Als Atermas in den Raum trat, um Varia wieder die Ketten anzulegen, war auch ihr die Situation unangenehm, auch aus dem Grund, dass sie innerlich gehofft hatte, es nicht so weit kommen lassen zu müssen. Hoffentlich würde das nicht ewig so weitergehen. Sie hatte Varia immerhin mehr als nur einmal ermahnt, ihr oft genug eine Chance gegeben, ihre Meinung zu ändern, und sie hatte selten länger mit jemandem diskutiert. Irgendwann fand auch ihre Geduld ein Ende. Bisher war ja noch absolut nichts vorwärts gegangen.
"Danke, Atermas. Ich werde rufen, sollte ich dich noch einmal brauchen", sagte sie ruhig. Genauso wie Varia enspannte sie sich langsam wieder. Das konnte jetzt ja ein Spaß werden, sie so zu waschen. Ob sie mit den Ketten überhaupt ins Becken und wieder raus kam?
"Kannst du dich an den Beckenrand setzen?", fragte sie, selbst wenn sie nicht daran glaubte dass Varia ihre Hilfe anderenfalls annehmen würde. Man sollte ihr aber nicht vorwerfen sie wäre rücksichtslos und kalt. Sie glaubte Varia zumindest ansatzweise zu verstehen. Hatte wohl was mit Stolz zu tun…
Beiträge von Shani
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"Bisher macht Atermas so gut wie alle schweren Arbeiten. Noch jemanden für solche Aufgaben zu haben wäre sicher kein Nachteil", pflichtete Shani ihm bei. Ansonsten, und vor allem wenn ihr Herr vohatte, sich noch einen weiteren zu beschaffen, waren zurzeit genug Sklaven im Haus, dachte sie.
"Sie war vorher also frei?" Die gerade erst in Gefangenschaft geratenen konnten ja hin und wieder ein wenig schwieriger sein. Bei Esther und Hannah hatte es auch einige Zeit gebraucht, bis sie sich an ihre damals neue Lage gewöhnt hatten. Aber meistens ging das doch schneller, als man dachte. "Gut, dann habe ich genügend Zeit mich mit ihr auseinanderzusetzen. Wenn es Probleme gibt, wirst du es sowieso erfahren." Sie nickte abschließend noch einmal. -
Shani wich keinen Schritt zurück, als Varia erneut auf sie zukam, obwohl sie bereits unangenehmes befürchtete, stattdessen streckte sie ihr aber die Arme entgegen. So unglaublich dumm, furchtbar dumm war sie. Was sie mit ihrer Einstellung bezwecken wollte, wusste Varia vermutlich nicht einmal selbst.
"Ich sagte nicht, dass es keinen anderen Weg gibt. Aber wenn du wirklich darauf bestehst, dich weiterhin nicht im Griff zu haben, habe ich wohl keine andere Wahl", meinte Shani leise seufzend. "Atermas!!"
Während sie darauf wartete, dass der Ianitor auf ihren Ruf reagierte, wandte sie sich wieder Varia zu. "Du willst es dir also unnötig schwerer machen? Ist das wirklich besser, als sich zu benehmen? Weißt du überhaupt was du da tust? Du verwirkst dir deine letzte Chance auf Freiheit. Das tust du. Aber es ist ja nicht meine Entscheidung."
Man hatte ja noch nicht einmal damit begonnen, ihr irgendwelche Aufgaben anzuvertrauen. Es ging praktisch bloß ums Waschen, und schon jetzt war es ein Ding der Unmöglichkeit, erfolgreich an Varias Vernunft zu appellieren. Jetzt spielte sie ihren letzten Trumpf. Wer schon nicht gehorchte, weil er keine andere Wahl hatte, oder weil es sich auszahlte, der ließ sich meist wenigstens damit überzeugen. Man musste schließlich nicht für immer Sklave sein. -
Shani ließ Varia reden, unterbrach sie nicht sondern blickte sie nur unverwandt an. Ein halbes Buch warf sie ihr dabei entgegen, voll mit respektlosen Bemerkungen, sinnlosen Erklärungen und irgendwelchen Rechtfertigungen, die ebensowenig eine Rolle spielten. Absolut hatte Varus Recht gehabt, hier würde sie noch einiges an Arbeit, Geduld und Nerven investieren müssen.
