Beiträge von Iunia Diademata

    Tribun klang auch in Diadematas Ohren gut. Sie zumindest würde jederzeit einen Tribun heiraten wollen, deswegen nickte sie nur zustimmend zu Axillas Zukunftsplänen für ihren Sohn.


    Als die Iunia einen Schluck von ihrem Saft nahm schaute Diademata sie nur blinzelnd und erwartungsvoll an, denn schließlich wartete sie auf die Antwort zu dem wichtigsten aller Themen. Dann aber verschwand mit jedem Wort ihrer Verwandten die Freue und Erwartung aus ihrer Miene. Nicht nur dass Diadematas Weltbild wankte (der Kaiser war unfehlbar und alles im Reich folgte der Ordnung der Götter), was Axilla berichtete brachte auch all ihre eigenen Pläne in Gefahr.


    Es gab keinen Grund für sie an Axillas Worten zu zweifeln und so öffnete sich langsam ihr Mund bis sie die ältere Iunia fast ein bisschen entsetzt ansah.
    "Aber...." Wie ein Fisch auf dem Trockenen schloss sie ein paar Mal ihren Mund und öffnete ihn wieder. "Aber dann gibt es ja überhaupt keine Männer die in Frage kommen! Denn alle die jetzt etwas hermachen stehen doch zum Kaiser, und alle anderen - wer weiß ob die unter einem anderen Kaiser jemals etwas hermachen!"


    Diademata rettete sich in ihren Saft und trank fast den halben Becher aus. Als sie das Gefäß wieder abstellte waren ihre Schultern nach unten gesunken. "Ich kann doch unmöglich warten bis das alles vorbei ist. Wer weiß schon wie lange das noch dauert, bestimmt noch Monate, vielleicht sogar Jahre!" Sie schaute Axilla verzweifelt an. "Ich werde doch in zwei Jahren schon zwanzig!"

    "Ja, wenn du sie erst einmal gesehen hast, wirst du schon ganz von selbst ein Anhänger der Purpurea," nickte Diademata versöhnlich, da sie vielleicht doch ein bisschen zu enthusiastisch gewesen war (wenn es das in Bezug auf eine Facto überhaupt gab!).


    Sie winkte gleichgültig ab. "Ach, vor ein paar Jahren. Natürlich war Dareios gut, aber das ist ja lange her. Die Präsina war auch mal gut, aber wen interessiert das noch? Aretas wird der neue Stern am Himmel, nein, er ist es ja schon. Hach, ich bin schon so gespannt, wenn ich ihn hier endlich einmal bei einem Rennen sehen kann."
    Ob er wirklich so gut aussieht?


    Dann lächelte Diademata milde. "Aber nein, die Factiozugehörigkeit hat ja nichts mit einer Ehe zu tun. Das eine ist Leidenschaft, das andere Politik."
    Natürlich würde sie trotzdem versuchen ihren zukünftigen Ehemann von seinem Irrtum zu überzeugen wenn er tatsächlich ein Anhänger der falschen Factio war.

    Diademata postierte sich in der ersten Reihe und beobachtete begeistert wie Seneca mit dem Strohsack den Balken erklommt.
    "Zeig ihm, weshalb du zu den besten der Besten gehörst!" rief die Iunia und schon ging auch der Kampf los.


    Der gegnerische Sack schwang gegen Senecas Kopf.
    "Buuuh! Buuuh!" schmähte Diademata Rihanus Vagus.
    So ein Hund!


    Zum Glück stand Seneca schnell wieder fest und holte zum Gegenschlag aus.
    "Gib's ihm, Aulus! Ja! Zeig's ihm!"

    "Aber nein," beschwichtigte Diademata lachend. "Ich meinte doch nicht, dass du erschlagen wirkst. Ich meinte nur, dass einen diese Stadt sicher ein bisschen überfordert wenn man noch nichts von der Welt gesehen hat. So wie ich. Und da ist es gut, dass mir ein paar Erinnerungen geblieben sind."


    Avianus dagegen erweckte eher den Eindruck als wüsste er genau, wo er hingehört. Wahrscheinlich hatte er einfach schon mehr von der Welt gesehen als Diademata (zumindest Italia und das war ja das wichtigste).


