Beiträge von Iunia Diademata

    Von der Casa Iunia bis zur Casa Pompeia war es nicht weit. Neugierig bestaunte Diademata die römischen Gassen und Straßen durch die ihre Sänfte getragen wurde. Natürlich bemühte sie sich darum einen abgebrühten Eindruck zu erwecken, denn sie wollte ja nicht dass irgendwer sie für eine Provinzielle hielt der beim Anblick von Rom die Augen aus dem Kopf fallen! (Trotzdem: Wahnsinn! an jeder zweiten Ecke).


    Dann waren sie auch schon vor der Casa Pompeia angelangt. Elegant (aber auch ein bisschen ungeduldig) stieg Diademata aus und tippelte hinter ihrem Sklaven Tarik zur Porta.


    Der Sklave klopfte und kündigte dann den Besuch an. "Salve! Meine Herrin Iunia Diademata möchte gerne ihre Verwandte Iunia Axilla besuchen."


    Hoffentlich ist sie da. dachte Diademata, lächelte freundlich an Tarik vorbei und versuchte schon einen Blick in das Innere der Casa zu erhaschen (immerhin eine Casa die einer Iunia würdig war).

    Diademata saß auf ihrem Bett und spielte mit einem Stilus.
    "Also, wen soll ich zuerst besuchen? Serrana oder Axilla?"


    Berenice saß am Fußende ebenfalls auf dem Bett. "Wo stehen die Chancen besser?"
    "Serrana ist mit einem Bauwerk-Senator verheiratet, Axilla mit dem höchsten Kanzleibeamten."
    "Bauwerke klingt langweilig. Dafür haben sie bestimmt oft andere Senatoren im Haus."
    "Du meinst langweilige Senatoren?"
    "Kann sein, muss aber nicht. Aber vielleicht alte Senatoren. Der höchste Kanzleibeamte kennt dagegen eher die aufstrebenden Männer."
    "Die jungen, gut aussehenden, meinst du? Die gerade auf dem Weg nach oben sind? Ja, das macht Sinn. Bestimmt ist Axilla mit ihrem Mann oft bei solchen jungen, gutaussehenden, aufstrebenden Männern eingeladen. Dann kennt sie auch deren Häuser und weiß, was sie zu bieten haben! Also Axilla!"


    Diademata nahm die Tabula auf und zückte den Stilus. "Liebe Axilla? Ist das zu persönlich? Vielleicht doch lieber nur Salve." Ihre Gedanken vor sich hin plappernd stückelte Diademata einen Brief zusammen.


    Am Ende jedoch strich sie genervt einmal quer über die Schreibfläche. "Das klingt doch alles blöd! Vielleicht sollte ich einfach so bei ihr vorbeischauen? Ich könnte ja sagen, dass ich zufällig in der Nähe war oder sowas. Dann könnte ich auch gleich schauen wie sie wohnt."
    "Und mit wem."
    "Oh ja!" Diadematas Augen leuchteten auf. "Vielleicht erhasche ich einen Blick auf diesen Mann, der einer Iunia wert ist!" Sie kicherte.
    "Such mir einen Sklaven, der weiß wo die Casa Pompeia ist und sag Tarik Bescheid wegen einer Sänfte." (Warum noch lange warten? Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf Morgen!)


    Flink stand Berenice auf und verließ den Raum. Diademata trat zu ihrem Spiegel und richtete ein bisschen ihre Frisur.
    Bestimmt kennt Axilla den perfekten Ehemann! Es wäre doch wirklich fantastisch wenn die Hochzeit noch im Sommer stattfinden könnnte!


    Wenig später war sie schon auf dem Weg zur Casa Pompeia.

    Iunia Diademata tippelte ins Triclinium und ihre Sklavin Berenice ihr hinterher. Durch den Gang wehte schon der Duft des Abendessens und Diademata bemerkte wie hungrig sie war. Kurz war sie etwas unentschlossen ob sie auf einer Kline oder doch auf einem Stuhl Platz nehmen sollte. Für den Fall dass Besuch da war oder sie selbst außer Haus waren hatte ihre Mutter sie traditionell (altbacken traf es wohl eher) erzogen, so dass sie da immer auf einem Stuhl saß. Aber zuhause war sie es gewohnt auf einer Kline zu liegen.


