Beiträge von Rachel

    Für wenige Wimpernschläge verschlug es der Schwarzhaarigen die Sprache. Sie hielt den Becher ohne zu trinken an den Mund und vertrieb ihre Sprachlosigkeit mit mehrmaligem leisen Schlucken. Du meinst das wirklich ernst? Du übergibst mir die Einrichtung der Casa?
    Die Fragen kamen so leise und so stockend über die Lippen, dass sie sich fast wie eine Beschwörung anhörten. Sein Vertrauen in ihre Arbeit, nahm sie inzwischen als selbstverständlich hin, aber das … Nervös nestelte sie am Faltenwurf ihres Kleides und folgte dem Fingerspiel mit ihren Grünen. Das ehrt mich Varus und bestimmt meinst du es gut mit mir, aber das … Die Aufregung zog sich über ihren Hals bis in die sonst dezent roten Wangen und färbte sie auffällig dunkel. Das kann ich nicht annehmen. Eine etwas höhere Bezahlung werde ich nicht ablehnen, aber einen Webstuhl … den werde ich mir selbst kaufen, zumal du mir schön die Räumlichkeiten für eine kleine Manufaktur zugestehst. Den Blick hebend und die Hand mit dem Becher senkend, sog sie tief Luft in ihre Lungen, stieß sie kurz anhaltend ganz langsam wieder aus. Rachel war auf der Suche nach einer Erklärung für ihre Reaktion und unschlüssig wie sie beginnen sollte. Nichts ist wichtiger für mich als dieser Kauf … ich könnte ihn niemals als mein Eigentum betrachten. Nahezu flehend kreuzten ihre Grünen seinen Blick in der Hoffnung, er könnte sie verstehen und würde von dem Angebot abkommen.

    Jetzt war auch Rachel verwirrt und starrte Crispina an. So ahnungslos konnte eine Frau doch nicht sein, die bereits verlobt war. Wieso schmeckt Sellerie nach Kardamom? Ungläubig wurde von der Schwarzhaarigen der Kopf geschüttelt. Das habe ich so doch nicht gesagt und schon gar nicht gemeint. Es geht um die Wirkung auf die Männlichkeit, es steigert sie. Ihre Erklärungen wurden dadurch keineswegs genauer und die Suche nach treffenden Worten ging ins Leere. Am besten ist, du befragst dazu deine Mutter, wenn sie etwas vor hat. Ich hoffe, dabei habe ich dich wenigstens richtig verstanden. Sie versucht deinen Bruder eine Frau zu vermitteln?
    Die Verwirrung stand ihr weiterhin ins Gesicht geschrieben und Lycus trieb das Ganze noch auf die Spitze mit seiner gehauchten Aussage und dem gleichzeitigen Gefeixe. Inzwischen befand sich Rachel so weit in Erklärungsnot, dass die Farbe ihrer Wangen zwischen aschfahl und dunkelrot wechselte, sich außer Stande sah, weitere Erklärungen abzugeben. Um das Thema endgültig zu beenden, deutete sie auf einen Händler mit Bergen von Schafwolle. Kannst du eigentlich Spinnen oder Weben?

    Während Rachel trank und in den Hortus hinaus sah, dachte sie über die Frage von Varus nach. Dabei nahm sie sich reichlich Zeit, um die vielen Informationen zu verarbeiten. Das große Haus und die Beschreibung der einzelnen Räume hinterließen Spuren mit leichter Verwirrung und auch etwas Angst, nicht Alles zu seiner Zufriedenheit erledigen zu können. Was würde werden, wenn eine Frau einzog oder sie sich mit den neuen Sklaven nicht verstand?
    Hinter ihrer Stirn arbeitete es und erkennbare kleine Falten kräuselten sich über der Nasenwurzel. Es gibt diese Öllampen … Leise und eher für sich sprechend, begann sie das Gespräch wieder aufzunehmen. Ich meine welche gesehen zu haben, die nicht offen waren. Sie erinnerte sich an einen Besuch auf dem Markt und an eben diese … Es war ein Händler mit Leuchtern aller Art. Willst du die Einrichtung der Casa eigentlich einem Ausstatter überlassen?
    Die Frage kam spontan und ohne näheres Überlegen, während sie ihn ins Gesicht sah, den Blick in seine Augen gerichtet. Kennst du einen oder gibt es bereits eine Wahl?
    Meine Räume im Erdgeschoss gedenke ich allerdings, selbst einzurichten. Ihre Mundwinkel verzogen sich zu einem Schmunzeln und ihm zuprostend, leerte sie ihren Becher.

