Beiträge von Rediviva Helena

    Ich verschwand kurz aus dem Zimmer um rasch eine Karaffe mit Wein zu besorgen wie auch zwei Becher. Nach kurzer Zeit kehrte ich wieder zurück und stellte alle drei Dinge auf den Tisch und schenkte ein.


    "Du kannst auch jederzeit Pergament haben damit du es dir aufschreiben kannst. Dann kannst du es dir daheim noch einmal merken. Aber hm. Vielleicht sollten wir langsam mit der Tiefe aufhören, du bist ja noch keine Sacerdos!"


    zwinkerte ich.


    "Hast du irgendwelche besonderen Wünsche die ich bei deiner Ausbildung berücksichtigen soll?"

    "Die Cerealia wurden am ANTE DIEM XIII KAL MAI DCCCLV A.U.C. (19.4.2005/102 n.Chr.) gefeiert, also immer am 19. April. Einige Tage vor diesem Feste beginnen die Wagenrennen zu Ehren der Ceres, die Ludi Cereris statt, die aber durchgingen."


    Ich lächelte kurz, ehe ich schmunzelte:


    "Naja, Metellus und ich haben Kalender geplant, die die religiösen Feirtage umfassen, dann musst du dir nicht alles merken. Wobei Ceres schon gemerkt werden sollte!"


    Ich stand kurz auf.


    "Möchtest du auch Wein?"


    ging ich kurz vom Thema ab, denn langsam begann meine Kehle zu kratzen und jetzt da Metellus nicht spötteln konnte nahm ich auch wieder Wein und kein Wasser.

    Ich sah sie überrascht an, lächelte dann sanft.


    "Ja, das wäre sehr freundlich von dir. Wir könnten gemeinsam an den Sachen schreiben und nochmal durchgehen ob wir etwas vergessen haben. Für deine Hilfe wäre ich dir äusserst dankbar."


    Ich war wirklich erleichtert ob des Angebotes, denn bislang hatte ich kaum Ideen wie ich alles hinkriegen sollte.


    "Ach.. zurück zu den Göttern. Die Cerealia.. kannst du mir sagen wann sie stattfinden und ob es noch ein weiteres großes Ereignis gibt, was mit ihnen zusammenhängt?"

    "Und wenn nicht, ist es absolut nicht schlimm. Wir können das so oft durchsprechen wie du möchtest und ich habe mir überlegt bei Gelegenheit auch noch ein paar grobe Zusammenfassungen für das Archiv zu schreiben, damit alle immer eine kurze Nachschlagemöglichkeit haben. Aber wie gesagt wird dies nicht überaus viel sein. Vielleicht hin und wieder ergänzt..."


    Ich betrachtete sie schmunzelnd.


    "Und die Cerealia? Was kannst du mir dazu verraten?"

    "Ja, aber sie ist auch die Erdgöttin und pflegt somit Umgang mit den Verstorbenen. Außerdem wacht sie über den Eingang zum Reich der Manen."


    Ich hoffte sie prägte sich dies ein. Ich selbst hatte auch damals sehr gestaunt wieviele Götter doch für eine Sache da waren.

    Ich hatte fast erwartet, dass diese Antwort kommen würde, darum musste ich grinsen.


    "Iuppiter und Iuno bilden die capitolinischen Göttertrias mit Minerva gemeinsam. Ich meinte allerdings welche zwei anderen Götter mit Ceres gemeinsam angebetet waren und etwas wie eine eigene Trias darstellten. Nämlich Liber und Libera, welche drei gemeinsam sehr wichtig für die Plebejer waren. Aber gräme dich nicht, das ist eher eine Frage die ich Popae und Comentarii frage!"


    lächelte ich.


    "Welche Aufgaben erfüllt sie denn zugleich auch als Erdgöttin?"

    Ich staunte, sie wusste ja schon einiges. Ich war gespannt ob sie mir meine Frage beantworten konnte, das wäre dann ja schon sehr fortgeschritten. Doch ich formulierte sie nicht allzuschwer:


    "Mit welchen Göttern bildete sie eine Göttertrias die besonders von den Plebejern sehr verehrt wurde?"

    "Beginn am Besten mit ihr, damit ich weiß wie weit du schon bist. Danach gehen wir einfach noch die anderen Gottheiten durch."


    Ich war gespannt und hoffte auch irgendwie, dass ich sie und Valeria gemeinsam unterrichten konnte. Sie würden sich gegenseitig helfen können und ich ein wenig mehr Zeit für meine Aufgaben haben.