"Er hat gefragt, ob du noch mehr besitzt, weil das was du bei dir trägst, nicht mehr zu gebrauchen ist", kommentierte Shani erst eisig. Varia konnte noch so resigniert dastehen, Mitleid konnte sie nicht erwarten. Die glaubte wohl, sie hatte es so unglaublich schwer und so unfassbar viel verloren mit ihrer Gefangennahme. Ob sie überhaupt einmal einen Gedanken daran verschwendet hatte, dass sie nicht die einzige hier war, die ihre Freiheit verloren hatte? Sie war wenigstens in einem Alter, in dem sie verstand, was mit ihr passierte, und sprach die Sprache der Römer, nicht so wie sie, als damals vor vielen Jahren diese Männer in ihrem Dorf aufgetaucht waren. Zu jung, um es zu verstehen und doch alt genug, um sich auch heute noch daran zu erinnern, war sie gewesen."Es ist mir vollkommen egal was das ist und ich bin es, die nur einmal sagt: Fass mich noch einmal an und du hast deine Ketten schneller wieder als dir lieb ist." Sie hatte nicht vor, wegen dieses aufgeblasenen Weibs etwas zu riskieren, schon gar nicht ihr Leben. So weit kam es noch, dass gerade sie von einer rebellischen Sklavin auch nur einen Kratzer kassierte.
Dir wird nicht mehr egal sein, was der Dominus sagt, weil es deine einzige Aufgabe ist, genau das zu tun, was er von dir verlangt. Und noch bist auch du Varus' Besitz. Du wirst dich zurückhalten und niemanden mehr in diesem Haus angehen, solltest du das dennoch tun, schwöre ich dir, du wirst es bereuen. Wenn der Dominus glaubt, dass du eine Rüstung brauchst, wirst du eine bekommen. Du bist es nicht, die sich um den Preis Gedanken machen muss. Und solltest du das alles nicht gelernt haben, bis du Commodus übergeben wirst, kann ich dir nur Glück wünschen. Denn der wird nicht mit sich diskutieren lassen, das kannst du mir glauben. Und es ist reines Entgegenkommen von meiner Seite, dass ich es tue." Sie schnaubte leise, als sie mit ihrem kleinen Vortrag fertig war. Den Wein konnte sie sich jedenfalls schon mal sparen. "Ich kann den Dominus noch einmal fragen, wegen den alten Sachen, aber ganz bestimmt werde ich das nicht tun, wenn du glaubst, dich hier so aufspielen zu können. Ähnliches gilt für deine Verletzungen. Wenn du so darauf bestehst die Salbe selbst draufzuschmieren, kannst du das gerne machen, aber nur falls du dich benimmst. Denn sonst wirst du keine Hände dafür frei haben. Ich werde nicht riskieren, dass irgendwer wegen dir Schaden nimmt."
Varia würde von jetzt an wahrscheinlich erfahren was bei Shani der gute alte erste Eindruck bedeutete. Der war so leicht nämlich nicht mehr zu revidieren. -
Die Weinberge waren es also wieder gewesen. Shani hatte das "Hobby" ihres Herrn ja schon immer als ein wenig eigentümlich empfunden oder besser, wie er es auslebte. Wobei sie sich natürlich nicht daran störte, sie ging es ja nichts an, und wenn es bedeutete, dass Varus mit seinem Wein genügend Geld verdiente, damit sie gut leben konnte, sollte es ihr sogar recht sein.
"Mit ein wenig Zeitaufwand ist eigentlich alles… wiederherzustellen. Glaub ich." Sie konnte ein flüchtiges Schmunzeln nicht zurückhalten.Danach kam so einiges auf sie zu und wie immer horchte sie erst aufmerksam, was ihr Dominus zu sagen hatte. Eine Frau als Leibwache für Commodus. Shani war doch etwas verwundert. Aber gut, dem Schleimbeutel gefiel es bestimmt.
"Ich werde einfach sehen, was bei ihr nötig ist. Wenn sie wieder aus dem Balneum kommt, wird sie bestimmt halbwegs ansehnlichen Eindruck machen", versicherte Shani kurz.
Und wegen des anderen Mädchens… Shanis Enttäuschung hielt sich in Grenzen, sie war schließlich nicht dabei gewesen. Und sie kannte sich, wenn es darum ging, unerträgliche Eigenschaften bei anderen Menschen zu finden, war sie unschlagbar.
