Avianus betrat den Verhörraum, ein mäßig gut ausgeleuchteter Raum ohne Fenster und ausgestattet mit lediglich dem einen oder anderen Hocker und einem Tisch. Hinter ihm wurde Sarah durch die Tür geschoben. Sie, die die letzten Nächte, seit sie bei ihm in der Castra aufgekreuzt und anschließend im Carcer gelandet war, in einer leeren und noch sehr viel stickigeren, dunkleren Zelle verbracht hatte, könnte den Raum vielleicht sogar als angenehm empfinden … wenn da nicht das bevorstehende Verhör wäre, vermutlich. Er würde sie zum Reden bringen, da war er sich sicher. Er musste es, wenn er abschließen wollte mit Trans Tiberim und diesen verfluchten Christianern. Aber er wusste aus Erfahrung, fast jeder redete irgendwann, jeder hatte irgendwo eine Schwachstelle oder eine Grenze, nach der er, war sie einmal überschritten, nicht mehr ertragen konnte und aufgab. Und er hatte einige Ideen im Hinterkopf, sodass er sich sicher war, sie würde ihm alle Informationen liefern, die er brauchte, und wenn er sich dafür ihren Christianer-Freund zunutze machen musste, den sie verlaust und abgemagert in einer der Zellen wiedergefunden hatten.
Er bedeutete dem Soldaten, sie auf den Hocker zu setzen, der beim Tisch stand, und ließ sich selbst auf dem gegenüberliegenden Hocker nieder.
"Ante diem V KAL IUL DCCCLXV A.U.C., Verhör der Christianerin Sarah, Mitglied einer aufrührerischen Gruppe Christianer in Trans Tiberim …", murmelte er unbeteiligt vor sich hin, notierte sich dabei die wichtigsten Daten auf einer Tabula und sah wieder auf, direkt zu Sarah, die nun auf der anderen Seite des Tisches saß.
"Nun ... wie geht es dir, Sarah?", fragte er eher rhetorisch, "Ich muss mich vermutlich nicht lange vorstellen, …" Ebenso wusste er bereits gut genug über sie Bescheid. Nein, er würde lieber zur Sache kommen. "... und weißt du, weshalb du hier bist? Bestimmt ist dir doch klar, dass ich dich unmöglich gehen lassen konnte. Du wolltest nicht kooperieren ... nein, du wolltest dich sogar aus dem Staub machen und hast damit ein Risiko dargestellt. Wie auch immer ... ich denke wir wissen beide worum es hier geht, oder? Du und die anderen Christianer, ihr haltet doch regelmäßig Versammlungen ab, soweit ich weiß ..."
Beiträge von Aulus Iunius Avianus
-
-
Ein kleines Update: Wir haben unsere Werbeseite leicht abgeändert.
Unter den Eckdaten wurde ein weiterer Punkt hinzugefügt und von jetzt an ist das Wort "historisch" nur noch ganze drei Mal zu finden.
Wer will kann erneut einen Blick darauf werfen, und seine Meinung bzw. weitere Verbesserungsvorschläge abgeben, bevor wir unsere Partner demnächst um Aktualisierung unserer Werbung bitten. -
Die IR-Werbeagentur gesteht (oder zumindest ein Teil davon ;)):
Mir persönlich ist das gar nie wirklich aufgefallen.
Aber da wir ja noch eher am Anfang stehen, was das Werbetrommel rühren betrifft, gibt's da sicher noch ein paar Verbesserungsmöglichkeiten. Und konstruktive Kritik ist da definitiv nicht schlecht, dafür bedanke ich mir an dieser Stelle auch.Dass hier jeder, der sich für diese Art RPG interessiert, einen Platz finden kann, auch ohne fundiertes Vorwissen, da stimme ich ganz klar zu, und brauche auch nicht mehr wirklich was hinzuzufügen, ebenfalls bin ich deiner Meinung, dass gerade hier ein guter Ort ist, Leuten die römische Antike nahezubringen.
Ob der Werbetext wirklich so abschreckend ist, das jemand nicht mal einen Blick reinwirft, weiß ich so jetzt nicht, sicher können wir aber daran rumschrauben, damit er es ganz bestimmt nicht ist.Um's kurz zu machen: Wir sehen uns die Sache mal an.
