Beiträge von Aemilia Caenis

    Aus der poetischen Stimmung herausgerissen schaute die junge Römerin auf in das Gesicht von eben dem Mann, den sie gerade noch Tsuniro beschrieben hatte. Erst einmal saß sie wie betäubt da und wusste nichts mehr mit ihrem Umfeld anzufangen... Das ganze Atrium rückte sich in den Hintergrund, einschließlich der Sklavin, mit der sie vor einem Bruchteil einer Minute noch intensiv in ein Gespräch versunken war.


    Ein verlegenes Lächeln huschte in Caenis' Gesicht als er sie begrüßte und eine Frage an sie richtete.
    "Salve, Iulius Crassus... Mir war noch nicht nach schlafen und ich dachte, ich gehe noch ein wenig in den Fluren spazieren. Darf ich die Frage zurückgeben? Was bringt dich zu dieser Stunde ins Atrium?", antwortete sie ihm, während sie leicht nervös mit den Fingern ihrer rechten Hand an dem Bezug der Kline spielte. Ihr Herz klopfte schneller beim Gedanken daran, dass er sich womöglich zu ihr setzen könnte.

    An ihrem Becher nippend lauschte sie erst einmal einer Aufzählung von ihr unbekannten Namen und nickte ab und an lächelnd bei einem Namen, nicht, weil sie das Gefühl erwecken wollte, dass sie diese Persönlichkeit kannte, sondern ausschließlich, um den beiden Männern das Gefühl zu geben, dass sie sich dafür interessierte und zuhörte. Ihre Mutter hatte ihr diesen Tipp gegeben. Sie sollte aufmerksam wirken, aber nicht aufdringlich. Dann würden Männer ihr gerne etwas erzählen und sie hätte höhere Chancen auf dem Heiratsmarkt.


    Als das Gespräch eine Wendung nahm und der Gastgeber nach ihrer Herkunft und ihren Eltern fragte, versuchte sie, nicht einfach nur die übliche Erklärung abzuspulen.
    "Nein, ich komme nicht direkt aus Roma. Mein Vater Lucius Aemilius Regillus besitzt ein Weingut am Rande von Alexandria, auf dem ich aufgewachsen bin. Bis vor ein paar Monaten habe ich dort bei meinen Eltern gelebt, dann hat mein Cousin Marcus Aemilius Classicus mich zu sich in die Casa Aemilia in Roma geholt. Er musste leider vor zwei Wochen aus geschäftlichen Gründen für eine Weile verreisen und damit ich nicht so alleine bin, hat mich freundlicherweise euer netter und gastfreundlicher Onkel Iulius Proximus in die Casa Iulia eingeladen."

    "Nun, ich weiß gar nicht, warum es mich so drängt,
    gerade dir ein solch... Geheimnis fast, zu berichten,
    doch ich tu's, ob uns'rem kurzen Kennen.
    Rate wer mir gestern den Besuch geschenkt-


    Ein stattlich' Herr, mit Stolz in wunderschönen Augen,
    das schwarze Haar die Krönung seines Haupt's,
    Ein Iulier, ein Mann und Herr der Mode.
    Er kam zu mir und fragte mich- na was?


    Er wollte mich, ja mich! Zu einer Feier laden,
    die ein Cousin von ihm in Ostia abhält.
    Er fragte mich mit Herzen in der Stimme,
    und mir ergings, als stünde still die Welt.


    Ich weiß, das sollte ich nicht einfach so erzählen.
    Und fühlen darf ich auch nicht leicht anfangen!
    Denn wenn es ist, wie ich's so oft gelesen,
    dann wird's nicht einfach für mich werden.


    Denn darf nur der, den mein Cousin auch achtet,
    mit mir so lieb und eng vertraut umgeh'n.
    Werd lieben ich, was mir die Ehre schenket-
    so muss ich warten, bis er mir einen bringt!


    Tsuniro, bitte sag es bloß nicht weiter!
    Und auch laut denken, bitte, lass es sein.
    Denn was dir hier mein Herz hat ausgeschüttet,
    das schließe ich auch wieder in mich ein.


    Berichte lieber, können wir bald gehen?
    Vielleicht schon morgen früh, die Stadt zu sehen?
    Ich mal's mir aus, im Morgen schon, der Markt
    und dann die Thermen... dann ein Bad."

