Uiii, da kann ich nicht wiederstehen, meinen Senf dazu zu geben.
Ich sag jetzt einfach mal weiter was ein Professor für klassische Philologie mir erklärt hat: Im klassischen Latein definitiv "Kikero", "Kirkus" und "Kaesar", also "K" und kein "Z". Wieso wir das wissen? Teilweise kommen lateinische Namen und Begriffe auch in altgriechischen Schriften vor und wurden da mit einem Kappa transskribiert. Im Altgriechischen gibt es für "K" und "Z" unterschiedliche Zeichen. Hätte man Zäsar gesagt, hätten die alten Griechen kein Kappa sondern ein Zeta verwendet, da sie die Begriffe einfach so geschrieben haben, wie sie ausgesprochen wurden.
Beiträge von Aulus Iunius Avianus
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Ich melde mich vorsichtshalber bis Sonntagabend/Montag ab. Morgen hab ich ne Prüfung zu schreiben und übers WE bin ich unterwegs.
Kann sein, dass ich dazwischen was hinkriege, drauf wetten würd ich aber nicht. -
Fast schon ein wenig enttäuscht von sich selbst schüttelte, Avianus den Kopf. "Abgesehen von Artorius Rufinus konnten wir niemanden ausfindig machen, der die Tat selbst genauer beobachtet hat", musste er dem Flavius gestehen. Die alte Frau, welche sie auf den Vorfall aufmerksam gemacht hatte, hatte nur Schreie gehört und die Leiche sowie den Artorius gesehen, und der Nachttopfwerfer hatte es vorgezogen, anonym zu bleiben, anstatt sich von den Cohortes Urbanae in die Mordermittlungen hineinziehen zu lassen.
"Vielleicht kann der Artorius dir weiterhelfen und zumindest beurteilen ob Größe und Statur des Angeklagten mit jenen des Täters übereinstimmen." Mehr konnte er zur Identifizierung des Täters leider nicht beitragen … also im Prinzip nichts. Nicht unbedingt, was er sich erhofft hatte, aber manchmal lief eben nicht alles ganz nach Plan oder wie man es sich wünschte. -
Ja ne, ich hab absolut nichts gegen Veränderungen und bin bei den Einsteigerfreundlichkeitsthreads auch immer gleich mit von der Partie.
Ich bin lediglich kritisch, ob es zwischen diesen zwei Problemen, also Inaktivität im Frühjahr und Ausstieg von Neulingen, wirklich einen so starken Zusammenhang gibt. Aber deine kleine Statistik ist schonmal ganz interessant. Ich glaube das werde ich mir nochmal etwas genauer ansehen. Es sollte aber bedacht werden, dass IDs erst dann durch die Lectio für tot erklärt werden, wenn sie volle 5 Monate (!!!) nicht aktiv waren, d.h. wenn eine ID im Frühjahr ausscheidet, war sie im Herbst zuvor das letzte Mal aktiv und hat damit sicherlich nicht erst im Winter/Frühling das Interesse verloren. Falls das von dir mit einberechnet wurde, bin ich auch gleich wieder still.
Ein anderer Grund, weshalb gerade im Winter und Frühjahr vergleichsweise viele neue IDs ins Gras beißen, könnte aber auch sein, dass diese ebenso wie viele Alteingesessene zum Jahresbeginn wenig Zeit und Motivation übrig haben, und ich gehe davon aus, dass es Spieler, die schon länger dabei sind und bereits Bekanntschaften im IR geschlossen haben, nach einem solchen Tief eher wieder zurückzieht. Wobei diese mögliche Ursache andere ja nicht ausschließt.
Die einzige Lösung, die ich da sehe, wäre eigentlich auch, dass unsere IRler, wie auch als es letztens ums Klima innerhalb der Community ging, in erster Linie bei sich selbst mit Veränderungen anfangen.
