Für einen kurzen Augenblick hatte sie die Panik ergriffen, doch da war sie, nicht direkt neben ihr, aber da. Immerhin. Ihre Sinne hatten ihr wohl einen Streich gespielt. Vermutlich hätte sie doch eine Leine benutzen sollen, zu ihrer eigenen Sicherheit, nicht dass sie hier am Ende wegen eines Herzinfarkts umkippte. Wenn sie ehrlich zu sich selbst war, vertraute sie der Amazone eben doch nicht vollkommen und grenzenlos. Vorerst konnte sie sich allerdings wieder von ihrem Schock erholen.
"Ja ... aber was gefällt dir eigentlich? Welche Farben etwa?", fragte Shani und sah sich weiter zwischen den Kleidungsstücken um, während der Händler bei sich jedem einzelnen zu argumentieren bemühte, es wäre genau das wonach sie suchte.
"Diese Farbe gefällt ihr ganz bestimmt, sieh nur wie es ihre Augen betont...", schwafelte der Mann und hielt ihr eine zart blaue Tunika hin.
"Halt mal den Rand."
Was heute gekauft wurde, sollten schlussendlich immerhin Varias Sachen sein, und da sie in nächster Zeit nicht allzu viele eigene Sachen haben würde, sollte ihr zumindest das wenige gefallen, das sie bekam.
Beiträge von Shani
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Atermas' Ruf nach ihr hatte sie unangenehm an seinen Hilferuf damals nach dem Krieg erinnert, als Commodus auf wundersame Weise wieder aufgetaucht war. Folglich war sie bereits auf alle Eventualitäten vorbereitet, als sie ins Balneum rauschte. Immerhin wusste sie auch, dass Varia heute den ersten Tag im Ludus verbracht hatte, und Varus hatte sie angewiesen, die hauseigene Apotheke aufzustocken. Alles zusammen führte schließlich zu der Vorahnung, dass Varia vielleicht glücklich über ein paar Wickel sein würde.
Wie sie jedoch entgegen aller für sie sonst so typischer Geräuschlosigkeit und Zurückhaltung ins Balneum platzte, blieb ihr erstmal die Sprache weg. Nicht weil sie die junge Helvetia ebenfalls dort vorfand - wobei sie das auch leicht irritierte - sondern ganz offensichtlich wegen Varias Zustand. Gleichzeitig wusste sie auch nicht recht, was sie machen sollte. Sie konnte Varia schlecht komplett einwickeln. Aber vor allem: Sollte sie so morgen wieder zum Ludus? Das konnte wohl kaum jemandes Ernst sein. Vielleicht überrreagierte sie auch, aber wenn sie sich vorstellte, dass jeden Tag nochmal so viele blaue Flecken und Striemen dazukämen, könnte man Varia doch in spätestens zwei Wochen in die Tonne kloppen.
Inzwischen war weiter in den Raum getreten und stellte den Korb mit Arzneimitteln neben der Bank ab, wo Varia ihre Ausrüstung abgelegt hatte. Nur um dann erstmal noch immer sprachlos im Hintergrund stehen zu bleiben. Vielleicht war es einfach besser, sie erst einmal baden zu lassen ... ? Ihre Hoffnung war dabei, dass vielleicht ein paar der Flecken doch nur Dreck waren. -
Serrulus hatte ihr berichtet, dass die ... wer war sie gerade noch mal? Ach ja, die Schwester von Commodus. Die konnte einem ja beinahe leid tun. Jedenfalls sollte sie mit ihr zum Markt oder sowas. Eigenartig war es schon, dass die junge Frau keine eigenen Leibsklaven hatte, die mit ihr Besorgungen unternahmen, aber vielleicht wollte sie das ja heute ändern.
Die Helvetia wartete bereits, als sie die Treppe hinabschritt, doch war von Irvin allerdings nichts zu sehen. Überraschenderweise war sie einmal nicht die letzte, die am Ort des Geschehens auftauchte.
