Beiträge von Shani

    Shanis Mund formte sich zu einem fröhlichen Lächeln, sodass ihre Zähne sich von der dunklen Haut abhoben. "Danke, Dominus, wirklich…", meinte sie erst. Was sollte sie groß dazu sagen, wo seine Entscheidung ohnehin schon feststand.
    Die Ernennung zur Vilica brachte ihr allerdings nur Vorteile. Darauf zu achten, dass in der Villa alles zur Zufriedenheit der Herrschaften erledigt wurde, war immerhin schon vor einer ganzen Weile mehr oder weniger zu ihrer Aufgabe geworden. Und in Zukunft würden ihre Anweisungen nicht eben mal befolgt werden, weil man es so gewohnt war und weil sich gerade kein anderer für die Aufgabe anbot, sondern weil sie die Stellung dazu hatte. Vor allem aber war es auch ein erneuter Vertrauensbeweis seitens Varus. Da war sie doch glatt ein wenig stolz auf sich selbst.
    "Das hört sich gut an", hängte sie schlussendlich fröhlich an, als sie alles zu Ende gedacht hatte.

    Du lässt den Dominus raushängen?, hätte Shani beinahe schon laut gefragt. Ein flüchtiges Lächeln huschte dabei über ihr Gesicht, ansonsten übte sie sich wie stets in Zurückhaltung. An der Art und Weise wie sie die neuen Sklaven "erzog", hatte es hoffentlich nicht gelegen, es sah zumindest nicht danach aus. Und selbst wenn, konnte Varus ihr wohl kaum böse sein, im Gegensatz zu manch anderen Damen des Hauses war sie schließlich geübt darin, die brave Serva zu spielen. Das hatte sie nach all den Jahren als Haussklavin gelernt: Wer still und folgsam war, bekam meistens die angenehmeren Aufgaben, hübschere Belohnungen und vielleicht sogar die Freiheit… irgendwann. Und selbst wenn nicht, lebte es sich doch auch als Leibsklavin und hin und wieder einer netten Belohnung ganz gut.
    "Du hast mich gekauft, bevor du hierher in die Villa umgezogen bist." Sie erinnerte sich an die alte Casa und die schwarzhaarige Peregrina, die sie damals eingewiesen hatte. Wie hieß sie doch gleich… Rachel…
    "Atermas ist… ganz in Ordnung." Worauf wollte er hinaus? Doch nicht etwa wieder auf die Sache mit dem Kind… ? Forschend musterte sie ihren Dominus. Eigentlich war ja Atermas ihrer Meinung nach der einzige normale unter den ganzen Sklaven der Villa, abgesehen von ihr natürlich. Beziehungsweise war er der einzige, der nie Probleme machte. Man könnte fast schon sagen, sie mochte ihn – immerhin machte er ihr das Leben in der Villa Urbaner damit, dass er normal war, um einiges leichter. Aber wie sie Varus kannte, würde er ihrer eher praktisch ausgelegten Denkweise nicht auf Anhieb folgen können.
    "Er ist freundlich. Hier und da hilft mir, manchmal auch mit den anderen Sklaven. Doch, ich verstehe mich gut mit ihm", antwortete sie dieses Mal etwas weniger vage, aber mindestens genauso plump, und blickte ihn mit geschürzten Lippen abwartend an, inzwischen wusste sie schließlich, was Varus meist von ihren kargen Antworten hielt. Reden war noch nie eine ihrer Stärken gewesen, außer sie war sauer, dann konnte sie ganze Vorträge halten. Das half ihr jetzt aber auch nicht weiter.

    Da in diversen Threads auf mich gewartet wird, ist es wohl nur fair zu melden, dass ich voraussichtlich noch bis Samstag nicht zum antworten kommen werde. Am Wochenende versuche ich dann wieder einiges nachzuholen.