-
"Natürlich … wieso nicht?", antwortete Avianus erst knapp und sprach weiter während sie sich daran versuchte, ihren Namen zu schreiben, was sie seiner Meinung nach auch recht gut machte für ihren ersten Versuch. "Ich finde es sogar gut, wenn du ein wenig aus der Castra raus kommst. Und sie ist ja eine Freundin von dir." So ganz verstand er ihre Frage nicht. Er wüsste nicht, welchen Grund es geben könnte, Morrigan nun doch nicht zu besuchen. Außerdem hatte sie ihnen mehr als einmal geholfen, soweit er wusste, es wäre also nur richtig, ihr eine Freude zu machen.
Er suchte eine Antwort auf Sibels Frage nach den Autoren, die er zuvor genannt hatte. Ob die wichtiges geschrieben haben? Kam ganz darauf an, was man für wichtig hielt. "Fabeln, berühmte Theaterstücke, philosophische Texte, Gedichte, … und du kannst sie alle lesen, wenn du magst.", sagte Avianus schließlich lächelnd. Denn ja, was sie eben getan hatte, war lesen. Zwar nicht allzu schnell, aber dennoch las sie, und das auch noch ziemlich gut, dafür dass sie erst angefangen hatte zu lernen. Fabeln oder Gedichte waren da vermutlich genau das richtige. Knappe, leicht verständliche Texte eben. Er notierte es sich schonmal in Gedanken.
Sein Lächeln wurde noch etwas breiter, als sie ihn fragte, ob sie beide zusammen Bücher kaufen könnten. Sie hatten noch nie gemeinsam den Markt besucht und er machte für gewöhnlich keine großen Einkäufe ... doch wenn sie ihn bat, wie sollte er es ihr abschlagen? Außerdem würde es mit ihr ganz bestimmt nicht fad werden, ganz im Gegenteil, sie könnten sich einen schönen Tag in der Stadt machen, ein wenig Normalität genießen und gemeinsame Zeit verbringen, jetzt wo er genauer darüber nachdachte.
"Du und ich ... klingt eindeutig besser als alle meine Vorschläge zusammen. Natürlich können wir uns gemeinsam umsehen. Ich werde sehen, wann ich Zeit habe und dann machen einen Ausflug in die Stadt." -
Gemeinsam mit seinem Cousin schüttete er den Becher in einem Zug hinunter. Kaum hatte er ihn wieder abgesetzt, hatte Seneca schon den Krug in der Hand und füllte nach. Avianus tat es ihm gleich, hob den Becher an und wollte den nächsten Schluck trinken, war aber dazu gezwungen wieder abzusetzen, weil er unweigerlich lachen musste. Sollte das eine Kampfansage sein?
"Gründe haben wir beide zu genüge. Hier in Rom musst man trinken, sonst hält man es gar nicht aus …", witzelte Avianus, "Der Gestank, die vielen Leute, lästige Politiker, hochnäsige Patrizierinnen, …"
Daraufhin hing er wieder am Becher, blickte Seneca über dessen Rand hinweg belustigt an und stellte ihn schließlich geräuschvoll ab.
"Wenn du also glaubst, ich lass zu, dass du dich hier alleine betrinkst, irrst du dich gewaltig. Wenn wir diesen Krug bezwingen, dann gemeinsam!", verkündete er mit gespielt theatralischem Ton, füllte erneut beide Becher nach und musste fast schon ein wenig enttäuscht feststellen, dass auch dieser Krug früher oder später einen Boden aufwies. Der Kampf war sehr viel kürzer ausgefallen, als er erwartet hatte. Zwei gegen einen war aber auch unfair. "War's das?" -
Starke Leistung! Wenn alle anderen schon applaudieren, werf' ich noch ein paar Blumen obendrauf...
-
Gespannt sah Avianus ihr dabei zu, wie sie Buchstabe für Buchstabe Morrigans Brief zerlegte. Er ließ ihr Zeit und tatsächlich schaffte sie es, die Nachricht praktisch ohne Hilfe zu lesen. Wenn sie so weitermachte, vielleicht täglich las und hin und wieder etwas schrieb, brauchte er sich um ihre Zukunft bald keine Sorgen mehr zu machen. Und vielleicht fand sich irgendwann noch die Zeit, ihr auch Rechnen beizubringen oder er könnte jemanden anstellen, der es ihr beibrachte, damit hätte sie dann noch bessere Chancen. Das alles lag aber in der Zukunft und um die wollte er sich jetzt eigentlich nicht scheren.
