Beiträge von Petronia Romana

    Heute war ein großer Tag für Romana und das spiegelte sich in ihrem Gesicht wider oder besser auf ihren erdbeerroten Wangen. Serapio lud zum Fest, überall war es zu hören und sie wollte dabei sein. Seit Stunden scheuchte sie Nuha durch die Casa. Erst ließ sie sich ein Bad richten, dann gab es Probleme mit den Haaren und zu guter Letzt gefiel ihr die Tunika nicht.
    Endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, war Zufriedenheit in ihren hellblauen Augen zu erkennen. Selbst die Ältere hielt vor Staunen die Luft an, erkannte sie ihren Schützlich doch kaum wieder. Du bist so still, gefällt dir etwas nicht? Die Braunhaarige hielt den Spiegel in der Hand und betrachtete sich. Sind es meine Haare oder ist es die Farbe meines Chiton? Sie konnte nicht wirklich etwas erkennen, was der Grund für die Sprachlosigkeit sein könnte und hob deshalb nur kurz die Schultern. Ihre Locken waren locker mit kupfernen Haarnadeln hochgesteckt und dort nur zu erahnen. Der sandfarbene Leinenstoff harmonisierte perfekt mit ihrer zarten Haut und der Farbe ihrer Augen. An den Füßen trug sie ein paar braune Sandalen, deren Einfachheit durch eine Schnalle, passend zum goldenen Gürtel, hervorgehoben wurde. Genau so abgestimmt waren die Broschen, die von den Schultern ausgehend, in Abständen über die Oberame angebracht, den einzigen Schmuck darstellten. Ich bin zufrieden und du solltest es auch sein. Damit gab sie ihr zu verstehen, dass sie keine Widerworte hören wollte und bereit war zum Gehen. Ich hoffe, die Sänfte steht bereit und wir kommen nicht zu spät. In ihrem knöchellangen Gewand fiel es ihr leicht, schnell zu gehen und so blieb ihrer Begleitung nichts anderes übrig, als wortlos hinterher zu hasten.

    Mit einem sehr bequemen Reisewagen meines Großcousins, der Begleitung einer Sklavin namens Nuha und einem zuverlässigen Kutscher. Ob das die Antwort auf die Frage von Massa war oder ob sie ihn falsch verstanden hatte? Romana sah ihn entwas nachdenklich an und ergänzte dabei leise. Das war der erste Teil. Der Wichtigere ist, dass ich die Gens meiner verstorbenen Mutter kennen lernen wollte - Decima Atilicina. Den wirklichen Grund verschwieg sie vorerst, wollte sie ihn nicht vor Gästen ausbreiten, war es ihr doch selbst noch unangenehm und sie hatte sich noch nicht mit der Tatsache anfreunden können, Crispus zum Verheiraten nach Rom geschickt worden zu sein. Außerdem war das Thema für sie zu unbequem und es war an ihren fahrigen Bewegungen zu erkennen, wie ungerne sie davon sprach. Noch war keine Nachricht aus Mogontiacum eingetroffen und sie sich unsicher, was auf sie zu kam. In der Hoffnung, es fände sich zu gegebener Zeit eine Möglichkeit mit ihm ein paar erklärende Worte zu sprechen, hob sie ihren Becher gen seiner Person. Deine Familie hat mich willkommen geheißen und ich fühle mich sehr wohl hier.

    Still und mit wachen Augen beobachtete Romana die einzelnen Anwesenden. Registrierte das Kommen des großen Blonden und auch die Neugier von Crispina, welche offensichtlich auf Anschluß aus war und zu gerne mit ihr getauscht hätte. Der Blick war der Braunhaarigen nicht entgangen, als Massa sie einlud bei ihm zu sitzen und es in seiner Nähe nur diesen einen Korbsessel gab.
    Das Waschen war beendet und die Vorspeisen mundeten ihr ausgezeichnet. Auch wenn sie nicht die große Esserin war und eher frischem Obst und Wasser den Vorzug gab, griff sie ungeniert zu und trank den Wein mit wenig Zusatz. Dabei blieb selbst ihr nicht verborgen, dass Serapio offenbar verärgert war und seine Schwester leicht genervt von Mutter und Sohn, die sie mit Worten sofort in Beschlag nahmen. Die Musik verbarg einiges, doch war vieles in den Gesichtern der Anwesenden zu lesen und Romana eine gute Beobachterin mit feinsinnigem Gespür. Sie war nicht die Rednerin und wenn sie sprach, dann selten über sich sondern über Feingeistliches und die Schönheit der Natur. Im Augenblick lauschte sie dem Stimmengewirr, vermischt mit den Tönen der Musik, dabei kleine Kreise mit den Fußspitzen am den Boden malend.