    "Wie so? Wie sollte es sonst sein? Es sind die Märkte." Sie musterte Varia etwas verständnislos. Woran dachte wohl Varia, wenn sie von Märkten hörte? Für Shani war dieses scheinbare Chaos, das sie jetzt umgab, das, was sie mit Märkten verband, seit sie in Rom lebte. Die zahllosen Eindrücke, die eigentlich alle ihre Sinne beanspruchen sollten, konnte sie inzwischen aber mehr oder weniger ausblenden. Sie war es gewohnt, hier zu sein und kaum etwas war neu.
    Varia riss sie schließlich wieder aus ihren Gedanken. "Hm? Klar doch." Sie ging zu dem Händler hinüber, den Varia ihr gezeigt hatte und warf einen Blick auf die Ware, während der Verkäufer sie erwartungsvoll ansah. "Sowas? Du weißt bestimmt besser, was du genau brauchst", meinte sie kurz zu Varia hinüber, als sie ein größeres Stück dünnes Leder befühlte. Dünnes Leder und dickes Leder, schon klar. Wie viel? Qualität? Blablabla. War ja nicht so als würde sich Shani damit auskennen, wie man im Kampf seine Knöchel schützte.
    "Was wird denn gebraucht?", fragte der Händler hilfsbereit, vor allem aber in der Hoffnung, dass einfach was gekauft wurde.

    Am liebsten hätte Shani lauthals gelacht, das ließ ihre etwas verzweifelte Situation aber kaum zu. Eine Tracht Prügel. Dracon konnte wohl nicht mit Kindern.
    "Alles, was ihn nicht dazu bringt, wegzurennen. Das wäre besser gewesen", entgegnete sie gereizt und nahm sich noch im selben Moment vor, sich zumindest etwas zu beruhigen. "Ich habe mir noch nie einen groben Fehler geleistet", meinte sie dann niedergeschlagen. Das beantwortete Dracons Frage zwar nicht direkt, das lag aber auch daran, dass die Nubierin die Antwort nicht kannte. Sie hatte Varus noch nie wütend gesehen, sie hatte noch nie irgendetwas getan, dass seine Grenzen hätte austesten können, woher sollte sie wissen, wie er darauf reagieren würde, dass sie zugelassen hatte, dass sein Botenjunge sich mitten in Rom aus dem Staub machte.
    Am Ende schüttelte sie bloß den Kopf. "Nein, ich werde es ihm sagen. Es wird nicht so schlimm sein." Nachdem sie sich noch einmal ins Gedächtnis gerufen hatte, dass ein wütender Varus ein ziemlich seltener Anblick sein musste, und da sie bezweifelte, dass ihr Dominus überhaupt eine Peitsche im Haus hatte, war sie zu dem Schluss gekommen, dass den meisten anderen Sklaven wohl übleres blühen würde als ihr.

    "In Ordnung, ich will nur sichergehen", meinte Shani und beließ es vorerst dabei. Grinsen konnte Varia scheinbar noch, mehr oder weniger. Vorerst musste ihr das wohl reichen, aber hätte irgendwer nach Shanis Meinung gefragt, was nach ihrem Geschmack viel zu selten passierte, war es bereits zu spät, wenn sie getragen werden musste. Auf jeden Fall würde sie aber ein Auge auf Varia haben, soviel stand fest, und immerhin war es sowieso ihre Aufgabe.
    "Falls du was gegen die Schmerzen brauchst, ich habe Opium da."

    Zu Hause ...? Shani verstand den Germanen noch immer nicht wirklich, aber wahrscheinlich war er einfach nur sentimental geworden, warum auch immer. Und da er sich widerstandslos dazu bringen ließ, wieder zurückzugehen, war sie sowieso zufrieden.
    "Das Zeug, das wir selbst nach Hause bringen werden sehen wir uns am Besten zum Schluss an. Vielleicht sollten wir dann erst den Schreiner aufsuchen. Vielleicht hat auch der gerade ein paar Stühle rumstehen", meinte sie und schlug ohnehin bereits in die nächste Seitenstraße ein, damit sie gleich ihren Weg zu besagtem Schreiner fanden.
    "Ich kenne da einen. Hab' meinen Hocker bei dem gefunden. Und als ich mich dort umgesehen habe, habe ich mir gewünscht, mein Zimmer wäre größer." Vera brachte sie doch nicht etwa dazu, ungefragt drauf los zu quatschen? Eigentlich war es ja gar nicht ihre Art, aber die gute Laune war ihr deutlich anzusehen, trotz Irvins kleinem, unerlaubtem Abstecher zu dem Marktstand.
    Apropos Irvin. Shani verzichtete von jetzt an nicht mehr darauf, sich ständig nach Irvin umzusehen, selbst wenn sie sich kaum vorstellen konnte, dass er sich zweimal direkt hintereinander davon machte.


