Beiträge von Rediviva Helena

    Ich war mir sicher, dass Maximus damals ebenso gedacht hatte. Männer konnten aber auch fantasielos und unflexibel sein. Es gab doch noch soviele andere Dinge die man in unserem schönen Imperium machen konnte...


    "Ja, das stimmt wohl. Auf den höheren Posten verdient man ganz gut, uns damals hat es allemal gereicht."


    Ich musterte ihn - er schien sich in der Legio wahrlich sehr wohl zu fühlen. Das würde ich niemals verstehen, bislang hatte ich noch niemanden getroffen der sich bei der Legio unwohl fühlte.


    "Sicher, ein wundervoller Mann wird sicherlich eine wundervolle Frau finden!"


    lächelte ich ihn aufmunternd an. Dann ließ ich meinen Blick wieder durch die Menge schweifen.

    "Mars? Dafür haben wir hier in Tarraco leider absolut keine Priester, doch ich denke auch hier könnte ich deine Ausbildung übernehmen. Ansonsten gibt es in Rom einen ausgezeichneten Sacerdos. Doch solltest du bei mir eine Ausbildung machen wollen, müssten wir uns erst mit dem Collegium Pontificium zusammensetzen. Muss ich ohnehin.."


    dachte ich bei dem Gedanken an die grausamen Zustände des Cultus Deorum hier in Hispania.

    "Naja, mein ehemaliger Gemahl und ich haben damals seine Zeit im Cursus Honorum dazu genutzt, aber er war ja auch schon Decurio, wenn ich mich richtig entsinne..."


    lächelte ich, dieses Mal weniger trübselig bei der Erinnerung an 'meinen' Maximus.


    "Vor Allem würde ich mir an deiner Stelle überlegen, wenn du erst Familie hast, ob du wirklich in der Legio bleiben möchtest. Ich weiß wie schrecklich es ist, zurückgelassen zu werden und wünsche es keiner anderen Frau auf der Welt."


    Ich legte meine Hand lächelnd auf seine Hand, mit welcher er den Becher hielt.


    "Und auch wenn es lange dauert, der Tag kommt garantiert!"

    "Nun, wer deine Ausbildung übernehmen würde weiß ich nicht genau. Es gäbe viele Möglichkeiten. Hier in Hispania mich und den erkrankten Sacerdos Mercurialis, in Roma einen weiteren Sacerdos. Und wielange du brauchst, das hängt ganz von dir ab. Manche brauchen sehr lange, andere sehr kurz. Ich habe momentan zwei Schülerinnen und ich bin mir sicher, dass sie schon für die Prüfungen zu Popae bereit wären!"


    Ich nahm einen Schluck des Weines und beobachtete ihn.

    Ich grinste, als er meine Worte bestätigte. Manche haben es mir noch nicht einmal geglaubt, dass ich Mutter bin. Ich hatte Glück, dass die Geburten meinem Körper nichts anhaben konnten.


    "Oh Minervina streunt auch hier irgendwo herum, ich weiß nur grade nicht wo. Sie wird vermutlich von einem netten jungen Herrn durch die Casa geführt. Er sieht Meridius sehr ähnlich. Aber vielleicht kann ich sie dir ja noch vorstellen. Sie wird bald sechs."


    Ja, dieses kleine intrigante Biest. Ich möchte wetten, dass sie diesen Numerianuns ebenfalls unterbuttern würde. Wenn nicht durch ihre Zicken, dann sicherlich durch ihren lieben, unschuldigen Blick.


    "Ich nehme an, du möchtest später auch einmal Familie haben?"

