Beiträge von Cnaeus Decimus Casca

    Ich beobachtete Faustus dabei, wie er sich nun selbst seinen Wein einschenkte. Eigentlich wäre es ja Muckels Aufgabe gewesen, doch auf mein anhaltendes Maulen konnte er sich zu späterer Stunde einstellen. Im Moment war meine Aufmerksamkeit bei meinem Cousin, der gerade einige recht treffende Worte über Ovid verlor, der meines Erachtens tatsächlich pure Poesie war und über dem man einiges vergessen konnte. Nicht umsonst hatte ich ihn zu meiner Lektüre erkoren. Auch wenn er bisweilen vielleicht so schwergängig war wie ein festgefahrenes Wagenrad. Warum genau ich mir gerade diesen Elegiker auserkoren hatte wusste ich selbst nicht genau, doch wahrscheinlich lockte mich eben gerade das harte Ringen um Liebe und Sinnesfreuden. Letzteres war ja schließlich auch das, was mich stets trefflich vom Ernst des Lebens fern hielt.


    Ich räusperte mich flüchtig, während Faustus nun lächelte. “Ja, streben, bekommen und verlieren... wie das Leben nun mal ist,“ brachte ich dann heraus und wischte noch einmal über den auf dem Tisch liegenden Papyrus. “Das lehrt Demut!“ Im Anschluss an mein Fazit seufzte ich ein wenig, doch Faustus war noch nicht am Ende seiner Fragen.


    Sah ich so aus, wie jemand der unterstützt werden musste? Bestimmt musste es so sein, denn welcher Mann der bei Verstand war isolierte sich schon vom Rest der Welt und stürzte sich Hals über Kopf über in eine Karaffe Wein und einen Dichter wie Ovid? Meine Geschäfte? Ich horchte auf. Im ersten Moment fühlte ich mich peinlich berührt, dass Faustus mich unterstützen wollte, doch letzten Endes identifizierte ich diese Offerte wohl als das was sie war: Ein freundliches Angebot. Ich nickte eifrig und seufzte neuerlich, während sich meine Lippen ein wenig zusammen pressten. Die nächste Frage ergab sich wohl wie von selbst. Es war eine Frage, die ich mir ja eigentlich schon die ganze Zeit selbst gestellt hatte. Immer und immer wieder. Des Nachts, des Tags und überhaupt. Sogar im Balneum – nackt und bloß – verfolgte sie mich und raubte mir die von der Natur zur Verfügung gestellte Grundentspannung, welche mir eigentlich zu Eigen war.


    “Nun ja...,“ begann ich ein wenig unschlüssig. “Ich habe gerade mit meiner Sklavin Nelia … also ich habe sie frisch erworben... und eben Muckel hier...,“ Ich deutete noch einmal auf Nepomuk, “...die Feststellung gemacht, dass es um meine Tonstrina nicht wirklich gut bestellt ist. Du kannst es dir nicht vorstellen. Sie ist ein finsteres, von Ratten und haarigen Gehilfen heimgesuchtes Loch, in das kaum Sonnenlicht fällt! Einige Kunden wollten mich verklagen.“


    Ich blicke Faustus entgegen und musste im nächsten Moment feststellen, dass ich eigentlich gar nicht derartig offen hatte sein wollen. Immerhin klagte ich selten bis gar nicht, doch ich schob es einfach mal auf den schlechten Einfluss von Ovid und den Wein. Und dass mir Massa bei seinem letzten Besuch schon ein wenig Geld hatte zukommen lassen, das sagte ich besser mal nicht.


    “Aber ich will nicht...also ich meine, ich will nicht jammern... das wird alles schon. Ich lasse den Laden renovieren und dann... wird das!“ Ich nickte mir selber zu. “Gut... in der Lignarius Decima bin ich noch nicht gewesen... die.. ist … auch... also...“ Was sollte das alles? Ich saß schließlich nicht im Garten, um meinem Cousin das Herz auszuschütten, obwohl es nun doch recht schnell so aussah, als würde ich nicht drum herum kommen. “Und meine Zukunft?“ Ich schnaufte ein Lachen heraus. “Weiß du, ich wollte immer zu den Legionen. Immer. Und dann kam dieser plötzliche Unfall. Mein Geist wäre so willig, aber mein Fleisch ist...“ Ich machte mit den Händen eine Andeutung hin auf auf mein Knie, “...zertrümmert, wenn man so will. Und über den Rest habe ich immer wieder sinniert.“ Ein wenig verloren schaute ich nun meinem Cousin entgegen.


    Ich konnte nichts dagegen tun, doch allein der Gedanke an eine Zukunft wühlte mich auf.


    “Eine senatorische Laufbahn? Vielleicht bin ich beredsam, doch ich sehe mich nicht vor einer Auswahl feiner Männer stehen und Reden schwingen. Politik ist nicht meine Welt. Ich könnte des Nachts nicht mehr in den Schlaf finden und mir Löcher in den Magen ärgern. Nein, nein, ich würde schon eher....“ Während ich redete versuchte ich meine Gedanken mit wedelnden Handbewegungen ein wenig zu befeuern, “..schon eher etwas Ruhigeres haben wollen. Manchmal denke ich an die Verwaltung, manchmal an die Religion.“ Recht unvermittelt schenkte ich mir noch einen guten Schuss Wein in meinen Becher und führte ihn an die Lippen. “Aber vielleicht bin ich auch nur ein hoffnungsloser Fall von einem Schwärmer, der sich für nichts anderes eignet als auf eine Bank zu sitzen und eben einen guten Schluck zu trinken.“ Zugegeben, das war fatalistisch und der Beginn einer wahren Elegie ohne Liebe und Leidenschaft, doch meines Erachtens kam es der Wahrheit recht nah.

    Auf den Gruß der jungen Unbekannten hin nickte ich wohlwollend und wartete dann ab, bis ich meine herzlichen Segenswünsche überbringen konnte. Noch ging es einen Moment um die Kränze, welche das Haupt zieren sollten, also wollte ich mich nicht vordrängen. Dabei beäugte ich vorsichtig die Verlobte meines Cousins und den weiteren Begleiter, der daneben stand. Offenbar wirkten alle zufrieden und auch glücklich. Da sich aber bereits hinter mir weitere Gäste tummelten, um auf den Moment der Gratulation zu warten, beeilte ich mich ein wenig und brachte meine Glückwünsche hervor. Mein Präsent überantwortete ich dem Gastgeber und sah sogleich den Moment gekommen, um mich ein wenig zurück zu ziehen und alles von einiger Distanz aus zu beobachten. Immerhin wollte ich nicht neugierig wirken, obgleich ich es natürlich war.
    Ich begab mich hinüber zu einer Anordnung von Klinen und beschaute mir die bunte Gästeschar, welche nach und nach immer zahlreicher wurde. Bekannte Gesichter fand ich kaum unter ihnen, doch wem war ich in Rom seit meiner Ankunft schon groß begegnet? Darüber hinaus hatte ich auch mein Ohr nicht für irgendwelchen Tratsch hergegeben. Auf einer der Klinen ließ ich mich nieder und beauftragte Muckel damit, mir etwas Schmackhaftes zum Trinken zu organisieren. Mein Knie schmerzte ein wenig, also streckte ich mein Bein aus und sog noch einmal die Atmosphäre des Gartens in mich auf. Ganz wunderbar war alles gestaltet und es würde sicher auch Eindruck machen. Welchen Eindruck ich selber machte, bekümmerte mich in jenen Moment nicht sonderlich. Wahrscheinlich wirkte ich ein wenig wie bestellt und nicht abgeholt, doch ich war fest entschlossen, dieses Fest auf mich wirken zu lassen. Erst jetzt bemerkte ich, dass sich die junge Frau mit der Kithara neben mir befand. Wieder lächelte ich ihr entgegen und nickte freundlich, doch dann war Muckel auch schon zurück.


