Beiträge von Iunia Diademata

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    Original von Aulus Iunius Seneca und Marcus Iulius Dives


    Auf Senecas Frage nickte Diademata begeistert.
    "Oh ja, es ist wirklich fantastisch! Es ist so viel los und es gibt so viele Attraktionen, dass ein Tag ja beinahe nicht ausreicht bei allem mitzumachen!"
    Mit dem Streitwagen wäre sie ja auch wirklich gerne noch gefahren. Vielleicht bot sich nach der Verlosung noch die Gelegenheit. Zumindest würde sie sich da nicht so blamieren können wie beim Pilumwerfen, weil sie ja nur mitfahren würde.


    "Und ich finde es wirklich toll von dir, dass du deinen freien Tag für mich geopfert hast. So macht das gleich alles noch viel mehr Spaß!"
    Hätte sie das gewusst, dass sie so einen tollen, gut aussehenden Prätorianer-Cousin in Rom hatte, hach ja, sie wäre schon viel früher in die Hauptstadt gekommen.


    Doch es kam, wie es in der Öffentlichkeit Roms zwangsläufig kommen musste (zumindest nach den Befürchtungen von Diadematas Mutter). Ein wildfremder Mann (Iullius Dives) stieß mit ihr zusammen.
    "Huch!" entfuhr der Iunia eine halbe Oktave höher als sonst und sie fasste schnell Senecas Schulter um nicht zu straucheln.


    Ein Gelegenheitsrempler! fuhr es ihr durch den Sinn. Das ist ja unglaublich! Da habe ich einen Prätorianer an meiner Seite und nicht einmal er schreckt diese Heiratsschlepper ab! Aber es war wohl eindeutig, denn dieses selige Lächeln auf den Lippen des Mannes konnte nichts Gutes bedeuten.
    Wahrscheinlich liegt er in Gedanken schon mit mir im Ehebett!


    "Von diesen Gedanken will ich gar nichts wissen!" schnauzte die Iunia den armen Iulius an, der nichts von den mahnenden Worten und Horrorszenarien wissen konnte, die Diadematas Mutter ihr bezüglich der Gelegenheitsrempler in Rom mit auf den Weg gegeben hatte.

    Jetzt stutzte Diademata doch.
    "In allen Dingen, egal, was sie auch entscheiden?" Ihre Augen wurden etwas größer. "Aber am Ende sind sie doch nur Ehemänner! Was, wenn dein Ehemann sich dazu entscheidet einen Iunius zu verklagen? Oder noch schlimmeres?"


    Unter noch Schlimmerem konnte sich die Iunia mit ihrer blühenden Phantasie ziemlich viel vorstellen. Angefangen davon, dass er einen Iunius verprügeln lassen würde (warum auch immer, Männer fanden für so etwas ja immer eine Ausrede). Oder dass er gegen einen Iunier intrigierte (weil sich beispielsweise ihre Karriereziele überschnitten). Oder am Ende ihn sogar umbringen wollte (vielleicht um das Erbe seiner Ehefrau zu mehren).
    Nein, ein Ehemann ist N U R ein Ehemann. Familie ist Familie.
    Und Diadematas eigenes Leben stand zwischen dem Ehemann (den sie im Zweifelsfall ohne ein Wimpernzucken ablegen würde) und der Familie (für die sie fast alles aufgeben würde).


    "Ach ja, Serrana, die wollte ich auch noch besuchen. Wie kommt sie eigentlich mit ihrer Ehe klar? Du meintest doch, die Germanicer halten nicht viel von den Iuniern? Also so etwas stelle ich mir viel schlimmer vor als mit einem Mann verheiratet zu sein der auf der falschen Seite steht."
    Der falschen Seite von was auch immer.

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    Original von Aulus Iunius Seneca


    Ein wenig Schwung, nicht zu hoch und nicht zu tief. Ja, also da kann ich wirklich nichts falsch machen, dachte sich Diademata nach Senecas Erklärung und hatte auch schon ein Pilum in der Hand.
    "Für Rom! Und zum Wohl der Fortuna!" grinste sie ihren Cousin an, hob den Wurfspieß (der gar nicht so leicht war wie er aussah) über ihre Schulter zurück und warf ihn dann mehr oder weniger anmutig in Richtung Ziel.