    Auf das 'Gesundheit' von Crispina reagierte Rachel mit einem Lächeln, schob aber gleichzeitig die Unterlippe nach vorn. Wie sollte sie seiner Schwester jetzt erklären, was sie sich bei der Aussage gedacht hatte? Gedanklich war alles klar aber aussprechen …
    Rachel räusperte sich, sah etwas hilflos und nach den richtigen Worten suchend in das Gesicht ihrer Begleiterin. Also Kardamom … weißt du … Nein, sie wusste es ja nicht, sie wollte es ja von der Schwarzhaarigen wissen. Erst nach einem weiteren Seufzen begann sie erneut zu erklären. Es hat die gleiche Eigenschaft wie Sellerie. Entschied sie dann, die Wirkung zu beschreiben. Obwohl das nicht ganz richtig war und eigentlich das Gewürz ja nicht nur für die Manneskraft allein, sondern auch für die Ausstrahlung dieser, förderlich war. Doch entschied sie sich, das nicht auszusprechen, was wusste sie von der Manneskraft ihres Arbeitgebers? Selbst der Gedanken daran, ließ sie nun erröten und mit einem leichten Biss auf die Unterlippe endlich die Verwirrungen vertreiben.
    Was hat deine Mutter vor? Ablenkend vom eigentlichen Thema, fiel ihr die Frage wieder ein. Gleichzeitig schob sie Helvetia zu einem Händler mit Honig und Bienenwachs, in der Hoffnung, dort das Thema abzuschließen.
    Gleichzeitig gab sie auch Lycus einen Wink ihnen zu folgen, vermied dabei allerdings, den Blick mit ihm zu kreuzen.

    Rachel sah die Runde als aufgelöst, als Varus aufstand. Auch sie erhob sich, beiden noch einmal zulächelnd. Ich hoffe der Tag verläuft nach euren Vorstellungen.
    Schnell und mit flinken Handgriffen wurde der Tisch abgeräumt und alles auf dem Tablett verstaut. Wenn keine anderen Wünsche bestehen, würde ich mich zurück ziehen und meiner Arbeit nachgehen. Abwartend und fragend, in der Haltung zum Gehen gewandt, sah sie abwechselnd von einem zum anderen.

    Interessiert verfolgte Rachel seine gut durchdachten Ausführungen. Auch wenn ihre Gedanken ab und an andere Wege beschritten was das Personal betraf, konzentrierte sie sich weitestgehend auf seine Worte. Als er zu Ende war und schwieg, sah sie ihn nachdenklich wirkend an. Das mit den Kerzenhaltern gibt mir zu denken. Offenes Feuer im Obergeschoss mit so vielen Balken … Den Rest des Satzes ließ sie unvollendet, drückte ihre Bedenken mit dem Senken der Mundwinkel aus. Das Officium an dieser Stelle, wird dir Ruhe zum Arbeiten bringen.
    Seine Denkpause nutzend, goss die Schwarzhaarige Wein in beide Becher und hob ihren in seine Richtung. Ich denke, den haben wir uns verdient. In ihrem Kopf wirbelten die Gedanken durcheinander und sie war froh, kurz unterbrechen zu können. Ihren Blick in den Hortus gerichtet trank sie langsam und schweigend, jeden Schluck genießend.

    Rachel besah sich die Säckchen mit den Körner und roch auch daran. Dabei erhellten sich ihre Grünen und sie antwortete leicht schwärmerisch klingend. Das nennt sich Kardamom. Es ist der Samen einer grünen Pflanze, die in meiner Heimat wächst. Vielleicht sollte ich etwas davon mitnehmen und deinen Bruder ans Essen mengen. Lächelt sie nun etwas spitzbübisch und flüstert zu ihr geneigt. Es ist ein anregendes Mittel in Sachen Liebe und könnte ihn helfen, eine Frau zu finden.
    Als die Schwarzhaarige leicht errötet, weil sie der Blick des Iberers trifft, versteckt sie ihr Gesicht einen kurzen Augenblick an der Schulter von Crispina, weiter leise sprechend. Weshalb hat eigentlich Varus noch keine Frau?
    Kurz hält sie noch inne, hebt dann aber den Kopf wieder. Es ist nur noch ein Rest Röte auf den Wangen zu erkennen und auch ihr Blick hat sich wieder normalisiert. Viele Gewürze können das Befinden bessern, viele sogar zur Heilung von Beschwerden beitragen.
    Der starke Duft der vielen Aromen kitzelte in der Nase und bevor sie weiter sprechen konnte, musste sie mehrfach niesen. Siehst du, auch das passiert. Entschuldigte sie sich danach und drängte leicht zum Weitergehen. Auf dem Rückweg werde ich ein kleines Säckchen mit nehmen, jetzt erst einmal sehen wir weiter.