    Also Kline, schließlich bin ich jetzt hier zuhause! dachte die Iunia gut gelaunt und legte sich auf eine Kline. Berenice hatte mittlerweile eine Schale mit warmem Wasser aufgetrieben, die sie ihrer Besitzerin hin hielt, damit diese sich ihre Hände waschen konnte.


    Während die Sklavin dann ihre Sandalen von den Füßen löste und Diademata die Füße wusch (niemand außer Berenice durfte an Diadematas Füße) betrachtete sie den Raum und die Wandgemälde etwas näher. Irgendetwas erinnerte sie daran an Baiae und Diademata vermisste ihre Mutter.
    Ach was! schob sie den Gedanken bei Seite. Ich bin doch kein kleines Kind mehr!


    Sie zog ihren Fuß aus Berenices Hand. "Berenice, schau bitte dass ich etwas Wein in mein Wasser bekomme, ja?" Ja, sie war jetzt erwachsen! "Aber nur ein bisschen!" (Nur weil sie jetzt erwachsen war schmeckte ihr Wein eigentlich trotzdem nicht.)

    Wie er es Diademata am Vortag versprochen hatte, waren Iunius Seneca und sie am Morgen vom Haus der Iunier zu ihrem kleinen Ausflug durch Rom aufgebrochen. Diademata war aufgeregt wie ein kleines Kind und staunte schon auf dem Weg über alles und jeden. Ja, das war die Stadt, die sie vermisst hatte!
    Obwohl es in Anwesenheit des Prätorianers (Wahnsinn!) eigentlich nicht nötig gewesen wäre ging der Sklave Tarik hinter ihnen. Denn irgendjemand musste schließlich die Opfergaben bis zu ihrem ersten Ziel tragen.


    Am Tempel des Merkur angekommen zog Diademata die Stirn kraus. "Komisch, irgendwie hatte ich den Tempel viel größer in Erinnerung."
    Sie schaute zu Seneca. "Sind wir auch wirklich am Forum Boarium?"
    Blöde Frage, ein Prätorianer wird sich in Rom wohl kaum verlaufen!


    "Ich erinnere mich noch genau wie meine Mutter hier vor unserer Abreise aus Rom eine weiße Taube geopfert hat. Sie hat die ganze Zeit krampfhaft versucht kein Blut auf ihr weißes Kleid abzubekommen." Diademata kicherte. "Eigentlich ein Wunder, dass wir in Baiae angekommen sind. Vermutlich hatte Merkur einen guten Tag."


    Sie schaute wieder an der Fassade des Tempels hoch. "Aber der Tempel war damals irgendwie viel höher."

    Das war also ihr neues Zimmer. Wahnsinn!


    Diademata wartete bis der iunische Haussklave weg war und legte sich dann mit einem jugendlichen Sprung auf das Bett. "Ich bin in Rom, ich bin in Ro-hoo-hooom!" Jetzt fehlte nur noch der perfekte Ehemann, dann hätte sie das perfekte Leben.


    Mit einem leisen Klopfen öffnete Berenice die Tür und packte einen Korb neben das Bett. Der Rest von Diadematas Gepäck stand schon im Raum. Dann setzte sich die Sklavin die ein paar Jahre älter als die Iunia war auf einen Stuhl und atmete geräuschvoll aus.


    "Berenice, ich bin im Paradiii-hiies!" Diademata setzte sich auf und zog die Beine auf das Bett. "Stell dir mal vor, der Hausherr Iunius Seneca ist bei den Prätorianern! Ist das nicht der Wahnsinn, ich bin mit einem Prätorianer verwandt!"


    Diese Neuigkeit entlockte auch der Sklavin ein erstauntes "Ein Prätorianer?" (Auch oder gerade weil sie eine Sklavin war teilte sie natürlich Diadematas Schwärmereien.)


    "Und du musst ihn unbedingt mal anschauen, er sieht so gut aus! Fast schade, dass wir miteinander verwandt sind." (Und das Geschwätz einach zu groß wäre.)
    "Morgen will er mir die Stadt zeigen, hach, das wird so toll! Wir gehen sogar zum Circus Maximus."


    Schwungvoll setzte die Iunia wieder ihre Füße auf den Boden und stand auf. "Komm, lass uns gleich auspacken!"

