Was sie davon hatte? Meine Augenbrauen hoben sich an und einen Moment lang wusste ich nicht, ob ich empört sein sollte. Was nahm sich dieses Mädchen nur heraus? Ich blickte zum Händler hin, doch dieser schien keine Anstalten zu machen, irgendetwas unternehmen zu wollen. Außerdem konnte von 'mehr Profit' kein Rede sein, denn alles in meinen Geschäften mulitplizierte sich mit Null, egal welche Informationen ich hier über die Verkaufsstrategie erbeuten konnte. Doch es reichte, dass allein ich über dieses Wissen verfügte. Einen Moment lang legte sich ein unwürdiges Schweigen über die Szenerie, in der ich mich mehr und mehr unwohl fühlte.
Muckel tippte mich an die Schulter, doch wieder strich ich mit der Rechten diesen Fingerzeig davon. Wollte sich dieses Mädchen etwa selbst verkaufen? Ich benötigte keine Sklavin und in meinem Geiste war ich auch heute keineswegs davon ausgegangen, mir eine zu beschaffen. Wieder lauschte ich ihren Worten. Dieses 'Verkaufsgespräch' lief keineswegs wie erwartet, oder entfernt auch nur wie gewohnt. Dabei konnte man auf jedem Markt die Händler sehen, wie sie ihre menschlichen Waren feil boten und sich sogar noch überschlugen mit ihren Angeboten. Peitschenschwingend und voller Selbstvertrauen. Doch dieser Händler schien aus einem viel leichteren Holz geschnitzt. Vielleicht war er ja noch nicht lange im Geschäft? Ich wunderte mich noch, ehe mich die Worte über die Öffnungszeiten erreichten.
Ein wenig irritiert blickte ich drein. Ach ja! Meine Frage. Sollten die Öffnungszeiten Schuld daran sein, dass niemand meine Tonstrina aufsuchte? “Hmmm,“, gab ich von mir, denn ich konnte mich nicht mehr so recht auf diese Fragestellung konzentrieren. Erwartung schlug mir seitens des Sklavenhändlers entgegen.
“Nur dreihundert Sesterzen!“, brachte er heraus und deutete auf seine Ware in diesem engen Behältnis.
Muckel wirkte irgendwie unruhig und seine Lippen regen sich stumm. Seine Augen jedoch rollten noch immer, doch er wagte es anscheinend nicht mehr, noch irgend etwas zu sagen.
“Ich brauche eigentlich keine Sklavin!“, stellte ich noch einmal klar, auch wenn mir noch immer nicht die Tragweite des jetzigen Geschehens bewusst war. “Dreihundert Sesterzen?“
“Du wirst es nicht bereuen! Sie kennt sich im Haushalt aus und... wird dir sicherlich auch sonst recht dienlich sein!“, meinte der Händler unter einem scheelen Augenzwinkern.
“Auch sonst?“, fragte ich mich leise, ehe ich wieder zur Sklavin hinunter sah.
Ich brauchte kein 'auch sonst'. Ich war ein glücklicher Mensch. Und überhaupt brauchte ich eigentlich nichts. Bis auf sofortige Ideen natürlich, die einem überschwänglichen Augenblick geschuldet waren. “Gut, dreihundert,“, gab ich dann zu meiner eigenen Überraschung von mir.
Muckel schloss einen Moment die Augen, seufzte tief und legte seinen Kopf in den Nacken. Es machte den Anschein, als würde er Zwiesprache mit irgendeinem Gott halten, während der Händler mir die Hand entgegen streckte. Etwas unsicher schlug ich ein und lächelte abwesend dazu. Hatte ich wirklich gerade ohne zu handeln eine Sklavin erworben? Ich war mir selbst nicht sicher. Das kam alles so überraschend.