Beiträge von Aulus Iunius Avianus

    Senecas ausgesprochen gute Laune ließ zumindest bei dessen Vetter Hoffnung aufkeimen, und zumindest eine große Enttäuschung blieb aus. Stattdessen empfand er ihre neueste Aufgabe fast schon etwas belustigend. Ein paar Störenfriede waren zu finden, die möglicherweise nicht bedeutend mehr hinterlassen hatten, als Farbe auf ein paar Wänden. Das konnte interessant werden.
    Die Männer wandten sich ab und kehrten wenige Minuten später in zivil zurück. Wobei es zumindest Avianus' Meinung war, dass eine derartige Truppe gar nicht vollkommen unauffällig unterwegs sein konnte.

    Regelmäßig antreten zu müssen war weniger ein besonderes Ereignis, als vielmehr vollkommen alltäglich im Leben der Prätorianer - oder vielmehr eines jeden Soldaten. Folglich waren auch die dem Centurio Iunius Seneca unterstellten Soldaten eher mäßig überrascht, als die entsprechende Anordnung sie erreichte. Geordnet und in jeder Hinsicht vorbereitet fand man sich also vor den Barracken der Centurie ein und wartete gewohnheitsmäßig auf weitere Informationen. Was natürlich nicht bedeutete, dass man trotz altbekannter Routine nicht auf ein wenig Abwechslung hoffte.

    Wie immer konnte er seinen Atem als Dampf in der kühlen Luft aufsteigen sehen. Davon, dass sich Avianus an die Temperaturen Germaniens gewöhnt hatte, könnte noch immer nicht die Rede sein. Doch es war erträglicher geworden. Aber in dieser Situation zu viele Gedanken ans Wetter zu verschwenden, kam ihm ohnehin nicht in den Sinn.
    Die Prätorianer machten schon was her, in ihren polierten Paradeuniformen, trotz ihrer vergleichsweise geringen Zahl - so sah es jedenfalls der Iunier, der zwischen ihnen stand. Eine komplette Centurie in glänzendem Schwarz wäre selbstverständlich ein ganz anderer Anblick gewesen, mit großer Sicherheit aber auch etwas zuviel des Guten, "nur" um eine Auszeichnung zu übergeben. Und Avianus musste zugeben, sich jedes einzelne Mal wieder zu freuen, wenn er einen Grund hatte, die Paradeuniform tragen zu können. Da war es ihm dann auch mehr oder weniger egal, mit seiner Truppe von anderen seltsame Blicke zu kassieren. Viele waren beeindruckt von der Garde des Kaisers, geradezu ehrfürchtig, aber dennoch war nicht jeder ein Freund der Prätorianer, das war auch ihm klar.
    Geduldig würde er abwarten, bis sie an der Reihe waren, ihre Aufgabe zu erfüllen. Wobei er nicht mehr zu tun hatte, als möglichst "prätorianisch" auszusehen.

    Unterdessen machten sich acht Prätorianer auf, ihre vorübergehende Unterkunft zu beziehen. Nach dem Wink ihres Centurios und der Aufforderung des Decurios waren sie in die Barracken marschiert, wo Plätze für sie geräumt wurden. Hier und da kam von Seiten der Prätorianer ein anerkennendes Nicken an die Equites, die ihren Kram eilig beiseite schafften, aber es konnte sich bestimmt jeder denken, dass die Männer dankbar waren, annehmbare Unterkünfte bereitgestellt zu bekommen.
    Avianus beobachtete erst das Treiben der Ala-Soldaten und blickte dann zu den anderen Gardisten, die wie er am Rand des Raumes standen, und versuchten, so wenig wie möglich im Weg zu sein, während aufgeräumt wurde.
    "Und was habt ihr noch vor? Der Centurio wird heute bestimmt nicht mehr groß Befehle verteilen", sagte er an einen seiner Kameraden gewandt. "Taberna? Thermae? ..."
    "Latrinae", meinte ein anderer und schaffte es, trotz seines kleinen Scherzes eine ernste Miene zu bewahren.
    "Am besten alles, Reihenfolge egal", antwortete der ursprünglich angesprochene und warf sein Gepäck auf eines der nun freien Betten.

