Beiträge von Aulus Iunius Avianus

    Die Formation der Soldaten löste sich auf den Befehl des Optios hin auf.
    Avianus seufzte leise. 10 Runden. Was hatten er denn erwartet? Auf der anderen Seite käme er im Leben nie auf die Idee, die Castra wieder zu verlassen. Er wusste, weshalb er hier war und er würde das hier durchziehen, so gut er konnte, soviel stand fest.


    Gemeinsam begannen die Probati zu laufen. Nach zehn Runden wurden Paare gebildet. Einige stellten sich zu neu gewonnenen Freunden, andere standen vorerst planlos da und schienen abzuwarten, wer von den anderen übrigblieb.
    Avianus zuckte leicht zusammen, als ihm jemand von hinten auf die Schulter schlug. "Komm schon, auf geht's", sagte eine freundliche Stimme. Der Iunier nickte Silio zu und die beiden begannen mit der neuen Aufgabe.


    Avianus stellte sich vor seinen Partner, beide gingen leicht in die Knie und ehe er sich versah, packte Silio Avianus am Oberkörper und versuchte, ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen. Dieser stemmte jedoch seine Füße fest in den Boden und drückte seinen Gegner von sich, bevor er zum Gegenangriff überging, und Silio mit beiden Armen umschlang.

    Latrinendienst? Da hatte er ja noch einmal Glück gehabt. Aber noch einmal würde ihm dieser Fehler bestimmt nicht passieren.
    "Jawohl, Centurio. Danke."
    Avianus verließ das Büro und atmete kurz durch. Ärgerlich. Das war das einzige Wort, was ihm dazu einfiel. Aber er war ja selbst schuld daran. Eigentlich sollte er mittlerweile wissen, wie man mit seinen Vorgesetzten sprach.
    Ein kleiner Seufzer, dann öffnete er erneut die Tür.
    "Salve, Centurio Decimus Patrobius Proximus. Mein Name ist Aulus Iunius Avianus. Ich bringe dir einen neuen Freiwilligen.", grüßte er den Centurio nun salutierend und hoffte, dass ihm dieses Mal kein Fehler unterlaufen war. Jedenfalls hörte es sich für ihn bereits wesentlich besser an.

    Die jungen Soldaten sahen auf und hörten den Anweisungen des Optios zu.
    Nächster Versuch. Dieses Mal gaben sie ihr bestes, und auch wenn alles noch etwas wackelig wirkte, sah man ihnen doch an, dass sie sich bemühten.


    Avianus stand in der ersten Reihe, spähte durch den Spalt zwischen seinem Schild und dem des Probatus hinter ihm. Sein Nebenmann stieß ihn leicht an. Dann begannen sie, sich langsam vorwärts zu bewegen. Irgendwo hinter sich hörte er jemanden fluchen. In einer derart engen Formation konnte man sich schon mal gegenseitig auf die Füße treten.

    Da hatte seine Verwandte wohl Recht. Ein guter Eindruck war immer besser. Das war auch der Grund, weshalb er sich nun von seiner Kline erhob, auch wenn es ihm nichts ausgemacht hätte, ihr Gespräch fortzuführen. Bestimmt hätte sich noch ein interessantes Thema gefunden, aber dass es für ihn besser war, rechtzeitig schlafen zu gehen war ebenso sicher.


    "Ihr Frauen werdet bestimmt genug Gesprächsstoff finden.", pflichtete Avianus ihr lächelnd bei.
    Ich wüsste gerne, über was die Frauen alles reden, wenn mal keine Männer dabei sind. Bei dem Gedanken umspielte ein leichtes Schmunzeln seine Lippen.


    "Ich hoffe wir sehen uns bald wieder, Diademata. Vale.", verabschiedete er sich, die Hand zum Abschiedsgruß hebend, und verließ das Triclinium. Und dann werde ich hoffentlich den Cingulum militare tragen.

    Avianus stand seit längerem gelangweilt am Tor und hielt Wache. Umso glücklicher war er, als endlich etwas passierte, auch wenn es nur ein junger Mann war, der den Kohorten betreten wollte.
    "Salve, hast du irgendwelche Waffen dabei?", begrüßte er den Terentier schlicht. Ohne jedoch eine Antwort abzuwarten, begann er ihn zu durchsuchen.
    Als er nichts fand, trat er wieder einen Schritt zurück. "Dann mal ab ins Rekrutierungsbüro.", sagte er und bedeutete Tacitus ihm zu folgen.