    “Hier, dein Wein!“ Mit etwas Nachdruck hielt er mir den Becher entgegen, in den ich einen kurzen Blick warf.
    “Ja, ein wirklich köstliches Elixier!“ Ich zwinkerte der Unbekannten zu und nahm einen kräftigen Schluck.

    Gemessenen Tempos steuerte ich meine Schritte – vorbei an der Schlacht von Septimanca und der Statue des hauseigenen Genius - gen Garten. In der Hand hielt ich kleine aus geöltem Holz gefertigte Schatulle, in der sich mein Geschenk verbarg. Als eine junge Sklavin an die Tür meines Cubiculums geklopft hatte, in welchem ich einmal mehr über meinen Bilanzen gebrütet hatte, offenbarte sich auch schnell die überraschende Botschaft. Eine spontane Feierlichkeit im Hause ließ ich mir natürlich niemals entgehen, erst recht nicht, wenn diese einem so erfreulichen Anlass entsprang. Darüber hinaus versprach sie auch Kurzweil und ein paar neue Bekanntschaften, die einen guten Mann von seinen Pflichten ein wenig ablenken konnten, selbst wenn ich diese Pflichten sowieso oft genug mittels Unternehmungen zur Steigerung der Lebensfreude auf die lange Bank schob.


    “Mein lieber Faustus...nein... Mein lieber Cousin, es ist mir eine Ehre an deiner kleinen Feierlichkeit teilzuhaben... und...“, sprach ich vor mich hin, um mir passende Worte zurecht zu legen.


    Immerhin verlobte man sich nicht jeden Tag. Das war schon etwas Besonderes. Im Falle von Faustus empfand ich es schon als etwas sehr Außergewöhnliches, denn wie man hörte war er nicht unbedingt ein Mann der festen Bindung. Und erst recht nicht mit einer Frau.


    “Mein lieber Cousin, verehrte Quintilia Valentia...“, murmelte ich weiterhin in meinen nicht vorhandenen Bart.


    “Valentina!“, verbesserte Muckel, der schräg hinter mir ging.


    “Oh ja...verehrte Valentina...Quintilia Valentina... Es ist mir eine besondere Ehre und Freude, euch dieses geringe Geschenk zu eurer Verlobung....“


    “Du willst ihnen dieses Ding wirklich schenken?“


    Ich wendete mich noch im Gehen zu meinem Sklaven herum und warf ihm einen verständnislosen Blick entgegen. Dann schaute ich hinunter auf die Schatulle, die einen meiner kleinen Schätze verbarg. Beinahe schützend legte ich eine Hand darüber.


    “Warum sollte ich es nicht schenken?“


    “Naja,....“ Muckel zog eine recht angestrengt aussehende Grimasse. “Es ist schon ein bisschen... ich will nicht sagen...albern, aber...“


    “Na, dann sag' es auch nicht!“, entgegnete ich eingeschnappt.


    Zugegeben, eine meiner Pferdefiguren zu verschenken war nicht unbedingt die Idee des Jahres. Zum einen, weil nicht jedermann mit derartigen Dingen etwas anfangen konnte, zum anderen, weil ich mich nur höchst ungern davon trennte. Diese kleine, aus weichem Holz geschnitzte Quadriga hatte ich allerdings doppelt und somit würde der Trennungsschmerz nicht gar so harsch ausfallen. Außerdem war es ein Zeichen, dass dieses Präsent von Herzen kam, auch wenn es in aller Hektik herausgesucht worden war. Immerhin war dieses Fest derartig überraschend gekommen, dass es kaum eine Gelegenheit gab, sich: a. Lange Gedanken zu machen und b. Sich noch einmal in die Stadt zu begeben.


    “Nun denn... er kennt dich ja,“, seufzte Muckel nun, während wir den Garten erreichten.


    Dieser war wirklich hübsch her gemacht, denn zu der naturgegebenen Üppigkeit der Bepflanzung kamen noch träge klimpernde Osciliumscheiben und Girlanden. Ich staunte einen Moment lang nicht schlecht, was hier auf die Beine gestellt worden war. Als ich noch unter den Weinranken stand, kam auch schon eine Sklavin mit einem Körbchen auf mich zu und setzte mir unter einem Lächeln einen Kranz aus mir unbekannten weißen Blüten auf das Haupt, die mit meiner hellblauen Gewandung hervorragend korrespondierten. Ich nickte freundlich, straffte mich ein wenig und hielt auf den Gastgeber zu, neben dem sich seine Verlobte und ein weiterer junger Mann aufhielten. Unterdessen nahm ich auch wahr, wie eine noch recht jung wirkende Frau auf dem Kies beinahe stolperte. Sie hielt eine Kithara unter dem Arm und wollte wahrscheinlich durch musikalische Untermalung ein wenig zur Stimmung beitragen. Allerdings sah sie ein wenig verspannt aus. Fröhlich lächelte ich ihr entgegen und grüßte sie im Vorbeigehen mit einem aufmunternden: “Salve, schöne Dame!“ Ja, meine Laune war wirklich gut. Vor dem Gastgeber und quasi neben ihr, kam ich dann schließlich zum Stehen und wartete auf den Moment, das Geschenk zu überreichen.

    Der Wein perlte noch ein wenig im Abgang, auch wenn ich seinen leicht süßlichen Geschmack nicht sonderlich genießen konnte. Muckels Kommentar lag mir noch immer quer auf der Leber und auch wenn ich nun wieder angestrengt auf den Papyrus starrte, so wollte sich so etwas wie Freude über das überlieferte Wort – oder wenigstens die Konzentration darauf nicht mehr einstellen. Zumal es noch in mir gärte, dass mein Sklave irgendwie auch Recht hatte. Ich nutzte die Stunden des Tages nicht wirklich vorbildlich und vielleicht war es auch das, was mich eigentlich daran am meisten wurmte. Nämlich dass ich mich grenzenlose Untätigkeit stürzte und nicht einmal in der Lage war wenigstens einen kleinen Plan für morgen, übermorgen oder nächste Woche zurecht zu legen. Gemessen an meinen eigenen Idealen waren meine Leistungen also nur mäßig, bis gar nicht vorhanden. Wie grausam von Muckel, mich tagtäglich darauf hinzuweisen. Doch nun war er – den Göttern ewigen Dank! - endlich still und begnügte sich damit, seinen Mund schmollend zu verziehen.


    Mit meinem Augenmerk tief in meinem Dokument vergraben und den Gedanken auf Wanderschaft bemerkte ich gar nicht, dass sich uns durch den duftenden Garten hindurch jemand näherte. Erst die Begrüßung und die Behauptung, dass dies ein herrlicher Tag wäre, riss mich aus meiner Verstimmung. Ich hob den Kopf und erspähte auch sogleich meinen Cousin Faustus, der beladen mit Schriftstück und Musikinstrument nun vor mir stand. Ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, dass er irgendwie in Aufbruchsstimmung war oder generell in einer guten Gemütsverfassung weilte. Auch Muckel hatte sich nun zu ihm herum gedreht und grüßte ihn mit einem leichten Kopfnicken.


    Schnell richtete ich mich auf und legte meinen Papyrus auf den Tisch nieder. Dann warf ich ein Lächeln in mein Gesicht.


