Beiträge von Aulus Iunius Avianus

    "Salve, Tresvir", grüßte Avianus erst den Flavier und wandte sich dann dem Miles zu. "Es heißt Tribunus, Miles", korrigierte er den Mann, der mehrmals nicht die korrekte Anrede nutzte. Sie beide waren schließlich keine alten Bekannten. Außerdem war er nicht schwerhörig. Das Officium war nicht so groß, als dass man von einer Seite zur anderen hätte brüllen müssen. Den Miles ließ er dann erstmal wieder beiseite.
    "Es tut mir leid, dass die dir zugeteilten Männer deine Erwartungen nicht erfüllt haben, Tresvir Flavius. Wer auch immer sich eines Verbrechens schuldig gemacht hat, wird seine Strafe erhalten. Sei unbesorgt."
    Für den Germanicus schien die Sache klar zu sein, dass der aber eine etwas eigenwillige Auffassung von korrektem Verhalten hatte, war nichts Neues. Avianus erinnerte sich noch gut daran, wie der Optio einst so seine Probleme mit dem Soldaten gehabt hatte. Daran schien sich nicht viel geändert zu haben
    "Zuallererst eine Frage, Miles: Wer hat dir das Kommando übertragen?" Niemand, wie der Germanicus die Frage eigentlich bereits beantwortet hatte. Die eigene Abstammung war schließlich kein Vorgesetzter. "Stand und Geburt verleihen dir noch lange keine Befehlsgewalt. Ein Miles, egal welchen Namen er trägt, ist nach wie vor ein Miles. Nicht mehr und nicht weniger", stellte er klar, "Eine militärische Notwendigkeit ist, dass jeder hier seinen Platz kennt. Und deiner ist jener, wo Befehle entgegengenommen werden. Du gibst sie nicht, Miles."
    Er nahm eine Tabula zur Hand und wollte sich das wichtigste notieren. Diesen ganzen, wirren Mist konnte sich ja kein Mensch merken. Obwohl er eigentlich keine große Lust darauf hatte, hier lange herumzudiskutieren, zumal er nach den Details, die er bereits gehört hatte, schon denkbar schlecht gelaunt war. Das musste er glücklicherweise auch gar nicht, denn der Germanicus hatte seine Vergehen zum Teil sogar selbst gestanden. Wie er dastehen würde, vor dem restlichen Stab ... eine Katastrophe. Denn zumindest in einer Sache hatte der Germanicus recht. Niemand hier wollte das Gesicht verlieren.
    "Ob die beiden schuldig sind, ändert nichts an deinem Fehlverhalten. Du schleppst mir einen Procurator, einen Beamten des Kaisers, und einen Publicanus durch halb Italia in die Castra - beide bedürfen angeblich medizinischer Versorgung -, du stellst dich vor mich, als wärst du der Centurio deiner Einheit persönlich und nun fragst du nach einer Beförderung?!", wischte er die sogenannten Beweise vorerst beiseite. Während er sprach, richtete er sich hinter seinem Schreibtisch auf. "Es scheint dir in jeder Hinsicht an Respekt zu mangeln, Germanicus." Und ebenfalls war ihm vollkommen egal ob oder wie sehr sich der Flavier zugedröhnt hatte, denn einerseits machten die Ausführungen des Senatorensohnes weitaus mehr Sinn, zum anderen erkannte der Iunier absolut keinen Grund, weshalb der Flavier sich seine Geschichte aus den Fingern hätte saugen sollen. "Cornicularius! Ich will hier auf der Stelle ein Contubernium Soldaten sehen", befahl er vorsichtshalber, wenn hier sogar schon von Morddrohungen geredet wurde. "Was ist mit dem Rest der Eskorte?"

