Beiträge von Aemilia Caenis

    Caenis war schwer außer Puste, als sie in den Gang einbog, in dem sich das Zimmer von Crassus befand und vor dem Alexander ihrer Sklavin Tsuniro eine Standpauke hielt. Bevor sie darüber nachdenken konnte, ob sie eingreifen sollte oder nicht packte der Sklave ihre Freundin schon am Arm und zerrte sie in ihre Richtung.
    Crassus schien noch in seinem Zimmer zu sein! Der Griff um ihren Beutel mit wertvoller Schmuckschatulle verstärkte sich. Sollte sie ihm helfen, seine wichtigsten Sachen zu packen? Oder war es dafür schon zu spät? Der Lärm war lauter geworden, obwohl sie sich von der Tür entfernt hatten...


    Die junge Aemilia war nur noch ein paar Schritte von der Tür ihres... Freundes entfernt, als dieser auf den Gang trat. Er schien noch bis gerade geschlafen zu haben, seine tunica nicht wie sonst perfekte Falten werfend, und doch sah er unglaublich gut aus... Sie lächelte ihn erleichtert an und blieb stehen. Wie gerne hätte sie ihn in dem Moment berührt. Am Arm gefasst... umarmt?


    Doch gehörte sich das nicht. Und so hörte sie nur noch das Rauschen ihres eigenen Blutes im Ohr und wusste nicht, ob ihre Aufregung zum größeren Teil Crassus' "Verschulden" war oder das der bevorstehenden Flucht.

    Von der Seite kamen Schritte näher und eine ihr bekannte Stimme rief ihren Namen. Tsuniro! Sie war gekommen, um sie abzuholen. Natürlich hatte man sie nicht vergessen. Erleichterung wusch ihre vorige Angst und Verzweiflung weg. Es würde alles gut werden. Jetzt, wo ihre Freundin da war- sie kannte sicherlich einen guten Ausweg!
    Gerade als Caenis ein paar eilige Schritte in Richtung der Sklavin gemacht hatte, hörte sie hinter sich den Gang entlang eine Männerstimme. Die junge Aemilia erkannte die Stimme als die des Cellarius Alexander, mit dem sie ein paar flüchtige Worte gewechselt hatte innerhalb der letzten Wochen. Er rief... Crassus. Er wollte zu ihm... Er war auch in der Casa...! Auch Tsuniro spähte den Gang entlang, also war der Name nicht Einbildung gewesen.
    "Er ist noch... Crassus... Lass uns zusammen mit Alexander und Crassus fliehen...!", fiepte Caenis vor Aufregung eher als das sie es rief und drehte sich auf dem Absatz um.

    Sim-Off:

    Eine Antwort auf die bevorstehende Plünderung der Casa Iulia, erste Anzeichen zu finden hier


    Von Fenstern und Türen fernbleiben. Schreie drangen an ihr Ohr. Wütendes Gebrüll vieler Menschen. Unglaublich vieler Menschen.
    Ruhe bewahren.
    Sie war ruhig, so wie die anderen Bewohner der Casa Iulia. Im Haus war es ruhig- außerhalb tobte ein Sturm. Bei ihr war es genau andersherum- äußerlich war sie ruhig, innerlich brachen Wogen aus Angst an die Felsen ihrer Zuversicht und Hoffnung. Was machte sie hier? In dieser Casa? Wer war das da draußen? Was wollten sie von ihr?
    Nur der Pöbel.
    Gierige, brutale Menschen. Sie brüllten. Sie klopften. Sie konnte das Pochen der Tür zur Casa von ihrem Zimmer aus hören. War das möglich? Zittrig und wie im Fiebertraum ging sie zu ihrer Tür, machte sie auf und spähte in den Gang. Das Pochen wurde lauter und mengte sich mit knarzenden Holz.
    Die Casa ist sicher.
    Das waren keine Hände. Das war kein... menschliches Klopfen. Sie rammten... sie versuchten die Tür aufzurammen! Das Holz gab bereits nach! Das war keine Einbildung!
    Keine Gefahr.
    Von Schwindel gepackt fasste sich die junge Aemilia an den Kopf und kühlte ihre heiße Stirn mit den klatschnassen, zittrigen Händen. Sie musste packen. Was? Ihre Kleider? Nein. Nicht so wichtig. Sie hatte ihre wertvollsten Stoffe in der Casa Aemilia gelassen. Ihren Schmuck? Ersetzbar. Bis auf... bis auf... Hastig schnappte sie sich ein Kistchen und klappte es auf. Wo war sie? Die Kette ihrer Großmutter. Da, kleine Rubine blitzten zwischen Gold. Was damit tun? Anziehen? ... Und was war mit den Briefen, den wöchentlichen Briefen zwischen ihren Hinterbliebenen in Alexandria und ihr? Vorsichtig schuf sie zwischen dem Geschmeide Platz und drückte die Papiere hinein, verschloss die Schatulle und drehte sie verzweifelt in ihren Händen hin und her. Wohin damit? Irgendwo... Wo niemand suchen würde. Im Garten? Vergraben? Mit ein paar Blicken durch das ihr zur Verfügung gestellte Cubiculum wurde klar, dass in diesem kahlen Raum keine Möglichkeit bestand, eine Kiste, auch wenn sie nur so klein war wie ihre Schmuckschatulle, unbemerkt aufzubewahren.


