Beiträge von Shani

    Zurzeit war in der Urbs Aeterna ja soviel los, dass sie froh wäre, zumindest irgendeinen Magistrat anzutreffen, der eventuell gerade nichts besseres zu tun hatte als ihr bei ihren Aufträgen weiterzuhelfen. Noch immer war Shani nämlich nicht sicher, wen Varus gemeint hatte, als er vom zuständigen Magistrat geredet hatte. Sie hatte da so ein Gefühl, dass gar keiner für Varus' Anliegen zuständig war... was wiederum bedeutete, dass jeder Magistrat gleich zuständig war. Also gar nicht. Dadurch was sie zu dem Schluss gekommen, dass zwangsläufig jeder so gut war, wie der andere. Deswegen ließ sie sich bei einem der Tresviri anmelden, der, so hoffte sie, sich zumindest schon einmal mit dem gültigen Recht auseinandergesetzt hatte. Der Mann war schließlich Tresvir, irgendwelche Kenntnisse musste der Kerl im Laufe seiner Karriere ja erworben haben, und wenn er sie nur zu jemandem weiterleiten konnte, der Ahnung hatte, wäre ihr das auch recht. Also meldete sie sich beim Scriba des Tresvir Tiberius Lepidus an, und hoffte, dessen Chef machte nicht gerade Pause.
    "Salve, ich bin Shani, Vilica des Helvetius Varus. Ich möchte den Tresvir wegen eines... speziellen Anliegens sprechen", stellte die Nubierin sich vor und runzelte ob ihrer eigenen Worte bereits die Stirn.

    Nur ungern stiefelte Shani aus ihrem Cubiculum und hinunter ins Atrium. Ihre Pflichten, die damit einhergingen, waren allerdings nicht so sehr der Grund dafür, vielmehr Commodus. Wieder einmal. Bei den Göttern, ständig bissen irgendwelche Leute ins Gras, reisten in ferne Länder oder machten weiß der Kuckuck was, das ihre Bediensteten von ihnen befreite. Nur Commodus nicht. Sogar Varus verließ die Villa regelmäßig, um irgendwo im nirgendwo auf seinem Weingut im Dreck zu scharren. Nur Commodus nicht. Der blieb natürlich.
    "Salve, Dominus", grüßte sie wortkarg, und riss sich zusammen, den Mund nicht zu verziehen, denn noch immer schien ihr die Bezeichnung Dominus Commodus gegenüber ... seltsam. Vermutlich, weil er nicht ihr Dominus war, fand die Nubierin jedenfalls. Manchmal wünschte sie sich bereits, sie könnte sich einfach mit dem Kerl arrangieren, oder sich einreden, er wäre doch nur halb so schlimm, wie sie dachte. Bisher war sie gescheitert, selbst wenn ihr inzwischen aufgefallen war, dass sein Verhalten sie gar nicht mehr so sehr störte. Doch sie glaubte, es umgab ihn seit jeher diese merkwürdige Aura, die sie einfach dazu brachte, seine Nähe nicht zu mögen. Und dann war da noch das wissen, dass er Sklaven halb tot prügelte, wenn ihm ihr Verhalten nicht passte. Absolut sympatisch eben, dachte sie sich sarkastisch. Da konnte sich die neue ja auf was freuen.

    "Morrigan? Freut mich für sie", meinte Shani und behielt sich gekonnt das Lächeln im Gesicht, obwohl sie am liebsten verärgert die Lippen zusammengepresst und Varus mürrisch angestarrt hätte. Morrigan? Wer sollte das überhaupt sein? Aber was sollte sie auch in einem Lupanar. Sie hatte sich schließlich um das Wohlergehen der Helvetier persönlich zu kümmern.
    "Verstanden. Ich werde dir Bescheid geben, wenn ich alles erledigt habe. Gibt es sonst noch etwas, worüber du mit mir sprechen willst?"

    Zitat

    Original von Tiberius Helvetius Varus
    Varus nickte aber das war ja keineswegs alles was er heute für Shani als Aufgaben vorgesehen hatte.