    Nur bei der Wahl seiner Factio war er wohl ein bisschen naiv.
    "Die Veneta?" schaute die Iunia deswegen mit einem mal völlig entsetzt zu ihrem Verwandten und ihre Stimme überschlug sich dabei fast ein bisschen. "Diese Aufschneider-Factio voller Rüpel und Maulhelden?" Sie schüttelte energisch den Kopf. "Nein, also bitte Aulus, tu mir das nicht an. Jede andere Factio meinetwegen, aber nicht die Veneta! Wenn es dir um die besten Wagenlenker geht, dann gibt es nur die Purpurea. Die Aurigae dort sind die besten und haben den größten Mut und wenn sie nicht als erste ins Ziel kommen, dann liegt das meistens daran, dass sie nicht ganz so skrupellos sind. Aber wenn du mich fragst, dann haben diese hinterhältigen Finten und Gemeinheiten überhaupt nichts im Rennsport zu suchen! Es sollte darum gehen, wer seinen Wagen am besten beherrscht, nicht darum, wer am gewalttätigsten ist." (und dabei natürlich noch die beste Figur auf dem Wagen machte und die schönsten Pferde hatte).
    Es war zwar nicht so, dass sich Diademata großartig mit der Renntechnik auskannte, aber in diesem Punkt hatte sie ganz die Meinung ihres Onkels Optatus angenommen (ohne groß darüber nachzudenken).

    Zitat

    Original von Aulus Iunius Seneca und Rhianus Vagus


    "Ich? Mit dem Wagen?" stammelte Diademata auf den Vorschlag ihres Cousins eine Runde im Streitwagen zu fahren. Natürlich hatte sie große Lust aber es kam ihr doch etwas verwegen vor. Ganz davon abgesehen, dass sie auch ein bisschen Angst hatte nach hinten hinaus zu fallen so wie der Wagenlenker das Gefährt gerade über die Wiese sausen ließ.


    Zum Glück ging Seneca aber schon auf das Strohsackduell ein und ein Gegner war schneller gefunden als gedacht.


    Sieht ja aus als käme der gerade aus der Gosse gekrochen. Und was ist das für ein hässliches Vieh das da um ihn herum schleicht? Gehört das zu ihm? dachte Diademata und man sah ihrem Blick wohl an, dass der Anblick sie ein bisschen ekelte (vielleicht auch ängstigte, wer wusste schon was der Kerl und sein Tier für Krankheiten mit sich herum schleppten?).
    Ach, anscheinend gefällt es ihm auch noch gegen Römer zu kämpfen. Ein Barbar aus der Provinz also. Pah, Aulus wird ihm schon zeigen, wie der römische Sack schwingt!


    Immerhin hatte er ein paar Manieren. "Salve!" grüßte die Iunia Rhianus Vagus reserviert zurück.


    Dann beugte sie sich schmunzelnd zu Seneca. "Glück brauche ich dir wohl nicht zu wünschen, denn auf wessen Seite Fortuna hier steht ist eindeutig."
    Sie schaute zur Umrandung des Kampfareals. "Ich werde dort vorne warten, von da aus kann ich dich am besten anfeuern," freute sie sich schon auf das erste Los das Seneca ohne Zweifel bei dem Kampf erringen würde.

    "Ja," nickte Diademata überzeugt. "In diesem Alter sind sie noch so drollig und unschuldig. Und manchmal machen sie aus Unwissenheit einfach so putzige Sachen!"
    Diademata hatte einen Cousin auf Seiten der Racilier der mittlerweile schon etwas älter war als Atticus. Seit er reden konnte plapperte er ohne Unterlass und stellte alles in Frage, was man ihm sagte, und das ging ihr manchmal doch auf die Nerven. Dann lieber so ein kleines Kerlchen wie Titus.


    "Bestimmt wird Titus seiner Familie einmal große Ehre bereiten. Was wäre dir lieber, wenn er ein Soldat wird oder ein Politiker?"


    Die Iunia nippte an dem süßen Saft. "Nein, über den Bürgerkrieg habe ich mit Seneca nicht gesprochen. Aber das betrifft uns doch auch nicht, oder? Wir haben in Baiae nur mitbekommen, dass der Kaiser die Mörder von Valerianus jagt und dass ein paar von denen sich offen gegen ihn stellen!"
    Und das war in Diadematas Vorstellung einfach ungeheuerlich.
    "Aber sie haben sich irgendwo in den Provinzen versteckt, so dass wir in Italia wohl nichts davon mitbekommen werden, wenn Salinators Truppen die Verbrecher aufreiben."