    Etwa drei, vier Schritt flog das Pilum mit leichter Steigung halbwegs geradeaus. Dann aber neigte sich die Spitze und das Ende kippte vorne über. Und im nächsten Augenblick landete der Wurfspieß trudelnd auf dem Boden.


    "Oh." Es hatte wohl doch seinen Grund, dass römische Jungen schon in der Kindheit Speerwerfen trainierten. Und auch, dass römische Männer erst eine Ausbildungszeit absolvierten bevor sie sich Legionär nennen durften.


    In dem Augenblick hörte auch Diademata die Trommeln. Ein bisschen verlegen grinsend wandte sie sich zu Seneca.
    "Das sieht immer so einfach aus. Aber ich glaube da müsste ich noch etwas üben bis ich hier ein Los gewinnen könnte. Lass uns lieber da drüben schauen, da scheint es eine Vorführung zu geben."


    Auf dem weg zum Fortunatempel hörten sie auch den Ausrufer und dass die große Verlosung kurz bevor stand. Diadematas Ausbeute war nicht wirklich gut (eigentlich hatte ja nur Seneca ein Los gewonnen), aber das konnte ihr nicht die Laune verderben. Pech im Spiel, Glück mit der Ehe (oder so ähnlich).

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    Original von Aulus Iunius Seneca


    Seneca gönnte sich ebenfalls ein Stück Honigkuchen und enthielt sich erstmal den Plaudereien, Decima hin oder her, es konnte nicht schaden wenn Diademata ein paar Kontakte knüpfte. Auch dass Diademata später zum Pilum werfen gehen wollte quittierte er mit einem Lächeln, vielleicht ließe sich ja auch auf dem Fest ein Ehemann für sie finden, aber momentan sah das wohl nicht so aus.


    "Ich werde kurz etwas zu trinken holen, mag sonst noch wer etwas?", dass seine Cousine etwas trinken wollte war ihm bewusst, aber wenn der Kuchen schon in Runden spendiert wurde, so konnte man ja revanchieren, auch wenn Massa schon in der Menge untergetaucht war..


    Nachdem ihr Durst gestillt war wollte Diademata nicht länger plaudern, sondern lieber noch weitere Chancen auf einen Gewinn sammeln. Und außerdem wollte sie ihren Cousin heute eigentlich auch mit niemandem länger teilen, schon gar nicht mit irgendwelchen Frauen.


    "Gehen wir noch zum Pilumwerfen, Aulus? Ich wollte schon immer mal so eine Legionärslanze in der Hand halten!"


    Sie lächelte Helvetia Crispina und Decima Stella zu. "Viel Spaß noch auf dem Fest, vielleicht sehen wir uns später nochmal bei der Verlosung."


    Schon hatte sie sich wieder bei Seneca eingehakt und strebte dem Wurfstand zu.
    "Gibt es eine spezielle Technik beim Werfen?" Auch wenn Diademata wohl kaum so gut werfen würde wie Seneca wollte sie ihre Chancen auf ein Los nicht ungenutzt lassen.

    Diademata freute sich sehr, dass auch Axilla ihre Ansicht teilte.
    'Da kannst du ja nicht einen einfachen Legionarius heiraten.' - genau das würde Diademata auch jeder anderen Iunia so sagen (wenn sie nach einem passenden Mann gefragt werden würde).
    Da machte es auch nichts, dass der Ruhm der Familie sich hauptsächlich auf die Vergangenheit stützte. Eigentlich war das sogar ein Vorteil. Männer die in der Gegenwart schon viel erreicht hatten brauchten keine Frau deren Familie ihnen auf ihrem Weg half. Nein, die brauchten eine Frau, die nicht nur schön war, sondern auf der auch der Glanz der Geschichte lag.
    Wie eine Iunia!


    Und das beflügelte sie wieder in ihrem eigenen Ansinnen, da konnte ihr auch kein Krieg die Laune verderben (vor allem, da der in ihren Gedanken trotz allem keinen wirklichen Platz hatte).
    "Ich bin sicher, es wird sich trotzdem eine gute Möglichkeit finden." blieb sie weiterhin optimistisch.
    "Am Ende haben wir Frauen doch die politische Unschuld auf unserer Seite. Selbst Männern, die sich im richtigen Augenblick von einem Verräter lossagen kann noch eine große Karriere bevorstehen. Wer sollte also uns Frauen von unseren Zielen abhalten wollen?"