    "Leider ist das nicht alles. Ich habe noch weitere Aufgaben für dich. Ich gedenke demnächst eine Sklavin zur Libertina zu machen und ihr eines meiner Geschäfte zu überschreiben. Die dafür nötigen Formalitäten sind mir nicht bekannt und ich habe aufgrund meiner Geschäfte nicht die Zeit mich darum zu kümmern. Finde beim Magistrat heraus wie so was abzulaufen hat und berichte mir dann darüber."


    Die erste Aufgabe mit dem Zimmer war wohl nicht schwer die zweite Aufgabe zeigte Shani nun aber das man von einer Villica für die Stellung die sie einnahm auch einiges an Leistung abverlangte.


    Shani hörte wie gewöhnlich aufmerksam zu, und noch bevor Varus zu Ende gesprochen hatte, verkniff sie sich ein wissendes Lächeln. Eine Libertina also. Wen freilassen wollte er. Doch wen, wenn nicht sie? Zweifellos war sie doch die einzige, die er für geeignet halten könnte, ein Geschäft zu führen. Immerhin konnte sie lesen und schreiben. Und an Selbstbewusstsein mangelte es ihr bestimmt ebenfalls nicht. Und wer wären denn die Alternativen? Hannah oder Esther? Küchensklavinnen?
    "Wie du wünschst, Dominus", antwortete sie ihrem Herrn unschuldig. Irgendeinen Magistrat finden, der sich damit auskannte, einen Termin aushandeln, ein paar Minuten reden... so schwer konnte das wohl nicht sein.
    "Denkst du an einen bestimmten Magistrat, an den ich mich wenden soll? Ansonsten werde ich mich darum selbst kümmern."

    Shani stand still und leise hinter ihrem Dominus, beobachtete das Treiben und fühlte... gar nichts. Noch ein Kaiser tot? Na sowas. Würden die deswegen keinen Mordslärm veranstalten, hätte sie davon vermutlich nicht einmal etwas mitgekommen. Generell merkte sie von den verschiedenen Kaisern nie besonders viel, mal von Bürgerkriegen abgesehen. Oder natürlich, wenn sich nicht gerade mit großem Tamtam mal wieder ein Trauerzug seinen Weg durch die Stadt bahnte. Sie konnte sich nicht daran erinnern, was der Cornelius in all der Zeit eigentlich gemacht hatte, in der er an der Spitze des Reiches gestanden hatte. Gut gegessen und geschlafen vermutlich. Und der davor? Der hatte allem Anschein nach noch sehr viel besser gegessen und zu allem Überfluss zusammen mit dem letzten einen Krieg produziert. Und alles andere konnte ihr als Sklavin sowieso egal sein.
    So kam es also, dass die dunkelhäutige Sklavin einfach mal so gar nicht traurig den Trauerzug mitverfolgte, und sich fragte, für wen man denn den ganzen Zirkus veranstaltete, und gleichzeitig, ob sie mit ihren Gedanken wirklich alleine war.


    Shani hatte zwar nach wie vor die Kontrolle über ihre Gesichtszüge, ein leises Seufzen wäre ihr dennoch beinahe herausgerutscht. Dass es scheinbar keinen Weg gab, Commodus loszuwerden, wäre eigentlich schon genug, dass aber dessen eigentlich ganz nette Schwester, die Commodus' Unleidlichkeit in der Vergangenheit etwas ausgeglichen hatte, vorerst nicht mehr in der Villa Urbana wohnen würde, setzte dem ganzen noch eine bittersüße Kirsche auf. Und natürlich fragte sich die Nubierin, weshalb. Doch Varus hätte es ihr bestimmt gesagt, wenn er es wüsste... oder es sie etwas anging.
    Sie presste schließlich wenig begeistert die Lippen aufeinander. Als sie ihren Ausdruck einen aber Augenblick später bemerkte, ließ sie selbigen sogleich wieder verschwinden. Am Ende meinte Varus noch, dass nicht nur Vera der Grund für ihre Reaktion war - was zugegebenermaßen die Wahrheit wäre. Doch ihrem Dominus zu gestehen, dass ihr Commodus schon von Anfang an zum Hals raushing, käme ihr selbstverständlich nie in den Sinn. Das wäre was für Varia. Aber sie war Shani. Höflich, professionell, daher geschätzt und folglich irgendwann frei.
    "Ich werde mich darum kümmern Dominus."