    Sim-Off:

    Ich bin durch deine kleinen Verse zu einem Gedicht inspiriert worden. Wenn es stört, kann ich es auch in Fließtext umschreiben :) Natürlich können wir auch einen Gedicht-Battle machen... *g*


    Auf durch Dämmerlicht erhelltem Mamorboden
    liefen Viele sehr geschäftig, auf und ab-
    hatten Kerzen, Fackeln, Lichter aufgehoben-
    hielten sich durch ihre Arbeit stets auf Trab.
    Auch wenn sie das Leben um sich gut erleuchten,
    sind Gesichter nur im Schatten gut zu seh'n.


    Still ist's. Nur der Marmorboden trippelt leis',
    durch die vielen Füße arbeitsfroher Sklaven.
    Stimmen klingen nur gedämpft, nur Flüstern hört
    die junge Frau, die horchend sitzt im Atrium.
    Auf was sie wartet? Weiß sie selbst nur ungenau,
    doch schlägt das Schicksal ihr bereits die Lösung vor.


    "Alex!", wird aus einem kleinen Flur gerufen und
    der Träger dieses Namens wohl erscheint daraus-
    eilig rafft er seine Roben, schreitet schnell vorbei.
    "Alexander!", ruft es weiter, für ihn nur einerlei.
    Aus dem Gange rennt, wohl hinterher, Tsuniro-
    und bleibt stehen. Das Interesse an ihm ist sie dann wohl los.


    Der jungen Frau im Atrium, der stillen Beobachterin
    fiel all das auf, auch ohne dass sie überhaupt bemerkt.
    Belustigt hatte diese fast gedacht, sich unsichtbar
    gemacht zu haben, oder durch die Götter gut beschenkt.
    Kaum kam ihr dieses Denken, schon wandern auf sie Augen
    und vor ihr steht die Sklavin, die den "Alex" hatte verfolgt.


    "Tsuniro, schön dass Zufall mich dich hier entdecken ließ.
    Hast du dich gekümmert um den Ausflug zu den Thermen?
    Können wir bald gehen? Wenn nicht, dann setze dich nur kurz,
    außer du eilest. Ich muss dir nämlich dringend 'was erzählen."


    Strahlend blickt Caenis zu der Sklavin und ist innerlich erregt,
    will sie ihr doch von dem Glück berichten,
    das sich erst vor kurzem hat zu ihr bewegt.

    Frisch und munter verließ am frühen Abend eine Aemilierin das schöne Gästezimmer, das ihr fast eine Woche zuvor von den freundlichen Iuliern bereitgestellt worden war. Sie summte fröhlich, während sie die verwinkelten Flure entlang spazierte und neugierig bei offenen Zimmern und Fenstern nach draußen stehen blieb. Der Tag hatte sich bereits gesenkt, so dass eifrige Sklaven damit beschäftigt waren, die Lampen und Kerzen in Zimmern zu erleuchten und diese in ein weiches, orangenes Licht zu tauchen. Ein paar Biegungen weiter und die junge Frau kam in den schönen und edlen Raum, den sie bereits am ersten Tag ihres Aufenthaltes hier in der Casa Iulia besichtigt hatte- das Atrium.


    Was hatte sie noch einmal hier tun wollen? Natürlich. Sie wollte nach einer Kithara Ausschau halten. Wenn die Iulier eine besitzen würden, was nicht auszuschließen war, dann hätten sie sie allein aus dekorativen Zwecken hier untergebracht. Wo würde ich ein wundervoll gefertigtes Saiteninstrument hinstellen in einem Atrium wie diesem?, fragte sich Caenis und schlenderte von Statue zu Vase, Büste zu Gemälde. Interessiert blieb sie hin und wieder für einige Augenblicke stehen, um die Kunst zu bewundern... Ja, die Iulier haben wirklich Geschmack., musste sie sich eingestehen.


    Nach einiger Zeit schreitenden Auf- und Abgehens und unangenehmen, neugierigen Blicken von vorbeihuschenden Sklaven seufzte Caenis und setzte sich auf eine der Klinen. Sie nahm sich vor, bei Gelegenheit Tsuniro danach zu fragen- apropos Tsuniro! Sicherlich würde sie ihr hier über den Weg laufen. Dann kann ich sie gleich fragen, ob sie den Maiordomus hat sprechen können... Und von ihrer Begegnung mit dem attraktiven Tiberius Iulius Crassus wollte sie ihr auch erzählen. Schon beim Gedanken an ihn huschte ihr ein versonnenes Lächeln über das Gesicht.