    Als die Soldaten der Garde das Castellum erreichten, war es nichts Besonderes, dass sich in ihren Gesichtern eine gewisse Freude wiederspiegelte. Auch aus den Zügen des Iuners ließ sich ein leichtes Lächeln ablesen, bedeutete es doch, dass zumindest die Hälfte der Reise nun hinter ihnen lag.
    Die meisten Mienen wurden wieder ernst, als sie am Tor Halt machten, dennoch verschwand Avianus Lächeln nicht vollkommen, auch wegen der anfänglichen leichten Unbeholfenheit der dortigen Milites, die sich noch dazu sichtlich anstrengten einen guten Eindruck zu hinterlassen, und der letztlichen Aussicht auf einen warmen Ort, um den klammen Mantel zu trocknen.
    "Fängt es hier etwa bald an zu schneien?", fragte der Iunius schließlich einen Kameraden und man konnte seinem Ton deutlich entnehmen, dass er nicht so recht wusste, was er davon halten sollte, denn zuvor war er selten viel weiter nördlich als Rom gewesen. Um genau zu sein nur zwei Mal. Und selbst da hatte er nicht einmal Italia verlassen.
    Densus, einer der anderen Milites, zuckte nur mit den Schultern, und schenkte ihm einen Blick der wohl so viel bedeuten sollte wie "Wenn der Typ da es sagt, wird's wohl so sein".
    Noch immer mit skeptischer Miene reichte auch Avianus einem der vermeintlichen Stallburschen sein Pferd und folgte gemeinsam mit seinen Kameraden und Seneca dem Eques.

    Avianus hatte Senecas Blick nicht recht zu deuten gewusst und war deshalb schlicht und ergreifend weiter stumm geblieben, dennoch hörte er den beiden mit vagem Interesse zu.
    "Vale", grüßte er schließlich noch knapp aus Höflichkeit zurück, dann setzte sich die Truppe auch schon wieder in Bewegung, ihrem Centurio hinterher, weiter Confluentes entgegen. Mit ein wenig Glück würden sie ihr Ziel noch am selben Tag erreichen, wünschenswert war es jedenfalls.

    Auf die ganze Welt, Rom Legionen stellt,
    Blitze in der Hand, so führen wir manch Land.
    Die Götter sind uns hold und ach des Kaisers Sold.
    Oh mein Rom, oh mein Rom, wann sehen wir uns wieder?
    Oh mein Rom, oh mein Rom, wann bist du wieder mein?


    … summte er noch immer das Lied, das ihm bereits in Rom in den Sinn gekommen war. Und dabei sehnte er sich nicht einmal so sehr nach der Urbs Aeterna, unter anderem, ja, aber vor allem sehnte er sich nach Sibel. Kein Tag verging, ohne dass er an sie dachte. Wie konnte es auch anders sein, wenn er die meiste Zeit nur schweigend dahinritt und nichts ihn von der Erinnerung an seine Geliebte ablenkte. Und die Haarsträhne und das Amulett sorgten dafür, dass seine Gedanken, falls er doch einmal Ablenkung fand, recht schnell wieder zu ihr zurückkehrten. Inzwischen musste er enttäuscht feststellen, dass die Locke gar nicht mehr so sehr nach Sibel roch und vermutlich auch schon ein wenig an Schönheit eingebüßt hatte. War er verrückt? Vielleicht. Oder es war nur die Nässe, verbunden mit dem kalten Wind, die ihn daran hinderte, klar zu denken. Dabei war es anscheinend nicht einmal wirklich Winter. Er zog sich den Mantel enger um die Schultern und wagte den recht verzweifelten Versuch, die Hände unter dem Stoff zu behalten, ohne die Zügel loslassen zu müssen. Natürlich scheiterte er und ergab sich seinem Schicksal. Die meiste Zeit ritt er aber ohnehin derart gedankenverloren Seneca hinterher, dass er die Kälte erst spürte, wenn seine Finger begannen taub zu werden.


    Als sie auf ihrem Weg von einem Fremden angesprochen wurden richtete er sich unmittelbar im Sattel auf und gab sich alle Mühe, wieder Haltung anzunehmen. Das Antworten überließ er natürlich dem Centurio, da hatte er sich nicht einzumischen.

