Wieder wich das schöne Kind einige Schritte von mir zurück während ich noch sprach und ihre weißen Knöchelchen der Finger stachen hervor, als sie sich an ihrem Gewand festkrallte. Oder waren letzten Endes Muckels Worte es gewesen, die sie nun verwirrten? Ich schenkte ihm einen langen Seitenblick, woraufhin er sich wieder ein wenig zurück zog. Immerhin konnten es meine Worte über die Courage eines Tapferen wohl kaum gewesen sein.
“Die Veteranen werden nicht besiegt!“, behauptete ich mit selbstbewussten Schwingungen in der Stimme. Ich sollte nun endlich beginnen, selber daran zu glauben und meine Worte konsequent auszusprechen, erschien mir ein richtiger Weg. Es konnte nicht sein, dass ich weiche Knie bekam, nur weil ein paar geifernde Wölfe sich vor der Tür zu einem Rudel zusammen gefunden hatten, das nun gemeinschaftlich die Wand anheulten. Als die Schönheit nun ihren Namen aussprach, wurde mein Blick wieder sanfter.
“Mira...“, wiederholte ich ein wenig sinnierend. “Wundervoll!“
Am liebsten hätte ich sogleich wieder meine Hand ausgestreckt. Vielleicht um die ihre zu fassen, zu drücken und über der Brust zu meinem Herzen zu führen. Doch es war nur ein dummer Impuls, den ich wohl zu unterdrücken wusste. Dennoch... Sie war wundervoll, ganz wundervoll, mit einem wundervollen Namen und einem noch wundervolleren... Antlitz. Ein solches Gefühl hatte ich selten erlebt. Eigentlich noch nie, auch wenn ich übrigen weiblichen Reizen gewiss nicht abgeneigt war, so war dies doch das erste Gesicht, welches mich wirklich fesselte. Ich lächelte ein wenig schräg und ganz berührt. Was konnte ich nur tun, um ihr die Angst zu nehmen, die an diesem Ort um sich schnappte wie ein tollwütiger Hund? Ich hatte wohl gesehen, dass auch Mira ihren Blick hin zu der Zusammenrottung der Sklavenschaft gewendet hatte. Wohl an! Ich wischte mir einen verlorenen Strohhalm von der Tunika und setzte mich in Bewegung.
“Nichts ist verloren und doch weint ihr schon herum!“, sprach ich die Sklavenschaft an und hob mein Haupt dabei. “Die Schlacht hat noch nicht einmal begonnen und schon seid ihr verzagt!“ Die nervöseste der Sklavinnen, jene, welche geschrien hatte, schaute zu mir auf. Noch hockte sie auf dem Boden und ließ sich trösten. Irgendetwas in mir freute sich diebisch darüber, diese Worte ausgesprochen zu haben. Es war ein Kindheitstraum gewesen, eines Tages wacker auf einem Schlachtfeld zu sein. Hoch zu Ross und mit gezücktem Schwert. Ein Traum, der sich wohl niemals erfüllen würde. Lange hatte ich Massa, welcher beim Militär seine Karriere machen konnte beneidet, bis ich mich mit meinem Los abgefunden hatte, welches mein Knieleiden mir auferlegte. Und dieses Los führte schon einmal an einen Ort wie diesem, wo es nichts anderes gab als Sklaven, Pferde, Mistgabeln und einen Senator.
“Selbst wenn sie hier eindringen, was sie NIEMLAS tun können, so steht uns immer noch ein Weg offen!“ Ob meiner Vehemenz schaute Muckel ein wenig schockiert drein, doch das war mir egal. “Ihr glaubt, ihr könnt nichts tun? Oh doch! Ihr könnt mit beiden Händen Kraft aus euren Herzen schöpfen und den einzigen Feind besiegen, der hier in diesem...“ Ich bedeutete einen Kreis mit meiner Hand. “....diesem...Stall....gegenwärtig ist....“ Ich schöpfte nach Atem, was eher zu einer ungewollt theatralischen Pause wurde. “Und dieser Feind ist eure Furcht!“
Meine Blicke zuckten über die Gesichter der Sklaven. Meine Worte schienen in irgendeiner Form angekommen zu sein, denn sie sagen nichts und schauten mich an. Ihre Augen erinnerten mich ein wenig an jene von Kühen, wenn es donnert.
“NIEMAND wird hier eindringen,“ wiederholte ich noch einmal und ich musste gestehen, dass ich mich recht wohl fühlte unter meinen eigenen Worten, denn sie bestärkten mich selbst. Wieder suchte mein Blick Mira.