    Sie würde sie mitnehmen müssen. Einfach bei sich tragen. In einem Beutel vielleicht? Mit ein paar Handgriffen zog sie aus der Kleiderkiste einen langen Schal aus einem sandfarbenen, einfachen Stoff und wickelte ihn um das Holz. Mit einem Knoten war die improvisierte Tasche fertig. Und jetzt? Sollte sie...


    Warten. Bleibt auf den Zimmern.


    Hier würde sie sicher nichts mitbekommen. Würde sie jemand holen, wenn eine gemeinsame Flucht anstand? Würden sie überhaupt fliehen können? Was ging hier vor? Sie spürte nur die Gefahr. Vielleicht reagierte sie auch nur über...?


    Nein. Sie würde nicht einfach warten. Mit einem Anflug von Tatendrang festigte sich der Griff ihrer Linken Hand um den Knoten ihres Schmuckkästchenbeutels und sie lief auf den Gang vor ihrem Cubiculum. Dort angekommen blieb sie stehen und sah sich um. Richtung Atrium? Oder weiter nach hinten? Oder sollte sie zum Hausaltar gehen und für sie alle beten? Wo war der eigentlich? Richtung Atrium oder weiter hinten...?
    Waren dort nicht die anderen Schlafräume? War dort nicht auch... das Zimmer von... Crassus? Etwas zog sich in ihr zusammen. Wartete er dort alleine? Oder war er... gar nicht erst im Haus?
    Sollte sie nachschauen gehen? Durfte sie das?
    Auf der anderen Seite... Durfte sie wahrscheinlich nicht mal auf diesem Gang stehen.


    "SPEICHELLECKER! EURE ZEIT IST GEKOMMEN! HÄNGT SIE AUF, DIE HURENSÖHNE! SCHLAGT SIE ZU BREI!!!", ertönten laute Schreie, wahrscheinlich von der Tür her. Caenis fühlte sich so verloren. Ihre Zeit... ihre Zeit konnte noch nicht gekommen sein!


    Keine Gefahr. Ruhe bewahren.

    Caenis schluckte. Ja, was wollte sie mit ihrem Leben anfangen? Ganz oben stand natürlich ihre Pflicht als Tochter der Gens Aemilia und römische Bürgerin, eine gute Ehefrau und Mutter möglichst vieler Kinder zu sein. Doch was kam dann? Gab es überhaupt ein "dann"? War sie vor ein paar Monaten nicht noch viel zu überfordert mit diesen zwei ihr vorbestimmten Werdegängen gewesen?


    Nein, es sollte mehr sein. Es musste. Doch wahrlich, sie selbst könnte erstmal nicht entscheiden. Ihr Cousin- und durch ihn ihr Vater- hatten das Sagen über ihr Leben, bis sie endlich vermählt werden würde. So bald wie möglich sollte das passieren... Caenis senkte den Blick ausweichend, als sie merkte, wie es ihr unwohl wurde. Vor Crassus wollte sie nicht schwach wirken, nein...


    "Ich-", mit leiser Stimme begann sie, schluckte und fing von vorne an: "Es ist meine Pflicht, die Berufung zu einer guten Ehefrau und Mutter an erste Stelle zu legen. Natürlich hoffe ich aber-", an dieser Stelle hielt sie kurz inne und sammelte ihre Wörter zu einer diplomatischen Antwort, "-in meinem baldigen Ehemann einen verständnisvollen Mann zu finden, der mir zusätzlich zu diesen Tätigkeiten auch die Freiheit schenkt, einem von mir auserwählten Beruf nachzugehen, wenn die Zeit reif ist."


    Sie wurde rot, was zum Glück in dem Dämmerlicht des Hortus nicht so leicht zu bemerken war. Hoffentlich hatte sie nichts falsches gesagt.

    "Ah, ja, ich weiß wovon du redest. Der Leuchtturm von Pharos, nicht wahr? Ja, ich finde auch, dass er das schönste Weltwunder ist. Aber gut, ich habe außer ihm noch nie ein weiteres zu Gesicht bekommen...!", sagte Caenis vergnügt und hielt ihren Kopf so still wie möglich, um der Ägypterin die Arbeit zu erleichtern.