    Eine ganze Weile verbrachte der Iunier noch mit Ahenobarbus in der Taberna. Irgendwann blieben von Brot und Käse nur noch leere Teller übrig und schließlich neigte sich auch die zweite Kanne Wein dem Ende zu. Draußen war es da bereits dunkel. Avianus hatte es eigentlich nicht eilig, doch langsam wurde es Zeit, zur Castra zurückzukehren.
    "Das war's…", sagte er und blickte in die leere Kanne. "Also du kannst ja gerne noch hier bleiben, aber für mich wird es Zeit zu gehen. Danke für den netten Ausflug übrigens." Er stellte die Kanne wieder ab und erhob sich von seinem Platz. Seinen Anteil hatte er bereits bezahlt. "Ich wünsch dir was, Domitius."

    Nur zu gerne legte auch er seine Arme um sie, um noch einmal ihre Nähe genießen zu können, selbst wenn es nur eine Umarmung war. Die Hoffnung, dass ihre kurze Begegnung am heutigen Abend für mehrere Wochen im Voraus reichen könnte, hatte er ohnehin noch nie gehegt. Wie sehr er sie jetzt bereits vermisste…
    "Tu' das, obwohl ich keine Kerze brauche, um dich wiederzufinden… mach' dir darüber keine Sorgen", sagte Avianus mit einem erneuten flüchtigen, gequälten Lächeln und lehnte seinen Kopf an ihren. Zumindest versicherte sie ihm noch einmal, darauf zu achten, dass ihr nichts zustieß. Er wollte daran glauben, sie würde aufpassen, und wenn schon nicht für sich selbst, dann zumindest für ihn.
    Er kostete den Moment noch so lange aus wie möglich und sah nach einer Weile wieder auf. Es war soweit. "Ich muss gehen, Sibel." Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, denn irgendwie wollte er selbst nicht hören, was er sagen musste. Aber irgendwann war es Zeit, sich zu verabschieden. Er befreite sich langsam aus ihrer Umarmung und sah sie mit entschuldigendem Blick an. "Bis bald. Danke für alles." Ein letztes Mal strich er sanft über ihre Haare, küsste sie und wandte sich ab. Bis bald. Hatte er es mit Absicht oder aus Gewohnheit gesagt? Er war sich selbst nicht sicher.

    Und so kam es, dass nur kurz darauf eine kleine Truppe Prätorianer – acht um genau zu sein – aus den Unterkünften trat und ihren Centurio grüßte. Die Begeisterung unter ihnen hielt sich selbstverständlich in Grenzen, denn trotz aller Ehre, die mit ihrer Aufgabe verbunden war, war es verdammt früh, kühl und die Aussicht auf einen vermutlich wochenlangen Ritt verbesserte die Laune ebenfalls eher weniger.
    Auch Avianus verband mit Pferden seit seiner damaligen Hatz von Arretium nach Rom und wieder zurück vor allem schmerzende Hintern. Er reichte einem der Stallburschen das Gepäck, damit er es am Sattel des Pferdes befestigen konnte.
    "Centurio, wir sind soweit", sagte einer der Milites.
    Das war's dann wohl, auf in den Norden, vale Roma, dachte der Iunier, und bei dem Gedanken kam ihm wieder dieses eine Marschlied in den Sinn, das er von nun an wohl den ganzen Ritt lang nicht aus dem Kopf bringen würde...

    "Schaden kann's ja eh nicht", stimmte Avianus ihm zu.
    "Ich hab doch von Anfang an gesagt, ich hab heute nichts gegen die eine oder andere Runde mehr", sagte er nur mit einem Lächeln und nahm sich nun auch wieder etwas zu essen. Er hatte nicht vor, sich zu betrinken, doch sein letzter abendlicher Besuch in einer Taberna war bereits eine Weile her, da konnte er sich auch mal einen Becher mehr gönnen.

