Beiträge von Tiberius Iulius Crassus

    Crassus folgte dem Sklaven aus seinem Cubiculum, während dieser bereits weitere Casa Angehörige sah und diese ebenfalls zur Flucht aufforderte. Plötzlich rannte er los, direkt auf die ägyptische Sklavin zu, packte diese am Arm und zerrte sie mit, während er weiter seine Anweisungen herumbrüllte. Dabei wurde Crassus' Blick auf die junge Aemilia frei, die beinahe hilflos auf dem Gang stand ihn anblickte und ... lächelte? Wie um alles in der Welt konnte sie in diesem Augenblick lächeln? Ein marodierender Mob war gerade dabei in die Casa einzudringen um zu Plündern und zu rauben, alles mitzunehmen, was nicht niet- und nagelfest war, und bei den Göttern, was sie wohl den Bewohnern und vorallem den Bewohnerinnen antuen würden. Ihre einzige Chance war die Flucht und scheinbar kannte der Cellarius da einen Geheimgang, oder eine Art Hintertür zu den Nachbarn, die Crassus Aufmerksamkeit bisher entgangen war. Doch stellte er die Loyalität des Sklaven in diesem Moment nicht in Frage, immerhin ging es genauso um seinen eigenen Kopf.


    Doch nun stand die junge blonde Frau alleine auf dem Gang, während Alexander samt Tsuniro sich bereits Richtung Atrium aufgemacht hatten. ,,Was stehst du hier rum und grinst?", fauchte er in seiner Aufgebrachtheit die Blonde an. ,,Los! Komm mit!" Er wurde immer lauter und zeigte dabei in die Richtung, in die die Sklaven verschwanden, dann nahm er ihre Hand und zerrte sie hinter sich her.

    ,,Ja, du hast recht.", antwortete Crassus bedächtig. Es war bereits wahrlich spät geworden, doch wollte er am liebsten noch ewig hier sitzen mit der blonden Schönheit, die nur auf Besuch in der Casa Iulia war. Der Mondschein ließ die Szenerie in ein wunderbares Licht tauchen, dass Aemilias Schönheit besonders hervorhebte.


    ,,Es ist wirklich schon spät genug. Ich sollte mich auch wieder zurückziehen.", sagte er und stand auf. Er bot ihr die Hand, fürs Aufstehen zur Hilfe an und deutete dann den Weg zurück zur Casa an. Zumindest bis drinnen, wollte er sie noch begleiten.

    Wer sollte solch einer schönen Römerin denn bitte einen Wunsch abschlagen können ?, ging es dem jungen Iulier durch den Kopf, als Aemilia von einem eigenen Beruf zu sprechen begann.


    ,,Ich denke, solange die Pflichten nicht vernachlässigt werden, wird dir kein Mann diese Freiheit verwehren.", und die meisten dieser häuslichen Pflichten würden dann so oder so die Sklaven der Casa übernehmen, so dass ihr sicherlich jeder Weg frei stände.
    ,,Für eine Frau bieten sich innerhalb Romas so einige Möglichkeiten. Das kommt dann im Prinzip nur noch auf deine jeweilige Vorliebe an.", kurz dachte der Iulier nach. ,,Je nachdem, ob du gerne schreibst, dich für die Bildung im Allgemeinen interessierst, oder die Religion eher dein Steckenpferd wäre."


    Danach blickte er zum Himmel, und ließ sich ihre Worte noch einmal durch den Kopf gehen, ehe sein Blick wieder den ihren suchte. 'Ihr baldiger Ehemann.'

    Crassus hatte das Geschrei auf den Gängen bereits bemerkt und sich auf seiner Kline aufgerichtet. Was das wohl für einen Zweck hatte? Er konnte nichts deutlich genug verstehen, um zu merken, was vor sich ging.


    Plötzlich wurde die Tür seines Cubiculum aufgestoßen und der Cellarius der Casa stand plötzlich im Raum und rief hinein, dass sie alle raus müssten.
    ,,Was beim Ju...!", war Crassus erste Reaktion auf diese Unverfrorenheit, die der Sklave da an den Tag legte, doch weiter kam er nicht, als er die Worte Begriff.
    ,,Was ist denn passiert?", fragte er noch, ehe er sein Cubiculum zusammen mit dem Makedonen verließ.