    Als diese nach einiger Zeit ihre Hände vom Kopf der jungen Aemilia hob und ihr damit zeigte, dass sie fertig waren, hob Caenis vorsichtig ihre Hände zum Kopf und ertastete sanft das Produkt. "Mhh, sehr gut gemacht, Tsuniro, vielen Dank! Sind wir dann soweit?"


    Sie erhob sich von ihrem Sitz, drehte sich zur Tür und machte ein paar Schritte darauf zu, um der ägyptischen Sklavin zu deuten, dass sie gehen mochte. Aber trotzdem hielt sie noch kurz inne, damit diese noch etwas Zeit hatte, etwas anmerkte, was sie zum Beispiel umbedingt mitnehmen mussten. Sie war ja so aufgeregt!

    Caenis nickte hochachtungsvoll bei seiner Aufzählung und spielte etwas nervös mit einer kleinen Strähne ihrer hellen Haare, die aus ihrer schlichten und doch edlen Hochsteckfrisur entwichen war.


    "Es klingt sehr spannend. Dagegen klingt mein Leben- fast langweilig", schmunzelte sie und machte eine abwertende Geste. "Zuhause hat mich meine Mutter immer herum gescheucht, damit ich schnell lerne, wie man alleine einen Haushalt führt. Ab und an setzte sich, zum Glück!, mein Vater durch und meinte, dass zu einer guten Ehefrau auch gehört, wenigstens ein bisschen gebildet zu sein... Dann hat er mich unterrichten lassen. Natürlich nur ein wenig... Aber ich fand es wunderbar. Als ich dann hier angekommen bin, kam ich in einen stabilen Haushalt, in dem ich fast nichts zu tun hatte... Ich hätte nicht gedacht, dass ich auch nur irgendwann die Strenge meiner Mutter zurückwünschen würde, um die Langeweile zu vertreiben", Caenis grinste breit und schüttelte den Kopf.


    "Nun ja- dann kam ich endlich dazu, intensiv zu lesen. Und Musik zu üben.", lächelte Caenis und errötete etwas. Jetzt hatte sie es fast erraten in ihrem Geplapper. Hoffentlich bemerkte er es nicht zu sehr! Es hätte doch eine Überraschung sein sollen... "Ach, was den Unmut! Wozu Probleme schaffen, wo es keine gibt", dachte sie sich und schmunzelte.


    "Nunja- wie am Anfang erwähnt- nichts interessantes dabei.", sie lächelte ihn nervös an und streifte sich die Strähne hinters Ohr.


    "Ich muss mir wirklich mal Gedanken machen, was ich mit meinem Leben anfangen will", beschloss die Aemilia im Stillen und fügte bedächtig hinzu, "außer heiraten und eine gute Ehefrau und Mutter sein."

    Caenis verfolgte mit neugierigen Blicken den Handbewegungen der ägyptischen Sklavin und versuchte sich diese Frisur vorzustellen. Sie ließ sich schnell überzeugen... Es schien so, als hätte Tsuniro nicht zum ersten Mal eine Frisur zurechtgemacht, was die Aemilia nicht umbedingt verwunderte.
    Sie lächelte aufmunternd zu ihr und nickte.


    "Dann lege ich meinen Kopf vertrauensvoll in deine Hände.", sie faltete bereit zu warten ihre Hände in ihrem Schoß zusammen.


    "Tsuniro- darf ich fragen, wie du hier in diese Casa gekommen bist? Ich höre deinem Akzent an, dass du wohl nicht in Roma geboren wurdest. Bist du auf direktem Wege in die Hände der Iulier gelangt, oder vielleicht sogar über Umwege? Was hast du denn schon alles von der Welt außerhalb gesehen?", plapperte Caenis neugierig los und war sehr gespannt.
    Viel älter als sie selbst konnte die Sklavin nicht sein- was hatte sie wohl schon alles erlebt?

    Während Caenis die Feier genoss, die Blicke schweifen ließ und kicherte, wenn andere Damen kicherten - auch wenn sie keine Ahnung hatte, was deren Anlass gewesen war - fingen die beiden Männer neben ihr, der galante Gastgeber mit den stechenden Augen und ihr liebevoller Begleiter, mit einem wohl sehr geschäftlichen Gespräch an. Sie steckten ihre Köpfe immer näher zusammen und tuschelten- und ab und an spürte sie einen abwertenden Blick von Iulius Dives, der ihr eine unangenehme Gänsehaut bescherte. Sie sah absichtlich weg und nippte an einem Becher mit Wasser.
    Sah sie denn so aus, als würde sie das Gespräch belauschen wollen? Betrachtete Dives sie als eine Art Spionin? Sie war doch sicherlich nicht die einzige Nicht-Iulia hier!