    Ob und was das nun mit einem Ehemann zu tun hatte verstand die Iunia nicht. Weil das aber zur Zeit ihr Lieblingsthema (eigentlich ihr Lebensthema) war, musste sie natürlich nachfragen.
    "Oder gibt es da irgendwas zu beachten?"

    Diademata schmunzelte ebenfalls. Ein gut aussehender Centurio bei den Stadtkohorten, das wäre schon nach ihrem Geschmack. Wobei es bei den Stadtkohorten vielleicht schon eher ein Tribun sein müsste. Aber wenn der Rest passte (die Familie und der Besitz), dann konnte das ja auch noch werden.


    "Nein, wie gesagt ich bin hier in Rom aufgewachsen. An vieles erinnere ich mich noch gut, allerdings habe ich alles noch viel größer in Erinnerung als es tatsächlich ist. Das hat den Vorteil, dass ich nicht ganz so erschlagen bin." Zufrieden steckte sie sich eine Olive in den Mund. Wie so eine Provinz-Provinzielle die zum ersten Mal in ihrem Leben ein mehrstöckiges Wohnhaus sieht wollte sie ja nicht erscheinen.


    Trotzdem war Rom natürlich auch für Diademata beeindruckend denn so viele prächtige Bauten, so viele Straßen und so viele Menschen die sich in einer Stadt ballten, das gab es wohl nirgends sonst. Und so viele Annehmlichkeiten bestimmt auch nicht.


    "Magst du eigentlich Wagenrennen?" fragte sie neugierig.

    Aulus Iunius Seneca und Iunia Diademata kamen von einem kleinen Dankesopfer für Merkur zu den lucullischen Gärten. Es war schon viel los und überall waren Menschen dabei zu essen und zu feiern.


    "Wahnsinn, was hier los ist!" Begeistert deutete Diademata auf einen Streitwagen, der gerade über die Wiese sauste. "Schau nur, Aulus, da kann man sogar in einem Streitwagen fahren!"


    Überall kündigten Ausrufer die verschiedensten Attraktionen und Spiele an.
    "Lass uns irgendwo mitmachen, damit wir auch so ein Los bekommen." Erwartungsfroh blickte die Iunia zu den Strohsack-Duellen und dann zu Seneca. "Wie gut schlägst du dich mit einem Strohsack?"

    Die Sklaven brachten das Essen herein und Diademata brach sich ein Stück Brot ab und löffelte sich von dem Schafskäse auf den Teller.


    "Wahrscheinlich kommt es daher, dass ich mit meiner Mutter bei meinem Onkel Racilius Optatus und seiner Familie gelebt habe. Da geht eine Iunia zwischen den ganzen Raciliern schon mal unter."


    Die iunischen Männer scheinen mir keine große Hilfe zu sein. Hoffentlich haben Serrana und Axilla ein paar mehr Kontakte.


    "Oh, ich bin wirklich nicht wählerisch!" protestierte Diademata, wenn auch etwas halbherzig. "Bei einem Senator wäre mir zum Beispiel völlig egal ob er noch ein anderes Amt hat oder einfach nur Senator ist. Und mein Ehemann muss auch nicht übermäßig reich sein, nur eben nicht arm. Ach, und ein Patrizier darf es auch nicht sein. Da steckt meist nicht mehr als heiße Luft dahinter."
    Auch wenn das sicher ein paar potentielle Kandidaten aussortieren würde, mussten in Rom immer noch dutzende Männer übrig bleiben die in Frage kämen.


    "Warst du vorher schonmal in Rom?"

    Im ersten Augenblick war Diademata irritiert, dann aber musste sie lachen. "Keine Sorge, so meinte ich das nicht. Was sollte dein Mann auch mit zwei Iuniae anfangen?" grinste sie.
    Ganz davon abgesehen, dass er zwei Iuniae dann wohl doch nicht wert wäre. Er war zwar oberster Kanzleibeamter, aber eben auch nur oberster Kanzleibeamter. Ein Mann für zwei Iuniae müsste mindestens Consul sein. (Was für eine wahnwitzige Vorstellung!)


    Mit einem "Danke" nahm sie Platz und nickte. "Ein Saft wäre großartig." Sonderlich warm fand die Iunia es noch nicht. In Baiae war es schon etwas heißer gewesen, auch wenn dort immer ein angenehmer Wind von der Küste her wehte. Außerdem mochte Diademata die Sommerhitze, auf jeden Fall mehr als die Winterkälte. Nur der komische Geruch der über Roms Straßen hing irritierte sie ein bisschen. Aber danach wollte sie Axilla erst einmal nicht fragen.