    Es blieb Romana keine Zeit, etwas auf die Worte von Crispina zu erwidern. Stella übernahm die Vorstellung und die Braunhaarige lächelte. Sicher würde es Gelegenheiten geben, das eine oder andere Gespräch zu führen. Vorerst bezog sie die Stellung einer Beobachtenden bis die Worte von Massa ihre Konzentration auf sich zogen und sie seine Begrüßung erwiderte. Auf sein Kompliment und seine Blicke nicht gefaßt, verfärbten sich ihre Wangen rötlich und ihre Hellblauen begannen zu leuchten. Glücklichweise war er kein Mann von wenig Worten und noch während sie über eine Antwort sinnierte, wurden alle zum Sitzen aufgefordert.
    Dabei über das Netz von Stella nachdenkend, folgte auch sie der Einladung. Bemüht einen geeigneten Sitzplatz in einem der bequemen Korbsessel zu finden, war ihre Unentschlossenheit nicht zu übersehen. Um so deutlicher dann auch die erkennbare Überraschung und das Lächeln, als Massa ihr den Sessel in seiner Nähe anbot. Ich fühle mich durch das Militär eher beschützt. Fiel ihre Antwort etwas knapper aus, während ihre Hände und Füße einer Reinigung unterzogen und die Vorspeisen aufgetragen wurden.

    Auf dem Weg zum Triclinium traf Romana auf Timaia, die sie seit ihrem Aufenthalt in der Casa bereits kennen lernen durfte und mit der sie sich, sehr gut verstand. Vorsichtig war sie an die Braunhaare heran getreten und hatte ihr zugeflüstert, sie solle sich eilen, Serapio würde nach den Familienmitgliedern verlangen, da die Gäste schon zugegen seien.
    Obwohl Crispus nicht selten größere Essen in seinem Haus abgehalten hatte und auch sie sehr oft dabei anwesend war, schien sie doch etwas verschüchtert, als sie sich, versteckt hinter dem breiten Rücken des eben Eintretenden, verbarg. Wobei sie hinreißend aussah und alles geschmacklich dezent aufeinander abgestimmt war, kam sie sich in dem großen Raum, klein und unbedeutend vor in ihrer hellen bodenlangen Tunika und dem selbst entworfenen Kupferschmuck.
    Erst als Stella auf den Mann zukam und ihre Arme um ihn schlang, trat sie, sich ertappt fühlend und den Kopf deshalb vorerst leicht gesenkt, an ihm vorbei. Ich hoffe, ich bin nicht zu spät? Eine Frage, die unpassender nicht sein konnte und die ihr eine leichte Röte ins Gesicht trieb, während sie an den Beiden vorbei weiter in den Raum trat und dabei Serapio ansah.

    Die Geste von Nuha ignorierend, was die ausgestreckten Arme betraf, war sie gedanklich bei Crispus. Natürlich hatte sie nie den Eindruck, er würde sie benachteiligen. Wiederum gab es kaum Kontakt und die Braunhaarige war mehr in ihre eigene Welt zurückgezogen. Er ließ ihr die Freiheiten, ihre Kreativiät auszuleben und war durch die Ältere immer allseits informiert.
    Ihr Blick ging zu der kleinen Truhe, in der die Schriftrollen aufbewahrt wurden. Auf welche Überraschung muss ich mich noch gefasst machen, wenn ich ...? Sie deutete darauf und sah dann die Grauhaarige an. Ich hoffe es sind einige leere dabei und nicht jede mit derartigen Botschaften beschrieben. Mit Schwung zog sie die Schatulle zu sich und entnahm ihr eine der Rollen ohne Versiegelung.
    Ich werde sofort schreiben und du wirst dich so schnell es geht darum kümmern, dass die Nachricht auf den Weg kommt. Fast barsch klangen die Worte aus dem Mund von Romana und auch ihr Gesicht war immer noch ernst und ungewohnt kantig. Nachdenklich sah sie in das Gesicht ihrer Slavin, ohne wirklich die Konturen zu erkennen.
    Nach einem kurzen und sehr tiefen Luftholen und wenige Wimpernschläge später, begann sie Wort an Wort zu reihen ohne weiter Notiz von Nuha zu nehmen.