    Auch Diademata erhob sich und wieder schwappte die Freude über die Ankunft in Rom über sie, weshalb ihr Lächeln auch aus ihren Augen strahlte.
    "Vielen, vielen Dank für das alles. Ich bin sicher es wird mir hier sehr gut gefallen!"


    Das war wirklich schon fast mehr als die Iunia in Rom erhofft hatte. Wie auf Wolken tippelte sie dem Sklaven hinterher der sie zu ihrem Zimmer führte.

    Am iunischen Familiengrab müsste sie natürlich auch ein kleines Opfer bringen. Immerhin war da auch ihr Vater beigesetzt. Bisher hatte Diademata für ihre Ahnen nur am Hausaltar gebetet und geopfert, aber wahrscheinlich war es nicht viel anders als am Tempel. Deswegen nickte sie zustimmend zu Senecas Vorschlag.


    "Also da muss ich bestimmt nicht viel tun. Die Purpurea ist einfach die beste Factio überhaupt! Sie haben die stärksten und schnellsten Pferde, die geschicktesten und bestaussehenden Wagenlenker und die hübschesten Wägen!" Zumindest die in Baiae. Und in Rom konnte das nur noch besser sein. "Wenn du mal mitkommst dann wirst du schnell erkennen müssen, dass die Purpurea die einzig wahre Factio ist!"


    Diademata dachte auf seine Frage kurz nach. "Ich glaube nicht, momentan bin ich einfach rundum zufrieden und glücklich hier zu sein." Sie strahlte regelrecht übers ganze Gesicht. "Nur etwas müde von der Reise. Ich werde mich wohl am besten erst einmal ein bisschen ausruhen. Bist du heute den ganzen Tag hier oder musst du noch zum Dienst? Und wenn sonst irgendwas ist, kann ich dir dann einfach einen Sklaven schicken?"
    Sie wusste zwar nicht was sein sollte, aber sie hatte noch nie ganz allein in einem Haus gewohnt.

    "Vielen Dank!" bedankte sich Diademata artig für das Zimmer. Eine Sorge weniger (natürlich nicht ihre Sorge, aber ihrer Mutter hatte die Befürchtung, dass sie sich in Rom verirren könnte oder die Iunier sie nicht aufnehmen würden und Diademata in irgendeiner billigen Kaschemme absteigen musste). Ich muss ihr unbedingt bald einen Brief schreiben, dass es mir gut geht.


    Dann leuchteten die Augen der Iunia auf. "Oh ja, das wäre ganz großartig!" Mit einem Prätorianer an ihrer Seite würde sich bestimmt keiner von diesen Gelegenheitsremplern an sie heran trauen, vor denen ihre Mutter sie gewarnt hatte. Auch wenn Seneca wohl kaum seine Rüstung tragen würde, aber allein schon seine beeindruckende Statur würde alle Schmarotzer abschrecken!


    "Ich würde gerne zum Tempel des Merkur am Forum Boarium, ein kleines Dankopfer darbringen für die gute Reise." Sie grinste hintergründig. "Und von da aus vielleicht zum Circus Maximus. Meine Mutter hat gesagt ich soll da nicht alleine hin, weil dort so viele Scharlatane ihre Buden haben, aber wenn du dabei bist kann mir wohl nichts passieren! Ich will mich nämlich noch vor dem ersten Wagenrennen passen eindecken, denn mein Onkel hat gesagt, dass die Preise am Tag der Rennen enorm ansteigen."
    Ein Fähnchen wäre das mindeste.
    "Ich bin Anhänger der Purpurea! Welche Factio bevorzugst du?"

    Wahnsinn! schoss es Diademata immer wieder durch den Kopf. Der Aufmarsch der Soldaten war einfach gewaltig.


    Als für kurze Zeit eine fast unheimliche Stille über dem Marsfeld hing nahm Diademata den Kaiser genauer unter die Lupe.
    Das ist mal eine echt mächtige Erscheinung! Eine mächtig fette Erscheinung um genau zu sein, aber so was durfte man beim Imperator ja noch nicht einmal denken. Zumindest verstand Kaiser Salinator es sich heraus zu putzen, was seine Fülle doch um einiges wieder wett machte. Trotzdem tat Diademata die Kaiserin Leid die unter dieser Masse auch noch so tun sollte als würde es ihr gefallen.
    Die Kaiserin, die es nicht gibt, fiel ihr dann wieder ein. Eigentlich ein echtes Unding (Kaiser ohne Kaiserin! Wie peinlich ist das denn?). Für einen winzigen Augenblick dachte sie darüber nach, ob nicht vielleicht....
    Nein, nein, Dia, so sehr liebt das Schicksal dich nicht!


