hortus et peristylium

  • Die Aelia hatte Seiana weiter aufmerksam zugehört. Es schien eine sehr vertrackte Situation zu sein und in diesem Moment wollte ihr auch nichts einfallen wie sie da helfen konnte. Dann erzählte Seiana von damals, aus der Zeit wo sie mit ihrem Verwandten verlobt gewesen war. Am Liebsten hätte sich die Aelia jetzt noch ein mal für das Verhalten entschuldigen wollen, das das Familienmitglied damals an den Tag gelegt hatte. aber es würde keinem helfen und war nun auch schon so viele Jahre her. Es tat Vespa wirklich leid was Seiana erleben und durchleben musste und als sie ihr dann erklärte, dass die Iunia sie beschuldigte Affären gehabt zu haben, war zu viel. Das durfte doch nicht wahr sein. Aber nun war sie darauf vorbereitet und sie würde wissen wie sie damit umzugehen hatte. Natürlich würde sie diesen entgegentreten. Wenn sie etwas hörte, würde sie wissen was sie tun musste. Die beiden Frauen unterhielten sich dann noch ein wenig in ungestörter Umgebung weiter ehe ihre Pflichten sie wieder riefen.

  • [Blockierte Grafik: http://i1196.photobucket.com/albums/aa401/TotalesChaos/IR/Nepomuk.jpg| Nepomuk



    Sie war fort! Auf ewig meinen Blicken entzogen, für immer fern meinen Berührungen und auch ihre liebe Stimme würde ich niemals mehr vernehmen. Arge Momente waren verstrichen, in welchen ich früchtete, ich könne sie vergessen. Letzen Abend war sogar ihr Gesicht, an welches ich mich verzweifelt zu erinnern versuchte vergessen. “Oh Muckel!“, klagte ich jäh und umfasste das kleine Schälmesserchen, mit welchem ich einen reifen Pfirsich geschnitten hatte, noch ein wenig fester. Hier saß ich nun, tief in meine Trauer getaucht und verwünschte die Wasser des Styx, Dis und Phersephone und am liebsten hätte ich Charon angefleht mit seiner Barke umzukehren und mit meine Nelia zurück zu bringen! “Sie ist tot!“ Eine jähe Träne löste sich aus meinem Augenwinkel und war wie stets bemüht, sie solgeich hinfort zu wischen. Ich mochte es nicht, wenn man auf den ersten Blick sah, wie angegriffen ich war. Doch hier war ich zum Glück allein. Allein mit Muckel, einem Tisch, zwei bequemen Liegen und einer Schale Obst. Nur die Vögelchen wagten es noch zu zwischten und so auf infame Weise ihre Lebensfreude hinaus zu posaunen.


    “Aber das Leben wird weiter gehen.“ Muckel hockte auf der anderen Liege und schaute betreten zu mir hinüber. Ich hasste es, wenn er mich so ansah. Wie einen armen Tropf, der nicht mehr aus und ein wusste. Aber war ich das nicht auch? “Ich habe ihr einen ganzen Aureus mitgegeben!“, klagte ich weiter. “Doch Charon bringt sie nicht zurück.“
    “Dafür hat er sie gut hinüber gebracht.“ Muckel seufzte.
    Vielleicht hatte er recht. Nelia hatte nur kurz gelitten unter diesem schrecklichen Fieber und sie war in meiner Gegenwart entschwunden. Was zurück geblieben war, war nicht mehr als eine kalte Hülle gewesen, die kein Leben mehr beherbergte. Die Wasser hatten sie davon getragen.
    “Zu der Ebene des Asphodel… ganz sicher. Sie war so gut.“ Ich atmete tief durch und rang erneut mit meinem Kummer.
    “Schön war sie. Und nett, sie wird einen guten Platz haben.“
    “Und fleißig. Ihr Götter, war sie fleißig.“
    “Und gütig.“
    “Ja.“


    Mit trüben Blicken schaute ich in den Garten. Bienchen flogen herum. Ein Spatz balzte mit seiner Partnerin. Duftige Blüten reckten sich den Insekten zu. Sie alle sollten ihren Schatz finden. Einen Schatz den ich verloren hatte.


    “Nachdem Orpheus diese auf der Oberwelt genug beweint hatte, wagte er es, durch die Taenarische Pforte zur Styx hinabzusteigen, um es auch bei den Schatten zu versuchen, und wandte sich durch die körperlosen Scharen und die Schattenbilder der Bestatteten an Persephone und den Herrn der Schatten, der das widerwärtige Reich beherrschte*..., reztierte ich, wie in der letzten Zeit so oft, schwermütig meinen Ovid, bis mir auffiel, dass ich den Rest des Textes vergessen hatte. Dabei liebte ich ihn doch so. Mir war gar nicht aufgefallen, dass ich mich dabei ein wenig aufgerichtet hatte und das Messer pathetisch in Höhe meines Halses gehoben hatte.
    “Casca! Nicht!“ Muckel blickte alarmiert drein, bis mit die Sache mit dem Messer auffiel und ich es sinken ließ.
    “Nein, es hielft nicht in die Unterwelt hinunter zu wollen… Erst Scipio und nun Nelia. Mors hat nun in dieser kurzen Zeit genug Decimern gegenüber gestanden.“
    “Ich meinte eigentlich eher, dass du mit dem Ovid aufhören solltest.“
    “Wieso?“, schnappte ich. “Er ist der Schwere meiner Gefühle durchaus angemessen!“
    “Aber irgendwann erträgt man ihn einfach nicht mehr. Ich meine… Nelia würde das auch nicht wollen. Sie würde wollen, dass du dich um deine Geschäfte kümmerst. Deine Karriere und um deine Familie.“


    Ich schnaubte ein dumpfes Lachen hervor.
    “Muckel…. Ich bin hier ganz alleine. Onkel Livianus hat sich in seinem Arbeitszimmer vergraben. Vielleicht ist er unter der Würde seines Amtes längst erdrückt worden und wir haben es gar nicht mitbekommen. Cousin Faustus ist auch schwer beschäftigt und Scipio… er ist….“
    Ich brach ab. Es ja doch keinen Zweck mit einem Sklaven zu diskutieren. “Und mein Bruder ist in Ägypten….“, musste ich aber dennoch oben drauf setzen.
    “Wie wäre es, wenn du dir eine Frau suchst?“
    “Eine Frau?“, fragte ich perplex.
    “Ja, eine Frau.“
    “So wie Nelia?“
    “Ich meine eine freie Frau….“
    “Eine freie Frau? Du meinst eine Römerin?“
    “Eine die man nicht kaufen kann, sondern erobern muss.“


    Ich stierte fassungslos Muckel entgegen. Wie meinte er das denn? Ich war zwar schon lange alt genug um zu heiraten, doch seine Offenheit ließen mir die Worte fehlen. Ich richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf den Pfirsich und begann ihn weiter unbeirrt in Einzelteile zu zersägen. Nelia stand noch immer fest in meinem Herzen und es musste schon mit den Furien zugehen, wenn ich sie so schnell vergessen würde. Freie Frau oder nicht! Bestimmt nicht!


    “Casca….“, begann Muckel dann wieder, doch ich unterbrach ihn unwirsch.
    “Lass gut sein!“, erklärte ich, denn ich war der Meinung es sei nun genug gesagt worden.