    Der Miles, der die beiden Rückkehrer zu ihm geführt hatte, hatte dem Tribunus die Angelegenheit knapp, so wie sie der Flavius geschildert hatte, erklärt, und Avianus legte seine restlichen Arbeiten augenblicklich beiseite. Das durfte doch nicht war sein. Nicht einmal zu einer einfachen Eskorte waren seine Leute in der Lage. Entführte, verprügelte Procuratores und Publicani, die in diesem Augenblick hier in der Castra ins Lazarett geführt wurden ... das klang so absurd, dass er es von dem Tresvir persönlich hören wollte. Unverzüglich.
    "Eintreten lassen", murmelte er knapp, und hatte vorerst keine Ahnung, wie er die Situation handhaben sollte. Wenn alles, was ihm gesagt worden war, der Wahrheit entsprach, ging es hier selbstverständlich um ein schweres Verbrechen, begangen von seinen eigenen Leuten, oder zumindest einem davon. Und wenn es nur einer gewesen war, der Rest von ihnen hatte nicht reagiert. Das hier war schlecht. So schlecht wie es nur sein konnte. Unruhig kaute er auf der Unterlippe, bis sich die Tür wieder öffnete.

    Naja, es gibt nunmal Situationen, da hat man keine oder nur wenig Zeit fürs Schreiben. Ist nunmal so. Ich verstehe echt nicht, weshalb ständig gefordert wird, dass sich dieser und jener "bitteschön mehr einbringt". Hätte man Zeit und Nerven dafür, würde man's tun. Im Normalfall hat es einen Grund, weshalb bei jemandem die Aktivität nachlässt, und wenn nicht, ist das trotzdem deren Sache. Das IR ist Hobby, nicht Verpflichtung.


    Allerdings kommen auch immer weniger aktive Spieler nach, um die höheren Posten zu besetzen. Insgesamt ist es alles in allem ein kleiner Teufelskreis.


    Zitat

    Ferner sollten sie sich fragen, wenn sie von ihren Mitspielern ständig im Stich gelassen worden wären.


    Ist mir auch immer wieder passiert. Blöd, ist aber nun mal so.
    Bei Tirones, Sklaven etc. kann ich den dann Frust durchaus verstehen. Allerdings wird oft auch unterschätzt, wie man selbst mit relativ kleinen IDs durchaus auch allein spannende Geschichten schreiben und das RP voranbringen kann.

    Schönen Sonntag,


    Als Werbesocke lass ich mich mal zu einem kleinen Statement hinreißen.
    M.M.n. ist nicht das zentrale Problem, dass die alten Spieler inaktiver werden, sondern eben, dass keine neuen nachkommen. Werbung gemacht haben wir durchaus, via Flyer, der in Unis und Instituten hing, FB, CSB, Partnerforen, Mundpropaganda, etc.
    An der Tatsache, dass die Materie, mit der wir uns hier befassen, und Foren-RPG im Allgemeinen nicht mehr ganz frisch sind, ändert das aber leider nicht viel. Früher war gar keine Werbung nötig und trotzdem gab's jeden zweiten Tag eine Neuanmeldung. Heute muss man um jeden neuen Spieler kämpfen.


    Bei Facebook haben wir z.B. in Gruppen für Rollenspieler die Werbetrommel gerührt und gleichzeitig auch darauf gehofft, dass durch Likes und Teilen der Beiträge etwas mehr Traffic ins IR kommt. Da wären also unter anderem unsere Spieler gefragt. ;)


    Vorrangig kümmer ich mich derzeit allerdings ums Charakter Search Board, aber auch das ist relativ schwierig, da man dort vorrangig mit Gesuchen für bestimmte Rollen arbeitet. Leider werden im IR in den seltensten Fällen Gesuche geschrieben, was leider dazu führt, dass die meisten Gesuche, die der IR-Account bisher dort gepostet hat, auf meinem Mist gewachsen sind. Das wär also mal von meiner Seite eine kleine Idee und Bitte: Wenn ihr eine Idee für irgendeinen Einsteiger-Charakter habt oder einen NPC, der von einem Neuling übernommen werden könnte, meldet euch doch bei mir. Ich freue mich über jedes Gesuch. :)

    Avianus konnte gerade ein wenig Zeit entbehren und ließ den jungen Patrizier und Vigintivir umgehend in sein Officium vor. Der zögerte auch nicht, sein Anliegen vorzubringen, was dem Iunius nur recht sein konnte. Dass der Miles, der ihn herbegleitet hatte, ebenfalls bei der Besprechung dabei sein wollte, war allerdings nicht ganz geplant. Der hatte damit ja nichts zu tun und noch weniger mitzureden. Dazulernen könnte während einer solchen Reise jeder Soldat. Viel wichtiger war, dass die Milites korrekt ihre Arbeit leisteten.
    "Miles, warte vor der Tür. Abi", befahl er deshalb knapp, bevor er sich dem Flavius zuwandte und kurzerhand fragte: "Ich werde selbstverständlich gerne Männer für eine Eskorte entbehren. An wie viele Männer hättest du gedacht?" Das hing sicherlich auch davon ab, wie groß die Vorräte waren, die es zu transportieren galt. Und im Kopf rechnete er auch schon einmal durch. Populonia war mehr als eine Woche entfernt, machten also, großzügig geschätzt, gute drei Wochen, während derer Rom auf die Leute verzichten musste, die den Flavius begleiteten.

