Am Albaner See - die Hochzeit der Großtante Drusilla

  • Still und unberührt liegt der Albaner See im winterlichen Dunst, seine Oberfläche von einem leichten Schimmern überzogen als wäre das Wasser gefroren. Auch das Land ringsum ist erstarrt in der Kälte, alle Bewegungen sind langsam und bedacht als müsste die Natur mit ihrer Energie gut haushalten. Alles Leben hält inne, kommt zur Ruhe und wartet still und leise auf das Ende des Winters.


    Alles Leben? Nein! Ein von Großtante Drusilla besetztes Anwesen hört nicht auf, dem eindringenden, eintönigen Winter Widerstand zu leisten!


    Dieses Anwesen liegt an den sanften Hängen die das Wasser umgeben, so dass es im Sommer nicht allzu weit zum Planschen ist, man aber trotzdem einen guten Blick über den See genießen kann. Seit Wochen schon werden unzählige Ladungen Holz herangekarrt, unzählige Kisten mit allen möglichen Waren, eine neue Lieferung Sklaven, und natürlich auch immer wieder neue Künstler. Drusilla liebt Künstler, deswegen hat sie sich viel Zeit gelassen mit ihrer Auswahl. Und das Essen musste natürlich auch mehrmals probegegessen werden. Denn gutes Essen liebt Drusilla auch.


    Außerdem liebt Drusilla Caius Bacillus Ambustus, genannt "Bubu". Und da Drusilla es sich in ihrem Alter wahrlich verdient hat auch endlich mal einen Mann zu heiraten, den sie liebt, wird sie am heutigen Tag genau das tun. Natürlich wäre Großtante Drusilla nicht Großtante Drusilla wenn sie dieses Ereignis nicht groß im Kreis ihrer Familie feiern würde (auf die urrömische Gepflogenheit, die Hochzeit im Haus der Braut zu beginnen und im Haus des Bräutigams zu beenden, kann Drusilla in ihrem Alter getrost verzichten). Aus diesem Grund hat sie ihre Familie von Nah und Fern eingeladen und viele sind auch gekommen. Beinahe alle Gästezimmer des Anwesens sind belegt (ein paar Bacillier sind natürlich auch da), die Sklaven schaufeln wie verrückt Holz, um die Hypocausthen mit heißer Luft zu füllen, und die Küchensklaven sind schon am rotieren (was in Großtante Drusillas Haushalt aber nicht ungewöhnlich ist).


    Manche Gäste sind gemeinsam angereist, manche haben sich am Vorabend schon bei einem Essen im Kreis der Familie getroffen, manch einer hat am Morgen erst sein Zimmer bezogen und gerade noch genug Zeit, sich für den großen Abend vorzubereiten.


    Dieser große Abend, der genau genommen am Nachmittag beginnt, beginnt … genau hier und genau jetzt!

  • Losgelöst von Zeit und Raum, so lag das Anwesen meiner Großtante Drusilla an den Gestaden des Albaner Sees. Wie schwebend über dem silbrigen Spiegel. Was in Rom geschah, geschehen war oder geschehen würde, schien hier keinerlei Bedeutung zu haben, ja, nicht einmal eines Gedankens wert zu sein.


    Borkan und ich waren am Vormittag angekommen, und meine Großtante hatte uns in dem ganzen Trubel rasch begrüsst. (Ohne mit der Wimper zu zucken. Entweder es hatte sie nicht schockieren können, oder sie war mit den Gedanken schon bei ihrer Vermählung.) Ich war ja ungemein gespannt auf den Bräutigam. Man hörte da so einiges Gemunkel, und, bei aller Zurückhaltung, es klang alles danach, als habe Drusilla da eine recht ausgefallene Wahl getroffen.
    Wir hatten ein Zimmer bezogen, uns in Schale geworfen (um hier eine gute Figur zu machen, hatte ich in Rom einen angesagten Schneider zu uns bestellt, der Borkan und mich von Kopf bis Fuß neu eingekleidet hatte), und dann, da noch Zeit war, einen kleinen Spaziergang am Seeufer unternommen. Jetzt waren wir auf dem Rückweg.


    Das Gras unter unseren Füssen war zart bereift, und knisterte bei jedem Schritt ganz leise. Wir gingen Hand in Hand. Ich lächelte Borkan zu, und verspürte ein flaues Gefühl im Magen dabei. Ihn meiner Familie vorzustellen, das war nun mal... ein gewagter Schritt. Aber ich war Lügen, Verstellungen und falscher Fassaden einfach so unendlich überdrüssig. In meinem privaten Leben wollte ich nichts mehr davon haben. (Oder sagen wir besser: so wenig wie möglich.)
    "Du siehst so fabelhaft aus, mein Liebster!" Allerdings. Wie ein wunderschöner Falke mit schimmerndem Gefieder aus einem Märchen aus dem Morgenland.
    "Hast du... dir schon was überlegt?" fragte ich ihn. Am Vortag hatte ich nämlich gemeint, dass wir 'vielleicht', um 'meine Familie nicht gleich zu überfordern', die 'sehr lieb und freundlich und offen' sei, aber 'in gewissem Sinne natürlich auch eher traditionell', dass wir uns also etwas überlegen sollten, was wir ihnen erzählen könnten, wenn die Rede darauf käme, was Borkan denn beruflich so machte...