    Sim-Off:

    * Ovid - Metamorphoses (Orpheus und Eurydice)

  • [Blockierte Grafik: http://i1344.photobucket.com/a…sca/Silas_zpsxnbdnndg.jpg| Silas [Blockierte Grafik: http://i1344.photobucket.com/a…/Paulinus_zpskgt1odpe.jpg| Paulinus [Blockierte Grafik: http://i1344.photobucket.com/a…Columbana_zpsgi1bam30.jpg| Columbana [Blockierte Grafik: http://i1344.photobucket.com/a…ortulanus_zpsfwl6n74l.jpg]| Ruso[Blockierte Grafik: http://i1196.photobucket.com/a…talesChaos/IR/Nepomuk.jpg] | Nepomuk




    “Coluuumbaaana! Du musst mehr nach links! Nein… rechts! Nun treibt sie doch… Silas? Ja, einfach schneller sein! Nun halt sie doch Paulinus...Ja, Ruso, JA!“, brüllte ich durch den Garten, der zu dieser Jahreszeit in vollem Glanz erstrahlte. Unzählige Blüten reckten sich gen Himmel und sämtliches Gesträuch stand in einer wunderbaren Farbentracht. Emsige Bienchen umschwirrten nektargetränkte Kelche und die Vögel zwitscherten, als wollten sie in meine Worte mit einstimmen. Dabei war das Geschehen durchaus ernst.
    Eine wildgewordene Ziegenherde, angeführt von unserem überaus tierlieben Sklaven Paulinus war aus dem Stall ausgebrochen und tobte nun durch den wunderbaren Hort der Entspannung.
    Einige der Sklaven rannten nun umher, um der Bedrohung der Pflanzen durch diese garstigen Fressfeinde Herr zu werden, doch bisher waren alle Bemühungen vergebens.
    Die Ziegen sprangen und hüpften, schlugen Haken und entkamen ihren unfreiwilligen Häschern ein ums andere Mal.
    “FANGT BEATE ZUERST!“, rief ich wieder lautstark. “SIE IST DIE RÄDELSFÜHRERIN!“
    Seit ich die Ziege Beate damals für eines meiner Opfer für Fortuna ausersehen hatte, war sie die Anführerin der schlimmsten Aufstände im Stall. Nun, da sie ausgebrochen waren gab es kein Halten mehr. Auch nicht für nicht unsere armen Sklaven, welche unterstützt von unseren lauthals bellenden Molosser-Hunden hin und her hetzten.
    “Ja! Paulinus hatte sie fast!“, sagte ich aufgebracht, ehe ich mir mit beiden Händen durch mein Haar fuhr, nur um dann eine einzelne Hand vor den Mund zu schlagen.
    “Aber auch nur fast,“ stellte Muckel lakonisch fest.
    “Nun hilf ihnen doch!“, forderte ich und schaute Muckel entgegen, der noch immer sehr lässig neben mir stand.
    Die Herde war nämlich gerade dabei, die zu Dianalaube zu durchstürmen und laut meckernd dann den Weg in Richtung der wuchernden Rhododendronbüsche einzuschlagen. Immer dicht gefolgt von einem treibenden Sklaven.
    “Wenn du meinst, dass das etwas nützt.“
    Muckel trollte sich und lief nun wie die anderen auch stets im Kreis, drehte sich um die eigene Achse und verfolgte Beate mit ihrer Bande.


    “Das tut mir wirklich leid, Dominus,“ erklärte Paulinus nun schon zum fünften Mal, während er an mir vorbei hastete.
    “Ja, ja, mir auch!“, entgegnete ich, während ich beobachten musste, dass eine der Ziegen nun noch die Muße fand, von unseren Rosen zu kosten.


    “VERDAMMTER MIST!“, brüllte Silas, der außer einem kleinen Haarbüschel in seiner Hand ansonsten nichts von einem der Tiere halten konnte.
    “Na, na, na!“, empörte ich mich daraufhin, obwohl mir selbst zum Fluchen zu Mute war. “Holt doch vielleicht noch Argus und Sidonius!“, schrie ich wieder über die Szenerie hinweg. Das waren immerhin kräftige Männer, die mehr Puste hatten als die nunmehr keuchende Columbana, welche, die Hände in die Hüften gestützt, innegehalten hatte um nach Luft zu schnappen.
    Es war zum Haare raufen! Und es war nur zu hoffen, dass niemand aus meiner Familie gerade jetzt dem Garten einen Besuch abstatten wollte.

  • Langsam faltete Valentina das seidene Tuch zusammen und packte es dann zu den anderen Kleinigkeiten, die sie heute mitnehmen würde. Traurig glitt ihr Blick durch das Zimmer was einst für sie hätte bestimmt sein sollen. Noch immer hatte sie nichts von ihrem ehemaligen Verlobten gehört, doch wusste sie auch, dass diese geheime Mission auf die er geschickt worden war, sicherlich auch miteinschloss, dass er keinen Briefkontakt zu den zuhause Gebliebenen aufnehmen konnte. Dennoch war Valentinas Herz immer noch schwer. Sie hatte wieder niemanden, der für ihre und die Sicherheit ihrer Nichten sorgen konnte. Auch wenn sie damit einverstanden war die Verlobung zu lösen wusste sie damit auch gleichzeitig, dass sie wieder eine ungewisse Zukunft vor sich hatte. Waren es die Schicksalsgöttinnen noch nicht leid sie immer und immer wieder auf einen ungewissen Pfad zu schicken?
    Die junge Quintilia seufzte und wollte gerade gehen als sie plötzlich lautes Geschrei aus dem Garten hörte. Vor Neugier nicht ganz frei verließ Valentina das Zimmer und folgte dem Lärm in den Garten.


    Was sie dann erblickte ließ sie erst einmal erstarren. Mit großen Augen versuchte sie zu verstehen was hier gerade passierte. Ziegen, die durch den Garten rannten, Sklaven die durch den Garten hinter den Ziegen herrannten und ... war das Casca? Valentina traute ihren Augen nicht und noch weniger konnte sie sich erklären wie das hier alles Zustande gekommen war. Als sie sich aber so umblickte sah sie wie eine der Ziegen sich an den Rosen genüsslich tun wollte. Da war es dann auch mit der Ruhe beim Gast des Hauses vorbei. "Wirst du wohl!" Rief sie erbost. Die Rosen waren hier immer so schön gewesen und Valentina hatte sich in diese Pracht am ersten Tag verliebt. Die konnte nicht im gefräßigen Maul einer stinkenden Ziege verschwinden. Sie raffte ihre Tunika und beeilte sich zu dem wunderbaren Rosenbusch zu kommen. Mit der freien Hand wedelte sie als könnte sie die Ziege dadurch schon aus der Ferne vertreiben. Von irgendwoher kam ein junger Sklave dessen Namen Valentina leider nicht kannte obwohl sie ihn schon Mal gesehen hatte und versuchte sich auf die Ziege zu stürzen. Valentina wich zurück und ging dann erst einmal auf Casca zu, der irgendwie ziemlich mitgenommen aussah.
    "Hast du einen Plan? Vielleicht kann ich ja dabei helfen?" Und obwohl es nicht so aussah meinte Valentina es mehr als ernst. Sie war sich nicht zu schade dafür. Und sei es nur um die schönen Rosen zu schützen.