    ,,Gerade als Mitarbeiter auf dem Palatin. Aber eine Gefangenschaft bleibt es in gewissen Maßen trotzallem noch."


    Um die Stimmung etwas zu lockern, wollte Crassus dem Pompeier etwas von seinem Getränk anbieten und reichte ihm den Schlauch an.


    ,,Auch einen Schluck?", fragte er daher freundlich.

    ,,Da könntest du nicht unrecht haben...", murmelte Crassus und rieb sich dabei mit der Linken am Kinn. Es war aber auch nicht unbedingt eigenartig, besonders gesehen auf die Zeit, in der sie sich befanden, dass der Pompeier sich hier am Kaiserhof lieber mit Günstlingen umgab, als mit völlig Fremden, deren Verhalten nicht abwägbar war.


    ,,Das ist das geringste Problem.", antwortete er dann auf die Bitte des 'kleinen' Pompeiers und sagte es nicht nur, sondern meinte es auch ehrlich so. Denn einen wirklichen Vorteil konnte der Iulier dabei nicht erkennen, sollte er diese kleine Unachtsamkeit von Montanus wirklich weitererzählen.


    Da kam der Themenwechsel gerade recht, da konnte man seine Gedanken über ein, zwar weniger erfreulicheres aber wesentlich akuteres Thema schweifen lassen.
    ,,Dank des Kriegs kamst du her, aber jetzt auch erstmal nicht mehr hier weg." Crassus musste schmunzeln. ,,Solange diese Belagerung noch aufrecht erhalten wird, werden wir Roma wohl nicht sobald verlassen können. Meine einzige Hoffnung ist ja, dass die Truppen des Corneliers da draussen bleiben. Ich bin zwar nicht in der Position um wirklich Partei zu ergreifen, aber wünsche ich mir doch für das Volk Romas, dass es zu keinen blutigen Auseinandersetzungen innerhalb des Pomeriums kommt und auch zu keinen damit einhergehenden Plünderungen. Oftmals ist der Griffel doch stärker als das Gladius.", gab er dann wieder mit einer ernsteren Stimme seine Denkweise zu der aktuellen Situation zum Besten.

    Über Pompeius Antwort musste Crassus etwas schmunzeln. So ein Pech aber auch, da bekam er direkt eine Position als Primicerius, anstatt sich erst hocharbeiten zu dürfen., ging es Crassus witzelnd durch den Kopf. Da musste er ja fast Mitleid mit dem Unglücklichen haben.


    Dass der Pompeier dann so offen von seinem indirekten Einfluß am Palatin sprach, durch den Procurator, überraschte ihn weniger. Das lag scheinbar in der Familie, denn selbst Pompeius Imperiosus machte von seiner Macht kein Geheimnis.


    ,,Nun, ich kam vor einigen Monaten aus Hispania hier an und meine in Roma ansässigen Verwandten gaben mir den Tipp hier in der Kanzlei für eine Stelle als Schreiber vorzusprechen. Selbstverständlich kam auch ich nicht ohne ein Empfehlungsschreiben als Referenz. Eingestellt wurde ich dann direkt von deinem Cousin."

    ,,Ach verzeih. Natürlich. Mein Name ist Tiberius Iulius Crassus.", stotterte der Iulier fast, ob seiner Ungeschicktheit.


    ,,Hast du dich bereits einigermaßen in deiner Tätigkeit eingelebt?", fing er dann sogleich das Gespräch an.


    Etwas später wollte er aber unbedingt auch noch eine Frage stellen, die ihn seit seiner Ankunft in der Administratio Imperatoris auf den Lippen brannte. ,,Sag Pompeius, bist du eigentlich mit dem Procurator Pompeius verwandt, oder ist eure Namensgleichheit nur ein Zufall?", fragte er sein Gegenüber interessiert.

    ,,Bei deinem ersten Besuch beim Primicerius A Rationibus Decimus. Er ist der Vorsteher in der Abteilung in der ich auch arbeite.", half Crassus dem Pompeier auf die Sprünge und bot ihm mit einer fließenden Handbewegung den Platz neben sich an.