    Sowieso war der strahlende Ritter vor dem Kaiser viel besser dazu geeignet sich in Tagträumen zu verlieren (Diademata vor ihm auf dem weißen Pferd, das Haar im Wind wehend und im Rücken seinen starken Körper spürend! Hach!). Sein Gesicht konnte sie aus der Ferne immer noch nicht genau sehen aber das machte immer noch nichts. Wie er sein Pferd kontrollierte! Wie er so erhaben im Sattel saß! Wahnsinn!


    Blinzelnd löste Diademata ihren Blick von der Hauptszene und versuchte in der strukturierten Masse der Männer Aulus Iunius Senca zu finden. Sein Rang grenzte die Möglichkeiten zwar ein, doch es war leider trotzdem ein erfolgloses Unterfangen. In ihren Rüstungen mit den Helmen auf dem Kopf und von Diadematas Platz aus sahen sie doch alle ziemlich ähnlich aus.
    Warum bin ich auch zuerst zum Forum gedackelt? Ich hätte mir besser gleich hier einen Platz in der ersten Reihe gesucht!


    Da Seneca für sie nicht auszumachen war schmachtete Diademata eben wieder den strahlenden Ritter an (und schaute immer wieder zum Kaiser. Vielleicht mochte der gar nicht so oft oder viel lieber im Stehen, so dass das im Vergleich zu den unendlichen Möglichkeiten als Kaiserin doch gar nicht so schlimm wäre).

    "Casa Pompeia, Casa Germanica," nuschelte Diademata vor sich hin und nickte.


    Dass Seneca beim Thema Kaiser nicht ganz wohl war bemerkte die Iunia nicht. Sie hatte noch nicht viel über den neuen Kaiser gehört, außer dass er wohl ein sehr großzügiger Mensch war, der gerne Feste feierte. Und dass er bedingungslos die Verräter verfolgen ließ (zu Recht natürlich!). Gesehen hatte sie ihn noch nie und sie war schon ziemlich gespannt darauf.


    "Oh, das ist ja wunderbar! Du musst wissen, in Baiae war zuletzt nicht mehr ganz so viel los. Was ist mit Wagenrennen? Gibt es regelmäßig Wagenrennen? Ich liebe es wenn diese tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten an mir vorbei rauschen!"


    Am liebsten wäre Diademata mitten hinein gesprungen ins römische Leben. Andererseits konnte sie sich noch nicht einmal entscheiden, was sie am nächsten Tag tun sollte (Ausruhen? Oder doch eine Stadtbesichtigung? Thermenbesuch? Marktbummel? Die Iuniae besuchen? Opfer in den größten Tempeln der Welt? Potentielle Ehemänner aufspüren? Gladiatorenkämpfe? Theater?).

    Das klang doch schonmal vielversprechend. Ein Senator und der höchste Kanzleibeamte in der Verwandtschaft (weitläufig, aber wen störte das schon?), da würden sich sicherlich ein paar gute Kontakte auftun. Es war zwar ein bisschen schade, dass sonst niemand im Haus wohnte, aber langweilig würde es Diademata sicher nicht werden.
    "Dann werde ich mich einfach mal mit den beiden treffen. Das hört sich so an als müssten sie halb Rom kennen." Diademata grinste.


    "Gibt es vielleicht auch bald wieder Spiele in Rom? Ich habe gehört der neue Kaiser soll sehr großzügig sein."

    Eine Beförderung noch. Soso. Diademata schaute Seneca durchringend an. Weit genug auseinander wären sie schon miteinander verwandt und er war ja nun wirklich recht ansehnlich und (soweit die Iunia das bisher erkennen konnte) auch sehr nett.


    Aber was würden die Leute sagen? rattern ihre Ehe-Gedanken. Die Diademata ist nach Rom gegangen und hat den erstbesten genommen der ihr über den Weg gelaufen ist. Das würde natürlich nicht stimmen, aber es würde schon so aussehen. Vielleicht würde es auch so aussehen als könnte sie keinen anderen bekommen und müsste deswegen in der eigenen Gens heiraten.
    Schade, aber nein, das ist nichts!