    Ich erstarrte bei dem Anblick der sich mir da bot. Der eine schien nachzugeben. Bei den Göttern und ich hatte es nicht verhindern können. Warum nur hatten sie sich so gekabbelt? Ich stand mittlerweile direkt neben dem Koloss und dem Kleinen. Nein, es schien doch noch zu gehen.


    Doch als ich erblickte was er vorhatte, rief ich noch einmal laut in die eingetretene Stille:


    "Hört mich an! Hört auf. Ihr erspart euch alle einen Heidenärger mit dem Regionarius und vor Allem mit den Göttern. Wollt ihr es tatsächlich mit ihnen aufnehmen?"


    Meine Stimme klang beschwörend, doch der Jüngere schien nicht ablassen zu wollen. Ich sah den Stahl blitzen und noch im gleichen Augenblick reagierte ich und trat ihm das Messer aus der Hand, wobei es allerdings meinen oberen Fuß streifte, doch das Brennen nahm ich gerne in Kauf.


    Der Kleine schien ziemlich intrigant zu sein und der Große einfach nur dumm und aufgebracht. Ich war kein Regionarius und doch beschloss ich, diese Angelegenheit an meinen Freund Balbus weiterzuleiten. Bei den beiden sich scheinbar hassenden schien Müdigkeit aufzukommen.

    "Genau dazu wollte ich jetzt kommen."


    lächelte ich.


    "Bei Popa und Commentarius wird zwischen Praxis und Theorie unterschieden, wenn man es ungenau ausdrücken möchte. Als Commentarius hilft man den Sacerdotes in den Tempeln bei den Verwaltungsaufgaben, während du als Popa bei den Opferungen jener assistierst. Nun lautet meine Frage: Was würdest du lieber tun?"

    Bei ihren Worten lächelte ich nur leicht. Ich war quasi noch verheiratet und eigentlich sollte ich mich schämen, dass ich mit Metellus ein so enges Verhältnis pflegte. Doch was sollte es. Es war geschehen und wir beide hatten uns gesagt, dass wir unsere Gefühle nicht leugnen, sondern nur verbergen würden. Und dass wir uns liebten war das wichtigste.


    "Deine Ausbildung beginnst du als eine Discipula wo du die grundlegenden Dinge lernst. Du wirst alles wichtige über die Götter lernen, nicht jedes Detail, aber so dass du wirklich einiges weisst. Außerdem wirst du die rituellen Praktiken kennenlernen und sobald du bereit für eine Prüfung bist, wird dir diese das Collegium Pontificium abnehmen. Danach wirst du entweder Commentarius oder Popa... Hast du bis hierhin fragen?"

    Ich fühlte mich plötzlich ein wenig einsam. Sie schienen mich nicht ernst zu nehmen. Kein Stückchen. Ich war schockiert obwohl ich es eigentlich kennen sollte, doch meine 10 Jahre in Achaia und die 6 darauffolgenden in patrizischen Kreisen hatten mich anderes gelehrt.


    "Ihr zieht den Zorn der Götter und Romas auf euch!"


    Schrie ich einen der Männer an, der es gewagt hatte, schlecht über Agrippa zu sprechen. Ich verehrte Agrippa, nicht unbedingt als Vater, aber als Mensch und vor Allem Onkel als Helfer in der Not. Mir könnten Tränen der Wut, ja, des Hasses in die Augen steigen wenn ich die Menschen so reden hörte.


    Doch sie schienen mich noch immer nicht ernst zu nehmen. Ich ließ meine Schultern hängen und sah mich verzweifelt um. Ich war wütend, ungemein wütend und ich wusste, würde ich meine Amtsinsignientragen und in Kleidung der Priester herumlaufen, dann würden sie ihr blaues Wunder erleben.


    Doch so? So war ich klein und unbedeutend. Fast traurig sah ich mich um und die Geräusche klangen ferne als ich hilflos den Ringenden zusah, alles schien langsamer zu sein.

    "Ja, ich glaube dass immer bestimmte Menschen füreinander wie geschaffen sind, sich allerdings nicht immer finden können. Auf mich würde er sicherlich einen anderen Eindruck machen als auf dich. Na, wäre ja auch schlimm wenn es anders wäre..."


    lachte ich. Ich staunte über meine Fassung, in welcher ich über Maximus sprechen konnte. Nein, ich sprach nicht von ihm, ich dachte an ihn. Und wieder einmal stellte ich mir stumm die Frage: Wenn Maximus der Mann war, der für mich vorbestimmt war, was war dann Metellus? Unser Verhältnis war seltsam, vermutlich wegen der Heimlichtuerei. Oh wie schön es doch ohne diese wäre...