Edit: Nachdem ich mich eine gefühlte Ewigkeit durch die Lectiones geklickt habe, habe ich das Gefühl, dass v.a. im ersten Quartal viele ausscheiden, weil ziemlich genau 5 Monate vorher die Sommerferien aufhören. Über das Frühjahr hinweg bleiben die Todeszahlen etwa gleich und lassen im Mai/Juni wieder nach. Das lässt mich eher vermuten, dass bei unseren Neulingen im Herbst/Winter, wenn es z.B. Studium wieder losgeht, das IR zu kurz kommt und deren IDs deswegen von Januar bis April wegsterben, denn zumindest 2014 war im Mai/Juni mit dem Wegsterben der IDs wieder Schluss und exakt diese sind eigentlich die Monate, in denen jene IDs ausscheiden, die im Januar zuletzt online waren. Kann auch sein, dass ich da einem Denkfehler unterliege, also bitte verbessern, falls ich mich irre.
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In letzter Zeit habe ich mich interessehalber ein wenig mit den römischen Tribus befasst, nachdem ich festgestellt habe, dass man ganz schön tief graben muss, wenn man mehr als nur die Namen lesen möchte. Genauere Infos dazu sind leider sehr dünn gesät und es stellen sich mir noch recht viele Fragen, falls also jemand von euch seinen Senf dazu geben möchte, würde ich mich sehr freuen.
Dass die städtischen Tribus weniger angesehen waren als die ländlichen, ist bekannt. Unter anderem habe ich dazu in einer Arbeit von Theodor Mommsen (Die römischen Tribus in administrativer Beziehung) ein paar genauere Infos gefunden, wobei Mommsen natürlich ein ziemliches Urgestein in der Altertumswissenschaft ist und ich nicht weiß, ob die "jüngere" Forschung auf andere Ergebnisse gekommen ist.
Laut ihm sind, verschiedenen Inschriften nach zu urteilen, die Palatina und Suburana die beiden angeseheneren unter den städtischen Tribus, während die Esquilina und die Collina weniger angesehen sind. So wurden in der Tribus Collina auffallend viele Spurii gefunden, was den Verdacht nahelegt, dass uneheliche Kinder oft ihr zugeteilt wurden. Freigelassene wiederum sind angeblich vor allem in der Palatina zu finden (wobei von dieser Tribus generell die meisten Inschriften zu finden sind). Das wars dann aber leider schon mit konkreteren Informationen.Die Tribus Suburana umfasste ursprünglich nicht nur die Subura, sondern auch den Berg Caelius, wie mir ein bisschen Recherche verraten hat. Die Palatina (logischerweise) in erster Linie den Mons Palatinus und die Esquilina den Esquilin. Die Collina wiederum hauptsächlich Viminal und Quirinal. Ob diese ursprüngliche räumliche Gliederung in der Kaiserzeit noch irgendeine Aussagekraft hatte, ist wiederum eine andere Frage.
Die Frage, die sich mir vor allem stellt: Wie wurden römische Bürger für gewöhnlich ihrer Tribus zugeteilt? Wurden sie kurzerhand in die Tribus des Vaters eingeschrieben, sodass man, da die Tribus ursprünglich ja eine räumliche Gebiete darstellten, teilweise die Herkunft der Familie an der Tribus erkennen müsste? - Was ich irgendwo mal gelesen habe, glaube ich mich zu erinnern. Nagelt mich darauf aber besser nicht fest.
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"Richtig, Tiro ... am ehesten wohl ein gezielter Stich mit dem Gladius über die gegnerische Schildkante hinweg, wenn sich die Chance dazu bietet", stimmte der Centurio dem Rekrut zunächst zu und seufzte dann leise, weil ihm etwas ganz bestimmtes fehlte: "Aber nicht nur reden ... zeigen!" Auffordernd klopfte er mit seiner Vitis an den Pfahl, dass der Germanicus sobald man ihn etwas fragte, zu einer kleinen Labertasche mutierte, war für Avianus ja kein Geheimnis mehr. Nur wollte er ab und an auch ein paar Taten sehen, was in der Grundausbildung sicherlich nicht zu viel verlangt war. "Na los!"