"Nächstes Mal hast du vielleicht mehr Glück", kommentierte sie dennoch ermutigend, immerhin hatte er gewissermaßen sogar an sie gedacht. Das tat er ja hin und wieder, und jedes einzelne Mal fiel es ihr deutlich auf. War ja keine Selbstverständlichkeit. Aber ihr Dominus war eben manchmal ein wenig anders, ihrer Meinung nach durchaus in positiver Hinsicht.
"Soll ich dann alles vorbereiten, was ich für diese neue Sklavin benötigen könnte?" -
Wenn Shani genau eines nicht leiden konnte, war es Respektlosigkeit. Nicht von vielen Menschen konnte sie Respekt erwarten, aber wenn sie ihn erwarten konnte, forderte sie ihn auch. Aus purem Reflex heraus löste sie ihren Arm mit einem heftigen Ruck aus dem Griff der neuen Sklavin. Innerlich ermahnte sie sich, Ruhe zu bewahren.
"Ich mache nur, was meine Aufgabe ist", entgegnete die Nubierin ungerührt. War ja wohl die absolute Höhe, was die sich hier erlaubte. Machte hier eine Theatervorstellung, als wäre ihr Leben nach wie vor ein Wunschkonzert. "Der Dominus sagt, gib ihr neue Kleider, wirf die alten weg, das mache ich. Der Dominus sagt, versorge ihre Wunden, auch das werde ich machen. Für Beschwerden meldest du dich bei mir an der falschen Stelle." Während sie sprach, ließ sie Varia mit ihren dunklen Augen nicht aus dem Blick. Ihre Sachen. Sie verstand wohl nicht ganz. Ihre Sachen waren nämlich seit neuestem genau das nicht mehr. Und das sollte sich Varia am besten schnellst möglich klar machen.
"Wenn du dich benimmst wie es von dir verlangt wird, wirst du hier ein gutes Leben haben", redete sie weiter auf die junge Frau ein. Ansonsten würde es verdammt schwer werden. Bis hin zu unmöglich, und das wollte mit Sicherheit niemand. Nicht wenn man stattdessen gut Leben konnte. Shani dagegen brauchte sich dagegen keine Sorgen zu machen, sollte die Sache hier nicht so laufen, wie es vorgesehen war - Shani blickte auf Varias wunde Handgelenke... das kannte sie ja scheinbar schon. -
Shani blickte Varia verwundert an. Kräuerfrau. Einerseits ein wenig belustigend, andererseits fast schon eine Beleidigung. Doch die Frau kannte sie nicht, also wollte Shani etwas nachsichtiger sein und lächelte dünn.
"Nein, Varia", sagte sie. "Ich kümmere mich vor allem um das wohl meines Dominus Varus und habe stets ein Auge auf die Villa und die anderen Sklaven. Aber da ich mich um deine Verletzungen kümmern werde, fällt heute unter anderem auch das in meinen Zuständigkeitsbereich", erläuterte sie sachlich. Kurz noch musterte sie erneut Varia, um die Größe ihrer Kleider einschätzen zu können und nickte unterdessen, auf Esthers Frage hin.
"Tu das. Ich denke, ein Becher verdünnten Wein wird keinen Schaden anrichten", antwortete sie freundlich, wenn auch das Lächeln wieder verschwand, als ihr Blick auf das dreckige, lederne Etwas fiel, das wahrscheinlich die frühere "Kleidung" der Neuen darstellte. Wo entsorgte man sowas überhaupt? Das würde sie jedenfalls zweifellos gleich mitnehmen, wenn sie die benötigten Mittelchen und Tücher zur Versorgung der Verletzungen und frische Kleider holte. Kamm und Schere brauchte sie ebenfalls noch. Und auch Von Duftölen hatte der Dominus irgendetwas gesagt. Varia würde das Balneum als neuer Mensch verlassen, soviel stand fest.
