Beiträge von Rachel

    Mit einem zustimmenden Nicken antwortete Rachel auf die begrüßenden Worte von Varus. Es entging ihr nicht, dass er noch im Gespräch war und Shani nicht ganz glücklich wirkte. Aufmerksam lauschte sie auf das Gesprochene und schmunzelte hin und wieder über die Art der Belehrungen. Wenn sie zurück dachte an ihre Anfangszeit, konnte sie sich nicht erinnern, dass es bei ihr genau so ablief. Die Ansagen, die sie selbst betrafen, ließen die Schwarzhaarige aufhorchen und ihre bis dahin fröhlichen Züge wurden ernst. Gedanklich wiederholte sie 'heute und morgen', grübelte, was wohl der Auftrag beinhalten könnte, der sie zwei Tage in Anspruch nehmen sollte. Während sie weiter nach dachte, ging sie zum Fenster und warf einen Blick hinaus in den herbstlichen Hortus.

    Nachdem Rachel die Nachricht erhielt, sie solle sich im Cubiculum von Varus melden, ordnete sie noch einmal ihr Haar. Seit geraumer Zeit saß sie über einer Tabula notierte und strich Punkte, hakte ab und schrieb neue dazu. Der Umzug stand nun kurz bevor und die Vorbereitungen waren fast abgeschlossen.
    Vor der Tür blieb sie noch einmal stehen und lauschte. Dahinter erklangen Stimmen und obwohl die Schwarzhaarige auf Anforderung erschienen war, zögerte sie mit dem Klopfen. Stattdessen sah sie an sich runter, kontrollierte ihr Aussehen, rieb sich leicht über die Wangen und befeuchtete mit der Zunge ihre Lippen. In letzter Zeit ergab sich selten die Möglichkeit, etwas mehr auf das Äußere zu achten, auch die begonnenen Näharbeiten blieben unvollendet auf der Strecke.
    Zufrieden und bereit zum Eintreten, erklang ihr leises Klopfen und wenig später trat sie ein. Salve Varus, du hast nach mir geschickt? Begann sie ohne Umschweife die Konversation und lächelte auch Shani zu. Was kann ich für dich tun?

    Schlag auf Schlag zogen die Gespräche an Rachel vorbei und sie lächelte nur in gewohnter Art und Weise. Es gab für sie wenig zu sagen, selbst wenn sie das Wort ergriffen hätte, wären Andere ihr zuvor gekommen, denn die ganze Zeit wurde von ihr und über sie geredet, als wäre sie eine Sklavin und für die Haushaltsführung zuständig. Es entging ihr nicht, dass der männliche Gast selbstverliebt daher kam und er seine Frau nicht ernst nahm, sondern sich in ihrer Schönheit zu sonnen schien. Aber auch das ging sie nichts an und ließ kaum Regungen in ihrem Gesicht erkennen.
    Als Varus erneut über sie sprach und so tat, als habe sie wenig zu tun, würde sich vermehrt um ihre Kleider kümmern, ward ihr Blick leicht traurig und sie senkte ihr Haupt, an ihrem neuen Gewand nestelnd. Es lohnt nicht, meine Kleider vorzuführen, ich besitze nicht viele. Die Erwiderung kam sehr leise und der Kopf blieb gesenkt. Allerdings höre ich mir gerne Familiengeschichten an, auch wenn ich nicht zur Familie gehöre, bin ich doch eine freie Angestellte und gedenke irgendwann eine eigene Familie zu haben.
    Jetzt hob sie den Kopf und blickte in die Richtung des Paares, musterte kurz das Gesicht des Mannes und lächelt dann der Frau zu. Nach dem Essen werde ich für dich da sein und dir das Haus zeigen, vorerst werde ich mich weiter um die Organisation des bevorstehenden Umzuges kümmern.
    Noch einmal kreuzte sie kurz den Blick mit dem Helveter und erhob sich dann in die Runde nickend. Sollten noch Wünsche bestehen, ich bin in meiner Kammer zu finden. Und zu Shani gewandt, bevor sie den Rückzug antrat leise flüsternd. Viel Erfolg bei deiner ersten Cena, es wird bestimmt alles sehr gut schmecken, du bist eine gute Köchin.