"Und du sagtest, du kannst gar nicht lesen", kommentierte er grinsend mit nicht unerheblichem Stolz und gab ihr einen Kuss, "Du machst das richtig gut." Er nahm ihr sanft den Brief wieder aus der Hand, griff nach Tabula und Stilus und reichte ihr beides. Eine Seite der Tabula war ja noch leer.
"Du könntest auch selbst versuchen, etwas zu schreiben … deinen Namen zum Beispiel. Es sei denn du hast für heute genug", schlug er als nächstes vor und legte ließ seine Hände wieder auf ihre Schenkel sinken.
"Und was würdest du davon halten, wenn ich für dich ein paar Bücher auftreibe?", fragte er unterdessen, "Phaedrus? Plautus? Seneca? Catullus? Was auch immer du möchtest … oder du kannst dir für den nächsten Marktbesuch ein wenig mehr Geld nehmen und dich selbst umsehen." -
"Salve, Lucius", grüßte auch Avianus zurück und rang sich ein Lächeln ab. Damit wären sie wohl vollzählig. Abwartend blickte er zu Seneca, der auch gleich das Wort ergriff, lange um den heißen Brei herumredete, natürlich nicht auf seinen Rat gehört hatte und noch immer auf und ab stiefelte. Hier und da spürte er Senecas Blick auf sich ruhen, war sich dann aber nicht ganz sicher, was sein Vetter von ihm wollte. Ihm brauchte er all das schließlich nicht lang und breit zu erklären, denn er wusste selbst, wie es war, eine Frau zu lieben, die er nach Meinung aller anderen nicht lieben sollte. Ein- oder zweimal schenkte er ihm dann schlicht ein knappes, hoffentlich ermutigendes Nicken, denn soweit war ja alles in Ordnung.
Wenig später rückte er mit der Sprache heraus. Avianus, der selbst ja bereits eingeweiht war und ohnehin schon länger wusste, das Seneca geplant hatte, sich zu verloben, beobachtete nun in erster Linie Axillas und Silanus' Reaktionen, bevor er selbst zu der gegenwärtigen Situtation kurz Stellung nehmen wollte. Für ihn war die Sache ja klar.
"Ich vertraue darauf, dass du weißt, was für dich und Seiana das Richtige ist, und dass du darauf achtest, auch anderen damit nicht zu schaden", erklärte er kurz und musterte dabei erneut die beiden weiteren Iunii im Raum, "Wenn du also heiratest, lasse ich es mir also sicher nicht nehmen, dabei zu sein." Er lehnte sich mit verschränkten Armen im Sessel zurück und hoffte natürlich dass die beiden anderen seinem Beispiel folgen würden. Mit irgendwelchen Fehden hatte er ja nichts zu tun, im Gegenteil, vor den Decimi, die er kannte, hatte er großen Respekt und schätze sie als Leute, die verantwortungsvoll und vorbildlich dem Reich dienten, und seinem Verwandten vertraute er. Anschließend sah mit einem schmalen Lächeln zu Seneca. Der hatte seine eigentlich Entscheidung bereits gekannt, aber vielleicht half es ja, mit gutem Beispiel, so dachte er, voranzugehen. -
Sowie als nächstes Axilla eintrat, erhob Avianus sich. "Salve, Axilla", grüßte er seine Cousine knapp aber freundlich, obwohl es sich für ihn etwas befremdlich anfühlte, als sie ihn vergleichsweise herzlich begrüßte und Seneca … naja … gar nicht. Dabei wusste er schon lange genug, dass das Verhältnis der beiden recht unterkühlt war und Senecas Blick schien ihm ebenfalls eindeutig, nur selbst miterlebt hatte er es eben noch nie. Immerhin hatten sich die beiden sicherlich lange nicht gesehen und nach allem was er von Seneca erfahren hatte praktisch keinen Kontakt.