    Obwohl Rachel doch eher zurückhaltend reagierte mit ihren Emotionen, erklang bei der Pose von Varus ein fröhliches, helles Lachen. Er sah zu komisch aus, wie er sich positionierte und sie war es so gar nicht von ihm gewöhnt. Na na, meine Herren, wir wollen doch hier keine Konkurrenz aufbauen, was die Schönheit betrifft. Scherzte sie zwinkernd, mit Blick von einem zum anderen Helveter. Aber ich nehme das Angebot an und werde das Geld gut anlegen. Wieder war ein Zwinkern zu erkennen in den Grünen der Schwarzhaarigen. Doch dieses Mal ging es ihr mehr um die 50 Sesterzen in ihrem Vermögen, als um einen Scherz über die Pose. Es bringt mich und dich Turpio näher an unser Ziel. Dich mit deinem Äußeren und mich mit meinem Barvermögen.
    Noch einmal erklang ein leises, glucksendes Lachen, bevor sie mit dem Becher Wasser ihre Lippen verschloss und einen Schluck trank.

    Einen Augenblick zögerte Rachel mit der Antwort, sah Varus nachdenklich wirkend ins Gesicht, ohne ihn direkt in die Augen zu blicken. Wie ich das mitbekommen habe, kommt am Morgen der Händler vorbei und bringt frische Waren. Meinst du nicht, wir finden einen Fischer, der uns seinen Fang am Morgen vor Ort anbieten kann? Sie konnte sich nicht vorstellen, morgens einen Sklaven los zu schicken oder gar selbst zu gehen. Ich werde mich einmal umhören, wie es der Maiordomos handhabt, aber ich meine, es so gehört zu haben.
    Was seine Frage zum Erdgeschoss betraf, schüttelte sie einfach ihren Kopf. Nein, keine Fragen.

    Endlich hatte sich der Iberer bequemt und war ihrer Aufforderung gefolgt, allerdings nicht, ohne ihr wieder näher zu kommen und mit ihr die Blicke zu kreuzen. Nachdem er an ihr vorbei war und nun vor ihnen ging, rollte sie mit ihren Grünen und ein Seufzen war zu hören. Nun ja, ich denke es gibt keine anderen Waren, als in Noricum. Der einzige Unterschied ist die Vielfältigkeit bei den Angeboten und das Konkurrenzgehabe bei den Händlern. Du findest vieles im Überfluss und je nach Geldbeutel in unterschiedlichen Qualitäten.
    Gerade kamen sie an einem Stand vorbei, wo Kräuter und Gewürze angeboten wurden, deren Duft kaum zu überbieten war. So eine Auswahl gibt es wahrscheinlich bei euch nicht, wobei ich Vieles im Hortus der Casa Helvetia selbst ernten kann. Fremdländische Gewürze lassen sich sehr gut durch Einheimische ersetzen. Auch wenn dein Bruder sein Geld gerne auszugeben scheint, versuche ihn schon, es für ihn zusammen zu halten.
    Ein Schmunzeln erschien um ihr Lippenpaar, als sie von Varus sprach und sich an diverse Gespräche erinnerte, wo sie anderer Meinung waren, was das Sparen betraf. Er möchte zeigen, was er hat und protzt ab und an etwas. Natürlich arbeitet er auch viele Stunden für sein Vermögen. Das Zwinkern von Rachel ging letztendlich unter, als sie von einem Kerl angerempelt wurde und ins Straucheln geriet.