    Von Crispina und deren Wink angelockt, näherte sich Rachel und erwiderte deren Lächeln. Die meisten der Umstehenden waren durch das Geschehen auf der Bühne abgelenkt, sodass es ihr nicht sonderlich schwer fiel, ans Ziel zu gelangen. Bei der Schwester von Varus angekommen, bewunderte sie mit ihren Grünen, deren Haarschmuck und deutete auf ihr schmuckloses Haar. Was bedeutet ein Kranz im Haar? Sollte ich so etwas auch tragen?

    Die Wangen röteten sich leicht unter den Blicken von Varus und durch seine Frage etwas irritiert, folgte ein Nicken. Es ist von mir und heute trage ich es das erste Mal zu Ehren deiner Gäste. Ich hoffe, ich bin damit entsprechend gekleidet. Mit einer langsamen Drehung bot sie ihm die Möglichkeit, sich davon zu überzeugen, bevor sie ihm gegenüber nieder ließ.
    Dabei blieb ihr nicht verborgen, dass ihm die Blüte im Haar aufgefallen war und er sie mit Neugier im Blick betrachtete. Vorsichtig nahm sie diese in die Hand und hielt sie ihm entgegen. Gefällt sie dir? Es ist ein Roseneibisch oder auch Hibiskus genannt. In meiner Heimat wachsen sie in der freien Natur. Für dich habe ich eine Pflanze im Kübel für die neue Casa bestellt. Eigentlich wollte die Schwarzhaarige ihn damit überraschen, doch nachdem sie mit dem Lieferanten handelseinig geworden war und zur Feier des Tages, hielt sie es für angebracht und hoffte, er ward genau so angetan wie sie.

    Viel zu spät war Rachel auf das Fest der Fortuna aufmerksam geworden und so hatte sie nur noch die Verlosung mitbekommen.
    In den letzten Tagen gab es durch Umzug und Vorbereitungen so viel Arbeit in der neuen Casa, dass sie kaum die Möglichkeit fand, sich anderem zu widmen und so genoss sie die wenigen Momente der Ablenkung und beobachtete die Anwesenden hübsch gekleideten Damen. Als sie Crispina entdeckte, winkte sie ihr zu, näherte sich aber nicht an, war diese doch in Begleitung und die Schwarzhaarige eher zurückhaltend, um sich zu nähern.

    Die Vorbereitung für die Cena waren abgeschlossen und Rachel sah bezaubernd aus. Sie trug ihr neues Kleid, was sie sich in vielen Stunden kunstvoll bestickt hatte. In einen helleren Rotton und mit einer mehrfarbigen Bordüre verziert, war es fast bodenlang. Von zwei kupfernen Fibeln gehalten viel der Faltenwurf der Ausschnitte am Rücken tiefer als über dem Busen und ließ nur erahnen, was sie diskret zu verbergen suchte. Alle Säume waren verziert und die Taille wurde mit einem schlichten Gürtel betont. In das, am Hinterkopf geflochtenen, schwarz glänzenden Haar, hatte sie eine Hibiskusblüte gesteckt, welche das Gesamtbild ihrer Erscheinung abrundete. Mit leichten Sandalen bekleidet, näherte sie sich dem Hortus, um mit Varus die letzten Handgriffe bis zum Eintreffen der Gäste zu besprechen.

    Das Bekleidungsproblem war von Rachel an die zuständige Person weitergereicht und offenbar zur Zufriedenheit auf allen Seiten erledigt worden. Shani war dezent gekleidet und durch die Farbgebung kam ihre braune Haut besonders zur Geltung. Deshalb überging sie die geschmacklose Bemerkung von Varus auch ohne eine Veränderung ihrer Gesichtszüge und konzentrierte sich wieder auf das kommende Fest und das ihrige Problem. Ich werde das Balneum herrichten lassen. Damit kommst du einmal aus deinem Cubiculum heraus und ich habe die Möglichkeit rundum Hand anzulegen. Bei ihren Worten hob sie leicht die Augenbraue und in ihren Grünen funkelte es verräterisch.
    Was sie allerdings später mit der Frau des Besuches unternehmen sollte und ob es für sie galt, an der Cena teil zu nehmen, das blieb als Frage hinter ihrer Stirn verborgen. Vielmehr dachte sie darüber nach, welche Tunika für den Gastgeber von Vorteil wäre und ob sie ihm den Bart heute ganz abnehmen sollte.