  • So stoisch wie möglich betrachtete ich mir das Geschehen. Es war schon reichlich vertrackt. Mittlerweile hatte sich auch Columbana wieder in Bewegung gesetzt, um eines der Tiere zu verfolgen. Ich stemmte die Hände die Hüften, schnaubte und überlegte fieberhaft wie man dem Chaos Einhalt gebieten konnte. Ein handfester Plan ließ sich aber auf die Schnelle daraus nicht entwickeln. An mir vorbei tobten immer wieder die Hunde, deren frenetisches Gebell meine Ohren zum Klingeln brachte. Die Ziegen stießen immer wieder meckernde Laute und Ruso und Silas ergingen sich bei jedem Fehlversuch eine der Ziegen zu erfassen in einem für meinen Geschmack recht unflätigen Fluchen. Langsam ging der Jagdgesellschaft auch die Luft aus. Was war nur zu tun? Dann hörte ich noch eine Stimme und aus meinem Augenwinkel heraus nahm ich eine weitere Person wahr. Als ich meinen Kopf wendete erkannte ich Valentina, die mit geraffter Tunika los spurtete, um eines der Tiere von einem Rosenbuch hinfort zu scheuchen. Dann kam sie auf mich zu und ich schürzte meine Lippen. Da war sie also, die Zeugin der Niederlage und der Wirren, dabei hatte ich so gehofft, dass niemand hier erscheinen würde. Aber auch ein wenig Überraschung mischte sich meine aufgeriebene Gefühlswelt. Sie war im Haus gewesen?


    “Nun ja,“ begann ich und kratzte mich zeitgleich am Kopf. Das Hilfsangebot würde ich gerne annehmen, nur wollte ich nicht unbedingt, dass sie wie die Sklaven durch den Garten rannte. Diese Option kam mir so unwürdig vor. “Ich glaube nicht.“ Ein wenig ließ ich die Schultern hängen. “Es war ein fatales Missgeschick und nun...“ Ich deutete im Garten umher. “...Nun läuft alles durcheinander.“ Zusätzlich drohte es auch, eine nicht zu unterschätzende Gefahr für den schönen Hortus dazustellen. “Wenn wir sie nur irgendwie zusammen treiben könnten…,“ sprach ich meinen nächsten Gedanken aus. Dann blickte ich Valentina entgegen, in der Hoffnung dass sie nun spontan eine Idee hatte.

  • Aufgrund des kurzen Sprints war die junge Quintilia etwas außer Atem geraten und es hatte sich eine Haarsträhne aus ihrer Hochsteckfrisur gelöst. Doch Valentina war jemand die anpacken konnte. Sie war nicht hier um sich über die Szene zu amüsieren, dazu taten ihr erstens die Rosen viel zu sehr leid und zweitens konnte sie eins und eins zusammenzählen. Geplant war das Chaos hier sicherlich nicht und es nutzte nichts einen Schuldigen zu suchen. Es musste gehandelt werden. So war sie also schnurstracks auf den momentanen Hausherrn zugesteuert und wollte von ihm wissen was zu tun war. Dieser schien aber leider etwas ratlos zu sein.
    Valentina sah den Sklaven zu, die immer langsamer hinter den fröhlich meckernden Ziegen herrannten und die Hunde, die das Ganze scheinbar nur noch verschlimmerten. Gut, ein Plan musste her. Als eine der Ziegen sich schon wieder an den Rosen satt fraß schnaubte die Quintilia wütend. Die schönen Blumen! Ganz zu schweigen vom Rest des Gartens.
    "Du, fang die Hunde ein und bring sie hier weg, sie sind keine große Hilfe." Valentina hatte den dunkelhaarigen Jungen gepackt, der mit lustigen Zöpfen gerade an ihr vorbeihastete. Dieser sah sie etwas perplex an aber weder an ihrem Blick noch an ihrem Befehl bestand ein Zweifel.


    Dann musste eine Lösung für das Zusammentreiben her. Aber nur wie? Die Blondine dachte darüber nach sich alle bei den Händen zu nehmen und so eine Kette zu bilden. Doch die Tiere würden unter ihren Armen durchrennen.
    "Ein Tuch, holt jemand ein langes Tuch und zwar möglichst schnell, die armen Blumen!" Rief sie in die Runde, da sie nicht genau wusste welche der Sklaven am besten wusste wo die Tischtücher aufbewahrt wurden.
    Ein Seitenblick zu Casca folgte, als sie fertig war, hoffentlich war er jetzt nicht wütend, da sie die Sklaven eigenmächtig herumgescheucht hatte. Aber er hatte sie doch irgendwie um Hilfe gebeten, oder? Fragend war der Blick der jungen Frau und auch etwas scheu. Sie war hier eigentlich nicht mehr Zuhause und eigentlich wollte sie nur noch ihre letzten Habseligkeiten zusammen sammeln nun verteilte sie Befehle als hätte sie Serapio bereits geheiratet.


    Dann aber kam die etwas ältere Sklavin auch schon wieder daher gejapst, ein Tuch in der Hand schwenkend. "Sehr gut, jeder greift mit an und wir teilen uns auf so weit wie es mit dem Tuch möglich ist und so gehen wir langsam auf die Tiere zu. So können sie nicht zwischen uns hindurchrennen. Passt auf, dass das Tuch immer gespannt ist." Sprachs und packte gleich mit an.

  • Mit der Zeit, so hieß es doch immer, kam immer auch Rat. Nur wurde mir zunehmend und sehr drängend bewusst, dass Zeit hier keineswegs mehr zur Verfügung stand. Eine Lösung musste her und das sofort. Ich schaute Valentina entgegen, welche ein wenig außer Atem gekommen war und hoffte nun, dass mit gemeinsamer Kraft eine Lösung gefunden wurde. Ich selbst überlegte noch, während die Quintilia allerdings bereits kurzentschlossen und recht bündig meinen Muckel packte und ihm sehr deutlich auftrug, die Hunde aus dem Garten zu schaffen. “Jawohl!“, quittierte ich dazu, schaute dem Sklaven ernst und nickend entgegen und sagte noch: “Und sieh zu, dass sie auch ja nicht wieder kommen!“. Danach kratzte ich mich noch einmal am Kopf, während Valentina weitere Anweisungen erteilte. Die Idee dem Chaos mit einem Tuch auf den Leib zu rücken schätzte ich als eine sehr gute ein. Man konnte so eine Kette bilden und die Ziegen mehr oder weniger gezielt einkesseln. “Eine sehr gute Idee!“, bestätigte ich, als meine Retterin mir entgegen blickte.


    Nun war ich doch froh, dass sie unverhofft im Hortus erschienen war. Bisher hatte ich die ehemalige Verlobte meines Vetters nicht näher kennen lernen dürfen und war nun doch ein wenig überrascht, dass sie eine so handfeste Person war, die gezielt und bestimmt zu Werke ging. Gewiss war ihre Schönheit also nicht der einzige Grund gewesen, warum Serapio sie erwählt hatte, auch wenn sie mir zuvor eher zurückhaltender vorgekommen war.


    Als Columbana mit einem großen Tischtuch erschien und eine Reihe gebildet wurde, bei der alle mit anfassen sollten, ergriff ich den letzten Zipfel des Tischtuchs und bezog ebenfalls Aufstellung. Immerhin waren hier alle Hände mehr als nur gefordert. Der Stoff spannte sich und die Reihe setzte sich in Bewegung. Gezielt und bewusst wie eine konzentrierte Cohorte. Langsam wurde es für die Ziegen immer enger und enger und siebegannen sich unter dem sanften Druck in einer Ecke an der Gartenmauer zu versammeln. Ausbruchsversuche wurden zurück geschlagen und schließlich kam auch wieder Muckel in den Garten gehetzt, dem es gelungen war, die Molosser zur Raison zu bringen. “Gut!“, erhob ich meine Stimme. “Jeder konzentriert sich jetzt auf eine Ziege. Denkt daran, fest zu zu packen, damit sie nicht entkommen kann!“ Mit meinen Blicken hielt ich selbst ein kleineres Exemplar fixiert, welches sich in meiner unmittelbaren Nähe befand. “Vielleicht brauchen wir doch noch Argus und Sidonius,“ sagte ich in Valentinas Richtung. Mein Gesichtsausdruck war fragend. Immerhin war sie eine Dame, der ich nicht zumuten wollte, dass sie eine Ziege zurück in den Stall trug.

