Der Aufprall war schmerzhaft gewesen. Sie war eine solche Behandlung kein bisschen gewöhnt und so ironisch es auch klingen musste, wenn man sich diese Lage genauer betrachtete... Ihr Zuhause, wo auch mmer sie war, hatte sie stets gut vor solchen Zusammenstößen bewahrt. Sie richtete sich wieder in eine sitzende Position und versuchte dann, vorsichtig aufzustehen, doch direkt presste er sie wieder zu Boden. Helena wusste nicht, was sie hier noch tun sollte. Sie kam nicht weg und jemand, der ihr helfen konnte war auch nicht hier. "Ihr werdet alle dafür bezahlen, was ihr uns angetan habt. Ausrotten kann man euch leider nicht, doch ausbluten lassen." Langsam machte sich nicht nur Angst, sondern auch Entsetzen in ihr breit. Wie konnte nur solch ein Hass aufkeimen? Irgendetwas war verdammt falsch gelaufen...
"Aber ich habe doch nichts getan." meinte sie nun und war ganz erstaunt, dass dieser Junge von vielleicht höchstens siebzehn Jahren sie hatte aussprechen lassen. Sie versuchte ihn anzulächeln, doch bei seinen kalten Augen war es ihr gänzlich unmöglich. Eben noch hatte er so geschlagen gewirkt und nun völlig unnahbar. Aber wie kam es, dass er ausgerechnet sie herausgezogen hatte? Gerade sie hatte sich doch meistens auch für die schwächeren eingesetzt. Sie war es doch, die übermäßgen Reichtum verabscheute. "Ganz gleich, wen ich genommen hätte. Die Reichen sollen sehen, dass es jeden von ihnen treffen kann. Uns fragt auch niemand, ob wir vielleicht die Falschen sind, die unter ihnen leiden." Helena wusste nichts zu erwidern, sie gab ihm irgendwo recht. Traurig sah sie zu Boden. Die ganze Situation machte sie nieder und sie wusste nicht, damit umzugehen. War das nun ihr Ende? Hier am Hafen, wo sie den Leuten helfen wollte?
"Nicht Titus." hörte sie da eine leise Stimme. Sie klang traurig und sehr jung - Helena hatte sie schon einmal gehört. Als sie ihren Blick hob, konnte sie das kleine Mädchen erkennen, dem sie vorhin schon helfen wollte. Sie lächelte ihr zu, doch das Lächeln war von Trauer gezeichnet. "Geh kleines." hörte sie die Anweisung von 'Titus'. Sie sah wie das kleine Mädchen verschwand, was ihr den leichten Schimmer von Hoffnung gegeben hatte. Nun riss der junge Mann sie wieder hoch und presste sie schmerzhaft gegen die Wand. Aus einem inneren Reflex heraus wollte sie ihn wegschieben, was er mit einem heftigen Schlag in den Bauch quittierte, der sie zusammensinken ließ. Er gewährte es ihr, auf die Knie zu fallen und nun musste sie weinen. Die Hoffnungslosigkeit der Leute und ihrer eigenen Lage war einfach zuviel.
Sie spürte, wie sich eine Hand auf ihre Schulter legte. Unruhig hob sie den verweinten Blick und sah Titus an, der ihr einen Becher entgegen hielt. Unsicher nahm sie den Becher. Es roch nach Wein, aber nach einem seltsam gewürzten. Kräuter schwammen darinnen. Sie sah Titus fragend an. "Ich möchte nichts..." doch als Antwort erhielt sie nur ein mahnendes "Trink!" das keine Widerrede zuließ. Zögerlich hob sie den Becher an den Mund und trank ein paar Schluck. Sie kannte den Beigeschmack irgendwoher...
Als sie aufstand, wurde ihr plötzlich schwindlig. Schwankend suchte sie Halt. Jedes Zeitgefühl schien mit einem Mal verloren und ihre Zunge war auch so unendlich schwer. Sie tastete nach Titus, der sie auch stützte. Doch lange trugen ihre Beine sie nicht mehr und sie sank zusammen. Langsam verschwamm die Welt bis nur noch warme Dunkelheit da war, die sie umfing.