    Im Wechsel sah Rachel nachdenkend auf den Plan und wieder lächelnd in das Gesicht von Varus. Sie fand seinen Vorschlag bemerkenswert und überaus zuvorkommend, auch wenn sie nicht unbedingt in seinem Haus auf Dauer eine Werkstatt errichten wollte. Vorerst war es eine Möglichkeit einen kleineren Webstuhl zu betreiben und für ihn Kleidungsstücke herzustellen. Wie sich das später entwickeln würde …
    Danke für dein sehr nettes Angebot. Ich könnte mir wirklich vorstellen es anzunehmen, auch wenn der Raum nicht der Hellste ist. Viel wichtiger ist für mich dabei, dass ich vor Ort bin und die Casa nicht zu oft verlassen muss.
    Fremde Personen zu beaufsichtigen und ihnen Anweisungen zu geben, war absolut neu für sie. Die meisten Arbeiten übernahm Rachel bisher selbst und tat es mit viel Engagement und Feingefühl. Mit einer vernünftigen Haushaltsführung sollte die Lagerwirtschaft überschaubar sein. Zu viele Vorräte binden zu viele Gelder und verderben zu schnell unverbraucht. Außerdem möchtest du frischen Fisch oder bevorzugst ihn.
    Die letzten Gedanken sprach sie nun mehr zu sich selbst und wieder mit Blick auf den Plan. Die Händler werden sich darum reißen, wenn sie regelmäßig liefern dürfen.

    Ohne den Iberer mit einer Antwort zu bedenken, hielt sie Crispina ihren Arm hin. Darf ich dich führen? Es war mehr als eine nette Geste gedacht, als eine Führung und schon gar nicht zum Vorschreiben wohin. Nur wusste Rachel, es gab reichlich Gedränge und im so kamen sie besser voran und wurden nicht wahllos herum geschoben. Wo möchtest du zuerst hin?
    Mit einem Blick auf Lycus, deutete sie voran und hob leicht die Augenbraue. Ich habe nichts zu beanstanden, ich bitte dich nur vor uns zu gehen. Damit vermied sie seine Blicke auf ihren Hintern und gleichzeitig konnte er ihnen Platz schaffen mit seiner Größe. Wir werden dir auf dem Fuß folgen. Die letzten Worte sprach die Schwarzhaarige wieder zu ihrer Begleitung und zwinkerte ihr zu. Notfalls nutzen wir ihn als Schutzschild. Flüsterte sie ihr zu und lächelte.

    Wie Varus über den Kauf von Menschen sprach, das gefiel der Schwarzhaarigen nicht unbedingt, blieb ihrerseits allerdings unerwähnt. Vielmehr konzentrierte sie sich mit leicht gesenkten Kopf wieder auf den Plan und verfolgte seine Ausführungen.
    Diese waren so präzise, dass sie kaum Einwände fand. Nur als er die Räumlichkeiten hinter dem zweiten Eingang ansprach und die Möglichkeit für sie, dort etwas Eigenes zu haben, sah sie zu ihm auf. In ihren Augen leuchtete das Grün viel heller als sonst und ihre Lippen zuckten verräterisch. Sonst behielt sie ihre Gefühle meist versteckt und eher kontrolliert, als offen gelegt. Nach seinen Ausführungen fiel ihr das sichtlich schwer und die Freude stand deutlich in ihrem Gesicht. Meinst du, ich könnte mir dort einen kleinen Webstuhl aufstellen?
    Mit dem Gedanken war sie seit Längerem beschäftigt und nun sprach sie ihn das erste Mal aus. Ich könnte Einiges für deine neue Casa nach deinen Vorstellungen selbst fertigen. Kam sogleich die Begründung, um nicht zu eigennützig zu klingen.
    Nach der aufgezeigten Möglichkeit, vom Balneum aus ins Grüne sehen zu können, entstand eine kurze Pause und sie erwiderte dann mit einem sachten Nicken. Dort hin könnten die Massagen verlegt werden und du hättest die Möglichkeit bei der Rundumbehandlung hinaus zu sehen. Das neckische Funkeln in ihren Augen als Zustimmung, bliebt ihn nun wieder verborgen, denn Rachel hielt den Kopf erneut gesenkt. Sie konzentrierte sich abermals ganz auf den Plan und seine begründeten Raumaufteilungen.