    Marcus Petronius Crispus
    Provincia Germania Superior
    Mogontiacum
    Domus Petronia


    Salve Marcus Crispus!


    Die Fahrt nach Rom war angenehm, dank deiner Güte und des bequemen Reisewagens. Nach Passieren des Stadttoren, was durch deine Begleitschreiben unkompliziert verlief, führte unser erster Weg in den Tempel der Minerva. Nach ihrer Huldigung und mit einem Versprechen, ihr ein Opfer zu bringen, trafen wir wohlbehalten in der Casa Decima Mercator ein.
    Wie du dich sicherlich erinnern kannst, gabst du Nuha verschiedene Schreiben. Unter anderem auch eines an den Hausherrn, welches er in meinem Beisein las und welches mich gedanklich jetzt noch erschüttert. Wie konntest du mir nur verheimlichen, was du für mich geplant hast? Auch wenn ich verstehe, dass wenig Zeit blieb zur Vorbereitung, fühle ich mich abgeschoben. Im Moment bin ich einfach nur traurig und enttäuscht.
    Auch widerstrebt es mir, dich um eine Mitgift zu bitten. Aber wahrscheinlich hast du bereits damit gerechnet und kennst die Gepflogenheiten, wenn die Gens mütterlicherseits sich um die Verheiratung kümmert. Für mich war es neu und der Gedanke, dass sie mir einen Mann suchen werden, bereitet mir Bauchschmerzen. Ich fühle mich so gar nicht bereit dazu und doch muss ich die Notwendigkeit akzeptieren. Ich hoffe Nuha wird mich vorbereiten und Minerva mir ihre helfende Hand reichen.
    Vielleicht führt dich dein Weg einmal nach Rom und wir sehen uns wieder. Bis dahin hoffe ich, die Götter sind dir gewogen.


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    Nach einer kurzen Pause, las sie noch einmal das Geschriebene und hielt es dann zufrieden und leicht lächelnd der Älteren entgegen. Gib es den Kutscher mit auf den Weg und sag ihm, er soll sich eilen. Auch wenn sie nicht glücklich wirkte, waren die Schatten aus ihrem Gesicht verschwunden. Mit einer leichten Handbewegung deutete sie zur Tür. Ich möchte jetzt allein sein.

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    Nuha


    Die müden Augen von Nuha ruhten im ernsten Gesicht von Romana und ein mimisches Zucken war unverkennbar bei deren Seufzer. Es belastete sie, ihren Schützling so zu sehen und ihr mütterlich schlagendes Herz begann mehr und mehr zu schmerzen. Oh nein, oh nein ... Crispus wollte dich nicht los werden. Ganz im Gegenteil ...
    Der Jüngeren die Arme entgegen streckend, ging sie auf die Sitzgruppe zu, blieb dann aber zögernd in einem kleinen Abstand davor stehen. Er will nur dein Bestes und er möchte dich in Sicherheit sehen. Ohne sie zu berühren, ließ Nuha die Arme wieder sinken. Schreib ihn, frag ihn selbst und auch nach der Mitgift ... du wirst sehen, ich habe Recht. Was sollte sie ihr sonst noch sagen? War es überhaupt möglich, ihre Gefühle offen zu legen?