  • Heute Morgen angekommen, hatte ich mich gleich nach der obligatorischen Begrüßung ins Balneum geflüchtet. Mir war kalt und meine Laune miserabel. Ich versuchte die letzten Tage auszublenden. Ein Sklave, Philon, klebte fortan wie eine Klette an mir. Er ölte, schruppte, massierte, verlor dabei kein Wort. Ich nahm es wohlwollend zur Kenntnis, mir war nicht nach reden. Nach dem entspannten Bad im Balneum klarte es bei mir etwas auf.
    Sauber und erfrischt saß ich ungeduldig vor dem Bronzespiegel. Von meiner letzten Fahrt hatte ich ein wunderbares Duftwasser mitgebracht. Eine kleine Viole, es waren nur ein paar Tröpfchen nötig. Ich schnupperte mit leicht erhobener Nase. Genau das passte heute. Ein frischer Duft nach Zitrus, Jasmin, dem holzig-erdigen Duft des Vetiver, Minze und Muskat, das alles wird von einer Note Labdanum, Zeder und Sandelholz getragen. „ Verflixt.“ Zischte ich erbost und warf das Messer ins Becken, das es schepperte. Philon rollte mit den Augen. Zerreißen konnte er sich noch nicht. Mit geübten Handgriffen legte der ausgeliehene Hausklave die Tunika und den Stoff für die Toga faltenfrei auf dem Bett ab. „ Philon, wird’s heute noch?“ rief ich ungeduldig. Als letzter auf der Bildfläche zu erscheinen war nicht mein Wunsch. Philon nahm’s gelassen. Das Rasiermesser hatte er abgewischt und auf einem Stück Leder abgezogen. Vorsichtig begann er den Bart auszurasieren. Das schabende Geräusch, ein leichtes Brennen an den Stellen, die er bearbeitet hatte. Ich verzog das Gesicht. Sofort hörte er mit dem Schaben auf. „ Ist das richtig geschärft?“ fragte ich bissig. „ Ja, Dominus.“ Antwortete Philon, ruhig und begann unbeirrt von neuem zu schaben. Endlich fand das Drama ein Ende. Mit kaltem Wasser versuchte ich das Brennen zu mildern. Mein Gesicht leuchtete sicherlich rot wie ein Pavianhintern. Ein prüfender Blick in den Bronzespiegel. Zum Glück nur leicht gerötet. Bis ich die Toga angelegt hatte war hoffentlich nichts mehr von dem Martyrium zu sehen. Eine Tunika aus dünnem Leinen, darüber eine dunkelgrüne Tunika aus fein versponnener Wolle und darüber legte Philon geschickt die Toga zurecht. Falte für Falte, war das zermürbend. Die letzten Feinheiten. Prüfend ging er um mich herum zupfte an einer der Falten. „ Es reicht.“ Knurrte ich. Was für eine Tortour für eine Heirat. Lieber ein Schiff versenken, als einer Hochzeit beiwohnen. Stell dich nicht so an, es ist nicht deine Hochzeit, du bist nur Gast, Appius. Für wen putzte ich mich eigentlich so heraus? Für Großtante Drusilla. Sie hielt die Familie zusammen, vor allem holte sie sie zusammen. Um mir nicht vorwerfen zu lassen, ein verrohter Seemann zu sein. Ging ich heute ganz als kultivierter Militär, natürlich nicht in meiner Dienstkleidung. Der Anlass gebot Toga. Ich trug sie selten, fast nie. Später als Veteran vielleicht öfter. Ein unzweckmäßiges Kleidungsstück für meine Begriffe. „ Die Geschenke!“ mit der nötigen Vorsicht, die Toga nicht aus der Form zu bringen, drehte ich mich zum Bett. Eine kleiner Flacon aus Glas, gefüllt mit einem schweren süßlichen Duft aus Syrien und ein kleines Vermögen im zweiten „Päckchen“. Reine Seide, getauscht gegen Bernstein aus dem Norden. - Geschenke dir ich IHR, wenn nötig zu Füße gelegt hätte. Meine Gedanken drifteten ab. Ich sah sie vor mir, wie Sie mir entglitt, unerreichbar für mich. Weg, geh weg, lass mich.- Ich schüttelte unwillig den Kopf. Ein paar Schweißperlen standen mir auf der Stirn. Schnell waren sie mit einem Tuch abgetupft. Hier und jetzt, die Albaner Berge, die Geschenke Duft und Seide. War es übertrieben? Ja, war es ganz und gar, aber es machte mir nichts aus. „ Lass uns gehen.“ Philon trabte hinter mir her. Er trug die Geschenke und ich die Ungewissheit, ob sie gefallen fanden. Mit Eleganz und der nötigen Gelassenheit ging es dem Höhepunkt des heutigen Tages entgegen. Gelassenheit, hoffentlich war genug davon da den Funken Nervosität und Gereiztheit zu überspielen, der in mir steckte.

  • Oh ja ich hatte diesem Tag entgegengefiebert voller Vorfreude und voller Furcht, was wäre wenn..
    Ja was wäre wenn seine Familie mich ablehnen oder gar aus dem Haus werfen würde?
    Wenn sie mich schneiden, einfach nicht beachten würden? Würde ich dann von ihm verlangen sich zu entscheiden zwischen mir und den seinen? - Nein das würde ich nicht, ich würde mich wohl wie ein geprügelter Hund in unserer Nest zurückziehen und dort auf seine Rückkehr warten.


    All diese Gedanke´n waren es, die mir seit Tagen nun schon im Kopf herumgeisterten. Die frische klare kalte Luft war es, die mir so gut tat so bekam ich den Kopf wenigstens für ein paar Augenblicke frei und ich genoss jene Augenblicke in denen ich ihn noch für mich haben konnte, bald schon würde ich ihn teilen müssen, war er doch gerade erst in den Schoss seiner Familie zurückgekehrt, sicher würden sie ihn in Beschlag nehmen würden so viel von ihm wissen wollen..


    Ich sah an mir herunter sah mich in Gewändern, wie ich sie noch nie vorher getragen hatte – oh ja Serapio hatte nicht gespart – niemand der mich so sehen würde, würde auf den Gedanken kommen, das ich eigentlich ein fast mittelloser Freigelassener war.
    So schenkte ich ihm also ein Lächeln. „Danke.“ ich sagte nur dieses kleine Wort obwohl ich hätte noch so viel mehr sagen können, aber meine Worte reichten nicht dazu aus um auszudrücken was ich fühlte – dies aber zeigte ich ihm so oft ich es vermochte, wenn wir allein waren. In jenen Stunden, ja da bedurfte es keiner Worte.
    „Nun ich dachte daran, das wir deiner Familie erzählen, dass … das ich also das ich... ein Verkäufer exotischer Waren bin.“ zumindest kam dies dem womit mein Geld verdient hatte sehr nahe. „Ich hoffe nur, dass keiner deine Familie Kunde bei uns war.“ sprach ich eben jenen Gedanken aus, der mir Unbehagen bereitet. Schließlich war in Rom der Besuch eines Lupanars nichts verwerfliches – im Gegenteil es gehörte zum Alltag dazu.

