Er schlief langsam wieder ein und ich war froh drum. Umso länger er schlafen würde, umso schneller würde er auskurieren. Vielleicht sollte ich Vater Bescheid geben? Nein... Ich dachte an Livia und langsam begannen sich Tränen zu bilden. Ich habe noch nicht einmal mit Publius darüber gesprochen, ich konnte es einfach nicht. Ich wollte es nicht hinnehmen, dass sie verstorben war. In meinem Herzen lebte sie weiter und die Götter wussten was sie taten. Warum nur hat síe es getan? Ich sah meinem kleinen Bruder ins Gesicht. Es schien als wäre sein Schlaf dieses Mal um einiges entspannter und kurz fühlte ich besorgt seinen Puls. Doch auch dieser ging vollkommen normal und seufzend legte ich meinen Kopf auf seinen Bauch. Wenn Publius hier morgen früh reinkommen würde, würde er, nein, musste er, einfach etwas falsches Denken. Doch ich würde ihm erklären, dass es mein Bruder sei. Selbst wenn ich mich untreu verhalten würde - so dumm und ihn ins eigene Heim bringen... Nein, das brachte wohl niemand zustande. Dafür musste man schon sehr dumm sein. Ich liebte Publius und niemals würde ich ihn verraten.
Ich strich meinem Bruder lächelnd und ganz leicht durchs Gesicht, während ich es betrachtete. Er war neben Licinia, meiner Halbschwester, mir immer am nächsten gewesen. Ich hatte zwar auch einen großen Bruder, doch mit ihm hatte ihm am meisten unternommen. Es war damals schön, nicht die jüngste zu sein und schon im frühesten Kindesalter habe ich schon viel mit ihm unternommen. Ich hoffte, dass ich ihm noch immer soviel bedeutete. Ob ich ihm vielleicht sogar als eine Art Vorbild gedient hatte? Warum nur war eine Jetzjagd im Wald gewesen. Und dann noch mit Agrippa... Ich seufzte und versuchte Zusammenhänge zwischen den beiden zu erkennen, doch es wollte mir nicht so recht gelingen und langsam wurde alles nebliger um mich herum und ein unruhiger Schlaf mit schlimmen Träumen überkam mich.
Ich stand auf einer Wiese, allein. Es waren drei Wege und außer einige sahen alle schattig aus. Ich beschloss den lichten Weg zu nehmen, er würde mich an die richtige Quelle führen. Doch ich beschritt ihn, immer weiter und als ich am Ende ankam, sah ich Maximus kämpfen. Jetzt war er Maximus, nicht Publius. Und er sah arg erschöpft aus. Ich lief davon, ich konnte es einfach nicht sehen. Ích flehte die Götter um Hilfe an, betete zu Mars, da sah ich mich selbst, meine Hand auf meinem Bauche, besorgt dreinschauen. Ich erwartete offensichtlich ein Kind. Und langsam führte mich dieser Weg zurück in die Vergangenheit. Ich sah meinen Onkel, wie er röchelnd starb. Meinen Onkel in Achaia, ich hatte ihn immer sehr geliebt. Und dann auch die kleine Licinia, meine Zwillingsschwester und Aeolos, meinen kleinen Bruder. Ich spielte mit den beiden Fangen...
Ich bemerkte nicht, dass langsam die Sonne aufging, sanft ihre noch angenehmen Strahlen auf unser Bett legte. Ich wachte nicht auf. Ich wollte nicht aufwachen. Doch als ich Stimmen hörte, tat ich es doch.