    @Seneca: Lass dich halt nicht wegpusten. :)


    Der Semesterbeginn hat mir sprichwörtlich die Tür eingerannt, und ich hab noch ein paar Dinge zu erledigen, bevor ich im IR wieder voll durchstarten kann. Ich entschuldige mich nochmal bei denen, die warten. Wenn's wirklich dringend ist -> PN schreiben. Da erreicht ihr mich immer.

    Ich schließe mich vorsichtshalber meiner Vorrednerin an. Ich habe derzeit kein gscheites Internet und leider auch nicht den Nerv, jedesmal, wenn ich auf einen Link klicke, 5 Minuten zu warten. :(
    Sorry an meine Urbaner. Bis in 2-3 Tagen sollte es aber hinhauen, dann habt ihr mich wieder wie gewohnt.

    Salve und willkommen im IR!


    Ich bin zwar keine offizielle Stadtwache, mogel mich aber einfach mal rein, um die Wartezeit ein wenig zu überbrücken, bis Marcus Tiberius Magnus eintrudelt. ;)
    Auswählen musst du zu Beginn lediglich Name, Stand, als Civis deine Wunschfamilie und deinen zukünftigen Wohnort.
    Als Iulius Paulinus würdest du bei den Iuliern unterkommen, sofern deren SimOff-Verwalter Marcus Iulius Dives zustimmt. Allerdings fehlt dir noch ein gültiges Praenomen, sprich, dein Vorname, den aus dieser Liste aussuchen kannst. Dann brauchst du nur noch deinen Wohnort, wo du im Zuge der Freischaltung eingetragen wirst, zu wählen. Zur Auswahl stehen Ostia, Roma, Mogontiacum und Alexandria.


    Damit bin ich auch schon wieder weg. *davonflieg* :)


    Schönen Abend,
    Avianus

    Gibts doch nicht!
    Beinahe hätte ich vergessen, den halbvergammelten Überresten eines gewissen Titus Germanicus Antias allerherzlichst zum Geburtstag zu gratulieren! :D
    Dann pack ich mal schnell mein Ouija aus und sage:


    Alles Gute, feier schön, sei am Montag wieder nüchtern! ;)