    "Ach, na dann werde ich mich einfach erst mal ein bisschen umschauen. Ich muss ja auch nichts überstürzen." lächelt sie "Und vielleicht können mir ja die beiden anderen helfen. Serrana und ... Atia? Axilla? Mit wem sind die beiden denn verheiratet?"

    Langweilige Tage konnte sich Diademata bei den Prätorianern nicht vorstellen. Wahrscheinlich waren Senecas 'langweilen' Tag noch hundert mal aufregender als ihre aufregenden. Gespannt hörte sie, dass ihr Verwandter (egal wie weitläufig verwandt, aus dieser Beziehung würde er nun nie wieder herauskommen) sogar die Kaisermörder gejagt hatte.
    Wahnsinn! Andere Worte gab es dafür einfach nicht.


    Noch viel interessanter als die Kaisermörder war aber die nächste Neuigkeit, weshalb die Iunia das Wasser das sie gerade erst in die Hand genommen hatte, unverrichteter Dinge wieder abstellte. "Tatsächlich? Ab welchem Dienstgrad?"
    Sie lächelte ein bisschen herausfordernd. "Kameraden hättest du also, die einer Iunia würdig wären?"

    Ein paar Schritte nach dem unschönen Zusammenstoß mit Iulius Italicus hatte die Iunia diesen schon fast wieder vergessen. Die Prätorianer auf dem Forum fesselten ihre ganze Aufmerksamkeit insbesondere als der scheidende und der neue Präfekt sich in Bewegung setzten. Beinahe verschlug es Diademata die Sprache, denn der Anblick war unglaublich! Da saß er, der Mann ihrer Träume, ein strahlende Ritter in glänzender Rüstung auf einem weißen Pferd (das Gesicht konnte sie zwar nicht genau sehen, aber in ihren Träumen hatte sie auch noch nie ein Gesicht gesehen)!
    Diademata kannte sie nicht, doch in diesem Augenblick war ihr klar, dass sie diese eine Frau abgrundtief hasste. Diese eine Frau, die sich die Ehefrau des neuen Prätorianerpräfekten schimpfen durfte. Diese eine Frau, die nun alles hatte was sich eine römische Frau nur wünschen konnte. Wie sehr sie diese Frau doch beneidete (und dafür hasste)!


    Hastig drängelte sich die Iunia weiter mit der Menge durch die Straßen Roms und versuchte dabei die Garde im Auge zu behalten. All diese herausgeputzten Helden waren wirklich ein herrlicher Anblick, der nur durch den Gedanken getrübt wurde, dass sie alle sich dazu verpflichtet hatten, nicht zu heiraten. Was für eine Verschwendung!


    Am Marsfeld musste Diademata erst einmal ein bisschen die Umgebung bestaunen bevor sie sich wieder auf die Darbietung konzentrieren konnte. Ein wenig außer Atem fand sie gerade noch einen Platz von dem aus sie eine gute Sicht auf das Feld hatte. Der strahlende Ritter auf dem weißen Pferd begrüßte gerade den Kaiser und dann donnerte der Gruß der Garde durch die Luft.
    Wahnsinn! schoss es Diademata durch den Kopf, die völlig aus dem Häuschen war und so dermaßen froh, dass sie gerade rechtzeitig zu diesem Ereignis in Rom eingetroffen war.

    Über Senecas Einschätzung über die iunischen Frauen musste Diademata lachen. Natürlich hatte auch ihre Mutter sie so erzogen, dass sie stolz darauf war, dieser Familie zu entstammen, und auch so, dass sie sich nur mit dem Besten zufrieden geben würde. Nur ohne gute Beziehungen fürchtete Diademata ein bisschen, dass das nicht ganz so einfach werden würde. Die Männer Roms warteten sicher nur auf sie, nur wie sollten die Männer Roms sie finden?