    "Hm, vielleicht kommt der Paris ja auch noch, wobei ich im Gegensatz zu der anderen Helena keinen Menelaos hätte dem man mich entführen könnte!"


    zwinkerte ich zurück:


    "Ja, eine Tochter und zwei Söhne, Zwillinge. Ich weiß, ich sehe nicht wirklich wie eine Mutter aus und ich fühle mich auch lange nicht alt genug für eine Mutter!"


    ergänzte ich rasch und musste lachen. Nein, ich hatte noch immer das Gefühl, dass ich nicht so ganz in die Mutterrolle passte und hoffte doch arg, dass ich nicht noch einmal schwanger würde. Mein Lachen verstummte langsam wieder und ich lächelte.

    Ich sah ihn erstaunt an, doch die Röte die sich auf meine Wangen schlich konnte ich nicht verhehlen. Wie musste ich denn jetzt aussehen, meine Wangen waren doch durch den Wein schon so heiß.


    "Familie ist etwas schönes..."


    nuschelte ich verlegen und wandte den Blick kurz ab. Normalerweise konnte ich mit Komplimenten besser umgehen, der Wein schien mich sämtlicher Sinne zu berauben, so er es denn überhaupt war.


    "Es gab schon Verrückte die meinten, mich mit Helena von Troia zu vergleichen... Aber danke für das Kompliment."


    scherzte ich und musste an Vibullius zurückdenken, der mir ebenfalls zu einem Freund geworden war, auch wenn er ins Exil verbannt wurde, da er sich dem Kaiser gegenüber nicht sonderlich geschickt angestellt hatte... Ich kam nicht drum herum ihn wieder anzulächeln, irgendwie war er niedlich.

    "Ich kann mir durchaus denken warum, aber ich denke ich spreche besser nicht weiter darüber. Wenn er es möchte, dann spricht er mit dir darüber. Ich muss leider sagen, dass ich Teilschuld habe... Naja."


    versuchte ich wieder von dem Thema wegzukommen. Ich blickte kurz auf meine Hand die den Becher hielt: Sie zitterte leicht, erkannte ich an den leichten Wellen im Becher. Ich atmete einmal kurz durch und sah wieder zu ihm auf.


    "Auf jeden Fall kannst du bei deinen Briefen eine Antwort erwarten. Und Gastfreundschaft bei Besuchen auch, aber da die Gens Iulia ihren Stammsitz ja hier hat..."


    schmunzelte ich kurz und trank einen weiteren Schluck, in der Hoffnung, dass das Zittern durch mehr Wein sich endlich minimierte. Er schien immer süßer zu schmecken. Meine Wangen glühten, ich liebte diesen Tag. Ich ahnte, dass meine Augen leicht glasig waren, aber mein Lächeln dürfte ebenso glücklich sein.


    "Hast du Familie?"

    "Er war aber nicht immer so. Als er damals zurückkehrte, war er noch... viel... ich nenne es einfach mal liebevoll, auch wenn es das nicht ganz trífft. Stein konnte man ihm noch kein bisschen anmerken. Ja, aber dass er den Humor behalten hat, das ist schön. Ich habe damals viele Fehler gemacht, die er mir heute immer noch anrechnen zu scheint, ich wünschte er würde mir verzeihen."


    Ich lächelte, wenn auch ein wenig traurig und sah ihm in die Augen. Dann zogen meine Mundwinkel wieder ein wenig nach oben und meine Augen bekamen wieder ihr verdächtiges Glitzern.


    "Ja, sehr gerne, es würde mich sehr freuen nicht nur in beruflichen Angelegenheiten Post zu bekommen. Und, dass sage ich jetzt schon einmal, würde ich mich sehr freuen wenn du Quintus.. ich meine Vitamalacus von mir grüßt."


    Es war wohl besser, wenn ich mich nicht mehr meldete. Ich ließ meinen Blick kurz schweifen und weit fort konnte ich Metellus erkennen. Ich schmunzelte kurz, ehe ich mich wieder an Numerianuns wandte.