Zusehens besserte sich seine Laune wieder, jetzt wo die Tirones nicht übermäßig viel anstellen konnten gleichzeitig aber beschäftigt waren und etwas lernten. Zumindest sah die Zukunft der Truppe in seinen Augen nicht mehr ganz so zappenduster aus wie noch zu Beginn der Einheit. Vielleicht wurde aus den jungen Kerlen doch noch was, wenn er sich nur genug reinhängte. So war eben das Leben als Centurio. Man kriegte einen Haufen Steine vor die Füße geschmissen, und sollte daraus Kristalle schleifen. Ein hoffnungsloses Unterfangen, hatte er sich mehr als nur einmal gedacht und dennoch war es ihm gelungen. Naja, manchmal eben. Hin und wieder war er froh gewesen, wenn das Ding am Ende in die Fassung passte. -
- Hier befindet sich das Cubiculum des Servius Iunius Vitulus -
Eine Sklavin huschte durch das Zimmer, nachdem sie Anweisung erhalten hatte, ein Cubiculum für den jungen Iunius herzurichten, der erst vor kurzem in der Domus angekommen war. Frische Decken und Polster wurden herbeigeschafft und auf dem Bett abgelegt, ein Tischchen an den rechten Platz gerückt und ein feuchter Lappen befreite selbigen wie auch den Rest der Möbel vom Staub, der sich darauf angesammelt hatte, sodass sich Vitulus in der heutigen Nacht mit Sicherheit wohler fühlen würde, als in irgendeiner der zahllosen zwielichten Herbergen Roms. -
"Keine Ursache. Eine Mahlzeit, ein Bad und ein Bett wurden hier noch keinem Iunius verwehrt, glaub ich." Avianus lächelte schief. Mal abgesehen von einem gewissen Cousin, der damals in einer Insula untergekommen war, nachdem er dem Rest der Familie seine Verlobung verkündet hatte, aber das war ja etwas anderes gewesen. Und derselbe Cousin war in nächster Zeit vermutlich genauso wenig in der Lage Rom einen Besuch abzustatten, wie Avianus nach Germania reisen konnte.
"Du kannst es ihm natürlich vorschlagen, nur bezweifle ich, dass sich ein Praefectus Alae oben im Norden so einfach ein paar Wochen frei nehmen kann, nur um seiner Verwandtschaft in Rom Salve zu sagen", erklärte er und war dabei fast schon selbst ein wenig enttäuscht und ließ das Thema dann ruhen, da sich ohnehin Vitulus Magen lautstark bemerkbar machte.
"Tu' dir keinen Zwang an", antwortete er und machte eine kleine, einladende Geste mit der freien Hand, "Dicon!" Zwischenzeitlich hatte sich der Sklave eine andere Beschäftigung gesucht, doch kaum hatte Avianus gerufen, kam er aus einem Nebenraum herbei und stand wieder neben ihrem Tisch.
"Geh schnell in die Culina und sag' dort Bescheid, dass der neueste Bewohner der Domus etwas essen möchte. Sie sollen im Triclinium eine Mahlzeit auftragen. Und Corinna soll ein Zimmer für ihn zurechtmachen."
Dicon nickte knapp. "Natürlich, Dominus", bestätigte er und machte sich auch schon wieder davon.