    ,,Wenn du einen Augenblick Zeit hast, könnten wir uns ein wenig unterhalten.", stellte er dann das Angebot eines 'small talks' in den Raum und wartete auf die Reaktion seines Gegenübers.

    Sim-Off:

    Ich nehme mal an, diese Reservierung hat sich inzwischen erledigt ;)


    Die Zeiten hatten sich in den letzten Wochen wahrlich drastisch verändert. Nicht nur, dass sich das Gerücht, dass die kaisertreuen Legionen nahe Vicetia geschlagen wurden, nun bewahrheitet hatte, wie der große Imperator Augustus selbst auf dem Campus Martius verkündet hatte, inzwischen wurde sogar Roma selbst von dem Rebellenheer belagert. Seinen Onkel Proximus bekam der junge Iulier seit dem noch seltener zu Gesicht. Oder besser gesagt: garnicht mehr! Immerhin war dieser als Interimskommandant nun mit der Verteidigung Romas beschäftigt.


    Doch trotzall den Unwegbarkeiten vor den Stadtmauern, musste die Bürokratie am Kaiserhof weiter leben und funktionieren, weshalb Crassus auch jeden Tag unermüdlich weiterarbeitete, den Schriftverkehr der Finanzabteilung zu erledigen, Statistiken zu erstellen und in solchen Ungenauigkeiten ausfindig zu machen, um diese zu beseitigen.


    Den Göttern sei dank, dass die Sonnenuhr auf dem Palatin in diesem Moment bereits die zwölfte Stunde anzeigte und den Notarii der Administratio Imperatoris ihre wohlverdiente mittägliche Pause einläutete.
    Ein wenig geistig erschöpft, ließ sich der junge Iulier auf eine der marmornen Bänke innerhalb des Säulenganges des Palatin fallen und nahm erst einmal einen kräftigen Schluck aus seinem Weinschlauch, den er immer mit in die Pause nahm. Ein äußerst erfrischendes Gefühl rief das kühle Nass hervor, als es seine trockene Kehle hinabfloss
    Nachdem er sein Getränk wieder abgesetzt hatte, wischte er sich mit dem Handrücken den Mund ab und erblickte dabei ein ihm nicht völlig unbekanntes Gesicht, das ihn anschaute, während der dazugehörige untendranhängende Körper auf ihn zukam.


    ,,Salve.", grüßte Crassus sein Gegenüber.

    Schön zu sehen, dass diese feierliche Veranstaltung auch gleichzeitig noch ein Rahmen für weitere Beziehungen werden könnte. Im Laufe der Feier würde Crassus aufjedenfall einmal zu dem, von seinem Cousin erwähnten, Germanicer herüber gehen, um auch mit diesem das eine oder andere Wort zu wechseln.


    ,,Ja, Marcus hattest du ja sogar groß angekündigt, vorhin im Atrium. Das war mir nicht entgangen.", grinsend blickte er dabei seinen Cousin an, nur um darauf erneut von den verschiedenen angerichteten Sachen zu kosten, zu denen er bisher noch nicht vorgestoßen war.


    ,,Wie geht es heute Abend noch weiter? Ich nehme an, du hast noch so einiges in petto.", fragte Crassus dann noch mit halbvollem Mund, ehe er den restlichen Inhaltes seines Mundes mit dem köstlichen Wein herunterspülte. ,,Immerhin hoffe ich, meiner Begleitung nicht zuviel versprochen zu haben, als ich dich und deine Feier anpries.", schelmisch grinste Crassus dabei der jungen Aemilia zu, die sich bisher doch eher still verhalten hatte, was wohl auch mit unter Crassus' Schuld war, denn bisher hatten sie kaum Themen besprochen, bei denen Caenis' Meinung von Belang und auch erwünscht gewesen wäre. Doch dies sollte sich nun ändern - so hoffte zumindest der junge Iulier.