    "Die Legios kommen - leider - dahin wo sie gebraucht werden und das ist stets eine gefährliche Gegend... Aber das mit den Kameraden mag auch wieder stimmen... Ich bedauere die Versetzung der Legio sehr. Viele Freunde sind dadurch nicht mehr hier..."


    seufzte ich einmal mehr und sah tief in meinen Becher, ehe ich zu einem weiteren kräftigen Schluck ansetzte.


    "Und darunter auch Vitamalacus. Er war der.. ich glaube Cousin von meinem Mann. Er ist mir ein sehr enger Freund geworden, damals und wir hatten eine wirklich schöne Zeit. Mir scheint nur aus diversen Gründen möchte er nichts mehr mit mir zu tun haben, als ich ihm einen Brief schickte kam eine derart knappe und ruppige Antwort, dass ich bedauerte mich bei ihm gemeldet zu haben."


    Ich zog kurz eine resignierte Grimasse ehe ich ihm wieder in die Augen sah.


    "Wie kennst du ihn denn...?"

    "Vitamalacus?"


    ich starrte ihn überrascht an, dieses Mal hatte ich meine Gedanken nicht zügeln können. Stimmt, er war ja auch in der Legio IX wie einige damals aus der gens Tiberia. Decius Tiberius Metellus... Ach. Ich seufzte tief, und beschloss wieder einmal, diese Gedanken für den Tag auf ein andern Mal zu verschieben. Hatte er mich etwas gefragt? Ja, natürlich...


    "Ja..Ja. Gern. Du hast Recht, langsam ist es in dem Gedrängel nicht mehr so bequem. Und warum sollte ich nicht mitkommen? Mir gefällt deine Gesellschaft ebenfalls sehr gut."


    Ich nickte lächelnd und war äusserst dankbar für einen Vorschlag. Und so erwiderte ich seinen Blick mit einem warmen Lächeln, ehe ich mich aus dem Gedränge fortstahl und wir uns an den Rand stellten.


    "Was ich noch sagen wollte..."


    fügte ich erschöpft hinten an, denn es war ein wahrer Kampf gewesen hier durchzukommen.


    "Es ist sehr gefährlich die Legio als dein Zuhause anzusehen. Tu das besser nicht, für viele war dies bereits der Untergang und es wäre sehr traurig wenn dies auch deiner wäre.. Mein war damals, als der Feldzug begann, der Kommandeur der Legio IX, da Meridius nicht verfügbar war. Und er kehrte bis heute nicht zurück."

    "Vielleicht 5 Jahre, wenn ich recht bedenke länger als ich erwartete. Doch, 5 Jahre kommt hin. Vorher lebte ich erst in Germanien, allerdings nur sehr kurz. Davor wiederum eine kurze Weile wieder Roma, wo ich auch geboren wurde. Doch den Großteil meines Lebens verbrachte in Achaia."


    Mars stand ihnen im Feldzug bei.. Einigen wenigen von ihnen, aber nicht meinem ehemaligen Manne Maximus. Ausgerechnet einer der wenigen beteiligten Senatoren verschwand... Traurig...


    "Wenn du mich in einigen Jahren noch einmal fragst werde ich antworten, dass ich den Großteil meines Lebens in Tarraco zugebracht habe..."


    zwinkerte ich ihm halbwegs vergnügt und nahm einen weiteren Schluck des ach so köstlichen Weines. Selten hatte mir Wein so gut geschmeckt. Es lag sicher daran, dass ich heute schon so viel getrunken hatte-

    Ich schmunzelte leicht und musste eine kurze Zeit zum Überlegen anbringen, worauf er das Betrachten der Schönen Dinge im Leben bezog - als mir einfiel dass ich von Zeitmangel gesprochen hatte.


    "Ja, doch nichts geht vor unseren Göttern, ihnen kommen die ersten Taten des Tages zugute - in meinem Leben als Pontifex auf jeden Fall. Ich werde Mars opfern, sobald ihr wieder losreist und um Glück bei den Germanen bitten."


    lächelte ich. Er schien verlegen zu sein und darum lachte ich leise. Doch die direkte Frage danach stellte ich nicht, da ich ihn nicht in Verlegenheit bringen wollte.