    Avianus zog mit einem leichten Lächeln die Brauen in die Höhe. Agricola schien über seine Antwort gar nicht groß nachgedacht zu haben. Hoffentlich war ihm trotzdem bewusst, welche Verantwortung er mit der Aufgabe tragen würde, die sein Onkel ihm überließ. Der Junge würde nicht nur ein Auge auf den Gast, sondern auch auf den kleinen Lucius haben müssen. Keine Kleinigkeit. Aber wenn der Neffe das zuvor nicht bedacht hatte, so wurde es ihm sicherlich noch bewusst. Ob er seinen Neffen überhaupt für vorzeigbar hielt, die Frage hatte Avianus sich dabei noch gar nicht gestellt, und im Grunde war es egal, denn eine Alternative gab es nicht, wenn die Quintilia nicht von einem Sklaven empfangen werden sollte. Wenn er nun aber darüber nachdachte … Agricola war ja erstens nicht blöd und die Quintilia nicht übermäßig kompliziert.
    "Wisch den Dreck nächstes Mal einfach mit einem Lappen ab, sei höflich und freundlich zu unserem Gast und du bist vorzeigbar genug", scherzte er ein wenig, "Ich bin dein Patruus. Würde selbst ich dir das nicht zutrauen, wäre das bedenklich." Denn als Patruus sah er es durchaus als seine Aufgabe, den Neffen zu einem Teil der Familie zu machen, wofür er ihm eben auch das nötige Vertrauen schenken musste, und ihn in die richtige Richtung zu lenken. Dass er dabei bisher keine außerordentlich gute Figur abgegeben hatte, sondern zugelassen hatte, dass der Junge in der Domus versauerte, wusste er inzwischen selbst. Dass es nicht reichte, dem Jungen zu sagen, er solle Bekanntschaften schließen, hatte er eben erst lernen müssen, ebenso wie er zuvor nie darüber nachgedacht hatte, dass Agricola auch an seinen Standardaufgaben in der Domus womöglich keine Freude hatte. Doch selbst wenn nicht, hatte er sie trotzdem zu machen, oder? Selbstverständlich. Nicht alles im Leben war immer nur lustig und spaßig. Und Agricola machte ja auch. Nur sollte ab und an auch etwas dabei sein, das seinem Neffen Freude bereitete. Und darum sollte sich der Neffe eigentlich selbst kümmern. Furchtbar kompliziert war das alles. Avianus konnte sich nicht erinnern, dass das zu seiner Zeit als Kind genauso gewesen war. Er und Regulus hatten sich stets selbst zu beschäftigen gewusst. Aber der Agricola hatte ein wenig Gesellschaft dringend nötig, und wenn er selbst nicht dazu in der Lage war, sich darum zu kümmern, musste man ihn eben zu seinem Glück zwingen.
    "Keine Sorge. Heute wird sie nicht mehr vorbeikommen. Sie wollte morgen kommen. Zieh dich aber trotzdem um. Bei der Cena macht sich sowas auch nicht gut", meinte er, "Und sollte irgendetwas schief gehen, wirst du mich sofort benachrichtigen." Am besten war es natürlich, wenn gar nichts passierte.
    Lucius hatte den Arm mit seinem Spielzeugpferdchen wieder eingezogen, blickte unglücklich in die Runde, da offenbar kein Mensch mehr Interesse daran hatte, ihn zu unterhalten, mit einem Gesicht, dem man das Geheule, das wohl in den nächsten Sekunden weider anfangen würde, bereits ansah, pfefferte der Zwerg seinem Patruelis das Holzpferd vor die Füße.
    "Und du gehst am besten ins Bett, hm? Ins Bett?" Lucius blickte als Antwort quengelnd und nicht viel unglücklicher zurück. Avianus wandte sich, bevor er aufstand, noch einmal an seinen Neffen. "Bei dir ist soweit aber alles in Ordnung, ja …?", fragte er hoffnungsvoll, obwohl er ja eigentlich so eine Ahnung hatte, dass dem nicht so war-

    "Ob er sich an der Literatur 'vergreift' … darum geht es erstmal gar nicht. Er kauft und verkauft Diebesgut, ein Hehler eben, und ich weiß nicht einmal ob es dabei nur um Schriften geht. Unter der Ladentheke kann er ja rein theoretisch mit allen möglichen Dingen handeln. Darauf werden wir uns konzentrieren", erklärte Avianus seinem decimischen Gast, der sich schon wahre Horrorgeschichten ausmalte, was das kriminelle Pack womöglich sonst noch anstellte oder in der Zukunft anstellen würde. Darüber dachte man am besten gar nicht nach, sondern nur über die Probleme, die derzeit Priorität hatten, und gegen die sie auch etwas unternehmen konnten, ansonsten wurde man ja gar nicht mehr fertig.


    Ohnehin empfand er ihr Gespräch über die Geschäfte als weitaus interessanter. Schon den ganzen Tag über in der Castra war er ständig mit den kriminellen Aktivitäten in Rom konfrontiert, das brauchte er Zuhause eigentlich nicht auch noch, wobei er selbstverständlich die Neugier des Decimers, der bestimmt nicht immer die Möglichkeit hatte, sich praktisch aus erster Hand über derartige Dinge zu informieren, nachvollziehen konnte.
    "Nun gut … mein Weingut ist glücklicherweise nicht mein wichtigstes Standbein. Dein Rat ist nicht schlecht. Darüber habe ich sogar selbst schon nachgedacht. Ich denke, ich werde es überleben, die Produktion vorerst auf Halbmast laufen zu lassen. Vielleicht lassen sich die Trauben auch so loswerden." Er zuckte mit den Schultern. "Wie lange das funktionieren wird … das werden wir dann sehen." Alles in allem war es eben eine Sache des Geldes. Davon hatte er derzeit zwar genug, aber er wollte ja, dass es so blieb. Er hatte eine Familie zu versorgen. "Sollte das Geschäft mit dem Wein aber irgendwann wieder bergauf gehen, kann ich dich sehr gerne informieren."