    "Oh. Aber natürlich.", sagte sie und stand fast schneller als er. "Ich habe mich sehr gefreut, dich kennen lernen zu dürfen, Crassus. Und... und vielen Dank für die Einladung"


    Sie folgte ihm etwas unsicher die paar Schritte zur Tür, war aber zu langsam, um sie für ihn zu öffnen. Als er sich noch einmal zu ihr umdrehte, nahm sie seine Worte zum Abschied nur noch gedämpft wahr. Sie erwiderte seine Blicke und sein Lächeln, frohlockte innerlich, als er noch einen Augenblick einfach nur auf der Schwelle zu ihrem Zimmer stand und schloss hinter ihm mit einem fröhlichen "Vale.", die Tür. Kaum waren die Schritte im Flur verhallt, trippelte Caenis überschwänglich auf ihre Liege zu und ließ sich grinsend in das weiche Bett fallen. Sie war sehr glücklich und konnte das nächste Treffen mit ihrer neuen Bekanntschaft kaum erwarten.

    Ihr Rücken straffte sich, als Crassus sie dem Gastgeber mit Namen vorstellte. "Es ist mir eine Ehre, dich persönlich kennen lernen zu dürfen, Marcus Iulius Dives.", meinte sie aufrichtig und lächelte ihn an. Es war zwar nur eine förmliche Begrüßung, doch fand sie, dass eine besondere Intention auch aus einer gewöhnlichen Floskel etwas besonderes machen konnte.


    Sie nickte freudig, als die Sklavin mit den Kränzen auf dem Arm näher kam und löste sich von ihrem Begleiter, um zwei der grünen Efeugestecke entgegen zu nehmen.
    Ah, jetzt kam das Geschenk. Crassus hatte bei ihrem letzten Treffen vorgeschlagen, Dives anlässlich seiner Ernennung zum Duumvir eine Abschrift eines berühmten Werkes zu schenken, von dem sie zugegebenermaßen davor noch nicht gehört hatte. Er betitelte es jedoch als "berühmt", so hatte sie lobend genickt und da Buchgeschenke in ihren Augen immer angemessen waren, hatte er es erworben. Der junge Iulier holte das Geschenk hervor und hielt es dem Gastgeber hin. Ob es Dives gefallen würde?


    Kaum hatte dieser Crassus das in Samt eingepackte Werk abgenommen, legte sich Caenis einen Efeukranz auf ihr Haupt und lächelte Crassus fragend an, während sie den zweiten Kranz in ihren Händen anhob. "Darf ich?"

    "Oh, in der kaiserlichen Finanzabteilung? Das klingt wirklich nach einer sehr erhabenen Arbeit. Bist du dann dem Kaiser schon persönlich begegnet?",
    fragte sie ihn neugierig und ehrlich interessiert. Sie verstand zwar nicht sehr viel von Politik und Wirtschaft, aber das für eine junge Frau wie sie Wichtigste war ihr geläufig.


    Was konnte sie ihm denn von sich Spannendes erzählen? Sie konnte auf der Kithara spielen und hatte sich lange in Rezitieren von Lyrik geübt. Doch irgendwie empfand sie es als unpassend, ihm das zu sagen. Er würde sie wahrscheinlich fragen, ob sie ihm etwas vorspielen wollte, doch war das Instrument, auf dem sie immer geübt hatte, in Alexandria geblieben. Und hier hatte sie weder das Geld besessen, eine eigene Kithara zu erwerben, noch hatte sie sich getraut, ihren Cousin um eine Anschaffung zu bitten. Caenis zwang sich aus ihren trüben Gedanken heraus und schenkte ihm ein strahlendes Lächeln.


    Irgendwann würde sie einfach Tsuniro fragen, ob sie in der Casa Iulia eine Kithara gesehen hatte. Sie traute der Gens zu, vielleicht sogar allein aus dekorativen Gründen ein solches Saiteninstrument zu besitzen, auf dem sie üben könnte. Und irgendwann würde sie sich dann ins Atrium setzen und ihn damit überraschen. Ja, das wäre viel schöner, als jetzt damit "anzugeben", ohne ihm es anschließend zu beweisen.

