Beiträge von Aulus Iunius Avianus

    Innerhalb kürzester Zeit hatten die Probati Haltung eingenommen. Avianus versuchte ohnehin schon seitdem er die Castra betreten hatte, stramm zu stehen, deshalb machte es für ihn keinen besonders großen Unterschied mehr.
    Nun um einiges konzentrierter wurde der Optio einstimmig und lautstark begrüßt: "Salve, Optio Aemilius!!!"


    Auf Befehl marschierte der Trupp im Gleichschritt los.
    Noch schienen die jungen Soldaten den Anforderungen des Optios gerecht werden zu können.
    Als es jedoch daran ging, schneller zu marschieren, konnten einige den Takt nicht halten. Auch Avianus hatte Mühe damit, vor allem da sein Nebenmann in einem vollkommen anderen Rhythmus lief. Unauffällig stieß er ihn mit dem Ellbogen an, woraufhin ihm jener erst verwirrte Blicke schenkte, das Signal des Iuniers aber schließlich verstand und versuchte, sich dem Schritt der anderen anzupassen.
    Trotzdem musste ihr Anblick im Vergleich zu einer Truppe geübter römischer Soldaten jämmerlich wirken.

    Von der Sonne war noch kaum etwas zu sehen, als Avianus sich mit seiner neuen Ausrüstung einkleidete und nach draußen ging, um sich bei den anderen neuen Soldaten einzureihen.
    Die Luft war noch kühl und feucht und der Iunier war etwas müde. Alles in allem fühlte er sich nicht besonders wohl, aber er hatte nicht vor, den Optio davon etwas spüren zu lassen.
    Durch die Reihen der anderen Soldaten blickend, bemerkte er, dass es vielen ebenso zu gehen schien wie ihm.


    Der lautstarke Befehl des Optios riss Avianus aus seinen Gedanken und er stellte sich zusammen mit den anderen Probati in Reih und Glied auf. Mehr oder weniger synchron salutierten sie vor dem Optio.

    Avianus folgte dem jungen Soldaten bereitwillig, um seine Sachen zu verstauen.


    Natürlich fragte er sich, wie er sich dann bei den ersten Übungen schlagen würde. Er war einerseits neugierig und erwartungsvoll, auf der anderen Seite selbstverständlich auch etwas nervös.
    Aber im Moment hatte er andere Probleme, also konzentrierte er sich wieder darauf, von seinem Berg an Ausrüstung nichts fallen zu lassen.

    Avianus ging die Liste durch, die der Soldat ihm ausgehändigt hatte, und vergewisserte sich, dass alles in Ordnung war und passte.


    "Danke, alles da.", gab er zurück und unterschrieb die Liste ohne ein weiteres Wort.


    Hiermit bestätige ich den Erhalt der folgenden Ausrüstung


    - I Lorica segmentata (Schienenpanzer)
    - I Paenula (Mantel)
    - II Tunicae (Römisches Standatkleidungsstück)
    - II Cingulae militares (Gürtel)
    - II Paar caligae (Stiefel)
    - I Loramentum (Lederriemen)
    - I Lucerna (Öllampe)
    - I Furca (Tragestange)
    - I Reticulum (Tragenetz)
    - I Pera (Tasche)
    - I Mantica (Sack)
    - I Situla (Bronzetopf)
    - I Patera (Kasserolle)
    - I Ligula (Löffel)
    - I Aultellus (Messer)
    - I Ampulla (Feldflasche)
    - I Cingulum (Gurt)
    - I Cassis (Helm)
    - I Paar Ocreae (Beinschienen)
    - I Gladius (Kurzschwert)
    - I Pugio (Dolch)
    - I Hasta (Stosslanze)
    - I Scutum (der viereckige Legionsschild)
    - I Tegimentum (Schildhülle)


    Unterschrift des Soldaten:
    Aulus Iunius Avianus


    So gut es ihm möglich war, versuchte er, die gesamte Ausrüstung irgendwie hochzuheben.
    Als er schließlich vollbepackt dastand, wandte er sich erneut an den Soldaten. "Wo geht es zu den Unterkünften?", fragte Avianus etwas unsicher.