"Warte! Nein ... ich werde ebenfalls etwas essen!", rief Avianus dem Sklaven noch hinterher und lehnte sich wieder in den Sessel zurück. Vielleicht käme er dann auf andere Gedanken. Hatte er zuvor vor lauter Ordo Equester, Sibel und Kind kaum einen klaren Gedanken fassen können, hatte der Wein glücklicherweise etwas Ruhe in seinen Kopf gebracht, sodass er nicht mehr so hibbelig war, wie noch zu dem Zeitpunkt als er die Domus betreten hatte. Und wenn nachher ein paar Bissen guten Essens dem Wein Gesellschaft leisteten, konnte das bestimmt nicht schaden. Etwas Besseres hatte er ohnehin nicht zu tun, denn damit, dass er heute frei haben würde, hatte er ja gar nicht gerechnet. -
Nachdem ich mir seit gestern Abend überlegt habe, was ich hierzu wohl schreiben könnte, bitteschön. My two cents:
Dass es viele Neulinge nicht im IR hält, war schon vor Jahren der Fall. Das ist nix neues und hat meines Erachtens nach auch nicht zwangsläufig etwas mit 2 Monaten pro Jahr zu tun, in denen weniger Aktivität herrscht. Dann müssten ja insbesondere im Frühjahr besonders viele Einsteiger das Handtuch werfen, was, soweit ich das sehe, nicht der Fall ist. Ganz abgesehen davon müssen wir natürlich auch einsehen, dass mit sinkender Zahl der IDs grundsätzlich weniger Aktivität da ist, sodass die Flaute während Prüfungszeiten, während bzw. nach Feiertagen etc. umso mehr auffällt.
Außerdem: Wer keine Zeit hat, hat keine Zeit. Und wenn man keine Motivation hat, hat man die halt nicht. Es ist keine Schande, sich mal eine Pause zu gönnen und anschließend frisch und motiviert zurückzukehren. Manche überbrücken Motivationstiefs so wie ich (Schreiben, schreiben und nochmals schreiben), andere bevorzugen eine kleine Auszeit.
Und was den Zeitmangel angeht, lässt sich da herzlich wenig machen, und oft geht der ja mit wenig Motivation einher. Wer den halben Tag auf Prüfungen lernt oder sich bei der Arbeit abackert hat Abends möglicherweise weniger Lust und Kreativität für Posts übrig. -
Nacheinander marschierte Avianus die einzelnen Tirones ab, korrigierte Haltung, beobachtete Bewegungen und stellte kleine Aufgaben. Alles in allem war er zufrieden. Hier konnte wenigstens auch nichts passieren, solange den Tirones ihre Waffen nicht auf die eigenen Füße fielen, und selbst dann bliebe es bei blauen Flecken. Er schüttelte kaum merklich den Kopf, als er weiterging. Warum machte er sich überhaupt Sorgen? Wenn, dann war diese Truppe von Leuchten ohne Zweifel selber Schuld.
"Vergesst nicht, euer Schild schützt nicht nur euch, sondern auch eure Kameraden. Vernachlässigt ihr eure Deckung, kann das nicht nur euch, sondern auch euren Nebenmann das Leben kosten", ermahnte er seine Rekruten erneut, sich nicht nur auf das Herumstochern am Pfahl zu konzentrieren, sondern auch auf ihre linke Hand, bevor er schließlich zu dem Germanicus trat. "Ein Gegner steht vor dir und trägt ebenfalls einen mannshohen Schild vor sich. Welche Strategie würdest du wählen, Tiro?" Gespannt beobachtete der iunische Centurio, was der Rekrut als nächstes unternehmen würde und sah vorerst davon ab, irgendwelche Tipps zu geben. -
Avianus entspannte sich wieder, als Vitulus nicht weiter nach der Familie oder gar Sibel fragte. Er war bei jedem Besuch der Obstetrix ohnehin nervös genug, wenn er nicht auch noch nebenbei die wirre Geschichte von ihm und der Lykierin erzählen musste.