    Glücklich. Einfach glücklich. Der ganze Tag war ein aufregender und besonderer Tag gewesen. Sie hatte kaum schlafen können, und doch war sie unglaublich wach und fühlte sich lebendig wie eine junge Göttin.
    Alles schien einfach perfekt zu sein- und sie hatte sich alle Mühe gegeben, ebenfalls perfekt auszusehen. Caenis hatte sich für eine zart verzierte azurblaue Stola entschieden, die fließend in das Blau ihrer vor Freude strahlenden Augen überging. Es war das wertvollste Kleidungsstück in ihrem Besitz, ein Geschenk ihrer Großmutter, die schon immer etwas von Eleganz verstand.
    Als sie sich vor einigen Stunden in der Casa Iulia mit Crassus getroffen hatte, machte ihr Herz einen kleinen Hüpfer und ihre Kehle schnürte sich vor Freude zu. Caenis hatte sich nicht vorstellen können, dass es für ihn möglich war, noch besser auszusehen als bei ihrem ersten Treffen, doch es war ihm gelungen. Erfreut bemerkte sie, dass sie ihm ebenfalls gefiel...



    In der Villa angekommen, hakte sich die junge Aemilia elegant bei ihrem Begleiter ein und überließ ihm das Reden. Sie beschränkte sich darauf, ihre Vorfreude mit strahlenden Augen und einem glücklichen Lächeln nach außen zu tragen.


    Als der auffälligste und prächtigste Mann auf Crassus und Caenis zugeschritten kam, vermutete sie bereits den Cousin Dives. Sie schenkte ihm dankbar eins ihrer schönsten Lächeln, als er sie begrüßte. Als sie bemerkte, dass er ihren Namen nicht nannte, da er ihn gar nicht besagt bekommen hatte, sah sie Crassus fragend von der Seite an. Würde er sie noch vorstellen, oder hatte er es absichtlich nicht getan, damit sie auch zu Wort kommen konnte?

    Caenis nickte, als Tsuniro ihr anbot, die Förmlichkeiten zu dem Thermenbesuch zu übernehmen. Sie hätte es natürlich auch tun können- doch beschlich sie langsam eine gewisse Ermüdung und sie wollte sich schnellstmöglich zur Ruhe begeben. Zudem kannte Tsuniro bereits die zuständigen Personen und die Aemilia hätte sich erst umhören müssen.


    "Natürlich kannst du sagen, dass es mein Wunsch ist, dass du mich dorthin begleitest. Und ja, bitte geh. Ich möchte jetzt alleine sein und mich ein wenig ausruhen. Bitte zeig Azar, an wen er sich für Arbeit wenden soll."

    War es nur Einbildung, oder freute er sich genauso, wie sie sich? Sie lächelte ihn einfach nur an und vergaß fast, dass sie nicht stundenlang ohne Thema nebeneinander sitzen könnten.


    "Nun ja, ich komme aus Alexandria und kam erst vor ein paar Wochen in Rom an. Zuerst lebte ich bei meinem Cousin, Aemilius Classicus, aber er war fast immer weg und vor ein paar Tagen schrieb er mir, dass er mich für längere Zeit allein lassen muss, geschäftlich denke ich, und deshalb hat er mich hierher geschickt, in die Casa Iulia. Und jetzt bin ich hier"


    Es war sehr einfach, das alles aufzuzählen, weil es so wenig war und sie es schon einigen hat erzählen dürfen. Sie senkte den Blick lächelnd und überlegte, was sie ihn fragen könnte. Irgendwann entschied sie sich für die gleiche Frage.


    "Und du? Wohnst du schon immer in Roma?"

    Sie brachte ihm einen Becher Wasser und war sehr gespannt, was ihn- sie hatte vergessen, ihn nach seinem Namen zu fragen und war sich unsicher, ob sie das noch nachholen konnte- zu ihr in das Cubiculum führte.


    Ein Fest? Oh, sie würde so gerne mitgehen! Sie kannte zwar weder den Cousin, noch weitere Mitglieder der Gens der Iulier außer Proximus und jetzt... ihn.