"Salve ..." Äh ... Helvetia? Vera? Domina? Gerade kam ihr in den Sinn, dass Varus mit ihr noch gar nicht über Vera gesprochen hatte: Ob sie von nun an hier wohnen würde (wobei sie jetzt ja ein eigenes Zimmer eingerichtet bekam, also würde sie vermutlich etwas länger bleiben), ob die Nubierin sich auch um sie kümmern sollte, da sie ja offensichtlich keine Sklaven mitgebracht hatte, aber vor allem, wo sie stand. Trotzdem musste jetzt irgendeine Lösung her.
"... Domina." Vermutlich würde es ihr niemand ernsthaft vorwerfen, wenn sie sich ein wenig zu unterwürfig gab. Und falls anders gewünscht, würde sie es gleich hören. -
Hatte Dracon sich einen Scherz erlaubt? Wenn ja, hatte er die Wirkung bei Shani vollkommen verfehlt, denn dass ihr Dominus verarmte, hatte sie doch schon einmal erlebt und dass es noch einmal passieren könnte, war im Grunde immer ihre größte Sorge. Deshalb versetzte ihr die wahrscheinlich gar nicht ganz so ernst gemeinte Bemerkung dennoch einen kleinen Stich.
"Hat er nicht... aber ich wollte nett sein", presste sie schließlich hervor und kaute nachdenklich auf der Unterlippe, weil sie nicht wusste, was sie sonst noch sagen sollte, um darüber hinwegzutäuschen, dass sie zu dem Thema eigentlich gar nichts mehr sagen wollte.
Glücklicherweise - mehr oder weniger jedenfalls - rettete Serrulus sie, in dem er begann, Dracons Glatze zu betatschen.
"Serrulus! Hör sofort auf damit!", fauchte sie beinahe schon. War ja unmöglich, das Kind. Am liebsten hätte sie ihm einen kleinen, zurechtweisenden Schlag auf den Hinterkopf verpasst, dafür war sie im Moment aber ein ganzes Stück zu klein, sodass sie ihn lediglich warnend anblicken konnte. -
Varia war schon zuvor still geblieben, dort hatte sich Shani noch einmal umgedreht, um sicherzustellen, dass die Sklavin noch hinter ihr war. Als sie die Kriegerin hinter sich erblickt hatte, war sie seltsamerweise nicht einmal erstaunt gewesen. Jetzt allerdings ging sie um den Stand herum und nahm schlichtweg an, dass sich an Varias Verhalten nichts geändert hatte. Als der Händler ihr ein Stück weiter feine naturfarbene Tuniken präsentierte, wollte sie sich dennoch noch einmal an Varia wenden, um zu fragen, was der jungen Frau eigentlich gefiel, sah sich um und entdeckte - dieses mal sehr wohl zu ihrer Überraschung - niemanden.
"Varia?!", fragte sie mit deutlich hörbarer Besorgnis, während sie durch die vorbeigehenden Leute spähte. Der Händler zuckte nur hilflos mit den Schultern, als die Nubierin ihn fragend anblickte. Sie war doch nicht etwa... ? -
Im Kopf ging Shani noch einmal die Einkaufsliste durch und ließ ihren Blick unterdessen bereits durch die Marktstände gleiten. Sie hatte sich das Zeug nicht aufgeschrieben, war ja auch größtenteils nur das übliche. Und notfalls hatte sie Varia dabei. Nicht an einer Leine, erstaunlicherweise. Hoffentlich war das Wort der Amazone auch was wert, denn "Ich lauf' nicht weg" war doch recht schnell dahergesagt. Und Shani wollte sich jeglichen Ärger selbstverständlich ersparen. Vielleicht hätte sie doch besser vorgesorgt. Vorsicht war besser als Nachsicht, sagte man doch immer. Dafür war es jetzt allerdings zu spät, denn sie waren bereits drauf und dran, sich ins Getümmel der Märkte zu wagen.
"Wir werden als erstes zu dem Händler mit den Tuniken da vorne gehen", sagte sie ohne sich zu Varia umzudrehen und deutete auf den Marktstand, von dem sie gesprochen hatte.
