Beiträge von Aulus Iunius Avianus

    Er blickte den Urbaner nur schweigend an und nickte kurz. Der Mann ließ Avianus nicht daran zweifeln, dass es genau so war, wie er dachte. Sie war für jeden anderen nur irgendeine billige Hure gewesen, und jetzt war sie es eben nicht mehr. Blöd gelaufen, aber daran ließ sich nichts mehr ändern.
    "Schon gut, ich kenne den Weg noch", presste er hervor.
    Schweren Schrittes ging er durch den Zellentrakt wieder nach draußen. Weg, einfach nur weg, bevor er noch auf die Idee kam, wenigstens die Asche zu retten, die der Optio so achtlos in der Zelle verschüttet hatte. Seine Sibel hatte er einfach in den Dreck gekippt, und jetzt fraßen sich die Bilder davon unaufhörlich in seine Gedanken. Vielleicht hatte Sibel damals Recht gehabt, er sollte sie gehen lassen, sie einfach vergessen und alles was mit ihr zu tun hatte. Das Amulett irgendwo im Dreck verscharren, genauso wie die inzwischen ausgefranste Haarsträhne. Und nichts würde mehr daran erinnern, dass sie jemals existiert hatte. Doch schon ihr hatte er geantwortet, dass er dazu nicht in der Lage wäre. Nun würde er wohl sehen, wer schlussendlich Recht behielt.

    Leid tat es ihm also, dem Optio… ach, was der nicht sagte. Bestimmt hat es dem Kerl auch Leid getan, als man eine wehrlose Lupa auf eine kleine Dose Asche reduziert hatte. Seine Entschuldigung konnte sich der Optio jedenfalls sonst wo hinschieben. Was der Iunier allerdings nicht offen kundtat.
    "Es ist zumindest recht… naja, ungünstig", kommentierte Avianus und konzentrierte sich darauf, keine Miene zu verziehen. "Es sei denn du hast die selbe Hure hier noch mal irgendwo rumstehen", scherzte er dann trocken, sah sich noch einmal flüchtig um und wollte sich bereits zum Gehen wenden.
    UNGÜNSTIG! Ha! Ungünstig war ja gar kein Ausdruck! Verdammte riesen Scheiße war das! Sibel war tot, für immer weg, und das vor allem deswegen, weil er ein feiger Idiot war, wofür sie am Ende dafür bezahlt hatte.
    Hier gab es für ihn jedenfalls nichts mehr zu sehen. Der Iunier wollte nur noch weg – den Geruch, das Halbdunkel und vor allem die Erinnerungen loswerden. Wie viele Tage und Nächte sie wohl hier zugebracht und was man ihr sonst vermutlich noch angetan hatte… er durfte gar nicht daran denken. Jemand wie sie war hier doch weniger als ein As wert und wahrscheinlich hätte sich keiner darum geschert, wäre sie einfach in irgendeiner Ecke krepiert. Und auch jetzt schien es niemanden wirklich zu kümmern. Außer ihn.
    "Ich danke für die Hilfsbereitschaft."