    Zufrieden über diese Erkenntnis trank Diademata noch einen Schluck. Dann lächelte sie Axilla zu (und versuchte dabei jede Unsicherheit aus ihren Worten zu verbergen).
    "Man darf nur nicht den richtigen Augenblick verpassen."

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    Original von Iunia Diademata
    Ich melde mich für die nächsten drei Wochen ab. :wink:


    Ich kann mich noch nicht so richtig wieder aus dem Urlaub lösen aber spätestens am Wochenende werde ich wieder schreiben. :)

    Anscheinend hatten die iunischen Männer wirklich nicht viel drauf.
    Na prima!
    Ihr Vater hatte sich einfach so aus dem Leben gestohlen und sie allein zurückgelassen, und die Verwandtschaft taugte in Hinblick auf das Arrangieren von politischen Ehen nichts. Seneca hatte ja auch schon zugegeben, dass er niemand passendes kannte. Blieb also nur sich auf die ruhmreiche Historie zu verlassen (der erste Iunius taugte wenigstens noch dazu mit ihm als Vorfahren anzugeben). Oder eben auf die Frauen. Oder auf sich selbst.


    Ja, das war wohl das beste. Diademata würde sich den perfekten Ehemann schon selbst angeln. Natürlich wäre ein wenig Hilfe angenehm aber im Grunde würde sie ihr Ziel auch alleine erreichen. Denn es würde sie nichts davon abhalten können.


    "Das wäre ja toll, das mit Seneca meine ich. Wobei ich finde, dass ein Prätorianer immer etwas her macht egal ob er Optio oder Tribun ist."
    Ein Prätorianer wäre auch der einzige Soldat den Diademata nehmen würde. Einen Offizier natürlich auch von den Urbanern. Alles andere schloss sie aus, denn von den Vigilen wollte sie nicht einmal einen Tribun und alle anderen Einheiten waren zu weit von Rom weg.


    "Leider wusste Seneca auch bei den Prätorianern keinen Mann, der einer Iunia würdig wäre." Sie kicherte mädchenhaft. "So hat er das wirklich gesagt: einer Iunia würdig!"
    Natürlich war auch Diademata der Ansicht, dass ein Mann ihrer Familie würdig sein musste, aber irgendwie hörte es sich schon ein bisschen abgehoben an. Sie gehörten schließlich nicht mal zur Nobilitas.

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    Original von Aulus Iunius Seneca, Decima Stella, Helvetia Crispina und Appius Decimus Massa


    Oha! Eine Decima! Der Feind! schoss es Diademata durch den Sinn (denn Axillas Worte waren immerhin sehr eindringlich gewesen). Komischerweise wirkte Seneca gar nicht als würde er das genauso sehen. Im Gegenteil.
    Also erwiderte auch Diademata die Begrüßung mit einem freundlichen Lächeln. Auch dann noch als das Mädchen ihren Cousin ebenfalls als Decimus vorstellte. Und als die Frau sich dann nicht als dessen Frau, sondern 'nur' eine Freundin herausstellte, ratterten Diadematas Gedanken sowieso in eine ganz andere Richtung.


    Gut aussehend - passt.
    Familie: Decima - laut Axilla Feinde der Iunier. Sieht momentan nicht danach aus - eine Überlegung wert (und Seneca danach fragen).
    Politische Gesinnung: Kaisertreu (weil Decimus) - für eine erste Ehe in Ordnung.
    Status: Centurio bei der Classis - abgehakt, keine weiteren Fragen.


    Denn das war so gar keine Option, obwohl ein Centurio ja vielleicht sogar die Erlaubnis für eine Ehe bekommen würde. Aber Classis, das bedeutete nicht nur Misenum und damit weit weg vom Zentrum der Welt (da hätte sie ja gleich in Baiae bleiben können), nein, es war halt die Classis. Das war nicht die Legion, nicht die Urbaner und schon gar nicht die Praetorianer.