Womöglich sollte sie die Märkte einfach genießen wie sonst auch. Die Gerüche, Geräusche, Bilder, die unaufhörlich ihren Verstand fluteten. Hier ruhte keine Aufmerksamkeit auf ihr, nur eine von vielen war sie und alles nahm unaufhörlich seinen Lauf, wie in einem gigantischen Bienenstock. Nein, Varia würde schon nicht weglaufen. Dafür war der heutige Tag viel zu schön. -
Mit Irvin im Schlepptau stapfte Shani die Treppe nach oben und blieb wenig später vor der Tür des Cubiculums stehen, das in Zukunft die Unterkunft der Helvetia Vera darstellen sollte. "Hier", meinte sie nur schlicht zu Irvin. "Bring alles hierher." Sie würde sich unterdessen daum kümmern, den Raum für heute ausreichend herzurichten, das Bett mit Kissen und Decken auszustatten und die Möbel abzustauben, weil diese Aufgabe in einem mehr oder weniger leer stehenden Raum scheinbar nicht ganz so ernst genommen wurde.
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"Varia?", fragte sie unnötigerweise kurz, legte das Papyrus in ihren Schoß und blickte hinüber zu dem Webstuhl. "Ja ... eine alltägliche Arbeit für die Frauen meines Volkes. Manche würden sagen, es ist eintönig, ich finde es beruhigend." Vermutlich wusste Varia ohnehin nicht besonders viel darüber. Aber sie driftete zu sehr ab.
"Natürlich, ..." Wenn sie las war es schließlich eine Freizeitbeschäftigung und ihre Freizeit war vorbei, sobald sie gebraucht wurde. Die Frage, ob sie gerade Zeit hatte, empfand sie also fast schon als überflüssig. Trotzdem schenkte sie Varia ein Lächeln, denn sich unter die Leute zu mischen und durch die Marktstände zu schlendern sorgte bei ihr immer für gute Laune.
"... die Märkte, sollen wir uns gleich auf den Weg machen?", fragte Shani, während sie sich von ihrem Hocker erhob, die Schriftrolle darauf ablegte und aus der Truhe ein Tuch nahm, um es sich um die Schultern zu legen.Sim-Off: Kein Problem, irgendwo hätten wir immer eine Ungereimtheit
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Wie in allen Zimmern der Sklaven fand sich auch bei Shani das obligatorische Bett und eine Kiste für diverse Habseligkeiten an dessen Fußende. An der gegenüberliegenden Wand stand der Webstuhl, den sie nach überstandenem Krieg als kleine Anerkennung von Varus erhalten hatte, mit zu einem halbfertigen Tuch verwobenen Fäden eingespannt. Außerdem befand sich an der hinteren Wand bei dem kleinen Fenster ein Hocker, um das Tageslicht hin und wieder fürs Lesen zu nutzen. Zwar benötigte Varus kaum ihre Fähigkeiten, wenn es ums Lesen oder Schreiben ging, doch sie hatte die Übung dringend nötig, sollte es doch irgendwann einmal soweit kommen. Dort saß sie auch jetzt im Schneidersitz auf dem Hocker, lehnte an der Wand und las.
Als sie das Klopfen auf der anderen Seite der Türe wahrnahm, legte sah sie von dem Papyrus auf. "Herein." -
"Ach", machte sie kurz, als sie begriff, dass der Germane sie sehr wohl verstand. Das machte natürlich so einiges einfacher. Sie hatte ohne Zweifel nicht nur Irvin sondern auch Varia unterschätzt... was hatte sie mal gesagt? Wenn sie ihre Arbeit gut machte, würde es ihr auch gut gehen. Shani notierte sich in Gedanken jedenfalls, dass Varia zumindest diese Aufgabe zu ihrer Zufriedenheit ausgeführt hatte.
"Das Cubiculum neben dem von Helvetius Commodus", antwortete sie Irvin nun also in normalem Ton. "Weißt du welches? Aber ich muss sowieso auch nach oben." -
"Da hast du vollkommen recht", stimmte Shani ihr mit einem leichten Lächeln zu. "Und ich will dir eine solche Erniedrigung ersparen. Deshalb nehme ich dich beim Wort und ich hoffe, du wirst mich nicht enttäuschen." Aber vorher war die Wand dran. Sie hatte einen Augenblick lang daran gedacht härter durchzugreifen, wenn Varia ihr Zimmer beschädigte und sich dabei noch selbst verletzte. Vermutlich war es aber besser, wenn sie den Blödsinn, den sie anstellte, selbst ausbaden musste und bestimmt schmerzten die wunden Knöchel an den Händen auch.