    Nach dem Ablegen des Eides machte sich Avianus auf zum Armamentarium. Durch die offen stehende Tür erblickte er bereits verschiedenste Ausrüstungsgegenstände und Waffen.
    Als er eintrat, stand sogleich ein Soldat vor ihm.
    "Salve, mein Name ist Aulus Iunius Avianus. Ich habe gerade meinen Eid geleistet und soll nun hier meine Ausrüstung abholen.", beschrieb er direkt seine Situation.

    "Natürlich, sehr gerne sogar. Ich bin ja deswegen nicht aus der Welt.", gab Avianus mit einem leichten Lächeln auf den Lippen zurück.


    "Was hast du denn von der Stadt bereits gesehen? Hast du schon Leute kennengelernt?", fragte er schließlich um das Thema zu wechseln. Über den Militärdienst zu sprechen stimmte ihn stets nachdenklich, ob das, was er vorhatte, das richtige war.


    Jetzt, wo doch ein Bürgerkrieg praktisch vor der Haustür stand, war bestimmt nicht der ideale Zeitpunkt, um Soldat zu werden. Auf der anderen Seite brauchte es diese auch wiederum, um die Bürger davor zu beschützen. Am besten, ich zerbreche mir darüber jetzt nicht den Kopf. Dafür werde ich mit Sicherheit noch genug Zeit haben, abgesehen davon ist meine Entscheidung sowieso bereits gefallen.


    "Irgendeine Empfehlung, was ich unbedingt noch unternehmen muss?", fragte er neugierig.

    Auf dem Weg zum Fahnenheiligtum wurde Avianus sich erst wirklich der Tatsache bewusst, dass er in wenigen Minuten ein Soldat Roms sein würde. Ein gewisses Maß an Stolz wallte also in ihm hoch, als er den Raum betrat und die dort aufgestellten Standarten erblickte.
    Ebenso stolz erhob er nun seine Stimme um den Eid zu sprechen:


    "IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA."


    Als die Worte verhallt waren, blieb der Iunier noch einen Moment lang stramm stehen, atmete tief durch und verließ schließlich das Fahnenheiligtum, um sich zur Waffenkammer zu begeben.

    Mit der Tabula in der Hand betrat Avianus erneut das Rekrutierungsbüro.
    "Salve, hier ist das Ergebnis meiner Tauglichkeitsprüfung.", sagte er und händigte die Tafel aus, die der Optio im Valetudinarium ausgefüllt hatte.




    Tauglichkeitsprüfung von Aulus Iunius Avianus


    Krankheiten
    - ohne Befund -


    Körperlicher Zustand
    -normal-


    Gehör
    - ohne Befund -


    Augen
    - ohne Befund -


    Sonstiges
    - ohne Befund -


    hiermit erkläre ich den Aulus Iunius Avianus für geeignet



    Dafür, dass er erst vor kurzem in Rom angekommen war, ging alles sehr schnell. Wahrscheinlich würde er sich in wenigen Tagen bei der Grundausbildung wiederfinden.
    Das war es wohl mit meinem gemütlichen Leben. Der Iunier lächelte bei diesem Gedanken leicht.

    Avianus nahm die Tafel entgegen und überflog sie kurz.




    Tauglichkeitsprüfung von Aulus Iunius Avianus


    Krankheiten
    - ohne Befund -


    Körperlicher Zustand
    -normal-


    Gehör
    - ohne Befund -


    Augen
    - ohne Befund -


    Sonstiges
    - ohne Befund -


    hiermit erkläre ich den Aulus Iunius Avianus für geeignet



    "... Aulus Iunius Avianus für geeignet.", las er sich selbst leise vor. "Jawohl Optio, danke."


    Mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen öffnete der Iunier die Tür und verließ das Valetudinarium. Auch wenn er es eigentlich nicht anders erwartet hatte, fühlte er sich auf irgendeine Art und Weise erleichtert.

    Wie erwartet schien der Optio nichts gefunden zu haben, was zu bemängeln gewesen wäre.


    Als der Optio ihn aufforderte zu ihm zu kommen, tat er wie geheißen und ließ sich von ihm die Ohren untersuchen. Was erwartete er dort zu finden? Taub war er bestimmt nicht. Auch wenn selbst ein Schwerhöriger die Befehle des Optios gehört hätte.