Stattdessen hörte er sich viel lieber die wirre Geschichte des anderen Iunius an, während er an seinem Becher nippte. Damit hatte er nicht direkt gerechnet. Der Junge hatte das Vergnügen nicht zu kurz kommen lassen, stellte er dabei fest, blieb vorerst aber stumm. Es war ja nicht so, als hätte Avianus in dem Alter nur zu Hause herumgesessen. Verdammt, kam er sich bei dem Gedanken gerade alt vor. Doch es waren ja tatsächlich ein paar Jahre ins Land gezogen, seit er sein neues Leben in Rom begonnen hatte – Jahre, in denen er nach und nach erwachsener geworden war. Blieb zu hoffen, dass die Urbs Aeterna mit Vitulus dasselbe machen würde. Für Avianus sprach nichts dagegen, der Karriere eines engagierten und ehrgeizigen Verwandten auf die Sprünge zu helfen, ihn in seinem Lotterleben zu unterstützen hatte er allerdings definitiv nicht vor.
"Nun … wir alle haben unseren Beitrag zu leisten, nicht wahr? Ich gehe mal davon aus, dass du denselben Lebensstil hier nicht fortsetzen wirst, …", begann er zunächst ernst. - Und wenn, dann musste er selbst schauen, wo er das Geld dazu auftrieb. "… also würde ich sagen, wir richten hier in der Domus ein Zimmer für dich her, und falls du dich waschen willst, etwas essen möchtest oder etwas anderes brauchst, gib einem der Sklaven Bescheid." Avianus sah sich nicht in der Position den Moralapostel zu spielen, aber zumindest seine kleine Warnung zu Beginn hatte er sich nicht verkneifen können. Schließlich rang er sich wieder ein Lächeln ab, leerte den Becher und schenkte sich und Vitulus nach.
"Und falls du zu Seneca Kontakt aufnehmen möchtest, kannst du ihm einen Brief schicken. Er hat in letzter Zeit nicht übermäßig viel Kontakt zu Familie ... sagen wir mal, sie haben so ihre Differenzen. Bestimmt würde er sich freuen, von dir zu hören." – Wenn ihm nicht zwischenzeitlich, wie er damals in den Albaner Bergen prophezeit hatte, vor lauter Schnee das Dach der Principia auf den Kopf gefallen war. So lange, wie Avianus inzwischen auf eine Antwort von seinem Vetter im hohen Norden wartete, würde ihn das nicht einmal mehr überraschen. -
"Ha!", platzte es aus Avianus heraus und das Grinsen in seinem Gesicht wurde breiter. "Sachen gibt's … ich kenne Seneca sehr gut. Schade, dass er nicht da ist, dann wär das alles bestimmt weitaus schneller geklärt gewesen. Der ist derzeit in Mogontiacum in Germania stationiert." Welch eine Ironie. "Also … dann bist du wie Seneca auch einer meiner Cousins." Zumindest das wäre soweit geklärt. Die Götter schienen heute einen ausgesprochen guten Tag zu haben. Erst der Termin beim Praefectus, der ihn nicht nur dem Kaiser empfahl, sondern ihm obendrauf ein Grundstück schenkte, und dann tauchte noch dazu ein Cousin von ihm auf, ein entfernter zwar, aber das hatte auch bei Seneca und ihm nie eine Rolle gespielt.
Ganz sicher war Avianus sich nicht, worauf Vitulus hinauswollte und was das Zwinkern sollte. Privates wollte er vermutlich hören, aber exakt damit hatte Avianus schon immer seine Schwierigkeiten, vor allem wenn es um seine eigenen privaten Angelegenheiten ging und erst recht, wenn er sein Gegenüber kaum kannte. Er trank einen weiteren Schluck und versenkte daraufhin nachdenklich den Blick im Becher.
