Beiträge von Petronia Romana

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    Nuha


    Die Grauhaarige war kaum in der Lage dem jungen Ding zu folgen. Auch sie vernahm die Ankündigung der Gaukler und kannte die Vorliebe von Romana, ihnen zu zu sehen. Meist vergaß sie dabei die Zeit und wo sie sich befand. Oft schon musste die Ältere sie dabei ermahnen und es gab danach unschöne Szenen zwischen ihnen. Heute hoffte sie, würde es sich in Grenzen halten. Seit sie in Rom waren, stand das Thema Heiraten zwischen ihnen und es hatte sich noch nicht sonderlich gebessert. Es war eine Distanz wischen den beiden Frauen zu spüren, was die Alte sehr mitnahm und was sie unbedingt aus der Welt schaffen wollte.
    Schnellen Schrittes, um den Abstand nicht größer werden zu lassen, folgte sie Romana und hielt dabei Ausschau nach den Musikanten, deren Klänge immer lauter an ihr Ohr drangen.

    Als der Sklave mit den Getränken kam, stand die Begeisterung über dessen ungewöhnlichen Schmuck der Braunhaarigen ins Gesicht geschrieben. Für einen kurzen Moment glitzerten ihre Blauen und ihre schönen Lippen formten sich zu einem stummen 'oh'.
    Erst als Classicus sie auf den Körperschmuck von Azar ansprach, war Romana wieder mit ihrer Konzentration bei ihm und beobachtete sein Tun. Wie er den Armreif besah und sie dazu ansah, irritierte sie etwas, war sein Interesse wohl eher auf sie gerichtet, als auf den ausgefallenen Oberarmreif.
    Nachdem die Sprache auf die Entwürfe kam, gab sie Nuha zu verstehen, dass sie die Schatulle öffnen solle und nahm ihr die Mappe mit den Entwürfen ab. Sorgsam waren sie auf Papyrus gezeichnet und viele Details Blüten und Gräsern nach empfunden. Einzeln entnahm sie die Zeichnungen und schob sie aufgereiht auf den Tisch. Wie du siehst, handelt es sich vorwiegend um Ohrringe in Creolenform und um Gürtel in der Art wie dieser. Sie deutete auf ihre sehr schlanke Taille, um die sich ein aus feinen Goldplättchen gearbeiteter Gürtel wand. Aus dem von der Grauhaarigen gereichten Kästchen entnahm sie eine goldene Fibel und einen gehämmerten Haarreif, den sie ebenfalls zu den Entwürfen gab.
    Wie viele Sklaven beschäftigst du und wie gut können sie nach Entwürfen arbeiten? Eine Frage die sie besonders beschäftigte, nachdem er nicht den Eindruck vermittelte, dass er sich bisher eingehend um seine Schmiede gekümmert hatte. Es ist nicht so einfach kunstvoll gearbeitete Schmuckstücke zu fertigen, die den anspruchsvollen Römerinnen gefallen. Auch gibt es bereits Interesse für gefertigte Stücke, die durchaus ein nötiges Geschick erfordern.
    Um Classicus eine Pause zum Überlegen zu gönnen, trank sie einen Schluck aus dem ihr gereichten Becher. Dabei wechselte ihr Blick zwischen den mit Schmuck behangenen Sklaven und seinen Herrn hin und her, gespannt auf seinen angesprochenen Vorschlag.

    Als Classicus das Atrium betrat stand Romana auf und grüßte mit einem Lächeln und einem freundlichen Salve! Petronia Romana, wir standen im schriftlichen Kontakt, wenn du Aemilius Classicus bist.
    Das ist Nuha, meine Begleitung. Mit einem leichten Nicken wurde auf die Grauhaarige gedeutet. Wir nehmen beide ein Wasser, wenn es dir nicht zu viel Mühe bereitet. Sie deutete Nuha sich etwas abseits aufzuhalten und nahm wieder Platz. Es freut mich, dass du mir die Ehre erweist und ich dir meine Entwürfe zeigen darf. Wie ich dir bereits mitgeteilt habe, ist es mir nicht neu für eine Goldschmiede zu entwerfen und deshalb mein Interesse groß, bei dir vorzusprechen. Für die Braunhaarige war es eine Selbstverständlichkeit zu verhandeln und sich über Schmuck zu unterhalten, deshalb nahm sie das Gespräch ohne Scheu auf und gab sich sehr selbstbewusst.
    Wie immer, trug sie auch heute einen Gürtel aus Goldplättchen und einen Oberarmreif. Eben diesen zog sie aus und schob ihn auf ohne Umschweife auf den Tisch. Das ist eines der Stücke, was ich dir zeigen möchte, Zeichnungen und weitere Stücke trägt Nuha bei sich. Erneut ruhte ihr Blick in seinem Gesicht und ein offenes Lächeln erschien auf ihren Lippen.