    "Hast du früher in Hispania gelebt? Wielange?"

    "Oh der Schnee kommt gewiss und ich hoffe für euch sehr, dass er euch nicht auf dem Rückweg überrascht. Das wäre bei der Überquerung der Berge äusserst unbequem, fürchte ich, um nicht gefährlich zu sagen."


    Ich hielt kurz inne und blickte nachdenklich in meinen Becher, wo der Wein hin und herschwappte. Der Tag heute war schon ziemlich fortgeschritten und bereits jetzt hatte ich mehr Wein intus als ich vertrug. Eigentlich vertrug. Meine Wangen waren leicht errötet und mein Lächeln ohne Distanz, als ich wieder zu ihm aufblickte und in seine Augen sah. Sie gefielen mir.


    "Ja, das Meer ist wunderschön. Ich reite zu gerne entlang der Küsten oder der Strände, finder aber trotz ihrer Nähe kaum Zeit dazu diese zu besuchen. Hispania hat mich in seinen Bann gezogen, seit ich das erste Mal hier war. Vor Allem die Menschen."

    "Camillus Matinius Plautius? Wenn du von ihm sprichst ist mir nur sein Name geläufig, ihn kennengelernt habe ich allerdings noch nicht. Ich selbst bin auch noch nicht lange in der Matinia. Ich bin erst seit wenigen Monaten als adoptierte Tochter des Senators et proconsuls in der gens, weil mein Mann verschollen ist und ich es in der alten Familie nicht mehr aushielt."


    lächelte ich und trotz dieses für mich heiklen Themas noch immer mit einer gewissen Wärme in der Stimme. Er erwies sich als guter Gesprächspartner und ich beschloss, ihn für einen Großteil der uns bevorstehenden Zeit zu beschlagnahmen.


    "Meridius hängt an seiner Heimat - ich bin mir fast sicher, dass er noch etwas länger bleibt. Vor Allem zu diesen Witterungen ist es sehr gefährlich mit dem Schiff zu reisen. Seid ihr denn sicher hier angelangt?"

    "Ja, das sind sie..."


    antwortete ich steif auf seine Worte bezüglich Germanien - ein Thema bei dem ich rot, oder aber auch schwarz sah, denn dort verlor ich den Menschen der mir wohl bislang in meinem Leben am Meisten bedeutet hatte. Und wieder lag mir diese Frage auf der Zunge, wieder schluckte ich sie hinunter. Als ich weitersprach, war meine Stimme zu Beginn gebrochen, ehe sie sich wieder einrenkte.


    "Naja, wenn du nochmal in der Zeit deiner Anwesenheit Lust hast, oder vor Allem Zeit, bist du herzlich im Hause der Matinia willkommen. Oder aber auch wenn du später einmal hier bist."


    rang ich mir wieder ein warmes Lächeln auf und nahm einen weiteren, gedankenverlorenen Schluck des köstlichen Falerners.

    Seine Erzählung fesselte mich und ich wurde bleich. Sie war so lebhaft geschildert, ich glaubte diese Bilder berühren zu können. Und ich sah Tiberius Maximus, sicher war er inmitten der Schlacht gewesen. Wenn es um seine Männer ging, war er wder Senator, Patrizier, noch Tribun. Doch ich sagte dazu nichts und versuchte die Gedanken an ihn fortzuschieben.


    "Ja, trink nur..."


    sagte ich kurz, weiterer Worte nicht fähig. Ich hätte 'nein' sagen sollen, als er mich fragte ob er wirklich erzählen sollte. Die Bilder vor meinem inneren Auge wurden lebendig und ich spürte wie mir Tränen in die Augen schossen, als ich mir vorstellte, wie meine Lieben dort niedergemetzelt wurden. Tiberius Maximus, Octavius Maximus, Tiberius Vitamalacus...