"Ich hatte auch nicht direkt geplant vorbeizukommen, dennoch … es freut mich, dich wiederzusehen. Ich vermute, ich bin heute aus demselben Grund hier wie auch du", erklärte er vage und kannte den genauen Grund ja eigentlich bereits. Nur würde er über den sicherlich kein Wort verlieren. Er setzte sich wieder und erst jetzt fiel ihm auf, dass er zum ersten Mal mit dem versammelten Rest der Iunii an einem Tisch sitzen würde. Vielleicht auch das letzte Mal, dachte er zynisch. Je nachdem wie Seneca das Gespräch anging eben. Zumindest bemühte der sich um freundlichen Ton.
"Du könntest dich solange ebenfalls setzten, Seneca", schlug er vor, bevor sein Vetter am Ende erneut mit blanken Nerven durchs Atrium tappte, sich damit nur selbst verrückt machte und ihn noch dazu. -
Ihr strahlendes Lächeln ließ ihn noch ein Stück glücklicher werden. Es war dieses Lächeln, von dem Avianus sich jedes Mal wünschte, es möge doch nie wieder ganz verschwinden, selbst wenn er wusste, wie unrealistisch dieser Wunsch war. Man durfte ja noch träumen.
Glücklicherweise war es durch die erst vor kurzem entzündete Kochstelle angenehm warm im Raum und würde keine Eile herrschen sich wieder einzukleiden. Gerne behielt er Sibel bei sich, solange sie wollte.
"Hmm …", brummte er leise, so als müsste er über ihre Frage nachdenken, und blickte zu ihr auf, dieses Mal mit einem amüsierten Grinsen. "Industria ist sie also auch noch, meine Sibel ..." Sie konnte ihn gerne Magister nennen, er fühlte sich dabei gut unterhalten, dass er sich dabei auch so streng und ernst wie einer verhielt, hieß das noch lange nicht. "Ich würde sagen, wir versuchen, den Brief zu entziffern", sagte er und streckte eine Hand nach dem Stück Papyrus auf dem Tisch, welches Morrigan ihm, oder gewissermaßen ihnen beiden, geschickt hatte.
"Aber wenn du möchtest können wir auch die Buchstaben erneut durchgehen. Das liegt ganz bei dir, meine Liebste."
Er konnte nur schwer beurteilen, wie viel sie sich bei dem bisschen lernen und nach dem zwischenzeitlichen Liebesspiel tatsächlich gemerkt hatte. Vielleicht war ja auch gerade durch ihr kleines Spielchen umso mehr hängen geblieben, wer wusste das schon. Aber wofür auch immer sie sich entschied, er wäre ja da um zu helfen, falls sie irgendwo stecken blieb. Und früher oder später würde sie das Lesen sicherlich lernen, schlussendlich machte ja vor allem Übung den Meister. -
"Eine Karriere außerhalb des Exercitus kann ich mir nicht so recht vorstellen, wenn ich ehrlich bin." Dass er vielerlei Hinsicht ein Gewohnheitsmensch war, konnte er nicht leugnen. Viele Veränderungen in seinem Leben hatten allerdings auch ihr Gutes gehabt, so sehr sie ihm zunächst auch missfallen hatten. "Am liebsten würde ich dabei auch in Rom bleiben, andererseits kenne ich die Provinzen kaum, ein wenig Abwechslung wäre vielleicht gar nicht das schlechteste." Ein Lachen konnte er sich am Ende nicht verkneifen. Er und Bauer … das wäre natürlich auch eine Art Abwechslung, obwohl er von öden Landgütern in seiner Jugend schon genug gesehen hatte und ein Gladius lag seiner Meinung nach um einiges besser in der Hand als Sichel oder Pflug.
"Vielleicht krieg ich ja ein Grundstück in der Nähe von Mantua. Ich mach dann daraus ein Weingut und du kommst jede Woche vorbei, damit wir uns einen Krug hinter die Binde kippen können", spielte er einfach mal mit.
Schlussendlich deutete er flüchtig auf den Becher in Senecas Hand und tippte vor seinem Cousin auf die Tischplatte, damit er ihn abstellte.