    Als der Gastgeber schließlich auf Crassus' Stelle und auf ... die 'reizende Begleitung', also Caenis, anstoßen wollte, schenkte sie Dives ein höfliches Lächeln und blieb anschließend mit ihren Augen auf Crassus hängen. Auf dich, Crassus. Auf dich und mich, auf uns., hallte es in ihrem Kopf. Sie traute sich nicht, ebenfalls einen Trost auszusprechen, also beließ sie es bei einem zustimmenden Nicken und hob ihren Becher.

    "Classicus. Mein Cousin heißt Marcus Aemilius Classicus.", antwortete Caenis auf die Frage der Sklavin und ignorierte ihre Bemerkung über die... "Unförmigkeit" gewisser Cognomina.
    "Nein, er hat mir noch nicht geschrieben. Ich habe aber für eine Nachricht von ihm gebetet. Wenn die Götter mir gnädig sind, kann ich... kann ich es ihm... sagen." Die Aemilia räusperte sich leicht, um ihre Nervösität zu überspielen.


    "Und nein, ich kenne keine Herren mit den Namen. Kennst du sie?"


    Immernoch etwas aufgewühlt setzte sich die junge Frau vor einen Silberspiegel und drehte ihren Kopf skeptisch mal in die eine, mal in die andere Richtung. Ihre Haare- irgendwas besonders schönes musste man doch gerade für die Thermen damit anstellen können. Natürlich ging es nicht auf ein Fest- aber vielleicht würde sie dort auf Frauen von gewissen Rang treffen und da durfte sie weder besonders auffallen noch in der Masse untergehen.


    "Was meinst du ist eine angemessene Frisur für die Thermen? Hochstecken... Aber bloß wie?"

    "Ach, ich weiß es nicht. Ich möchte mir darüber erstmal keine Gedanken machen, Tsuniro. Es tut nur weh. Ich möchte mich meinem Cousin anvertrauen, wenn er wiederkommt. Das wird das Beste sein.", schluchzte Caenis und trocknete sich die Augen.


    "Ich danke dir aber für deine Sicht auf... das Problem. Es macht einiges klarer", gab die junge Aemilia zu und stand auf. Um sich zu beruhigen, schritt sie langsam im Zimmer auf und ab. Ein paar Schritte in die eine Ecke... wieder zurück. Zwei Schritte in Richtung der Tür, wieder zurück.


    "Tsuniro, ich habe meinen Appetit verloren. Iss du so viel du möchtest, dann bitte hilf mir.", sie hatte die trüben Gedanken schon weit verdrängt, so konnte sie Platz machen für ihre Vorfreude. "Wir wollen doch eine gute Figur machen, wenn wir nachher in die Thermen gehen. In einen fröhlichen Morgen sollte eine Frau keine schlechten Gedanken über Männer lassen, sondern nur die heiteren, findest du nicht auch?"

    "Du auch...", hauchte sie lächelnd. Es wirkte alles so surreal- Eine wunderbare Nacht an einem wunderschönen Ort mit einem wundervollen, zärtlichen Mann... Ihr Herz schlug höher und sie fragte sich, was von ihr in so einer Situation erwartet werden würde.


    Vielleicht sollte sie etwas von... von... ihrer Familie erzählen? Nein, das erschien ihr unpassend. Vielleicht von ihrer Reise hierher? Oder ihrer Vorliebe für Musik... aber das würde ihre Überraschung für ihn zunichte machen! Wenn sie es denn schaffen sollte, in der Casa Iulia eine Lyra zu finden, um für ihn zu üben. Ob er Musik überhaupt schätzte?


    "Was machst du denn gerne in deiner Zeit außerhalb deines Berufes?", fragte sie daher einfach ins Blaue hinein und lauschte gespannt.

    Aus ihren feuchten Augen heraus betrachtete sie Tsuniros Fassungslosigkeit. Sie konnte diese sehr gut verstehen- hätte ihr eine Freundin so etwas erzählt, wie hätte sie wohl reagiert? Wahrscheinlich ähnlich. Doch als die Sklavin auf das Thema Beischlaf zu sprechen kam, wurde die junge Aemilia purpurrot und zitterte zornig. Wie konnte diese Sklavin ihr nur so etwas unterstellen?! "Natürlich nicht!", antwortete sie entrüstet auf sowohl das... erste als auch auf das verloben. Das erste war viel zu gefährlich, das zweite- hatte nicht sie zu entscheiden.