    ,,Ach was.", tat Crassus ihre Bemerkung ab. ,,Das ist doch nicht langweilig. Ich finde es sogar höchst interessant.", gab er offen zu. Ob es nun daran lag, dass es ihr Leben war, dass es ihn interessierte, oder ob er es wirklich interessant fand, war wohl nicht so leicht zu erkennen. Jedenfalls lag dabei keinerlei Heuchelei in seinen Worten.


    ,,Hast du dir denn schon Gedanken für deinen weiteren Lebenswandel gemacht?", bohrte Crassus nach, denn er wollte einfach noch viel mehr über die neben ihm sitzende Schönheit erfahren, mit der er demnächst auf eine große Feierlichkeit in Ostia gehen wollte. ,,Es gäbe für römische Bürgerinnen ja durch aus attraktive Stellen in der Acta Diurna oder der Schola Atheniensis. Sofern mich nicht alles täuscht.", fügte er noch ganz ungezwungen und ohne Hintergedanken an.
    Kurz darauf blickte er gen Himmel und beobachtete ein wenig die Sterne in all ihrer Pracht.

    Leichter gesagt als getan., dachte sich Crassus als Erstes, als sein Cousin ihn darauf hinwies, doch das Gestüt zu verschonen, für den Fall der Fälle, dass man einen dankbaren Senator noch gebrauchen könnte. Was auch nur in dem Fall von positivem Effekt war, in dem die 'Rebellen' den Bruderkrieg gewinnen würden, was noch lange nicht klar war. Anderenfalls würde bloß Crassus seine eigene Haut riskieren, für nichts und wieder nichts. Ein Gedanke der ihm momentan überhaupt nicht behagen wollte. Da kam es ihm ganz recht, dass Dives das Gesprächsthema so offensichtlich ablenkte und ihm und seiner Begleitung zuprostete, mit einem Salute auf seine Stelle in der Kanzlei, dessen Beweggrund für jeden, der das Getuschel mithören hätte können ziemlich offensichtlich war.


    Crassus erhob ebenfalls seinen Becher und prostete zu erst seinem Cousin und dann seiner wirklich liebreizenden Begleitung zu, nur um sich dabei direkt in ihren blauen Augen zu verlieren und völlig zu vergessen, dass er selbst auch einen Schluck des Weins trinken sollte. Zu schön war der Anblick der sich ihm gerade bot. Caenis hatte ihren Becher bereits wieder abgestellt, da bemerkte er seinen Fauxpas und nahm noch hastig einen Schluck aus seinem Becher, nur um danach etwas verschmitzt zu Dives herüber zu blicken, ob diesem seine Reaktion überhaupt aufgefallen war.


    Crassus würde seinen Cousin später noch einmal auf die Sache mit der Vollstreckung ansprechen müssen um nach Rat zu fragen, wie er dabei wohl am besten vorgehen sollte. Immerhin würde sein Primicerius selbst wahrscheinlich mit von der Partie sein, wenn die Zucht vollstreckt werden sollte.


    ,,Sag, sind eigentlich noch andere Sodales unserer Societas eingeladen?", fragte er nun ganz unvermittelt, um das Thema noch etwas mehr von seinen beruflichen Dingen abzulenken, denn wie gesagt würde Crassus versuchen Dives später noch einmal zu einem Gespräch unter Vier Augen zu bringen.

    ,,Nun, ich bin unter Anderem auch noch Sodalis in der Societas Claudiana et Iuliana. Einem Kultverein, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, allen großen Persönlichkeiten dieser Dynastie, die entsprechenden Ehren zu erbringen.", erzählte er nach einem kurzen Nachdenken, was aus seiner 'Freizeit' denn überhaupt einer Erwähnung wert gewesen wäre, denn er hatte seit er die Stelle als Notarius angetreten war, nicht mehr ganz soviel Zeit etwas zu unternehmen, als noch zuvor.


    ,,Erst letztens erhielt ich die Ehre an der neuen Satzung mitzuarbeiten, welche wir bereits vervollständigt haben.", berichtete er mit stolzer Miene. Durch den angefangenen Redeschwall seinerseits, hatte sich die Stimmung im Hortus etwas aufgelockert und Crassus Anspannung wich einem Gefühl der Entspannung.