"Ich bin sofort wieder da", meinte sie bloß und griff nach dem Ding und den restlichen alten Kleidern, möglichst ohne mehr als unbedingt nötig davon zu berühren. -
Inzwischen waren auch schon die gewünschten Happen im Peristylium angekommen und ganz nebenbei hatte sich die Sklavin dazu hinreißen lassen, ebenfalls eine Schale frisch geschnittenes Obst und Trauben daneben zu stellen. Nicht dass sie dafür die geringste Anerkennung von Commodus erwartete, obwohl er sie zu ihrer Verwunderung für den Wein gelobt hatte. Da hab ich ja schon Übung drin, im Wein einschenken, dachte sie sarkastisch. Kein Wunder wenn man so aussah wie sie, da wurde man gleich als Bedienung herangezogen, damit der Hausherr ein wenig mit Exotik auftrumpfen konnte. Damit, das genau das für die meisten das wichtigste an ihr war, hatte sie sich inzwischen abgefunden.
Die Unterhaltung der beiden entging ihr größtenteils, nur selten hörte sie bei derartigen Gesprächen zu. Eine seltsame Stimmung glaubte sie zwar zu spüren, doch das war nicht mehr, als eine bloße Ahnung, weshalb sie nicht allzu viele Gedanken daran verschwendete.
Und sogleich trippelte sie wieder wortlos davon, um Commodus' nächstem Wunsch nachzukommen und die Tabula herbeizuschaffen. Nur kurze Zeit später, so lange wie man eben brauchte, um zweimal durch die halbe Villa zu laufen, kehrte sie wieder zurück, um Commodus die verlangte Tabula zu reichen. -
Langsam schob sich die Nubierin durch die Tür ins Balneum. Sie hatte die Frauen sprechen gehört und wollte die beiden nicht unterbrechen. Einige wenige Sätze fing sie noch auf, aber worum es genau ging, konnte sie nicht ganz nachvollziehen. Klang so wie immer, wenn jemand der zuvor frei gewesen war, sich plötzlich in Sklaverei wiederfand. Für die Nubierin zwar nicht erfreulich zu hören, doch auch nichts Besonderes. Für sie war es vielleicht einfacher gewesen, als Kind gewöhnte man sich schneller an andere Umstände. Da musste die neue Sklavin eben durch, so unangenehm es auch war.
Als ihr schien, dass ein geeigneter Augenblick gekommen war, trat sie an das Becken, an dessen Rand die fremde Frau saß, und beäugte die neue Sklavin genauer. Sofort fiel ihr die lange Narbe auf, die ihren Rücken zierte, und die blauen Flecken waren ebenfalls kaum zu übersehen. Auch mussten die Haare ein wenig geschnitten werden, hier und da noch ein wenig Pflege... Einen Kommentar dazu hielt sie vorerst zurück, um sich erst einmal vorzustellen.
"Salve, ich bin Shani", grüßte sie ruhig. "Du musst die neue sein, von der Dominus Varus gesprochen hat. Ich soll mich um dich kümmern." Ihr Dominus hatte nicht gelogen, ein wenig Arbeit würde sie heute auf jeden Fall noch haben. Doch es war vielleicht weit angenehmer, als sich mit dem Hausputz auseinandersetzen zu müssen oder den anderen Sklaven hinterherzulaufen, ob auch ja alles ordnungsgemäß erledigt wurde. Kam eben darauf an, wie sich der neueste Kauf ihres Herrn anstellte.
"Am besten wäschst du dich erst einmal, dann sehen wir weiter." -
Shanis Augen wurden noch ein wenig größer, als der Kerl sie ansprach, und sich plötzlich zu Serrulus hinunterbeugte. Wie er ruhig mit ihnen sprach, machte er absolut keinen gefährlichen Eindruck. Das verwirrte Shani aber noch viel mehr, denn dann stellte sich die Frage, was er überhaupt hier bei ihnen machte. Konnte natürlich auch sein, dass er log. Sie hatte nicht vergessen, dass sie hier in der Subura herumstanden, was sich hier alles an Gestalten herumtrieb, wollte sie gar nicht wissen.
"Weißt du, dass du verdammt groß bist?", fragte der Junge wie immer alles andere als zaghaft zurück und blickte ihn nachwievor mit großen Augen an.
"Keines von beidem. Vielleicht hört er deshalb nicht auf mich", entgegnete Shani noch immer vorsichtig. Warum hatte sie sich bloß dazu hinreißen lassen, bei dem Puppenspiel stehen zu bleiben. Als ob der Bengel es ihr jemals danken würde. Und dafür hatte sie jetzt diesen Kerl am Hals, von dem sie nicht wusste was denn nun seine Absichten waren.