    Einen kurzen Moment lang starrte Avianus den heranstümenden Milites planlos entgegen. Dann riss er, obwohl noch immer etwas verwirrt, sein Scutum hoch, an dem lautstark die Wurfgeschosse abprallten. Einige der anderen taten dasselbe.
    Was hatte sich der Optio nun schon wieder für sie ausgedacht?
    Zwei der Truppe standen immer noch etwas abseits und wurden hoffnungslos bombadiert während die anderen Probati versuchten näher zusammenzurücken. Seufzend schielte Avianus über den Rand seines Schildes und beobachtete das Geschehen.


    Sim-Off:

    Ich hoffe es ist in Ordnung, dass ich mich um eine Eintragung und die Signatur gekümmert habe...

    "Danke, Tribun.", gab Avianus seinem Tribun schlicht und höflich zurück. Als dieser ihm dann noch auf die Schulter schlug, musste er ein Grinsen unterdrücken. Er fühlte sich, als wäre er in den letzten vergangenen Sekunden einen Kopf größer geworden. Stolz blickte er Proximus nach, während dieser die Stube verließ.
    "Da hast du aber ein anständiges Lob kassiert.", bemerkte einer der anderen Probati unnötigerweise und klopfte ihm von hinten auf den Rücken. Das wusste Avianus selbst. Zumindest hatte es sich gelohnt, etwas mehr Zeit in die Säuberung seiner Ausrüstung zu investieren.

    "Aulus Iunius Avianus, Tribun.", verbesserte sich Avianus ohne zu zögern, blieb noch einen Moment lang stehen und holte dann schließlich seine Ausrüstung hervor. Er war etwas nervös, versuchte es sich aber von niemandem anmerken zu lassen.
    Warum gerade ich?
    Danach wandte er sich wieder an den Optio und den Tribun und deutete auf einige seiner Kameraden.
    "Metellus, Silio, Vaccus, ...", begann er aufzuzählen.

    Der Iunier war im ersten Moment etwas perplex, als er vom neuen Tribun der Urbaner angesprochen wurde. Er fand seine Fassung jedoch recht schnell wieder.
    "Aulus Iunius Avianus, Herr.", antwortete er und stand dabei noch kerzengerader da als sonst. Er hatte nicht vor, einen schlechten Eindruck zu machen.

    Avianus fuhr sich müde durch die Haare. Es war ein für ihn ein langer Tag gewesen. Plötzlich erschallte die Stimme des Optios.
    Kontrolle?
    Nach wenigen Augenblicken standen die jungen Soldaten in einer Reihe vor dem Aemilier.
    Etwas von ihm entfernt stehend, zwinkerte Silio Avianus zu. Sollte der Optio auf die Idee kommen, die Ausrüstung der Probati zu kontrollieren, seine und die von Silio waren zweifellos einwandfrei sauber.

    Wie die anderen Probati ließ auch Avianus sein Holzschwert sinken, brachte es dorthin zurück, wo er es zuvor geholt hatte und ging über den Platz zu den Unterkünften.
    Wenn es so weiterging, würde er bald gehörigen Muskelkater bekommen, aber jetzt war wohl erst mal Schluss mit Übungen.

    "Bist du müde?", fragte er auf Diadematas Gähnen hin und leerte den restlichen Schluck Wein in seinem Glas mit einem Zug.
    "Wenn ich schon mit dem Thema beginne: Ich denke ich sollte mich langsam Mal schlafen legen." Avianus stellte das Glas ab.
    "Immerhin will ich morgen früh bei meiner Tauglichkeitsuntersuchung nicht verschlafen und mit Augenringen dastehen." Der Iunier schmunzelte leicht und setzte sich etwas auf. Nein, er wollte einen guten Eindruck hinterlassen, vor allem weil der erste Eindruck für gewöhnlich am meisten zählt.


    "Aber wenn du noch jemanden zum Reden brauchst, kann ich gerne auch noch ein wenig mehr Zeit opfern." Wer weiß, wann wir uns das nächste Mal begegnen werden.

    "Die Parade? Der neue Praefectus soll eine wundervolle Rede gehalten haben.", sagte Avianus nachdenklich. Die Prätorianer. Was gäbe ich dafür, irgendwann dort aufgenommen zu werden. Sie stehen praktisch an der Spitze. Die besten der besten, einflussreich und jeder bewundert sie.
    "Immerhin warst du dort. Jedenfalls hört es sich toll an. Ich meine, wenn die Prätorianer schonmal eine Parade veranstalten, dann muss es ja toll werden. Schade, dass ich es nicht gesehen habe."