"Also gut …", sagte Avianus mit einem Grinsen und warf dabei einen Blick in den Krug. Da war ja immer noch was drin. "Machen wir das Ding leer?" Blöde Frage. Wegschütten war ja wohl kaum eine Alternative. Und Seneca hatte ja zu Beginn noch was von Hauen wir ihn weg gesagt, ausgerechnet der ließ sich aber für seinen Geschmack bisher gehörig Zeit beim trinken. Musste an Mantua liegen. Schnödes Mantua ... was hat es nur aus meinem Cousin gemacht?, dachte er sich leicht benebelt. Er füllte beide Becher erneut, hob seinen eigenen und prostete Seneca zu. "Runter damit!" -
Wie sehr er es liebte, wenn ihr bebender Körper sich an ihn schmiegte, zu spüren wie sie seine Zärtlichkeiten genoss … mindestens so sehr, wie selbst von ihr Küsse und Berührungen zu empfangen. Sie befreite sich endlich von ihrer Tunica, und seine warf er ebenso achtlos neben ihre. Wer wäre er, ausgerechnet ihr zu verweigern, was sie ihm so bereitwillig darbot?
Diese Sekunden der höchsten Ekstase, zu welchen sie ihn zu führen vermochte, wenn er mit ihr an seiner Seite den Höhepunkt erreichte und der Augenblick direkt danach, wenn er plötzlich alles vollkommen klar zu sehen glaubte, all das musste das schönste Gefühl der Welt sein.Mit einem glücklichen Lächeln lehnte er sich ganz und gar entspannt zurück, die Arme um Sibels Taille gelegt. Es war immer wieder erstaunlich, wie seine sich sonst so zurückhaltende Sibel mit ihrem meist viel zu geringen Selbstbewusstsein in solchen Situationen stets genau wusste was sie wollte und wie sie dann alle Ängste abzuschütteln schien, als würde sie plötzlich sie selbst werden durch diese Nähe, die er ihr schenkte. Ein Geschenk, welches er ihr nur zu gerne machte, selbst wenn er hoffte, dass sie es irgendwann nicht mehr brauchen würde.
Jetzt jedenfalls war er wunschlos glücklich, denn Sibel hatte einen schönen Tag gerade zu einem perfekten werden lassen, selbst wenn er sich gerade an die eine oder andere Frage erinnerte, die er sich stellte seit er kürzlich mit Seneca einen Abend in einer Taberna verbracht hatte und dadurch etwas nachdenklich wurde. Schweigend aber zufrieden strich er seiner Liebsten über den Rücken. -
Hellauf davon begeistert, demnächst wohl oder übel einige seiner besten Leute an die Schwarzröcke zu verlieren, war Avianus nicht. Dadurch, dass er selbst regelmäßig für die Ausbildung neuer Tirones zuständig war, wusste er zumindest, dass die nachrückenden Soldaten einigermaßen zu gebrachen und die Verluste auszugleichen wären. Das machte es auf alle Fälle leichter.
"Es freut mich, wenn ich der Garde helfen kann, Tribunus …", kommentierte er nur kapp und nickte, viel mehr gab es dazu ja nicht zu sagen. Zudem war ihm ja bekannt, dass man bei den Cohortes Praetoriae - so absurd es auch klingen mochte - noch immer unter den Verlusten des Bürgerkrieges litt. Dabei würde man meinen, dass man gerade bei der Elitetruppe des Reiches auf einen guten Zustand der Einheit Wert legen würde. Blieb nur zu hoffen, dass sich unter dem neuen Kaiser endlich jemand des Problems annahm. Ein paar neue Rekrutierungen konnten zumindest einen Anfang darstellen.
"Und was die Ermittlungen betrifft … von der Sergia hört man in letzter Zeit nicht viel. Was ich in Erfahrung bringen konnte, ist, dass der Hadrianus im letzten Winter verstorben ist. Nichts ungewöhnliches allerdings, was Anlass zu Ermittlungen gegeben hätte. Genauere Informationen, falls welche existieren, wird man mir erst noch zukommen lassen."
Falls Seneca ihm nicht überraschend berichtete, dass hinter dem Tod des Primus Pilus doch mehr stecken könnte, landeten sie somit auch dort in einer Sackgasse. -
"Ich bin auch nicht davon ausgegangen, dass du jetzt sofort ein Empfehlungsschreiben aufsetzen würdest …", antwortete Avianus und lachte kurz auf, "Es sei denn, du würdest darauf bestehen, dann nur zu. Aber ich würde es mir Morgen sicher noch einmal durchlesen." Unterhaltsam wäre es bestimmt, wenn auch nicht sonderlich hilfreich.