    "Ich hatte doch nie vor- es geht doch gar nicht um... Ich...", stotterte sie verwirrt und vergrub ihr blasses Gesicht in ihren Händen. Konnte es nicht auch einfach- nichtkörperliche... Zuneigung sein? Musste bei der Erwähnung von Liebe gleich der bittere Beigeschmack von ... Beischlaf mitschwingen? "Ich weiß doch, was alles auf dem Spiel steht. Aber es ging mir nie um ...", sie machte eine kurze Pause, weil sie viel zu verklemmt war, um diesen bestimmten Vorgang in freie Worte zu packen, und fuhr dann fort: "Ich weiß doch auch nicht, Tsuniro. Ich bin so glücklich, wenn ich an sein Lächeln denke und wünsche mir nichts mehr, als mehr Zeit mit ihm zu verbringen. Ich hatte noch nie solche Gefühle- ich- kann das wirklich nur in ein... Verliebtsein... interpretieren... Aber... Ich weiß, dass es nicht gut ist. Ich will die Ehre von meiner Familie bewahren. Aber- bei den Konsequenzen für mich, die sich aus diesem Vorsatz ergeben... zerreißt es mich innerlich."


    Sie wischte sich ihre Augen trocken und nahm die Hände vom Gesicht. "Ich habe nur zwei Möglichkeiten, die in Frage kommen. Entweder- ich schaffe es, meinen Cousin von Crassus zu überzeugen- oder ich verlasse diese Casa und versuche durch Distanz... nicht mehr an ihn denken zu müssen."

    Tat er das- wirklich? Er hielt ihr eine Blüte entgegen. Sie kam seiner Geste nach und schnupperte sacht daran. Eine Hibiskusblüte- es duftete, als würde die Sonne ein weiteres Mal an diesem Tag untergehen und ihr einen atemberaubenden Ausblick geben- nur geschah das ganz für sie in ihrem Kopf. Genießend schloss sie die Augen und hielt sie auch noch geschlossen, als der junge Iulier ihr die Blüte wieder von der Nase wegzog. Plötzlich spürte Caenis einen sanften Druck knapp über ihrem Ohr- sie blickte auf und konnte nur noch beobachten, dass er seine Hand wieder wegzog, diesmal ohne die Hibiskusblüte. Crassus musste diese in ihr Haar gesteckt haben- vorsichtig legte sie ihre Hand über die Stelle und fühlte die zarten Blätter in ihrer Handfläche. Verträumt lächelte die Aemilia ihren Begleiter an und legte ihre Hand auf seine, während sie ein "Danke" in die Luft des nächtlichen Hortus hauchte.

    Einen Senator? Caenis stutzte. Ehrlich gesagt, kannte sie kaum Senatoren- und wenn, waren sie bereits verheiratet oder hatten kein Interesse an ihr gezeigt. Natürlich wäre sie von ihrer Geburt für einen Senator nicht unbedingt die schlechteste Partie- ach, wie verwirrend doch diese ganze Familienpolitik sein konnte! Es gebot ihre Ehre als Tochter der Gens Aemilia, ihrer Familie ein höheres Ansehen zu verpassen; aber war sie dabei wirklich nur eine wertlose Ziffer in einem System, eine Spielfigur "höherer" Macht? Und waren dabei ihr Cousin und ihr Vater die Spieler oder waren sie auch nur Spielfiguren? Konnte sie denn auch Spielfiguren bewegen? ... So viele Fragen! Und auf jede Antwort folgen zwei Dutzend mehr. Fest stand, dass sie leben wollte, was nicht nur Pflichten, sondern auch schöne Aspekte beinhalten musste. Wie zum Beispiel ein Thermenbesuch. Ein schönes Kleid zu tragen. Gute Literatur lesen. Vielleicht ein Gewerbe eröffnen und sich verwirklichen. Lieben.


    "Nein, kein Senator. Ich meine Tiberius Iulius Crassus. Den Crassus, der mich auf eine Feier eingeladen hat und der Crassus, der mit mir gestern... einen abendlichen Spaziergang gemacht hat."


    Lieben. Wie viel sie schon über die Liebe gelesen hatte. Und nicht weniger gehört. Ob sie in Crassus verliebt war? Sie musste lächeln. Vielleicht? Sie fühlte sich immer wie im Himmel, wenn er in ihrer Nähe war... Und sie sehnte sich danach, ihn bald wiederzusehen. Vielleicht?


    "Bitte, Tsuniro, erzähle es nicht herum. Ich- weiß noch nicht genau, was mit mir los ist. Ich hatte das noch nie- es ist alles so neu! Und wenn mein Cousin etwas davon mitbekommt, holt er mich sofort zurück. Er wird sicher etwas gegen ihn haben und wenn nicht, wird er etwas finden, um zu rechtfertigen, dass Crassus nicht die richtige Partie ist. Mein Vater hat mich nach Rom geschickt, um-" sie stockte. Sie hatte schon viel zu viel erzählt! Bei Isis. Wenn diese Sklavin vor ihr nun doch reden würde?