    Und trotzdem lächelte Diademata weiter. Nur weil sie Massa nicht heiraten wollte, hieß das ja noch lange nicht gleich unfreundlich zu sein.
    "Ihr wart Pilum werfen? Wo ist das denn?" fragte sie begeistert. "Das müssen wir auch noch unbedingt machen, Aulus!"
    Apfeltauchen wollte Diademata dagegen nicht. Aus diesem Alter war sie schon heraus, außerdem würde das die ganze Schminke von ihrem Gesicht waschen (die in ihrem Fall zwar nicht auffällig, aber vorhanden und ihrer Ansicht nach für die Schönheit einer Frau unverzichtbar war).


    "Oh, vielen Dank!" quittierte sie dann Massas süßes Gold und nickte eifrig bei der Erwähnung der Wagenrennen. Sie biss in den Kuchen und nickte weiterhin begeistert, auch wenn sie dem Meer nichts abgewinnen konnte (zumindest zurzeit).


    Nachem Massa sich kurz verabschiedet hatte wandte die Iunia sich wieder dem Decima-Mädchen zu. "Ich weiß noch nicht, ob ich über den Sommer in Rom bleibe. Das hängt von meinem zukünftigen Ehemann ab, ich bin nämlich hierher gekommen, um einen Ehemann zu finden."
    Auch wenn Stella ihr diesbezüglich wohl kaum weiterhelfen konnte gehörte dieses Thema einfach zu den Dingen, die Diademata jedem direkt auf die Nase band.

    "Eine gute Nacht und viel Glück morgen!" wünschte Diademata noch bevor Avianus das Triclinium verließ.
    Wobei das Glück sicher überflüssig ist. Er ist schließlich ein Iunius.


    Ein letztes Mal für diesen Abend naschte Diademata vom Tisch, dann suchte sie ihre Sandalen am Fußboden. Ihre Sklavin Berenice eilte sofort herbei und schloss die Riemen während Diademata noch einmal herzhaft gähnte.
    "Ich bin so froh in Rom zu sein, auch wenn die besten Männer anscheinend alle aus meiner eigenen Familie kommen." grinste sie zu Berenice. "Aber andere Mütter haben sicher auch schöne Söhne, die nur darauf warten gefunden zu werden!"


    Zufrieden (weil gesättigt und über die Aussichten) verließ auch Diademata den Raum um sich in ihrem Cubiculum noch etwas dem Erhalt ihrer Schönheit zu widmen (und vielleicht auch der Steigerung dieser, aber das durfte natürlich niemand erwähnen).

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    Original von Aulus Iunius Seneca, Decima Stella, Helvetia Crispina und Appius Decimus Massa


    Was für wunderbare Aussichten für das Leben in dieser Stadt! dachte Diademata nachdem Seneca ihr bestätigt hatte, was eigentlich alle Welt wusste: dass es in Rom nie langweilig wurde. Trotzdem hatte die Iunia befürchtet, dass die Erzählungen, Berichte und Angebereien über ausschweifende Feste und zahllose Aktivitäten in Rom maßlos übertrieben wären. Andererseits wäre eigentlich auch noch genug los wenn nur die Hälfte davon wahr war.


    Der Honigkuchen war schon greifbar als ein junges Mädchen Seneca fröhlich begrüßte. Sie war in Begleitung einer Frau und eines Mannes und Diademata überlegte, ob es wohl ihre Eltern waren?


    "Salvete!" grüßte sie die kleine Gruppe zurück. Da Seneca sie anscheinend kannte, überließ sie die weitere Vorstellung natürlich ihm.


    Als Decimus Massa sie auf den 'Mann der Garde' an ihrer Seite hinwies, strahlte Diademata übers ganze Gesicht. "Oh ja, das ist wahr. Mein Cousin hat vorhin schon ein Los beim Strohsack-Duell gewonnen!"
    Diademata gefiel es ausgezeichnet sich im Schatten eines Prätorianers zu sonnen. Obwohl es eigentlich nur das Tüpfelchen auf dem I war, denn sie mochte Seneca auch so sehr gerne und wäre auch von ihm begeistert gewesen, wenn er etwas anderes gewesen wäre.