  • Unverhofft kommt oft oder wie sollte man diese Situation sonst nennen? Da war Valentina eigentlich nur gekommen weil sie ihre letzten Habseligkeiten zusammensuchen wollte und nun stand sie zusammen mit vielen der Sklaven und noch mehr Ziegen mitten drin im Geschehen und half als eine von vielen mit die gefräßigen Tiere einzufangen. Man mochte es einfach nennen, doch für Valentina war diese Aktion sehr aufregend. Sie hatte selten Gelegenheit so aktiv dabei mitzuwirken, dass etwas passierte. Zuhause hatten sie keine Ziegen und auch nicht annährend so viele Sklaven. Und auch wenn ihr vollkommen bewusst war, dass sie das hier weder tun musste und schon gar nicht zu den Dingen gehörte, die eine Bürgerin tun sollte, war sie dennoch mit Eifer bei der Sache. Sie hielt das Tuch gespannt und ging energisch vor, wenn eines der gehörnten Tiere glaubte sich an ihr vorbeistehlen zu können.


    Am Ende des Gartens angekommen kam dann der Punkt an dem die Ziegen relativ gut in Schach gehalten worden waren und sie hörte die Anweisung von Casca. Etwas skeptisch betrachtete Valentina zuerst ihn, dann eine der kleineren Ziegen, die sie geradezu herausfordernd ansah. Ein Tuch halten und so die Tiere zusammenfangen war eine Sache aber sich nun mit bloßen Händen so eine Ziege schnappen? Sie atmete tief durch, was sie angesichts des Geruchs besser gelassen hätte aber dann nickte die junge Quintilia. Jetzt kneifen wäre nicht ihre Art. Sie wollte keine dieser hochnäsigen Römerinnen sein, die ihre Finger nur über feinste Seide gleiten ließen. So also hob sie den Kopf wieder und nickte in Cascas Richtung. Das kleine Zicklein dort direkt vor ihr musste doch zu bewältigen sein!


    Zusammen mit allen anderen wartete sie auf das Zeichen, dann ließ sie das Tuch los und schnappte beherzt nach der kleinen Ziege. Das Tier schrie erschrocken auf, doch Valentina hielt es fest und hob sie hoch. Kein Gedanke wurde an ihre Tunika oder die hochgesteckten Haare verschwendet. Als sie dann hinter den anderen herging und mit aller Kraft versuchte das Tier nicht fallen zu lassen fiel ihr auf wie weich das Fell des kleinen Zickleins war. Das hätte sie niemals herausgefunden, hätte sie vorhin gekniffen. Ein klein bisschen war Valentina jetzt stolz auf sich. Beim Stall angekommen übergab sie das kleine Tier dann dem Sklaven, der irgendwie immer noch ein ganz betroffenes Gesicht machte. Offensichtlich war er für die Ziegen verantwortlich. Nachdem Valentina dann noch zusah wie das Zicklein zurück zu seiner Mutter rannte, kam sie weder zu Casca, nachdem auch dieser seine Fracht abgeliefert hatte und meinte nicht ganz ohne Stolz. "Das hätten wir geschafft. Und noch bevor die letzte Rose daran hat glauben müssen."

  • Nun war es also so weit gewesen und ich konnte mein Zipfel des Stoffes sinken lassen, nur um mich dann auf die kleine, haarige Bestie zu stürzen, welche sich zuvor noch an unserem schönen Garten gütlich getan hatte. Schon hatte ich sie auch schon fest im Griff und behielt sie auch in diesem, auch wenn sie heftig austrat und meckerte. Offenbar hatte es Argus und Sidonius nicht bedurft, denn auch Valentina hatte sich eine der Ziegen gegriffen. Gemeinsam trug man sie nun zum Stall zurück. Columbana ächzte und machte auch sonst einen Eindruck der unmittelbar verriet, dass sie nach dieser Aktion ein wenig der Ruhe bedurfte. Auch die anderen Sklaven halfen eifrig mit und dann war es geschafft. Alle Tiere waren zurück an ihrem Ursprungsort und die Türe zu ihrer Box konnten geschlossen werden. Zufrieden strich ich mir durch mein inzwischen derangiertes Haar und setzte das Lächeln eines Triumphators auf. Dann schaute ich Valentina entgegen.


    “Ja, das wäre vollbracht!“ Ich nickte und klopfte meine edle Tunika ab. Der leicht stechende Ziegengeruch allerdings war noch nicht gewichen und würde es wohl auch ohne Wäsche nicht tun. “Ich muss dir wirklich danken. Ich hätte nicht gedacht, dass du...“Ich unterbrach mich kurz, denn die Worte, die nun eigentlich über meine Lippen wollten waren nicht so schmeichelhaft, wie die Quintilia es verdient hatte. “Also dass du im Haus warst und dieses ganze Chaos sehen musstest.“


    “Es tut mir wirklich sehr leid, Dominus!“, sagte Paulinus, der nun ebenfalls auf mich zu getreten war. Der Junge wirkte niedergeschlagen und zerknirscht. Eigentlich hätte ich ihn zur Rede stellen wollen, ihn fragen was bei den Göttern er sich dabei gedacht hatte. Ja, ich hatte sehr streng mit ihm sein wollen, doch nun, da er vor mir stand, setzte ich ihm lediglich in einer väterlichen Geste die Hand auf die Schulter.


    “Lass gut sein, mein Junge,“ sagte ich beruhigend. “Sie sind halt sehr lebhaft!“ Eigentlich hätte ich schon längst ein wenig härter zu den Sklaven sein sollen, doch ich brachte es einfach nicht über mich. Die meisten von ihren waren überaus dienstbare Geister und sehr ergeben und loyal. Dennoch würde ich in Zukunft aufpassen müssen, dass mir nicht über die Stränge schlugen. Zumindest nicht, solange Onkel Livianus und Serapio so schlecht abkömmlich waren.


    “Muckel, bereite doch ein paar Getränke für Quintilia Valentina und mich vor. Und vielleicht ein wenig Brot mir Käse?“
    “Ziegenkäse?“ Muckel grinste.
    Ich sah im tadelnd entgegen, scheuchte ihn dann aber mit einer Handbewegung fort. “Nun beeil dich!“ Zu Valentina gewandt sagte ich: “Du wirst doch wohl noch einen Moment bleiben wollen?“ Dass sie das wollte, hoffte ich zumindest und vielleicht könnten wir uns ein wenig unterhalten. Es war schon sonderbar, dass ich sie während ihrer Verlobung mit meinem Cousin nicht viel besser kennen gelernt hatte.

  • Beide rochen sie wohl gerade nicht wie vorzeigbare römische Bürger. Doch die Ziegen waren weggesperrt. Erleichtert stand die junge Quintilia beim Hausherrn und lächelte verlegen als dieser sie ansprach. "Ich wollte nur noch meine letzten Sachen holen und dann gehen. Dieses Chaos war auch von mir nicht eingeplant. Aber ich bin froh, dass ich das mitgemacht habe. So bleibt mir diese Casa hier in aufregender Erinnerung." Das Lächeln wurde etwas wehmütig und sie blickte zurück zum Ziegenstall.
    Dann kam einer der Sklaven auf sie zu und entschuldigte sich. Valentina musste zugeben, dass sie nun ganz gespannt war wie Casca nun reagieren würde. Sie hatte ihn bisher kaum kennen lernen dürfen, nur sein Hochzeitsgeschenk vergaß sie nicht, stand es mittlerweile in der Quintilia Casa in ihrem Regal. Und obwohl Valentina sehr wohl die Vorzüge eines Sklaven kannte und auch genoss war ihr der respektvolle Umgang mit diesen Menschen sehr wichtig. Und es gefiel ihr wie gutmütig Casca mit dem Jungen umging. Andere Herren hätten ihn mit Prügel auf die Straße gejagt, denn der Garten sah nach diesem Abenteuer dementsprechend aus.