"Was willst du?", fragte die Nubierin mit ehrlichem Interesse. -
Shani entging die Freude, die Varus bei ihrem Anblick ausstrahlte, natürlich nicht.
"Nein, keine Probleme", antwortete sie erst lächelnd, bevor sie sich kurz darauf daran erinnerte, dass Varus zumeist auf etwas mehr Konversation aus war, als ihr standardmäßiges Ja oder Nein. "Keine nennenswerten jedenfalls. Du siehst, deine Sklaven sind alle hier und wohlauf. Und die Villa ist in gutem Zustand, Dominus." Sie legte den Kopf ein wenig schief und musterte ihren Herrn, der ihrer Meinung nach weit davon entfernt war, in gesellschaftfähigem Zustand zu sein. Shani empfand es ja fast schon als ein wenig belustigend, dass er scheinbar nicht in der Lage war, sein Aussehen selbst in einem passablen Bereich zu halten.
"Aber das ist bestimmt nicht der einzige Grund, weshalb du nach mir gerufen hast?", fragte sie offen. -
Shani konnte nicht leugnen, dass sie sich seit Varus' Rückkehr deutlich wohler in der Villa Urbana fühlte. Einzig und allein von Commodus' Launen und Wünschen abhängig zu sein, hatte ihr nicht behagt. Wer wusste schon, auf welche Ideen der Kerl als nächstes kam.
Offenbar wurde sie einmal mehr im Tablinum benötigt und hatte daher nicht vor, ihren Dominus allzu lange warten zu lassen. Sowieso war sie lediglich auf ihrem alltäglichen Kontrollgang durch die Villa gewesen, welchen für kurze Zeit zu unterbrechen kein erhebliches Problem darstellte. Ohne große Umschweife begab sie sich deshalb ins Tablinum ihres Herrn.
"Serrulus meinte, du willst mich sprechen, Dominus", machte sie mehr oder weniger auf sich aufmerksam. -
Das Stichwort Wein ließ Shani wieder in Bewegung kommen. Sie bediente nicht zum ersten Mal Gäste, Commodus' Wiederholung des Wunsches der Fausta hätte sie deshalb sehr viel lieber mit einem abfälligen Blick als einem freundlich-bereitwilligen Lächeln kommentiert, genau dieses zierte jetzt aber ihre Züge, als sie mit kleinen Schritten in Richtung Culina davonmachte Natürlich weiß ich was er ist. Ein Schleimbeutel ist er.
Nur wenig später kehrte sie mit Wasser, Wein und zwei Gläsern zurück und trug alles geschickt zu der Sitzgruppe, um die Krüge und Gläser dort nacheinander auf dem Tisch abzustellen. Natürlich hatte sie auch für Commodus ein Glas gebracht, wäre ja seltsam, wenn er nur die Sergia trinken ließ. Davon, dass auch von ihr die Rede gewesen war, hatte sie natürlich nichts bemerkt, folglich kreisten ihre Gedanken derzeit vor allem um den Wein. Ob er gut war? Das hoffte sie doch, es war schließlich der ihres Dominus.
"Auch für dich verdünnten Wein, Dominus?", fragte sie, selbst wenn sie Commodus nur ungern ebenfalls mit diesem Titel bezeichnete. -
War ja klar, dass der Junge nicht auf sie hören würde. Shani war alles andere als überrascht. Vor allem breitete sich jetzt aber ein unangenehmes Gefühl in ihr aus, denn der riesige Mann hatte Serrulus bemerkt und sich von dem Puppenspiel abegewandt.
"Hab doch gesagt, du sollst nicht so starren", flüsterte Shani, als der Klotz auf sie zukam. Das, erste was ihr in den Sinn kam, war, den Mann einfach zu ignorieren. Vielleicht so zu tun, als wäre sie schwerhörig. Und was sollte schon passieren? Hier zwischen den Menschen und vor diesem seltsamen Politiker würde er es nicht wagen, ihr auch nur ein Haar zu krümmen - Serrulus konnte er haben, der war schließlich schuld an der Sache. Sie gab es nur ungern zu, aber die Nubierin war durchaus etwas eingeschüchtert von dem Kerl.
