Ungläubig schaute Diademata zu Helvetius Commodus der sich ihrer Unterhaltung (wenn man das schon so nennen konnte) anschloss.
Soll das ein Scherz sein? überlegte sie. Oder nimmt der mich auf den Arm?
Beides fand sie sehr unangemessen im Anbetracht der Lage (Volksbewaffnung! In Rom! Bürgerkrieg! Römer gegen Römer!)
"Er ist der Kaiser!" war deswegen alles was sie aus voller Überzeugung antwortete (mit einem schnippischen Tonfall als würde sie mit einem Begriffsstutzigen reden, bei dem sie es Leid war immer wieder alles zu wiederholen). Denn was verstand sie schon von dem komplizierten Geflecht der Politik und Intrigen, in dem Rom gefangen war? Der Kaiser war der Kaiser war der Kaiser war der Kaiser. Das war doch alles was zählte (erst recht nachdem ihre Verwandten alle auf der Seite des Kaisers kämpften). Wenn eine einfache römische Frau nicht mehr auf den Kaiser und ihre Familie vertrauen konnte, worauf dann?
Der Helvetier war aber anscheinend nicht der einzige, der sich über sie lustig machte. Zumindest ließ das Minenspiel, der Tonfall und auch die Wortwahl ihres ursprünglichen Gesprächspartners darauf schließen.
"Du siehst auch nicht aus als würde dir ein Gladius aus der Hand fallen." sagte sie zu Tiberius Lepidus. "Aber ich verstehe schon, zur Verteidigung Roms gehört mehr als ein paar Muskeln. Und genügend Ehre und Mut kann eben nicht jeder aufbringen."
So wie es Seneca und Avianus getan hatten. Schon wenn sie nur an die beiden dachte wollte sie in Tränen ausbrechen. Aber nein, Diademata würde nicht in aller Öffentlichkeit anfangen zu weinen. Als der Tiberier dann seine Leute um sich sammelte blickte sie vorsichtshalber über die Schulter und vergewisserte sich, dass Tarik noch bei ihr war. Sie sollte sich besser zurück halten mit ihren Worten. Schließlich standen sie hier alle auf der gleichen Seite. Auf der des Kaisers (glaubte Diademata zumindest).