    Dann aber waren Diadematas Heiratspläne schlagartig unwichtig. "Ein Optio der Prätorianer?" fragte sie beeindruckt, wobei ihre Augen sich vor Erstaunen weiteten. "Das ist ja wahnsinnig aufregend!"
    Auch wenn die beiden weiblichen Iunia ihr vielleicht bei ihrem Anliegen weiterhelfen konnten, so war Iunius Seneca im Augenblick doch viel interessanter. Genau so wie viele römische Jungen davon träumten irgendwann Soldat bei den Prätorianern zu werden, träumten viele römische Mädchen davon einen Prätorianer zu heiraten. Iunia Diademata war immer eines von diesen Mädchen gewesen und da half es gar nichts, dass ihre Mutter ihr immer wieder gepredigt hatte, dass Soldaten nicht heiraten dürfen.


    "Dann kennst du sicher den neuen Kaiser gut, oder? Musst du den ganzen Tag im Palast Wache halten? Oder jagst du die Kaisermörder? Hast du schonmal jemanden verhören müssen? Und stimmt es, dass der Kaiser einem Prätorianer erlauben kann zu heiraten?"

    Auch Diademata entspannte sich nach der freundlichen Begrüßung merklich. Sie blickte kurz zurück auf die Sitzgelegenheit, dann wieder zu Seneca. "Danke! Ja, also ein Wasser wäre prima." Es war nicht so, dass das Herumliegen in der Sänfte sie sonderlich angestrengt hatte, aber die vielen neuen Eindrücke in Rom machten doch durstig.


    Sie setzte sich wieder und lächelte. "Die Reise war ein bisschen eintönig, aber zumindest ruhig. Ich bin von Baiae aus mit dem Schiff bis Ostia gefahren und von da aus mit einem Wagen bis nach Rom. Es ist zwar schon lange her, dass meine Mutter mit mir in die umgekehrte Richtung gefahren ist, aber irgendwie hatte ich das Reisen doch spannender in Erinnerung."


    Diadematas Lächeln wurde noch etwas breiter. "Auf jeden Fall bin ich froh, dass ich nun angekommen bin." Senecas Scherz traf genau den richtigen Nerv und Diadematas Augen wurden etwas größer. "Oh ja, das hoffe ich doch, dass ich hier richtig bin. Kennst du denn jemanden, der in Frage käme?" Gutaussehend, mächtig, reich, nett und intelligent sollte er sein, aber da Diademata das als Basis voraussetzte vergaß sie ganz es zu erwähnen.


    "Was machst du überhaupt? Bist du in der Politik?" Wie die Politiker, die Diademata aus Baiae und Misenum kannte, sah Seneca nicht gerade aus, denn das waren alles schlaffe, dürre Hänflinge oder schwammige, füllige Klötze. Allerdings waren die Politiker in Rom in ihrer Vorstellung auch ganz anders, nämlich genau so wie ihr Ehemann sein sollte. Ob natürlich Seneca genau so war, wusste sie nicht, aber die äußeren Voraussetzungen würde er durchaus erfüllen.

    Zitat

    Original von Titus Iulius Italicus
    Oho, wie unhöflich sie doch war. Mal was anderes als Sklavinnen und lupa, die immer nur freundlich zu sein versuchten. Mit anderen Frauen als diese und die seiner Familie angehörten hatte Titus ja bisher kaum Erfahrungen. "Ich bin sicherlich schon länger in Rom als du." Verärgert giftete er zurück, auch wenn er gar nicht wissen konnte ob es stimmen würde, aber so ließ er nicht mit sich reden. "Tut mir ja leid, dass ich kurz abgelenkt war und lieber zu den tapfersten Männern Roms" Oh ja, das mussten sie wirklich sein, wenn sie einem Mann wie Salinator folgten. "blickte als auf so ein mickriges Weib wie dich zu achten." Klar, das war passiert war war seine Schuld, aber er konnte es überhaupt nicht leiden wenn jemand so pampig zu ihm war. Erbost funkelnd blickte Titus sie nun an und gedanklich musste er tatsächlich zugeben, dass sie gar nicht so schlecht aussah. Aber sie schien ihm eine dumme Schnepfe zu sein, also nichts für das sich eine längere Unterhaltung lohnen würde.


    Mickriges Weib! Das war eine Abfuhr die saß. Diademata war dermaßen perplex, dass sie einige Sekunden den Iulius Italicus nur blinzelnd ansah. Da hatte wohl jemand seine gute Kinderstube zuhause vergessen, sie erst halb über den Haufen zu rennen und sie dann auch noch herunterzuputzen!
    Ein Gelegenheitsrempler ist das sicher nicht, dachte sie und befürchtete, dass es am Ende noch ein Taschendieb und Beutelschneider war, der versucht hatte sie um ihre Münzen zu erleichtern. Glücklicherweise hatte Tarik, ihr Sklave, den Beutel bei sich.