    “Oh, die Geschäfte...,“ begann ich dann, wobei mein Lächeln noch eine Nuance öliger wurde. Bisher hatte sich noch niemand dafür interessiert, da ich auch stets darauf bedacht war, mein Leben und meine Taten klammheimlich im Schatten meiner Familienmitglieder zu verstecken. Einschließlich mir selbst. Nun fühlte ich mich auf sonderbare Weise ertappt. “...gut...gut...alles bestens...bestens!“ Mit einer leichten Handbewegung wiegelte ich ein wenig ab. “Ja...ja...ein wenig Ovid...man will ja im Geiste ein wenig... frisch bleiben und... so...“


    Ich unterbrach meine dahin gestammelten, überraschten Worte, um auf den freien Sitz neben mir zu deuten. “Nimm doch Platz... oder nimm den von Nepomuk, er wollte eh gerade aufstehen!“ Ich warf meinem Sklaven einen eindringlichen Blick zu und bedeutete ihm mit einer schnellen Kopfbewegung an, sich zu erheben. Das tat er auch nach anfänglichen Zögern, welches wohl darin begründet lag, dass er mich nicht ganz für voll nahm. Dann richtete sich meine Aufmerksamkeit wieder auf Faustus. Es kam nicht oft vor, dass wir uns über den Weg liefen und ich hatte immer den Eindruck, dass er sich lieber mit Massa abgab als mit mir. Nicht verwunderlich eigentlich, denn im Grunde tat ich ja auch nichts, was mich jemals aus dem Fahrwasser meines großen Bruders heraus brachte. “Ja...also... Muckel meinte gerade...“ Mit einem Deut unter Zuhilfenahme beider Hände wies ich auf meinen nunmehr neben mir stehenden Sklaven. “Also er meinte, dass Ovid wunderbar dazu beiträgt neben dem Essen und Trinken die Welt gänzlich zu vergessen...ha...“ Ich lachte leicht dümmlich auf, ehe ich Faustus neuerlich entgegen lächelte.

    Heute war ein guter Tag und ich genoss ihn in vollen Zügen. Wie eigentlich jeden Tag, der keine Verpflichtungen mit sich brachte. Und hier im Hortus war auch ein angenehmer Ort, um dies zu tun. Man konnte Vögel beobachten, angenehme Gerüche wahrnehmen, ein wenig schmausen und lesen natürlich. Hier war es viel angenehmer als in meinem Cubiculum, wo ich mir allenthalben ein wenig beobachtet vor kam. Doch nicht nur aus diesem Grund hatte ich die Flucht ergriffen. Meine Sklavin Nelia war mit ihrem Ordnungssinn nämlich gerade dabei zu räumen und einen Grund auf den Boden der Unordnung zu bringen. Dabei wollte ich ihr nicht im Wege sein. Nun saß ich an einem Tisch und schaute schon seit einigen Minuten in meine Aufzeichnungen, welche ich laut vor mich hin las.


    “...Wer in unserem Volk die Kunst zu lieben nicht kennet, Les' und liebe, belehrt durch den gelesenen Sang!“ Nachdem ich nun schon meisterlich zu meinem Vortrag die Stimme gehoben hatte, hob ich nun mahnend den Zeigefinger und fuhr fort: “Schnelle Schiffe bewegt die Kunst durch Segel und Ruder; Wagen kann man durch Kunst lenken, die Liebe durch...“


    “... den Magen?“


    “Nein...die Kunst!“


    “Aber es reimt sich auf 'Wagen'...“ Muckels Stimme klang ein wenig gelangweilt. “Wie lange willst du das eigentlich noch machen?“


    Ich stutzte und ließ den Papyrus, den ich in den Händen hielt und von dem ich meines Erachtens so vortrefflich rezitierte ein wenig sacken, um über dessen Seitenrand zu blicken. Tatsächlich, mein Sklave saß mit gegenüber und spielte unschlüssig mit den Fingern an dem Becher herum, der auf dem Tisch stand. Ich hatte ihm Wein gestattet, doch offenbar hätte ich das nicht tun sollen.


    “Was machen?“, fragte ich mit einer erhobenen Augenbraue.


    “Ja...eben nichts!“


    “Nichts machen?“ Meines Wissens tat ich gerade etwas. “Ich lese Ovid!“, brachte ich dann zur Selbstverteidigung empört hervor, doch Muckel verdrehte nur die Augen.


    “Eben...sag ich doch...“ Mein Sklave seufzte und neigte sich auf seinem Schemel ein wenig zurück. “Es ist jeden Tag das gleiche.“


    “Das liegt vielleicht daran, dass Ovid eben Ovid ist und sich nicht ändert?“


    “Da ist der nicht der Einzige!“


    Bitte? Meine Augenbraue hob sich noch ein wenig weiter. Hörte ich da gerade Unzufriedenheit und schleichende Kritik?


    “Was soll das heißen?“, wollte ich mit scharfer Stimme wissen.


    Muckels Lippen regten sich, was sein Gesicht einen Moment zu einer nachdenklichen Grimasse werden ließ. “Na, wir sitzen den ganzen Tag nur rum. Nichts passiert. Du sitzt und liest, du stehst auf und isst, du nimmst ein Bad, setzt dich erneut hin, trinkst Wein und liest wieder.“


    “Ähm...ich...also....“ In mir machte sich Verärgerung breit ob dieser Eröffnung. Was sollte das denn nun? “Ich bin sehr zufrieden!“, erklärte ich rigoros und raffte meinen Papyrus wieder zurecht. “Schweig einfach!“, forderte ich dann noch.


    In mir spürte ich mein Herz pochen, so brachten mich Muckels Worte auf, doch er nahm sich schon immer mehr heraus, als es für Sklaven vorgesehen war. Dieses Mal war er zu weit gegangen, doch ich würde es ihm nicht sagen, sondern ihn mit Nichtbeachtung strafen. Sollte er doch denken was er wollte und wenn er sich langweilte, dann war es eben sein Problem. Ich war sehr zufrieden mit meinem Dasein, auch wenn ich mir das nur einredete. In mancher nächtlichen Stunde, in der der Schlaf sich nicht einstellen wollte, da ich bereits am Tage schon zu viel von ihm genossen hatte, machte ich mir schon Gedanken darüber, was die Götter wohl für meine Zukunft vorgesehen hatten. Immerhin war ich noch kein alter Greis und eine sehr große Strecke an Lebensweg lag noch vor mir. Genau genommen machte ich was diesen anging gerade eine Rast, wenn ich nicht gerade meine Betriebe verwaltete, was zugegeben nicht sonderlich aufwändig war und sich mit wenig Zeit am Tag bewerkstelligen ließ. Den Rest der Stunden verbrachte ich mit Verdrängung, mit Poesie, mit Nelia und meinem Wein. Ein Lotterleben! Nein! Ich wollte nicht daran denken, weshalb ich mir aus dem Krug noch einen großzügigen Schluck einschenkte und diesen auch sogleich die Kehle hinunter stürzte.

    Ja, bei allen Göttern! Das war doch Nelias Reaktion gewesen? Mit einem Mal fühlte ich mich ein wenig unvorteilhaft in meiner Haut, denn immerhin zeugte meine Art und Weise zu wohnen nicht gerade von einem ordentlichen Geist. Und Muckel räumte ja auch nicht auf, wenn ich ihn nicht gerade dazu anhielt. Nun stand ich hier und musste gestehen, dass ich selbst das bisweilen vergaß. Kein Wunder, dass mein Neuerwerb nun die Hände vor den Mund schlug, damit dieser nicht so offen da stand. Wie lange wir hier schon wohnten.


    “Nun...also wir...also ich wohne hier nun schon... ja...“, entkam es mir ein wenig wage.


    “Also, er hat mir nie gesagt, dass ich Aufräumen soll!“, verteidigte sich mein Sklave sogleich, was mich nun neuerlich ein wenig beschämte.