    Hehler. Da gab's so viel eigentlich nicht zu erzählen. Leute die ihre Ware bei Dieben kauften eben. Und ganz so genau wollte Avianus nicht darauf eingehen, um welchen Laden es sich handelte und von wem er den Tipp erhalten hatte. Er versenkte seine Zunge also erst einmal wieder im Weinbecher, um etwas Zeit zu schinden. Verflucht, er musste damit aufhören, sonst plapperte er am Ende ohne zu denken, und wenn einer das nicht gebrauchen konnte, war es wohl er. Avianus räusperte sich knapp.
    "Derzeit behalten wir einen Händler im Auge. Ein Buchhändler in Argiletum." Und dort gab es davon bekanntermaßen unzählige. Die perfekte Tarnung für einen Händler, der im Hinterzimmer krumme Geschäfte machen wollte. "Wir haben von einem anderen ehemaligen Hehler einen Tipp erhalten und dem gehen wir selbstverständlich nach. Meine Hoffnung ist, dass wir über diesen Verdächtigen noch mehr Verbrecher finden, die bei der Sache mit drin hängen. Interessant wäre es auch herauszufinden, ob vielleicht ein festes Netzwerk von Leuten dahintersteht. Dass in Rom viel geklaut und illegal gehandelt wird, ist nichts neues, aber das wäre dann weit abseits vom Alltäglichen und weitaus Besorgnis erregender. Wir werden sehen. Die Cohortes Ubanae tun jedenfalls ihr Bestes, damit die Stadt nicht in diesem Sumpf versinkt." Mit den Geschäften des Decimer hatte das glücklicherweise wenig zu tun, wobei der gutgläubige Käufer ohnehin stets unschuldig war. Da brauchte man sich also keine gewaltigen Sorgen zu machen.
    "Du sagtest was von Keramik. Es ist in letzter Zeit tatsächlich schwierig, an gute Töpferwaren zu kommen. Im Lager meines Weinguts steht nur noch das absolute Minimum an Amphoren herum, weil ich an die Unmengen an Töpferware, die dort benötigt werden, kaum rankomme. Furchtbare Zustände sind das. Andererseits trinkt Rom in dieser Saison seltsamerweise auch recht wenig Wein. Die Lager sind zum Bersten voll, der Wein so gut wie immer, aber keiner will ihn kaufen. Und, wie ich gehört habe, geht es auch anderen Weinherstellern nicht anders. Dann trinkt man das Zeug eben selbst." Avianus lächelte gezwungenermaßen und hob als kleinen Hinweis seinen Becher. Er hatte sogar schon darüber nachgedacht, das Gut loszuwerden, bevor es gar nichts mehr wert war. Ansonsten müsste eben weiterhin Geld reinstecken, bis es irgendwann (hoffentlich) wieder bergauf ging.