    Romana unterbrach mit einer unmißverständlichen Handbewegung die Worte von Nuha. Ihr sonst so großen Wasserblauen hatten sich zu Schlitzen verengt und damit musterte sie die Alte mit ernstem Gesicht. Sag mir ganz schnell und ohne Stocken, warum? Ihre Stimme klang mehr enttäuscht als ärgerlich und ihre Bewegungen wirkten plötzlich müde und lustlos. Bin ich es nicht wert? Wollte Crispus mich los werden? Noch zwei Fragen, auf die sie unbedingt eine Antwort wissen wollte. Kam sie sich im Augenblick doch ziemlich einsam und verlassen vor. Selbst ihr eben Gezeichnetes, konnte sie nicht aufheitern und wurde nun achtlos zur Seite geschoben.
    Das Aufstehen fiel ihr sichtlich schwer und die wenigen Schritte bis zum Korbsessel wirkten eher schleppend als jung und zielstrebig. Beim Setzen erklang ein leiser, jedoch deutlicher, unüberhörbarer Seufzer. Warum Nuha, warum?

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    Nuha


    Auf dem Weg zum Atrium, begegnete Nuha ein junger Sklave, der ihr zu verstehen gab, dass Romana in ihrem Cubiculum weile. Er habe das Reisegepäck bereits nach oben getragen und wollte wissen, ob es noch besondere Wünsche gäbe.
    Nachdem er ihr den Weg beschrieb und sie seine Frage verneint hatte, stand sie nun vor der Tür. Tief durchatment und das Grübeln aus dem Gesicht wischend, fiel ihr Klopfen dann doch zaghafter aus und beim Eintreten schlug ihr Herz ungewohnt schneller. Als sie ihre junge Herrin auf dem Fensterbrett sitzen sah, erschien ein warmes Lächeln. Du hast es dir bereits bequem gemacht. Eine Feststellung, die ihr den Einstieg in das Gespräch erleichtern sollte, während sie ans Fenster trat und hinaussah. Es tut mir leid, dass ich ...

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    Nuha


    Fast etwas verlegen sah Nuha kurz zu ihm auf, seinen Worten lauschend. Als er dann jedoch von der Hochzeit als bedeutsamstes Geschäft sprach, war sie wieder ganz die alte Frau mit dem mütterlichen Instinkt und ihr Blick wieder ernst. Ich werde sie darauf vorbereiten, dass es kein Verlustgeschäft wird. Jetzt habe ich die Gelegenheit mit ihr in Ruhe zu sprechen. Und ja, ich muss mich wohl bei ihr entschuldigen. Leise klangen die letzten Worte, als sie seiner Aufforderung Folge leistend, den Weg aus seinem Zimmer antrat. Ich danke dir Herr für dein Gastfreundschaft. Das Haupt leicht senkend um ihren Worten Ausdruck zu verleihen, verließt sie erleichtert das Tablinum.

    Noch während Romana dem Blondchen nach sah, öffnete sie die Tür des für sie vorbereiteten Cubiculum und trat ein.
    Der Raum war nicht sehr groß und doch wirkte er warm und anheimelnd. Die Wände in typischer Farbgebung verziert, sprachen die Kleine sofort an und ließen sie lächeln. Sie liebte diese Lebendigkeit und fühlte sich sofort heimisch. Der kleine Tisch, die beiden niedlichen Korbsessel, die verzierte, dennoch schnörgellose Truhe vor dem klinieähnlichen Bett, fügten sich zu einem Gesambild. Selbst das Grün des angrenzenden Hortus, der Blick durch das Fenster in die Natur, versetzten sie in Verzücken und sogleich zog sie ihr Zeichenzeug aus ihrem Reisegepäck und begann den Blick festzuhalten, sich dabei auf das Fensterbrett setzend.