    Still und leise wie immer schlüpfte Shani durch die Tür ins Tablinum, nachdem sie kurz angeklopft hatte, denn wie sie von Serrulus zuvor erfahren hatte, wurde sie bereits erwartet. So hatte sie für den Augenblick alles andere beiseite gelegt und sich auf den Weg zu ihrem Dominus gemacht.
    "Du hast nach mir geschickt, Dominus?", fragte sie unter anderem auch, um auf sich aufmerksam zu machen, falls Varus sie noch nicht bemerkt hatte.

    Nach Varus' Aufrag, nach Hannah und Esther zu schicken, war Shani sogleich ein ganzes Stück von Agrippa weggetreten und hatte flüchtig genickt, nur um kurz darauf aus dem Peristylium zu verschwinden. Dabei nickte sie auch noch Varia zu und ließ ein leises "Bleib vorerst" vernehmen.
    Noch immer war sie leicht durch den Wind, wenn auch Varus' Worte, die alles andere als verärgert gewirkt hatte, sie ein ganzes Stück beruhigt hatten.
    Das lag vor allem an dem seltsamen, frisch eingetroffenen Helvetius, denn der war immer noch hier, und immer mehr befürchtete sie, Varus würde ihn bleiben lassen, so wie alle mehr oder weniger normalen Verwandten vor Agrippa. Ganz bestimmt würde der nämlich bleiben wollen, ebenso wie alle anderen vor ihm. Shani schauderte bei dem Gedanken. Arme Varia. Die stand noch immer im Peristylium herum. Sie dagegen durfte vorerst in die Culina flüchten.

    Da kam er wieder, der Helvetius, und sein Anblick ließ keine Zweifel aufkommen, wer beim Übungskampf den Sieg davongetragen hatte. Selbstbewusst kam er näher, wollte sie erneut mit seinen Schmeicheleien einlullen und berührte sanft ihr Gesicht.
    Shani stand unterdessen wie versteinert vor ihm und brachte kein Wort hervor. Vollkommen überrumpelt starrte sie ihn stattdessen mit großen Augen an und sie stellte sich einmal mehr die Frage, was der Kerl eigentlich wollte. Commodus' anfängliche anzügliche Blicke waren ihr damals schon unangenehm gewesen, und Agrippa ging noch ein kleines Stück weiter. Für Sklavenverhältnisse hatte sie bisher ein recht behütetes Leben geführt, und wenn es auch schwer war, die Nubierin aus dem Takt zu bringen, Agrippa hatte es inzwischen geschafft.
    Ihre Augen huschten kurz durchs Peristylium, in der Hoffnung, Varia zu erblicken, doch die Amazone war nirgends zu finden. Stattdessen erblickte sie Varus und aus irgendeinem Grund machte sich Entsetzten in ihr breit. Er fummelte doch ihr im Gesicht herum, und sie ließ es über sich ergehen, denn was sollte sie auch sagen. Aber Varus kannte sie doch... vielmehr hatte sie Angst davor, dass er nichts merken und nichts sagen würde, denn sie war doch gar nicht für solche Dinge da... dafür, befummelt zu werden.

    Die hatte es aber ganz schön eilig, aus dem Haus zu kommen. Vor allem ging es ums einkaufen. Shani neigte noch etwas verwunderter als zuvor den Kopf. Seit wann ging Varia jemals gerne einkaufen? Seit heute? Bestimmt nicht. Wahrscheinlich würde sie nie voll und ganz verstehen. Aber daran sollte es bestimmt nicht liegen, Shani hatte gefragt und Varia zugestimmt. Perfekt und abgehakt.
    "Ich bin die Vilica dieser Villa, und ich glaube, wir brauchen eine neue Truhe", sagte Shani, machte eine wegwerfende Handbewegung und schenkte Varia gleich darauf ein leichtes Lächeln. "Kannst du sonst gar nichts brauchen? Von einer Truhe hast du ja nicht gerade viel..." Kein Wunder, dass Varia in ihrem Zimmer vor Langeweile versauerte. Die musste sich einfach nur eine anständige Freizeitbeschäftigung suchen, abseits davon irgendwelche Leute zu verprügeln.
    "Aber gut... ich hol mir noch ein Tuch und dann können wir von mir aus gehen."