    Sie versuchte jedes Zittern aus ihrer Stimme zu verbannen und irgendwie gefasst zu erscheinen. "Du solltest besser erst denken, bevor du etwas tust. Dann würdest du erstens auf den Weg schauen bevor du los läufst, und zweitens darüber nachdenken, was deine Worte bewirken, bevor du sie aussprichst!"


    Diademata schaute über die Schulter zu ihrem Sklaven. "Komm, Tarik, hier oben sind wir wohl falsch, hier sammelt sich anscheinend nur das pöbelnde Volk!"
    Sie trat um Iulius Italicus herum und war nun doch froh, dass sie sich von ihrer Mutter den kräftigen Sklaven hatte aufschwatzen lassen.

    Ein Mann (gut-aussehend, groß gewachsen und mit einem markanten Gesicht) betrat das Atrium und Diademata erhob sich, vielleicht ein bisschen zu hastig um elegant zu wirken.
    "Salve!" grüßte sie dann auch noch viel zu hektisch. Reiß dich ein bisschen zusammen! Das hier ist kein Bewerbungsgespräch. Das ist deine Familie, die müssen dich nehmen, ob sie wollen oder nicht.


    "Ich bin Iunia Diademata, Tochter von Manius Iunius Laevinus." Da dieser Iunius Seneca kein Cousin oder Onkel von ihr war fügte sie der Vollständigkeit halber noch eine weitere Generation an. "Und mein Großvater war Titus Iunius Tonitrus."


    Hoffentlich würde das ausreichen. Diademata hatte keine Ahnung in welchem Verhältnis sie zu dem Iunius vor ihr stand. Zur Not würde sie ihre Abstammung aber noch bis zum Urgroßvater aufsagen können und Berenice hatte irgendwo eine Tabula, wo auch noch der Ur-Urgroßvater drauf stand.


    "Meine Mutter, Racilia Decula, lässt der iunischen Familie ihre Grüße ausrichten. Sie hofft, dass die Familie meines Vaters mir dabei helfen kann in Rom Fuß zu fassen." Weil Diademata so aufgeregt war platzte es dann doch noch aus ihr heraus. "Ich brauche nämlich einen Mann!"

    Zitat

    Original von Titus Iulius Italicus


    Nach den Reitern folgten Prätorianer in Marschformation, die Diademata durch ihren einförmigen, simultanen Paradeschritt beinahe noch mehr beeindruckten. Wie Siegesfahnen wehten die Helmbüsche der Offiziere bei jedem Schritt.
    Auch wenn das wirklich eine Verschwendung wäre, diese Männer würden sicherlich jeden Feind an den Grenzen des Reiches zum Zittern bringen!
    Obwohl sie es aus der Entfernung nicht genau sehen konnte bildete sich Diademata doch ein die gestählten, muskulösen Körper unter den Rüstungen erkennen zu können. Ein Prätorianer, das wäre ein Mann! Zu schade, dass die Soldaten nicht heiraten durften.


    Und dann auf einmal passierte es. Ein junger Mann (Titus Iulius Italicus) lief regelrecht in sie hinein, so dass Diademata den Halt verlor und halb in seinen Armen landete. "Huch!"
    Sie war so überrascht, dass sie im ersten Augenblick gar nicht wusste, was geschehen war. Dann aber weiteten sich ihre Augen und sie löste sich entrüstet aus den Armen des fremden Mannes. Ihre Mutter hatte sie mehr als einmal vor dieser Methode gewarnt. 'An jeder Ecke in Rom stehen sie, diese Gelegenheitsrempler, die nichts anders im Sinn haben als junge Mädchen abzuschleppen und sie zu heiraten! Hüte dich vor Zusammenstößen jeglicher Art! Lass dich von niemandem auf der Straße einladen! Besonders nicht von jungen Männern, die gerade ihre Eltern verloren haben und eben erst in Rom angekommen sind!'


    "Hast du keine Augen im Kopf?" pampte Diademate den Iulius also an. "Du bist wohl gerade erst in Rom angekommen, oder wie?"