    Wieder angesprochen sah Valentina zu Casca und überlegte kurz. Eigentlich wollte sie ja schon gar nicht mehr hier sein. Sollte sie ihren Aufenthalt noch unnötig verlängern? Sie war schon geneigt das Angebot abzulenken, als sie den Scherz des Sklaven hörte und ganz automatisch darüber lachen musste. "Ja, gerne bleibe ich noch." Es würde ihr dann zwar noch schwerer fallen dieses Haus endgültig zu verlassen aber sie wollte den Cousin ihres ehemaligen Verlobten auch nicht einfach vor den Kopf stoßen. Nachdem sie gerade so ein Abenteuer zusammen erlebt haben. "Vielleicht sollten wir einen Tisch hier draußen nehmen." Meinte sie dann auch im Versuch eines schwachen Scherzes.

  • Mir war ihr Lächeln nicht entgangen, welches sich aus einiger Fröhlichkeit heraus unter ihren Worten hin zu ein wenig Wehmut veränderte. “Die Casca Decima Mercator ist immer wieder für eine Überraschung gut!“, sagte ich dennoch recht heiter. Dieser jüngste Vorfall passte herrlich gut in meine Biografie, welche bisher ja auch immer von Pleiten, Pech und Pannen gezeichnet war. Also befand ich mit diesbezüglich in einiger Übung und nahm mir gewisse Dinge gar nicht mehr so zu Herzen. Auf diese Weise lebte es sich besser und vor allem auch freier. Ich nickte auf meine Worte hin und lächelte wieder, während sich Paulinus leidlich beruhigt in Richtung Stall davon trollte. Auch die anderen Sklaven lösten sich von der Szenerie und gingen ihrer Wege. Columbana noch immer etwas gebeugt, wobei sie sich den Rücken hielt. Vielleicht sollte man ihr später eine beruhigende Salbe oder dergleichen zukommen lassen.


    Nun aber freute ich mich auf die kleine Erfrischung und ein nettes Gespräch mit der zauberhaften Valentina, die zu meiner Freude auch einwilligte, mir noch ein wenig Gesellschaft zu leisten. Ihr Lachen nach Muckels Scherz wirkte fröhlich und auch ich grinste breit, als sie vorschlug, dass wir uns hier draußen um einen Tisch scharen konnten. Doch ich winkte ab. “Nein, nein, ich denke es ist besser, wenn wir hinein gehen und dem Chaos den Rücken kehren,“, entgegnete ich. “Ich mag zwar des Chaos vielgeliebter Sohn sein, doch verkrafte ich diese Liebe nur in wohldosierten, kleinen Häppchen...“ Ich lachte auf. “Und wer weiß, vielleicht stürmen in wenigen Minuten auch die Pferde hinaus in die Freiheit, um der Schönheit unserer Rosen endgültig den Garaus zu machen. Da mag ich nicht Zeuge werden!“ Ich ließ ein gespieltes, fatalistisches Seufzen folgen und deutete in Richtung Casa. “Ich freue mich sehr, dass du dich bereit erklärst noch ein wenig zu bleiben. Ich gestehe es nur ungern, aber bisweilen komme ich mir doch ein wenig einsam vor….“ Schlendernden Schrittes machte ich mich auf den Weg in Richtung der Köstlichkeiten, die Candace und nun bereiten würde. Sie war eine fantastische Köchin und selbst sprödes Knoblauchbrot wurde unter ihren Händen zu einem wahren Gedicht.

  • Erschrocken sah Valentina ihren Gastgeber an, als dieser davon sprach, dass die Rosen doch noch Opfer einer wilden Tierherde werden könnten. Er sprach davon, dass sie untern den stampfenden Hufen mehrerer Pferde zermalmt werden könnten. Ihr Blick ging nicht weniger entsetzt zu der in Mitleidenschaft gezogenen Blumenpracht und erst nach einem weiteren Moment konnte sie sich wieder beruhigen als ihr klar wurde, dass Casca das wohl nur im Scherz meinte. Hoffentlich...
    Sie folgte ihm nach drinnen und setzte sich gemütlich auf eine der Klinen. Das zerzauste Haar und die etwas ramponierte Tunika, die sie trug waren jetzt nicht mehr so wichtig. Jetzt wollte sie einfach noch ein bisschen Zeit hier verbringen. Sie würde das sehr vermissen. Fand sie in dieser Casa doch so viel Gastfreundschaft. Doch das was sie sich erhofft hatte, das fand sie leider nicht. Einen Ehemann.


    "Lange kann ich leider nicht mehr bleiben." Sie nahm einen Becher zur Hand und trank einen großen Schluck. Dieses Abenteuer hatte durstig gemacht. Als sie den Becher wieder zurückstellte war er wieder da, dieser melancholische Ausdruck in ihren Augen. "Eigentlich war ich heute nur noch hier um meine Sachen abzuholen. Deswegen habe ich mich auch nicht groß bemerkbar gemacht." Erklärte sie sich und den Umstand warum Casca nicht wusste, dass sie hier war. "Hast du denn niemanden mit dem du dir die Zeit vertreiben kannst?" Versuchte die junge Quintilia dann das Thema zu wechseln und ging auf das ein was Casca eben offenbarte.

  • Valentina schien ein wenig durch meinen Scherz erschrocken zu sein, doch das registrierte ich nur am Rande, denn im Geiste war ich voran geschritten, zur Tafel hinüber, welche Muckel uns bereiten würde. Dabei wollte ich gar nicht uncharmant sein, ich bemerkte es nur einfach nicht wirklich, was mir dann und wann eben einmal passierte. Bei den gemütlichen Klinen angekommen – welche über einen Standort verfügten, von dem man noch immer gut in den gefledderten Garten blicken konnte – legte ich mich nieder und verzog dabei ob meines schmerzenden Knies kurz mein Gesicht. Ich konnte ein leichtes Ächtzen nicht unterdrücken und ehe ich es Valentina nachtat, meinen Becher zu ergreifen, massierte ich flüchtig mein Bein. Nebenbei gelang es mir trotzdem den Worten meines Gastes zu lauschen und ihm dabei aufmerksam entgegen zu schauen. Doch was sah ich? War es Melancholie? Das bekümmerte mich, denn bisher hatte ich mir nicht klar gemacht, dass es wohl auch unschöne und belastenden Dinge waren, die die Quintilia mit diesem Hause verband. Zumindest interpretierte ich es in diesem Moment so, da ich ja auch wusste, dass eine Hochzeit mit meinem Cousin nicht zustande gekommen war. Warum auch immer. Deshalb wurde mir nun auch äußerst unwohl unter dem Gedanken, dass ich indirekt versucht hatte, das Gespräch wieder auf meine Person zu lenken, was man eindeutig an Valentinas Frage, ob ich denn niemanden zum Zeitvertreib hätte, erkannte.