    Avianus hatte selbstverständlich rein gar nichts Böses erwartet, zumindest noch nicht. Er hatte einfach nur einige Schritte entfernt gewartet, keine Miene verzogen und den Optio machen lassen.
    Deshalb war er auch absolut nicht darauf vorbereitet, als dieser eine Name fiel. Beroe, hatte der Optio gesagt. BE-RO-E. Und mit einem Mal wurde der Iunier blass wie ein Leintuch, als er verstand, was sich hier offenbar gerade abspielte. Doch das konnte einfach nicht sein. Sie hatte einen Urbaner beschuldigt und jetzt war sie … Asche? Ein abstruser Traum musste das hier sein. Doch das war es nie, wenn man sich einreden wollte, es wäre einer. Zu spät war er gekommen, viel zu spät. Dabei hatte er ihr versprochen, sie überall wiederzufinden, dass alles gut werden würde und er hatte Bis bald gesagt. Ja, leere Versprechen verteilen, darin war er besonders gut. Und er hatte ihr nicht einmal mehr gesagt, dass er sie liebte.
    Weiche Knie bekommen und einknicken, sich hinter der nächsten Ecke übergeben oder in irgendeinem Winkel die eigene Tunika vollheulen ... durfte er jetzt nicht. Und wollte er auch gar nicht. Trotzdem machten sich pure Verzweiflung und blankes Entsetzen in ihm breit, während er auf das Häufchen Asche starrte, bis ihn die sich wieder schließende Tür ihn dazu ermahnte, sich wieder am Riemen zu reißen und seine Gesichtszüge wieder unter Kontrolle zu bringen.
    "Be-ro-e", wiederholte er als Antwort einfach nur den Namen, den der Optio zuvor mehrmals den anderen Gefangenen genannt hatte, noch immer ein wenig aufgelöst. Er schwieg einen Moment, um sich wieder vollends zu fassen, wenigstens äußerlich.
    "Ihr habt meine Hure verheizt …?", fragte er dann als wollte er selbst nicht so recht glauben, was er da von sich gab.

    Ach, der konnte wohl doch reden, der Miles. Hätte er doch besser noch länger die Klappe gehalten. Jetzt konnte Avianus nämlich nur noch hoffen, dass der Optio mindestens so einfältig war, wie seine Untergebenen.
    "Ah ja?" Na super. Und wie perfekt sich das traf. Er hatte die Hoffnung aufgegeben, den Kerl irgendwie abwimmeln zu können.
    Klar doch… ein Verhör. Dann musste Sibel ja nur noch mitspielen, wenn er sie denn fand, je nachdem ob der Optio auch noch darauf bestand, ihm bei seinem Verhör mentalen Beistand zu leisten, so hilfsbereit wie der sich plötzlich anstellte. Und wie toll das doch war, wenn alles immer komplizierter wurde. Aber damit hätte er vielleicht rechnen sollen, als er den Entschluss gefasst hatte, sich in den Carcer der Cohortes Urbanae zu schummeln. Und für einen Rückzieher war es ebenfalls zu spät.
    "Direkt hinter dir", antwortete er, als er dem Optio folgte, versuchte dabei zu verhindern dass diesem seine weniger als nicht vorhandene Begeisterung auffiel und unterdrückte ein Seufzen. Und am Ende kam wahrscheinlich heraus, dass er von Anfang an am falschen Ort gesucht hatte und jene Lupae, von welchen Ahenobarbus ihm damals erzählt hatte, gar nichts mit [i]seiner[i] Lupa zu tun hatten. Bei seinem Glück würde ihn gar nichts mehr wundern.
    Das Gefäß in der Hand des Optios bedachte er unterdessen nur mit mäßiger Neugier, denn erstens ging es ihn nichts an und zweitens wollte er ja eigentlich nur so schnell wie möglich rein oder raus, alles andere schien mehr oder minder überflüssig.

    Avianus beobachtete den Tribun gespannt, umso mehr als er erfuhr, dass er nicht hier war, weil ihn Schwierigkeiten erwarteten. Was im Grunde sowieso recht abwegig gewesen war, denn alle Probleme, die ihm in den Sinn gekommen wären und von denen der Tribunus wissen könnte, dürften selbigen kaum interessieren. Stattdessen hatte aber eine Beförderung auf ihn gewartet, also das, was in Frage kam, nachdem die Probleme weggefallen waren: Etwas verdammt Gutes.
    "Nein, natürlich habe ich keine Einwände, Tribunus …", antwortete er gefasst. "Ich werde dienen, wo ich gebraucht werde."
    Er brauchte nicht zu fragen, um zu wissen, dass er seine schicke Paradeuniform, an welche er sich bereits gewöhnt hatte, nicht würde behalten dürfen. Auch kannte er die Cohortes Urbanae ohnehin bereits. "Und Fragen auch nicht." Und ganz im Gegensatz zu dem eher desinteressiert daherkommenden Tribun, zeichnete sich auf seinen Lippen ein leichtes Lächeln ab.