  • Ein Verkäufer exotischer Ware – "Das ist gut!" Ich lächelte ihm liebevoll zu, das war unverfänglich, und wirklich nicht allzuweit entfernt von der Wahrheit.
    "Bestimmt nicht." behauptete ich, auch wenn es mehr ein Hoffen war, "Und selbst wenn..." würden sie dich gar nicht erkennen, hier in diesem ganz anderen Rahmen, ganz anders gekleidet... wollte ich schon sagen, aber ich glaubte es nicht wirklich, denn Borkan war (für mich, und damit ganz klar auch in den Augen aller anderen) so ein strahlender Stern und so ein umwerfend heißer Geliebter, so leidenschaftlich und schön, so einfallsreich, so herrlich zügellos, dass man ihm einfach verfallen musste und dass keiner, niemand der je mit ihm zu gehabt hatte – oder gar mit ihm geschlafen hatte... (hier bissen meine Zähne mit einem leisen Knirschen fester aufeinander...) - ihn jemals vergessen könnte. "...würden sie mich nur um so mehr beneiden."
    Anderes Thema, schnell...


    "Weißt du was," plauderte ich, während wir den Hang hinauf auf das Landhaus zu schlenderten, "wir könnten doch tatsächlich so ein Geschäft aufmachen. Mit Importware aus Antiochia zum Beispiel. Da ist ne große Gewinnspanne möglich, und dich würden die syrischen Händler bestimmt weniger übers Ohr hauen als mich..." schlug ich ihm strahlend vor. Eigentlich war ich gar nicht scharf auf so einen Laden (zu viel Rechnerei und Listen und Papruskram dabei) es ging es mir nur darum, dass ich ihn unterstützen wollte, einen guten Verdienst ausserhalb des Milieus zu haben. Damit er nur ja nicht auf die Idee käme, sich dem wieder zuzuwenden. Ich wollte auch vermeiden, ihm zu diesem Zweck ständig Geld zuzustecken, weil ich ihn nicht beschämen wollte. Aber so ein Geschäft, oder etwas in der Art, das wäre eine gute Lösung. Hm... mein Blick schweifte über die Villen am Seeufer, eine schöner als die andere. Ein Leben als Gutsherren, das wäre auch eine Möglichkeit.
    "Oder was meinst du mi corazon? Ist nur eine Idee. Wir können auch was ganz anderes machen. Pferde züchten auf dem Land. Oder... - Was du willst. Wovon du träumst."
    Ich wandte mich ihm ganz zu, legte ihm die Hände auf die Schultern und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen.
    "Sag mir," flüsterte ich, bis über beide Ohren verliebt, oder vielleicht war es auch ein Säuseln, wie der Wind überm Schilf, so berauscht war ich von ihm, so vollkommen hin und weg... "...wovon träumst du?"




  • “Ich freue mich auf's Essen!“, gab ich unumwunden bekannt und betastete ein wenig meinen Bauch.


    Eigentlich war ich kein großer Freund der Schlemmereien, da ich selten in der Lage war das Verspeiste durch Bewegung wieder abzubauen. Eigentlich machte nur voll und träge und das war ein Zustand, den ich nicht sonderlich gut leiden konnte. Doch was tat man nicht alles für Tante Drusilla. Muckel stand neben mir, mitten im Atrium und rückte noch ein wenig meine Toga zurecht.


    “Halt still!“, befahl er mir dann.


    “Und auf meine Familie freue ich mich natürlich auch.“ Ich drehte mich ein wenig, dass er noch besser an mir herumwerkeln konnte.


    Ich war schon sehr gespannt, wer sich noch alles einfinden würde und noch gespannter war ich natürlich darauf, wen Tante Drusilla sich für den Stand der Ehe ausgesucht hatte. Ehe war für mich etwas Fremdes, was ich für mich selbst noch nicht offensiv in Betracht gezogen hatte. Obwohl ich es mir auch sehr schön vorstellte. Besonders die Vorstellung Vater zu werden hatte es mir immer wieder angetan, doch ich war jung und das alles hatte auch noch einen Moment Zeit. Ich stieß ein zufriedenes Seufzen aus und schaute mich um, ob es nicht jemanden zu erspähen gab.

  • Ich klappte erst mal den Mund auf und wieder zu, Serapio schaffte es doch immer und immer wieder mich zu überraschen. Eben war doch noch eine Idee gewesen, was wir seiner Familie über mich erzählen würden und schon wurde es zu so viel mehr. Ich – Borkan – ich sollte ein Geschäft mit ihm zusammen haben? Nur ganz langsam drang es in meine Gedanken vor und breitete sich darin aus. Dieser Gedanke formte sich zu einem Bild, das von Moment zu Moment deutlicher wurde. Ich sah mich schon in Mitten der vielen exklusiven Waren und wie ich sie an die Frau oder eben den Mann brachte – denn wenn ich was konnte, dann war es verkaufen.


    Auch in meinem Gesicht konnte man wohl nur zu deutlich erkennen, was in meinen Gedanken ablief – vom ungläubigen Blick – über Staunen – bis hin zu einem breitem Grinsen.


    Dennoch gab es auf seine Frage für mich nur die eine Antwort. „Von dir!“ sagte ich, bevor sich meine Lippen auf die seinen senkten und ich ihn dann stürmisch umarmte. „Von dir und von deinen verrückten Ideen.“ sagte ich lachend, als sich meine Lippen von den seinen lösten. „Aber so verrückt es auch klingen mag so ein kleines Geschäft in Rom, mit Waren aus allen Ländern des reiches ja das könnte ich mir durchaus vorstellen.“


    Das er mir damit auch gleichzeitig die Möglichkeit gab, abseits den Lupanar mein Geld zu verdienen, wurde mir erst jetzt bewusst und verstärkte mein Lachen nur noch – nicht das ich Morrigan nicht mögen würde, aber wenn es jemand verstehen würde, dann wohl sie – ein Leben abseits der Subura? Ein Traum – definitiv ein Traum.