    Dann wäre sowieso schon alles vorbei. Jetzt ließ sie alle Blockaden gehen und steigerte sich richtig in die folgenden Sätze rein. Man konnte auch mit einem ungeschulten Ohr merken, wie sehr es sie belastet hatte und wie viel Überwindung es Caenis kostete, offen darüber zu sprechen. "Mein Cousin soll eine gute Partie für mich finden, dass ich meiner Familie Ehre machen kann. Ich habe mich freiwillig gefügt. Ich musste mich fügen. Aber jetzt- sieht alles so anders aus! Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich weiß es nicht. Ich habe die Tragödien studiert- aber es gibt kaum Literatur über glückliche Liebe. Und meine Mutter? Sie würde sofort aus meinen Briefen herauslesen, was los ist und meinen Cousin anschicken, sofort einen Ehemann zu finden." Mittlerweile hatte sie einige Tränen in den Augen. Wie lange ihr diese Gedanken schon eine trübe Stimmung aufzwangen! Sie faltete die Hände in ihrem Schoß und starrte die Sklavin mit nassen, blauen Augen an. Sie hatte sich ihr anvertraut. Hoffentlich- bei Isis- wusste diese, das Geheimnis für sich zu bewahren.


    Den Aspekt, dass Tsuniro Crassus nicht leiden mochte und dieses Wissen gezielt jetzt gegen sie beide einsetzen konnte, um ihm eins auszuwischen, hatte sie natürlich nicht erahnen können.


    Sim-Off:

    Wink mit dem Zaunpfahl! ;) Tu' ganz das, was Tsuniro wirklich tun würde.

    Wie, das war der Sklavin am gestrigen Abend nicht klar geworden? Oder wollte sie lieber noch einmal nachfragen? Sie verschluckte sich fast und wusste erst nicht recht, wie sie antworten könnte. Sie betrachtete die Sklavin, wie sie aß, als wäre es die normalste Frage der Welt. Als würde es auch eine normale Antwort darauf geben. Vielleicht gab es die ja auch?


    "Nun- ich- wir - ich dachte du hättest... gestern Abend. Iulius Crassus. Also", druckste sie rum und schämte sich für ihr unbeholfenes Gestotter. Warum fiel es ihr nur so unerträglich schwer, darüber zu reden?
    Sie atmete tief ein und aus, bevor sie ihre Antwort um noch einen Satz ergänzte. Zwar recht schnell, aber dafür in einem ganzen, grammatikalisch richtigen Satz: "Ich wollte dir von meiner Begegnung mit Tiberius Iulius Crassus erzählen, weil ich ihn sehr nett finde und er mich zu einer Feier eingeladen hat."
    Ohweh. Wie steif und formell das klang. Um nicht sofort wieder eine Frage entgegen nehmen zu müssen, nahm sie ein ganzes Ei in den Mund und fing an, es langsam zu zerkauen.

    Mit einem höflichen Lächeln und neugierigem Blick dippte sie vorsichtig ein Stück Brot in die so viel gelobte Soße und gurrte verzückt. "Ja! Wirklich delikat.", stimmte sie zu und versuchte eine weitere, grünliche. Mhh, süßlich und ein Hauch von Schärfe.


    "Ich finde es sehr schön, wie alles harmoniert. Die aufwendige Dekoration passt perfekt zu der Architektur der Villa und schafft zusammen mit der fulminanten Beleuchtung und den wirklich gut instruierten Sklavinnen eine Atmosphäre, als würde man selbst im Bühnenbild eines der besten Theater des Imperiums stehen; allerdings nicht als Zuschauer, sondern als Akteur.", schwärmend deutete sie auf ihren Efeukranz auf dem Kopf. "Allerspätestens mit dieser Interaktion mit der Bühne lässt jeder deiner Gäste seinen Alltag zurück und wird vollständig von dem Gesamtkunstwerk "Villa Rustica" assimiliert... Ja, Ein Geniestreich, Iulius. So könnte es in einem bedeutenden literarischen Epos stehen.", lobte sie aufrichtig und dippte ihr Brot in einer weinroten, schaumig geschlagenen Crème.

    Freudig ließ sich die junge Frau von Crassus durch die Gänge geleiten und hätte sich schon mit diesem leisen Spaziergang zufrieden gegeben, als ihre Begleitung sie in den Hortus führte und mit lyrischen Worten eben diesen Ort ankündigte.
    Von Luna geküsst, ja, das waren passende Worte für diesen Anblick. Staunend ließ sie alle visuellen Eindrücke in sich fließen und lehnte sich unbewusst ein wenig an den Mann neben ihr. "Oh, wie wunderschön...", hauchte sie leise und lächelte glücklich.


