Beiträge von Mardonius

    Mardonius gab sich grosse Mühe gefasst und zuverlässig auszusehen. Er war ja unter recht seltsamen Umständen in seine neue Position gekommen, aber es schien eine günstige Wendung seines Schicksals gewesen zu sein.


    Als Messalina Auza auftrug ihm ein Zimmer mit dem Nötigsten zu besorgen war er schon sehr froh. Wenige Sklaven hatten ihr eigenes Zimmer. Als die Herrin ihm dann erklärte wie heillig das Atrium Vestae war nickte er beflissentlich, aber unterliess es zu antworten da Messalina keine direkte Frage oder Aufforderung an ihn gerichtet hatte. Er wusste das man als Sklave immer schnell gesprächiger werden konnte wenn die Herrschaften es wünschten, aber wenn man zu gesprächig war, war das nichtmehr zurück zu nehmen. Also lieber vorsichtig am Anfang, wobei er sich schon Sorgen machte als sie betonte wie streng hier alles gehandhabt wurde. Würde man ihn Nachts in seinem Zimmer einschliessen?

    Der Sklavenhändler verzog sich vorsichtshalber in den Hintergrund. Wenn Vesta so war wie ihre Priesterin dann sollte man diese Göttin wirklich nicht beleidigen. Konnte aber auch daran liegen das die Priesterin Jungfrau und total unbefriedigt war. Vieleicht müsste nur jemand mal die Priesterin so richtig.... Erschreckt stoppte er diesen Gedanken, da sowas zu denken bestimmt auch wieder Minuspunkte bei Vesta einbrachte.


    Währenddessen hatte Mardonius aufgeblickt. Die Vestalin war wirklich sehr hübsch. Allerdings schien sie nicht die freundlichste zu sein, aber das wurde von ihr ja auch nicht erwartet, besonders gegenüber einem Sklaven. Ihre Fragen waren jedenfalls bohrend und er bemühte sich bestmöglich zu antworten.


    Mein ehemaliger Herr war Römer und handelte mit Gewürzen, Seide und anderen Luxusgütern aus dem Orient und Nubien. Er war auch politisch sehr aktiv in Alexandria bis eines unglückseligen Tages Arsenik in seinem Weinkelch seinen letzten politischen Streit endgültig für seinen Kontrahenten entschied. Danach wurde ich mit vielen seiner Sklaven verkauft und landete auf einem Schiff nach Rom.


    Mardonius hoffte das die Vestalin nicht glauben würde das er beim Ableben seines Herren geholfen hatte. Er war wirklich ein loyaler Sklave und ausserdem hatte der Mord an seinem Herren ja auch seine eigenen Aufstiegspläne ruiniert. Was seine Fähigkeiten anging wollte er nicht zu grossspurig wirken und sagte:


    Ich kann beide Sprachen gut lesen und vermag die übliche Geschaftskorrespondenz zu verfassen, jedoch bin ich kein voll ausgebildeter Schreiber. Rechnen kann ich gut, da ich meinem Herren bei der Buchführung geholfen habe. Weiterhin verfüge ich über die üblichen Fertigkeiten eines Haushaltssklaven.


    Mardonius hoffte inständig das er der Vestalin gefallen würde. Persönlicher Diener einer solch angesehen Frau konnte sein Einstieg in die römische Gesellschaft sein und vieleicht würde er irgendwann mal für seine gute Arbeit mt der Freiheit belohnt. Das war etwas auf das Bergwerkssklaven nicht hoffen konnten. Nur der Tod schenkte denen die Freiheit.


    Als die Priesterin mit ihrer Begleitung sprach wurde Mardonius hellhörig. Eigentlich brauchte eine Vestalin ja keinen Custos Corporis. Sie anzugreifen war Wahnsinn da man damit Rom selbst angriff. Dann war da natürlich noch der Liktor. Als Custos Corporis würde er also praktisch nur dekorativen Zwecken dienen. Das sollte machbar sein. Hoffentlich fanden ihn die Vestalin und ihre Begleiterin ansprechend genug um ihn zu wollen.

    Lyceaus war beruhigt das sich die Aufmerksamkeit der Vestalin nun seinen Sklaven zugewandt hatte. Besonders der erste sollte doch wirklich angemessen sein. Lyceaus meinte sich zu erinnern das er in Alexandria einem reichen Kaufmann gedient hatte. Hoffentlich wusste er sich wirklich zu benehmen und antwortete der Vestalin respektvoll.


    Mardonius versuchte wirklich respektvoll auszusehen. Er hatte die Augen leicht gesenkt. Das wirkte hoffentlich respektvoll und ausserdem hatte es den Vorteil das er sich die doch sehr ansprechende Figur der Vestalin nicht zu sehr ansehen musste. Ihm war absolut klar das man sich einer Vestalin gegenüber benehmen musste.


    Der Sklavenhändler wollte der Vestalin wohl einen Sklaven schenken und diese zeigte nun Interesse an ihm. Das könnte seine Chance sein. Vestalinnen waren in Rom sehr wichtig und kammen meist aus sehr angesehenen Familien. Das könnte eine tolle Karrieremöglichkeit für ihn sein. Darauf bedacht klar und deutlich zu sprechen antwortete er der Vestalin:


    Der Name dieses niedrigen Sklaven lautet Mardonius, edle Sacerdos Vestalis.


    Mardonius hatte die Vestalin mit dem altertümlichen Titel Sacerdos Vestalis angesprochen um seinen Respektvor ihrem heiligen Amt zu bekunden und gleichzeitig zu beweisen das er gebildet war. Hoffentlich hatte er nicht übertrieben und hatte engebildet gewirkt. Vileicht hätte er das modernere Virgo Vestalis wählen sollen? Er anwortete weiter:


    Ich beherrsche Latein und Griechisch da ich in Alexandria im Haushalt eines reichen Kaufmannes aufgezogen wurde. Ich hoffe ich kann euch zu Diensten sein.