    „Ich würde gern in deinem Geschäft für dich arbeiten.“ sagte ich schließlich, denn dass war ja wohl klar – also zumindest für mich, er würde das Geschäft besitzen und ich würde mein möglichstes tun, das es laufen würde.

  • [Blockierte Grafik: http://www11.pic-upload.de/22.01.15/9gup5cn18azr.jpg] Großtante Drusilla


    Wenn es an diesem Tag jemanden gibt, den man nicht erst aus der Menge erspähen muss, dann ist das Großtante Drusilla. Sie überragt einfach alle, auch wenn sie nicht besonders groß ist. Doch ihre Aura ist geradezu übermächtig. Und auch Drusilla späht nicht lange herum: sie sieht einen ortsbekannten VIP, schreitet majestätisch auf ihn zu und begrüßt ihn gönnerhaft in ihrem kleinen, bescheidenen Häuschen; sie sieht einen lieben Verwandten, sie rauscht auf ihn zu und begrüßt ihn herzlich.


    Auch Casca ist davor nicht sicher.
    „Cnaeus!“ schallt ihre Stimme (die sowieso recht tief und dazu von vielen Stunden orientalischem Rauchkraut ein bisschen rau ist) durch den halben Raum. Ihr himmelblaues Kleid wallt um sie herum als sie auf ihn zurauscht und die Arme ausbreitet um ihn zu begrüßen. „Cnaeus! Wie schön dich zu sehen! Bei der gütigen Magna Mater, gut siehst du aus mein Junge! Hattest du eine gute Reise?“

  • Von mir! träumte er, und ich schmolz förmlich dahin, als er mir das so liebevoll, so ehrlich, so selbstverständlich sagte, ich versank in diesem Kuss, lachte mit ihm, legte ihm eng den Arm um die Schulter als wir zusammen weitergingen. "Du bist das allerallerbeste was mir je passiert ist!" hauchte ich ihm hingerissen ins Ohr, und begann gleich Pläne zu schmieden:
    "Abgemacht! Aber es muß dann schon unser gemeinsames Geschäft sein." Letztendlich würde es natürlich seines sein – allein schon weil ich als Angehöriger des Ordo Senatorius nur bäuerliche Waren verkaufen durfte – aber das würde ich ihm Schritt für Schritt beibringen, damit er... naja... nicht das Gefühl bekam ich wolle ihn sozusagen... kaufen.
    "Wenn wir zurück in der Stadt sind, lass uns gleich auf die Suche nach Geschäftsräumen gehen! Hm... die Trajansmärkte sind natürlich eine schöne Adresse, oder beim Porticus Liviae..." Das war noch nobler. "Flußspatkelche! Unbedingt! Und Elfenbeinschnitzereien, Pelzwerk, mauretanische Teppiche und ägyptische Lampen, Parfum, Silphion und Citrusholzmöbel..." schwärmte ich locker vor mich hin, während wir uns dem Haus näherten,
    "Weißt du was auch toll wäre: ein Laden, in dem jede exotische Provinz... mit einem eigenen Bereich vertreten ist, der dann auch stilistisch so aussieht, vielleicht noch mit Sklaven, denen man die Herkunft von dort ansieht, in ihren traditionellen Klamotten, die dann dort bedienen... "


    Unternehmungslustig, und für den Moment zum Glück auch abgelenkt von den Gedanken 'was wird die Verwandschaft sagen', spazierte ich zusammen mit Borkan in die Villa, mitten hinein in die Festgesellschaft, sah mich um und erblickte gleich Massa, der sich ordentlich in Schale geworfen hatte, und eine ganz vortreffliche Figur machte.
    "Ah, da ist mein Cousin Appius Massa." meinte ich zu Borkan, "Der aus Piräus, der mit dem ich in Ägypten gedient habe, und der jetzt Kapitän ist, weißt du. - Und da drüben, der gerade mit Großtante Drusilla spricht, sein kleiner Bruder Casca."
    Lächelnd ging ich auf Massa zu und begrüsste ihn freudig.
    "Salve Compagnero, ich freu mich dich zu sehen! Noch nicht fortgesegelt, gut! Wie geht es dir?" Ich umarmte ihn, und bemerkte dabei, dass er auch ganz vortrefflich roch. Ich selbst duftete heute nach Zimtöl, und trug eine todschicke lavendelfarbene Toga, silberdurchwirkt zur Feier des Tages (und schon wieder aus dem Faltenwurf geraten, diese Mode war einfach nicht für hispanisch geprägte Umgangsformen gemacht). Man hätte ja meinen können, dass ich nach der Zeit im Tempel keinen Sinn mehr für äusserliches Gepränge gehabt hätte, doch das Gegenteil war der Fall, nur zu gerne hatte ich die grobe, gleichmacherische Leinenkluft wieder gegen ein geschmackvolles Äusseres eingetauscht.
    Mit klopfendem Herzen griff ich nach Borkans Hand.
    "Und dies hier ist... hier lernst du nun endlich... meinen Freund Borkan kennen." stellte ich ihn Massa vor. Natürlich hatte ich ihm auch schon von Borkan vorgeschwärmt, aber zum Kennenlernen hatte es noch keine Gelegenheit gegeben, und so war mein Lächeln mit einem Mal ein gutes Stück nervöser – hoffentlich waren sie sich sympathisch, hoffentlich würde mein Held von Tasheribat mir auch heute im Familienkreise bei dieser ganz anderen Art von Gefecht beistehen.



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    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Messalina war eine der Gäste, die erst am frühen Morgen am Tag der Hochzeit anreiste, nicht weil sie es nicht vermochte, aber ihre oberste Pflicht waren nun mal ihre vestalinischen Aufgaben gewesen. Wenn auch diese hätte schnell vergessen werden können, weil Großtante Drusilla zur Hochzeit eingeladen hatte. Es gab nämlich nichts Wichtiges, nicht einmal den Erhalt des Pax Deorum als Großtante Drusilla mit einem Besuch zu beehren. Sie war die Diva der Decimer und allseits am meisten geliebte Verwandte.