    "Entschuldige," lächelte Diademata als sie ihre Hand wieder sinken ließ. "Aber ja, ich bin schon ein bisschen müde." Sie würde zwar noch nicht gleich von der Kline fallen aber immerhin stand ihr noch das abendliche Standard-Pflegeprogramm bevor, das auch einige Zeit in Anspruch nahm.


    "Nein, lass nur, ich will dich nicht aufhalten. Es würde den schlechten Eindruck zwar vielleicht wieder ein bisschen besser erscheinen lassen wenn du die Augenringe damit erklärst, dass du deine Cousine unterhalten musstest, aber ein guter Eindruck wäre wohl trotzdem besser." Bei der Vorstellung musste sie doch ein bisschen schmunzeln.


    "Außerdem werde ich in den nächsten Tagen Axilla und Serrana besuchen, da finde ich schon Gelegenheit zu ausschweifenden Gesprächen."
    Für ihre dringendste Angelegenheit wären das sowieso die besseren Zuhörerinnen. Denn egal wie verständig die Männer auch waren die wahren Sorgen einer Frau konnte eben nur eine Frau teilen.
    Morgen geht er zu den Cohortes und dann ist das Leben für die nächsten Jahre für ihn in Ordnung und geregelt. Nein, nur eine Frau kann verstehen, wie wichtig eine Ehe für eine Frau ist!

    "Oh ja, das war eine ganz furiose Rede von dem Präfekten! Hätte mir in dem Augenblick jemand gesagt ich soll mich den Praetorianern anschließen und die Kaiser-Mörder jagen, ich hätte mein Kleid gerafft und mich hinter diesen Mann gestellt!"
    Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte sie sich lieber vor ihn gestellt.
    "Also im übertragenen Sinn. Und ich glaube ganz Rom wäre ihm gefolgt. Ein absolut charismatischer Mann."
    Leider schon verheiratet. Zumindest vermutete Diademata das, denn wie könnte es anders sein?


    "Ich bin sicher, du wirst als Soldat bei den Urbanern genügend Gelegenheit haben, die Stadt zu sehen. Sie heißen ja nicht umsonst Cohortes Urbanae."
    Sie grinste, was direkt in ein Gähnen überging, das sie schnell hinter ihrer Hand verbarg.

    Während Axilla über die Terentier, Cyprianus und Urgulania sprach wurden Diadematas Augen Stück um Stück größer.
    Wahnsinn! Das ist ja wie in einem Theaterstück!


    Als sie dann mit dem Decimern begann trank Diademata noch einen Schluck und blinzelte ihren Blick wieder auf normalgröße zurück. Die Geschichte mit dieser Familie war nicht weniger aufregend und hätte ebenso gut für ein Theaterstück herhalten können. Da allerdings ein paar mehr Protagonisten mitgespielt hatten und es von einem zum nächsten ging hielt sich Diadematas Erstaunen in Grenzen und sie versuchte nur angestrengt der Handlung zu folgen. Ein bisschen trottelig schein dieser Archias schon gewesen zu sein, aber natürlich hatte Axilla recht - keine Frau würde einen Verwandten des Kaisers ablehnen.
    Vielleicht hat er auch noch gut ausgesehen.


    Das mit dem Kind schockte die junge Iunia dann aber doch wieder.
    "Unglaublich!" empörte sie sich nach Axillas abschließenden Worten.


    'In Rom geht es schlimmer zu als in einem Wespennest!' Das hattte Diadematas Mutter gesagt. 'Das ist sehr aufregend, aber auch gefährlich. Also pass immer gut auf dich auf.'
    Und so war es tatsächlich. Um so wichtiger war es für Diademata sich einen Mann zu suchen, der etwas zu sagen hatte. Dann wäre es ihr egal wenn ihr jemand drohte, denn ihre Drohungen würden schlimmer sein!


    "Und gibt es auch Familien, mit denen wir verbündet sind? Oder so etwas in der Art?"

    Diademata schluckte einen Bissen hinunter und ihre Augen leuchteten auf. "Ich war bei der großen Parade anlässlich des Kommandantenwechsels bei den Prätorianern! Das war der absolute Wahnsinn aber auch ein ziemliches Gedränge. Aber die Prätorianer waren wirklich toll anzuschauen wie sie da in Formation marschiert sind und dann die Schaukämpfe!"
    Ganz besonders schmuck anzusehen war der neue Praefectus Praetorio gewesen, aber das erwähnte Diademata nicht. Avianus würde damit vermutlich sowieso nichts anfangen können.