    Im Grunde genommen hatte ich noch nie persönlich für ein staubfreies Ambiente sorgen müssen, doch seit ich in Rom weilte musste ich mir den Schuh wohl anziehen, der besagte, dass mich Unordnung und ein wenig Staub nicht sonderlich belastete. Bisher hatte ich es auch nie wirklich als Problem angesehen, wenn die ein oder andere Fluse gemächlich über den Boden daher schwebte. Was machte es schon. Doch an Nelias Reaktion konnte ich erkennen, dass es eine ganze Menge machte: Nämlich einen schlechten Eindruck.


    Auf die Bemerkung der Sklavin hin, dass meine Pflanzen wohl knusprig wuchsen, lachte ich ein wenig dümmlich auf.


    “Ja, hehe...“, kam es aus mir hervor und ich schalt mich einen Narren! “Also nun...jetzt wo du da bist wirst du uns sicherlich eine gute Trutzburg gegen all das Chaos... ich meine den Staub und die... ahm... Knusprigkeit der Pflanzen sein...“


    Wieder musste ich grinsen, doch legte sich zeitgleich meine Hand in meinen Nacken, um diesen ein wenig zu reiben. Doch was sollte es schon. Ich war immerhin nur ein armer Mann, der Zeit seines Lebens auch immer der jüngste Mann im Hause war. Da lernte man Dinge wie... Ordnung und dergleichen eben etwas später. Zumindest tat es wohl, mir das einzureden.


    “Aber...wie gesagt, fühl dich hier wie zu Hause! Hast du noch Hunger? Oder Durst? Oder willst du etwas ruhen? Ein Bad? Muckel wird für alles sorgen!“


    Besagter Muckel verzog ein wenig den Mund, doch zu meinem Glück kam aus diesem nichts heraus.

    Ich melde mich ja selten bis überhaupt nicht bei Diskussionen, aber ich finde die Idee sehr gut. Die meisten Spieler gründeln nämlich gerne mal bei den Partnerbaords der Foren und ich kann sagen, dass historische Boards bisweilen auch unterrepräsentiert sind. Gerade das Genre 'Rom'. Meines Wissens gibt es vielleicht gerade mal eine Handvoll die sich dieses Thema zueigen gemacht haben. Meines Wissens sind es gerade mal vier, die ich kenne. Das IR würde da auch sicherlich herausstechen, weil es eben kein x-beliebiges Board ist. Zum einen eben wegen der Thematik und der großen Mühen, die hinein gesteckt werden, zum anderen weil es auch schon so lange Bestand hat. Das lassen viele Foren vermissen.


    Ich bin auch auf anderen Foren unterwegs und viele meiner Postpartner, die ich mal auf das IR angesprochen habe, haben mir gesagt, dass sie noch nie davon gehört haben. Ich verteile dann immer den Link und die meisten finden es sehr interessant. So habe ich auch meine 'Sklavin' gefunden. Nur vom Bekanntheitsgrad her ist das IR leider nicht sehr präsent in der Forenwelt. Auch nicht bei den geschichtsinteressierten Schreibern, die das Schreiben in so reichhaltiger Atmpsphäre wohl auch genießen würden, zumal es keine Steckbriefpflicht gibt.


    Naja...langer Rede kurzer Sinn. Ich fände Werbung über Partnerforen sehr gut und ich würde mich wie Avianus auch bereit erklären, mein Schärflein dazu beizutragen, um ein wenig bei Partnern die Werbetrommel zu rühren.

    Nach dem Besuch in der Garküche, machte ich auf den Weg quer durch die Straßen und Gassen zum Haus meiner Familie. Mein Kopf war noch immer ein wenig zermürbt, doch konnte ich mich kaum meinen finsteren Gedanken bezüglich der Tonstrina hingeben. Nicht in dieser angenehmen Gesellschaft, die ich mir vor Kurzem erworben hatte. Der Kuss des musengleichen Wesens brannte noch immer auf meiner Wange und Nelias neues Gewand sah so entzückend aus, wie es nur aussehen konnte.


    “Sie ist überschwänglich. Das ist doch gut,“ raunte Muckel mir zu, doch ich wischte seine Worte fort.


    Eine überschwängliche Sklavin war mir allenfalls lieber als ein verhärmtes, verschüchtertes Ding, welches man irgendeiner Leckerlei erst hinter dem Ofen hervorlocken musste. Ich wendete mich zu Nelia um und strahlte sie an, während wir schon auf der Schwelle zu Casa Decima Mercator standen.


    “Dies ist dein neues Heim,“, erklärte ich dann mit einem Deut auf die wuchtige Tür. “Also... Ich bewohne ein schönes Cubiculum darin,“ musste ich aber dennoch ergänzen.


    Nicht, dass meine Sklavin ihre neue Wohnsituation noch falsch einschätzte. “Aber es wird dir … gefallen, nehme ich an....“


    Ohne weitere Worte zu vergeuden schritt ich in das Haus und machte mich auf zu meinem Zimmer, wobei ich Nelia aber die Zeit ließ, alles was sie hier nun umgab angemessen zu bewundern. Dann öffnete ich dir Tür zu meinem Reich. Was den freundlichen Gast erwartete, war ein wüster Anblick. Das Bett, welches ein wenig zur Seite vor dem Fenster stand war nicht gemacht, in den Regalen wütete das blanke Chaos und einige Schriftrollen verteilten sich pittoresk davor auf dem Boden. Auf dem Schreibtisch stapelten sich die Briefe, wobei zwischen den einzelnen Bergen auch Trinkgefäße und Weinkaraffen hervor lugten. Staubmäuse wehten über den Boden und die Pflanzen, welche mein Cubiculum beherbergte, ließen die Köpfe hängen. Auch meine Kleidertruhen waren geöffnet und noch nicht recht sortiert. Nur meine Pferdefigurensammlung stand staubfrei und wohl geordnet in einem Regal an einer Wand.


    “Also!“, hob ich an und warf und ein strahlendes Lächeln in mein Gesicht. “Willkommen! Ahm.... ja....“


    Daraufhin stapfte ich wacker voran bis in die Mitte des Raumes und kratzte mich an der Stirn.

    Zitat

    Original von Decima Lucilla
    „Hach, Cnaeus, mein Liebling, ich beneide schon jetzt die Frau, die einmal an deiner Seite stehen wird“, lacht Drusilla verschmitzt. Dann sieht sie Lucilla, die sich gerade kopfschüttelnd von ein paar Sklaven abwendet, die die Appetithäppchen nicht richtig drapiert haben.
    „Lucilla, Lucilla! Schau nur, wer angekommen ist. Cnaeus!“


    Diese Information lässt Lucilla gleich den Unmut über die Sklaven vergessen. Sie tritt neben Drusilla und lässt es sich auch nicht nehmen Casca direkt zu umarmen und ihm rechts und links ein Küsschen auf die Wangen zu drücken.
    „Cnaeus, wie geht es dir? Bist du etwa extra aus Griechenland angereist?“ Seitdem Lucilla nicht mehr in Rom wohnt ist sie doch etwas uninformiert. Nachrichten brauchen einfach ihre Zeit bis sie auf den Landsitzen in der italischen Provinz ankommen (vor allem da Lucilla ihren Wohnsitz auch immer wieder wechselt und Nachrichten ihr oft hinterher reisen müssen).


    „Entschuldigt mich kurz!“ rauscht da auch Drusilla wieder ab, die schon den nächsten Gast erspäht.