    Zwei Straßen weiter führte sie ihre Begleitung in den Laden des Tischlers, wo schon von außen diverse Arbeiten zu begutachten gewesen waren. Von günstig schlicht bis fein gearbeitet hatte der Mann scheinbar alles im Angebot.
    Der Laden war klein und bestand im Grunde nur aus einem etwas größeren Raum, der zur Hälfte als Arbeitsplatz diente und zur anderen, um bereits fertig gestellte Ware zu präsentieren, und einem Hinterzimmer um Matierialien und nicht allzu oft benötigte Utensilien unterzubringen.
    Kaum waren sie eingetreten trat von dort aus auch der Tischler in die Werkstatt. Servius Phaon, mittleren Alters und italischer Abstammung, führte den Betrieb seines Vaters schon seit Jahren gekonnt weiter, Sein geübter Blick machte ihm deshalb selbstverständlich sofort klar, wer von den drei Neuankömmlingen die Hauptperson war. Während er sich also Staub und Spähne von den Kleidern klopfte, wandte er sich gleich an die Helvetia.
    "Wie kann ich helfen?"

    Als es wieder weniger um die Tuniken und mehr um ihr Leder ging, war ihre Begleiterin gleich viel mehr bei der Sache und wusste genau, was sie wollte. Typisch Varia. Aber die Nubierin hatte ja schon begriffen, dass sich ihr Leben bisher größtenteils ums Kämpfen gedreht hatte ... und sich zu schützen gehörte da wohl auch irgendwie dazu.
    "Es gibt nicht besonders viel, das man auf Roms Märkten nicht bekommt. Und irgendwo in Rom bekommt man das ganz sicher", antwortete Shani und ging gemächlich weiter. Sie hatte es jedenfalls nicht besonders eilig.
    "Schön hier, oder? Ich meine ... nicht unbedingt optisch, aber insgesamt ...?", fragte sie Varia, als sie bemerkte, wie diese sich umsah. Natürlich, Dreck auf den Straßen, Penner hier und da, aber das trübte Shanis Stimmung weniger.

    Wie gewünscht mischte sie in zwei Bechern Wasser und Wein. Gemeinsam mit ihrem Dominus einen Becher Wein trinken? War heute was Besonderes? Jedenfalls war es ganz klar nicht der kurze Lagebericht, den Varus sonst hin und wieder forderte, und nach welchem sie schlicht wieder ihrer Arbeit nachging. Aber er war nicht wütend oder gereizt, was sie eigentlich ein wenig verwirrte, gleichzeitig führte es aber dazu, dass sie sich entspannt setzen konnte. Was er auch mit ihr besprechen wollte, wäre es etwas besorgniserregendes, hätte sie es wahrscheinlich schon längst bemerken müssen.
    Varus und seine ausgedehnten Plaudereien waren nichts Neues, daher auch nicht, dass sie erst einmal wieder nach ihrem Befinden gefragt wurde.
    Bis jetzt... "... ja, schon", antwortete sie. "Ich hoffe dir geht es auch gut. Ich habe vorhin gehört ..." Worum es genau gegangen war, wusste sie natürlich nicht, aber etwas Angenehmes war es bestimmt nicht gewesen. Seltsam eigentlich. Varus war immer ruhig und Irvin war bisher auch noch nie wirklich aufgefallen, trotzdem war sie sich sicher, dass sie die Stimmen der beiden gehört hatte. Ob Irvin überhaupt laut werden konnte? Normalerweise sprach er doch nicht einmal viel, laut schon gar nicht.