"Ich habe erst über jene Senatoren nachgedacht, denen ich schon persönlich begegnet bin. Die Liste war nur leider verdammt kurz", bemerkte er grinsend und leerte seinen Becher, "Und bei den Decimern habe ich mir dasselbe gedacht. Deshalb bin ich ja auf dich zurückgekommen und werde mich vermutlich auf deine Einschätzung verlassen … etwa dass wir Iunii bereits Kontakt zum Senator Purigitius haben, das wusste ich so noch gar nicht. Ich hätte mich vielleicht öfter mit Axilla zusammensetzen sollen."
Während er sich wieder beim Essen bediente dachte er noch einmal genauer über Senecas Vorschläge nach. Solche Entscheidungen wollte man ja nicht leichtfertig treffen. Vermutlich auch nicht angetrunken, aber er würde sich ohnehin später alles noch einmal durch den Kopf gehen lassen.
"Wenn ich die Wahl hätte, würde ich vermutlich jemanden wählen, der bereits im Militär zu tun hatte. Kontakt zu den Claudii wäre für unsere Gens sicher wertvoll. Einen Versuch wäre es wert, beim Claudius vorstellig zu werden und sollte das nicht klappen, aus welchem Grund auch immer, bliebe mir noch immer die Möglichkeit, beim Purgitius anzufragen", sagte anschließend er fast schon zu sich selbst. Hätte er nicht schon einiges an Wein intus, wäre er mit Sicherheit schon bei dem Gedanken daran nervös mit einem Senator, den er nicht einmal ansatzweise kannte, über ein Patronat zu sprechen. Jetzt allerdings steckte er sich nur ein weiteres Stück Brot in den Mund und blickte seinen Cousin fragend an. -
Na wenigstens hatte er ihn schonmal gut unterhalten, dachte er sich, als Seneca zunächst nur lachte. Keinen Augenblick hatte Avianus jedoch daran gezweifelt, dass er sich auf Seneca verlassen konnte und der bestätigte einmal mehr, dass er ihn nicht grundlos zu seinen engsten Freunden zählte, wenn er nicht gar sein engster war. Er war sich zwar nicht sicher, was genau er sich zu Beginn an Hilfe erwartet hatte, aber völlig egal was, Senecas Angebot war eindeutig besser. Das ein oder andere Empfehlungsschreiben allein wäre bereits eine große Hilfe gewesen, dass Seneca sich daneben noch als Berater anbot, ließ in seinen Zügen ein glückliches Lächeln erscheinen.
"Deine Unterstützung würde mir wirklich viel bedeuten ... also ja, gerne, wenn du für all das die Zeit erübrigen kannst", antwortete er und machte kein Geheimnis daraus, wie erfreut er über Senecas Angebot war, "Ich habe mir durchaus schon ein paar Gedanken zu möglichen Patroni gemacht. Ich dachte etwa erst an den Senator Tiberius Lepidus. Er ist der Bruder der Tiberia, die ich schon länger kenne. Und auch ihn kenne ich durch ein paar Begegnung persönlich, allerdings scheint er alles andere als ein Freund von Duccius Vala zu sein. Ganz im Gegenteil, er hat während der Kaiserwahlen gegen die Consulen gehetzt. Ich bin nicht sicher ob ich ihm anstandslos vertrauen würde." Wen kannte er sonst noch? Decimus Livianus war ja bereits Silanus' Patron, über ihn hatte er deshalb nicht weiter nachgedacht, da er vermutet hatte, es wäre eventuell besser, neue Unterstützer für die Iunii zu gewinnen als bereits bestehende Kontakte zu stärken. -
Mehr? Was für eine Frage. Am liebsten würde Avianus nie wieder etwas anderes kosten. Hätte sie ihm die Chance gelassen, es auszusprechen, er hätte es getan. Doch sie verstand ohnehin bereits und ließ nur noch von ihm ab, um ihm zwischen ihren fordernder werdenden Küssen Worte für die letzten verbliebenen Buchstaben zuzuwispern.