    Die Ermahnung von Nuha hatte Wirkung gezeigt und die Braunhaarige an den Ort des Geschehens zurück geholt. Romana sah sich stillschweigend um, den Blick abermals in Richtung Stab gelenkt, um ganz sicher zu sein. Es war wie es war und es hatte sich nichts verändert. Mit Stolz in den Blauen hielt sie den Arm ausgestreckt. Sie wollte sich das Los abholen. Wollte an der Lotterie teilnehmen, vielleicht sogar einen Preis gewinnen. Wartend beobachtete sie das Geschehen auf der Suche nach Serapio und den Kleinen, der unbedingt zum Wagenrennen wollte. Irgendwann mussten sie doch wieder auftauchen oder wenigstens ihren Weg kreuzen. So wie jetzt Massa und Stella mit dieser etwas schrill wirkenden Crispina. Noch hielt sie die Hand hoch, nutzte es auch sogleich für ein fröhliches Winken. Wobei …?
    Nuha sah sie strafend an, eine Warnung die von der Jüngeren sehr genau verstanden wurde. Sie verbiss sich das Rufen und über die Lippen kam nur ein ganz leises aufbegehrendes jaja geperlt. Wenige Wimpernschläge später erhielt sie das ersehnte Los, welches sie strahlend an ihre Begleiterin weiter gab. In ihrer euphorischen Stimmung hätte sie es verlieren können und dessen war damit vorgebeugt und sie behielt die Hände frei für weitere Aktivitäten.
    Angezogen von lauten Klängen, bahnte sie sich, gefolgt von der Grauhaarigen, ihren Weg durch die Menge. Die durch einen Rufer angekündigten Gaukler fanden ihr Interesse. Sie liebte es, ihnen zuzusehen und ihre Kunststücke zu bewundern. Noch waren sie nur zu hören, aber bald ...

    Das Stimmengewirr um sie herum jetzt vollkommen ausblendend und die Konzentration auf den Stab richtend, atmete die Braunhaarige tief Luft in ihre weit geöffneten Lungen. Ihr Herz begann dadurch langsamer und ruhiger zu schlagen und für einen kurzen Augenblick schien die Welt um sie herum nicht mehr zu existieren. In dem Moment warf sie mit viel Schwung und einem leicht linksgerichteten Bogen ihr Hufeisen auf das Ziel zu. Gleichzeitig mit dem Loslassen, presste sie einen befreiendes Schnaufen und einen nicht sehr damenhaftes Schrei über ihre leicht geöffneten Lippen.
    Dem lauten Ja … ja … Hurra! folgte ein euphorisches Hopsen und wenig später das Umarmen von Nuha.

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    Nuha


    Nicht gefasst auf den Gefühlsausbruch ihres Schützlings, färbten sich deren sonst fahlen Wangen rötlich. Ebenfalls blieb ihr Tadeln aus und ein leises Lachen erklang, begleitet von einem warmen, sehr herzlichen Blick in ein strahlendes Gesicht und zwei leuchtend blaue Augen. Fortuna war die hold und hat sich für deine Gabe bedankt. Sprach sie ihr Lob leise, sich aus der Umarmung lösend. Dennoch solltest du dich wieder fassen und dich an den Ort erinnern, an dem du dich befindest. Das zuletzt Gesprochene klang ermahnend und ward leise ausgesprochen. Der Blick dazu vermittelte jedoch weiterhin die Wärme und Herzlichkeit des Augenblicks.