    "Ich weiß das kommt plötzlich…", sagte er und klang dabei fast schon ein wenig verzweifelt, denn er sah ihr ihre Enttäuschung an. Aber sie musste verstehen, dass er keine andere Möglichkeit hatte, so weh es ihm auch tat, kaum Zeit für den Abschied zu haben und sie derart unvorbereitet alleine zu lassen.
    Ihre leise Bestätigung auf sich aufzupassen reichte ihm kaum aus, dennoch ließ er sie gehen, als sie sich aus seinen Händen löste. Er wusste zwar nicht, was sie vorhatte, doch so furchtbar eilig hatte der Iunier es auch wieder nicht. Ein wenig Zeit blieb ihnen noch. Während er also wartete und ihr Treiben beobachtete, wollte er wenigstens noch versuchen, sie ein wenig aufzumuntern.
    "Aber in ein paar Wochen oder so… wenn wir wieder zurück sind… ", begann er und sah dabei zu, wie sie ein Bändchen um die bereits abgeschnittene Locke knotete, "… vielleicht gibt es dann ja auch den einen oder anderen freien Tag… " Er endete und nahm schließlich die Haarsträhne entgegen, die sie ihm reichte. Ein kleines Lächeln schob sich über den ansonsten so bekümmerten Ausdruck in seinen Zügen, als er ihr Geschenk betrachtete. Die kleine Geste bedeutete unfassbar viel. Und egal wie wenig sie besaß, sie schaffte es immer wieder, ihm etwas unglaublich wertvolles zu schenken.
    "Ich werde es immer bei mir tragen, wie das Amulett", meinte er nur und beugte sich etwas vor, um sie zu küssen. Er würde wieder da sein, sobald er konnte, aber daran glaubte sie hoffentlich auch ohne dass er es laut aussprach. Er würde nicht für immer weg sein, und vielleicht nicht einmal für besonders lange. Sie musste ihm einfach nur vetrauen.

    Gerade hatte Avianus begonnen zu erklären, was ihm die Sorgenfalten ins Gesicht grub, da verschwand bereits der fröhliche Ausdruck aus Sibels Zügen, genau wie bei ihm zuvor. Seine Nachricht musste sie vollkommen unverhofft treffen, waren es doch vollkommen andere Neuigkeiten, auf die sie eigentlich warteten. Der Befehl, nach Germania zu reisen, hatte ihm eindeutig einen Strich durch die ohnehin schon recht vage Rechnung gemacht. Aber es blieb ihm nichts anderes übrig, als sein Schicksal hinzunehmen und vielleicht noch irgendwie das Schlimmste zu verhindern.
    "Ich habe es heute erfahren. Morgen in aller Frühe reiten wir los", erklärte er, "Viel lieber würde ich hier bleiben, aber diese Entscheidung liegt nicht bei mir." Und außerdem musste er zeigen, dass er dazu in der Lage war, Prioritäten zu setzen. Sibel das zu sagen, wäre aber vermutlich weniger aufbauend.
    Er spürte, wie sie mit ihren Gedanken weit weg war. Und obwohl ihr Gesicht ausdruckslos blieb und sie nicht viel sagte, schien sie zu begreifen. Er würde nicht da sein, sie nicht beschützen können und ganz nebenbei konnte er nicht einmal für mehrere Wochen im Voraus das Zimmer in der Taberna bezahlen. Viel mehr wollte er sich gar nicht den Kopf darüber zerbrechen, was mit ihr solange sein würde, es würde ihm nur noch schwerer fallen, sich zu verabschieden, und egal was passierte, er wäre ohnehin machtlos. Er fasste sie an den Schultern und sah sie eindringlich an.
    "Bitte, gib' auf dich Acht, bis ich wieder da bin…", sagte der Iunier dennoch ruhig.