Sie waren es auch, die ihm endgültig zu verstehen gaben, was nun ihr Wunsch war. Küsse und Berührungen waren nicht genug. Wie könnte es auch anders sein. Geplant hatte er das hier sicherlich nicht, in erster Linie hatte er sie ursprünglich trösten wollen, aber wann hätten sie jemals zuvor die Finger von einander lassen können? Und was sie schon seit jeher als Geschenk bezeichnete, würde er mindestens so sehr genießen wie sie. Sie würden einander wieder weit fort tragen, fernab aller Sorgen und Fragen nach der Zukunft würde es einmal mehr nur sie beide geben. Ob gleich hier auf dem Stuhl, auf der Kline oder im Bett war ihm dabei vollkommen egal. Denken war bei all ihren Küssen und wie sie ihre Arme um ihn schlang ohnehin zu einem Ding der Unmöglichkeit geworden. Er zerrte sich die Tunica hoch, damit sie ihnen nicht im Weg war. Während ihre Küsse noch leidenschaftlicher wurden, wanderten seine Hände wieder zu Sibels geöffneten Schenkeln hinunter, unter den Stoff der Tunika, den er dabei noch etwas weiter hochschob, und zu ihrem Hintern. Ihre wunderschönen, rosigen, weichen Schenkel ... wie gerne hätte er auch sie mit Küssen bedeckt, stattdessen nahm er nun mit ihrem Dekolleté vorlieb, was schlussendlich mindestens so schön war, so wie auch alles andere an seiner Geliebten und ließ seine Lippen wieder zu den ihren zurückkehren. -
Avianus nickte. Er konnte Seneca nur Recht geben. Im Kampf wusste er stets, was er zu tun hatte. Man stand dem Feind direkt gegenüber und wusste als Soldat meist ziemlich genau, was man zu erwarten hatte: Entweder das Schwert des Gegners traf schneller oder das eigene. Und das war's. Aber die Familie in Angelegenheiten einzuweihen, die man ihr lieber verschweigen würde … dabei kamen furchtbar viele Fragen auf. Etwa wie sie wohl reagieren würden, wie man selbst anschließend reagieren sollte oder ob sie einem irgendwann verzeihen würden, wenn sie es weniger gut aufnahmen. Und wenn man einen Fehler machte, musste man schlicht und ergreifend damit leben. Seneca half ihm jedenfalls definitiv nicht dabei, seine Nachdenklichkeit loszuwerden.
"Da wäre noch etwas, worüber ich mit dir sprechen wollte. Inzwischen bin ich mir zwar nicht mehr sicher, ob du mir eine Hilfe bist, nachdem du von Rom so lange nichts mehr gesehen hast, aber versuchen kann ich es ja trotzdem", wechselte er schließlich mit einem leichten Grinsen das Thema, "Du weißt ja bereits, dass ich versuchen werde, mich in den Ordo Equester hochzuarbeiten. Mit dem ein oder anderen weiteren erfolgreichen Einsatz kann ich vielleicht den Praefectus Urbi für mich gewinnen. Etwas vom Wichtigsten, ein Patron, fehlt mir allerdings noch immer. Bisher habe ich mich aus politischen Angelegenheiten tunlichst rausgehalten und habe, von den Decimi mal abgesehen, keine Ahnung wie wir zu den verschiedenen Familien in Rom stehen … und du hattest ebenfalls lange keinen Patron. Wie hast du das damals angestellt?", fragte er ehrlich ein wenig überfordert seinen Verwandten. -
Avianus ignorierte Sarahs Bitten und ebenso die Wut in ihrem Blick und führte sie schweigend in den Carcer. Sarah war kein schlechter Mensch, dessen war er sich bewusst, aber ein Teil der Gruppe, die schlechte Menschen hervorbrachten, und zu naiv es zu einzusehen. Sie verstand nichts, rein gar nichts. Wie könnte es auch anders sein. Manipuliert von ihrem eigenen Glauben, sah sie die Wahrheit nicht. In ihren Augen waren er und seine Männer die Unruhestifter, dass die Situation genau umgekehrt war, darauf schien sie nicht zu kommen und schützte stattdessen lieber ihre Geschwister, die sich gegen Rom stellten. Hätte er sie gehen lassen, vielleicht hätte sie diese Leute sogar vor den Cohortes gewarnt.