    Den Lärm den sie vor kurzem gehört hatte, während sie in ihrem Cubiculum gesessen hatte, hatte sie gekonnt aus ihren Gedanken verbannt. Shani hatte Varus in all der Zeit, die sie inzwischen in bei den Helvetiern verbracht hatte, noch nie wütend erlebt und zog es vor, daran nichts zu ändern. So hatte sie auf ihre standardmäßige Strategie zurückgegriffen, die sie für gewöhnlich nutzte, wenn sie glaubte, an einem ernsthaften Problem, für das sie zudem nicht verantwortlich war, nichts ändern zu können. Sich irgendwo verkriechen und an etwas anderes denken, wie in Nubia, wie während des Bürgerkrieg, als sie sich in der Villa verbarrikadiert hatten. Nicht gerade die intelligenteste Idee, aber in zwei von drei Malen hatte sie offenbar funktioniert. Scheinbar. Hing natürlich auch davon ab, ob der Radau von heute noch Folgen haben würde.
    Etwas unschlüssig schob sie sich also durch die Tür des Tablinums, um herauszufinden, was sie nun erwartete.
    "Salve Dominus. Ich wollte dich heute sowieso noch sprechen ...", meinte sie kurz, bevor sie Varus das Wort überließ.

    Shani nickte nur kurz, erhob sich von ihrem Hocker und schob beim Rausgehen gleichzeitig noch Serrulus sanft aber bestimmt mit sich hinaus. Sie wohnte schon lange genug in der Villa um zu wissen, dass wo auch immer der Bengel sich alleine herumtrieb, nicht selten Dinge verschwanden. Bei ihr gab es zwar nicht sehr viel zu holen, aber sie hing an ihrem Garn und ihrer Handvoll Schriftrollen.

    "Leg' dich wieder hin", kommentierte Shani nur. Varia musste vollkommen verrückt sein. Sie wollte doch nicht ernsthaft nach einem Tag Pause das Training fortsetzen und auf ihr Opium verzichten. Zu gerne hätte sie zugestimmt, um zu beobachten wie lange sie es aushalten würde, bis sie zugab, dass sie sich geirrt hatte. Natürlich wäre es gleichzeitig ein gewaltiger Fehler, Varia sich selbst widerstandslos zugrunde richten zu lassen, und der war es nicht wert. Und irgendwo tief in ihrem Inneren tat Shani die Amazone vielleicht sogar leid. Nicht weil sie ein Sklavendasein fristen musste, da hätte sie genausogut wegen ihrer eigenen Situation in Selbstmitleid versinken können, sondern vielmehr weil sie scheinbar zu stolz war um auch nur irgendeine Art fremder Hilfe oder einen guten Rat anzunehmen.
    "Und das mit dem Opium ist im Grunde deine Sache, aber wenn es nimmst, solltest du trotzdem deine Verletzungen ausheilen lassen." Und Shani versuchte es trotzdem, an ihre Vernunft zu appelieren. Die Hoffnung starb wohl wirklich immer zuletzt. Wortlos begann sie damit, Varia die kühlenden Wickel anzulegen. Vielmehr brauchte sie nicht mehr zu sagen. Sie hatte sie nicht das Gefühl, ihr ihre nächsten Schritte mitteilen noch sich vor Varia für ihr Urteil weiter rechtfertigen zu müssen. Was Shani dachte oder machte war am Ende sowieso ihre Sache.

    Ja, beängstigend, bestätigte Shani in Gedanken, denn es war doch genau das, was sie selbst zuvor gedacht hatte.
    "Rom eben ...", stimmte sie dann nachdenklich zu, bevor sie aufmerksam zuhörte, wie Vera die vielen Dinge aufzählte, die sie benötigte. Klang ja fast so, als wollte sie die Villa neu einrichten, dachte sie sich mit einem leichten Lächeln. Es schien wohl wirklich so, als würde sie einziehen. Bis vor kurzem wäre die junge Frau der Nubierin vielleicht noch ein Dorn im Auge gewesen, aber inzwischen hatte sie begriffen, dass Vera die Sklaven, die sie umgaben, anständig behandelte. Jedenfalls war es bisher so gewesen und das genügte ihr.
    Während sie ihre Aufmerksamkeit zunehmend der Helvetia geschenkt hatte, hatte sich doch tatsächlich Irvin aus dem Staub gemacht. "Gerade eben war er noch ..." Besorgt versuchte auch sie Irvin ausfindig zu machen. Da konnte man ja echt wahnsinnig werden. War es denn so schwer, einfach hinter ihnen herzulaufen? Und dann sah auch sie den Germanen an dem Stand stehen.
    "Natürlich, ich bin gleich zurück." Sie ging zügig auf Irvin zu und legte ihm sanft eine Hand auf die Schulter. Nicht dass der gedankenverlorene Hühne wegen ihr erschrak.
    "Irvin? Was machst du da? Wir müssen weiter", sagte sie ruhig, aber nicht ohne etwas Nachdruck.