    Vorsichtig nahm Rachel die Hand von Crispina von ihrer Wange und hielt sie mit ihrer umschlungen. Natürlich wollte die Schwester von Varus nur nett sein und natürlich gab es in ihrem Leben einen Verlust, aber würde sie verstehen? Danke für deine Worte und sicherlich hast du Recht.
    Ihre Hand nicht frei gebend, aber die Richtung ändernd, gab sie zu erkennen, dass sie ihr beim Aussteigen helfen möchte. Wir sollten trotzdem jetzt aussteigen, sonst ziehen wir die Aufmerksamkeit auf uns und unterbrechen den Menschenstrom.
    Das Fluchen blieb nicht aus. Ihre Sänfte stand im Weg und es wurde Zeit, den Platz zu räumen. Danke für das Zuhören und danke für deinen Hinweis für den Göttern, dein Bruder sprach bereits mit mir davon und ich werde es mir überlegen einmal allein einen Tempel aufzusuchen.
    Schnell schob sie ihren schlanken Körper nach Draußen, half gleichzeitig der Jüngeren beim Aussteigen. Hoffentlich hast du dir das Bummeln nicht anders vorgestellt?
    Mit einem Blick zum Iberer deutete sie auf ihre Begleiterin. Lycus, du bist verantwortlich für sie.

    Amüsiert und lächelnd wurde den Männern gelauscht und geschwiegen. Was sollte die Schwarzhaarige auch dazu sagen, gab Varus alles an Erklärungen ab, was von Wichtigkeit war und er musste es schließlich wissen, bezahlte er sie doch regelmäßig für ihre Dienste.
    Der Beurteilung über den Zustand von Turpio gab es aus ihrer Sicht nichts zuzufügen, auch wenn die Direktheit ihr nicht ganz gefiel. Die erste Begegnung mit Varus lag einige Zeit zurück, allerdings war ihr nicht entfallen, wie dieser damals vor ihr stand und aussah.
    Einige Tage hier in der Casa und du bist rundherum zufrieden. Sagen wir 50 Szesterzen und ich helfe dir, dass du von den Römerinnen nicht übersehen wirst. Ihre Worte waren an Beide gerichtet und deshalb wechselte sie auch mit dem Blick zwischen ihnen. Über die Qualität meiner Arbeit kannst du dich hautnah überzeugen, ein leuchtendes Beispiel sitzt vor dir.
    Und da war es wieder einmal, das kesse Zwinkern in den Grünen von Rachel, was sie zu verbergen vermochte und was so schnell verschwand, dass es kaum zu erkennen war.

    Rachel hob den Kopf und sah Crispina an. Dabei schimmerten in ihren Grünen immer noch kleine Tränen und Traurigkeit lag in ihren, sonst so warm wirkenden Gesichtszügen. Das Sprechen wird nicht helfen … es ist schwierig ohne Wissen, wie und was sich zugetragen hat. Ich war ein kleines Kind und konnte die Tragweite der Ereignisse nicht verstehen. Später habe ich es verdrängt und mich damit abgefunden, andere Menschen als meine Familie lieben gelernt.
    Mit Erleichterung und eine leichten Seufzer registrierte die Schwarzhaarige das Abstellen der Sänfte. Ich glaube, wir sind da und sollten auf andere Gedanken kommen. Traurigkeit schadet der Schönheit. Sie wollte einen Scherz machen und sich nicht mit Erinnerungen quälen. Das signalisierte sie dann auch mit einem gespielt fröhlichen Ton und einem nicht ganz so offenem Lächeln.

    Mit Erdbeerrot überzogen sich die Wangen von Rachel, als die beiden Männer über sie sprachen, als wäre sie nicht anwesend und für jeder Mann frei verfügbar. Außerdem wirst du es dir nicht leisten können Turpio. Von einem Zwinkern begleitet kamen die Worte über die Lippen geperlt und sie besah sich dabei seine Hände. Die Rundumbehandlung würde dich wenigstens 50 Szesterzen kosten und die müssen erste einmal verdient werden, wenn eine eigene Anstellung fehlt.
    Auch wenn das Gesprochene nur ein Schlagabtausch war und sie es nicht ganz ernst nahm, konnte sie es sich nicht verkneifen darauf hin zu weisen, dass es nicht um einen Liebesdienst ging, sondern um ehrlich bezahlte Arbeiten.