    Dann nickte Diademata schon wieder und ihre Augen bekamen einen leuchtenden Glanz. "Ja genau, ich möchte heiraten. Und wo finden sich schon bessere Männer als hier?" (Nirgends!) "Meine Mutter hat leider kaum noch Kontakte in Rom, ihre Familie ist fest in der Gegend um Misenum verwurzelt."
    Ihr Onkel Optatus, der Bruder ihrer Mutter, hätte zwar noch ein paar Kandidaten in Misenum gewusst, aber zum Glück war da Diadematas Mutter auch dagegen gewesen.
    "Deswegen bin ich selbst hergekommen. Ich weiß, dass diese Bemühungen ohne meinen Vater sicher schwer werden, deswegen hatte ich auf ein bisschen Unterstützung von Seiten seiner Familie gehofft. Du kennst nicht vielleicht ein paar passende Männer in Rom? Du und dein Mann, ihr werdet doch sicher oft von wichtigen Familien eingeladen?"


    Jeden Abend ein Gastmahl in einer anderen Villa in Rom, wunderschöne Kleider und erlesene Speisen, exotische Musiker, Tänzer und Akrobaten, und dazu anregende Gespräche, bei denen die wichtigsten Entscheidungen Roms gefällt wurden. So stellte sich Diademata das Leben der Iunia Axilla vor. Und ihr eigenes in Zukunft.


    Ein Zweig riss ihre Aufmerksamkeit zurück in die Gegenwart. "Oh, der ist aber hübsch!" Sie nahm den Zweig von Atticus entgegen. "Ich liebe Zweige!" säuselte sie übertrieben und blickte in die erwartungsvollen Kinderaugen. "Vielen Dank, Titus!"
    Sie schaute wieder zu Axilla. "In diesem Alter sind sie wirklich süß!"

    "Ach, für einen Mann ist das doch erstmal gar nicht so wichtig. Mit dem Heiraten meine ich. Dazu hast du doch noch genug Zeit wenn du erst einmal Offizier bist."
    Ein bisschen unfair war das vielleicht schon, aber da Diademata nichts anderes kannte als die römische Sichtweise störte sie das auch nicht weiter. Und so wie eine Frau sich den richtigen Mann heraussuchen musste um etwas zu werden, musste ein Mann sich schließlich auch in der Gesellschaft unterordnen. Nur eben anders.


    "Du meine Güte, da waren wir ja beinahe Nachbarn! Ich komme aus Baiae."
    Also da hätte Mama ruhig mal nachforschen können. Da sitzen die Iunier in Misenum und sie weiß nichts davon!


    "Also eigentlich komme ich aus Rom. Ich bin hier aufgewachsen, aber nach dem Tod meines Vaters ist meine Mutter mit mir zu ihren Bruder gezogen. Und natürlich gibt es in Baiae oder auch in Misenum schon ein paar ansehnliche Männer." Diademata wippte unschlüssig mit dem Kopf. "Aber ich will natürlich nicht irgendeinen Mann heiraten. Er soll schon Einfluss haben, außerdem nicht gerade arm sein und zumindest wenn ich ihn heirate soll er auch noch einigermaßen gut aussehen."


    Diese Vorstellung mochte zwar ein bisschen übertrieben sein, aber Diademata war so erzogen worden. Eine Frau, die etwas werden wollte, brauchte den entsprechenden Mann. Und Diademata wollte etwas werden, da war sie ganz sicher. Immerhin war sie eine Iunia.


    "Du hast nicht zufällig schon ein paar einflussreiche, unverheiratete Männer hier in Rom kennen gelernt?"

    Diademata nickte überzeugt. "Ich glaube schon, dass er es gern angenommen hat."


    Kurz überlegte sie, ob sie nicht doch mit Seneca zum Markt gehen sollte. Vielleicht könnte sie noch ein paar Dinge einkaufen, hier in Rom musste die Auswahl schließlich so groß sein wie sonst nirgends auf der Welt. Andererseits drängte sich Diademata nicht gern durch Einkaufsstraßen. Sie bevorzugte es, dass die Händler zur ihr nach Hause kamen und ihre Waren präsentierten. Außerdem gingen die meisten Männer auch nicht gerne einkaufen und sie wollte Seneca nicht langweilen, nachdem er sich extra für sie frei genommen hatte.
    Woran er wohl Spaß hat?