"Salve", presste sie schließlich hervor, als kein Zweifel mehr daran bestehen konnte, dass er es auf sie und den Botenjungen ihres Herrn abgesehen hatte. -
Shani war Commodus und der Sergia wie von ihr verlangt ins Peristylium gefolgt, natürlich stumm und möglichst unauffällig. Ha! Als ob sie das Bedürfnis gehabt hätte zu reden. Wenn man davon absah, dass die Nubierin es grundsätzlich vorzog stumm zu bleiben, noch dazu kam, dass ihr Commodus schon von Anfang an nie sympathisch gewesen war. Insgesamt ging sie sowieso davon aus, dass sie, Atermas und ihr Dominus Varus die einzigen wirklich normalen Menschen des Haushalts waren. Bei den beiden Sklavinnen Esther und Hannah hatte der erste Tag bereits bleibende Spuren in ihrem Gedächtnis hinterlassen und die eine als zickig, die andere als weinerlich eingestuft, Serrulus war schlichtweg ein verzogener Rotzbengel - eine Einstellung, die sich ebenfalls seit ihrem Kennenlernen in ihr festgefressen hatte, und dann war da eben noch Commodus. Seltsam, wie sie ihn nicht einfach in eine Kiste werfen konnte. Vielleicht mochte sie ihn einfach aus Prinzip nicht, aber wenn sie ehrlich war, brauchte sie ohnehin keinen triftigen Grund. Wen sie mochte oder nicht interessierte ja niemanden, solange sie ihre Arbeit machte.
Und das tat sie auch. Als würde sie zum Inventar der Villa gehören stand sie im Hintergrund und wartete darauf, dass etwas von ihr verlangt wurde. -
Kaum zu glauben, dass irgendwer diesem Ekel freiwillig einen Besuch abstattete, war das erste, was der Sklavin in den Sinn kam, als sie hörte, wie sich eine Sergia an der Porta anmeldete. Doch sobald sich Commodus in Sichtweite begab versteckte sie ihre Gedanken hinter einem Lächeln, welches mindestens so freundlich war, wie das ihres "Teilzeitdominus". Weshalb wer da war ging sie ohnehin nichts an. Nur ob die Gäste ein volles Glas in der einen Hand und einen Happen in der anderen hatten, und nebenbei sollte sie vielleicht noch hübsch aussehen. Erstaunlich, wie oft sie sich diese Tatsache immer wieder ins Gedächtnis rufen musste.
Gekonnt fing sie die beiden noch auf dem Weg ins Peristylum ab. "Salve, Sergia Fausta", begrüßte sie die Dame schlicht und wandte sich an Commodus. "Sind Getränke und eine Kleinigkeit zu Essen erwünscht?" -
Nur selten war Shani in der Subura unterwegs. Das hatte wohl auch seine Gründe. Ihrer Meinung nach konnte man sich hier vom Fieber, über Flöhe und damit auch bis hin zur Pest so ziemlich alles einfangen. In den zwielichtigsten Gassen sogar Dolche. Ein wenig unangenehm war ihr deshalb schon zumute als sie sich mit dem jungen Serrulus an der Hand durch die verdreckten Straßen bahnte. Der Botenjunge ihres Dominus hatte eine seiner Tuniken ruiniert und obwohl er ihr nicht sagen wollte, wie er es angestellt hatte, dass sie ein Loch hatte durch das sie mehrere Finger stecken konnte, vermutete sie schlicht, dass er bei einem Botengang auf die Schnauze gefallen war. Leid tat ihr der Bengel deshalb aber noch lange nicht. Jedenfalls war sie nur mit ihm unterwegs, weil er neue Kleider brauchte, denn obwohl sie ihn zu Beginn als recht niedlich empfunden hatte, ging ihr seine eigenwillige Art auf die Nerven. Schon wieder bohrte er in der Nase herum. "Lass das!" Die Nubierin klopfte ihm bestimmt auf die Finger und kassierte einen missbilligenden Blick des Jungen, der widerwillig gehorchte und seine halbe Hand endlich aus der Nase nahm, sich aber plötzlich mit neugierigem Blick etwas ganz anderem zuwandte.
Shani seufzte als sie an der Kreuzung ein Puppenspiel erkannte. Sie erbarmte sich und folgte dem Jungen zu der Kiste in der das "Theater" stattfand. Wahrscheinlich war es nur irgendein grottenschlechtes Stück um die Leute abzulenken, während kleine Langfinger ihnen das Geld aus den Taschen zogen.