    Avianus machte es sich auf dem Stuhl bequem, oder zumindest versuchte er es. Aber der Tribunus war ja auch ein ganz witziger. Er? Er wusste gar nichts, und von Ahnungen hielt er sich im Normalfall lieber fern. Der Iunius hätte natürlich auch einfach aufs Geratewohl drauf los raten können, aber das sparte er sich in Gegenwart des Tribuns einfach mal, der sah ob seines Besuchs immerhin auch nicht gerade begeistert aus. Bestimmt hatte der Mann eigentlich Wichtigeres zu tun als sich um irgendwelche kleinen Milites zu kümmern.
    "Nicht direkt, Tribunus", antwortete er deshalb. "Aber ich hoffe doch, es gibt keine Probleme?"

    Er als kleiner Miles zum Tribunus? Entweder musste er etwas richtig Schlimmes verbrochen haben, oder er hatte etwas verdammt Gutes zu erwarten…
    Fest stand nur: Es war mit Sicherheit wichtig.
    Deshalb verlor Avianus auch keine Zeit, sondern beeilte sich, ins entsprechende Officium zu kommen.
    "Miles Aulus Iunius Avianus meldet sich wie angeordnet, Tribunus", sagte er und grüßte dabei militärisch, nachdem er vom Scriba vorgelassen worden war und Haltung eingenommen hatte. Entsprechend nervös war er natürlich noch immer, andererseits konnte er sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass der Tribunus nach ihm verlangte, weil er etwas verbrochen hatte.

    Während des Marsches nach Ostia hatte man es sich natürlich nicht nehmen lassen, untereinander ein wenig zu tratschen, um während des stundenlangen Marsches nicht vollkommen der Langeweile zum Opfer zu fallen.
    Inzwischen waren sie jedoch in Ostia an der Anlegestelle angekommen und jeder einzelne war sich dessen bewusst, dass man sich wieder voll und ganz auf die Aufgabe der Eskorte zu konzentrieren hatte. Daher versuchte auch Avianus wieder einmal einen so praetorianischen Eindruck wie möglich zu machen, als die Truppen die Anlegestelle sicherten. Hieß so viel wie: Haltung annehmen, kein Schwätzen und Augen offen halten, während der Centurio sich an Bord der Aeternitas begab. Eines musste man ihnen lassen, der Aufmarsch der vexillatio hier machte schon was her, sodass Avianus gar nicht finster (wie Torquata seinen Ausdruck mal bezeichnet hatte) sondern mit einem leichten, stolzen Lächeln in den Reihen der Praetorianer stand.

    Seufz. Die Pause (wenn man es denn so nennen wollte) war vorbei, der Centurio gab den Befehl zum Abmarsch und nach und nach setzte sich die Eskorte in Bewegung. Doch die Stimmung der Männer hätte deutlich schlechter sein können, noch hatte man schließlich nur ein paar Schritte hinter sich gebracht. Und es gab kaum jemanden unter ihnen, der nicht schon längere Märsche hinter sich gebracht hatte. Also was war dagegen ein Marsch nach Ostia? Lag doch praktisch vor der Haustüre.
    Der Iunius jedenfalls lächelte dünn.
    "Freust du dich etwa?"
    "Netter Spaziergang… gibt doch nichts Schöneres", antwortete er seinem Kameraden mit einem kleinen Scherz.
    "He weißt du was?", fragte Canus dann, drückte seinen Zeigefinger an den Cassis seines Vordermannes, hinterließ dabei einen schmierigen Fleck und lachte leise vor sich hin.
    Avianus verdrehte erst nur die Augen, bis er dann doch mit mäßigem Erfolg ein Kichern unterdrückte.