"Vorher wirst du Atermas nach Werkzeug und Material fragen, um den Verputz wieder zu richten. Wenn du das hinbekommst, sehen wir weiter, in Ordnung?" -
Shani kam vom Cenatio ins Atrium und sah sich suchend um.
"Irvin?", fragte sie erst und erblickte den Germanen schließlich auf einer Kiste sitzend. Sprach er inzwischen ein paar Worte Latein? Sie hatte absolut keine Ahnung, wie weit Varia mit ihrer Aufgabe gekommen war. Sie würde also Hände und Füße zu Hilfe nehmen müssen, wenn es nötig war.
"Das da..." Sie deutete mit einer unmissverständlichen Geste auf die Kisten und sah den Sklaven eindringlich an. "... trag das nach oben", sprach sie langsam und zeigte zur Treppe, die ihns Obergeschoss führte. "Nach oben, ja?", fragte sie sicherheitshalber erneut. Sie sprach mit ihm nur ungern, als wäre er vollkommen bescheuert, aber wusste sich gerade nicht anders zu helfen. Die Sklavin sah ihn abwartend an, ob er auch verstanden hatte, was sie wollte. -
Shani schenkte Commodus Wein nach.
"Natürlich. Ich werde mich sofort darum kümmern", versicherte sie sogar mit einem Lächeln. Wenn sie sich um das Cubiculum zu kümmern hatte, brauchte sie zumindest Commodus nicht länger zu bedienen. Zwar war er in dieser Situation nicht direkt unangenehm, doch wenn sie die Wahl hatte, hatte sie ihn doch lieber nicht um sich. Und sie würde sich selbstverständlich viel Zeit nehmen, um das Cubiculum möglichst liebevoll einzurichten - nicht ohne jegliche Hintergedanken, wie man sich denken konnte. Aber man würde es ihr sicher nicht übel nehmen.
So stellte sie den Weinkrug ab, nickte Esther kurz zu, die sich solange bestimmt auch alleine um das Wohl der Herrschaften kümmern konnte und verschwand Richtung Atrium. -
Ach wie toll, Commodus' Schwester. Noch eine von der Sorte. Wirklich überaus erstaunlich wie schnell man sich eine Meinung von einem vollkommen fremden Menschen bilden konnte. Dabei war es doch nicht einmal ihre Absicht. Und wenn Shani der Helvetia zuhörte... sie klang nicht im geringsten wie Commodus. Sie konnte sich nicht daran erinnern, aus seinem Mund jemals ein "Bitte" gehört zu haben. Und eine furchtbare Persönlichkeit war schließlich auch nicht vererbbar, oder? Vielleicht hatte die Welt ja Glück und Commodus war ein Einzelfall.
ZitatOriginal von Marcus Helvetius Commodus
Da Esther gerade seine Schwester bediente, "fuchtelte" Commodus mit den Fingern seiner linken Hand ein wenig in Shani´s Richtung um ihr anzuzeigen das er auch noch was in seinen Weinkrug haben wollte.
Ja, da war er schon. Genauso wie man ihn kannte, wenigstens war er konsequent und man wusste, was man zu erwarten hatte. Shani untermalte ihre sarkastischen Gedanken damit, dass ihre Augenbrauen in ihrem sonst unbewegten Gesicht ein wenig in die höhe wanderten. Genauso wortlos wie die Aufforderung, die Commodus an sie gerichtet hatte, schenkte Shani den Anwesenden Wein ein und trat wieder zurück, an den Rand des Geschehens. -
"Äh... sieht man dir gar nicht an", sagte Shani ein wenig plump. Sie wusste nicht recht, was sie Dracon antworten sollte. Es entging ihr nicht, dass es ihm unangenehm war und hatte daher das Gefühl, noch irgendetwas nettes oder aufmunterndes sagen zu müssen. "Jedem das seine", war alles, was ihr dazu noch in den Sinn kam. Sie zuckte mit den Schulter und schenkte ihm ein flüchtiges, freundliches Lächeln, um die Worte wieder gut zu machen. Selbst wenn sie den Puppenspiele liebenden Riesen noch immer etwas seltsam fand.