    Zu mehr als Nicken und seinen Ausführungen lauschen, kam Rachel nicht. Er sprach ohne Unterlass und schon fast inbrünstig und ihr entging nicht, dass alles im Kopf bereits geplant war. Sicherlich würde sich Einiges beim Umzug ändern und sicherlich nicht jeder Plan realisieren lassen, aber das war für sie vorerst nebensächlich.
    Stillschweigend beobachtete sie ihn, nicht direkt mit Blick in sein Gesicht aber doch genau und ausdauernd. Er war so in seine Erklärungen vertieft, dass es ihm kaum aufzufallen schien und der Schwarzhaarige die Bewunderung gut sichtbar in den Grünen stand.
    Der Grundriss der Casa war beeindruckend und das Folgen seiner Erklärungen nicht ganz einfach. Als er allerdings von Musik und sprach und dass sein Leben ohne … da lächelte sie ihn an. Es wird nicht einfach werden, das passende Personal zu finden. Das Geld, was dich ein Sklave kostet, das könntest du auch als Lohn für erbrachte Leistungen zahlen. Es würde dich einiges weniger kosten, wenn die Leute auf Anforderung ins Haus kommen. Gerade an solchen Tagen wo du Feste planst, sonst könnte es auf ein Minimum beschränkt bleiben … vorerst auf jeden Fall.

    Wahrscheinlich ging Crispina von ihrem eingeschränkten und recht weltfremden Horizont aus, wenn sie so eine Meinung vertrat. Deshalb sah die Schwarzhaarige das Weibchen auch eher mitleidig, als erbost an, auch wenn sie die Meinung als ziemlich eingeschränkt im Denken bewertete.
    Du vergisst dabei, dass ich keine Römerin bin und wie du so treffend bemerkt hast, es noch Jahre dauern könnte. Außerdem kam ich bisher allein zurecht und weshalb sollte ich es nicht weiterhin schaffen?
    Den Kinn leicht hebend und mit den Grünen blitzend, erschien ein Schmunzeln um die Mundpartie. Du kannst mich nicht mit dir vergleichen und ja ... ich hatte Brüder.
    Ihre Stimme wurde leiser und in ihrem Blick war Traurigkeit zu erkennen. Die gehobenen Mundwinkel senkten sich und ihre Gesichtszüge nahmen kantige Formen an. Drei Ältere und ...
    Was sollte sie dazu erklären? Was wusste sie und was würde ihre Begleitung davon verstehen? Sie sind nicht mehr am Leben ... wahrscheinlich nicht mehr. Das Auffüllen ihrer Augen mit Tränen, verbarg sie durch das Senken ihres Kopfes. Zuerst fuhr sie sich wie nebenbei durch ihr Haar und dann schnell über ihr Gesicht, um den Gefühlsausbruch nicht zuzulassen und gegebenenfalls das Rollen über die Wangen zu verhindern.

    Während Rachel das Bild in den Händen hielt und es betrachtete dachte sie laut über seine Vorschläge nach.
    Wenn du dich selbst um den Hortus kümmern möchtest, hast du sicher wieder einige Weinstöcke geplant. Vielleicht könnte ich mich dann um den Anbau einiger Kräuter und Heilpflanzen kümmern. Damit würden wir die Gestaltung selbst übernehmen und dort einen schönen Platz für das gemeinsame Essen am Morgen einrichten. Am besten mit Sitzgelegenheiten aus Gestein, wo wir beliebig Kissen auflegen können, um Gemütlichkeit zu schaffen. Sie sah das bereits vor sich, wie sie auf bunten Kissen saßen und sich über Rosen und Weinbau unterhielten.
    Der Ianator sollte groß und kräftig sein und zupacken können. Er wird nicht den ganzen Tag an der Pforte zu tun haben und könnte viele andere Arbeiten in der Casa übernehmen. Besonders am Anfang fallen dabei reichlich Transportarbeiten an, wenn wir die einzelnen Räume gemeinsam einrichten.
    Wieder warf sie einen Blick auf das Bild und sah dann Varus an. Wenn du von einer Cantrix sprichst, dann planst du sicherlich sehr viele Feste und Einladungen einflussreicher Persönlichkeiten? Die Frage war für die Schwarzhaarige nicht bedeutungslos und deshalb sah sie ihn aufmerksam an. Ich frage deshalb, weil die Einrichtung dann dementsprechend ausgesucht werden sollte, um einen vortrefflichen Eindruck zu vermitteln.