    Shani hatte es gereicht zu sehen, wie sich der neue Helvetius die Tunika ausgezogen hatte, um im Anschluss praktisch nackt mit Varia im Hortus herumzuturnen, und hatte sich mit noch immer schockiertem Ausdruck im Gesicht wieder ins Peristylium zurückgezogen.
    Die beiden mussten vollkommen verrückt sein. Ihre Hoffnung, Commodus könnte unter den Helvetiern eine Ausnahme sein, hatte sich restlos in Luft aufgelöst. Nein, stattdessen hatte sie vermutlich noch einen an der Backe, der nicht ganz dicht war. Denn so wie sie Varus' Verwandte kannte, würde der mit Sicherheit auch bleiben wollen. Ob Varus überhaupt wusste, mit welcher Sorte Leute er sich umgab? Sowas fiel doch auf. Vielleicht scharte er sich auch absichtlich Leute um sich, die allesamt einen an der Waffel hatten. Nur zu gerne hätte sie ihn gefragt, doch sie vermutete, dass sogar Varus' Gutmütigkeit dort enden würde, wo sie seine Verwandtschaft als eine Ansammlung Geisteskranker bezeichnete.
    Noch immer etwas aufgewühlt spähte sie durchs Peristylium. Niemand da. Hastig stahl sie eine Traube aus der Obstschale und nippte verstohlen am Wein, um ihre Nerven zu beruhigen.

    "Aha...", meinte Shani erst mit Blick auf Varias Fuß, der da am Boden herumrubbelte. Schob die da ihre Möbel rum? "Also... ich wollte nur fragen, ob du mich begleiten willst. Beim Einkaufen."
    Wenn Varia tatsächlich ihre Möbelstücke umzustellen versuchte, machte sie irgendetwas falsch. Es sah nämlich genauso aus wie immer. Andererseits hätte es Shani auch eher verwundert, wenn die Amazone ein Talent im Einrichten von Räumen bewies. Vielleicht sollte sie ihr bei Gelegenheit mal helfen. Da würde sie dann aber erst einmal ein paar Sachen mehr einkaufen, denn bei den paar Möbel die in dem Raum standen, würden Varias Cubiculum immer fürchterlich leer aussehen.
    Vielleicht irrte sie sich aber auch vollkommen, und das Herumschieben von Betten und Kisten stellte lediglich eine Kraftübung dar. Zuzutrauen wäre es Varia.
    "Brauchst du vielleicht auch etwas?"

    Shani blickte den Helvetius irritiert an. Der wollte wirklich etwas über sie erfahren. Doch die wenigen Erinnerungen die ihr aus ihrer Kindheit in Nubia noch geblieben waren hatte sie während ihrer Zeit bei den Helvetiern nur mit Varia und Varus geteilt. Mit Varia, weil sie sich am Anfang so schwer getan hatte, ihr Schicksal hinzunehmen, und mit Varus, weil er ihr Dominus war. Ihr Leben spielte sich seit Jahren hier in Rom ab, sie hatte sich daran gewöhnt und es akzeptiert. Nur selten sprach sie über das, was davor gewesen war und eigentlich erst recht nicht mit Fremden.
    Glücklicherweise, gerade als sie den und öffnen wollte, um etwas zu sagen, kam ihr Varia dazwischen. Die stimmte doch tatsächlich einem Übungskampf mit dem Helvetier zu. Ein Kampf? War die noch ganz richtig?!
    "Varia... !", sagte Shani deshalb fassungslos und wusste bereits nicht mehr weiter. Das konnte wohl nicht ihr Ernst sein. Andererseits ahnte sie, dass Varia sich eine solche Gelegenheit nicht entgehen lassen würde, schon gar nicht, wenn Agrippa darum bat.