    "Das ist doch ein hervorragender Ansatz! So kam damals auch das Vertrauen zwischen meinem Vater und Maximus zustande. Habt ihr beiden euch schon Gedanken gemacht, wie das alles aussehen soll?"


    Ich musste lächeln, sie schien gern über diesen Priester zu sprechen und auch ihren Vater sehr zu lieben. Ich sah soetwas gern, denn mir ward beides verwehrt und ich fand es schön, wenn zumindest andere das Glück einer Familie und eines Geliebten haben durften, ohne daran gedreht zu haben...

    Mein Entsetzen minderte sich nicht als ich von den Wetten mitbekam und ich musste arg an mich halten um diese Personen in meiner Nähe nicht arg anzufahren. Doch in mir begann Wut aufzusteigen. Ich war in diesem Kampf nicht parteiisch, doch er war ungerecht.


    Ich fühlte wie sich Hände um mich legten und spürte leichten Druck, wollte er mich hier fortbringen? Ich wandte mich mit einem fast verzweifeltem Gesichtsausdruck zu ihm um.


    "Aber... Nein. Am Ende stirbt jemand und..."


    ...wir sind Schuld. Doch ich drängte den Gedanken beiseite als ich einen lauten Schrei hörte. Was war geschehen? Ich stemmte mich gegen Quintus' Griff und begann mich nach vorn zu drängeln, ehe ich zorniger Stimme sagte:


    "Ich glaube kaum dass der Proconsul dies dulden wird! Geht! Verschwindet wieder und tut eure Arbeit, das hier ist nicht eure Angelegenheit..."


    Ich hatte nicht mehr laut gesprochen, sondern laut und voller Selbstsicherheit in die Masse geschriehen. Gehört haben mussten sie mich, soviel war sicher. Und irgendwer würde mich als Pontifex erkennen, sodass auch mein Rang mich deckte...

    "Hmm eigentlich sollte man Priestern aber..."


    Doch ich brach meinen Satz ab als meine Gedanken zu einem Apoll Priester namens Hadrianus abdrifteten, der sich des Verrates schuldig gemacht hatte. Ich räusperte mich kurz und grinste:


    "Na, du wirst deinen Vater sicherlich noch überzeugen können."


    schmunzelte ich leicht.


    "Aber ich glaube nicht, dass er sich gegen euch stellen wird, wenn ihr euch bewiesen habt. Mein Vater hat mich damals auch nur freigegeben, weil mein Mann ein Patrizier war, glaube ich."


    Doch ich zuckte mit den Schultern.

    "Du sprichst von der Verlobung zwischen Meridius und einer Iulia Severa, habe ich Recht? Auch unsere Familie ist dorthin eingeladen. Dann kannst du mich ja deinem Imperiosus einmal vorstellen!"


    Ich war erleichtert als ich bemerkte, dass der Klang ihrer Stimme wieder etwas weniger traurig wurde.


    "Wird er wieder nach Rom zurückkehren? Oder sucht er nach einer Stelle hier in Tarraco..? Da gäbe es nämlich durchaus zu besetzende Posten... Der Mercuriuskult ist völlig unbesetzt..."

    Ich sah entsetzt drein als ich das Massaker beobachtete und dem einen bereits Blut aus der Nase lief. Dann hörte ich in dem Gejubel die Rufe von Quintus und ich wandte mich zu ihm. Durch den Geräuschpegel drangen nur Wortfetzen bis zu mir durch, doch sie klangen plausibel. Aber... konnte ich die beiden wirklich sich selbst überlassen? Das war ein furchtbarer Anblick.


    "Aber..."


    murmelte ich ein wenig leiser, dann sagte ich in einem entschlossenen Tonfall:


    "Niemand wagt es einen Priester zu verletzen, derjenige würde den Zorn der Götter auf sich ziehen. Und ich glaube kaum, dass der Pöbel so dumm ist..."


    Ich sah wieder zu den Kämpfenden zurück, als ich abermals die Aufforderung hörte, dass wir fliehen sollten. Ja, ich war eine Frau und ja verdammt ich war Priesterin. Aber ich konnte doch nicht einfach...

    "Ja, das kenne ich. Mein Vater damals hat mich, nachdem ich wieder daheim war, kaum noch aus dem Haus gelassen. Ich habe ihn sehr geliebt. Ich nehme an zu eng deshalb, weil es dir schwer fällt... Du sprachst vorhin von jemandem den du liebst..?"


    Eigentlich gehörte dies nicht zu ihrer Ausbildung, doch ich fand es wichtig meine Schüler, in diesem Falle Schülerinnen, erst einmal kennenzulernen, um sie besser einschätzen zu können.