    Der iulische Centurio hatte nichts dem Zufall überlassen, wenn es um seine Soldaten ging, und es hatte sich zweifellos gelohnt. Avianus musterte seine Kameraden, und war ganz eindeutig der Ansicht, dass die herausgeputzte Truppe, die sich für den Abmarsch in der Castra versammelt hatte, der Augusta mit Sicherheit gerecht würde, und sollte er sich irren… dann wusste er auch nicht weiter.
    Jedenfalls nutzte er noch die letzte Gelegenheit, vergleichsweise bequem zu stehen, bevor es nach Ostia losging.

    Na klar, der Centurio ging natürlich mit der Lupe an die Sache ran. Wie war er auch nur ansatzweise auf die Idee gekommen, der Iulius würde es riskieren, dass bei der Abholung der Augusta an irgendeiner Rüstung der kleinste Brösel klebte. Also saß am Ende auch Avianus da und polierte seinen Cingulum, als würde sein Leben davon abhängen. Naja, nicht ganz, aber zumindest nahm er sich vor, das alte Teil wieder wie brandneu aussehen zu lassen.

    Die beiden jungen Soldaten hatte er sogar noch schneller abgewimmelt als erwartet. Lief ja viel zu gut um wahr zu sein… Tat es wirklich, denn ihm blieb nicht einmal Zeit aufzuatmen. Ehe er sich versah, tauchte ein weiterer Urbaner auf, scheinbar ein Vorgesetzter der beiden Anfänger, die er hier vor sich hatte, und erkundigte sich nach der Situation.
    "Ganz und gar nicht", antwortete Avianus in höflichem Tonfall und fuhr mit kurzem Blick zu den beiden Soldaten fort: "Diese beiden Milites haben nur ihre Arbeit gemacht."
    Wenn die zwei ihre Münder schon nicht aufbrachten und stattdessen nur blöd aus der Wäsche schauten, musste eben er dafür sorgen, dass alles glatt lief. Denn zweifellos wollte er den Optio so schnell wie möglich wieder loswerden. Sich nur mit zwei eingeschüchterten Milites herumschlagen zu müssen war ihm zehnmal lieber als… naja, alles andere. Und irgendjemanden, der hier noch mehr Fragen stellte, konnte er ganz und gar nicht gebrauchen. Na los, geh wieder, hier gibt's nichts zu sehen. Was musste der Kerl sich auch einmischen. Lief doch alles prima hier.

    Da hielt sich wieder mal jemand für ganz besonders wichtig. Ganz besonders. Und eilig hatte sie es auch noch. Bei all dem Gerede schien es fast so, als wollte sie es der Wache schwer machen, das herauszufiltern, was wirklich eine Rolle spielte. Würde sie nur sagen, was die Wache auch hören wollte, käme sie mit Sicherheit doppelt so schnell durch. Das dachte jedenfalls der Iunier mit einem dünnen Lächeln im Gesicht.
    "Salve Praefecta Sergia Fausta. Ich gehe davon aus, dass du keine Waffen bei dir trägst ...", sagte Avianus am Ende schlicht, während er einen einen Blick auf das Schreiben des Primicerius a rationibus warf. Er war fast schon versucht, noch ein wenig zu trödeln, aber er hatte so eine Ahnung, dass er hier die falsche Person auf die Palme bringen würde, und der Spaß es am Ende nicht wert war. Daher winkte er die Sergia durch und schickte sie mit einem seiner Kollegen ins Officium des Primicerius Decimus. Die Sänfte durfte natürlich bleiben wo sie war, solange sie niemandem im Weg stand... wo sollte sie auch sonst hin.