    So schnell, wie der Ianator war, so schnell konnten Romana und Nuha kaum folgen. Sie war ausgestiegen und gemeinsam mit ihrer Begleitung durch die Porta ins Atrium gefolgt. Nicht ganz zufrieden mit der Situation und etwas irritiert, als der Türsteher sie einfach allein ließ und davon ging, sah sie ihm nach und dann zu ihrer Begleitung.
    Auch in deren Augen sah sie mehr Verwunderung, als Normalität. Nichts desto trotz blieb sie äußerlich entspannt, war innerlich aber mehr als nur aufgeregt. Auch wenn die Verhandlungen nicht so neu waren und sie sich mit dem Herstellen von Schmuck auskannte, war sie gespannt auf den Besitzer einer solchen Goldschmiede.
    Die Zeit des Wartens verkürzte die Braunhaarige mit Umsehen. Was sie sah, gefiel ihr. Es war nicht ganz ihr Geschmack, allerdings passend in den Details und gut aufeinander abgestimmt. Durchaus ein Ort des Wohlfühlens und der Begegnungen, dessen Ruhe und der Blick ins Grüne eine beruhigende Wirkung auszustrahlen vermochte.
    Wieder wanderten ihre Blauen zur Grauhaarigen, die sich ebenfalls umsah. Seit dem Aussteigen aus der Sänfte, hielt sie die Entwürfe in den Händen und eine kleine Schatulle mit Schmuckstücken. Ihr ein verhaltenes Lächeln schenkend, deutete Romana mit dem Blick Richtung Sitzplatz, näherte sich entschlossen und nahm Platz.

    Endlich war die Reihe an Romana. Sie hielt das Hufeisen mit der rechten Hand und sah prüfend auf ihre Finger. Knapp unterhalb der Öffnung umschloss sie das kalte Metall und wog es hin und her schwingend. Ihre Blauen ruhten auf dem Stab, um den sich zahlreiche Eisen tummelten, die es galt zu übertrumpfen. Sie musste entweder das Ziel genau treffen oder aber näher mit ihrem Wurf heran reichen.
    Gerade als die Konzentration am größten war und sie werfen wollte, wurde sie durch das Pfeifen eines Kerlchen abgelenkt und musste ihren Versuch vorerst abbrechen. Gut erzogen unterließ sie das Fluchen und verzog nur leicht schmollend ihr Lippenpaar in Richtung der Grauhaarigen.
    In der Zwischenzeit warf ein anderer Teilnehmer, der das Ziel zwar traf, dessen Eisen sich aber nicht um den Stab wand sondern abgeschmettert davon flog. Ärgerlich! Ertönte die helle Stimme von Romana, klang aber nicht wirklich mitleidig in ihrem Tonus. Als sie der Blick von Nuha traf, sah sie schuldbewusst zu Boden und räusperte sich. Was sie allerdings nicht davon abhielt, den Versuch erneut zu starten und sich auf das Werfen zu konzentrieren.

    Die Hand von Romana lag sacht in der Armbeuge von Masse, als sie den Hortus betraten. Bisher hielt sie sich kaum dort auf, zu viel gab es in Rom zu erledigen und die letzten Tage waren mit Überraschungen gespickt, die erst einmal verarbeitet werden mussten. Eine Nachricht von Crispus stand immer noch aus und bereitete der Braunhaarigen einiges Kopfzerbrechen. Deshalb ging sie auch nicht weiter auf seine Bemerkung über Liebe und Ehe ein, sondern steuerte gleich auf ihr Lieblingsthema zu. Ideen habe ich immer und unzählige Entwürfe schlummern noch in meiner Reisetruhe und wollen umgesetzt werden.
    Mit ihren hellblauen Augen sah sie sich um. Ihre Blicke waren dabei stets auf Entdeckungsreise und meist trug sie ihre Zeichensachen bei sich, wenn sie in die Natur hinaus ging oder einen Garten betrat. Sie liebte es Blüten zu zeichnen oder Gräser in Bildern fest zu halten. Ich habe einige Stücke mitgebracht, außerdem werde ich bald Nachschub herstellen lassen, wenn ich … Mit Leuchten in den Augen sah sie zu ihm auf und dämpfte die Stimme auf ein leises Flüstern. Ich habe eine Einladung und die werde ich in näherer Zukunft wahr nehmen. Ein Besitzer einer Goldschmiedewerkstatt hat Interesse an meinen Entwürfen und möchte sich meine Stücke ansehen. Noch war es nicht spruchreif und deshalb hielt sie sich zurück … Natürlich habe ich einiges mitgebracht und sehr gerne … aber Abkaufen. Gut erkennbar kräuselte sie ihr Näschen und sie schüttelte fast energisch ihr Köpfchen. Es sind Geschenke, die ich dabei habe und davon würde ich dir einen Armreif oder auch zwei Fibeln schenken, die Wahl überlasse ich dabei ganz dir. Später können wir ins Geschäft kommen wenn … Die Stimme wurde wieder leiser. Wenn ich wie angeboten, die Verwaltung der Herstellung übernehme.