"Ich hab' eigentlich nur wegen Serrulus zugesehen. Dem gefällt irgendwie alles", gab sie dann offen zu. Nein, sie war nicht begeistert von dem Stück gewesen, absolut nicht. Sie konnte von sich auch nicht behaupten, richtig aufgepasst zu haben. Aber das ließ sie jetzt einfach mal bewusst außen vor... -
Zitat
Original von Varia
Ja sie hatte es Shani nicht gerade leicht gemacht mit der Aufgabenverteilung, dass sie aber keine Vorlieben hatte, hieß nicht, dass sie nicht genau das tat, was notwendig war und von ihr verlangt wurde.Klar gab es Dinge die sie liebend gern tat, aber wie hätte Shani wohl geschaut, wenn sie ihr gesagt hätte, dass sie sich stunden lang mit dem Schärfen und Putzen ihrer Waffen und Rüstung beschäftigen konnte? Varia mochte das, es war wie ein Mediation...
Varia besah sich die Wand, viel anders als zu Hause wurde das bestimmt nicht gemacht. Wenn es also irgendwo Lehm gäbe, sollte dass wohl kein Problem darstellen. Aber das war ja nichts, was sie lange aufhalten oder fordern würde.
Auf den Markt? Varia schaute Shani mit großen Augen an. Sie wollte mit ihr auf den Markt gehen? Raus aus dem Haus? Shani schien ein extremes Vertrauen in die Götter zu haben.„Die Wand ist kein Problem, Atermas weiß bestimmt, wo ich entsprechende Materialien finde.“ erwiderte sie zunächst. Varia schaute sich noch einmal in dem kargen Raum um, aber er war funktional, ein Bett, eine Kiste für ihre Sachen, eigentlich war doch alles da. Was sollte sie noch brauchen? Sie kam normalerweise mit weniger aus. „Die Einrichtung ist ausreichend, es ist da was man benötigt.“ Warum sollte sich Varia hier jetzt auch einen „Hausstand anschaffen, so lange würde sie eh nicht bleiben. Sie schaute Shani nochmal forschend an, bevor sie dann weitersprach. „Zu den Märkten? Gern. Du hast keine Angst, dass ich dir davon laufe?“ Sie musste die Frage einfach los werden.
Shani begutachtete den Raum ebenfalls erneut. Natürlich konnte man mit der Einrichtung, die bereits vorhanden war, leben, doch Varia sollte hier nicht nur klar kommen, sie sollte sich Zuhause fühlen, selbst wenn sie es eigentlich nicht wollte.
"Nun, wir werden sehen. Solltest du etwas benötigen, sagst du es mir einfach." Und würde Varia keine Wünsche äußern, würde sie sich schlichtweg selbst darum kümmern.
"Sollte ich Angst haben? Muss ich Atermas bitten, mitzukommen? Oder soll ich mir eine Leine für dich basteln?", stellte Shani ihr Gegenfragen, und eine gewisse Portion Sarkasmus war nicht zu überhören. "Ich versuche nur freundlich zu sein. Was genau du an Kleidern bekommst, entscheidet sowieso Varus, aber ich wollte dich solange auch nicht so rumlaufen lassen. Ein kurzes Nicken deutete auf die etwas zu kurze und enge Tunika. "Wenn du das willst, auch gut." -
Natürlich konnte sie auf sich selbst aufpassen, bisher hatte es jedenfalls immer funktioniert. Sie verzichtete aber darauf, es erneut zu betonen, da sie befürchtete, er würde es ihr sowieso nicht glauben. So folgte sie ihm wortlos und mit mehr oder minder zufriedenem Gesichtsausdruck, doch etwas beruhigt war sie schon, als er sich selbst als Sklaven eines Patriziers vorstellte. Er hatte zwar nie den Eindruck vermittelt irgendein in der Subura hausender Gammler zu sein, aber man rechnete besser mit allem.
"Shani", antwortete sie erst karg, bevor sie sich offenbar wieder daran erinnerte, wie Menschen normalerweise kommunizierten. "Ich bin Sklavin des Helvetius Varus." Damit waren sie jetzt wohl auf demselben Stand. "Und das da ist Serrulus, sein Botenjunge." Sie nickte zu dem Jungen auf seinen Schultern hinauf, der sich inzwischen recht gut damit vergnügte, einen Riesen zu reiten.