    Da hatten wir es also einmal mehr: Ich verstand mich einfach nicht sonderlich gut auf das Vergeben von Komplimenten. Aber Tante Drusilla schien es zu genügen, wenn sie nun schon meinte, dass sie meine zukünftige Frau beneiden würde. Dabei war es doch – zumindest meines Ermessens nach – ganz und gar unwahrscheinlich, dass in der näheren Zukunft ein seliges weibliches Wesen in meine Arme treiben würde. Stolz schwellte sich dennoch meine Brust und ich nickte zu ihren Worten. Mehr konnte ich allerdings nicht mehr tun, denn schon rief sie nach Lucilla, die sich wohl bei einigen Sklaven aufgehalten hatte. Lange musste ich nicht warten, um mich auch in ihrer herzhaften Umarmung wieder zu finden, wobei sie Küsschen auf meinen Wangen platzierte. Was konnte man unter einer derartigen Aufmerksamkeit schon anderes tun, als freudig zu grinsen? “Oh, nein, nein,“ wehrte ich ihre folgende Frage ab. “Ich war sowieso auf dem Weg nach Rom. Mutter geht es ja nun wieder besser und ich... ahm...“ Kurz wurde ich von Tante Drusilla unterbrochen, die nun in Richtung des nächsten Gastes davon rauschte.


    “Also...Mutter geht es wieder blendend und ich wollte zurück nach Rom.“ Dass der Familie eine Hochzeit ins Haus stand, hatte ich ja auch erst später erfahren. “Und wie geht es dir so? Ich meine... so auf dem Land... Ich habe gehört die Luft soll ganz...entspannend sein...“ Immerhin wusste ich, dass Lucilla gerne ihre Zeit auf ihren Landsitzen verbrachte, auch wenn ich ansonsten nicht unbedingt viel von ihr gehört hatte. Gerade wollte ich wie beiläufig nach eine kulinarischen Kostbarkeit auf einem der von Sklaven getragenen Tabletts angeln, als ein fürchterlicher Ruf durch die Empfangshalle schallte.


    “Haltet den Bock! Haltet ihn auf!“ Augenblicklich fuhr ich herum und erhaschte auch sogleich einen Blick auf das haarige Ungetüm, welches sich rasend seinen Weg durch die Menge bahnte. Ich drängte mich an die Wand. Sofort war es laut geworden. Damen kreischten, Männer brüllten und jemand fiel unter Getöse, gestoßen von dem Widder, der offenbar seinem Häscher entkommen war. Den Gefallenen identifizierte ich als Serapio, während ich die grünbetuchte Dame, auf die das Tier nun direkt zusteuerte nicht erkannte. Irgendjemand musste sie nun retten, doch dazu sah ich mich nicht in der Lage, denn mein Standort war zu weit fort von der Unglücklichen. Stattdessen fasste ich Lucilla bei den Schultern und zog sie ein wenig von der Schneise fort, die der Widder zwischen den Gästen geschlagen hatte. Man konnte ja nie wissen, ob nicht einer der Panischen noch aus Versehen gegen sie rempelte. “SO HALTET DOCH DAS TIER!“, rief ich aus Leibeskräften. Zu mehr Aktion meinerseits sollte es in dieser Sitaution nicht kommen.

    Es würde mich nicht umbringen und auch nicht viel ärmer machen, als ich ohnehin schon war, wenn ich meiner neuen Sklavin etwas Zauberhaftes gönnte. Immerhin war sie ja auch so etwas wie meine Muse, wenn es um meinen Laden ging. Zumindest sollte sie das werden. Was würde es da auch schon bringen, ihre Optik zu vernachlässigen? Nicht dass sie noch am Ende genauso aussah wie Ulcus oder Quix, oder wie diese bedien Gestalten eben so hießen. Natürlich war mir meine Sklavin bis zu dem Laden gefolgt und auch Muckel befand sich noch immer schräg hinter mir, während mein Augenmerk schon über die ausgelegten Waren graste. Was Damenbekleidung anging war ich jedoch vollkommen unbescholten und wohl auch arglos. Dabei kam mir nun doch schon in den Kopf, dass ich einen fatalen Fehler begangen haben könnte. Vater hatte damals immer gemeint, dass man sich davor hüten solle, eine Frau in die Nähe eines solchen Ladens zu lassen, denn entweder wurde man dabei arm oder aber man bekam graue Haare vom Warten, bis sie mit ihren Entdeckungen zu Ende war.


    “Ja, ich bin mir sicher!?“, entkam es mir aber. Dieses Mal jedoch schon vorsichtiger. Dennoch deutete ich noch einmal halbwegs beherzt auf die Kleidungsstücke.


    “Das dauert jetzt Stunden!“, raunte Muckel mir ins Ohr und befeuerte somit noch meine leichten Befürchtungen.


    “Ach was!“, versuchte ich abzuwiegeln, während Nelia schon einen Stoff für sich gefunden zu haben schien. “Das geht ratz fatz und dann... sind wir fertig.“


    “Ich bin jetzt schon fertig!“, knurrte mein Sklave und schaute ein wenig bemitleidenswert drein, während er seine rechte Hand an seinen Bauch legte. Rumorte es dort, oder hatte ich mich verhört?


    Tatsächlich mussten wir nicht allzu lange in trauter Zweisamkeit und vollkommen gesprächslos warten, bis meine neue Sklavin hinter dem Vorhang, hinter dem sie verschwunden war, wieder hervor trat. Ob das ginge? Meine Augen weiteten sich und zuerst fing ich den Blick aus ihren strahlenden Augen auf, während sich sie anstarrte. Dann graste mein Augenmerk ihre Gestalt hinab, verfing sich an ihren Schenkel und glitt dann wieder hinauf zu ihrem Dekolltee. Dort blieb es ruhen und ich bemerkte meinen stieren Blick -gekoppelt mit einem aufgeklappten Mund – erst, als Muckel mich in die Seite boxte.


    “Ja!“, stellte ich schlicht und simpel in den Raum. Das ging. Das ging wirklich richtig gut.


    Bei den Göttern! Sie sah aus wie die Muse Erato, die ich einmal in Marmor gehauen irgendwo gesehen hatte. Nur war deren Gewand nun doch noch ein wenig länger gewesen. Aber ansonsten. Perfekt! Sie war so hübsch! Ich grinste ein wenig schmierig und schaute ihr wieder in die Augen. “Also...also...mir gefällt es... ausgesprochen...huh...also...gut, gut!“ Ich räusperte mich schnell und gab Muckel einen Wink, den bereits lauernden Händler zu entlohnen. “Am besten du lässt es gleich an!“, schob ich noch entschlossener nach. Muckel setzte sich in Bewegung und murmelte etwas Unverständliches. Dann trat ich einen Schritt zurück und betrachtete sie noch einmal. “Wir müssen...!“, riss ich mich dann selber los und deutete in Richtung der Garküche. Was war ich für ein Glückspilz! Meine Sklavin war gescheit und schön und ich würde sie nicht verstecken müssen. Höchstens vor anderen. Und vor mir selbst, wenn ich sie noch weiter angaffte. [...]

    “Ich habe gesagt, dass du stillhalten sollst...,“ zischte mir mein Sklave neuerlich entgegen, nachdem ich eine halbe Drehung hingelegt hatte.


    Die Halle schien sich zu füllen und wie ich entdeckte, waren auch Massa und Serapio schon anwesend. Ich überlegte einen Moment winkend auf mich aufmerksam zu machen, doch bei zweiter Betrachtung erschien es mir dann doch ein wenig albern, weshalb ich es unterließ.