    Im Gegensatz zu den vielen anderen Decimer begab sich Messalina samt Personal allein zum Landhaus. Die Reise war lang, eigentlich nicht, doch für Messalina schon. Hatte sie vergessen wie mühevoll so ein paar Meilen seien konnten. Der ständige Aufenthalt im Atrium Vestae hatte gar ihr Zeitgefühl fast verfremdet. Doch der Gedanke daran, dass sie später Drusilla umarmen konnte, ließ den Wagen auf den Steinen wie ein Gleiten auf den Wolken wirken.


    Ach ja, ganz wichtig natürlich. Der Wagen war größtenteils mit Geschenken versehen. Jedoch nicht so viele wie Onki sie hatte, der bestimmt wieder mit dermaßen vielen Geschenken ankam, dass wegen Überfüllung alle draußen zu nächtigen hatten.

  • “Ich habe gesagt, dass du stillhalten sollst...,“ zischte mir mein Sklave neuerlich entgegen, nachdem ich eine halbe Drehung hingelegt hatte.


    Die Halle schien sich zu füllen und wie ich entdeckte, waren auch Massa und Serapio schon anwesend. Ich überlegte einen Moment winkend auf mich aufmerksam zu machen, doch bei zweiter Betrachtung erschien es mir dann doch ein wenig albern, weshalb ich es unterließ.


    “Bist du jetzt endlich fertig?“ wollte ich unwirsch wissen. “Das ist ja peinlich!“


    “Peinlich wird es nur, wenn es nicht gerichtet wird!“, stellte Muckel nüchtern fest, trat einen Schritt zurück und betrachtete sich sein Werk. “Jetzt kannst du endlich zu diesem Pupu eilen und dich vorstellen.“


    “Ach was!“ Ich winkte ab. “Und außerdem heißt er Bubu.“


    Ich sah das Grinsen, welches sich in Muckels Gesicht stahl, doch ich hatte ihm schon einmal eine ernsthafte Ermahnung gegeben, sich nicht mehr über diesen Spitznamen lustig zu machen. Eine Ehe war eine ehrenvolle Angelegenheit, auch wenn man den wirklichen Namen des Glücklichen überhaupt nicht kannte und auch noch nie sein Gesicht gesehen hatte. Dafür kannte ich halt Tante Drusilla um so besser, die sich wohl soeben anschickte, mich zu begrüßen. Schon aus dem Augenwinkel hatte ich eine himmelblaue, fahrende Wolke erspäht, die mich mit rauchiger Stimme ansprach. Ich begann über das ganze Gesicht zu strahlen, setzte mein bestes Lächeln auf und breitete ein wenig die Arme aus, um mich besser an an meine Tante anschmiegen zu können. Nur einen Moment versteht sich! Dann wich ich wieder zurück und ließ mich betrachten. Ja, es war wirklich schön hier an diesem Ort wieder einmal gesehen zu werden und dass ich gut aussah hörte ich immer gern.


    “Meine Reise war hervorragend, verehrte Tante!“, sagte ich noch immer unter einem Strahlen. “Sie war so lang wie sie beschwerlich war und doch stehe ich gesund und munter...also...“ Sie meinte doch die Reise nach Piräus? Oder meinte sie die Reise hier her? “Also...hier her war die Reise erfrischend und auch recht... kurzweilig und voller Vorfreude!“, sagte ich dann rasch im Anschluss und merkte selbst, wie mein Lächeln ein wenig ölig wurde. “Aber... du siehst wunderbar aus! Dieses Kleid ist ein Traum und du siehst darin aus wie... also... Venus wäre vor Neid ganz fahl...“ Ich nickte. Tatsächlich sah Großtante Drusilla um mindestens zwanzig Jahre jünger aus, doch in dieses Fettnäpfchen wollte ich mich dann doch nicht setzen. Immerhin sprach eine Frau nicht einmal indirekt auf ihre Alter an. Das machte man einfach nicht!

  • Der Kelch ging an mir vorüber. Welch Glück, Tante Drusilla hatte Casca ins Visier genommen und der bekam den Kelch gereicht. Du wirst dich tapfer und mit Bravour schlagen Kleiner. Bei mir rückte jemand anderes in den Mittelpunkt. Er und seine Begleitung waren mir sofort aufgefallen und sie steuerten auf mich zu. “ Du weißt, der Wille Tante Drusilla’s versetzt Berge und hindert sogar das Flaggschiff der alexandrinischen Flotte am Auslaufen.” Sein Umarmung herzlich und von mir noch herzlicher beantwortet. Widerstrebend ließ ich los, sein Duft weckte Erinnerungen. “ Berauschender Duft.” flüsterte ich ihm zu. Er hatte wieder angefangen zu leben. Kein ausgezehrtes Gesicht, kein verlorener Blick mehr. Eine Ahnung keimte in mir, als er nach der Hand seines Begleiters griff. Das war dieser junge Mann, der ihn ins Leben zurück geholt hatte. Seine Schwärmerei von ihm. Das Feuer das er entfacht hatte. Faustus hatte nicht untertrieben. “ Appius Decimus Massa. Für den Freund von Faustus nur Appius. “ Stellte ich mich vor und umarmte ihn. Das musste einfach sein. Nur Ansehen war mir zu wenig. Ich wollte wissen, wie er sich anfühlte. Es war nichts falsches an ihm, ich spürte keine Abneigung gegen ihn. Seine warmen braunen Augen, sein angenehmer Taint. Die weichen Züge. Die geschmeidigen Bewegungen. Er gefiel mir und übte eine anziehende Wirkung auf mich aus. Nein, er gehörte zu Faustus und keine Frage, so sollte es auch bleiben. “Du bist also das Lebenselixier meines Cousins und was er von dir erzählt hat, übertrifft das was ich sehe bei weitem. Pass gut auf ihn auf Faustus. Er läuft dir sonst den Rang bei mir ab.” Ein Zwinkern und vieldeutiges Lächeln von mir zu Faustus. Ich war froh, dass er endlich wieder an die guten Seiten des Lebens dachte und sie auch lebte. “ Ihr zwei seid ein Traum.” flüstert ich, um gleich ein anderes Thema anzuschneiden. “ Wie laufen die Geschäfte?” ohne zu wissen was oder welcher Beschäftigung Borkan nachging.