    ,,Das klingt nach dem alten Decimer.", entfuhr es Crassus lachend, der sich bereits an die Art seines Vorgesetzten gewöhnen konnte.


    ,,Die Liste ist gewaltig. Selten soviele bekannte und ehrenhafte Namen auf solch einer Liste gesehen. Ich war bisher für das zusammen tragen allerlei Informationen zuständig.", sprach Crassus im Flüsterton und nahm sich danach noch eine Scheibe des Brotes und tunkte diese in eine der zahlreichen Saucen um diese dann genüsslich zu verspeisen. Ein wahrlich großartiges Fest bisher, er war gespannt wie es noch weiter gehen würde.,,Momentanes Ziel ist es, die in Roma verbliebenen Besitztümer der Rebellen aufzutreiben und zu konfiszieren. Darunter wäre zum Beispiel der bekannte Zuchtbetrieb vom Legaten der Legio II Germanica.
    Abermals machte Crassus eine Pause, nicht erneut um sich am Essen zu bedienen, sondern um die Reaktion seines Cousin, auf das eben Gesagte, zu sehen und diese beurteilen zu können. War solch etwas eine "interessante Geschichte"? Konnte man aus solch etwas vielleicht gar einen Vorteil herausholen, den Crassus nicht sah? Immerhin spielte sein Cousin bereits einige Zeit länger dieses Spiel und er kam ihm ziemlich gewieft darin vor. Nicht zuletzt auch, weil er als solch ein junger Kerl bereits Duumvir einer nicht unwichtigen Civitas geworden war.

    Von der Berührung ihrer Hand, ihrer zarten Haut und ihren schlanken Fingern, völlig abgelenkt, war das Überhören ihres gehauchten 'Danke' ein leichtes. Inzwischen schien Crassus wirklich angetan zu sein, von der Besucherin in der Casa Iulia.


    Der helle Mond in dieser Nacht, tauchte die Szenerie in ein milchig weißes Licht, das perfekt zu der weißen Hibiskusblüte in Caenis blondem Haar passte, sowie zu ihrer Alabaster farbenen Haut. Ein berauschendes Gefühl durchzog den Iulier, als sie ihre Hand auf die seine Seine legte. Er erschrak nicht, zog sie nicht zurück, ließ es sich nicht bloß gefallen, sondern fing an mit seinem Daumen über ihre Haut zu streichen - sanft und vorsichtig.
    Wie hinreißend sie ist ... , spukten die Worte durch seinen Kopf, so atemberaubend schön, mit der Blüte im Haar und dem Mondlicht im Gesicht. ... wirklich hinreißend. ,,Du bist so schön...", uff, hatte er das gerade wirklich laut ausgesprochen, oder spielte ihm da gerade sein Gehirn einen fiesen Streich.

    Jetzt hatte Dives es wohl tatsächlich wieder nicht mitbekommen, was aber nun weniger an der lokalen Entfernung lag, als daran, dass er vielleicht etwas abgelenkt, oder gedanklich schon beim Ablauf der Feier war. Tatsache war jedenfalls, dass er seinem Cousin nicht richtig zugehört hatte, als Crassus von seiner Tätigkeit als "Notarius in der kaiserlichen Finanzabteilung" gesprochen hatte, doch darauf wollte Crassus nicht herumreiten, daher wiederholte er es völlig frei von jeglichem Urteil.


    ,,Beim A Rationibus. Meinen Primicerius Decimus kennst du vielleicht. Wenn mich nicht alles täuscht war er im laufe dieses Jahres bei einem Kontrollbesuch in Ostia gewesen.", erzählte Crassus, während seine Begleitung sich gerade durch die Dipsoßen durchprobierte. Dann beugte sich der junge Notarius etwas vor und sprach in geringerer Lautstärke weiter. ,,Momentan sind wir mit der Proskriptionsliste beschäftigt. Besonders die Vollstreckung der Besitztümer fällt dabei in meinen Aufgabenbereich." Diese Angelegenheiten gingen hier immerhin kaum jemanden an. Es könnten ja genauso gut Anhänger des Corneliers anwesend sein. Auch wenn dies zum jetzigen Zeitpunkt wohl niemand offen zugeben würde.