    “Bist du jetzt endlich fertig?“ wollte ich unwirsch wissen. “Das ist ja peinlich!“


    “Peinlich wird es nur, wenn es nicht gerichtet wird!“, stellte Muckel nüchtern fest, trat einen Schritt zurück und betrachtete sich sein Werk. “Jetzt kannst du endlich zu diesem Pupu eilen und dich vorstellen.“


    “Ach was!“ Ich winkte ab. “Und außerdem heißt er Bubu.“


    Ich sah das Grinsen, welches sich in Muckels Gesicht stahl, doch ich hatte ihm schon einmal eine ernsthafte Ermahnung gegeben, sich nicht mehr über diesen Spitznamen lustig zu machen. Eine Ehe war eine ehrenvolle Angelegenheit, auch wenn man den wirklichen Namen des Glücklichen überhaupt nicht kannte und auch noch nie sein Gesicht gesehen hatte. Dafür kannte ich halt Tante Drusilla um so besser, die sich wohl soeben anschickte, mich zu begrüßen. Schon aus dem Augenwinkel hatte ich eine himmelblaue, fahrende Wolke erspäht, die mich mit rauchiger Stimme ansprach. Ich begann über das ganze Gesicht zu strahlen, setzte mein bestes Lächeln auf und breitete ein wenig die Arme aus, um mich besser an an meine Tante anschmiegen zu können. Nur einen Moment versteht sich! Dann wich ich wieder zurück und ließ mich betrachten. Ja, es war wirklich schön hier an diesem Ort wieder einmal gesehen zu werden und dass ich gut aussah hörte ich immer gern.


    “Meine Reise war hervorragend, verehrte Tante!“, sagte ich noch immer unter einem Strahlen. “Sie war so lang wie sie beschwerlich war und doch stehe ich gesund und munter...also...“ Sie meinte doch die Reise nach Piräus? Oder meinte sie die Reise hier her? “Also...hier her war die Reise erfrischend und auch recht... kurzweilig und voller Vorfreude!“, sagte ich dann rasch im Anschluss und merkte selbst, wie mein Lächeln ein wenig ölig wurde. “Aber... du siehst wunderbar aus! Dieses Kleid ist ein Traum und du siehst darin aus wie... also... Venus wäre vor Neid ganz fahl...“ Ich nickte. Tatsächlich sah Großtante Drusilla um mindestens zwanzig Jahre jünger aus, doch in dieses Fettnäpfchen wollte ich mich dann doch nicht setzen. Immerhin sprach eine Frau nicht einmal indirekt auf ihre Alter an. Das machte man einfach nicht!

    Zwar kannte ich Nelia nun wirklich erst seit höchstens zwei Stunden, doch ich traute ihr durchaus zu, die Sache in den Griff zu bekommen. Immerhin hatte sie doch einen recht guten Eindruck bei mir hinterlassen. Bei genauerer Betrachtung war sie sogar weniger geschockt gewesen als ich es selbst über meinen Betrieb war. Auf ihren Dank hin, hatte ich abgewunken. Dank war nun wirklich nicht nötig. Höchstens ein guter und ausreichender Schluck Wein, um das aufgekommenen Magengrimmen zu vertreiben.


    Schon war ich auf dem Weg hinüber zur Garküche, als Nelia nun doch Bedenken außerte. Ich hielt inne, drehte mich zu ihr herum und musterte sie von oben bis unten. Gut, man sah ihr dann, dass sie gerade vom Markt kam, denn sie war ein wenig zerzaust und ihr Kleid war nicht das Beste, doch es war nur eine dumme kleine Garküche und kein Bankett. “Also...,“ hob ich an und kratzte mich am Hinterkopf, ehe mir etwas einfiel. “Mucke? Wie viel Geld haben wir noch? Ich meine, recht es für ein neues Kleid?“


    Muckel schürzte die Lippen und zählte ein wenig im dem kleinen Geldbeutel nach. Dann zuckte er mit den Schultern.


    “Gut,“, erklärte ich rasch und änderte mein Ziel, indem ich nun auf einen Laden zusteuerte, der Kleidungsstücke versprach. Einige Dinge waren bereits vor dem Laden ausgestellt. “Such dir etwas aus!“, sagte ich und machte eine großzügige Geste zum Eingang des Geschäfts hin.

    “Ich freue mich auf's Essen!“, gab ich unumwunden bekannt und betastete ein wenig meinen Bauch.


    Eigentlich war ich kein großer Freund der Schlemmereien, da ich selten in der Lage war das Verspeiste durch Bewegung wieder abzubauen. Eigentlich machte nur voll und träge und das war ein Zustand, den ich nicht sonderlich gut leiden konnte. Doch was tat man nicht alles für Tante Drusilla. Muckel stand neben mir, mitten im Atrium und rückte noch ein wenig meine Toga zurecht.


    “Halt still!“, befahl er mir dann.


    “Und auf meine Familie freue ich mich natürlich auch.“ Ich drehte mich ein wenig, dass er noch besser an mir herumwerkeln konnte.


    Ich war schon sehr gespannt, wer sich noch alles einfinden würde und noch gespannter war ich natürlich darauf, wen Tante Drusilla sich für den Stand der Ehe ausgesucht hatte. Ehe war für mich etwas Fremdes, was ich für mich selbst noch nicht offensiv in Betracht gezogen hatte. Obwohl ich es mir auch sehr schön vorstellte. Besonders die Vorstellung Vater zu werden hatte es mir immer wieder angetan, doch ich war jung und das alles hatte auch noch einen Moment Zeit. Ich stieß ein zufriedenes Seufzen aus und schaute mich um, ob es nicht jemanden zu erspähen gab.

    Ich war Massas Blicken gefolgt und konnte nicht umhin, ein wenig verlegen drein zu blicken. Nein, offenbar folgte mir die Unordnung noch immer auf Schritt und Tritt und es war mir bisher nicht gelungen, sie auszusperren. “Naja...also, ich bin bemüht,“ gab ich von mir und nickte dann auf seine Frage hin, ob ich die Pferdefiguren immer noch sammelte. Natürlich tat ich das und auf Märkten war ich immer hinter ihnen her. Einige waren sogar Spezialanfertigungen, auf die ich sehr stolz war. Irgendwie verstand kaum einer aus meiner Familie meine Leidenschaft, doch davon ließ ich mich nicht entmutigen. Es war mir nicht entgangen, dass Massa eigentlich 'Viecher' sagen wollte, doch ich schwieg einfach dazu. Es wäre auch nicht richtig, meine Sammlung nun ins Zentrum des Interesses zu rücken, wo wir uns so lange nicht gesehen haben.


    Es war gut zu wissen, dass auch Massa wieder hier war. Ich lauschte seinen Worten und empfand ein wenig Neid, selbst wenn ich mich wohl nicht beschweren konnte. Auch ich hatte inzwischen auf der Reise von Piräus hierher einiges von der Welt gesehen, auch wenn ich niemals in der Nähe der Kaiserin gewesen war. Nur mal in der Nähe der Kasernen der Segelsetzer. “Muckel! Verdünnten Wein!“, wies ich dann meinen Sklaven extra noch einmal an. Zwar hatte Massa diesen laut genug gewünscht, doch bei Muckel konnte man nie wissen. Mein Blick schwenkte zu ihm hinüber und tatsächlich machte er sich davon, um das besagte Getränk zu holen. Ich lachte gemeinsam mit Bruder, als dieser meinte, dass man auf See schlecht einen Boten fände und löchern würde ich ihn garantiert noch.


    Als er aber nach Frau und Arbeit fragte, verstummt mein Lachen und meine Stirn kräuselte sich ein wenig. “Ja, also... weißt du, in Piräus, da hatte ich nicht die Zeit für Frauen und Arbeit...also...ich versuche gerade mich ein wenig auf meine Betriebe zu stürzen...“ Etwas wage deutete ich auf die Papierstapel mit den Bilanzen. “Ich hatte schon überlegt, zu Livianus zu gehen, aber ich habe es noch nicht getan.“ Ein wenig neigte ich mein Haupt und ich kratzte mich an der frisch rasierten Wange. “Ich bin mir nämlich immer noch nicht so sicher, weißt du...“ erklärte ich dann zaghaft. “Ich meine, ich kann ja schlecht zum Militär gehen. Vielleicht ein wenig in der Verwaltung zu tun zu haben wäre wohl nicht verkehrt.“ Auch wenn die Ordnung meines Schreibtisches wohl nicht für mein Talent auf diesem Gebiet sprach. Muckel war zurück gekehrt und schenkte Massa den gewünschten Wein ein. Auch mir kredenzte er etwas davon und trat dann wieder einen Schritt zurück.

