Die nachfolgenden Cohorten bestehen dann jeweils aus sechs Centurien, wobei eine gewöhnliche Centurie aus 80 Mann, eine Doppelzenturie folglich aus 160 Mann besteht. Eine Turmae müsste... etwa 30 Mann umfassen... glaube ich."

    Gut, das war wohl überstanden, dachte sich Regulus. Mit den hölzernen Waffen in der Hand begann er nun mit dem Legionarius einmal um den Campus zu laufen. Dieser sah irgendwie deutlich kräftiger aus als Regulus selbst und schien auch mit dem Gewicht der Übungswaffen deutlich besser zurecht zu kommen. Nach ungefähr der Hälfte der Runde, versuchte er ihm etwas einfältig eine Frage zu stellen. "Bist du schon lange in der Legion?" Irgendwie hatte Regulus den Eindruck als würde der Legionarius etwas auf ihn herabblicken. Wer weiß, ob dieser überhaupt mit einem kleinen Tiro sprechen würde.

    Dann irgendwan konnte Regulus seinen Optio endlich wieder erblicken, der sich aus der Baumgruppe hinausbegab. Er sah wie er sich den Helm aufsetzte. Warum hat er ihn überhaupt ablegen müssen? Beim Nachdenken darüber hatte der Regulus ganz vergessen sich schnell wieder unbemerkt umzudrehen, Corvinus machte ihn jedenfalls wieder zur Sau. "Ich, äh, war nur besorgt, Optio. Vielleicht wäre dir ja irgendetwas passiert, dann hätte ich doch ziemlich dumm dagestanden, wenn ich bis zum abend über den Rhenus gestarrt hätte." Ohne Pause beantwortet er nun die Fragen des Optios. "Also, ähm, einmal der Signifer. Er trägt das Feldzeichen einer Centurie. Der Aquilifer hat dagegen die ehrenvolle Aufgabe, den Adler seiner Legion zu tragen. Daneben gibt es auch noch den Vexillarius, der das Feldzeichen der Reiterei trägt. Im übrigen hab ich vorhin auch die Reiterei allgemein unterschlagen, wo es noch die Dienstgrade Eques, Duplicarius und Decurio gibt. Der Duplicarius und der Optio sind sehr wichtig, weil sie die Stellvertreter der jeweiligen Decurionen und Centurionen sind." Dies bemerkte er vor allem, weil sein Ausbilder diesen Dienstgrad hatte und sich womöglich geschmeichelt fühlte. "Soweit ich weiß, kann ein Optio oder Duplicarius als Arzt im Valetudinarium eingesetzt oder auch als Tabellarii und leitender Schreiber in der Kommandantur eingesetzt werden. Auch die Centurionen können als Extraordinarii eingesetzt werden, also z.B. im Lazarett oder für die Wahrnehmung der Militärgerichtsbarkeit. Ein besonders verantwortungsvoller Posten für den Centurio ist wohl die Stellung als Primus Pilus, womit er die erste Centurie der ersten Cohorte anführt. Auch der Legionarius kann natürlich für besonder Aufgaben herangezogen werden, besonders als Immunes, wenn man von den schweren Arbeiten befreit ist, kann man beispielsweise Scriba oder Capsarius werden. Aber auch der Lazarettdienst ist möglich." Regulus hielt inne, weil er erst einmal den Faden wiederfinden musste. "Achja, die Tribunen, da gab es noch die Unterscheidung zwischen einem Tribunus Laticlavius und einem Angusticlavius, wobei ersterer in der Regel senatorisch ist und mit rein formalen Aufgaben betraut wird. Den höchsten Rang, den man wohl als einfacher Soldat erreichen kann, ist der des Praefectus Castrorum, des Verwaltungsschefs einer Legion. Aber das ist eine große Ausnahme, wie mir bereits oft gesagt wurde. Zum Aufbaue der Legion kann ich nicht viel sagen, außer, dass eine Legion für gewöhnlich um die 6000 Mann beinhalttet. Sie ist dann in an die 10 Kohorten gegliedert, während diese noch einmal in Centurien gegliedert ist. Daneben gibt es dann immer noch die Reiterabteilung, meist bestehend aus 4 Turmae."


    Nach diesem Wortschwall hoffte Regulus den Optio einigermaßen zufriedengestellt zu haben. Wenn er auch praktisch nicht allzu geschickt war, so hoffte er ihn zumindest mit seinem theoretischen Wissen ein wenig besänftigen zu können.

    Eine harte Lektion und eine noch härtere Belehrung. Der Artorier zuckte wiedermal etwas zusammen, er hatte schon den Eindruck, dass ihm sein Helm durch den Wortschwall des Optios vom Kopf fallen würde. Aber das hatte er sich ja mal wieder selbst zuzuschreiben. Doch er beschloss nun seine schlendrige Art, die er an diesem Morgen an den Tag gelegt hatte, abzustreifeund und in etwas mehr Entschlossenheit zu wandeln. "Nein, Optio! Ich will und werde nicht dieses Glied sein!" Wenn Regulus nur daran dachte, dass seinetwegen eine ganze Centurie draufgehen könnte, hätte ihm glatt schlecht werden können. Nein, er musste aufmerksamer sein, sich zusammenreißen und jederzeit die volle Konzentration besitzen. Wenn er sich selbst durch seine Unfähigkeit ins Grab brachte, gut, aber gleich noch etliche Männer dadurch mit ins Elysium reißen, nein, das wollte er ganz bestimmt nicht. Der Optio hatte ihn an den Ernst der Sache erinnert und das wollte er nun beherzigen. Er streckte die Hand aus, um anzudeuten, dass er das Scutum wiederhaben wolle. "Ich werde mich zusammenreißen und die härteste Strafe hinnehmen, wenn ich noch einmal so fahrlässig sein sollte!"