    Die Nubierin setzte sich ein wenig widerwillig zu Agrippa. Der einzige Helvetius, mit welchem sie bisweilen annähernd freundschaftliche Unterhaltungen geführt hatte, war Varus. Und der war irgendwie anders. Still hörte sie zu wie Varia erzählte und der blonde Römer ihr ein Kompliment nach dem anderen machte. Sie war froh, dass sie gerade nicht im Mittelpunkt stand, wenn sie auch wusste, wie ungern Varia derartige Gespräche über sich ergehen ließ. Ihr ging es nämlich nicht wirklich anders. Als Varia geendet hatte, bekam Shani das Gefühl, dass sie nun wohl oder übel an der Reihe war. Allerdings war sie sich nicht sicher, was der Mann von ihr hören wollte. Es gab durchaus schönere Themen für ein entspanntes Gespräch, als die Plünderung eines nubischen Nomadendorfes, die Entführung kleiner Kinder und deren Verkauf auf Sklavenmärkten der Römer.
    "Ich stamme aus Nubia", begann sie etwas zurückhaltend und ihrer Meinung nach überflüssigerweise. "Ich war noch ein Kind, als man unser Dorf plünderte und mich nach Roma brachte. Und bevor ich hierher kam, habe ich noch einer anderen Familie gedient."

    Shani blickte den Helvetius schief an und zog eine Augenbraue in die Höhe. Warum sie hier arbeitete? So blöd wie ihr die Frage schien, wusste sie nicht einmal so recht, ob er darauf eine Antwort erwartete. Ihm musste wohl entgangen sein, dass sie keine Angestellte, sondern Sklavin war, oder er erlaubte sich einen nicht besonders lustigen Scherz mit ihr.
    "Man hat mich gekauft", antwortete sie Agrippa staubtrocken. Was denn auch sonst. Stumm überlegte sie, ob sie noch etwas sagen sollte. So wie sich Agrippa verhielt, sah es nämlich so aus, als wäre er auf ein Gespräch aus, ganz im Gegensatz zu ihr. Die wenigsten Gäste wünschten ein freundschaftliches Gespräch mit dem lebendigen Amphorenhalter, der da in der nächsten Ecke stand, mal abgesehen davon, dass sie nicht gerne mit irgendwelchen Fremden über sich sprach, und die wenigsten Fremden interessant genug waren, als dass sie die Aufmerksamkeit der Nubierin wecken könnten. Die meisten Menschen waren einfach nur... seltsam. Aber der Kerl da war Gast, also blieb ihr gar nichts anderes übrig, als sich etwas einfallen zu lassen. Und wenigstens schien er nicht vollkommen verrückt zu sein.
    "Schmeckt der Wein?", fragte sie also mehr oder minder aus Ermangelung anderer Themenbereiche. Sie hätte genauso gut anfangen können, über das Wetter zu reden.

    Nun hauste Varia doch schon eine ganze Weile in der Casa Helvetia und in ihrem Cubiculum fand sich dennoch kaum mehr als die Dinge, die sie bei ihren anfänglichen Einkäufen für Commodus' Leibwächterin besorgt hatte. Irgendwie traurig. Und ihr ekliger Sack von Dominus scherte sich bestimmt nicht um ihre Bedürfnisse als Frau, obwohl selbst Shani regelmäßig daran zweifelte ob die bei der Amazone überhaupt vorhanden waren. Varia hatte bisher kein besonderes Interesse an großen Einkäufen gezeigt, ebensowenig am Kochen oder an Kindern, und erst recht nicht an Männern. Es sei denn, sie durfte sie zu Übungszwecken verprügeln. Aber die Nubierin wollte ihr nicht die Möglichkeit nehmen, sich ein wenig zu ändern, und die Hoffnung starb bekanntlich immer zuletzt, auch jene, dass endlich ein zweites brauchbares weibliches Wesen die Villa bewohnen könnte, um sie hin und wieder zu begleiten, wenn sie sich aus dem Haus begab. Vera konnte sie ja nur schlecht mit sich zerren. Varia allerdings... da hatte sie eine perfekte Ausrede parat. Wer mit viel Geld unterwegs war, wollte auf Schutz natürlich nicht verzichten!
    Mit einem zufriedenen Lächeln, da sie sicher war, dass Varia ihr Angebot nicht ausschlagen würde, klopfte sie kurz und öffnete die Zimmertür.
    "Salve, Varia. Hast du gerade zu tun?"