"Silanus … also Lucius hält sich derzeit leider ebenfalls nicht in Roma auf. Er hat mit einem Lungenleiden zu kämpfen und die Luft hier scheint ihm nicht gut zu tun", erklärte er deshalb drauf los, fing ganz absichtlich nicht bei sich selbst an und sah wieder auf. "Meine … unsere Cousine Axilla lebt mit ihren zwei Söhnen ebenfalls hier. Sie hat viel zu tun in letzter Zeit, aber irgendwann wirst du sie sicherlich näher kennenlernen. Wo ihr Mann Pompeius Imperiosus sich aufhält … keine Ahnung." Damit war dann er selbst an der Reihe. "Ansonsten sind da zurzeit nur meine Gattin Sibel und ich. Sie ist im Augenblick bei der Hebamme. Vielleicht bietet sich später noch eine Gelegenheit, euch beide miteinander bekannt zu machen." So oft es nur ging, hatte er es in den letzten Wochen und Monaten ausgesprochen … meine Gattin, meine Frau, meine Gemahlin … und sich inzwischen daran gewöhnt, wenn auch noch immer jedes Mal, wenn er es sagte, dieses ganz bestimmte Lächeln über seine Lippen glitt. Als er sich dessen bewusst wurde, hielt er sich davon ab verlegen den Blick zu senken und versuchte, sich wieder auf andere Gedanken zu bringen: "Aber erzähl, wie ist es dir ergangen? In Germania und während deiner Reise nach Rom?" -
Soll nicht mehr vorkommen? Wird nicht mehr vorkommen, hätte der Schlaukopf von einem Tiro besser sagen sollen. Den Rest des Gelabers ignorierte Avianus geflissentlich, ansonsten hätte er dem Tiro zusätzlich erklären müssen, dass er nur reden sollte, wenn er auch gefragt wurde. Für irgendwelchen Smalltalk waren weder die Tirones noch er selbst hier, und weshalb genau eine Antwort falsch war, war dem Iunius auch herzlich egal. Wichtig war nur, dass der Germanicus beim nächsten mal richtig antwortete. Aber dass der Centurio mit der neuen Truppe ohnehin eine absolute Katastrophe vor sich hatte, würde er bald feststellen.
Gar nicht mal überrascht hörte er einen der Tirones aufschreien und suchte nach dem Quell des Lärms. Wie blöd musste man sich eigentlich anstellen, um den Kameraden neben sich zu verletzen, erst recht, wenn da noch das Scutum dazwischen war, welches die Soldaten links trugen? - Ein vermutlich für immer ungelöst bleibendes Rätsel. Zerknirscht entschloss er sich kein großes Theater zu veranstalten, sonst stünden sie bei dem Sauhaufen an Tirones noch Übermorgen auf dem Platz. "Du Tiro …" Mit der Vitis deutete er auf den Armleuchter, der seinen Kameraden lädiert hatte. "… meldest dich später beim Optio!" Und der andere würde vermutlich zurechtkommen. War ja nur ein Kratzer im Vergleich zu dem, was er schon so gesehen hatte.
"Damit sowas nicht nochmal passiert und ihr ein paar Muskeln kriegt, wird sich jeder von euch einen der Übungsgladii und ein Übungsscutum dort drüben nehmen. Anschließend hat sich jeder an einen der Pfähle zu stellen!" Er wartete ab, bis sich jeder Tiro eine der wesentlich schwereren Übungswaffen vom Rand des Platzes geschnappt und sich einen Pfahl gesucht hatte und setzte seine Erklärungen anschließend fort: "Achtet auf eure Deckung und stecht zu, verstanden? Linke Schulter und linkes Knie stützen euren Schild, der Gladius schnellt rechts davon und über den oberen Schildrand nach vorne." Wenn nicht gleich wieder irgendein Tölpel seine Natur auslebte, hörte er hoffentlich nur das regelmäßige Tocken, wenn hölzerne Schwerter auf Pfähle trafen. -
Versendet und hoffentlich alles richtig gemacht.
Caius Duccius Callistus: Haben wir dich womöglich vergessen?
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Ein wenig skeptisch war der Schreiber schon, als Peticus, wie sich der junge Kerl nannte, ganz plötzlich einen Karren gefunden hatte. Erst als er, misstrauisch wie er war, um die nächste Ecke ging und ein Karren des Horreums fehlte, dämmerte es ihm, wo sich der Germanicer so schnell seinen Wagen geschnappt hatte.