    Iulius Crassus. Sie speicherte sich den Namen sofort und bemerkte, dass sie bereits etwas über ihn wusste. Tsuniro hatte ihn erwähnt... Was hatte sie noch einmal gesagt? Hm, nein. Sie konnte sich nicht mehr daran erinnern. Nun gut, sie würde sie bei der nächsten Gelegenheit nach ihm fragen...


    Fast hatte sie vergessen, sich ebenfalls vorzustellen. Sie verneigte sich ebenfalls etwas vor ihm und strahlte ihn an, als sie sagte:


    "Es freut mich, dich kennen lernen zu dürfen, Iulius Crassus. Ich bin Aemilia Caenis und seit kurzem Gast in der Casa Iulia. Und ich würde dich sehr gerne zu dem Fest deines Cousins begleiten, Crassus, wirklich gerne."


    Sie blinzelte und rettete sich in ein Lächeln. Sie war von ihm... eingeladen worden! Das "uns" hatte sie schon vergessen. Oh, es war eine wunderbare Idee von ihrem Cousin gewesen, sie in die Casa Iulia zu schicken.

    Caenis saß gerade an einem Brief an ihre Mutter, als es an der Tür zu dem Cubiculum klopfte. Wer mochte das sein? Vielleicht Azar oder Tsuniro? Azar konnte es nicht sein, er war für ein paar Tage zurück in die Casa Aemilia gegangen, um etwas für ihren Cousin zu erledigen. Und Tsuniro? Vielleicht hatte sie Neuigkeiten über den geplanten Thermenbesuch eingeholt und wollte sie ihr verkünden! Frohlockend stand sie auf und trat an die Tür, um sie für die Sklavin zu öffnen. Noch einmal ihr Gewand zurechtzupfen? Ach, es sah schon in Ordnung aus und gegenüber einer ihr bekannten Sklavin war das nicht unbedingt nötig.


    Sie öffnete also die Tür und lächelte plötzlich nicht in das Gesicht der Ägypterin, sondern in das Gesicht eines attraktiven, jungen Römers. Oh, weh! Wenn das nun ein Iulier ist, dachte sie sich. Was würde er wohl denken... Sie ließ die Tür los und ihr Grinsen verwandelte sich in Überraschung und kurz danach verfärbten sich ihre Wangen deutlich rot und sie konnte nicht anders, als verschämt lächelnd ihren Blick zu senken.
    Bedächtig ging sie einen Schritt zurück und strich sich, versucht unauffällig, eine ihrer blonden Strähnen zurück, während sie sich zwang, dem wirklich gut aussehenden Mann in die Augen zu sehen und ihn zu begrüßen.


    "Salve. Ich muss mich entschuldigen, ich habe nicht mit... Besuch gerechnet."


    Sie straffte ihren Rücken und lächelte dem Unbekannten freundlich zu. Sie wurde sicherer, doch ihre roten Wangen würden einem geübten Auge verraten, dass sie etwas unsicher war.


    "Was führt dich zu mir? Darf ich... Wasser anbieten? Möchtest du dich setzen?"


    Es war ja nicht so, dass sie all ihre Höflichkeit verlor, sobald sie mit einer neuen Situation konfrontiert wurde. Nein, sie war gut erzogen worden, sagte sie sich. Und sie war schön, und sie war stets freundlich und zuvorkommend. Sie lächelte etwas überzeugter und hoffte, dass er, egal ob er ein Iulier war oder auch nur ein Gast, einen guten Eindruck von ihr hatte. Er sah wirklich gut aus...

    Die junge Aemilia hatte gar keine Bedenken, Tsuniro mit in die Agrippathermen mitzunehmen. Also, natürlich musste darüber der Dominus entscheiden oder wer auch immer für sie zuständig war, doch schließlich war Caenis nur durch das redefreudige Mundwerk der Sklavin darauf gekommen, dass sie die Thermen noch nie gesehen hatte. Also war sie ihr zu Dank verpflichtet- und wenn Tsuniro so gerne mit wollte, warum sollte sie ihr diese Freude verweigern?