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    Nuha


    Das Forschende im Blick der Alten war verschwunden, als die Frage erneut kam und sie nun nachdenklich begann, vom Grund zu sprechen. Nicht sicher, ob sie die richten Worte finden würde und er - immerhin war er ein Mann - sie verstehen könnte, sprach sie leise und zuerst verhalten. Es ist schwierig zu erklären, ich werde es versuchen Herr.
    Die müden Augen leicht geschlossen, sprach sie nun flüssiger, jedes Wort wohl bedenkend. Wie ich bereits betont habe, ist mir Romana wie eine Tochter ans Herz gewachsen. Ohne Mutter groß geworden, der Vater immer unterwegs und mein Herr kaum Zeit, durch seine Verpflichtungen und die anderen beiden jungen Damen, habe ich mich intensiv um sie gekümmert. Das ist auch der Grund, weshalb ich sie in aller Ruhe auf das Kommende vorbereiten wollte. Eine Pause einlegend, sah Nuha kurz zu ihm auf, mit ihrem Lächeln sichtlich um Verständnis bittend, ob der Worte, die nun folgten. Sie hat noch keine Erfahrungen im Umgang mit Männern, ist teilweise naiv und hat doch so viel Talent, von ihr Gesehenes darzustellen. Wie die Entwürfe mit den Schmuck, den sie euch zum Geschenk machen wollte.
    Um ihn nicht zu nahe zu treten, beließ sie es bei dem Thema begann nachdenklich weiter zu erklären. Eine Frau, eine Mutter, möchte nur den besten Mann für ihre Tochter ... was nicht heißt ... ein Vater möchte das nicht. Entschuldigung lag in ihrem Blick und es war hinter ihrer gekrausten Stirn zu erkennen, dass sie Probleme hatte, das Thema zu Ende zu denken. Ich wollte es ihr nicht verheimlichen, ich wollte es ihr schonend beibringen, sie darauf vorbereiten, dass durch eine Ehe sich ihr ganzes Leben verändern könnte ... ich wollte sie einfach nur darauf vorbereiten, Herr.
    Von den negativen Gedanken, die sie dabei quälten, von Schlägen oder Erniedrigungen gegenüber Frauen, wollte sie nicht sprechen, das waren meist unausgesprochene Tatsachen und gehörten nicht hier her.
    Einen anderen Grund gab es nicht und ich kann dich dabei nur um Nachsicht bitten.

    Die Schultern hebend, war es ihr eigentlich egal, was die Kleine von ihr hielt. Das Geschenk zusammen packend, was offenbar als Erstes bereits falsch angekommen war, erhob sie sich. Ihr Lächeln erschien nicht minder freundlich und ihre Stimme klang eher gelangweilt als von Interesse.
    Du führst mich am besten zuerst in das für mich vorgesehene Cubiculum.
    Was sie dort wollte und weshalb sie sich so entschied, ließ Romana offen. Ihr war einfach nicht danach, sich eine Casa anzusehen, wo man sie als Barbarin sah und wo mehr und mehr das Gefühl in ihr hoch kam, dass sie nicht willkommen war. Außerdem wollte sie mit Nuha sprechen und das noch vor allem Anderen.Vielleicht bleibt später die Zeit zu einem Rundgang, vorerst möchte ich mich erst einmal von der Reise erholen und nachdenken. Die Schachtel in einer Hand haltend, strich sie kurz ihre Tunika in Form und gab dann mit einem Nicken zu verstehen, dass sie bereit war, ihr zu folgen.

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    Nuha


    Nuha hatte nichts zu verlieren, wenn sie wollte, konnte sie kämpfen wie eine Löwin für ihr Junges und in diesem Moment kam sie sich so vor. Er wollte sie nicht verstehen, was sicher nicht an seiner Begriffsstutzigkeit lag sondern vielmehr an seiner Sturheit. Entschuldige, dass ich mich im Ton vergriffen habe, Herr. Ihr Blick blieb fest und wechselte zwischen seinem Augenpaar hin und her. Ihr Gesicht war noch blasser geworden und aus den Augen war das Blitzen verschwunden. Ich hab versucht es dir zu erklären und ich versuche es noch einmal. Es war der Wunsch von Romana, die Familie ihrer Mutter kennen zu lernen. Und sicherlich, ist es den ganzen Unruhen und Umständen zu schulden, dass es nicht so gelaufen ist, wie es hätte laufen können. Es blieb nicht die Zeit. Crispus musste schnell entscheiden und er hat sich auf mich verlassen und ich habe versagt. Noch müder sahen ihre Augen aus, nachdem ihr klar wurde, dass es einzig an ihr lag und dass sie hätte vorher Romana einweihen sollen. Es war falsch, direkt hier her zu kommen und zu glauben oder zu hoffen ... deine Gens würde sich ihr annehmen und es ließe sich eine Basis finden. Mein Herr wird sich sicher nicht aus der Verantwortung drücken und sich auch um die Mitgift kümmern, nur ist es nicht so einfach durch die Unruhen, die uns auf dem Weg nach Rom nicht verborgen gebliegen sind. Und wir es, Minerva sei Dank, bis hier her geschafft haben. Was sollte sie ihm noch sagen, es war alles gesagt und wenn er ihr nicht glauben wollte, würde es so sein und sie müsse es akzeptieren und Romana klar machen, dass die Familie ihrer Mutter nicht von ihr wissen wollte. Ich kann mich nur noch einmal entschuldigen und um Nachsicht bitten, vor allem wegen der Kleinen, die mir wie einen Tochter am Herzen liegt. Ihre letzten Worten klangen fast wie eine aufkommende Resignation, jedoch lag in ihrem Blick immer noch Hoffnung, als sie ihn erneut forschend ansah.

