[Blockierte Grafik: http://img94.imageshack.us/img94/8262/xerxesu.jpg]
AZAR
Es war noch nicht so lange her, da hatte der Sklave Azar an der porta der Casa Aemilia, seines Herrenhauses, gesessen und sich gewünscht, der Dominus oder seine Cousine würden einen weiteren Sklaven kaufen. Es war einfach notwendig. Das Haus brauchte dringend noch eine gute Arbeitskraft, gerade jetzt in dieser von Unruhen geprägten Zeit. Es war wohl die ganzen letzten Jahre ausreichend gewesen, zwei tüchtige Sklaven für die nur frequentiert genutzte Casa zu besitzen, doch jetzt, wo die junge Aemilia aus Ägypten hergezogen war und der Dominus sicher bald wieder in Roma sein würde, da gab es einfach keinen anderen Weg!
Wie passend, dass die Aemilia kurz nach den Überfällen wie traumatisiert zurück in die Casa Aemilia zog und Azar den Auftrag gab, sich auf dem Sklavenmarkt nach einem Sklaven für sie umzuschauen. Sie selbst wollte noch nicht wieder vor die Tür, doch für den großen und dunkelhäutigen Ägypter drohte wenig Gefahr eines Überfalls.
Sie hatte ihm einen Beutel mit 2000 Sesterzen mit auf den Weg gegeben, eine große Summe Geld, die er allerdings max. zur Hälfte für den Sklaven ausgeben wollte. Sie hatte- wohl verwöhnt von dem Anblick iulischer Sklaven- erschrocken auf die alten Tuniken der beiden Sklaven gestarrt und Azar schließlich gebeten, er solle doch gleich für sich selbst, Rhamphias und den neuen Sklaven Kleidung dazu kaufen.
Dass er so einen schäbigen Eindruck auf die Herrin machte, war Azar gar nicht bewusst gewesen. Gut, er hatte nicht damit gerechnet, dass Caenis früher als der Dominus zurück kommen würde, doch empfand er sich sehr wohl als ansehnlich und sauber...
Über den Mercatus schlendernd betrachtete Azar die ausgestellte Ware und erkannte in vielen Blicken der Sklaven die Ungewissheit und Unsicherheit, die er nur allzu gut aus seiner Jugend kannte. Es war so lange her, dass er selbst oben auf dem Podium stand und für das Höchstgebot verkauft wurde. Er war zum Glück in gute Hände gekommen, die ihm viel Verantwortung übertrugen. Schließlich war er der Maiordomus der Casa Aemilia.
Ein weiteres Gefühl, was allgegenwärtig in der Luft hing, war die Angst. Er konnte in der Ausstrahlung so vieler junger Männer und Frauen die Angst riechen. Er wollte aber keinen ängstlichen Sklaven kaufen. Er hatte auch keine Angst gehabt. Unsicherheit, ja, aber keine Angst. Azar wusste genau, was er wollte. Einen aufrecht stehenden, hoffnungsvollen, aufgeweckten jungen Burschen, groß gebaut, kräftig. Und er sollte was im Hirn haben. Da er von der Herrin gekauft wurde, würde Azar natürlich auch noch auf weitere Äußerlichkeiten achten...
Während er unauffällig zwischen Schaulustigen und anderen Käufern lief, fiel ihn an der Seite ein ausgestellter Sklave auf. Er ging näher, jedoch noch nicht zu nah um als potentieller Käufer auffällig zu werden. Jung, groß, gut gebaut- und der Ausdruck in den Augen, wie sich der Bursche umsah, das gefiel ihm. Er strahlte eine gewisse Selbstsicherheit aus.
Na, dann wollen wir mal mehr von der Ware sehen, dachte sich der aemilische Sklave und ging auf den Verkäufer zu. "Du. Der da.", dabei deutete er kurz auf den Jungen, "Gefällt."
Mehr musste nicht sagen, damit der Händler von sich aus seine Ware anpries, um den möglichen Käufer zu einem Käufer zu machen, war sich Azar sicher und wartete ab.