    "Leider konnte ich Seneca nicht entdecken, mit ihren Uniformen sahen die Soldaten von weitem doch irgendwie alle gleich aus. Ich hatte leider keinen guten Platz und saß ziemlich weit hinten."
    Sie zuckte mit den Schultern. Nächstes Mal würde sie es besser wissen.


    "Außer den Wagenrennen im Circus Maximus musst du dir natürlich auch das Amphitheatrum Flavium anschauen. Und das Kapitol mit der Tempelanlage. Sowieso die ganzen großen Tempel, insbesondere auch die auf den Kaiserforen. Aber vermutlich musst du das ja alles bei deinen Patrouillen ablaufen, da kannst du es wahrscheinlich schon bald nicht mehr sehen!"

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    Original von Aulus Iunius Seneca


    Hach, er ist ja so weltgewandt! dachte Diademata über ihren Cousin, der höflich aber deutlich Rhianus Vagus den Weg in einer andere Richtung wies.


    "Da hinten gab es Honigkuchen." Diademata deutete in die entsprechende Richtung. "Darauf hätte ich jetzt Lust."


    Nachdem sie den Provinzler abgeschüttelt hatten konnte sie dann auch Seneca etwas zu Trinken gönnen. "Und auf dem Weg können wir uns noch etwas zu Trinken mitnehmen. Auch wenn der Kampf für dich keine große Anstrengung war hast du dir das redlich verdient." Sie grinste kokett und hakte sich wieder bei ihrem Cousin unter.


    "Gibt es solche großen Feste eigentlich oft in Rom?"

    Innerhalb von wenigen Augenblicken zerplatzte die Blase von Diadematas heiler Welt. Sie war immer umsorgt und behütet gewesen und die Welt um sie herum harmonisch und sorgenfrei. Ihre größten Sorgen galten daher der Perfektionierung ihrer weiblichen Vorzüge und dem Vorhaben, den perfekten Ehemann zu finden und in einer Ehe aufzugehen. Mehr hatte sie nicht und die Tatsache, dass ihr Vater früh gestorben war und sie die Verantwortung für ihre Eheschließung daher ganz allein tragen musste, betrübte sie manchmal schon sehr.


    Dass es in der realen Welt um sie herum noch viel schlimmer aussah, lag jenseits ihres Horizonts.
    "Aber...." wollte sie einen Einwand beginnen, dass zwanzig bei der zweiten Hochzeit ja auch nicht mehr schlimm wäre, bei der ersten aber eben schon. Doch sie brachte den Satz nicht heraus im Angesicht des Szenarios das Axilla skizzierte.


    Es war besser, sich in die Familienauflistung zu flüchten.
    Germanincer - halten nichts von iunischen Traditionen - abgehakt.
    Quintilier, Purgitier, Helveter - keinen Einfluss, keine Männer - abgehakt.
    Iulier, Octavier - stehen in der Gunst des Kaisers - abgehakt?
    Decimer, Terentier - stehen in der Gunst des Kaisers und würden die Iunier am liebsten abstechen - abgehakt.


    Rom, entdecke die Möglichkeiten! Von Wegen!


    Aber vielleicht wäre es trotz allem besser irgendjemanden zu heiraten der jetzt Einfluss hatte und sich dann wieder scheiden zu lassen. Das mit den Kindern könnte Diademata ja noch eine Weile aufschieben bis der Krieg vorbei war (so einfach war das in ihrer Vorstellung). Und als geschiedene Frau wäre es dann egal wie alt sie bei der zweiten Hochzeit wäre.


    "Warum wollen die Decimi und Terentii die Iunii abstechen?" fragte sie, nur weil sie Axillas Frage nach der Eheschließung nicht so direkt beantworten wollte.

    "Oh, das ist aber schade," sprach Diademata ihren ersten Gedanken frei heraus, nur um sich dann schnell zu korrigieren. "Also ich meine, das ist natürlich toll wenn sie dich aufnehmen, aber dass du dann nicht mehr hier wohnst ist schade."