    Caenis setzte sich auf den von ihm angebotenen Platz und zögerte, unschlüssig, was jetzt kommen sollte. Sie legte ihre Hand kurz auf die Steinfläche neben sich und nahm sie still wieder weg, eine kleine Geste, ihm ebenfalls einen Platz neben sich anzubieten.
    Unsicher, was sie in dieser nächtlichen Stille sagen sollte, betrachtete sie erst einige Augenblicke den Hortus, um schließlich mit ihren Augen bei Crassus hängen zu bleiben. Die junge Aemilia verlor sich in seinen Augen und vergaß für eine gewisse Zeit, dass es besser wäre, wenn sie eine Konversation beginnen würde...


    "Nun... Ich... wollte mich..."


    Aber irgendwie blieb sie nach diesen Worten hängen und wusste auch gar nicht mehr, was sie eigentlich sagen wollte. Dieser Blick... konnte wirklich Steine zum schmelzen bringen.

    Caenis lag noch in ihrem Bett, als es an ihrer Tür klopfte. Ah, natürlich! Sie hatte Tsuniro gebeten, ihr das Frühstück zu bringen... Aber... war es denn schon so spät?! Etwas schläfrig löste sie sich von ihrem Schlafplatz und sprang auf die Beine, um die Vorhänge zur Seite zu ziehen. Tatsächlich! Die Sonne war schon zu lange aufgegangen... Sie hatte wohl verschlafen. Was auch ziemlich logisch war, nach dem gestrigen Abend-


    "Komm herein, Tsuniro!", rief sie und griff nach ihrer Alltagskleidung. Sie beachtete die Sklavin nicht, als sie hereinkam, aber als sie hörte, dass die Tür zu ihrem Zimmer wieder zuging, zog sie sich rasch die Tunika an und fuhr durch ihre blonden Haare, um sie in eine einigermaßen angemessene Form zu bringen. Frisieren konnte sie diese noch später lassen.


    Als Tsuniro nach ihrem gestrigen Abend fragte, wurde sie rot und musste augenblicklich verträumt lächeln. Ja, ihr Abend war sehr schön gewesen. So gerne würde sie jemandem davon erzählen- aber es war wohl besser, sich erst einmal bedeckt zu halten. "Ja... Das hatte ich wohl. Du kannst das Tablett auf den kleinen Tisch am Fenster abstellen."


    Neugierig kam Caenis näher zu Tsuniro und beäugte ihr Frühstück. Die Sklavin hatte ihre Anweisung, ein besonders reichliches Frühstück zu bringen, wirklich sehr gewissenhaft ausgeführt! Ihr Magen meldete sich bei diesem Anblick und sich seinem Willen beugend setzte sich die junge Aemilia auf eine der beiden Sitzgelegenheiten am Tisch.


    "Setz dich zu mir. Es sieht sehr schmackhaft aus. Und, freust du dich schon auf nachher? Nimm dir, was du willst, ich werde eh nicht alles essen können, ohne platzen zu müssen." Sie lachte freudig und schnappte sich eines der Eier.

    "Er scheint wirklich gut mit Worten umgehen zu können, dein Cousin Iulius Dives. Das Amt des Duumvirs wird ihm ausgesprochen gut stehen.", sagte sie aufrichtig. "Das kannst du aber auch, finde ich. Mit Sicherheit wirst du auch einmal eine so angesehene Stelle bekommen, oder eine, die dich und deine Familie ähnlich ehrt."
    Warum sollte er auch nicht? Er kam aus guter Familie, war wortgewandt, jung und zudem sehr ansehnlich, wie sie fand. Beste Vorraussetzungen, um in Roma etwas Großes zu werden! Sie lächelte versonnen. Vielleicht würde das Pluspunkte bei ihrem Vater einbringen... Oh, warum musste sie immer auch an ihren Vater und ihre Familie denken, wenn sie an Crassus dachte?


    Als ihr Crassus eine Traube vor die Nase hielt, staunte sie nicht schlecht. Wollte er sie damit testen oder sie nur herausfordern? Sie sah sich kurz um, ob sie offensichtlich von jemandem beobachtet wurden... Wären sie alleine gewesen, hätte sie vielleicht wirklich direkt von seinen Fingern gegessen, aber so grinste ihn nur schelmisch an und fand schnell eine andere Lösung. "Sehr gerne. Aber wenn du deine Finger behalten willst, möchte ich die Traube lieber...", und dabei pflückte sich Caenis die Frucht mit ihrer rechten Hand flink aus den Fingern ihres Begleiters, die immernoch knapp vor ihrem Mund verharrten. Das Ende des Satzes war damit hinfällig, also ließ sie es bleiben, während sie ihm mit ihren Augen deutlich zeigte, wie lecker sie die Traube fand.