  • Zitat

    Original von Cnaeus Decimus Casca
    ...
    “Meine Reise war hervorragend, verehrte Tante!“, sagte ich noch immer unter einem Strahlen. “Sie war so lang wie sie beschwerlich war und doch stehe ich gesund und munter...also...“ Sie meinte doch die Reise nach Piräus? Oder meinte sie die Reise hier her? “Also...hier her war die Reise erfrischend und auch recht... kurzweilig und voller Vorfreude!“, sagte ich dann rasch im Anschluss und merkte selbst, wie mein Lächeln ein wenig ölig wurde. “Aber... du siehst wunderbar aus! Dieses Kleid ist ein Traum und du siehst darin aus wie... also... Venus wäre vor Neid ganz fahl...“ Ich nickte. Tatsächlich sah Großtante Drusilla um mindestens zwanzig Jahre jünger aus, doch in dieses Fettnäpfchen wollte ich mich dann doch nicht setzen. Immerhin sprach eine Frau nicht einmal indirekt auf ihre Alter an. Das machte man einfach nicht!


    „Hach, Cnaeus, mein Liebling, ich beneide schon jetzt die Frau, die einmal an deiner Seite stehen wird“, lacht Drusilla verschmitzt. Dann sieht sie Lucilla, die sich gerade kopfschüttelnd von ein paar Sklaven abwendet, die die Appetithäppchen nicht richtig drapiert haben.
    „Lucilla, Lucilla! Schau nur, wer angekommen ist. Cnaeus!“


    Diese Information lässt Lucilla gleich den Unmut über die Sklaven vergessen. Sie tritt neben Drusilla und lässt es sich auch nicht nehmen Casca direkt zu umarmen und ihm rechts und links ein Küsschen auf die Wangen zu drücken.
    „Cnaeus, wie geht es dir? Bist du etwa extra aus Griechenland angereist?“ Seitdem Lucilla nicht mehr in Rom wohnt ist sie doch etwas uninformiert. Nachrichten brauchen einfach ihre Zeit bis sie auf den Landsitzen in der italischen Provinz ankommen (vor allem da Lucilla ihren Wohnsitz auch immer wieder wechselt und Nachrichten ihr oft hinterher reisen müssen).


    „Entschuldigt mich kurz!“ rauscht da auch Drusilla wieder ab, die schon den nächsten Gast erspäht.

  • Zitat

    Original von Decima Messalina
    ...


    [Blockierte Grafik: http://www11.pic-upload.de/22.01.15/9gup5cn18azr.jpg] Großtante Drusilla


    Gerade noch bei Casca und Lucilla erscheint Großtante Drusilla nun vor einem ganz besonderen Gast. Denn obwohl ihr natürlich all ihre Liebsten etwas ganz besonderes sind ist die Anwesenheit einer Vestalin doch öffentlichkeitswirksam sehr beeindruckend und fern von Rom immerhin auch keine Selbstverständlichkeit!


    „Messalina, mein Kind! Was für eine wundervolle Überraschung! Ich habe nicht damit gerechnet, dass du wirklich kommen darfst! Ach, lass dich umarmen, du berühmte Vestalin!“ Schon ist Messalina in einer Umarmung gefangen. „Hach, habe ich dir eigentlich schon einmal gesagt, wie stolz ich auf dich bin! Sacerdos Vestalis Decima! Keine Decima vor dir hat jemals so eine bedeutende Aufgabe übernommen! Noch in tausenden Jahren wird man sich an dich erinnern!“

  • Zitat

    Original von Appius Decimus Massa
    ..... “Du bist also das Lebenselixier meines Cousins und was er von dir erzählt hat, übertrifft das was ich sehe bei weitem. Pass gut auf ihn auf Faustus. Er läuft dir sonst den Rang bei mir ab.” Ein Zwinkern und vieldeutiges Lächeln von mir zu Faustus. Ich war froh, dass er endlich wieder an die guten Seiten des Lebens dachte und sie auch lebte. “ Ihr zwei seid ein Traum.” flüstert ich, um gleich ein anderes Thema anzuschneiden. “ Wie laufen die Geschäfte?” ohne zu wissen was oder welcher Beschäftigung Borkan nachging.


    Ich lächelte sanft. „Ja unser Geschäft.“ Hatte ich schon mal erwähnt, dass ich es mochte, wenn die Tabula in die Hand nahm und Pläne machte? Also nicht nur das ich diese gewisse Art von Führung ja sehr schätze und mochte sondern auch das er gemeinsame Pläne machte. Es zeigte doch ein wohl eindeutig, das ich für ihn nicht nur ein kurzes Intermezzo war.
    „Alles was du willst. Wir werden alles verkaufen, alle Kostbarkeiten der Welt.“ sagte ich lachend und hauchte ihn schnell einen Kuss auf die Lippen. Oh wie gern würde ich ihn jetzt... wenn wir dich nur allein wären....
    Ehe ich mich aber versah war ich mitten aus den schönen Träumerei gerissen und stand nun mit ihm hier mitten in der Villa, inmitten SEINER Verwandtschaft und ja da war es wieder dieses mulmige Gefühl. 'Oh ihr Götter steht mir bei.' flehte ich und schwor mir, wenn die Götter mir hier heute wohlgesonnen wäre, würde ich sofort nach der Rückkehr in Rom ein großes Opfer bringen. Also für meine Verhältnisse groß natürlich.
    Und schon musste ich meine erste Feuerprobe bestehen, ein gewisser Massa wurde vorgestellt. Und eh ich mich versah, wurde ich umarmt. Alles wirklich alles hatte ich erwartet, aber eine Umarmung? Ich musste nun bestimmt reichlich dämlich aussehen, denn genau so guckte ich diesen Massa an.
    Nun fing ich auch noch an zu stammeln.
    „Ich bin erfreut dich Appius kennen zu lernen.“ War ich das? Ich war mir nicht sicher, aber erfreut war ich, denn zumindest hatte er sich mir gegenüber freundlich, nein mehr als freundlich gezeigt, dass war doch schon so viel mehr als ich mir erhofft hatte.
    „Ähm ich orientiere mich gerade neu. Serapio und ich, er .. also wir planen eine Geschäft mit Kostbarkeiten des ganzen reiches zu verkaufen, da ich … ich beschäftige mich ja schon länger mit dem verkauf exotischer Waren.“ Puh das ging dann doch ganz gut, hoffte ich zumindest.
    Damit aber nicht weiter nachgefragt wurde, schob ich schnell noch eine Frage hinter her. „Und du Kapitän? Noch länger in Rom?“ Ja mit dieser Frage bezweckte ich zweierlei, zum einen wollte ich ablenken von mir selbst und zum anderen hatte ich sehr wohl bemerkt, dass er Serapio wohl nicht nur mochte, weil er zur Familie gehörte.

