Als sich die beiden Mitglieder der jüngeren Generation, der momentan Ansässigen innerhalb dieser Casa, ob Besucher oder Bewohner gleichermaßen, im Hortus einfanden, setzte Crassus sich auf eine der Bänke und deutete Caenis sich ebenfalls zu setzen - zu ihm.
,,Nun, ...", fing er kurz an und brach sofort auch schon wieder ab. Er wusste nicht wie er es anfangen sollte, doch musste er es mit ihr erst besprechen. ,, ... ähm ..." Nicht dass Caenis nachher vor vollendete Tatsachen gestellt würde und dann nicht mit der entstandenen Situation klar käme. ,, ... Also, ...", bröckelten weiter die Wortfetzen aus seinem Mund. Doch langsam verließ ihn bei diesem herumgestottere wieder der Mut, den er vorhin aufgebracht hatte, um sie zu fragen, ob sie ihn in den Hortus begleiten würde. ,, ... So!", jetzt reichte es, wenn er es nicht jetzt schaffen würde, dann wahrscheinlich niemals, und die Zeit saß ihm dabei im Nacken und baute einen gewaltigen Druck auf den jungen Iulier auf. Doch handelte es sich dabei um eine etwas delikate Angelegenheit, die nicht so leicht auszusprechen war.
,,Du erinnerst dich, dass...", es war wirklich um einiges einfacher darüber nachzudenken, als es auch auszusprechen. ,,Also heute nachmittag, als du wieder zu dir kamst? Ja?" Jetzt käme gleich der schwierigste Teil und Crassus musste erstmal schlucken. ,,Da war doch die Petilia auch noch bei uns gestanden.", druckste er weiter vor sich hin, ohne bisher die wahrlich wichtige Information auch nur anzudeuten. ,,Das hatte noch einen anderen Grund, als den, dass sie in Sorge um dich war..." Dass sie in überhaupt keiner Weise in Sorge um die Aemilia war, war für den Iulier in dem Moment nicht so offensichtlich gewesen, wie es vielleicht für Andere war. Zu sehr war ihm an dem Wohlergehen der, seiner, blonden Schönheit gelegen. ,,Und zwar hatte sie den Vorschlag gemacht, das du ihr Cubiculum komplett nutzen könntest und sie zu ihrem Bruder weichen würde.", das hatte er ihr zwar schon erzählt, doch hatte er dies in seiner momentanen Aufregung völlig vergessen. Sein Herz schlug so schnell wie der Trommler einer Galeere bei Rammgeschwindigkeit. ,,Das ist aber nur die halbe Wahrheit!", jetzt gab es einfach kein zurück mehr. ,,Da dann auch mein Platz in dessen Unterkunft wegfallen würde...", so langsam kam er sich schon halb wie ein perverser Irrer vor, wenn er sich ausmalte, was die beinahe einzig logische Konsequenz daraus nun war. Doch gerade als er weitersprechen wollte, machte sein Herz einen kurzen Aussetzer. Wenn Caenis nun so garnicht einverstanden mit solch etwas wäre? Wenn sie ihn nun fortstoßen würde und nicht auch nur einmal mehr mit ihm reden wollen würde? Dann würde seine eigene kleine Welt in sich zusammen brechen und er könnte gleich auf der Straße nach dem Weg zum tarpejischen Felsen fragen. Bei diesem Gedanken verließ den jungen Iulier nun endgültig der Mut seinen so bruchstückhaft angefangenen und dann krampfhaft beinahe vollendeten Satz komplett auszusprechen und er lief komplett rot an, starrte dabei wie ein kleines Kind gen Boden und traute sich nicht auf Caenis Gesicht zu achten, ob dort irgendeine Reaktion abzulesen wäre. Er war zuweit gegangen, überhaupt mit dem Gedanken daran, dass sie, die ehrbare Aemilia solch einem Vorgehen auch nur die geringste Chance eingeräumt hätte. Die Perversion seiner Gedanken stieg ihm erneut zu Kopf, obwohl er im Innern garnicht daran gedacht hatte, dass wirklich etwas 'ernstes' zwischen den Beiden in der Nacht vorfallen könnte, doch allein der Gedanke daran, dass sie denken könnte, dass er so denken würde, unterstrich sein Gefühl ein perverser Irrer zu sein. Oder war das jetzt schon wieder zu weit gedacht? Crassus schien eine enorme Angst zu haben, dass sie schlecht über ihn denken könnte, aus dem Grund weil sie vielleicht dachte, dass er über eine gemeinsame Nacht mit ihr dachte. Dabei wollte Crassus bloß in ihrer Nähe sein, zu wissen, dass es ihr gut ging, war die größte Sehnsucht, die ihn zur Zeit trieb. Vorallem nach den kürzlichen Ereignissen, stieg diese Sehnsucht schon beinahe zu einer Obsession an.
Während seine Gedanken immer weitere Kreise zogen und sein Gesicht bereits eine Farbe zwischen Schweinchenrosa und Purpur angenommen haben musste, starrte er weiter gen Boden und traute sich nicht aufzublicken, so dass er kaum eine Reaktion von Caenis mitbekommen hätte. Vielleicht hatte sie sogar schon etwas gesagt, doch hatten Crassus Gedanken dies einfach übertönt und unterdrückt. Dieser Gedanke, nicht mitbekommen zu haben, was sie gesagt haben könnte, führte in seinem Kopf zu einer neuerlichen Auseinandersetzung, die allerdings bewirkte, dass er seine Feigheit und die Peinlichkeit dieser Situation nun überspielte und er es schaffte wieder aufzublicken, nur um zu sehen, dass ....