    Von der Aemilia dazu, wenn auch nur ganz leicht und sachte, aufgefordert, setzte sich Crassus nun neben die junge Schönheit auf die marmorne Bank. Unter seinen Händen spürte er die rutschige Oberfläche des Steins.


    Innerhalb des unbedachten Hortus hörte man wirklich nur wenige Geräusche, die von ausserhalb der Casa hereinkamen. An keinem Ort sonst würde man den wahren Luxus innerhalb der ewigen Stadt besser kennenlernen, als des Nachts im Hortus einer solch wahrhaft großen Casa. Diese Ruhe und der geräumige Platz, sowie der Duft der exotischen Blumen, der in der Luft lag, all dies war ein Luxus, wie ihn nur die wenigsten Römer erleben durften. Und genau diesen atemberaubenden Augenblick durfte der junge Notarius nun gemeinsam verbringen, gemeinsam mit Aemilia, deren engelsgleiches Gesicht er seit seiner Einladung nicht mehr aus dem Kopf bekommen konnte.
    Ein wenig schämte sich Crassus für seine Aufmachung, denn er trug momentan bei weitem keine Kleider, die man im Allgemeinen als modisch bezeichnen würde, immerhin war er eigentlich nur auf der Suche nach einem nächtlichen Trunk gewesen, doch stattdessen hatte er eine wahrhaft bezaubernde Alternative finden können.


    Kaum saß er neben ihr, da bewegten sich ihre rosigen Lippen und versuchten in einer lieblichen Weise ein paar Worte zu bilden. Möglicherweise auch ganze Sätze, doch mehr wie ein paar nervös abgehakte Worte kamen nicht hervor.
    ,,Pssst...", versuchte der Iulier sie zum Schweigen zu bringen, um dann hinter sich zu greifen und die Blüte einer nahestehenden Blume abzupflücken und diese der Aemilia zu präsentieren. Dabei handelte es sich um eine weiße Hibiscus Blüte, die vermehrt auch in der Provinz Alexandira et Aegyptus wuchs. ,,Welch ein Segen der Flora.", kommentierte er die Präsentation der Blüte und suchte dabei den Blick der jugendlichen Aemilia. Seine Aussage bezog sich wohl weniger auf die Funktion der Flora, als Göttin der Blumen, sondern viel mehr auf ihre Eigenschaft als Göttin der Jugend.


    Crassus wollte die Hibiscusblüte Caenis nicht bloß geben, daher roch er selbst kurz daran, ehe er ihr die Blüte in angemessenem Abstand vor die Nase hielt, damit Caenis auch die Chance bekam den betörenden Duft in sich aufzusaugen. Danach drappierte er die im Mondlicht weiß schimmernde Blüte in ihrem Haar, über ihrem rechten Ohr. Sie stand ihr gar vorzüglich, auch wenn ihre Schönheit durch nichts mehr zu toppen war.

    ,,Einfach vorzüglich!", mehr brachte Crassus in dem Moment, mit vollem Mund, nicht heraus, aber dafür bezog sich diese Antwort nicht nur auf die Frage nach dem Geschmack der orangenen Paste, sondern ebenfalls auch auf die vorherige Frage. Was hätte er auch sonst sagen sollen, immerhin befand er sich hier bei seinem Cousin, auf dem Landsitz der Gens Iulia und hatte ein atemberaubend schönes weibliches Geschöpf an seiner Seite, dass er auf dieses Jubiläumsfest begleiten durfte.


    Er schluckte den letzten Bissen Brot herunter und richtete dann das Wort wieder an Dives.
    ,,Also ich muss dir mein größtes Lob aussprechen. Die Villa Rustica schaut einfach atemberaubend aus und bisher gefällt es mir sehr gut hier.", ob es der Aemilia ebenfalls sogut gefällt, konnte Crassus ja nicht wissen, weshalb er nun versuchte das Gespräch auch wieder zu ihr herüber zu lenken, indem er sie anblickte und aufforderte die besagte Paste zu probieren und dem jungen Duumvir eine Antwort zu geben.


    ,,Was denkst du darüber, Caenis? - Probier die auch mal."