Im Carcer hielt Sulca die Stellung, erwartungsgemäß schlecht gelaunt. Verdenken konnte man es ihm nicht. Wer wollte schon den Abend damit verbringen, den Carcer zu hüten? Er selbst hatte schließlich auch nicht vor länger zu bleiben als notwendig.
"Einzelunterbringung. Sie wird etwas länger hier bleiben", antwortete Avianus dem Peducaeus. Eine oder auch mehrere einsame Nächte in einer stickigen Zelle und sie würde ihm verraten, was er zu wissen brauchte, das hatte er nämlich auch nötig, falls der messerstechende Christianer dazu nicht mehr in der Lage war, den sie vor ein paar Monaten eingekerkert hatten.
"Und du, Miles Cluvius, wirst nachsehen, ob der andere Christianer noch lebt, den wir damals aus Trans Tiberim mitgenommen haben. Wenn ja, sieh zu, dass er auch die nächsten paar Tage noch übersteht." -
Ihre Reaktion auf seinen Versuch, sie zu trösten, übertraf seine Erwartungen sogar. Sie ließ zu, dass er ihr half, die Erinnerungen, die sie so sehr belasteten, von sich wegzuschieben. Ihre Tränen trockneten nicht nur, sie setzte das Spielchen selbst fort, ließ auch ihm liebevolle Worte zukommen und zeigte ihm damit, wie sehr sie seine Liebe erwiderte. Natürlich wusste er, wie viel er ihr bedeutete, es zu hören und zu spüren, war dennoch um so vieles wertvoller.
"Gut …", begann er breit lächelnd zwischen ihren Küssen, "… dass du das K ausgelassen hast … das wirst du ohnehin nie brauchen …" Bei den zwei oder drei Worten, die damit geschrieben wurde … ein Kaeso oder Karthago hätte der Stimmung nicht sonderlich geholfen. Aber was wollte er noch mit sachlichem Gerede, an gewöhnlichem Unterricht waren sie doch längst vorbei.
Er ließ sich von ihr liebkosen und küssen und erwiderte ihre Küsse und Zärtlichkeiten, hatte dabei allerdings Mühe sich neue Worte einfallen zu lassen. Seine Vorfahren hätten sich ruhig ein paar hübsche Worte mehr ausdenken können, die mit einem N begannen … Anstatt weiter zu grübeln, ließ er sich auf sie ein und vertraute darauf, dass sie ihm zu den rechten Worten verhelfen würde. Da waren ihr Duft, ihre zarte Haut, ihre süßen, weichen Lippen … Süß wie Nektar.
"Nectarea …", setzte er endlich lächelnd fort, rückte noch während er an ihren Lippen hing, seinen Stuhl etwas zurück und zog ihre Schenkel auf seinen Schoß, "… optima, pulcherrima, quaesita, radiosa …"
So ließ sich das Alphabet natürlich auch lernen. -
"Hat sie?", fragte er grinsend zurück, als er Seneca in die Arme schloss, "Ich freue mich für dich, wirklich!" Nachdem er Seneca wieder losgelassen hatte, klopfte er ihm noch anerkennend auf die Schulter. Sein Cousin … Vater und verlobt. Verrückt. Doch er hatte sich das bisschen Glück verdient.
Und Seiana hätte zweifellos keinen besseren Kerl abkriegen können, vielleicht einen von höherem Stand, aber keinen besseren.
Anschließend wusste Avianus nichts mehr zu sagen, was seinen Vetter beruhigen würde, und der wanderte ohnehin bereits mit unverminderter Nervosität weiter durchs Atrium. Die Situation war kompliziert, keine Frage, selbst erlebt hatte er allerdings noch nie, wie kompliziert sie wirklich war. Das würde er also heute nachholen. Denn was der Rest der Familie dazu sagen würde, würde sich heute noch zeigen. Avianus jedenfalls wusste nichts anderes mehr zu tun, als sich eine Sitzgelegenheit zu suchen und abzuwarten, bis eben jeder Rest sich in der Casa einfand und hoffte für das anschließende Gespräch schlicht und ergreifend das Beste.