    "Ob ich mit dem Dominus etwas bespreche oder nicht, ist nicht deine Sache Varia. Es ist meine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass du keinen ernsthaften Schaden nimmst, und wenn du nicht einmal mehr laufen kannst und dir Opium wie Kekse in den Mund schiebst, werde ich ihm davon erzählen", konterte Shani augenblicklich. "Wenn er mir dann sagt, dass es so gewollt ist, werde ich es zweifellos akzeptieren." Für die Nubierin war die Diskussion damit eigentlich vorbei, sie hatte ihren Standpunkt verdeutlicht und es gab ihrer Meinung nach nichts mehr hinzuzufügen, deshalb nickte sie Esther kurz zu und reichte ihr den Lappen während sie selbst für die am schlimmsten lädierten Stellen von Varias Körper kühlende Umschläge vorbereitete.
    Wenn Varia Lust darauf hatte, sich selbst kaputt schlagen zu lassen und alles damit zu vertuschen, sich Drogen einzuwerfen, war das ihre Sache, aber Shanis Drang, sich am Ende vielleicht noch anhören zu müssen, sie hätte mehr Acht geben sollen, war weniger als nicht vorhanden. Wenn ihr Dominus sich ein Bild davon machte und meinte, alles lief nach Plan, wäre die Sache sowieso wieder gegessen.

    "Ich frage mich nur, ob ein Tag auch genug ist. Ich sollte mit Varus reden. Dringend", meinte Shani besorgt zu Atermas. Zumindest für die Zeit, in der sie sich intensiver um Varia kümmern musste, hatte sie ein Tischchen in den Raum stellen lassen, auf dem sie inzwischen alles lagerte, was sie für die täglich geschunden zurückkehrende Frau benötigte.
    Heute war es jedenfalls soweit, dass Shani ihr scheinbar sogar die Schuhe ausziehen musste. Sie forderte Atermas auf, ihr dabei zu helfen, sie von der Tunika zu befreien, blöd dreinschauen brauchte er dieses Mal ja nicht, denn darunter trug Varia immer noch die Ledersachen. Das Balneum war heute jedenfalls nicht drin und irgendwie musste sie Varia ja notdürftig von Staub und Dreck befreien, dieses Mal eben vorsichtig mit einem feuchten Lappen.
    "Ich werde mich darum kümmern. Aber es tut dir nicht gut, so viel Opium zu nehmen", sagte sie, als sie den Lappen in die Wasserschale auf dem Tisch tauchte und und auswrang.
    "Das geht so auf keinen Fall weiter, Varia. Ich habe gesagt, du sollst dich melden wenn es dir zu viel wird." Scheinbar war es jetzt an ihr, die Notbremse zu ziehen, bis sich Varia wieder vollkommen erholte.

    "Die hier?", fragte sie zur Sicherheit noch einmal und hob die Tunika hoch, um einzuschätzen ob sie auch passen würde. "Du brauchst sowieso mehr als eine." Auch gut. Die Nubierin gab sich recht gleichgültig.
    "Hast du noch andere in der Größe?", fragte sie also den Händler, der wiederum nicht zögerte, ihren Wünschen sofort nachzukommen. Innerlich zählte er vermutlich bereits die Sesterzen.
    "Sobald wir hier fertig sind, sehen wir danach."
    Am Ende nahm sie sich trotz aller Überredungskünste, die sich der Händler einbildete, nur eine weitere etwas gröbere und eine feinere Tunika, für etwaige besondere Anlässe und packte alles in den Korb, den sie für die Einkäufe mit sich trug.
    "Was brauchst du denn genau? Wegen dem Leder, mein ich." Unterdessen sah sie sich natürlich bereits um, doch sie glaubte zu wissen, wo sie in der Nähe einen Händler für Lederwaren finden würden.

