Die Stimmen rückten zunehmend in den Hintergrund und auch den besorgten Blick einer Marktfrau, der sie traf, erweckte nicht ihre Aufmerksamkeit. Sicher trafen sich ihre Blicke, doch der Helena's ging in die Leere und wirkte eher wie der eines einsamen Kindes. Manch einer kannte sie hier. Immerhin war sie Pontifex und.. Witwe eines Senators. Dann rissen sich die Blicke los und Helena schritt weiter voran, während der fragende Blick weiterhin auf ihrem Rücken haftete.
Manch einer überholte sie bei ihren langsamen Schritten, aber hatte sie auch keinen Grund zu eilen. Sie war gefangen, gefangen in einer Ebene, die sie nicht kannte, aber als Traum bezeichnete. Sie war nurmehr ein Schatten ihrerselbst und mehr verdiente sie auch nicht zu sein. Sie hatte Verrat begangen, Mord. Mochte er aus unbedachtem Handeln hervorgegangen sein, machte diese Tatsache es dennoch nicht ungeschehen.
Der leise, nun aufkeimende Abendwind unterstrich ihre Gefühle. Er war trotz - oder gerade wegen - seiner Wärme nicht freundlich. Er zerriss sie, machte ihr Leid vollkommen. Er zeigte ihr, sie lebte alleine in dieser Traumwelt. All die anderen nahmen diesen Wind gewiss auch wahr, doch mochten die letzten Sonnenstrahlen und der leise Abendwind tröstend für sie sein. Auf Helena spottete er. Spottete auf ihre Einsamkeit, die sie sich selbst zuzuschreiben hatte.
Das Meer, ein weiter Hort des Wassers. Sie hatte lang nicht mehr von hier aus auf das mare internum geblickt, den Anblick vermisst. Jeder der hier Anwesenden hatte seine eigenen Gedanken. Der eine mochte seiner Liebsten die schönsten Versprechungen für ihre Zukunft machen, während der nächste direkt daneben einer verflossenen Liebe nachtrauerte. Doch sie, Helena, trauerte zweier Menschenleben nach. Jenem ihres Mannes und dem eigenen, denn niemals mehr würde sie die Alte sein. Ein wichtiges, für sie wunderschönes Kapitel war zugeschlagen, versiegelt und versperrt.
Ihre langsamen Schritte waren unkontrolliert und mehr als dralle Farben nahm Helena nicht länger war. Gemurmel drang aus weiter Ferne an ihr Ohr, doch mochte sie nicht zwischen Wind und Mensch zu trennen. .. 'Oh seht nur..' oder ...'was mag sie nur haben' machten für sie keinen Sinn. Da verlor sie den Rückhalt und taumelte einen Schritt nach hinten. Es war als habe ihr jemand einen Schlag auf den Kopf versetzt, hatte das gar jemand? Oder war es die Leere?