    Und tatsächlich, sein Neffe stellte die Eimer ab und begann das Spielzeug zu suchen. Ganz so übel war der Junge ja nicht, wenn er wollte, und Avianus fragte sich, ob er auf diese eine patzige Meldung nicht ein kleines bisschen zu harsch reagiert hatte und sich ab und zu zu viele Sorgen wegen dieser einen Sache machte. Selbst in den eigenen vier Wänden ließen sie ihn nicht los. Und dann war da eben sein Neffe, der sich absolut keine Mühe gab … ja, womit eigentlich? Außer dem Getier und dem Studieren alter Schriften hatte er ihm ja keine Aufgaben gegeben. Die verrichtete er, jedenfalls soweit ein Onkel, der sich nie groß danach erkundigte, das beurteilen konnte, ganz passabel. Lesen und Vieh. Der Lebensinhalt seines Neffen. Zum ersten Mal kam Avianus in den Sinn, dass das Leben des Jungen in der Domus womöglich sehr viel weniger erfüllt war, als er gehofft hatte. Wenn dem so war … der Onkel allein trug daran bestimmt nicht die Schuld, immerhin war es ja sein Neffe, der sich zwischen den Schriften vergrub, doch vielleicht konnte er zumindest helfen.
    "Hohü", quakte Lucius etwas verspätet nach, schniefte den letzten Rest Rotze weg, nachdem er sein wiedergefundenes Spielzeug eingehend beäugt hatte, und streckte das Pferd seinem Tata entgegen. Wer wusste schon, was der seltsame Blondschopf damit angestellt hatte. Vielleicht wusste sein Tata ja, was es war.
    "Danke", sagte Avianus versöhnlich und betrachtete das Spielzeug mit nachdenklicher Miene, bevor er wieder aufsah. Nicht so gemeint. Was Besseres würde bestimmt nicht nachkommen. Gut. Avianus gab sich zufrieden mit der Entschuldigung. Immerhin bekam er eine. Der Patruus nickte also leicht. Die Andeutung in der letzten Aussage seines Neffen verstand er durchaus. Er hatte also was gehört? Davon war auszugehen. Und nun? Dann war es eben so. Daran war nichts zu ändern. Er konnte seinem Neffen ja schlecht die Erinnerungen an die letzte halbe Stunde wieder aus den Gehirnwindungen bohren. Und wenn man im selben Haus wohnte, kamen solche Dinge vermutlich früher oder später immer ans Licht, sagte er sich selbst. Es war nur eine Frage der Zeit. Dummerweise war es nach seinem Geschmack etwas zu früh passiert. Mit Caius persönlich hatte das alles natürlich gar nichts zu tun, da irrte der Junge sich gewaltig. Bisher hatte sein Onkel zu Beginn noch jedem misstraut, was die Geschichte mit Sibel - und später auch dem Kind - anging.
    "In gewissen Dingen traue ich keinem über den Weg", sagte Avianus deshalb mit einem bitteren Lächeln. Wenn sein Neffe tatsächlich alles gehört hatte, würde er hoffentlich verstehen, und wenn nicht, dann würde ihn vielleicht eine andere Sache davon überzeugen, dass er dem Onkel keinesfalls nur lästig und unerwünscht war. Da kam es Avianus auch gerade recht, dass der Junge sich nicht gleich wieder davongemacht hatte, als er die Gelegenheit dazu erhalten hatte.
    Lucius verfolgte das eigenartige Gespräch mit großen Augen. Erst recht, da man ihn währenddessen komplett zu ignorieren schien. "Hohü?", machte Lucius erneut leise und streckte die Holzfigur zu dem Blondschopf hoch. Der Typ mochte noch so seltsam sein, sein Tata war letztens so furchtbar langweilig, dass ihm ja gar nichts anderes übrig blieb, wenn er ein wenig Aufmerksamkeit haben wollte.
    "Etwas anderes … ich wollte dich noch um einen Gefallen bitten, Caius", begann Avianus, "Eine ... Bekannte von mir wird uns in der Domus besuchen. Quintilia Pina ist ihr Name. Ich möchte dass du, sollte ich dann nicht anwesend sein, sie begrüßt und ihr das Haus zeigst. Sie wird sich ein wenig um Lucius kümmern. Hab ein Auge auf die beiden. Kannst du das?" Verflucht nochmal. Wie das schon wieder klang. Als hielte er seinen Neffen für zu dämlich, einem Mädchen und einem Kleinkind beim herumblödeln zuzuschauen. "Kannst du das für mich tun?", verbesserte er sich.

    Was dauerte denn da so lange? Gut, er, der sich ebenso verspätet hatte, sollte sich vermutlich nicht beschweren.
    "Salve. Germanicus Aculeo hat mich in die Casa Germanica eingeladen. Iunius Avianus ist mein Name", stellte der Iunier sich vor und ging einfach mal davon aus, dass man im Haus wissen würde worum es genau es ging, auch ohne nähere Erklärungen oder offiziellen Wisch.


    Ad
    Aulus Iunius Seneca
    Domus Iunia
    Mogontiacum, Germania superior



    Aulus Avianus Senecae suo s.p.d.


    Über die guten Nachrichten aus Germania habe ich mich sehr gefreut, treuer Freund. Gut, der Ärger mit den Stämmen jenseits der Grenze zählt wohl kaum zu der Art Vorkommnisse, die irgendjemand als erfreulich bezeichnen würde, aber du und deine Familie seid wohlauf und das scheint mir das Wichtigste zu sein.