    Hätte Caenis zu dem Zeitpunkt ein wenig mehr über Manipulation und Intrigen gewusst oder sich überhaupt dafür interessiert, hätte sie die Sklavin sogar von sich aus eingeladen. Sie schien eine aufmerksame Persönlichkeit zu sein und gepaart mit dem etwas losen Mundwerk hätte sie sich wunderbar für Informationsbeschaffungen geeignet. Aber nein, das dachte sie ganz und gar nicht. Sie war viel zu sehr vertieft darin, sich auszumalen, wie wunderschön es sein musste, in den Thermen zu baden und mit einer aufgeweckten Frau- dass sie eine Sklavin war, blendete sie gekonnt aus- über Schmuck, Mode, Männer und das Alltagsleben zu tratschen. Das hatte sie wirklich lange vermisst.


    "Sag mir, an wen muss ich mich denn wenden, um zu fragen, ob ich mit dir in die Thermen gehen kann? Wenn ich darf, werde ich dich gerne mitnehmen, Tsuniro. Schließlich hast du mich doch auf den Geschmack gebracht! Ich muss dir danken. Auf so eine wunderbare Idee wäre ich derzeit wirklich nicht alleine gekommen..."


    Caenis lächelte die Sklavin an und nickte dem Sklaven Azar zu, als er mit ihren Habseligkeiten in der noch offenen Tür erschien und sichtlich erleichtert schien. Vielleicht hatte er sie sogar suchen müssen?


    [Blockierte Grafik: http://img94.imageshack.us/img94/8262/xerxesu.jpg]
    AZAR


    Azar betrat das Cubiculum nach dem Nicken seiner derzeitigen Herrin und betrachtete die ägytptische Sklavin neben der Aemilia stumm und ohne besondere Emotion. Sie war schön, das sah er, aber es interessierte ihn nicht sonderlich. Es gab viele schöne Sklavinnen und ihm stand es nicht zu, irgendwie über sie zu denken. Das gab nur Ärger.


    Der muskulöse Sklave stellte die Habseligkeiten neben die Kleidertruhe und machte sich daran, sie vorsichtig hineinzusortieren, so wie er sie auch für Caenis aus ihrer alten Truhe ausgepackt hatte. Er hatte gehört, dass Caenis mit der Sklavin in ein Gespräch versunken war, bevor er in ihrem Sichtfeld aufgetaucht war, also hatte er das Bedürfnis, so weit es ging ohne die Aemilia zu stören, seine Arbeit zu erledigen.

    Sim-Off:

    Entschuldigung für die längere Pause. War etwas im Stress, so dass ich tatsächlich vergaß, dir Bescheid zu geben... :)


    Die vielen Namen prasselten auf sie ein und sie versuchte sich alle zu merken, sie war zwar schon immer gut gewesen im Namen merken, aber so schnell wie die Ägypterin redete, fiel es ihr sichtlich schwer.


    Sie war noch mit Nachdenken und Zuordnen von Namen und knappen Beschreibungen beschäftigt, als die Sklavin sie freudig anstrahlte und plötzlich erwartungsvoll schwieg. Was hatte sie nochmal zuletzt gesagt? Irgendwas mit...


    "Agrippathermen? Oh, sie sind weit über die Stadt hinaus bekannt. Ich würde so gerne dort einmal hingehen und mir ein eigenes Bild davon machen. Und wenn ich es mir so überlege, täte mir das heiße Wasser sicherlich sehr gut. Kannst du mich dorthin führen, Tsuniro? Wie ist es dort?"

    "Tsuniro, ein sehr schöner Name.", nickte Caenis und war etwas über den fast familiären Ton der Sklavin verwundert. Doch anstatt sich darüber aufzuregen oder ihn ihr zu untersagen, freute sich die junge Frau so sehr über die Vorstellung, mit jemandem über Mode und Schmuck zu reden, dass sie verdrängte, wer sie im Gegensatz zu der Sklavin war.


    Tsuniros Frage, ob sie lesen konnte, verwirrte die Aemilierin jedoch erneut. Natürlich konnte sie lesen! Welche Frage! Sie hatte schon in junger Kindheit Privatunterricht von einem griechischen Philosophen bekommen, der einst in der Bibliothek von Alexandria studiert hatte. Sie konnte zudem ein paar Lieder auf der Harfe spielen. Was sollte diese Frage? Fast war sie unverschämt! Caenis sah der Sklavin direkt in die Augen und setzte gerade zu einer schnippischen Antwort an, als sie erkannte, dass diese die Frage gar nicht spöttisch gemeint hatte. Ferner nahm die Römerin an, dass sie gar nichts damit gemeint hatte- Sie musste lächeln. Natürlich! Die Sklavin wollte vielleicht einfach nur lernen, zu lesen... Und hatte nur aus Versehen eine so direkte Frage gestellt. So musste es sein.