    "Hast du von der Einweihung des Fortunatempels in den lucullischen Gärten gehört? Dort soll es ein großes Volksfest geben. Wenn das nicht zu weit ist könnten wir doch dorthin gehen?"


    Feste waren bestimmt auch etwas für einen Prätorianer.

    Mit leichtem Schritt folgte Diademata dem Sklavenjungen, der sie bis in das Vestibül führte und vor einer jungen Frau ablieferte die Axilla sein musste. Irgendwie hatte Diademata mit einer älteren Matrone gerechnet, vielleicht sogar schon mit den ersten Falten im Gesicht. Dazu passte Axilla aber überhaupt nicht und natürlich war es auch nur eine fixe Idee. Wenn Diademata verheiratet war, dann würde sie schließlich auch die respektable Ehefrau eines einflussreichen Mannes sein und trotzdem nicht augenblicklich um Jahre altern.


    "Salve!" grüßte Diademata höflich. "Ich bin Diademata, Tochter von Manius Iunius Laevinus und Racilia Decula. Ich bin vor einigen Tagen in Rom angekommen, ich bin nämlich auf der Suche nach einem Ehemann." Damit war das wichtigste gesagt.


    "Seneca hat mir von dir erzählt und da wollte ich einfach mal vorbei schauen. Ich hoffe, ich komme nicht ungelegen."
    Es sah zwar nicht so aus als würde sie Axilla bei etwas wichtigem stören, aber Diadematas Mutter hatte doch darauf geachtet, dass ihre Tochter ein gewisses Maß an Anstand an den Tag legte.


    Der Anstand auf eine Antwort zu warten ging allerdings im nächsten Augenblick verloren als die Iunia den kleinen Jungen erblickte. "Oh, ist das dein Sohn?" fragte sie entzückt. "Was für ein hübscher Junge!"


    Wie beneidenswert! Sie sieht so jung aus und hat schon alles erreicht!
    Auch wenn erst einmal ein passabler Ehemann gefunden werden wollte stand der Nachwuchs natürlich schon als nächster Punkt auf Diadematas Lebensliste. Im besten Fall direkt ein Junge und Erbe für ihren Mann.

    Auffällig unauffällig schaute sich Diademata im Vestibül um bis der Junge wieder zurück war. Mit einem erleichterten Strahlen nickte sie Tarik zu und folgte dann dem Sklaven durch das Haus zum Vestibül.
    Wirklich sehr schick hier, dachte sie dabei.

    Diademata lächelte ein bisschen verlegen. Vielleicht sollte sie nochmal ernsthaft darüber nachdenken ob Seneca nicht doch weit genug entfernt verwandt war um ihn zu heiraten. Aber dazu war noch genug Zeit immerhin musste er erst einmal Centurio werden.


    "Ich akzeptiere das mal auch wenn es wirklich eine schlechte Ausrede ist!" Mit einer fließenden Bewegung zog Diademata ihre Palla vom Kopf und öffnete den Zopf, der ihr Haar zusammen hielt. Eigentlich bevorzugte sie eine modische Hochsteckfrisur aber das war zum Opfern einfach unpraktisch.
    "Denn während die Götter auch hinter die Fassade blicken und ihnen 'Fratzen' daher sowieso egal sind, hast du wohl kaum einen Grund dazu dich zu verstecken. Ganz im Gegenteil."
    Sie ließ das einfach mal so im (freien) Raum stehen, genau wie Seneca.


    Tarik folgte ihr mit dem Korb zum Tempel. Vor der Tür zog Diademata ihre Schuhe aus bevor sie in den Innenraum trat. Es war angenehm kühl, wenn auch ein bisschen rauchig und neblig von den vielen Räucherungen. Ein alter Mann hatte gerade sein Gebet beendet und ging selig lächelnd an ihr vorbei.
    Diademata trat an den Altar nach vorne. "Großer Merkur, ich, Iunia Diademata, bringe dir meinen Dank dass du mich auf der Reise von Baiae hierher nach Rom beschützt hast. Ich bringe dir Wein und Kuchen und ein paar Münzen."
    Tarik reichte ihr die Opfergaben und die Iunia drapierte den Kuchen vor den Füßen der Merkur-Statue und goss den Wein in die Aushöhlung für die Trankopfer. Glucksend rann die Flüssigkeit durch ein kleines Loch am Boden der Vertiefung ab. Dann legte sie die Münzen in eine Schale.
    "Ich danke dir, großer Merkur, für dein Wohlwollen!" Nachdem der letzte Tropfen im Inneren des Altars (oder darunter) verschwunden war lächelte Diademata zur Statue empor und zog sich dann leise aus dem Tempel zurück. An der Tür wartete schon eine weitere Frau die dem Gott ihre Aufwartung machen wollte.