    Dann würde sie also auch weiterhin alleine hier wohnen. Andererseits hatte sie ja sowieso vor bald zu ihrem künftigen Ehemann zu ziehen.


    "Wenn es dir bei deinem Ausgang langweilig werden sollte dann kannst du mir ja Bescheid geben. Vielleicht können wir mal etwas gemeinsam unternehmen."


    Sie wusste zwar im Augenblick nichts alltägliches was ihnen beiden gemeinsam in Rom Spaß machen könnte (Themenbesuch fiel natürlich aus, Einkaufen langweilte Männer nur und Diademata mochte es nicht, sich durch voll gestopfte Straßen oder Märkte zu drängen, Tavernenbesuche mochte sie gar nicht, und Weben und Sticken gehörte sich er auch nicht zu Avianus Lieblingsbeschäftigungen), aber irgendetwas würde sich sicher finden.

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    Original von Aulus Iunius Seneca und Rhianus Vagus


    "Du warst wirklich fantastisch!" begrüßte Diademata ihren Cousin als er zu ihr zurückkehrte. "Bestimmt bringt uns dieses Los Glück!
    Diademata hatte noch nicht mitbekommen was es eigentlich zu gewinnen gab, aber gewinnen war schließlich immer gut.


    Auch Diademata wollte Seneca vorschlagen etwas trinken zu gehen, da er nach der großen Anstrengung sicher durstig war. Als sich aber sein Gegner ihnen anscheinend anschließen wollte war das für Diademata zu viel.
    Was für eine unangenehme Vorstellung mit diesem Kerl nähere Bekanntschaft zu schließen!


    Natürlich stammte er aus der Provinz. Germania Magna. Wie das schon klang! Denn dass das 'magna' nicht für groß wie großartig oder bedeutsam stand das wusste schließlich jedes römische Kind. Eher für große wie endlos und einsam, finster und düster.
    Brrr.

    Sie beschloss Rhianus Vagus daher einfach zu ignorieren und auch seine Frage zu übergehen. Am Ende war er noch nichtmal ein römischer Bürger (von der Gens Rihana hatte Diademata noch nie etwas gehört, auch wenn das nicht viel heißen musste).
    "Ich würde gerne eine Kleinigkeit essen," wandte sie sich Seneca zu. "Irgendwas süßes!"

    "Oh ja, das machen wir!" bestätigte Diademata den gemeinsamen Besuch des nächsten Wagenrennens. Dann würde Avianus schon sehen welche die beste Factio war (natürlich die Purpurea!).


    "Gladiatoren in der Armee? Nein, also das passt doch nicht. Eine disziplinierte Truppe, die den feindlichen Reihen gegenübersteht ist doch irgendwie etwas anderes als so ein Kampf Mann gegen Mann. Also, glaube ich zumindest."
    Immerhin war die römische Armee doch berühmt für ihr diszipliniertes Vorgehen, was man von Gladiatorenkämpfen nicht gerade behaupten konnte.


    "Ich persönlich mag nur die professionellen Kämpfe bei denen sich ausgebildete Gladiatoren gegenüber stehen. Dieses Gemetzel, wenn irgendwelche verurteilten Verbrecher oder Kriegsgefangene in den Ring geworfen werden und die sich dann mit aller Gewalt und ohne Sinn und Verstand die Köpfe einhauen, das finde ich ehrlich gesagt ziemlich langweilig. Dann kann ich mir auch gleich einen Hahnenkampf anschauen." (Was Diademata natürlich nie tat.)

    Sie zuckte mit den Schultern. "Aber als Politiker muss man natürlich auch dem einfachen Volk etwas bieten." Dem einfältigen Volk.
    "Und wenn mein Ehemann dann Spiele veranstaltet, dann werde ich ihn natürlich auch zu solchen Gladiatorenspielen begleiten."
    Auch wenn Diademata hoffte, dass ihr Ehemann genügend Geld haben würde um eine professionelle Gladiatorenschule zu beauftragen.


    Sie nippte nachdenklich an ihrem Becher. "Hast du dich eigentlich schon bei den Cohortes Urbanae beworben? Wie sind da die Chancen, meinst du sie nehmen dich direkt auf?"
    Das wäre ja fast schade wenn er dann auch in der Castra leben würde.