    "Ich würde mich sehr freuen, wenn du mir die Casa näher zeigen könntest und mir erzählst, wer hier derzeit wohnt... und lesen kann ich natürlich, kannst du es?"


    Als Tsuniro erneut die Männerwelt erwähnte, wurde Caenis ein wenig rot und schüttelte verschämt den Kopf. "Nein, ich hatte kaum Kontakt zu überhaupt irgendwem in Roma. Kurz nachdem mir mein Cousin versprochen hatte, mir ein paar Leute vorzustellen, ist er gegangen." Sie blickte die Sklavin dann neugierig an. "Von wem weißt du denn, dass er sich nach einer Frau umsieht?" Jetzt wurde sie pudelrot. Eine Sklavin nach Männern fragen. Was konnte die denn schon darüber wissen? Mit höchster Wahrscheinlichkeit viel mehr als Caenis selbst, so gut behütet und fast isoliert, wie sie aufgewachsen war.

    Der ägyptischen Sklavin durch verwinkelte Gänge folgend, bekam Caenis die leichte Angst, dass sie die Weitläufigkeit der Casa Iulia bei weitem unterschätzt hatte. Wie lange es wohl dauern müsste, sich so sicher wie die Ägypterin in den Fluren zu bewegen? Hoffentlich bekam sie für die erste Zeit immer eine "ortskundige" Begleitung. Bei ihren spärlichen Ausflügen durch die Stadt war ihr schließlich jedes Mal Azar als Stadtführer zu Hilfe gekommen. Ohje, den hatte sie ja ganz vergessen! Er musste noch im Atrium stehen- Nein, er kümmerte sich bestimmt bereits um ihre Sänfte und das Gepäck.


    Während sie in Gedanken versunken war, schien sie langsamer geworden zu sein- so musste sie einen schnelleren Schritt einlegen, um wieder mit der Ägypterin aufzuholen.


    Als sie schließlich im Gästecubiculum ankamen, nickte Caenis erfreut. Es war schlicht und doch sehr elegant, fand sie. Sehr angemessen und für sie, die sie die dunklen Rottöne sehr mochte, zudem ein angenehmer Augenschmaus.


    "Fast. Ich bin Aemilia Caenis.", sprach sie übertrieben deutlich. Sie mochte ihren Namen selbst kaum, doch würde sie mit diesem Zungenbrecher ihr ganzen Leben lang leben müssen, so war es angemessen, jeden Zweifel über die Aussprache behutsam zu verstreuen.


    "Ich bin erst vor ein paar Wochen von Alexandria hierher zu meinem Cousin gezogen. Er hatte eigentlich nie Zeit für mich und seit letzter Woche ist er geschäftlich unterwegs, so dass er mich in Hoffnung auf eine vorübergehende Bleibe zu den Iuliern schickte. Und jetzt bin ich hier. Ich freue mich schon sehr."


    Sie strahlte die Sklavin an. "Und wie heißt du?"

    Caenis hob skeptisch eine Augenbraue, als die Sklavin viel mehr Interesse dabei zeigte, mehr als beide Augen auf den Brief zu werfen, als Proximus' Befehl Folge zu leisten. Was das wohl sollte? Hatte sie den Auftrag bekommen, den Inhalt jemandem mitzuteilen?
    Die Enttäuschung, die sich in ihren Blicken fand, ließ in der Aemilierin schließlich wirklich das Gefühl zurück, dass sich diese für Caenis Geschmack zu viel für das -nicht für sie oder irgendwen anderes als Centho und Proximus bestimmte- Schriftstück interessiert hatte.