    Noch immer vergleichsweise ruhig ging der Iunier hinter seinen Kameraden in die Habitatio, während andere bereits in ihren Sachen nach verlangter strahlend weißer Tunika suchten. Avianus zog mit einem geziehlten Griff zwischen seine Habseligkeiten ein Bündel heraus, öffnete es und hielt mit prüfendem Blick die weiße Tunika hoch… die viel zu kurz war, deren unterer Saum ein hässlicher Fleck zierte und welche zu allem Überfuss noch scheußlich nach Wein stank.
    "Was zum …?!", fragte er lautstark in absoluter Fassungslosigkeit und versuchte es noch einmal anders … "Wer …?!" … nur um gleich darauf wieder abzubrechen. "HE!", brüllte er schließlich seinen Kameraden hinterher und trat wieder nach draußen vor die Unterkünfte. "Was soll die Scheiße?!"
    Noch im selben Moment erblickte er seinen Kollegen Proculus, der, mindestens einen halben Kopf kleiner als er, direkt vor ihm mit einer Tunika einherlief, die mindestens so lang war, wie seine eigene (nicht der häßliche Fetzen, den er jetzt in der Hand hielt). Mit zwei größeren Schritten hatte er Proculus eingeholt, klopfte ihm mit der flachen Hand auf den Hinterkopf.
    "AH! Was soll das?!"
    "Wer hat denn letzte Woche Wein auf seinen Sachen verschüttet?! Hm?!", gab er spöttisch zurück, nahm Proculus das Kleidungsstück aus der Hand und gab ihm dafür den ekelhaften Fetzen zurück. Zufrieden damit, dass die Situation scheinbar geklärt war, wandte er sich wieder um, räusperte sich beim Anblick des Centurios kurz und hörte noch Cato im Hintergrund kichern.

    Für ihn, der es hasste, eine Situation oder auch sich selbst nicht unter Kontrolle zu haben, war es nicht einfach, einzusehen, dass die Dinge manchmal eben so liefen, wie sie liefen. Aber Torquata hatte Recht, im Nachhinein war man immer schlauer, nur hatte Avianus manchmal das Gefühl, dass er zu Beginn besonders dumm war. Aber was, wenn alles wirklich einfach nur so passieren sollte? Dann hoffte er, dass die Götter schlussendlich doch noch etwas Gutes mit ihm vorhatten. Oder vielleicht wollten sie ihm ja beibringen, sich zu ändern, dazuzulernen und beim nächsten Mal anders zu handeln ...
    Torquatas Feststellung holte ihn wieder aus seinen Gedanken zurück und für einen kurzen Moment hatte er einen ertappten Ausdruck in den Augen. "Das hoffe ich auch. Danke", sagte er daraufhin ein wenig befangen, ohne zu erwidern oder zu leugnen, was Torquata gerade über ihn von sich gegeben hatte.
    Wie beim letzten Mal gab sie ihm einen Kuss auf die Wange und verschwand, dieses Mal allerdings war er ein ganzes Stück weniger überrascht davon, sodass er ihr noch hinterherschickte: "Mit dir und deinem Bruder genauso, Torquata. Vale."


    Sim-Off:

    Naja, weiß nicht ... wenn's ihn irgendwann einmal wirklich gibt? :D

    Der Centurio traute seinen Männern scheinbar nicht zu, sich selbstständig um den Zustand ihrer Ausrüstung zu kümmern. Was andererseits nicht weiter verwunderlich war, wenn man bedachte, dass sich selbst zwischen den Besten der Besten noch genügend Kindsköpfe verbargen, und man die Aufgabe zugeteilt bekommen hatte die bessere Hälfte des Imperators nach Rom zu begleiten.
    Das bedeutete allerdings nicht, dass der Iunier nicht ein wenig hochschreckte, als lautstark die Kontrolle der Ausrüstung angekündigt wurde.
    Also zerrte man kurzerhand die gesamte Ausrüstung hervor, um sie in ihrer ganzen Pracht dem Centurio zu präsentieren. Zumindest war der Iunier der Meinung, dass es bei ihm so der Fall war: Alles Leder gefettet und poliert, das Metall ebenfalls auf Hochglanz gesäubert, die Klingen geschärft. Man konnte dem Iunier ja vieles nachsagen, aber seine Ausrüstung war schon damals bei den Cohortes Urbanae stets tadellos gewesen – oder zumindest dann, wenn es eine Rolle gespielt hatte, sodass er nun vergleichsweise gelassen dastand und darauf wartete, dass er bei der Kontrolle an der Reihe war. Er hoffte nur, dass der Centurio nicht mit einer Lupe an die Sache ran ging, denn wer unbedingt einen noch so mickrigen Fliegenschiss finden wollte, der fand ihn meistens auch.