    Kaum hatte er die Tür geöffnet fiel Sibel ihm um den Hals und küsste ihn. Trotz der Botschaft, die er ihr überbringen würde, konnte er nicht verhindern, dass ein flüchtiges Lächeln über seine Lippen glitt. "Du hast mir gefehlt ", brummte er. Er erwiderte noch einen Moment die Umarmung, bevor er sich behutsam etwas von ihr löste. Jetzt konnte er sie auch ein wenig mustern und feststellen, dass ihr die ruhigen Tage gut getan hatten. Wenigstens ein kleiner Trost.
    Wie sehr sie sich freute, ihn zu sehen… dabei waren es nur ein paar Tage gewesen. Und es lagen Wochen vor ihnen. Wochen, in denen er nicht einen Moment lang sicher sein konnte, dass es ihr gut ging, so wie jetzt. Er würde nicht mehr tun können als hoffen, dass sie sich solange alleine durchrang. Schon jetzt bereitete ihm alleine die Vorstellung Magenschmerzen.
    "Es gibt… Neuigkeiten", begann er vorsichtig. Eigentlich wollte er länger aufschieben, was er zu berichten hatte, um ihr Glück nicht zu zerstören, und gleichzeitig wusste er, wie sinnlos das wäre. Schon alleine wegen der wenigen Zeit, die ihm heute mit ihr blieb. "Ich werde die nächste Zeit nicht hier sein können." Er schob nachdenklich die Augenbrauen zusammen und strich ihr mit der Hand zärtlich über die Wange. "Ich muss nach Germania."

    "Wäre ja auch traurig, wenn nicht einmal die Leute aus der eigenen Centurie dich kennen", scherzte Avianus und schenkte sich und dem Domitier noch etwas Wein nach.
    "Falls du mal was brauchst oder so... Cohors II, Centuria VI..." Der Iunier grinste wieder. "Merk's dir oder auch nicht."

    Verabschiedet euch von Freunden und Familie. Es wird eine lange Reise. Seneca hatte sich mehr als deutlich ausgedrückt. Sie würden lange weg sein, vielleicht sogar bis in den germanischen Winter hinein. Es fröstelte ihn. Und Sibel würde die ganze Zeit über allein sein, niemand würde sie beschützen, sie trösten. Doch es gab nichts was er tun konnte. Avianus war sich zwar sicher, dass sie es verstehen würde, aber mit Sicherheit würde es sie alles andere als glücklich machen. Sagen musste er es ihr trotzdem und deshalb war er hier. Die Paraderüstung war poliert und verschnürt und lag gemeinsam mit dem restlichen Gepäck in seinem Contubernium in der Castra bereit, er hatte bereits alle Vorkehrungen getroffen, nur eines fehlte. Er würde nicht gehen, ohne sich noch von Sibel zu verabschieden.
    Er klopfte kurz an der Tür des Zimmers. Er war nicht mehr da gewesen, seit er sie damals vor Tagen in die Taberna gebracht hatte. Bestimmt ging es ihr inzwischen gut. Und er würde wieder nur schlechte Nachrichten bringen. "Sibel?", sagte er und öffnete die Tür einen Moment darauf.

    "Naja, du kannst dir bestimmt denken, dass ich das nicht so genau weiß", sagte der Iunier und leerte seinen Becher. Eine ganz so große Schwierigkeit sah er darin auch wieder nicht, oder zumindest keine, die sich nicht recht einfach würde lösen lassen.
    "In welcher Einheit bist du denn?"

    Seneca ließ es sich wie so oft nicht nehmen, die Möglichkeit zu nutzen um ein wenig auf ihm herumzuhacken. Avianus zog kurz die Augenbrauen hoch, nahm es nicht persönlich und begegnete dem Scherz schlicht und ergreifen mit Schweigen, alser eintrat und sich zu den anderen stellte. Der Centurio begann ohnehin sofort mit der Erklärung, weshalb sie sich alle hier eingefunden hatten.
    Sie würde also nach Germania reiten. Als Belohnung. Sollte er stolz sein? Das war er, zweifellos. Und es wäre bestimmt interessant, einmal etwas anderes zu sehen als Italia, selbst wenn er viel Ungemütliches über die nördlicheren Gebiete gehört hatte. Allerdings machten sich in seinen Gedanken auch mindestens soviele Sorgen breit, wegen all der Dinge, die er eigentlich hier in Rom zu erledigen hatte. Doch die Garde ging eindeutig vor und daran würde sich nie etwas ändern.
    Und kaum waren Senecas Worte verklungen, war eigentlich bereits alles gesagt. Hier und da ein Nicken, "Verstanden" oder "Jawohl, Centurio", ein militärischer Gruß, dann war das Zimmer auch schon wieder geräumt.