    Die Bemerkung von Varus zum Hortus belächelte Rachel nur knapp. Er sprach so gut gelaunt weiter, dass sie nichts dazu bemerken wollte, ging es sie doch kaum noch etwas an. Bald war der Umzug abgeschlossen und dann gab es andere wichtigere Aufgaben. Vor allem ging es um ihn und das Vernachlässigen seiner Person. Bei aller Arbeit, dazu solltest du dir die Zeit nehmen und ich mir auch. Es ist meine Aufgabe, darauf zu achten und ich habe sie vernachlässigt. Nachdenklich und mit ernsten Miene verfolgte sie seine Gesichtszüge, gab ihm mit einem kaum merklichen Nicken Recht.
    Als Shani kam, hatte sich die Miene der Schwarzhaarigen wieder aufgehellt und sie lächelte ihr entgegen. Es blieb ihr nichts anzufügen, denn auch sie war mit der Tätigkeit der Sklavin zufrieden und sah sie für sich gerade jetzt als große Entlastung.
    Aufmerksam verfolgte sie deshalb die Ausführungen zum geplanten Besuch, ließ wenig Aufregung erkennen. Erst als es um ihre Person ging und darum, die Frau des Gastes zu unterhalten, flackerte die Unruhe in ihren grünen Augen und ihre Mundwinkel begannen zu zucken. Sie erinnerte sich an frühere Worte von Varus, während sie über den Sinn der jetzigen nachzudenken begann.
    Die Dunkelhäutige ansehend, wartete sie auf deren schnelle Reaktion in der Hoffnung, selbst noch über seine Anweisungen nachdenken zu können.

    Natürlich nahm Rachel die Bedenken von Crispina ernst und so viel danach auch ihre Miene aus. Doch schob sich ein Schmunzeln über ihr Lippenpaar, als sie sich umsah. Wer sagt, dass ich mich auf den Markt stellen werde? Sie kannte das Markttreiben durch den Handel mit Olivenöl, war allerdings nie selbst mit in Rom.
    Ich werde meine Stoffe nicht hier anbieten. Durch die Arbeit bei deinem Bruder habe ich andere Handelsmöglichkeiten kennen gelernt und die werde ich nutzen, sobald ich mir eine eigene Manufaktur leisten kann.
    Was sie bei dem Händler sah, entsprach dem, was die einfacheren Römer trugen und nicht dem Geschmack der Schwarzhaarigen. In ihren Vorstellungen sahen die Webwaren fein und luftig aus, waren aus Seide oder verziert mit Ornamenten. Es wird noch dauern, aber ich werde es schaffen. In ihren Grünen funkelte es … die Schwester des Präfekten ist auch nur eine Frau und vielleicht trägt sie irgendwann meine Stoffe. Ein kesses Zwinkern folgte und wieder bot sie Crispina ihren Arm.

    Die Woche war vergangen wie im Fluge und Rachel durch die dunkelhäutige Sklavin entlasteter. Zum Großteil ging der Umzug wie geplant von statten. Varus verließ morgens das Haus und kam oft abends spät zurück. Die Organisation ließ der Schwarzhaarigen kaum Freiraum, so lief sie auch heute schnellen Schrittes in den Hortus, nachdem Varus sie rufen ließ.
    Salve Varus! Dem Gruß folgte ein Lächeln und erst einmal der suchende Blick durch das Grün. Vom Iberer keine Spur. Mit Erleichterung nahm sie Platz und betrachtete sein Äußeres. Es wird Zeit, dass wieder Normalität einzieht. Ihre Bemerkung bezog sich nicht nur auf die Mehrbelastung, sondern hauptsächlich auf ihn und sein Aussehen. Was wolltest du mit mir besprechen oder wolltest du eine Rasur und einen Haarschnitt? Ihre Grünen musterten ihn und ihre Lippen wurden von einem kessen Schmunzeln umspielt.