    "Wenn ich mich morgen in der Castra melde, werde ich sowieso keine Zeit mehr haben, mir das alles anzusehen. Also werde ich damit sowieso noch warten müssen. Ich könnte mir natürlich auch einen Tag länger Zeit nehmen, aber ich habe keine Lust, es noch weiter aufzuschieben.", bemerkte er seufzend.
    Wieder dieses leidliche Thema. Ich kann nur hoffen, dass ich ein halbwegs anständiger Kämpfer bin, falls der Bürgerkrieg hier an Roms Toren anklopft. Oder besser gesagt, die Tore der Stadt einschlägt.

    Avianus war nur mehr oder weniger auf den überraschenden Appell des neuen Tribuns vorbereitet gewesen.
    Er kontrollierte noch einmal, ob seine - gerade frisch gesäuberte - Ausrüstung richtig saß und reihte sich bei den anderen ein.
    Würde der Tribun nun eine Ansprache halten? Wahrscheinlich. Aber was hatte er zu sagen? Wahrscheinlich die üblichen Ansprachen über Mut, Treue und dergleichen.
    Interessiert sah sich der junge Iunier um. Der Rest seiner Probati-Truppe war bereits da.

    Avianus blinzelte etwas verwirrt zu dem Fremden hoch.
    "Wir hielten es nur für angebracht, unsere dreckige Ausrüstung zu säubern.", gab er zurück, noch bevor Silio den Mund öffnen konnte um etwas zu sagen. Dieser nickte nur leicht verunsichert. Hoffentlich war der Mann vor ihnen niemand vor dem sie hätten salutieren müssen.
    "Als Urbaner sollte man doch bestimmt auch Wert auf eine gut gepflegte Ausrüstung legen. Und wenn man schon mal ein paar Minuten Zeit hat...", begann Avianus noch einmal zurückhaltend.
    "... dann kann man sich doch um seine eigene Ausrüstung kümmern.", beendete Silio schließlich den Satz.
    Der Iunier versuchte die leicht provokante Bemerkung Silios mit einem freundlichen Lächeln zu kaschieren. "Ich denke wir haben hier bereits genug Arbeit. Aulus Iunius Avianus ist übrigens mein Name.", stellte er sich schlussendlich vor.

    Mit leicht rot angelaufenem Gesichter hob der junge Soldat sein Gladius auf und steckte es wie die anderen wieder weg, um sich ein Holzschwert zu holen.
    Avianus seufzte leise. Er fühlte sich etwas in seine Kindheit zurückversetzt, als er mit Stöcken herumgespielt hatte. Aus irgendeinem Grund fand er es schade, sein Gladius durch ein Holzschwert austauschen zu müssen, wenn auch nur zur Übung.


    Mit den Holzschwertern in der Hand kehrten die Probati wieder auf den Platz zurück und bildeten Paare. Da sich von ihnen ohnehin die wenigsten gegenseitig kannten, dauerte es nicht besonders lange. Die meisten stellten sich einfach zu dem Probati, der direkt neben ihnen stand, genau das, was auch Avianus tat.
    Abwechselnd griff einmal er, einmal sein "Gegner" an. Ein Schlag von der Seite kam auf seinen Partner zu, der diesen so gut er konnte abwehrte. Kaum hatte dessen Schwert Avianus' Hieb pariert, stach er schlug er erneut von oben zu. Gerade noch rechtzeitig konnte sich sein Partner verteidigen. Jetzt war er dran. Ein Hieb von rechts. Ein holzernes "Tock" ertönte. Abgewehrt. Ein Stich von vorne folgte. Avianus wollte ihn mit einem Schlag abwehren, sein Gegenüber war jedoch schneller und das Holzschwert traf auf seinen Panzer. Avianus' Partner grinste stolz, als die beiden wortlos weiterübten.