"Ja also ... he!!! Mit auftreiben meinte ich nicht bei jemand anderem klauen!!!", rief der Schreiber dem Germanicus hinterher. Bei den Unterkünften hatten die Soldaten immerhin ihre eigenen Karren. Aber nein, die ach so hoch geschätzten Soldaten der Cohortes Urbanae waren mal wieder zu faul und klauten sich ihre Hilfsmittel mal wieder bei den Horrea. Blieb zu hoffen, dass der Germanicer das Ding wieder zurückbrachte. Für den Germanicus. Der bekam sonst Ärger. Von einem Schreiber? Der seufzte wiederum. Notfalls würde er den Kerl eben bei seinem Centurio anschwärzen müssen.
"Du bringst mir das Teil wieder, ja?!!", brüllte er noch, aber der Germanicus war vermutlich bereits über alle Berge. -
Jetzt da meine ID auch mal an Betriebe ran darf ... meinen bitte freischalten.
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Tja, Germania. Was sollte er dazu noch groß sagen? Am besten gar nichts, ansonsten kämen weitere alte Erinnerungen hoch, die ihm womöglich die Laune vermiesten. Das Thema ließ er also lieber ruhen und konzentrierte sich darauf herauszufinden, wie die Verwandtschaftsverhältnisse zwischen ihnen aussahen. Avianus kannte nur einen Iunius Silanus persönlich, sodass er gar nicht lange nachdachte und sofort nachbohrte: "Lucius Iunius Silanus? Der Sohn von … äh …" Ja von wem eigentlich? Da versagten seine Kenntnisse von der Verwandtschaft wieder. "Der Silanus, der noch einen weiteren Bruder hat?" So viel wusste er zumindest, denn Seneca kam ja auch aus der Ecke. "Dann müsste Iunius Seneca dein Cousin sein …?" Er schenkte dem Mann auf der anderen Seite des Tisches erwartungsvolle Blicke, ob dem der Name des Vetters etwas sagte.
Sowie Vitulus seine Gedanken zur Armee kundtat, konnte Avianus erneut nicht anders und musste unwillkürlich lächeln. Als er damals von Misenum nach Rom gereist war, hatte nicht eine einzige Faser in ihm daran gezweifelt, was er machen wollte, und kaum war er im Herzen des Reiches angekommen, hatte er sich auch schon bei den Truppen gemeldet. Andererseits waren sein Vater und sein älterer Bruder ebenfalls beide Soldaten gewesen. Er wäre gar nie auf die Idee gekommen, etwas anderes zu tun.
"Das würde ich meinen", antwortete er bereitwillig, "Ich habe selbst vor Jahren bei den Cohortes Urbanae meine Karriere begonnen … kein Fehler, wie ich heute feststelle. Momentan diene ich dort als Centurio und erwarte meine Erhebung in den Ritterstand." Dass am Kaiserhof bereits die nötigen Dokumente in Arbeit waren und es schon in wenigen Tagen soweit sein würde, konnte er gar nicht wissen. Avianus gönnte sich erneut etwas Wein.
"Die Ausbildung ist hart, der Dienst ist hart, Offizier sein ist hart … die Sache ist die: Irgendwann gewöhnst du dich dran", kommentierte Avianus grinsend, "Aber man wird ja sowieso nicht Soldat, weil man es gemütlich haben will, oder? Wenn du wirklich zur Armee willst, dann sollte … oder besser, darf dich das nicht abschrecken." Da sprach der iunische Soldat aus ihm, gleich darauf allerdings die Vernunft: "Leb dich in Rom ein und denk darüber nach. Sich eine solche Entscheidung nochmal durch den Kopf gehen zu lassen ist keine Schande." -
Der Schreiber ging seine Liste durch.
"Soso? Gut ...", murmelte er mehr zu sich selbst, watschelte dann träge ins Lager, um nachzusehen, was er für den Soldaten erübrigen konnte und kehrte wieder mit einer Kiste zurück.