    Ganz in die Wandbemalung vertieft, zuckte Rachel zusammen, als Shani zu sprechen begann und auch noch eine Frage an sie gerichtet wurde, die sie nicht so genau beantworten konnte. Deshalb krauste sie erst einmal nachdenklich ihren Nasenrücken und fuhr sich mit der Hand über die Stirn. Also, ein neues Haus oder besser seines, weil … Es war der Schwarzhaarigen anzusehen, dass sie in ihren Gedanken zu graben begann und ihr eine Antwort sichtlich nicht leicht zu fallen schien. Wenn ich das richtig verstanden habe, hat er ein altes Haus verkauft, was ehemals seiner Familie gehört hat. Dabei meine ich seine Familie und nicht die des Römischen Stammes, welchem diese Casa hier gehört. Dadurch hat er Vermögen ansparen können und sich nun eine Villa gekauft. Eine Eigene … das ist sein Bestreben gewesen, so lange ich ihn jetzt kenne. Vielmehr musste die Sklavin am ersten Tag nicht wissen und vielmehr wollte ihr Rachel nicht über Varus erzählen, ging es sie nur bedingt etwas an und sie war von Anfang an bemüht, Verschwiegenheit zu wahren und sich nicht an dem Getratsche der Sklaven zu beteiligen. Näheres wird dir sicherlich dein Herr erzählen, wenn er es für notwendig erachtet. Beendete sie ihre Antwort mit einem Lächeln und bat mit einer Handbewegung ihr in die Cucina zu folgen.

    Langsam ging Rachel voran und verließ den Hortus in Richtung Atrium. Dabei sah sie sich ab und an nach Shani um, damit sie zu ihr aufschließen konnte. Meine Stellung ist die einer Haushälterin und Varus hat mir aufgetragen, das neue Personal einzuweisen und später dafür zur sorgen, dass alles zu seiner Zufriedenheit ausgeführt wird. Du kannst mich Rachel nennen.
    Auch wenn die Schwarzhaarige noch etwas unsicher war im Umgang mit der Dunkelhäutigen, nach Außen wirkte sie sehr souverän. Es gelang ihr, in einem Ton zwischen Plaudern und Erklären auf Besonderheiten hin zu weisen, die für sie von Wichtigkeit waren. Vor allem auch auf die Kleidung und die Anweisungen, ihr beim Kauf behilflich zu sein. Ich werde mit dem Maiordomus sprechen, damit du die Tuniken erhältst, die dir und deiner Stellung angemessen sind. Er wird einen Händler wissen, der vorbei kommt und Entsprechendes bringt, damit wir keine Zeit verlieren und so schnell als möglich deine Stellung festigen können. Wenn die Cucina in der Villa Urbana zum Kochen bereit ist, solltest du alle Handgriffe beherrschen und bereit sein, dort deiner Tätigkeit nachzugehen.
    Auf dem Weg durch die Casa deutete sie auf die Treppe nach oben. Dort hinauf geht es zu dein Cubiculi und dort wirst du vorerst deine persönlichen Dinge unterbringen können. Iason wird dich später dort hin bringen, wenn ich dir die anderen Bediensteten vorgestellt habe, sofern sie zurzeit erreichbar sind.
    Um ihr die Möglichkeit zu lassen, das Gesagte zu überdenken, blieb sie auf dem Weg durch das Atrium stehen und betrachtete die Wandmalerei. Auf der Suche nach Anregungen beschäftigte sie sich in letzter Zeit mit so vielen Dingen, die sie sonst kaum wahr nahm und nutzte die Gelegenheit, sooft es ihr gelang.