    Ich regte mich ein wenig auf der Kline und seufzte leise und unhörbar, ehe ich es war, der nun wieder das Wort ergriff. “Das ist sehr schade, dass du nicht länger bleiben kannst,“ sagte ich, “Aber sei dir versichert, dass du in diesem Hause immer willkommen sein wirst.“ Zwar wusste ich nicht wirklich, was vielleicht Serapio darüber dachte, doch ich schätzte ihn eben so ein, dass er sicherlich nichts dagegen haben würde. “Und du musst auch nicht einsam und verloren hier herum schleichen,“ erklärte ich unter einem wehmütigen Lächeln. “Das tue ich schon ganz alleine. Ich weiß nicht wirklich, wie es um Serapio bestellt ist und ich bekomme ihn gar nicht mehr zu Gesicht und ebenso verhält es sich mit meinem Onkel. Sie beide sind entschwunden und ich habe hier kaum mehr als meine Sammlungen, meine Schriften und die Sklaven.“


    “Hier bin ich schon!...Dominus,“ erklang Muckels deutliche Stimme wie auf‘s Stichwort und tatsächlich näherte er sich auch schon mit einem Tablett voller Köstlichkeiten und zwei kleinen Keramiktellen. Das alles stellte er zielsicher auf den Tisch und blickte erwartungsfroh von einem zum anderen.


    “Siehst du, selbst mein Leibsklave ist froh, wenn er endlich mal jemanden anderen im Haus sieht, also kann ich dich nur bitten, dass dies nicht dein letzter Besuch gewesen ist. Zumal die Umstände auch so garstig waren.“ Ich rümpfte scherzeshalber die Nase und zog eine angewiderte Grimasse. Dann fiel mir etwas auf. “Verzeih‘, ich meine damit nicht die Verlobung, sondern die Ziegen eben gerade im Garten.“ Wahrscheinlich hatte ich nun etwas Falsches gesagt und ob dieser Vermutung blickte ich Valentina ein wenig verschämt entgegen.

  • Durch die Rückkehr des Leibsklaven, wie Valentina erfuhr, wurde sie zunächst von der Pflicht entbunden gleich antworten zu müssen. Sie betrachtete die Tabletts und nickte dem Jungen anerkennend zu. Dann nahm sie sich ein belegtes Brot und legte es auf ihren Teller. Allerdings aß sie noch nicht davon sondern legte die Hände wieder in den Schoß. "Danke, dass du mir die Einladung aussprichst." Und das darauf folgende Lächeln wirkte echt.
    Sie sah dann kurz zu dem Sklaven der in einiger Entfernung Aufstellung genommen hatte. Sie überlegte offensichtlich ob sie in dessen Gegenwart frei reden konnte, senkte dann etwas die Stimme und sah wieder zu Casca.


    "Du wirst Serapio in nächster Zeit auch hier nicht antreffen. Er bekam einen geheimen Auftrag und hat das Land verlassen." Sie atmete tief durch, es fiel Valentina immer noch nicht leicht darüber zu reden. Hätten die Götter nicht ein bisschen Einsicht haben und noch warten können bis nach der Hochzeit? "Deswegen hat er mich auch frei gegeben, weil er nicht sagen konnte wie lange dieser Auftrag dauern wird." Sie war sich sicher, dass diese Neuigkeit hier im Haus kein Geheimnis mehr war. Sie versuchte tapfer zu sein aber die Enttäuschung über den Verlauf der Geschehnisse konnte sie dennoch nicht ganz verbergen.


    "Da ist es schön zu hören, dass ich dennoch hin und wieder hier vorbeikommen darf." Nun nahm sie das Brot und biss ein Stück ab. Bei seiner nächsten Aussage nickte Valentina gedankenverloren. Tatsächlich hatte die Verlobungsfeier damals im gleichen Garten stattgefunden. Gut, dass die Ziegen damals sicher verwahrt waren. "Vielleicht kann ich ja helfen den Rosengarten wieder aufzubauen. Ich liebe Rosen. Aber brauchst du Hilfe? Hast du dich bei der Ziegenjagd verletzt?" Sie machte eine Geste die auf Cascas Knie deutete. "Ich habe gesehen, dass du Schmerzen hast."

  • Offenbar hatte ich die Quintilia nicht brüskiert, worüber ich sehr froh war. Und neue Hoffnung keimte auf, dass ich wohl vielleicht doch kein so schlechter Gesellschafter war, wie ich es mir stets einredete. “Oh, bitte, kein Dank!“, wiegelte ich bescheiden ab und lächelte dabei. Immerhin hatte ich es sehr ernst gemeint. Valentina war eine liebe Person. Eine, die zupacken konnte und sich auch nicht zu schade war, eine Ziege zu tragen. Das hatte mir gut gefallen und würde im Folgenden auch einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Sie war schon eine tolle Frau, so wie ich es einschätzte und Serapio musste verrückt sein, eine Verlobung mit ihr aufzukündigen. Als ich bemerkte, dass mein Gast zu Muckel, der etwas weiter entfernt Aufstellung bezogen hatte, hinüber linste und auch die Stimme senkte, gab ich meinem Leibsklaven ein kleines Handzeichen, sodass er den Raum nun ganz verließ. Nepomuk entschwand auch sogleich unter einem Nicken, auch wenn der dabei schmollend den Mund verzog.


    Meine ganze Aufmerksamkeit jedoch war bei der Quintilia, die mir offenbarte, warum ich meinen Cousin in der nächsten Zeit nicht auffinden würde. Ich war perplex. Warum hatte er mir das nicht gesagt? War sein Auftrag etwa so geheim, dass er dem guten Casca davon nichts sagen durfte? Ich hatte in der letzten Zeit vieles nicht mitbekommen, da ich mit mir selbst beschäftigt war, doch eine kurze Nachricht hätte er mir ruhig übersenden können. “Hm,“ stieß ich aus und meine Augen weiteten sich dann ein wenig, als Valentina erzählte, dass er aus diesem Grund auch die Verlobung gelöst habe. “Ja,“ begann ich dann. “Besteht denn bei seiner Mission eine Gefahr für Leib und Leben?“ Schrecklich wäre es, wenn sich das bewahrheiten würde! Doch hätte er auch ruhig vorher noch heiraten können, damit die gute Dame einer sicheren Zukunft hätte entgegen blicken können. Aber ich wollte auch nicht spekulieren. Serapio würde sicherlich triftige Gründe gehabt haben, denn mochte vieles sein. Nur verantwortungslos war er gewiss nicht!


    “Ruso unser Gärtner freut sich stets über jede Hilfe. Er ist sehr fleißig und hat einen sehr grünen Daumen, nur mit der Kreativität einer Frau kann er natürlich nicht mithalten,“ sagte ich schließlich, um auf Valentinas Aussage einzugehen und um nicht in meinen eigenen Gedanken zu versinken. Das gehörte sich nicht bei Tisch und erst recht nicht gegenüber einer so wunderbaren Dame. Meine Hand ruhte noch ein wenig kraulend an meinem Knie, doch ich zog sie zurück und griff nun meinerseits nach zwei Käsewürfeln und einem kleinen Stück Melone. “Nein, nein. Meine Verletzung liegt lange zurück,“ begann ich zu erklären. “Als Kind sollte aus mir sollte ein feiner Reitersmann werden, doch war mein Sitz nicht so stark wie mein Wunsch ein Eques zu sein.“ Ich grinste schief. “Meine militärische Kariere endete also an einem Holzzaun mit einem beinahe zerschmetterten Knie. Aber es hat auch sein Gutes. Ich bemerke nun dank ihm Wetterwechsel recht schnell.“ Ich winkte ab. “Ich habe mich aber schon lange damit abgefunden.“ Tatsächlich war es mit meinem Knie an warmen Tagen besser als an kalten und doch fühlte ich mich bisweilen wie ein alter Mann. Selbst der Medicus hatte mir bereits einen Krückstock empfohlen, doch dafür fühlte ich mich eindeutig noch zu stolz und jung.