    Avianus dachte über Diadematas Meinung nach. "Disziplin kann man erlernen, obwohl du natürlich auch Recht hast. Anständige Kämpfe sind es durchaus wert, gesehen zu werden.", sagte er und kaute nachdenklich auf seiner Unterlippe.


    Sie kann nicht aufhören ihren Ehemann ins Spiel zu bringen. Avianus störte sich nicht daran, es war ihm einfach nur aufgefallen und auch wenn er jetzt normalerweise gerne gegrinst hätte, hielt er sich zurück. Es scheint Diademata wohl einfach wichtig zu sein.


    "Ich werde mich morgen früh dort melden, es ist also möglich, dass du danach alleine hier wohnst. Ich werde mich dort einer Tauglichkeitsprüfung unterziehen müssen. Sollte mit mir alles in Ordnung sein, so wie ich es erwarte, werde ich in der Castra bleiben.", erklärte er und hoffte, sie würde nicht allzu enttäuscht darüber sein.


    "Aber ich werde natürlich auch immer wieder mal Ausgang haben und hier etwas Zeit verbringen." Oder in der Stadt. Er bezweifelte, dass er die wenigen freien Tage, die er haben würde, in der Casa Iunia verbringen würde.

    Avianus nickte kurz. Ohne ein weiteres Wort zog er sich aus und legte die Kleidung beiseite.


    Bis heute hatte er stets das Glück gehabt, dass die schwersten Verletzungen, die er in seinem Leben bisher erlitten hatte, nie schlimmer gewesen waren als aufgeschlagene Knie, Kratzer oder dergleichen, von denen auch kaum sichtbare Narben zurückgeblieben waren.

    Avianus streckte vorsichtig den Kopf durch die Tür und trat schließlich ein, bevor er die Tür hinter sich wieder schloss. "Mein Name ist Aulus Iunius Avianus. Ich soll mich hier zur Tauglichkeitsprüfung melden.", beschrieb er kurz seine Situation und hielt dem Optio die Tafel entgegen, die er im Rekrutierungsbüro erhalten hatte:




    Tauglichkeitsprüfung von Aulus Iunius Avianus


    Krankheiten


    Körperlicher Zustand


    Gehör


    Augen


    Sonstiges


    hiermit erkläre ich den ___ für geeignet


    Er war etwas nervös, auch wenn er nicht genau wusste weshalb. Natürlich war er tauglich. Avianus fiel beim besten Willen kein Grund ein, weshalb es sich anders verhalten sollte. Lediglich der Optio musste noch davon überzeugt werden

    "Wahrscheinlich so, wie du mich gerade eben überzeugen wolltest. Also gut, das steht schonmal fest: Das nächste Wagenrennen in Rom sehen wir uns an.", stellte er schmunzelnd fest. "Der bessere möge dann gewinnen.“ Er spülte den Rest seines Brotes mit einem Schluck Wein hinunter. Leider hat sie Recht, Dareios ist lange her. Schade eigentlich. Zu gern hätte er ihm bei einem Rennen dabei zugesehen, wie er als erster durchs Ziel rauscht.


    "Was hältst du von Gladiatorenkämpfen?", fragte er interessiert um das Thema zu wechseln. "Zwei kräftige Männer die versuchen, sich gegenseitig mit diversen Waffen den Schädel einzuschlagen. Ich weiß nicht was ich davon halten soll. Wenn sie schon so gute Kämpfer sind, warum steckt man sie nicht in die Armee? Stelle ich mir sinnvoller vor.", erklärte er nachdenklich. Auf der anderen Seite genossen gute Gladiatoren durchaus Ruhm und Ansehen. Das Glas wieder auf dem Tisch abstellend, dachte er weiter darüber nach.

    Avianus folgte der Wegbeschreibung und hoffte, sich dabei nicht zu verlaufen. Schließlich stand er vor einer Tür. Doch, hier muss es sein. Er räumte die letzten Zweifel aus seinen Gedanken, trat einen Schritt vor und klopfte höflich an. Erst wollte er eintreten, beschloss dann aber doch, vorher abzuwarten.