    Die ganze Zeit lag das Augenmerk der Braunhaarigen auf dem Stab, als Ziel für das Hufeisenwerfen. Die meisten Versuche der Werfer waren ihm nah gekommen, einen direkten Kontakt mit dem Holz gab es nicht. Auch sie ließ sich ein Huf geben, wog es bedächtig in ihren zarten Händen. Durch den Kontakt mit einem Goldschmied, wo sie oft Edelmetall zwischen den Fingern halten konnte, war ihr das Gefühl nicht fremd und sie war recht sicher in der Handhabung. Noch war sie nicht an der Reihe und beobachtete nur.

    Nachdem Serpio gegangen war und Romana sich zwischen den vielen Leuten etwas verloren vorkam, griff sie sich den Arm von Nuha. Lass uns aus dem Getümmel gehen. Ihre Stimme klang weder enttäuscht noch herrisch, sie war es einfach nicht gewöhnt zwischen so vielen Menschen herum zu gehen und sich zu verlustigen.
    Viel lieber ging sie an den Ständen vorbei und besah sich die Waren. Am liebsten würde sie die Künste eines Goldschmiedes bewundern. Bisher fand sie wenig Angebote von Schmuck in Rom, im Gegensatz zu ihrer vorherigen Heimat.
    Hier und da blieb sie stehen, beobachtete Kinder beim Apfelschnappen, wie ihre Köpfe im Wasser verschwanden und sie prustend wieder auftauchten. Amüsierte sich über ihr Kreischen, wenn es ihnen gelang einen am Stiel zu packen und zwischen den Zähnen an die Oberfläche zu ziehen, er doch wieder hinein fiel. Am Hufeisenwerfen blieb sie dann doch wieder stehen. Meinst du, ich sollte das probieren? Zu ihrer Begleitung gewandt, funkelten ihre hellblauen Augen fragend. Vielleicht hat Fortuna sich über mein Füllhorn gefreut und steht mir bei.

    Nun war Romana bereits mehrere Tage in Rom und dort nicht untätig. Auch wenn sie in vielen Dingen sehr naiv erschien und nach Außen zerbrechlich und schutzbedürftig wirkte, eines war sie nicht, schüchtern.
    Mit Nuha an ihrer Seite bekam sie die nötige Unterstützung und auch den Mut zugesprochen, der ihr ab und an abhanden kam. So auch heute. Sie waren gemeinsam auf dem Weg, um ein Geschäft abzuschließen und die Braunhaarige ziemlich nervös. Ein Bote des Marcus Aemilius Classicus gab am Vortag einen Nachricht an ihre Begleiterin weiter, die sie nun in den Händen hielt.
    Eine Sänfte war schnell gefunden und die Adresse nicht unbekannt. Als jedoch durch den Ruck, der das Angekommen signalisierte, ihr zierlicher Körper durchgeschüttelt wurde, griff sie zitternd nach der Hand der Grauhaarigen. Die obligatorische Frage - wie seh ich aus? - blieb hinter ihren Lippen verschlossen und in ihren hellblauen Augen war ein leichtes Zögern zu erkennen. Erst der Blick von Nuha munterte sie wieder auf und das drücken ihrer Hand war wie das Öffnen eines Tores. Du kannst mich jetzt anmelden. Die leisen Worten kamen mit Bestimmtheit über die dezent geschminkten Lippen und ließen keinen Platz für Widerworte.

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    Nuha


    Die kleine, leicht gebückt gehende Alte, stieg aus und lächelte noch einmal zur Jüngeren.
    Ohne Umschweife und keinesfalls schüchtern wirkend, näherte sie sich dem Portal der Casa Aemilia, erklomm die wenigen Stufen und kopfte.