    Eine Herausforderung war es in der Tat. Wie konnte man sich dessen nicht bewusst sein, wenn man sich hier so umschaute und mehr und mehr schwante es mir, dass man wohl einen Hercules brauchte, um diesen Aufgaben allen nach zu kommen. Noch nie hatte ich mich mit der Planung von Verschönerungsmaßnahmen abgeben müssen und somit feierte ich heute meine Premiere. Nur gut, dass ich die Sklavin gekauft hatte. Ich war mir sicher, dass es ein wirklich glücklicher Zufall gewesen war, der mich an diesem Tag auf den Markt geführt hatte und ihr Lächeln fand ich nach wie vor bezaubernd. Dann drehte ich mich zu den beiden Sklaven herum.


    “Ulcus? Quix? Das hier...“ Ich deutete auf Nelia, “...ist meine Sklavin Nelia und was sie sagt, das... also... das werdet ihr machen, nicht wahr?“


    Das Lächeln der beiden wich einem recht tumben Ausdruck, doch glücklicherweise nickten nun beide.


    “Ihr folgt ihren Anweisungen und werdet euch nicht gegen sie stellen!“


    Das Nicken nahm noch etwas zu, ehe Nelia sich sogleich anschickte, ihnen die ersten Befehle zu erteilen. Ja, sie erschien wirklich recht tüchtig und es gab nichts, was ich mir selbst vorwerfen konnte. Mein Augenmerk glitt über ihre Gestalt. Von oben bis unten, bis ich an ihren nackten Füßen hängen blieb. Dann stutzte ich. War mir das entgangen? Offenbar, denn ich hatte anscheinend nur Augen für ihr Haupt und den bekleideten Teil ihres Körpers gehabt. Schließlich schwenkte mein Blick zu Ulcus hinüber, der eine Augenbraue erhoben hatte. Offenbar gefielen ihm Anordnungen, die über weibliche Lippen kamen nicht sonderlich gut, aber er würde ich schon noch fügen.


    Quix hingegen ging zögerlich zur Tür hinüber und begann an dem Sack herum zu nesteln, der den Eingang verhängte. Er war wirklich schmal und bestimmt würde man ihn noch ordentlich füttern müssen, damit er dem neuen Kundenansturm, den ich mir nach den Renovierungsarbeiten noch immer erhoffte, auch standhalten konnte.


    “Ich könnte mit denen die Therme dreimal am gleichen Tag besuchen und die beiden würden...,“ begann Muckel in einem nörgeligen Tonfall, doch ich unterbrach ihn, indem ich die Hand hob.
    “Nun sei nicht so ungnädig! Mit einem neuen Putz und ein wenig Vorwäsche wird es sicherlich gar nicht so schlimm!“, bemühte ich mich, meinen Sklaven zu besänftigen.


    Dann erhob ich mich von dem Schemel und patschte in die Hände. “So!“, hob ich an. “Ihr habt eure Anweisungen. Fegt hier noch ein wenig durch und macht die Regale schon mal gründlich sauber... morgen geht es los!“ Bis dahin war ja noch ein wenig Zeit und ich konnte mich noch ein bisschen von meinem Schock erholen. “Wir gehen jetzt!“, sagte ich an Nelia und Muckel gerichtet und ich machte mich Richtung Eingang auf. Bevor ich hindurch schritt, hob ich jedoch noch einmal einen Finger, da mir etwas einfiel. “Und sollte sich heute noch ein Kunde hierher verirren, seid so gut und bringt ihn nicht dazu mich verklagen zu wollen!“ Meine Schritten führten mich nun auf die Straße. “Mir ist nach einem Krug Wein!“, erklärte ich recht nüchtern klingend und deutete auf die kleine Garküche hin, die meiner Tonstrina gegenüber lag.

    Zitat

    Original von Appius Decimus Massa



    Langsam durchquerte ich das Atrium, lehnte mich an eine der Säulen und sah in den Himmel. Die Wolken zogen ungeachtet der Dinge die auf der Erde geschahen. Der Wind trieb sie vor sich her. Ein lauer Luftzug war zu spüren. Das Gemurmel, was sich mehr und mehr in den Vordergrund schob, war nicht vom Wind. Die Stimme kannte ich zu gut und die Stimmlage verriet seine Aufregung. Die Wolken standen nicht mehr im Mittelpunkt meiner Aufmerksamkeit. Ich löste mich von der Säule und wartete ab bis er im Atrium auftauchte. Trotz seiner Gehbehinderung war er flott unterwegs. Ich fuhr mir schnell durchs Haar. Ein flüchtiger Blick über meine „ Uniform“. He, wurde ich gerade flattrig? Das in meinem Alter. Ein tiefer Atemzug, Mensch war ich mit einem mal aufgeregt. Das ist nur dein kleiner Bruder ging es mir durch den Kopf. Na und? Gerade weil es mein kleiner Bruder war. Ein unbeteiligtes Gesicht war nicht drin. Strahlend kam ich hinter der Säule vor, durchmaß mit großen Schritten das Atrium. „ Casca, ich freue mich dich zu sehen.“ Überschwängliche Freude meinerseits, ließ mich ihn in die Arme zu schließen. Ungeachtet der Tatsache, dass er kein abgehärteter Seemann war, drückte ich ihn fest an mich und klopfte ihm freudig auf den Rücken. Das musste er ab. „ Hast du Muckel geärgert oder war dein Rasiermesser stumpf.“ Die Kratzer waren nicht zu übersehen. Was er angestellt hatte entzog sich meiner Kenntnis. Von ihm gelöst, musterte ich ihn von oben bis unten. „ Gewachsen bist du nicht. Deine Kleidung trägst du wie immer. Was hast du an Neuigkeiten zu bieten.“ Aber eh er hier im Atrium anfing, machte ich einen Vorschlag. „ Wie wär‘s, wenn wir uns setzen? Triclinum oder dein cubiculum?“ Bevor eine Antwort über seine Lippen kam, orderte ich für uns verdünnten Wein und die Rester von gestern Abend. Mal sehen was übrig geblieben war.“ Na, wo platzieren wir uns?“ aufmunternd klopfte ich ihm gegen die linke Schulter. War ich nicht nett? „ Kräftiger bist du auch nicht geworden.“ Stellte ich amüsiert fest.



    Da war er auch schon und das Lächeln in meinem Gesicht nahm noch um eine Nuance zu. Massa kam direkt auf mich zu und schloss mich in die Arme. Das ließ ich mir nur zu gern gefallen und wie ich feststellte war er noch immer der kräftige große Bruder, den ich immer gekannt hatte. Ich hatte ihn wirklich vermisst.


    “Und wie ich mich erst freue!“, bekam ich trotz der herzlichen Umklammerung heraus und ich ließ mir kräftig auf den Rücken klopfen. Auch ich hatte meine Hand erhoben und tappte damit auf Massas Schulter herum. “Du weißt doch, mein Muckel ist kein Mann des Messers,“ erklärte ich schnell und fasste mir vorsichtshalber noch einmal prüfend an mein Kinn, an dem man die Spuren der Rasur wohl doch noch gut ablesen konnte. Über meine Schulter hinweg warf ich einen Blick nach hinten, zu einer der Säulen, bei der besagter Sklave stand. Nein, definitiv kein Mann des Messers, doch über diesen Umstand war ich auch sehr froh. Dann breitete ich ein wenig die Arme aus und ließ mich mustern. Natürlich war ich nicht gewachsen. Diese Zeiten waren vorbei und zu meinem Leidwesen würde ich wohl niemals größer werden als ich bereits war und meine Kleiderpräferenz hatte sich auch nicht verändert. Ich mochte es gerne praktisch und wie im Augenblick meine Tunika bescheinigte, auch unkompliziert.


