“Oh wirklich?“, fragte ich strahlend, als Valentina bemerkte, dass meine kleine Quadriga-Figur nun wohlbehütet einen Platz auf einem Tisch in ihrer Casa bekommen hatte. Das freute mich sehr. Zum einen, weil mir offenbar doch ein schönes Geschenk gelungen war, zum anderen, weil ich diese kleinen Statuen über alle Maßen liebte und ich keiner von ihnen etwas Schlechtes wünschte. Dann nickte ich und griff noch einmal nach etwas Brot und Käse, während meine Gesprächspartnerin mir offenbarte, dass sie keineswegs eine so hohe Meinung von sich selbst hatte, wie ich. Ich versuchte ihre Blicke zu deuten, doch es wollte mir nicht ganz gelingen. Dennoch sprach eine gewisse Traurigkeit aus ihren Worten, als sie meinte, einfach nur ihr Leben weiter zu führen, welches aus den Betrieben und der ihr verbliebenen Familie betand.
Ich senkte betrübt meinen Blick und beschaute mir das Mosaik des Fußbodens, welches gerade an dieser Stelle eine mit Früchten gefüllte Obstschale zeigte. “Das Leben ist doch wie eine Schale Obst,“ sinnierte ich dann. “Wenn man ihre Köstlichkeiten nicht schnell ergreift, werden sie welk und vergehen einem vor den Augen.“ Ich seufzte schwer und blickte Valentina wieder entgegen. “Ich denke jeder ist stark, der bereit ist aufrichtig und ehrlich Verantwortung zu übernehmen. Jemand der das tut, verdient immer meine Bewunderung!“ Zumal ich selbst jemand war, dem dergleichen nicht immer leicht fiel. “Ich denke mir auch oft, dass ich mehr tun könnte. Belesener sein, ein guter Rhetoriker, ein wahrer Künstler und ein… nun ja...“ Nun schunzelte ich etwas verlegen, weil das was mir im Sinn stand nicht so leicht über die Lippen kommen wollte. “...ein guter Familienvater.“ Nun war es doch heraus und ich lachte leise auf. “Und eine gute Familie ist wohl das einzige, was ich irgendwann errichten werde. Ich interessiere mich für die Architektur eigentlich nur wegen den Tempeln. Ich denke mir, man sollte als Aedituus alles über sie wissen. Also auch, was sie im Inneren zusammenhält.“ Der Käse fand seinen Weg in meinen Mund und kaute ein wenig zu ausgiebig darauf herum. “Vielleicht ist es an uns, nun des Lebens Früchte zu ergreifen,“ sagte ich eventuell etwas leichtfertig, doch mir war auch daran gelegen, Valentina ein wenig aufzuheitern. Schießlich wollte sich sie mit meinen Fragen nicht in irgendeine Melancholie stürzen.