    Die Beschäftigung der Braunhaarigen bestand die ganze Zeit darin, zu Nippen und mit dem Obarmreif zu spielen. Erst als Leben in die kleine Gruppe kam, sah Romana in deren Richtung. Worum es genau ging und wo sie hin wollten, das war ihr entgangen, dass sie zum Aufbruch bereit waren weniger. Was der Blick von Stelle zu Catus und dann in ihre und Crispinas Richtung bedeuten sollte, entschloss sich ihr nicht. Kam in dem Augenblick auch Massa wieder zurück und ihre Konzentration fiel ganz auf seine Erscheinung. Dabei entging ihr weder sein Blick zum Blonden noch der verletzte Mundwinkel. Jedoch fand sie das Eine noch das Andere erwähnenswert, vielmehr lächelte sie zu seiner Entschuldigung. Der Hortus ist eine Augenweide und ich nehme gerne die Entschädigung an. Sie griff bewusst das Wort auf, sah sie doch keinen Grund, weshalb er sich bei ihr entschuldigen sollte.
    Mit seiner Frage nach dem zukünftigen Mann, erschien wieder das dezente Erdbeerrot auf ihren Wangen, was ihr Gesicht mädchenhaft zeichnete. Bedacht langsam schob sie den Ring über den Arm und fixierte ihn wenige Wimpernschläge lang mit ihrem Blick auf dem Oberarm. Dabei arbeitete es hinter ihrer Stirn, erkennbar an den kleinen Fältchen die erst sichbar wurden, als sie ihn wieder ansah. Um die Mundwinkel begann es leicht zu zucken und bevor sie antwortete, war ein Schmunzeln zu erahnen. Wie meinen Vater. Eine Antwort einer jungen naiven Frau, deren Zuneigung bisher den Männern in ihrem Umfeld galt. Er hat meine Mutter geliebt und so möchte ich einmal meinen Ehemann lieben. Auch das sah sich wahrscheinlich falsch, was wusste sie schon von Liebe und deren Gefühle. Allerdings war es ihr ernst damit und das spiegelte sich in ihren hellblauen Augen wieder und in deren Leuchten zu den erklärenden Worten.

    Als das Salve! an ihr Ohr drang, war Romana zwischen den Säulen angelang und erkannte jetzt erst Serapio. Er musste sie die ganze Zeit gesehen oder gar beobachtet haben und genau von dem Gedanken getragen, überzogen sich ihre Wangen erdbeerrot. Salve auch dir und danke für das wundervolle Fest und ... ihr Arm beschrieb einen kleinen Bogen. Der Tempel wird für alle Zeit an einen wundervollen Mann erinnern und Fortuna wird stolz sein, diesen Mann zu kennen. Inwieweit die Cousine stolz auf ihren Cousin war, dass konnte er in ihren hellblauen Augen erkennen. Selbst noch, als ihre Aufmerksamkeit auf den Kleinen überging, leuchteten sie und sprühten vor Begesterung wie nun auch ihre Stimme. Sehr gerne mit dir und Secundus. Dabei schob sie ihre Hand unter seinen angebotenen Arm und lächelte. Eine bessere Begleitung könnte ich mir nicht vorstellen und so hautnah habe ich Speerwerfen noch nie erlebt. Während sie an seiner Seite die Stufen beschritt, warf sie einen kurzen Blick über die Schulter. Sie war sich sicher, Nuha würde ihr folgen und mit ihrer Entscheidung zufrieden sein.
    Vom Glücksgefühl getragen, was nicht nur Fortuna geschuldet war und stolz auf die Begleitung des Schirmherren der Festlichkeit an ihrer Seite, schritt sie von den hellblaugen Blüten bekränzt neben ihn her. Das Kribbeln durch die Aufregung verbarg sie gekonnt durch leise staunende Töne, wenn sie etwas besonders Interessantes sah, was sie am liebsten laut von sich gegeben hätte.
    Am eigentlichen Ziel angelangt, hielt sich Romana dann im Hintergrund und beobachtete konzentriert. Dabei nahm sie sich auch vor, es später zu zeichnen. Vor allem das Gesicht des Kleinen faszinierte sie, wie er mit leuchtenden Augen die Iaculi entgegen nahm und auf Serapio acht gab, der ihn geduldig und sichtlich mit viel Spass, dabei behilflich war.