"Brot, ein paar Äpfel, Gemüse und frischer Speck. Dazu kommt noch ein Sack geschrotetes Mehl für dich und deine Kollegen", verkündete der Schreiber und klappte seine Liste wieder zu, "Hast du irgendwas, um das Zeug zu tragen? Oder geht's so? Ansonsten kannst die Kiste haben ..." Nicht das es den Schreiber wirklich interessierte, aber wenn das Essen im Dreck landete kam der Kerl am Ende nochmal her und wollte eine zweite Ration. "Du kannst für den Getreidesack natürlich auch einen Karren auftreiben. Der läuft solange nicht davon." Unterdessen schaffte ein kräftiger Mann den Sack Mehl herbei und stellte ihn vor dem Tiro ab. "Dann brauch ich nur noch deinen Namen." -
Hier befindet sich das Officium des
Tribunus Cohortis XII Urbanae
Aulus Iunius Avianus -
Kaum hatte er gefragt, fiel auch schon der erste Name, der des Vaters, um genau zu sein.
"Iunius Victorius …?", wiederholte Avianus, war aber nicht sicher, ob er den Namen kannte. Nein, vorerst klingelte da nichts. Er musste aber auch zugeben, dass er sich in der Verwandtschaft nicht allzu gut auskannte. Selbst an die Verwandten, die seit seiner Ankunft in Rom zu Vertrauten geworden waren, hatte er zuvor allerhöchstens eine vage Erinnerung gehabt, und den Stammbaum hatte er selbstverständlich auch nicht studiert.
"Kannst du nähere Verwandte von dir nennen, deren Namen ich vielleicht kenne? Dann kann ich dich möglicherweise irgendwie einsortieren … und von wie weit im Norden reden wir? Norditalia? Die Alpen? Germania?", fragte er interessehalber. Ha, der Norden … da kamen alte Erinnerungen hoch. In erster Linie an ekelhaft nasse, kalte Winter, Schnee und müffelnde Pferde. "Ich habe fast mein ganzes Leben in Italia verbracht. Alles was weiter im Norden liegt … naja, ist nichts für mich", rang er sich mit einem Lächeln dazu durch, ein wenig von sich selbst zu erzählen. Zwischenzeitlich brachte Dicon, der heute scheinbar zum besseren Dienstboten mutierte, den Wein und schenkte den beiden Herren ein. Avianus lehnte sich zurück, nahm seinen Becher, bedeutete dem neu eingetroffenen Iunius dasselbe zu tun, und trank einen Schluck.
Hier in Rom fand Vitulus sicherlich Untersützung bei seinem Vorhaben, wenn die Lage auch besser aussehen könnte. Blöderweise waren ja nicht mehr allzu viele Iunier in Rom. Notfalls würden eben Kontakte zu anderen Familien herhalten müssen. Avianus würde einem Verwandten selbstverständlich alles, was er an Einfluss und Hilfe aufbieten konnte, zukommen lassen. Wie immer eben. Wenn es um die Familie ging, kannte er keine halben Sachen. Stellte sich eben nur die Frage, was genau sich Vitulus vorstellte.
"Nun ... leider ist unsere Familie derzeit in Rom nicht besonders zahlreich vertreten, aber ich bin mir sicher, du wirst Unterstützung finden, wenn du sie benötigst. Was schwebt dir denn vor? Der Gang ins Militär? Das hat bei uns ja Tradition." Vor allem war es der einzige Weg, bei dem Avianus selbst ihm eine Hilfe sein könnte, weil es auch die einzige Sache war, von der er wirklich eine Ahnung hatte. Mit Politik hatte er praktisch nichts am Hut und Papierkram war ihm seit jeher ein Graus – wobei er wusste, daran musste er arbeiten, jetzt wo er einen Posten im Kommandostab der Urbaner in Aussicht hatte.