    Wie Rachel im Gehörten mitbekam, war die junge Frau eine Sklavin und bereits seit Kindertagen unfrei. Ihr blieb das Schicksal damals erspart, durch die Flucht aus Syrien und die Aufnahme bei den Hebräern. Von der Geschichte nicht sonderlich beeindruckt und auch sonst erst einmal zurückhaltend, verfolgte die Schwarzhaarige die Unterhaltung, bis Varus sie ansprach und ihr die notwendigen Anweisungen gab.
    Ohne große Gemütsregungen lauschte sie ihm, während sie ihren Blick zwischen den beiden hin und her wandern ließ und mit Nicken ihr Verstehen signalisierte. Dass sie nicht mehr zu Wort kam und er davon rannte ohne eine Gruß, nahm sie als gegeben. Seit die neue Casa im Bau war und er bald das eigene Heim besitzen würde, nahm er sich kaum noch Zeit für Anderes. Die Massagen blieben auf der Strecke und er sah wieder aus, wie damals, als sie in seinen Dienst trat.
    Ihm kurz nachsehend und entschuldigend die Schulter zuckend, betrachtete sie die Dunkelhäutige. Du siehst, er hat genaue Vorstellungen und wir werden beide unser Bestes geben. Das kurze Lächeln und wechselte sehr bald einem warmen und doch ernsten Gesichtsausdruck und während sich Rachel erhob, deutete sie durch den Hortus. Das ist sein liebster Platz und hier nimmt er auch seine erste Mahlzeit ein. Er nimmt frisches Brot, kann auch ein Süßes sein, etwas Käse, etwas Obst und Wasser als Getränk. Für Unterwegs bereitet ihn Eurydice etwas zu, je nach dem welche Tätigkeiten er geplant hat für den laufenden Tag und wo er sich aufhält. Du bekommst von mir die Information und bereitest es unter Anleitung der Coqua ab sofort vor, wie er es bereits angedeutet hat.
    Für einen kurzen Augenblick hielt sie inne, um ihren Erklärungen Nachdruck zu verleihen sprach dann ruhig und überlegend weiter. Der Umzug wird in den nächsten Monaten erfolgen und bis dahin wirst du dich in der Küche eingearbeitet haben. Die anderen Tätigkeiten und deren Umfang ergeben sich mit und nach dem Bezug der neuen Casa und selbst ich kann dir heute nicht sagen, wie es sich gestalten wird. Meine Aufgaben werden sein, noch vor deinem Herrn zu wissen, was zu tun ist und ihm die Wünsche von den Augen abzulesen. Es folgte ein leises Lachen und der Blick in die Richtung der jungen Sklavin war nicht wirklich der von Ernsthaftigkeit. Er hat keine Frau und ich versuche sie im Moment zu ersetzen.

    Nach Wiederentfernen des jungen Sklaven, begab sich Rachel sofort und ohne sich besonders zurecht zu machen in Richtung Hortus. Seit Tagen ging es um die Planung des Umzuges und das Einrichten der neuen Casa. Wenn Varus sie rief, war es meist sehr dringend und er so von Euphorie ergriffen, dass er ihr wie ein kleiner Junge vor kam, der ein neues Spielzeug besaß.
    Als sie sich näherte, erkannte sie die Stimme ihres Arbeitgebers. Für sie ein Zeichen still zu ihm zu gehen und erst einmal verhalten nachzusehen, wer der Gast war und worum es ging. Beiden wurde ein Nicken geschenkt und sich leise dazu gesetzt.

    Auf die Worte von Varus antwortete Rachel erst einmal zur mit einem sachten Nicken. Sie konnte den Tonfall nicht wirklich einordnen und war sich nicht schlüssig, ob es nicht ein Fehler war, ihn in seiner Euphorie zu bremsen. In der Zwischenzeit werde ich meine Gedanken notieren und mich wegen der Einrichtung umsehen. Hoffentlich hast du eine gute Zeit und einen nicht zu anstrengenden Ritt nach Ariccia.
    Mit Blick auf den Tisch und auf die restlichen Speisen deutend. Das nehme ich mit und den Wein und zwei Becher belasse ich hier, sollte noch Besuch kommen. Ansonsten kannst du nach mir schicken. Man wird mich zu finden wissen. Auch wenn ihre Grünen müde wirkten, gelang ihr ein Zwinkern, während sie die kaum angerührten Leckereien vom Tisch nahm und danach den Raum verlassen zu können.