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    Nuha


    Trotz seines Verhörblickes blieb Nuha die Ruhe selbst. Hatte sie in ihrem Alter beileibe bereits mehr erlebt, als einen skeptisch drein blickenden Decimer. Ihre Augen weiter in sein Gesicht gerichtet, sie begannen, trotz der erkennbaren Müdigkeit, leicht zu blitzen und es erschien ein warmes Lächeln auf den bereits faltigen Lippen. Zweifelst du an meinem Worten Faustus Decimus Serapio? Hast du dir einmal Romana genau angesehen? Ist sie nicht unverkennbar die Tochter von Atilicina?
    Der Blick war fest auf die Augen von Serpio gerichtet, jede Regung erspürend, ihn nicht ausweichend. Bei der Göttin Minerva versichere ich, es entspricht alles der Wahrheit und Romana ist so rein wie die weißen Lilien, die wir heute in den Tempel getragen haben.

    Glücklicherweise war es Romana nicht nach Lachen und auch nicht nach Streiten zu Mute, deshalb sah sie das Kindchen auch nur mit ihren großen Hellblauen an und verzog die Lippen zu einem Strich. In Gedanken war sie noch bei den letzten Worten aus dem Schreiben von Crispus und den darauffolgenden von Serapio.
    Um nicht unhöflich zu erscheinen oder die Kleine gar bei ihrer Annahme zu bestärken, konzentrierte sie sich auf das Gesagte und antwortete mit einer Gegenfrage. Wie kommst du auf die Annahme, wenn mein Vater den Namen Faustus Petronius Romanus trägt und meine Mutter Decima Atilicina war? Zählst du sie zu den nackten Barbaren?
    Das letzte Wort zog sie besondes lang und betonte es sehr deutlich. Was weißt du von meiner Gens, dass du so redest? Aber bevor du ins Grübeln verfällst, war wir beide nicht wollen wegen der Locken, werde ich dich aufklären.
    Leise lachend mit Griff zu ihren Locken und dabei tief Luft holend, begann sie mit aus ihrem Wissen zu zitieren.
    Die Gens Petronia stammt ursprünglich aus der Region Umbrien in Italia, doch waren sie schon früh in Rom ansässig. So bestach ein gewiss...Republik später noch gute Dienste erweisen. Allerdings gingen aus ihr auch in jüngerer Zeit viele bedeutende Männer hervor, unter ihnen Senatoren und Ritter in höchsten Ämtern. Der wohl berühmteste darunter ist Titus Petronius Arbiter, der am Hofe des Kaisers Nero lebte und dort sein bekanntes Satyricon verfasste, in dem er die Neureichen seiner Tage verspottete.
    Die Stirps des Petronius Sonor war jedoch bereits seit vielen Generationen in Tarraco sesshaft, ehe die Familie sich ins ganze Imperium zerstreute, um danach zu streben, den Ruhm der alten Petronier zu übertreffen. Der berühmteste seiner Nachkommen ist Titus Petronius Varus, dem es gelang, die Quaestur in Rom zu bekleiden. Obwohl seine Karriere ein jähes Ende nahm, als er sich krankheitsbedingt nach Griechenland ging, dient er den übrigen Familienmitgliedern als leuchtendes Beispiel.

    Nach so einer Ansprache blieb Romana nichts anderes übrig, als nach dem Wein zu greifen und zu trinken, während sie über den Rand Stella ansah.