    An einer ruhigen Ecke der Castra auf einer Kiste sitzend säuberte Avianus seinen Panzer. Man wollte schließlich einen guten Eindruck hinterlassen und eine glänzend saubere Ausrüstung hinterließ definitiv einen besseren Eindruck.
    Mit einem Lederlappen entfernte er die Flecken, die sich nach den Stunden auf dem Übungsplatz haufenweise auf dem Metall gesammelt hatten und polierte es.
    Wenn ich hier fertig bin wird der Optio sein eigenes Spiegelbild in meinem Panzer sehen, wenn er das nächste Mal vor mir steht. Unwillkürlich huschte ihm ein Schmunzeln über die Lippen. Auf der anderen Seite gefiel ihm die Vorstellung nicht, dass der Dreck auf seiner Ausrüstung immer mehr werden würde, bis er seinen Pugio verwenden musste, um ihn wieder herunterzukratzen.
    Plötzlich hörte er hinter sich knirschende Schritte, die immer näher kamen.
    "Salve, mein Freund. Was machst du da?", ertönte schließlich eine recht fröhliche Stimme.
    "Salve, ich putze meine Ausrüstung. Nach was sieht es denn aus?" Avianus' Stimme klang unfreundlicher als er es gewollt hatte. Ein Blick über die Schulter präsentierte ihm das Gesicht eines jungen Soldaten, der gerade auf einem Stück Brot herumkaute. Es war derselbe, der bei den ersten Übungen Probleme mit dem Gleichschritt gehabt hatte.
    Ich glaube er heißt Silio.
    "Willst du dich mit einer blitzblanken Ausrüstung beim Optio beliebt machen?"
    Avianus zuckte mit den Schultern. "Ich weiß nicht. Es fühlt sich einfach besser an, sie täglich zu säubern." Der junge Soldat nickte leicht und betrachtete Avianus nachdenklich.
    "Hast du noch einen Lappen da?", fragte der vermeintliche Silio schließlich freundlich. Mit einem leichen Grinsen griff Avianus nach einem zweiten Lederlappen und warf ihn Silio entgegen.
    "Hier."

    Der junge Mann fing ihn lächelnd auf, bevor er in Richtung Unterkünfte davonschritt und kurze Zeit später mit seiner eigenen Ausrüstung zurückkehrte.
    "Schaden wird es bestimmt nicht, sich etwas mehr zu bemühen als die anderen.", bemerkte Silio, schluckte den letzten Rest seines Brotes hinunter und setzte sich neben Avianus, um seinen eigenen Panzer zu reinigen.

    Avianus blieb auf dem Boden sitzen, fuhr sich durch die Haare und stand schließlich auf, als der Optio ihnen die nächsten Befehle entgegenrief.
    Gemeinsam mit den anderen Probati richtete er seine Ausrüstung zurecht. Wieder laufen. Dass die anderen dasselbe dachten, ließ sich an ihren Gesichtern ablesen.
    Morgen werde ich wahrscheinlich den schlimmsten Muskelkater meines Lebens haben, wenn das noch den ganzen Tag so läuft.


    Nach einer Runde stellten sie sich wieder in Reih und Glied auf und den Befehl des Optios wurden die Gladii gezogen. Mit einem kurzen Ruck zog Avianus das seine aus der Schwertscheide und wog die glänzende Klinge in der Hand. Etwas von ihm entfernt testete ein anderer Probatus sein Schwert bereits aus, ließ es während seinem recht wilden Gefuchtel fallen und traf damit beinahe seinen eigenen Fuß. Avianus konnte sich ein leichtes Grinsen nicht verwehren, als der junge Soldat sich nach dem Schwert bückte und sich mit unsicheren Blicken umsah, ob jemand ihn gesehen hatte.

    Als sich die Truppe in Bewegung setzte, entfuhr einem der Probati ein leises Murren, das jedoch beim Anblick des Optios sofort wieder verklang.
    Avianus versuchte sich in der Gruppe in der Mitte zu halten und lief vergleichsweise entspannt seine Runden. Einige der anderen hatten Probleme mitzuhalten. Kein Wunder, immerhin laufen wir hier in voller Ausrüstung.


    Nach den geforderten zehn Runden kamen die Liegestütze.
    "Eins, zwei, drei, vier, ...", riefen die Soldaten anfangs noch einstimmig.
    Das Laufen war noch in Ordnung gewesen, aber nun, nach guten 20 Liegestützen hatte auch Avianus Mühe, weiterzumachen. Seine Muskeln brannten und nach fünf weiteren konnte er kaum noch hochstemmen, so sehr er es auch versuchte. Keuchend sah er sich einen Moment lang um. Zumindest war er nicht der einzige, der sich abquälte, aber trotzdem hatte er mehr von sich selbst erwartet.