    Die Augen von Rachel zuckten müde, wenn sie sich mit Blick auf den Plan zur Konzentration zwang. Varus war so in seinen Zukunftsplänen vertieft, dass sie ihn nicht unterbrechen oder gar daran hindern wollte, weiter zu träumen und Informationen zu liefern. Als er dann zum wiederholten Male davon sprach, weiter fort zu fahren und die Frage an sie kam, schüttelte sie leicht den Kopf. Nicht noch einmal? Leise und nach Draußen deutend. Es wird Zeit den Sinnen etwas Schöneres zu bieten, auch wenn der Plan für dich im Moment das Wichtigste ist.
    Mit einem entschuldigenden Lächeln, trank sie ihren Becher leer und lächelte ihn an. Hab Dank, das du meinen Wunsch entsprichst, ich werde fleißig dafür Arbeiten. Sichtbar ermüdet erhob sich die Schwarzhaarige und trat ans Fenster. Du solltest ins Freie gehen, dort kommen die besten Ideen.

    Weiter die Hand im Wollberg und die Qualität für gut befunden, sah Rachel kurzzeitig Crispina schweigend an. Sie dachte über deren Worte nach und schüttelte in Gedanken ungläubig den Kopf. Wie konnte eine Mutter so denken und vor allem ein erwachsener Sohn, wie Varus …? Nicht weiter in das Thema vertiefend, sprach sie kurz mit dem Händler und lobte die Ware mit dem Versprechen, bei ihm einzukaufen, sobald sie mit Spinnen und Weben begonnen habe.
    Als die Frage nach der Manufaktur kam, lag ein Funkeln in den Grünen der Schwarzhaarigen. Hattest du den Eindruck, ich bin gewöhnlich? Es klang scherzhaft und ein leises Lachen begleitete ihre Worte, als sie ihren Arm zum Unterhaken anbot. Den Mutigen gehört die Zukunft und ich bin noch nie ein Angsthase gewesen. Nein das war sie wirklich nicht und vor allem wusste sie genau, was und wie sie es wollte. Du kennst mein Ziel und auf dieses werde ich hinarbeiten, egal wie lange es dauern wird.
    Inzwischen näherten sie sich einem Händler mit Stoffen und Rachel deutete in seine Richtung. Irgendwann einmal solche Stoffe herstellen und sie hier verkaufen lassen. Wer sollte mich daran hindern?

    Rachel wollte nicht witzeln und schenkte Varus deshalb nur ein sachtes Lächeln. Es war ihr ernst mit ihren Worten und deshalb sah sie ihn genau so an.
    Wenn du mich für meine Arbeit bezahlst und den Lohn erhöhst, dann ist das in deinem Ermessen und für mich die Bestätigung, dass du zufrieden damit bist. Solltest du mir allerdings den Webstuhl bezahlen, dann sehe ich es als Bestechung an. Jetzt jedoch witzelte sie doch und sah ihn nur noch gespielt ernst an. Varus ich bitte dich, meinen Wunsch zu akzeptieren. Mit ihren Grünen in seinen Augen forschend, fuhr sie fort ihn zu erklären, was ihre Gedanken dabei waren. Es ist mein größter Wunsch, einmal in Rom eine Manufaktur zu errichten und ich bin deshalb der Meinung, ich sollte es aus eigener Kraft schaffen. Wenn du … Ihr Mund war trocken geworden vom Reden und es hinderte sie daran, weiter zu sprechen. Sie griff nach ihrem Becher und trank einen größeren Schluck, bevor sie fortfuhr. … es wäre nicht das Gleiche, wenn du verstehst?

    Rachel wollte das Thema nicht weiter erörtern und ging deshalb mit Crispina auf den Händler mit der Schafwolle zu. Kurz davor blieb sie stehen und sah ihre Begleitung an. Deine Mutter will nicht mehr warten? Worauf bezieht sich deine Aussage? Darauf, dass Varus nicht in der Lage ist eine Frau zu finden oder darauf, dass sie … Etwas ungläubig schüttelte sie den Kopf. Sie kann ihn doch nicht in eine Ehe drängen ohne Liebe.
    Für die Schwarzhaarige war es das höchste Gut und wenn sie eines wollte, dann keine Ehe ohne Liebe. Deshalb war sie auch froh, als das Thema auf das Weben und das Nähe wechselte und sie nicht mehr länger darüber nachdenken musste. Ich kann Beides und habe die Absicht, einmal eine eigene Manufaktur zu eröffnen.
    Inzwischen trat sie an den Stand heran und schob ihre Hände zwischen den Wollberg, um die Qualität zu prüfen.