    Sim-Off:

    [SIZE=7]Zitat: siehe Beschreibung Gens Petronia [/SIZE]

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    Nuha


    Ja, die bin ich und mein Name lautet Nuha. Die Stimme der Alten war leise, aber ohne Zittern, während sie antwortete und den Kopf dabei leicht gesenkt hielt. Ich wurde Romana an die Seite gestellt, ich kenne ihren Vater und ich kannte ihre Mutter. Sie verstand den Ärger des Decimers, sie verstand aber auch die Sorge ihres Herrn und sie wusste, es lag bei ihr zu vermitteln. Crispus war in Sorge und kannte den Wunsch von Romana, nach Rom zu gehen, die Familie ihrer Mutter kennen zu lernen. Durch die Unruhen, die Unsicherheit, ob er die Familie dort halten kann gab er den Wünschen von ihr nach. Er hat noch zwei weitere Nichten in Betreuung, für die er Sorge trägt ... es war keinesfalls Absicht, die Kleine abzuschieben oder zu benachteiligen. Er gab einzig ihren Wünschen nach und handelte spontan, wohl wissend, dass der Weg nach Rom bald nicht mehr möglich sein könnte. Ihr müden Augen waren nun auf ihn gerichtet und in ihrem Gesicht zeichnete sich Bitternis ab. Die Schuld und das Versäumnis liegen bei mir, ich sollte Romana vorbereiten, ich bin einzig dafür verantwortlich Herr.

    Die Überforderung war Romana anzusehen, selbst wenn sie versuchte, das Lächeln beizubehalten. Erst die Ablehnung wegen der Fibeln, dann die Offenbarung des eigentlichen Grundes und jetzt auch noch eine weitere Person. Unentschlossen, blickten ihre Augen von einem zum Anderen und blieben dann auf den Speisen hängen. Spontan und einem Hilferuf gleich, griff sie sich ein gevierteltes Ei und schob es sich in den Mund.
    Damit war sie vorerst nicht in der Lage zu sprechen und es blieb ihr die Zeit nachzudenken, was sie von der Situation halten sollte. In ihrem Herzen klopfte es vor Aufregung, der Magen krampfte beim Kauen und aus ihren Wangen schwand die rötliche Färbung. Dennoch war sie gemüßigt zu kauen und konnte nicht in Gefühlsduselei verfallen, sondern musste sich wenigstens darauf konzentrieren.
    Langsam kauend nahm sie sich ein bläuliches Glas, hielt es kramfhaft in den Händen und betrachtete es nachdenkend und stumm. 'Wenn sie Crispus nach Rom geschickt hatte, um sie zu verheiraten, warum dann diese Heimlichkeit?' Eine Frage, die sie beschäftigte noch während sie ihren Mund leerte und mit einem Schluck des verdünnten Wein erneut füllte. 'Warum diese Heimlichkeit?'
    Sie konnte diese Frage drehen und wenden wie sie wollte, es gab keine Erklärung dafür und schließlich sah sie erst zu Nuha und dann zu Serapio, bevor sie leise ein Salve! entwiderte und schwieg.

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    Nuha


    Bei den letzten Worten von Serapio stieg Nuha die Röte ins Gesicht. Das war so nicht gedacht, dass er den Inhalt der Nachricht laut aussprach und auch noch so direkt. Sicherlich musste die Kleine es irgendwann erfahren, aber so? Verzeiht Herr. Leicht den Kopf neigend ergriff sie das Wort und schob dabei Romana sacht die Hand auf die Schulter. Es ist mein Fehler, ich habe ihr noch nichts von der Bitte erzählt und ich war auf die direkten Worte von euch nicht vorbereitet.
    Sie konnte sich vorstellen, wie es jetzt in der Jüngeren aussah und wie verraten sie sich vorkam. Die ganze Reise über war sie gespannt auf Rom und auf die Gens ihrer Mutter und nun diese Offenbarung.
    An Romana gewandt und sie anlächelnd. Crispus hat alles genau bedacht und es ist keine unüberlegte Handlung, er möchte nur dein Bestes. Vorsichtig strich sie ihr eine Locke hinter das Ohr, berührte dabei ihre Wange. Du bist ihm genau so wichtig wie seine Nichten.