    Die Lage in der Domus Iunia kommt mir dagegen weniger erfreulich vor.
    Mein Neffe kriecht kaum zwischen seinen Büchern hervor, und ist inzwischen noch aufmüpfiger geworden als ohnehin schon. Ich verstehe, ich bin weder sein Vater, noch habe mich in der Vergangenheit groß um ihn gekümmert. Aber wenn er in der Domus Iunia bleiben will, wird er seinem Patruus zwangsläufig den nötigen Respekt entgegenbringen müssen. Furchtbar. Und ich dachte, Lucius mit seinem Geschrei wäre anstrengend. Es wird wohl Zeit deinen Rat zu befolgen und Agricola daran zu erinnern, welcher Familie er angehört.


    Apropos Lucius. Der hat inzwischen ein Kindermädchen. Ich habs nicht mehr ausgehalten und die anderen Sklavinnen auch nicht. Die beste Enscheidung die ich je getroffen habe, obwohl das bestimmt noch was werden wird, wenn Sibel wieder in die Domus einzieht. Sie hat sich geweigert, ein Kindermädchen - oder eigentlich irgendjemand anderen als uns beide - an den Jungen ranzulassen. Am besten lege ich mir schon jetzt ein paar Worte zurecht, für den Tag, an dem Sibel wieder nach Rom zurückkehrt. Verflucht, ich bin Pater familias, nicht wahr? Wenn ich eine Entscheidung treffe, dass etwas so oder so gemacht wird, dann wird das so gemacht. Würde man meinen. Aber du weißt ja, wie empfindlich meine Frau sein kann.
    Aber gut, wir leben alle und sind mehr oder minder gesund. Im Grunde also alles halb so wild, würde ich meinen.


    Gibt es was Neues von der Grenze? Wie sieht es mit euen plündernden Barbaren aus? Hier in Roma ist es dasselbe wie immer. Diebe, andere Kleinkriminelle, Banden, du kennst es ja. Wir haben eine heiße Spur, was einen Hehler und seine Kollegen angeht und ich hoffe, dass wir auch diese Bande demnächst ausheben können, ansonsten ist alles beim Alten.


    Ach, beinahe hätte ich es vergessen: Diesem Kacksack von einem Offizier hast du nicht die Fresse poliert? Du hast ihm Wein angeboten? Und sowas nennt sich Bruder. Sollte es mich mal nach Germania verschlagen, sieh lieber zu, dass du deinen neuen Freund zügig beiseite schaffst.


    Na jedenfalls, grüß deine Familie herzlichst von mir. Vielleicht kannst du Silana ja mit diesem Brief ein wenig vertrösten, aber lass bitte die Stelle mit dem Kacksack aus, wenn du ihn ihr vorliest, ja?
    Ich würde dir furchtbar gerne Grüße von meiner kleinen Familie ausrichten, aber Sibel ist nicht da, Agricola hat sich wieder mal in Büchern vergraben und Lucius versteht beim besten Willen nicht, was bitteschön ein Seneca sein soll. Aber ich bin mir sicher, allesamt würden sich freuen, von dir zu hören und dass es euch oben im Norden gut geht.


    Stell keinen Blödsinn an und pass gut auf dich auf.


    Avianus



    Sim-Off:

    Auf die iunische Wertkarte. Dankeschön!

    Es war schon eine Weile her, dass er einen Brief von seinem Vetter im Norden erhalten hatte. Zeit für eine Antwort, dachte sich Avianus lächelnd, wenn er auch in letzter Zeit ansonsten weniger optimistisch war. Er hatte Sibel aufs Landgut geschickt und sie kurzerhand durch eine Sklavin und ein junges Ding, die Quintilia, ersetzt, und das obwohl sie sich zu Beginn dagegen gestemmt hatte, dass sich eine Fremde um ihren gemeinsamen Sohn kümmerte. Sibel würde ihn umbringen. Naja gut, da übertrieb er. Vermutlich wäre sie enttäuscht und würde wieder mal weinen. Vielleicht würde sie einen Teil der "Schuld" auf sich selbst schieben, weil sie überhaupt erst eine Auszeit benötigt hatte. Und er müsste ihr einmal mehr erklären, dass sie ihm doch das liebste auf der Welt war. Sie würde ihm verzeihen, und die Welt wäre wieder heil. Avianus seufzte. Ob das Leben anderer Patres ebenso anstrengend war?
    Na wenigstens sah es bei Seneca etwas rosiger aus. Zumindest mit seiner kleinen Familie schien der keine Probleme zu haben. Wäre ja noch schöner gewesen, wenn er sich auch noch darum Sorgen hätte machen müssen. Er wollte es nicht länger aufschieben und griff nach seinen Schreibutensilien:



    Ad
    Aulus Iunius Seneca
    Domus Iunia
    Mogontiacum, Germania superior



    Aulus Avianus Senecae suo s.p.d.


    Über die guten Nachrichten aus Germania habe ich mich sehr gefreut, treuer Freund. Gut, der Ärger mit den Stämmen jenseits der Grenze zählt wohl kaum zu der Art Vorkommnisse, die irgendjemand als erfreulich bezeichnen würde, aber du und deine Familie seid wohlauf und das scheint mir das Wichtigste zu sein.


    Die Lage in der Domus Iunia kommt mir dagegen weniger erfreulich vor.
    Mein Neffe kriecht kaum zwischen seinen Büchern hervor, und ist inzwischen noch aufmüpfiger geworden als ohnehin schon. Ich verstehe, ich bin weder sein Vater, noch habe mich in der Vergangenheit groß um ihn gekümmert. Aber wenn er in der Domus Iunia bleiben will, wird er seinem Patruus zwangsläufig den nötigen Respekt entgegenbringen müssen. Furchtbar. Und ich dachte, Lucius mit seinem Geschrei wäre anstrengend. Es wird wohl Zeit deinen Rat zu befolgen und Agricola daran zu erinnern, welcher Familie er angehört.


    Apropos Lucius. Der hat inzwischen ein Kindermädchen. Ich habs nicht mehr ausgehalten und die anderen Sklavinnen auch nicht. Die beste Enscheidung die ich je getroffen habe, obwohl das bestimmt noch was werden wird, wenn Sibel wieder in die Domus einzieht. Sie hat sich geweigert, ein Kindermädchen - oder eigentlich irgendjemand anderen als uns beide - an den Jungen ranzulassen. Am besten lege ich mir schon jetzt ein paar Worte zurecht, für den Tag, an dem Sibel wieder nach Rom zurückkehrt. Verflucht, ich bin Pater familias, nicht wahr? Wenn ich eine Entscheidung treffe, dass etwas so oder so gemacht wird, dann wird das so gemacht. Würde man meinen. Aber du weißt ja, wie empfindlich meine Frau sein kann.
    Aber gut, wir leben alle und sind mehr oder minder gesund. Im Grunde also alles halb so wild, würde ich meinen.


    Gibt es was Neues von der Grenze? Wie sieht es mit euen plündernden Barbaren aus? Hier in Roma ist es dasselbe wie immer. Diebe, andere Kleinkriminelle, Banden, du kennst es ja. Wir haben eine heiße Spur, was einen Hehler und seine Kollegen angeht und ich hoffe, dass wir auch diese Bande demnächst ausheben können, ansonsten ist alles beim Alten.


    Ach, beinahe hätte ich es vergessen: Diesem Kacksack von einem Offizier hast du nicht die Fresse poliert? Du hast ihm Wein angeboten? Und sowas nennt sich Bruder. Sollte es mich mal nach Germania verschlagen, sieh lieber zu, dass du deinen neuen Freund zügig beiseite schaffst.


    Na jedenfalls, grüß deine Familie herzlichst von mir. Vielleicht kannst du Silana ja mit diesem Brief ein wenig vertrösten, aber lass bitte die Stelle mit dem Kacksack aus, wenn du ihn ihr vorliest, ja?
    Ich würde dir furchtbar gerne Grüße von meiner kleinen Familie ausrichten, aber Sibel ist nicht da, Agricola hat sich wieder mal in Büchern vergraben und Lucius versteht beim besten Willen nicht, was bitteschön ein Seneca sein soll. Aber ich bin mir sicher, allesamt würden sich freuen, von dir zu hören und dass es euch oben im Norden gut geht.


    Stell keinen Blödsinn an und pass gut auf dich auf.


    Avianus