    “Neuigkeiten!“, entfuhr es mir dann und ich winkte unter einem leisen Lachen ab. “Mutter ist wieder ganz die Alte und erfreut sich der best...“ Weiter kam ich mit meinem aufkeimenden Redefluss nicht, denn Massa unterbreitete mir den Vorschlag, dass wir uns doch setzten könnten. Eine wunderbare Idee, denn mein Bein war noch immer ein wenig von der Reise gereizt. Von den ungezählten Blasen an und unter meinen Füßen gar nicht zu reden.


    “Am besten gehen wir in mein Cubiculum, da sind wir ungestört... Naja... falls es dich nicht stört, dass ich noch gar nicht ausgepackt habe...“ Mit der Hand deutete ich in die Richtung, in der mein Zimmerchen lag, doch dann zog sich eine meiner Augenbrauen in die Höhe. Ich war nicht kräftiger geworden? Ein etwas dümmliches Grinsen erschien auf meinen Lippen und ich wendete mich Massa zu. “Ich war noch nicht wieder in den Thermen um ein wenig zu trainieren,“ sagte ich dann etwas leiser und entschuldigend. “Doch ich finde schon, dass...“ Ich nahm meinen Arm in die Höhe und spannte meinen Bizeps ein wenig an. “Also...ich finde ganz so übel ist das jetzt nicht....“ Testweise kniff ich mit den Fingern meiner linken Hand in den angespannten Muskel. “Naja...ist ja auch nicht so wichtig,“ entkam es mir dann und ich nahm den Arm wieder herunter. Dann lächelte ich wieder und machte eine einladende Geste. “Aber jetzt kommst du erstmal mit mir mit!“, sprach ich vereinnahmend und schritt ein wenig hinkend voran in mein Cubiculum.

    In meinem Cubiculum standen noch immer die Kisten und Truhen von meiner Reise gestapelt in der Mitte. Eine der Truhe war bereits geöffnet und einige Kleidungsstücke hingen heraus. In den Regalen an den Wänden war meine Pferdefigurensammlung untergebracht, die man aus den Wirren der Bürgerkriegsunruhen aus dem Stall hatte retten können. Auf dem Bett lagen einige unordentlich arrangierte Decken und Kissen und einige Rollen Pergament hatten sich auf dem Schreibtisch versammelt. Seit meiner Ankunft hatte ich versucht, einige Dinge gleichzeitig zu machen, doch wie immer war ich an meinem eigenen Tatendrang gescheitert und hatte nichts als Unordnung hinterlassen. “Ja!“, entkam es mir und ich schaute meinem Bruder erwartungsfroh entgegen. “Wie kommst du nach Rom? Seit wann bist du hier? Wie lange bleibst du? Und warum hast du mir nicht geschrieben? Warst du sehr beschäftigt?“ Das waren nur die ersten naiven Fragen, die mir in den Sinn kamen. Freudigen Schrittes ging ich auf einen der bequemen Stühle zu und deutete dann Massa an, es mir nach zu tun. Hinter uns kam Muckel durch die Tür, doch er hielt sich im Hintergrund und fiel gar nicht auf.

    [Blockierte Grafik: http://www11.pic-upload.de/25.06.14/7f7khtrj3nlz.jpg] | Ephialtes


    Ungeachtet dessen, dass in der Tunika des Mannes vor der Tür noch etwas herum kroch, nickte Ephialtes. Noch ein neuer Decimer? "Ich werde nachfragen lassen, ob der Hausherr zu sprechen ist...," sagte er dann und öffnete die Tür so weit, dass der andere ins Atrium eintreten konnte. Dann gab er Silas ein Zeichen, der sich auch sogleich auf den Weg machte.

    [Blockierte Grafik: http://www11.pic-upload.de/25.06.14/7f7khtrj3nlz.jpg] | Ephialtes



    Ephialtes war nahe der Türe, also konnte auch sogleich öffnen. "Salve, du wünschst?", fragte er nach, nachdem das Türblatt weit genug aufgeschwungen war. Sein Blick fiel auf einen Mann, der offenbar mit seiner Tunike zu schaffen hatte. Oder mit etwas was darunter war. Eine Augenbraue des Ianotors hob sich ein wenig erstaunt in die Höhe, während der Rest der Miene zwischen Ernst und Verwunderung schwankte.

    Ich lächelte als meine Sklavin auf mich zu trat und meinte, dass ich mich nicht sorgen müsse. Doch dann verzog sich mein Gesicht bei der Aussicht hier gar noch selbst Hand anlegen zu müssen. Deshalb linste ich zu Muckel hinüber, der ein wenig die Schultern hängen ließ. Er war gewiss kein Heimwerkerkönig, ebenso wenig wie ich selbst einer war. Meine Stirn runzelte sich beim Gedanken daran, dass die benannten warmen Farben für das ultimative Urlaubsgefühl der Kunden von den eigenen Händen aufgetragen werden mussten. Es gefiel mir nicht recht, doch ich schwieg dazu.
    Ob ich einmal aufschreiben könnte?


    “Sicher...“ Ich zückte den Stilus und setzte ihn an das Wachs der Tabula und beobachtete, wie meine Sklavin wieder irgendetwas an ihren Fingern abzählte.


    Eine interessante Technik. Sie diente wahrscheinlich dem Memorieren. Doch dann begann ich zu schreiben. Starke Männer zum Ausräumen, schauen was zu brauchen ist, Reste entsorgen, ausräuchern, lüften, streichen... Ich pustete Luft über meine Lippen und setzte den Stilus ab, während ich Nelia entgegen schaute.


    “Schön und sauber...“ Ich konnte nicht anders, ich musste mich noch einmal umsehen. Meine Fantasie reichte einfach nicht aus, wie ich befürchtete. Zumindest meine Sklavin aber schien ein Ausbund an Motivation zu sein. Und nicht nur das. Sie hatte Durst und lächelte aufmunternd, während sich mit der Hand ein wenig verloren durchs Haar strich. Meine Tonstrina hatte ich mir wirklich anders vorgestellt. Schön und ansehnlich, auch ohne noch großartig Hand anlegen zu müssen.
    “Hoffen wir das Beste...,“ sagte ich ein wenig fatalistisch und winkte Muckel heran, dem ich die Tabula seufzend übergab.


    “Diese riesige Mensch...dieser....dieser...Primat, wie du sagstest...,“ begann Muckel.
    “Ulcus...,“ ergänzte ich.
    “Ja, Ulcus...er könnte hier alles wegräumen und der andere der hilft beim Streichen!“


    Ich schaute Muckel an und ließ mich auf diesem elenden Hocker ein wenig hängen.


    “Überschlag, wie viel wir von allem brauchen und rechne es zusammen!“, befahl ich meinem Sklaven, ehe es hinter uns wieder rumorte. Ich fuhr herum.


    Ulcus stand wieder im Raum. Quix war neben ihm. Beide lächelten wie die Honigkuchenpferde und wie ich feststellte hatten sie sich gekämmt, auch wenn sie immer noch die selben untragbaren Tuniken anhatten.


    “Und rechne die Rundumerneuerung für diese beiden da dazu!“ Dann wendete ich mich an Nelia. “Die werden hier aufräumen und dir beim Streichen helfen!“, sagte ich fest und deutete mit dem Finger auf die besagten Figuren. “Und dann wirst du sie neu einkleiden und... irgendwas mit ihren... Haaren machen!“ Was genau war mir egal, doch ich dachte ans Stutzen, denn über Haar verfügten sie nun doch mehr als reichlich.