    Avianus lachte auf, als Diademata derart entgeistert reagierte und machte mit den Händen eine beschwichtigende Geste. „Ganz ruhig, ich sagte doch nur, ich wollte sie mal sehen. Danach kann ich mir immer noch eine eigene Meinung bilden. Ich weiß bisher nur, was ich gehört habe.“, entgegnete er. „Wer weiß? Vielleicht wäre ich danach sogar ein Anhänger der Purpurea?“ Grinsend zuckte er mit den Schultern.


    Er wollte erst darauf verzichten, die Veneta zu verteidigen. Warum sollte er jetzt auch eine Diskussion anzetteln wollen? Davon abgesehen, schien es Diademata wichtig zu sein, ihn von ihrer Factio zu überzeugen. Trotzdem wollte er ihre Anschuldigungen nicht einfach so im Raum stehen lassen. „Aber vor ein paar Jahren gab es bei der Veneta doch diesen Dareios. Er soll der Beste seiner Zeit gewesen sein, ein perfekter Auriga. Hat einen Preis nach dem anderen abgeräumt.“, gab er vorsichtig, aber immer noch lächelnd, zu bedenken. Was wird sie dazu sagen? Dareios ist zweifellos eine Legende, das kann nicht einmal sie abstreiten.


    „So wie du dich anhörst, wäre ein Anhänger der Veneta für dich gestorben.“, bemerkte er belustigt. „Sind ihre Wagenlenker denn wirklich so schlimm? Man könnte glatt meinen, es handle sich bei ihnen nur um Verbrecher und Betrüger.“

    "Der Name meines Vaters lautet Appius Iunis Lucullus, der meiner Mutter Iunia Helia. Ursprünglich komme ich aus Misenum.", antwortete er bereitwillig und nahm seinem Gegenüber die Tafel ab. "Krankheiten und Gebrechen habe ich keine und hatte auch nie ernsthafte." Aber das wird man mich im Valetudinaruim bestimmt sowieso noch einmal fragen.


    Avianus blickte einen kurzen Moment lang auf die Wachstafel in seinen Händen, bevor er sich abwandte und den Weg ins Valetudinaruim suchte.

    „Wirke ich etwa erschlagen?“, fragte Avianus mit dem Klang gespielter Enttäuschung in der Stimme. Es war eine Frage über die er selbst einen Moment lang nachdenken musste. Erschlagen? Nein, ich denke nicht. Einfach nur beeindruckt. Schließlich hatte er hier Leute, die ihm zur Seite standen, wenn er sich hier bei etwas nicht auskannte.


    "Früher habe ich mir ab und zu in Cumae welche angesehen.", antwortete er und nahm sich noch einmal einige Oliven und etwas Käse in den Teller. „Damals habe ich mir immer vorgenommen, die Veneta in einem Rennen hier in Rom zu sehen. Die sollen hier welche der besten Wagenlenker haben, wie ich gehört habe. Auf der anderen Seite sagt das wohl jeder Anhänger über seine Factio.“ Nachdenklich runzelte er die Stirn. „So wie du dich anhörst, magst du wohl Wagenrennen?“

    Avianus hörte der jungen Iunia aufmerksam zu, während er sich ein Stück von dem Brot und einige Oliven nahm. „Ich habe in Misenum auch bei meiner Mutter gelebt. Aber irgendwann muss man einfach mal sein eigenes Leben beginnen.“, stimmte er ihr leicht nickend zu.


    „Ich wollte dich keineswegs kritisieren.“, erwiderte er auf Diadematas Protest. „Halbwegs gutaussehend, nicht arm, einflussreich. Ich werde es mir notieren.“ Bestimmt würde sie auch ohne ihn jemanden finden, aber schaden konnte es zumindest nicht. Nachdenklich kaute der junge Mann auf einem Stück Brot herum und schluckte den Bissen schließlich hinunter.
    „Wenn ich bei den Stadtkohorten einen gutaussehenden Centurio finde, erfährst du es als erste.“ Würde es einem Centurio gefallen, verkuppelt zu werden? Schmunzeld schob er den Gedanken beiseite.



    „Nein, ich bin zum ersten Mal hier. Du etwa auch? Kann schon recht beeindruckend sein, diese Stadt, nicht wahr?“ Und wie sie das war, zumindest für ihn, mit ihrer gewaltigen Größe, all ihren Bewohnern und prächtigen Bauwerken.