  • Ob Serapio von seiner Mission wieder zurück kommen würde, das hatte sich Valentina auch schon bereits des Öfteren gefragt. Er hatte es ihr damals bei ihrem letzten Gespräch nicht gesagt. Aber Valentina ging davon aus, dass er sie nicht belasten wollte. Und er wollte sie ganz sicherlich nicht schon zur Witwe machen bevor sie richtig verheiratet waren. Denn auch wenn die Zeit in der sie Serapio hatte kennen lernen dürfen nicht all zu lange angedauert hat, so hatte sie ihn doch als einen sehr verantwortungsvollen Mann kennen gelernt.
    Doch jetzt und hier konnte sie nur leicht die Schultern nach oben ziehen als Zeichen, dass sie auf diese Frage keine Antwort wusste. "Er kommt bestimmt unversehrt wieder." Sprach sie Casca und sich selber Mut zu. Der Gedanke Serapio nicht mehr zu sehen war unerträglich.


    Da hörte sie lieber zu wie es zu der Verletzung an Cascas Knie gekommen war. Auch wenn diese Geschichte nicht weniger abenteuerlich war. Sie trank aus ihrem Becher und hörte aufmerksam zu. Mit Pferden hatte sie keine Erfahrung sie kannte diese nur wenn sie draußen auf der Straße an ihr vorbeiliefen oder von der Parade bei der Serapio damals auf diesem glänzenden schwarzen Pferd saß und so verboten gut ausgesehen hatte. Aber solche Unfälle kamen vor das wusste sogar sie und Valentina machte ein ehrlich betroffenes Gesicht. "Das tut mir leid. Aber so eine Wettervorhersage ist sicherlich auch nicht schlecht." Sie wollte nicht Trübsal blasen vor allem wollte sie Casca damit etwas aufmuntern, denn sie konnte sich nur vorstellen wie es sein musste ständig ein schmerzendes Knie zu haben.


    Nun endlich nahm sie ihr Brot und biss hinein. Anerkennend nickte sie und als sie hinunter gegessen hatte meinte sie "Bitte sprich dem Koch mein Lob aus, das hier schmeckt wirklich sehr köstlich. Und ich merke gerade wie hungrig so eine Ziegenjagd macht." Sie aß das belegte Brot im ganzen auf und streckte sich dann um sich einen Überblick über die restlichen Köstlichkeiten zu machen. "Das heißt du bist jetzt der Herr des Hauses."

  • Es war doch recht bedrückend, sich mit einem Mal Sorgen machen zu müssen, ob der Cousin nun sicher von seiner Mission zurück kehrte. Vor wenigen Minuten hatte ich noch nichts über seinen Verbleib gewusst und nun musste ich fürchten, ihn niemals mehr lebend wieder zu sehen. Eine garstige Vorstellung war es, ihn in irgendeiner Provinz geschunden oder gar niedergestochen zu wähnen. Valentinas Worte sollten uns Mut machen und ich seufzte schwer zu ihnen. “Ja, bestimmt kehrt er unversehrt heim,“ sagte ich dann, ehe ich über mein Knieleiden berichtete. “Ja!“, erklärte ich dann erheitert, “Besonders im Winter habe ich meine helle Freude.“ Der Winter war eine Jahreszeit, die ich verabscheute, doch ich hatte mir sagen lassen, dass es zum Beispiel in Gallien und Germania noch schlimmer mit ihm war. Innerlich hatte ich mir schon vorgenommen, niemals in diese Provinzen zu reisen, selbst wenn so manch einer berichtete, dass die Schneepracht so herrlich anzusehen sei.


    Stumm beobachtete ich, wie mein Gast sein Brot verzehrte und lächelte schließlich, als ein Lob für die Speise folgte. “Ich werde es Candace bestimmt ausrichten. Sie ist immer so nervös, wenn wir Besucher haben, die sie natürlich mit ihrer Kunst beeindrucken möchte. Du solltest einmal ihre gefüllten Wachteln probieren, oder Taubenbrust an Obst. Und ihre Saucen! Ein Gedicht!“ Auch wenn ich was das anbelangte ein arger Kretin war, da ich es mir zur Angewohnheit gemacht hatte, alles was nur irgendwie essbar war in Garum zu versenken, ehe es in meinem Mund verschwand. Dabei wusste ich, dass Candace mir deshalb manchmal zürnte, was sie natürlich niemals in meiner Gegenwart zum Thema machte.


    Auch jetzt nahm ich mir ein gutes Stück Brot und langte nach dem Gefäß mit dem Garum, um es hinein zu stippen. Ich war einfach süchtig danach. “Nein, ich bin nicht wirklich der Herr des Hauses,“ erklärte ich dann leicht kauend. “Onkel Livianus ist auch noch da. Nur hat er sehr wenig Zeit und lässt sich kaum noch blicken.“ Noch einmal musste ich nun seufzen. “Es ist hier nicht mehr so lebhaft wie vorher. Ich weiß nicht, ob du es schon erfahren hast, doch Scipio ist gestorben, ebenso wie meine gute Sklavin Nelia.“ Ich ließ das Brot sinken und schaute Valentina entgegen. “Seitdem fühle ich mich bisweilen ein wenig einsam, doch ich habe eine neue Aufgabe gefunden, der ich mich in Zukunft intensiv widmen möchte. Das lenkt ein wenig ab. Womit vertreibst du dir die Zeit, wenn es dir einsam wird?“, wollte ich dann interessiert wissen.

  • Schmunzelnd beobachtete Valentina wie ihr Gesprächspartner sein Brotstück in Garum versenkte und es sichtlich genoss. Sie selber mochte den Geschmack ebenfalls, allerdings in Maßen. "Sie muss sich wirklich keine Gedanken machen. Wenn sie in so kurzer Zeit und vor allem ohne jegliche Vorbereitung solche Leckereien zubereiten kann. Und außerdem war ich hier als sie uns die Köstlichkeiten zur Verlobungsfeier breitet hat." Sie lachte leise. "Gerne würde ich einmal vorbeikommen, wenn es die von dir genannten Gerichte gibt. Sag mir aber rechtzeitig bescheid, dann ich kann ich einige Tage vorher zu fasten anfangen." Schmunzelte sie und fischte eine Weintraube vom Tablett.


    Die fröhliche Stimmung verschwand aber auf leisen Füßen als sie die traurige Nachricht hörte. Valentina senkte den Blick. "Das tut mir leid." Und damit meinte sie beide Personen. Wenngleich der zweite Name zu einer Sklavin gehört hatte so war sie offenbar ziemlich wichtig für Casca und das tat ihr ehrlich leid.
    "Das Gefühl einsam zu sein kenne ich nur zu gut." Ihr Blick schweifte in vergangene Zeiten zurück. "Serapio war nicht der erste Mann, der mir ein Leben an seiner Seite versprochen hatte. Vor ihm gab es schon andere. Das klingt sicherlich wie ein Scherz der Götter und manchmal frage ich mich welchen Weg die Schicksalsgöttinnen für mich auserwählt haben, doch bisher hatte ich mit keinem Mann Glück. Serapio ist nur gegangen, die meisten davor wurden mir für immer genommen. Nachdem der zweite Mann gestorben war, dem ich mein Herz geschenkt hatte bin ich nach Ägypten geflohen. Ich wollte so weit weg sein wie möglich. Die Reise war beschwerlich, doch ich glaubte sie tun zu müssen doch in dem fremden Land fühlte ich mich noch einsamer als in meiner Heimat, sodass ich nur in einem Raum saß und tagelang nicht ins Sonnenlicht trat. Ich fing an mich zu fragen welchen Sinn mein Leben noch hätte und zweifelte ernsthaft daran. Damals war ich noch so jung." Sie atmete tief durch. "Doch ich habe beschlossen wieder zurück zu kommen und nicht mehr zu zweifeln. Leider hatte ich bisher immer noch kein Glück." Sie sah nun wieder zu Casca und ihr Lächeln war zwar ehrlich, doch es war eines der Art hinter dem man seine Traurigkeit sehr gut verbergen konnte.