    Zu späterer Zeit saß sie schließlich- oder besser, lag seitlich, sich auf dem Rand der Kline leicht abstützend, neben Crassus und betrachtete fröhlich die anderen Gäste, eine Toga feiner und herrschaftlicher als die andere. Sie pflückte sich eine weitere Traube von einem Tablett vor sich und hielt sie ihrem hübschen, iulischen Freund vor die Nase. "Und du? Möchtest du auch einen süßen Appetitanreger?" Sie grinste ihn dabei an. Mal sehen, wie er bei so etwas reagierte.

    Nein, nicht setzen wollte er sich, natürlich! Viel besser! Er wollte mit ihr spazieren gehen! Oh, es war eine fabelhafte Idee. Was wollte sie denn eigentlich noch weiter hier im Atrium sitzen? Was hielt sie hier noch fest?
    Ein Blick in seine Augen verriet es ihr. Nichts! Sie richtete sich auf und stützte sich an der Kline ab, um aufzustehen, da streifte sie mit ihrem Arm an etwas... und sah zur Seite. Neben ihr saß - natürlich- Tsuniro! Wie hatte sie diese nur vergessen können.
    Bei der Wahl ihrer Worte überlegte sie sich angestrengt, wie es für Crassus normal sein könnte, mit Sklaven umzugehen.


    Sie selbst hatte auf dem Gut ihrer Eltern eine Sklavin gehabt, mit der sie fast schwesterlich umgehen konnte. Als sie diese in der Casa Aemilia in Aegyptus zurücklassen musste, war der Abschied sehr schwer gefallen und sie hatte seitdem vermisst, täglich jederzeit jemanden um sich zu haben, dem man uneingeschränkt vertrauen kann und alles erzählen kann, ohne Angst zu haben, dass es bei irgendwem nach außen dringt. Caenis betrachtete Tsuniro und stellte sie sich in genau dieser Rolle vor, schaffte es aber nicht ganz. Sie war schließlich eine Sklavin der Iulier, einer anderen Familie, bei der sie selbst, eine Aemilia, nur zu Gast wohnte. Das gab ihr sogar das Recht, alle ihre Geheimnisse an den Dominus weiterzutragen. So nett sie Tsuniro also fand, sie würde wohl nie ganz offen vor ihr reden dürfen. Sich das im Hinterkopf behaltend und mit einem etwas betrübten Blick sagte sie dann zu der ägyptischen Sklavin:


    "Tsuniro- komm bitte morgen nach dem Frühstück zu mir ins Cubiculum hospitale, dann können wir alles vorbereiten. Oder nein- als Belohnung für deine Mühe, komm einfach mit dem Frühstück. Sag, dass ich viel Hunger habe, dann bekommst du den Rest."


    Das war das Mindeste, was sie für sie tun konnte. Vielleicht war das sogar schon zu viel. Ach nein, es war ein schöner Tag gewesen und es konnte ein viel schönerer Abend werden! Warum sich also über so etwas Banales den Kopf zerbrechen? Sie war schon immer nett zu Sklaven gewesen, wenn sie ihre Dienste gut verrichteten, also gehörte diese Eigenschaft zu ihr wie ihre blauen Augen es taten und wenn ein Mann sie jemals lieben würde, dann würde er diese Eigenschaft auch lieben- oder lieben lernen. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf drehte sie sich wieder zu dem vor ihr wartenden Römer und stand endgültig auf. Vielleicht wäre ja er- nein, sie wagte nicht, weiterzudenken. Wer ihr Mann werden würde, hatte immer noch nicht sie zu entscheiden, sondern ihr Vater- und ihr Cousin diente diesem sowohl als Berater als auch als Sprachrohr seines Willens. Trotzdem, fand sie bei Iulius Anblick, wäre es eine ansehnliche Option.


    "Natürlich gewähre ich dir diese Ehre. Ich freue mich sogar sehr über dein Angebot!", sagte sie aufrichtig und konnte ihre Augen nicht von den seinen lassen... Schließlich hakte sie sich bei ihm unter, wie sie es schon oft bei anderen Frauen gesehen hatte und merkte ein leichtes, angenehmes Kribbeln in ihrem Arm. "Tagsüber habe ich schon einige Bereiche der Casa gesehen. Was schlägst du vor, sieht in der nächtlichen Dunkelheit und vom Mond beschienen noch viel atemberaubender aus, als in der Sonne?", während sie das so sagte, als wäre es ein Teil eines recht neutralen Gespräches, wusste sie doch schon ihre eigene Antwort darauf. Und die setzte sich gerade neben ihr in Bewegung.