    Zurück blieb Romana mit dem Schmuckstück und seinen Worten zu ihren Entwürfen. Sie empfand es nicht einmal seltsam, als er ging und sich entschuldigte. Viel zu sehr war sie von den Gedanken beseelt und von seinem Lob. Erst als sie sich umsah zeichnete die Verwunderung kleine Fältchen auf ihre Stirn. Die Plätze von Serapio und seiner Schwester waren leer und jetzt war auch noch Massa gegangen. Mit einem Blick zu Stella und einem sachten Heben der Schultern, wurde ihr Unverständnis verdeutlicht und es folge ein ratloses Zucken ihrer Mundwinkel. Unentschlossen wirkte die Braunhaarige, als sie nach ihrem Becher griff und daran zu nippen begann. Noch einmal ging sie das Gesagte durch, verfolgte gedanklich die Unterhaltung. Für sie war nichts Anstößiges zu finden und selbst wenn - weshalb waren die anderen Beiden gegangen? Sollte sie jetzt auch gehen? Etwas vereinsamt saß sie weit ab von den Anderen, die sich offenbar angeregt unterhielten und wahrscheinlich nicht einmal Anstoß daran nahmen.
    Der Blick zwischen Crispina und ihrer Mutter war ihr entgangen und selbst wenn, sie hatte das Gespräch der Anwesenden nicht verfolgt und sich nur auf ihres konzentriert.

    Einer Säule gleich stand Romana zwischen diesen und hielt den Atem an. Der kleine Tempel war äußerlich bereits eine Harmonie aus Kunst und Architektur. Was sie danach im Inneren vorfand, entsprach ganz dem Geschmack der Braunhaarigen und am liebsten hätte sie das Gesehene sofort es in einer Zeichnung für sich festgehalten. Mit funkelnden Blicken umrundete sie die Konturen des steinernen Baldachins, zog danach fasziniert die Silhouette der Statue von Fortuna nach. Sie wirkte so jung und ihre Dynamik ging sofort und sichtbar auf die mädchenhafte Erscheinung Romanas über, die sich zu straffen begann und gleichzeitig Nuha das Füllhorn abnahm. Die Augen unter das Dach gelenkt, las sie tonlos und mit Bedacht die Verse von Horaz. Dabei begann sie sich langsam auf der Stelle zu drehen, wirkte zwischen den Säulen selbst wie ein Abbild der jugendlichen Schutzherrin. Leicht benommen von der Drehung, den Eindrücken und vor allen den Düften der unzählingen Blüten wandelte sie langsam und in kleinen Schritten über den weißen Marmorboden auf die bunt bemalt Statuette zu. Kurz vor Erreichen blieb sie, vor Staunen leise schnaufend stehen und las. Dieses Mal jedoch leise und hörbar, ohne sich zu rühren die golden ausgemalten Lettern. Selbst wenn die Anwesenden sie angestoßen, angesprochen oder weggedrängt hätten, sie war ganz in sich gekehrt und von Stolz erfüllt durch den Wortlaut der Inschrift. Ging es doch dabei um den Cousin ihrer verstorbenen Mutter und auch wenn sie nicht dieser Gens angehörte, fühlte sie sich doch mit ihrem Herzen derer verbunden.
    Wenige Wimpernschläge später, zurück im Tempel mit all seinen Geräuschen und Besuchern, übergab sie ihr getragenes Füllhorn der eigentlichen Bestimmung, verbunden mit leise gemurmelten Worten der Verehrung.

    Durch ihr Talent, die Dinge in ihrer Gesamtheit zu sehen, war es nicht leicht Romana zufrieden zu stellen. Ihre Vorstellung von der Opfergabe war schlecht mit dem Original zu vereinbaren und immer wieder gab es deshalb Diskussionen mit Nuha. Die Ältere bestand darauf ein Füllhorn zu erwerben und mit weißen Blüten und blauen Trauben zu bestücken, die Jüngere war für blaue Blüten und gemischtem Obst. Selbst über die Größe des geschwungenen Hornes gab es Streit, schließlich einigten sie sich auf eines der größeren und die Grauhaarige trug es. Auch hatte sich die Braunhaarige durchgesetzt und die Füllung wurde gemäß ihren Wünschen zusammen gestellt.
    Nun galt es noch bis zum Tempel zu gelangen, ohne sich aus den Augen zu verlieren. Die Vielfalt der Angebote ließ Romana verweilen und ständig wurde sie angesprochen und abgelenkt. Schlußendlich trug sie, passend zu ihren hellblauen Augen, einen Kranz aus Anchusa azurea und war froh, das Ziel unbeschadet erreicht zu haben, als sie zwischen den Säulen hindurch ins Innere trat.