    Als die Sklavin sich ihrer Aufgabe bewusst wurde, sie anstrahlte und voranging, musste Caenis grinsend den Kopf schütteln. Nein, dieses Mädchen war einfach nur neugierig. So hätte sie sicherlich auch reagiert, wenn jemand komplett neues im alltäglichen Umfeld auftauchte. Die blonde Schönheit drehte sich zu Proximus und lächelte ihn noch einmal dankbar an, bevor sie sich von ihm - vielleicht auch nur für kurz- verabschiedete. "Vale, Proximus. Ich kann dir nicht genug danken."


    Ihren Azar hatte sie in der Aufregung komplett vergessen- doch hatte sich dieser bereits selbst eine Aufgabe gegeben.


    [Blockierte Grafik: http://img94.imageshack.us/img94/8262/xerxesu.jpg]
    AZAR


    Zufällig stand Azar im Schatten der Säulen, auf die das junge Sklavenmädchen abwertend gedeutet hatte. Auch wenn er wohl nicht mit "den Jungs" gemeint war, ging er hinaus zur Sänfte, um sich der Aufgabe zu widmen. Er hatte von Classicus den Befehl erhalten, mit der jungen Herrin in das Haus der Iulier zu ziehen und während Classicus Abwesenheit ihr zu dienen. Doch nicht nur körperliche Arbeiten standen ihm hier bevor- es war auch ein gewisser Vertrauensbeweis. Er sollte die Iulier, die sich mit seiner jungen Herrin trafen, beobachten und so viele interne und politisch relevante Geschehnisse wie möglich in seinem Kopf verzeichnen und Classicus zu seiner Rückkehr berichten. Und natürlich darauf achten, dass Caenis, so jung und naiv wie sie ist, nicht auf die hinterhältige Art der Bevölkerung Romas hineinfiel. Mit dieser verantwortungsvollen und stolzgeschwellten Brust ließ sich das Gepäck der Herrin viel leichter tragen. Eine Frage kam ihm in den Sinn, als er wieder im Atrium stand- wo ist seine Herrin hingegangen?

    Caenis senkte den Blick, als Proximus sie auf ihren Cousin ansprach. Was hatte er ihr geschrieben? Er saß im Carcer und wüsste noch nicht, wann er wieder kommen würde. So etwas sagte man aber nicht einfach so vor Fremden. Die junge Aemilierin konnte nicht wissen, wie die Classicus zu Proximus stand und ob er diese Information absichtlich nicht in den Brief für die Iulier getan hatte, also würde sie es auch verschweigen. Ja, das war das Beste.


    "Ich weiß es nicht genau, Proximus. Er sagte mir nicht mehr, als in diesem Brief an Centho stand."


    Caenis musste sich ein erleichtertes Lachen verkneifen und lächelte ihn dankbar an, als er ihr erlaubte, bei den Iuliern zu leben. Es war eine Chance für sie, etwas mehr am sozialen und kulturellen Leben in der Hauptstadt des Reiches teilzunehmen. Hoffentlich würde sie auch von den anderen Iuliern so freundlich aufgenommen.


    "Ich danke dir, Proximus."


    Caenis war so in Gedanken versunken, dass sie es erst bei den ersten Worten von der Sklavin überhaupt bemerkte, dass sich diese ihrem Gespräch genähert hatte.
    Die ebenfalls sehr ansehliche, blonde Frau sah auf in ein edel geformtes Gesicht mit dieser perfekten, zarten Verdunklung der Haut, die so typisch in ihrer Heimatstadt Alexandria war. Vielleicht war sie sogar eine ägyptische Sklavin? Das Mädchen war auf jeden Fall eine optische Bereicherung des Hauses. An den Haussklaven der Aemilier, Azar, hatte sich Caenis nur schwer gewöhnen können. Erst als sie eine sehr loyale und freundliche Ader hinter seinen vielen Ketten erkannt hatte, war es ihr möglich gewesen, ihn als ihren Diener zu akzeptieren. Jetzt würde sie ihn nur ungern gegen einen anderen Sklaven tauschen wollen.


    Die Aemilierin stand erfreut auf, als ihr Proximus eine Hausführung mit der schönen Sklavin anbot und strich sich ihre Gewänder glatt, ihm mit dem hinreißendsten Lächeln beschenkend, das sie in der Lage war zu geben.


    "Ich kann nicht oft genug sagen, wie dankbar ich dir und deiner Familie bin, Proximus. Ich hoffe, euch nicht zu sehr zur Last zu fallen."