    "Da von meiner Familie leider kaum noch jemand übrig ist, muss ich mich um die Geschäfte und den Haushalt kümmern. Da bleibt nicht viel Zeit für Vergnügen, zumal es in unserer Casa nicht so gut mit Sklaven bestellt ist." Anders gesagt, sie hatten eigentlich keinen und schon gar keinen so prächtigen Garten. "Aber wenn ich dann mal Zeit finde, dann bin ich gerne in meinem kleinen Rosengarten. Der ist bei weitem nicht so wunderschön wie der hier. Und was genau ist dein Zeitvertreib?" Fragte sie dann abschließend, nachdem sie so viel, zu viel?, über sich selbst preis gegeben hatte.

  • Ich kaute noch genüsslich und tunkte mein Brot noch einmal in die unsägliche Fischpaste, die mir so hervorragend mundete. Dabei lauschte ich der Antwort Valentinas, sie sich noch gut an die von Candace zubereiteten Speisen bei der Verlobung erinnern konnte. Auch mir stand dieses Mahl noch im Gedächtnis, denn ich hatte so viele Muscheln verzehrt, dass mir beinahe übel geworden wäre. “Du bist jederzeit eingeladen!“, erklärte ich dann und dachte flüchtig an Wachteln und Taubenbrüstchen, die ich besonders gerne mochte. Aber noch mehr erschien mir die Aussicht auf Gesellschaft einer so wunderbaren Frau wie Valentina sehr erhebend, die mir nun eine traurige Geschichte erzählte. Ich blicke betrübt drein und versuchte mir vorzustellen, wie es wäre, wenn man einen Verlobten nach dem anderen an den Tod oder eben das Leben verlieren würde. Sie musste eine wirklich schwere Zeit hinter sich haben und ich konnte mir nur immer wieder sagen, dass mein eigenes Jammern auf einem recht hohen Niveau stattfand. Ich langte noch einmal nach einem guten Stück Käse und horchte gebannt auf ihre Worte.


    Valentina war also in Ägypten gewesen? Gemartert und getrieben von der Vergangenheit? Das mochte ich mir gar nicht vorstellen, denn es waren betrübliche Worte. Ein entsprechender Ausdruck stand also auch in meinem Gesicht, während sie erzählte. Auch dass ihre Familie derartig geschrumpft war, war eine sehr traurige Angelegenheit. Es konnte einen schon bekümmern. So sehr, dass mein Käse auf halber Strecke zum Mund stockte und ich wie gebannt lauschte, während ich mir meine Gedanken machte. Wie viel Verantwortung doch auf diesen zarten Schultern lastete und wohl auch die Gewissheit, niemanden zu haben, den man wegen Sorgen und Nöten ansprechen konnte. Einen Rosengarten zu besitzen war doch dabei nur ein winzig kleiner Lichtpunkt, den ich ihr von Herzen gönnte.


    “Nun ja,“ begann ich, nachdem sie geendet hatte. “Ich vertreibe mir die Zeit mit der Sammlung meiner Pferdefiguren und Münzen.“ Das Lächeln in meinem Gesicht mochte nun etwas spröde wirken, denn ich war noch immer sehr betroffen von ihrer Geschichte. “Auch habe ich mir vorgenommen, mich etwas mehr mit der Architektur und den Künsten zu befassen. Sofern ich denn als frisch ernannter Aedituus dafür Zeit finde. Außerdem habe ich ja auch noch meine Betriebe, die geführt und geleitet werden wollen.“ Ich seufzte. Ja, eigentlich hatte ich gar keine Zeit zum Trübsal blasen und schaffte es mitunter doch immer wieder. “Aber ich will gar nicht so viel von mir erzählen. Mir geht es doch recht gut.“ Ich schaute Valentina fest entgegen und einiges an Mitgefühl stand nun in meinen Blicken. “Wenn nicht gerade die Verluste quälen. Liebe Menschen gehen leider stets viel zu früh aus dem Leben, während die Tyrannen ewig leben.“ Ich seufzte schwer und biss nun doch in meinen Käse. “Du bist ein sehr starker Mensch,“ erklärte ich dann. “Ich bewundere das!“ Das sagte ich vollkommen aufrichtig und ehrlich und in der Tat stieg Valentina in meinem Ansehen immer mehr. Sie war ein so warmer, hilfsbereiter Mensch. Und schön war sie obendrein. Solche Frauen gab es nicht oft und ich schenkte ihr nun ein warmes Lächeln.

  • Vor ihr saß ein frisch ernannter Aedituus? Valentina sah ihn überrascht an, nickte ihm dann aber zu als Gratulation für dieses Amt. Da hatte er wahrlich viel zu tun. Und sie war vor allem froh, dass er die Unterhaltung nach ihren offen Worte fortführte. Sie war nicht stolz auf diese dunklen Tage in ihrem Leben und vorher hatte sie noch nie jemandem darüber erzählt. Warum sie das bei Casca tat? Vielleicht weil ihr gegenüber so eine sympathische Ausstrahlung hatte. Er war ihr schon bei der Verlobungsfeier positiv aufgefallen und jetzt bestätigte sich dieser Eindruck von Neuem. "Die Figur, die du uns zur Verlobungsfeier geschenkt hast, hat einen schönen Platz auf einem Tisch in meiner Casa bekommen." Wollte sie Casca deswegen wissen lassen. Sein Geschenk war in Ehren gehalten worden.
    Valentina nahm wieder einen Schluck aus ihrem Becher. Ihr Hals war auf einmal so trocken gewesen.


    "Du sprichst wahre Worte." Meinte sie traurig bei der Erwähnung der lieben Menschen und den Tyrannen. Dann aber hob sie den Kopf und sah Casca mit einem Blick an der nicht gleich zu deuten war "Bin ich stark?" Sie zog die Schultern etwas nach oben. "Eine Mutter, die jeden Tag dafür sorgt, dass es ihren Kindern gut geht, die ist stark. Ich versuche einfach nur mein Leben weiter zu führen. Die Betriebe, die meiner Familie noch geblieben sind müssen verwaltet werden, doch ich denke das könnte jemand der gelehrter ist als ich noch viel besser. Erst seit meine Nichten bei mir sind, habe ich Verantwortung übernommen. Aber bin ich deswegen stark? Ich weiß es nicht. Deswegen glaube ich nicht, dass ich deine Bewunderung verdient habe." Sie erwiderte sein Lächeln unsicher. "Wenn du dann als Architekt ein Gebäude entworfen hast, hoffe ich, dass ich es als eine der Ersten bewundern darf, sobald es fertig gestellt ist." Sie war fasziniert von so viel Ehrgeiz. Sie selber konnte diese Eigenschaft leider nicht für sich beanspruchen. Dafür traute sich Valentina viel zu wenig zu.

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