    Shani stellte an der Sitzecke im Peristylium wortlos eine Schale Obst und verdünnten Wein bereit, damit Agrippa, welchem sie zuvor im Atrium begegnet war, sich in der Zwischenzeit bedienen konnte, und blieb zur Sicherheit in der Nähe. Apfelstücke, Trauben, Pflaumen und andere Früchte konnte der "neue" Helvetier in der Schale finden, während der Wein aus Dominus Varus' eigenem Anbau stammte. Wer wusste schon, wie lange die Herrschaften noch brauchen würden, die hatten alle schließlich auch ihre eigenen Probleme. Allen voran Commodus, der hatte ganz spezielle Probleme, mal davon abgesehen, dass er selbst das allergrößte Problem war.

    Shani behielt ihr schmales Lächeln im Gesicht. Zumindest beherrschte der Kerl grundsätzlich die Fähigkeit, freundlich zu sein - ihrer Meinung nach mehr als man von Commodus erwarten konnte.
    "Schön", kommentierte Shani schlicht und bezog sich dabei sowohl auf Agrippas als auch auf Varias Antwort. "Könntest du unseren Gast ins Peristylium geleiten, Varia?"
    In der Annahme, dass Varia ebendies tun würde - etwas Besseres hatte sie vermutlich sowieso nicht zu tun -, trippelte Shani in Richtung Culina davon, um verdünnten Wein und eine Obstschale herzurichten.


    Sim-Off:

    Ich vertraue einfach auf meinen Dominus Varus, dass er nicht zulässt, dass mir ein Haar gekrümmt wird. :P

    Ach... noch einer!, dachte Shani erwiderte das Lächeln des Gastes dünn. Stellte sich ja nur noch die Frage, ob er einer von der Varus-Sorte oder von der Commodus-Sorte war, wenn er denn die Wahrheit sprach. Hoffentlich traf dann ersteres zu, denn ein weiteres Sackgesicht konnte sie nicht gebrauchen. Commodus war bereits genug für eine Villa. Aber wenn sie Glück hatte, dann stellte sich eventuell wirklich heraus, dass Commodus mehr eine Ausnahme als die Regel war. Shani würde es begrüßen.
    "Möchtest du solange etwas trinken? Oder eine Kleinigkeit zu essen?", fragte sie also gekonnt höflich. "Falls ja könntest du derweil auch im Peristylium Platz nehmen."
    Dann wandte sie sich mit einer weiteren Frage an Varia, die den Gast eingelassen hatte: "Sind die Domini Varus und Commodus bereits informiert?"

    Als Vilica sah Shani es als ihre Pflicht an, ihre Augen und Ohre überall zu haben, sodass auch ihr der Neuankömmling nicht entging, der nun das Atrium betrat. Abgesehen davon wusste sie darüber Bescheid, wenn in der Villa Urbana Besuch erwartet wurde, und heute war das eindeutig nicht der Fall, dennoch hatte jemand lautstark an die Porta gehämmert, sodass sie, als sie schließluch aus dem Vestibulum Stimmen vernahm, sogleich nach unten huschte. Unschlüssig beäugte sie jetzt den fremden Kerl, der im Atrium herumstand, und vertraute darauf, dass die Leibwächterin des Schleimbeutels nicht jeden dahergelaufenen Streuner ins Haus ließ. Und wenn er es schonmal bis ins Atrium geschafft hatte, konnte es sicher auch nicht schaden, dem Gast einen Becher Wein anzubieten.
    "Kann ich irgendwie helfen?", fragte die Nubierin also standardmäßig.