  • Aber Hola, da ließ Massa heute aber wieder seinen Charme spielen! Ich kann nicht behaupten, dass es mir nicht geschmeichelt hätte. Seine herzliche Umarmung, das verschmitzte Zwinkern, das spielerische Flirten mit uns beiden, gaben mir einen übermütigen kleinen Schwips, und "He, du verworfener Grieche," protestierte ich lachend, aber zugleich mit einem deutlichen Unterton von: MEINS. FINGER WEG! - "Das tue ich." Gut auf meinen Liebsten aufpassen. "Da kannst du aber Gift drauf nehmen dass ich das tue."
    Natürlich war ich sehr erleichtert, dass er Borkan gegenüber so freundlich war (solange es nicht zu freundlich wurde), und dass Borkan sich hier so gut schlug. Aber, oh je, hätte mein Held nicht etwas diskreter sein können.. was musste Borkan jetzt von mir denken, da wir doch ständig ehemaligen Liebhabern von mir begegneten. Er musste mich ja für einen flatterhaften, hemmungslosen Libertin der Sitten halten. Dabei meinte ich es doch wirklich ernst mit ihm.


    Zum Glück entwickelte sich gleich darauf ein Gespräch über unverfängliches.
    "Mhm, und auch ägyptische Waren." fügte ich an Borkans Erklärung an, meinte zu Massa: "Du kannst uns da doch bestimmt ein paar gute Tipps geben, wer zuverlässig transportiert, und wen man schmieren muss und so weiter."
    Massa hatte mir doch selbst schon von händlerischen Ambitionen erzählt, doch ich war damals sehr gekränkt gewesen, dass er lieber über Geschäfte reden wollte anstatt mit mir gemeinsam den Weltschmerz zu exhumieren, und hatte ihm darum nicht so recht zugehört...



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    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • „ So lange meine Geliebte in Misenum ist, bleibe ich den Albaner Bergen und Rom erhalten.“ Meinte ich verschmitzt zu Borkan. „ Und das Gift, Faustus, werden mir andere unterjubeln.“ Er ließ nicht den kleinsten Zweifel daran, dass ich in seinem Jagdrevier nichts erwünscht war. Es gab genügend Ausweichmöglichkeiten und in Alexandria musste ich mir keine Sorgen machen Faustus in die Quere zu kommen. Aber hier, von der Versuchung nur einen Hauch entfernt. Die Verlockung war sehr groß. Nein, es hatte sich vieles geändert. Eine gut situiertes Lupanar oder eine Dame die „Hausbesuche“ machte reichten derzeit vollkommen. Ein reizvoller Gedanke ging mir durch den Kopf. Eine Frau in Alexandria, die Tochter eines ansässigen reichen Händlers an Land ziehen. „ Das wäre perfekt.“ sinnierte ich vor mich hin. „ Was sagtest du? Ägyptische Waren? Schmieren? Transportieren?“ ich sah Faustus entgeistert an. Als ich mit ihm darüber reden wollte war er nicht dafür zu haben. „ Faustus! Ich eskortiere die Waren sogar für dich!“ Mein Element! Krieg, Seefahrt und Handel! Überfallartig hatte ich mich zwischen Borkan und Faustus gedrängt, die Arme um ihre Schultern gelegt. Siegesgewiss reckte ich mich und ließ verlauten. „ Mein guter, kein Problem. Mein Schiff, die Xenokrates steht euch in vollem Umfang zur Verfügung. Sie wird mit den Getreideschiffen fahren. Die werden von der classis Augusta Alexandrina eskortiert. Sollte mehr anfallen als die Xenokrates schafft. Auf den Getreideschiffen findet sich immer ein Platz.“ Ich hatte bei der Vergabe der freien Plätze ein Wörtchen mitzureden. Für die Zeit in der es nicht möglich war, über den Seeweg zu transportieren, hatte ich auch eine Lösung. „ Ich kenne ein paar Handelsmänner, die regelmäßig Karawanen schicken. Bei denen werde ich was für die segelfreie Zeit aushandeln.“ War das nicht ein Angebot? Selbstzufrieden drückte ich die beiden im Schulterschluss an mich. „ Was haltet ihr davon?“ Der eigentliche Grund unserer Anwesenheit war total ins Hintertreffen geraten. Eigentlich hätte ich schon längst bei unserer Gastgeberin vorstellig werden müssen. Faustus und sein netter Begleiter hatten alles über den Haufen geworfen.

  • "Haltet den Bock! Haltet ihn auf!" gellte es durch das Atrium. Unruhe entstand unter der versammelten Gesellschaft, Köpfe drehten sich hin hin zu dem Rufer, einem schmächtigen Opferhelfer, der mit weitaufgerissenem Augen dem Untier hinterhersah, das er nicht hatte halten können.