    Sim-Off:

    Öhm, achso? Na dann. :D

    Vielleicht hört es aber auch nie auf. "Na du machst mir aber Hoffnungen", gab Avianus ebenfalls sarkastisch zurück.
    Nachdenklich ließ er sich Torquatas Worte noch einmal durch den Kopf gehen.
    "Glaubst du etwa nicht, dass man sich einfach nur selbst durch falsche Entscheidungen in unangenehme Situationen bringen kann?", fragte er sie dann zweifelnd. Und falls es stimmte, was Torquata ihm erzählte, vielleicht war dann schlichtweg er die treibende Kraft hinter seinen Schwierigkeiten, oder er hatte einfach nur etwas übersehen. Fest stand nur, selbst wenn er seine Probleme womöglich nicht direkt ausgelöst hatte, hätte er sie trotzdem von sich abwenden können.
    "Manchmal habe ich einfach nicht über die Folgen meines Handelns nachgedacht, oder sie ignoriert. Ich habe gedacht, mir würde eine Lösung einfallen, wenn es soweit ist. Oder ich habe versucht Fehler in Ordnung zu bringen, die andere begangen haben. Und manchmal hätte ich mich aus der Affäre ziehen können, und habe mich bewusst dagegen entschieden", fasste er schließlich zusammen. Aber wenn er genau darüber nachdachte, hätte er vermutlich keine Entscheidung grundlegend anders getroffen, denn er hatte Sibel versprochen ihr zu helfen. Die einzige Möglichkeit, zu verhindern, was passiert war, wäre vermutlich gewesen, sich gar nicht erst in sie zu verlieben. Und dafür hätte er verhindern müssen, eine Gehirnerschütterung zu erleiden, die er nicht einmal hätte kommen sehen können.
    Vielleicht sollte Torquata ihm diesen Selenus irgendwann einmal vorstellen.

    "Danke. Aber mein Bruder wusste, worauf er sich einließ, als er sich für den Dienst bei den Stadtkohorten meldete." Direkt nachdem er es ausgesprochen hatte, biss er sich kurz auf die Lippe. Wo sich Torquata ohnehin bereits Sorgen um ihren Bruder machte, kam er auch noch mit solchen Geschichten daher. In der Hoffnung, sie würde sich nicht allzu viele Gedanken darüber machen, wollte er sogleich fortfahren. Aber was sollte er ihr erzählen? Am besten nichts, wo doch nicht einmal seine engste Verwandte Bescheid wusste.
    "Es ist… kompliziert. Sagen wir einfach, nach meiner Versetzung zu den Praetorianern ist nur noch selten etwas richtig gelaufen. Und das ist schon eine ganze Weile her. Andererseits war vieles davon meine eigene Schuld", beantwortete er ihre Frage recht vage und zwang sich zu einem bitteren Lächeln. Ihr einfach zu sagen, seine Probleme würden sie nichts angehen, würde sich falsch anfühlen, stattdessen entschied er sich vorerst für eine Art zensierte Variante der Geschehnisse. "Und kennst du das, wenn man einmal Mist baut, und danach baut man immer wieder Mist, weil man glaubt man könnte dadurch irgendetwas retten? Und ständig denkt man, dass man alles wieder in den Griff bekommt, wenn man nur lange genug durchhält?", versuchte er seine Situation grob zu umreißen und kratzte sich nachdenklich im Nacken. Sein nächster Mist stand immerhin schon in den Startlöchern. Dass er demnächst ohne Ahenobarbus' Hilfe im Carcer nach Sibel suchen würde, stand nämlich schon so gut wie fest.
    Wahrscheinlich hatte er Torquata mit seiner Frage aber nur verwirrt, sodass er sich seufzend ein wenig zurücklehnte. Und wie kompliziert alles ist.