Nur eine Sache verwirrte sie noch immer. "Und was macht jemand wie du bei einem Puppenspiel?", stellte die Nubierin ihm eine ihrer Meinung nach absolut berechtigte Frage. -
Natürlich bekam die Nubierin nicht, was sie sich wünschte... ein einfaches "Ja, ab jetzt bin ich brav". Doch sie hatte eigentlich gewusst, dass es mehr ein Wunschtraum war, erwartet hatte sie es ohnehin nicht. Und wenn sie den Vortag im Kopf noch einmal durchging, konnte sie mit Varias heutiger Einstellung sowieso mehr als zufrieden sein.
"Naja, ich hatte vor, Atermas die Wand ausbessern zu lassen, aber falls du sowas kannst, darfst du das natürlich auch selbst machen... ansonsten brauchst du ja noch neue Kleider und vielleicht noch irgendwas für dein Cubiculum. Wir können also auch noch zu den Märkten gehen, wenn du willst."
Nachdem ihr Varia gestanden hatte, dass sie im Grunde nichts wirklich gerne tat, fiel es ihr alles andere als leicht, sie für arbeiten einzuteilen. Und alles was sie konnte drehte sich ums kämpfen und überleben, doch die Villa war kein Schlachtfeld. Jede andere Frau hätte sie einfach in die Culina schicken können oder ihr einen Lappen zum Möbel abstauben in die Hand gedrückt, aber bei Varia wirkte es irgendwie... nicht richtig. -
"Habe ich eine Wahl?", fragte Shani. Die Selbstverständlichkeit, mit welcher der Fremde Serrulus auf seine Schultern hob, überraschte sie doch ein wenig. "Ich kann auf mich selbst aufpassen..."
Was fiel dem Kerl eigentlich ein, sich ihr derart aufzudrängen? Wenn sie zumindest eine Ahnung hätte, wer er war... wahrscheinlich war er genau einer von der Sorte, die sie in irgendeine Gasse locken wollte, um sie dann um Sesterzen erleichtern wollte. Zumindest wenn sie Glück hatte blieb es bei Sesterzen.
"Ich gehe Richtung Märkte." Die Nubierin musterte den Mann skeptisch. Nur Richtung Märkte. Keine dunklen Gassen, keine zwielichtigen Ecken. Sie war ja nicht blöd.
Der Junge dagegen zappelte erst ein wenig, bis erst die Glatze des Riesen seine Aufmerksamkeit erregte und schließlich die Tatsache, wie gut die Aussicht von dort oben war. -
"Ehrlich gesagt... ich denke, am Ende ist es als Kind doch einfacher. Du lernst die Sprache schneller, gewöhnst dich besser an dein neues Leben und wenigstens kauft dich als kleines Mädchen niemand als Arbeitssklave", meinte Shani und zwang sich wieder zu einem halbherzigen Lächeln.
"Obwohl ich auch als Lustsklavin hätte enden können... oder bei irgendwem um neue Sklaven in die Welt zu setzen. Ich weiß nicht, vielleicht hatte ich einfach Glück im Unglück." Sie wusste es nicht? Natürlich wusste sie, dass es genau so war. Wie sonst hätte es ihr passieren können, dass sie nicht nur einmal sondern sogar zweimal in einem anständigen Haushalt gelandet war?
"Du wirst dich an das hier gewöhnen müssen. Diese große Veränderung kommt plötzlich, das verstehe ich, und es ist bestimmt nicht, was du für dein Leben geplant hast, aber solange du es nicht akzeptieren kannst, versuche wenigstens so wenig Ärger wie möglich zu machen." Tatsächlich. Sie bat Varia um etwas. Sie wollte wirklich, dass diese Sache mit Varia klappte. Nicht nur wegen Varus und schon gar nicht wegen Commodus, einfach auch aus dem Grund, weil es einfacher für sie alle wäre, in erster Linie natürlich für Varia selbst.
"Mir ist egal was du denkst oder ob du dich Nachts abreagieren musst. Dafür können wir auch eine Lösung finden. Aber du musst deine Arbeit machen, wenn es soweit ist."