    Veras Blick, wie sie sich umsah, entging Shani natürlich nicht, und es weckte zweifellos ihre Neugier. "Bist du denn zum ersten Mal in Rom?", fragte sie deshalb freundlich und sah sich selbst ein wenig um. Schade, dass sie sich in all den Jahren bereits genug an den Anblick gewöhnt hatte, dass sie sich nicht mehr derart dafür begeistern konnte. Und als sie Rom das erste Mal gesehen hatte, war es eher beängstigend und verwirrend gewesen.
    Hin und wieder warf sie selbstverständlich einen Blick zurück zu Irvin, um sicherzugehen, dass er ihnen auch wirklich folgte, umso mehr natürlich je näher sie den Märkten kamen, und damit auch die Menschen und der Lärm um sie immer mehr wurden. Nicht dass er vor Staunen irgendwo hängen blieb oder sich sogar einfach aus dem Staub machte.
    "Falls du nur kleine Möbel suchst, können wir uns auch hier umsehen, für größeres würde ich einen Schreiner besuchen, Herrin", kommentierte sie. "Für schöne Stoffe kenne ich bei den Trajansmärkten auch einen guten Händler."

    Während Dracon sich dazu hinreißen ließ, den kleinen etwas durchzuschütteln, war Shani lediglich dazu fähig vollkommen baff daneben zu stehen. Gerade eben hatte der Riese noch gewirkt, als könnte ihn nichts aus der Fassung bringen und im nächsten Moment packte er Serrulus am Kragen. Erst als er den Jungen auf den Boden fallen ließ und dieser einen Wimpernschlag später in der Menge verschwand, fand sie ihre Stimme wieder.
    "Verdammt nochmal!", platze es aus ihr heraus. "Was sollte das?" Verzweifelt ging sie ein paar Schritte in die Richtung, in die Serrulus verschwunden war. Wie sollte sie hier nach ihm suchen ... und ohne ihn nach Hause gehen? Wie sollte sie das erklären? Aber vielleicht kam er ja wieder von alleine zurück. Hoffte sie jedenfalls. Und alles bloß wegen diesem Kerl, der sich ihr unbedingt aufdrängen musste, weil sie ja so schutzlos und hilfsbedürftig war.
    "Serrulus!", rief sie, wenn auch etwas hoffnungslos.

    "Keine Sorge...", meinte sie noch, da machte sich Vera aber bereits davon. Ohne große Umschweife widmete sie sich also wieder Varia.
    "Kann ich dir irgendwie helfen?", fragte sie die andere Frau ein wenig hilflos und musterte die Verletzungen etwas genauer. Sah nicht so aus, als wäre irgendetwas durchs Waschen weniger geworden. Wenigstens wirkte sie nicht so, als hätte sie sich etwas gebrochen, aber von außen sah man das natürlich schlecht. Unglücklich wühlte sie in dem Korb. Einen Wickel mit einer Paste, die sie von einem Medicus hatte, eine beruhigende Salbe für die Striemen ... viel mehr konnte sie vermutlich nicht anbieten.
    "Wenn es dir zu viel ist morgen wieder hinzugehen, musst du es mir sagen, Varia." Sie hatte natürlich keine Ahnung, wie viel die Amazone wirklich aushielt, aber aber sie musste natürlich sichergehen, dass die neue Sklavin keine allzu großen Schäden davontrug. Und sie hoffte natürlich, dass Varia ihren Stolz genug zurückschrauben würde, um zuzugeben, wenn etwas nicht in Ordnung war.

    "Gerne", bestätigte Shani. "Bei den Trajansmärkten müssten wir alles bekommen, was du suchst." Öfter lächeln, hatte Varus gesagt. Nun lächelte sie. Aber keinesfalls erzwungen, denn wie immer waren die Märkte für sie stets einen Ausflug wert, und noch mehr, wenn es nicht nur darum ging, Lebensmittel oder Kleider zu besorgen.
    Ein flüchtiger warnender Blick ging zu Irvin, der zumindest zu Beginn nicht übermäßig von der Sache begeistert zu sein schien. Irgendein Problem hatte der seltsame Germane wohl immer, solange er allerdings seine negative Einstellung nicht kundtat, konnte es ihr eigentlich ziemlich egal sein.
    "Komm Irvin", meinte sie deshalb nur und machte sich, immer noch mit fröhlichem Ausdruck in den Zügen, auf den Weg.