Die Götter mochten wissen was in dem Kind immer vorging, dass er sich nicht fünf Minuten auf eine Sache konzentrieren konnte, denn kaum hatte er den ersten Sätzen des Frosches gelauscht, beobachtete Shani, wie sein Blick durch die umstehenden Leute wanderte. Verlauste Kinder, ein etwas steifer Mann in Toga und ein Hühne, der ganz in das Puppenspiel versunken an einem Stück Brot nagte. Mit großen Augen starrte Serrulus den Mann an, und selbst als Shani in mit einem erneuten "Lass das!" kurz am Arm zog huschte sein Blick immer wieder zu dem Kerl, dem er gerade Mal zur Hüfte reichte. -
Shani erwiderte Ocellas Lächeln. Davon, dass der Mann Duumvir war, hatte sie tatsächlich keine Ahnung gehabt. Aber sie war eine Serva und wusste grundsätzlich immer nur das Nötigste, deshalb schien ihr das weniger verwunderlich. Genausowenig wie die Tatsache, dass er sie zu erkennen schien. Damit hatte Shani selten Probleme gehabt, immerhin war die junge Nubierin keine alltägliche Erscheinung.
"Es freut mich das zu hören, Duumvir", sagte sie freundlich und wendete damit gekonnt ihre neuen Kenntnisse an.
"Tatsächlich war ich das", antwortete die Dunkelhäutige mit einem Anflug an Bedauern in der Stimme, als sie wieder an ihre Aufgabe erinnert wurde. Ihre Probleme waren allerdings nichts, was den Helvetius vor ihr belasten sollte, deshalb verzichtete sie auf genauere Ausführungen. "Jetzt erledige ich nur noch ein paar Einkäufe." Die ja am Ende eigentlich auch für den Dominus sind...
Bei einer guten Mahlzeit würde der Dominus das weniger zufriedenstellende Ergebnis ihrer Nachforschungen möglicherweise schneller vergessen. Das waren zumindest ihre Hoffnungen.
"Ich störe hier nicht gerade." Sie blickte zu dem Händler, der mit seinen Tuniken wartete bis er wieder die volle Aufmerksamkeit genoss. -
Sim-Off: Dann steige einfach mal ich ein, bevor diese ID einschläft
Praktisch den gesamten Vormittag hatte Shani sich damit beschäftigt irgendeine Spur von Rachel zu finden, dennoch hatte sie nichts anderes entdeckt als Sackgassen. Ihr wurde jetzt schon ein wenig mulmig, wenn sie an den Bericht dachte, den sie ihrem Dominus würde abliefern müssen. Sie wusste, dass es ihm wichtig war, die Peregrina hatte im Grunde zur Familie gehört.
Die Nubierin konnte nicht leugnen, dass sie froh darüber war, noch ein paar Einkäufe tätigen zu müssen, die für ein wenig Ablenkung sorgen würden, damit sie nicht ständig den weniger erfreulichen Vormittag im Kopf haben musste. Trotzdem wirkte sie recht in Gedanken verloren, wie sie so durch die Marktstände streifte. Bis ihre Augen ein bekanntes Gesicht fanden.
"Salve, Helvetius... Ocella, richtig?", grüßte sie freundlich den Mann, der der Villa Urbana hin und wieder einen Besuch abstattete, und neigte höflich den Kopf. Sie hätte gar nicht erwartet ihn hier im Markt zu treffen. "Wie geht es dir?" -
Shani trat näher an die beiden heran und legte Commodus vorsichtig die Hand auf die Stirn. Zu fiebern schien er zumindest nicht, glaubte Shani.
Shani nickte. "Bring ihn ins Balneum. Ich hole Essen und Trinken und bin sofort wieder da", sagte sie. "Wir werden das schon schaukeln", fügte sie hinzu und kaute noch immer nervös auf ihrer Unterlippe. "Hmm, ja... dann schicke Serrulus nach einem Arzt. Zur Sicherheit."
Sie blieb noch kurz nachdenklich stehen, bevor sie richtung Cucina verschwand.
Sie war sich nicht einmal sicher, ob sie wissen wollte, was Commodus passiert war, dass er so hier auftauchte. Er würde einiges zu erklären haben, wenn ihr Dominus zurückkehrte. So viel stand jedenfalls schon mal fest.