    Hoffentlich würde sie ihn nehmen und sich nicht für die anderen Sklaven interessieren. Eine solche Gelegenheit eine edle Herrin zu bekommen konnte er sich nicht entgehen lassen.

    Lyceaus schaute noch dummer drein als er eh schon ausgesehen hatte. Das lief jetzt nicht so wie er sich das wünschen würde. Das plötzliche Auftauchen der Vestalin hatte ihn aber auch fies überrascht. Jetzt bloss nicht den Liktor verärgern. Er versuchte seine Haltung wiederzugewinnen und stammelte:


    Ähhh! Nein. Also ich persönlich jetzt natürlich nicht. Ich dachte mehr daran der heiligen Vesta eine Spende zukommen zu lassen.


    Ich habe einige Geschäfte getätigt die nicht für die Ohren einer Vestalin geeignet sind und die Vesta verärgert haben könnten. Dafür möchte ich Abbitte leisten und ich dachte mir das ein Geschenk die Göttin gnädig stimmen könnte. Sucht euch einen Sklaven aus meinem Angebot aus und er soll der keuschen Göttin und euch dienen.


    Er schaute jetzt wieder zuversichtlicher aus. Hatte er die Situation nicht gut gerettet? Hoffentlich war das Angebot auch grosszügig genug? Hätte er lieber zwei Sklaven anbieten sollen? Oder drei? Er wollte nun wirklich nicht zuviel ausgeben.Wer wusste den ob Vesta nach so einem Geschenk auch wirklich wieder ausgesöhnt wäre.


    Er wischte sich den Schweis von der Stirn und wartete auf die Antwort der Vestalin. Dabei viel ihm auf das die jungfräuliche Priesterin wirklich sehr gut aussah. Eigentlich eine Verschwendung das sie Vestalin war. Verdammt! Siedendheiss viel ihm ein das solche Gedanken der Vesta nun bestimmt auch nicht gefallen würden. Er drohte sich immer weiter ins göttliche Schlammassel zu verstricken. Er würde sich jetzt wirklich zusammenreissen müssen um die Sache hier mit Anstand zu beenden. Hmmh Anstand und ein Sklavenhändler mit begrenzten Skrupeln. Hoffentlich ging das mal gut.


    Lieber auf Nummer Sicher gehen und grosszügig anbieten. Er wandte sich an seinen Assistenten und liess sich vier gutaussehende und angemessen intelligente Sklaven bringen. Die sollten doch hoffentlich für Vesta akzeptabel sein. Waren ja auch nicht billig.


    Während Lycaeus grübbelte wie man mit humorlosen Göttinen und ihren Priesterinnen hier auf Erden respektvoll umgeht wurde Mardonius nach vorne gescheucht. Mit drei anderen Sklaven musste er sich in einer Reihe aufstellen. Er war durch die plötzliche Eile verwirrt, bis ihm der Liktor auffiel. Ein Liktor der eine Frau begleitete konnte nur eins bedeuten: Eine Vestalin! Mardonius war nicht wirklich religiös, aber Vestalinnen in Rom waren schon extrem wichtig und angesehen. Während seine Mitsklaven also mehr in die Reihe trotteten nahm Mardonius schnell Haltung an um respektvoll auszusehen. Was hier wohl los war? Dummerweise konnte man als Sklave ja nicht einfach nachfragen.

    Terentius Lycaeus aus Sardis in Asia Minor war in einer trüben Stimmung. Schon seit Wochen wollte so recht nichts gelingen. Er fragte sich was er den falsch gemacht hatte das die Götter seinem Geschäft so wenig wohlgesonnen waren. Nun gut! Er war Sklavenhändler, aber jeder wusste doch das die Sklaverei eine wichtige Institution der Gesellschaft war. Natürlich hatte er vor einer Weile eine grössere Anzahl Jungfrauen für Zwecke verkauft die Hestia als Göttin der Ehe wohl nicht ganz so Recht sein konnten. Ob sie dahinter steckte das seitdem die meisten seiner Geschäftsabschlüsse bescheiden bis katastrophal waren?


    Er überlegte was er wohl tuen könnte. Ob es einen Tempel für die griechische Hestia hier in Rom gab wo er opfern konnte. Oder wäre es sinnvoll einer entsprechenden römischen Göttin zu opfern wo er schonmal hier war? Vesta wäre da wohl zuständig. Jungfrauen an ein Bordell zu verkaufen gehörte wohl eher zu den Sachen die sie nicht gut heissen konnte. Ob da was mit einem Opfer zu sühnen war? Was sollte man in so einer Situation eigentlich geben? War Vesta wirklich die richtige Göttin für sowas? Wie spendete man eigentlich am Tempel der Vesta? Reinmarschieren würde man da wohl nicht können. Hier auf dem Sklavenmarkt würde er die Antwort wohl nicht finden.


    In dem Moment drehte er sich um und erschrack heftig. Vor ihm Stand eine Vestalin mitsamt ihrem Liktor. Lycaeus stiess einen erstickten Schrei aus und warf sich zu Boden. Er began zu stammeln:


    Dank der Göttin das Sie mir ein Zeichen gesandt hat! Dank der strahlenden Vesta!


    Dann rappelte er sich wieder auf und versuchte seine Haltung wiederzugewinnen.


    Seit gegrüsst edle Priesterin der keuschen Vesta. Gerade eben habe ich die Göttin angefleht mir ein Zeichen zu geben wie ich mein sündiges Verhalten sühnen kann und da drehe ich mich um und Ihr steht dort. Bitte sagt mir wie ich der Göttin dienen kann.