    Flink zog Diademata wieder ihre Schuhe an, verknotete ihre Haare provisorisch und legte die Palla darüber. Dem wartenden Seneca winkte sie schon vom Treppenansatz zu und beeilte sich hinab. "Da bin ich wieder!"

    Diademata verdrehte ein wenig übertrieben die Augen zur Decke und schüttelte den Kopf. "Das war ja klar! Da gibt es in Rom die besten Männer der Welt und dann sind es alles Iunier!"
    Sie grinste breit. "Es freut mich trotzdem dich kennen zu lernen."


    Nachdem Avianus von seinen Zukunftsaussichten erzählt hat, leuchten Diadematas Augen auf. "Oh, bei den Urbanern? Das ist ja toll!"
    Auch wenn für einen potentiellen Ehemann natürlich der Macht-, Geld- und Einflussfaktor eine größere Rolle spielte, insgeheim stand Diademata mehr auf kernige Soldaten.


    Die Iunia griff nach dem Glas vor ihr und versuchte sich nach dem ersten Schluck nicht anmerken zu lassen wie bitter ihr diese Wein-Wassermischung schmeckte.
    "Und wo kommst du ursprünglich her?"

    "Ja, vermutlich war ich kleiner. Trotzdem irgendwie merkwürdig."
    Da Diademata nach ihrem Umzug nach Baiae nur dort oder regelmäßig in Misenum und den anderen Küstenstädten rund um die Bucht gewesen war, hatte sie diese Art der kindlichen Perspektivenverzerrung tatsächlich sonst noch nie erlebt.
    Am Ende ist Rom doch gar nicht so groß! Ach was, Rom ist die größte Stadt der Welt, wenn das nicht reicht, dann werde ich nirgends fündig werden!


    Erstmal war das aber sowieso unwichtig. Denn jetzt stand das Opfer an.


    Senecas Scherz quittierte sie mit einem kecken Grinsen.
    "Ich habe natürlich in weiser Voraussicht nur unblutige Opfergaben dabei!" Diademata winkte Tarik mit dem Korb herbei. "Wein, Kuchen und ein paar Münzen. Ein blutiges Opfer habe ich in Baiae schon gebracht, das ist nur nochmal ein kleiner Dank. Wer weiß wann ich mich zum ersten Mal in Rom verlaufe und für den Rückweg zur Casa Iunia wieder Merkurs Hilfe brauche."
    Auch wenn sie es belustigt so daher sagte war ihr bei dem Gedanken doch ein bisschen mulmig zumute. Ihre Mutter hatte ihr zu oft eingebläut nie allein durch Rom zu streifen.


    "Magst du mit rein zum Altar kommen oder kurz hier warten? Es wird ja nicht lange dauern."

    Die Schritte von Avianus registrierte Diademata nur als nebensächliches Geräusch wie die Sklaven die das Essen auf trugen. Deswegen schaute sie ein bisschen überrascht als er auf einmal so fragend im Raum stand.


    "Salve, ich bin Iunia Diademata." erwiderte sie freundlich. "Seneca hat gar nicht erwähnt, dass noch jemand hier ist. Bist zu zu Besuch? Ich bin erst vor kurzem aus Baiae gekommen und werde eine Weile hier wohnen."
    Jetzt lächelte sie fast schon kokett. "Ich bin gekommen um hier in Rom einen Ehemann zu finden."


    Und so wurde natürlich auch Avianus erst einmal auf dieses Ziel ausgerichtet sondiert. Er war groß und schlank, aber am schönsten fand Diademata die großen braunen Augen in seinem markanten Gesicht. In einer Toga würde er sicherlich einen guten Senator abgeben, leider war er dazu wohl noch etwas zu jung. Aber vielleicht war er ja auf einem guten Weg dahin und wenn er hier schon in der Casa herum spazierte dann musste er eine gute Beziehung zu den Iuniern haben, so dass eine Ehe nicht ausgeschlossen wäre.


    Dann müsste Aulus nur noch bestätigen, dass dieser Mann eine Iunia wert ist. (Denn seit Diademata mit Seneca und der so ernsthaft über den Wert einer Iunia gesprochen hatte war sie überzeugt davon, dass er absolut recht hatte!)