    [Blockierte Grafik: http://www11.pic-upload.de/14.03.15/cyhi662f9xv6.jpg|Das Untier


    Ein prachtvolles Wesen war der Widder, der nun mit wilden Sprüngen in die Schar der Gäste stob, mit seinen vergoldeten spitzen Hörnern, umwogt von seinem weissen Zottelfell. Die Betäubungskräuter hatten dem Feinschmecker nicht gemundet, nun jagte er wie ein Derwisch durch den Saal, den Kopf gesenkt um jeden der ihm im Weg stand auf die Hörner zu nehmen, die gelben Augen glommen dämonisch, der Führstrick schleifte am Boden, die Opferbänder flatterten lustig hinter ihm her, und Damen und Herren stoben kreischend auseinander...

  • In der letzten Nacht hatte sie nicht gut geschlafen, wie auch?
    Es war eine Reise und egal, wie kurz sie ausfallen würde, sie mochte keine Reisen mehr.
    Zu oft hatte sie Tage und Wochen in Karren, auf den Rücken von Maultieren und Pferden und auf den wackeligen Planken größer und kleinerer Schiffe zugebracht.
    Jedes Mal, wenn sie halbwegs angekommen und sich eingerichtet hatte, wenn sie sich der wagen Hoffnung hingab, dass aus Bekanntschaften Freundschaften werden könnte, jedes Mal hatte sie ihr Gatte fortgerissen und sie waren wieder abgereist.
    Allein der Gedanke, wieder unterwegs sein zu müssen, machte sie nervös und bescherte ihr eine unruhige Nacht.


    Viel zu früh musste sie aufstehen und sich ausgehfein machen, war einiges an kosmetischen Trickserein nötig, damit sie nicht so müde aussah, wie sie sich fühlte.


    Das sanfte Wiegen der Sänfte hatte sein übriges getan und so war sie ein genickt.
    Erst, als die Träger vor dem Landgut ankommen, schreckt sie auf.
    Blinzelnd versucht sich Milonia zu orientieren, während schon eine eilfertige Sklavin den Vorhang beiseite schiebt und ihr aus der Sänfte hilft.
    Mit geschickten Fingern zupft die Sklavin die frühlingsgrüne Robe zurecht. Grün, so sagte ihre Mutter immer, unterstreicht ihren hellen Teint und üppige Falten, damit nicht so auffällt, das sie eher knabenhaft schmal, als weiblich gerundet ist. Unwillkürlich zieht Milonia einen Flunsch, immerhin bleiben ihr solch mütterlichen Ermahnungen hier erspart.
    Rasch wird das komplizierte Frisurengebilde der dunklen Haare gerichtet, während die junge Decima nur dasteht und verstohlen ein Gähnen unterdrückt.
    Mit einer unwirschen Handbewegung scheucht Milonia die Eilfertige fort, verheisst der Lärm aus dem Atrium, das schon reichlich Gäste dort sind und sie wirklich spät dran ist.
    Mit einem erwartungsvollen Lächeln, schließlich hat sie viele ihrer Verwandten schon Ewigkeiten nicht mehr gesehen, tritt sie in die Tür...
    .. und erstarrt.


    Statt einer fröhlichen Festgemeinschaft scheint sich die Feier gerade in Chaos aufzulösen, Kreischen statt Geplauder und ein unglaubliches Durcheinander.
    Verwirrt versucht Milonia zu begreifen, was hier los ist und verharrt auf der Türschwelle.



    Das Untier tobt weiter durch das Atrium, ein kraftstrotzendes, zorniges Wesen.
    Mit wütendem Ungestüm rast der Widder durch den Raum , zwischen seiner Freiheit und ihm befindet sich nur Milonia......

  • Eben, da hing ich noch euphorisch in Massas Arm, freute mich wie ein Schneekönig über sein großzügiges Angebot, strahlte =) und schwärmte:
    "Das ist per-fekt!! Das ist so furiós! Wie du das wieder eingefädelt hast, Appius fabulosus! -"
    Und zu Borkan gewandt: "Siehst du Carissimus meus, Fortuna lächelt uns zu! Wir werden alle steinreich!!"


    Da erblickte ich meine Tante Lucilla, und meine Euphorie erhielt einen Dämpfer, unauffällig sah ich gleich wieder woanders hin, denn mir wurde etwas flau im Magen bei dem Gedanken mich ihr zu stellen – sie lag mir doch schon seit gefühlt Jahrzehnten damit in den Ohren dass ich mich nun endlich verheiraten sollte. Bei Seianas Hochzeit damals war sie richtig biestig deswegen zu mir gewesen. Mein Status als Lieblingsneffe war somit schon lange passé. :( Und ihr jetzt Borkan vorzustellen.... würde das wohl nicht besser machen. Andererseits hatte ich meinen Liebsten doch gerade deswegen hierhergeschleift, um ihn der Familie vorzustellen, um mich vor der Familie zu ihm zu bekennen, auch wenn eben nicht jeder das so locker sehen würde wie Massa...


    Aus diesen angestrengten Gedanken schreckte mich ein Ruf auf: "Haltet den Bock!"
    Ich dachte mir, das sei sicher ein exzentrischer Künstler, den meine Großtante zum Deklamieren angestellt hatte, und krauste blasiert die Nase, weil er mit so übertriebenem Ausdruck schauspielerte. Dann war da in blitzschneller Abfolge ein Scheppern, ein Kreischen neben mir, Menschen sprangen zur Seite und ein ungeheuer starkes weißes Etwas prallte wie eine Naturgewalt, eine Lawine, wie ein parthischer Panzerreiter gegen meine Beine und riss mich um. Ich landete in einem ohrenbetäubenden Klirren auf dem Boden, um mich verstreute Kaviarhäppchen, und konnte nur mit großen verblüfften Augen 8o, verheddert in ein großes Knäuel todschicke lavendel-silberne Toga, benommen auf das ungeheuerliche Geschehen blicken.
    Bei Isis und Serapis! Das Ungetüm stürmte direkt auf die Frau in Grün zu! So tu doch einer was!
    "Oh nein..."



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