    Innerlich mehr als aufgeregt und nach Außen eher nachdenklich wirkend, saß Romana bequem zwischen den Polstern. Nuha war angehalten die Vorhänge geschlossen zu lassen und es kam keine wirkliche Unterhaltung auf. Die Braunhaarige hatte es ihrer Sklavin immer noch nicht verziehen, dass sie von ihr so spät den wahren Grund ihrer Reise erfuhr. Auch wenn sie nun die Familie ihrer Mutter kennen lernen durfte und mehr als zufrieden damit war, wurmte es sie ungemein. Doch wollte sie sich heute ihre Stimmung davon nicht trüben lassen und als sie das Ziel erreichten, verschwand ihr Trübsinn und ein Lächeln erschien auf ihrem zarten Gesicht. Sie wusste nicht, was sie erwarten würde, war es das erste Fest dieser Art und durch die lauten Stimmen, die nun an ihr Ohr drangen, schlug auf einmal ihr Herz bis in den Hals.
    Als die Sänfte auf dem Boden zum Stehen kam und die Grauhaarige den Blick frei gab, hielt die Jüngere beeindruckt den Atem an. Die Übermacht von Blumen und Düften, die Farbenpracht und vor allem der Blick auf den Tempel überwältigten sie. Ihre hellblauen Augen begannen zu Leuchten, als sie unterstützt durch die Hand von Nuha, auf ihren Füßen zum stehen kam. Fast wie ein Ritual erklang ihr leises - wie seh ich aus? - während mit flinken Fingern ihre Begleiterin ihr Gewand ordnete und sie sich dabei bereits umsah.
    Zuerst wollte sie Fortuna huldigen und dafür wanderte ihr Blick über die unzähligen Buden auf der Suche nach einer unblutigen Opfergabe in Form von Blüten und Früchten.

    Ohne Argwohn, dafür war Romana auch viel zu naiv und eher weltfremd, sah sie zu Massa und verfing sich in seinem Blick. Sie sah in ihn eine Person, die ihr durch das Verwandtschaftsverhältnis zugetan war und deren Augenmerk ihr als Tochter von Atilicina galt. Bisher bestand kaum Kontakt zu Männern und ihr Interesse war eher als gering zu bezeichnen. Durch seine Fragen angeregt, sprach sie doch sehr gerne über die Herstellung des selbst entworfenen Schmuckes, begann sie im Plauderton. Weder noch, ich bin keine Germanin. Ihr klangen noch die Worte von Stella in den Ohren, die sie als Barbarin bezeichnet hatte und deshalb lag ihre Betonung darauf, sobald die Rede aufkam. Im Haus meines Großcousins wurde nach römischen Werten gelebt und auch dort haben wir der römischen Götter gehuldigt. Der erste Weg in Rom hat mich deshalb sogleich zu Minerva geführt und ich habe ihr ein unblutiges Opfer in Form von weißen Lilien in ihren Tempel getragen.
    Ihre Hellblauen verließen kurzzeitig seine Person und konzentrierten sich wenige Augenblicke auf die Anwesenden. Dabei entging ihr nicht, dass Crispina sich um Serapio bemühte und sie sich offenbar angeregt unterhielten. Um ihr nicht nachzustehen, nahm sie das Gespräch mit Massa wieder auf und ihn vorab ein Lächeln schenkend. Bis auf die wenigen gemeinsamen Familienessen, habe ich mich lieber zurückgezogen und Entwürfe gezeichnet. Um das noch zu verdeutlichen, nahm sie einen der Oberarmreifen ab, gab ihn an den Decimer weiter. Danach wurden solche Stücke hergestellt, die ich zum Teil auch selbst tragen darf.
    Auf das Prosten, erwiderte die Braunhaarige mit dem Heben des Bechers, kam allerdings nicht mehr zum Trinken, ob der Reaktion nach seiner sie belustigende Frage. Welchen Mann meinst du? Ich habe keinem Mann.
    Die leichte Röte durch das angeregte Plaudern, verstärkte sich durch seine Worte und durch das helle Lachen wirkte sie mädchenhaft. Sie sah es als Scherz und als er die Weinbeere zwischen die Lippen schob, tat sie es ihm gleich.