Shani nickte.
"Esther und Hannah.", wiederholte sie die für ihre Ohren fremdartig klingenden Namen und deutete mit einer Kopfbewegung noch einmal kurz auf erstere. "Wenn das so ist, soll sie mir heute Abend in der Cucina helfen, damit ich sehe, was sie alles kann", fügte sie hinzu.
Beide würden aber erst einmal ein Bad und frische Kleider bekommen. Nicht jeder Sklavenhändler scherte sich um die Sauberkeit seiner Ware, wie die Nubierin aus eigener Erfahrung wusste.
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Shani streifte noch einmal ihre Tunika glatt und trat ins Atrium. Wie Varus es am Vortag verlangt hatte, hatte sie sich zuvor noch gewaschen, trug frische Kleider und versuchte insgesamt etwas wichtiger zu wirken als sie es eigentlich war.
"Salve, Dominus. Wie ich sehe, sind die neuen Sklaven da", sagte sie und musterte nun die Neuen, die sie bis zu diesem Augenblick nicht wirklich beachtet hatte.
Ob es "frische" Sklaven wahren? Oder hatten sie schon einmal in einer römischen Familie gelebt? Shani hoffte nur, dass sie alle Latein sprachen. -
Shani hatte mit großen Augen in die Leere gestarrt, jetzt riss sie sich wieder am Riemen. In ihrem inneren ging sie noch einmal durch, was gerade in ihre Ohren gedrungen war.
"Natürlich, Dominus", antwortete sich fast schon automatisch. "Neue Sklaven empfangen und einweisen", wiederholte sie.
Selbstverständlich fragte sie sich, ob sie das konnte. Ob sie als junge, stille Nubierin eine Autoritätsperson war. Aber dann musste sie eben zu einer werden, denn die Freude darüber, dass ihr Herr ihr eine derartige Aufgabe anvertraute, war größer als die Sorgen.
Shani sah an sich hinab. Nichtssagende Kleidung. Sie war schließlich eine Sklavin, aber wenn ihr Dominus das sagte, würde sie nicht widersprechen. -
Shani beobachtete unschlüssig, wie ihr Herr sie von Kopf bis Fuß musterte, und versuchte gleichzeitig, ihre Verwirrung zu unterdrücken, als Varus begann, an ihr zu riechen.
Sie selbst nahm ihren eigenen gar nicht mehr wahr. Vermutlich roch sie ein wenig nach dem Gemüse, das sie kurz zuvor zum Einlegen vorbereitet hatte. Wer seine Sklaven in die Küche schickte, musste damit rechnen, dass sie nach Essen rochen.
"Ich hoffe doch, alles ist zu deiner Zufriedenheit, Dominus?", fragte sie leicht verunsichert.
Ein leises Klopfen ertönte auf der anderen Seite der Tür. Shani warf einen Blick über die Schulter und erkannte Rachel. Die Nubierin erwiederte nur kurz ihr Lächeln, bevor sie sich wieder an ihren Dominus wandte. -
Die Sklavin zog erst überrascht die Augenbrauen hoch und trat dann ein paar Schritte näher an ihren Herrn.
Sie streckte ihre Hände aus. Die Nubierin blickte dabei selbst ebenfalls auf ihre Hände, als wollte sie herausfinden, was es an ihnen denn zu sehen gab. Selbstverständlich waren sie sauber. Schließlich arbeitete sie in der Küche und hatte keine Lust dreckiges Essen zu servieren geschweige denn selbst zu sich zu nehmen.
Dann drehte sie sich einmal langsam um sich selbst und ließ sich nicht anmerken, wie seltsam ihr das vorkam. Der hat doch wohl nicht vor, zu schätzen, wie viel ich wert bin.
Shani wischte die Gedanken aus ihrem Kopf. Weshalb sollte er sie wieder loswerden wollen? Sie kam sich wegen ihrer flüchtigen Sorgen etwas dumm vor. -
Ohne das Gespräch der beiden Männer zu unterbrechen, rauschte Shani mit Tellern und Schüsseln wieder in den Hortus und begann den ersten Vorspeisengang aufzutragen.
Sie stellte die einzelnen Speisen ab und verschwand wieder, um die nächsten Teller zu holen.
Am Ende stand auf dem Tisch eine Schüssel mit gekochten Eiern, daneben verschiedenes eingelegtes Gemüse, wie Lauch, und Gurken, und eine Schale mit Oliven auf dem Tisch.
Sie hatte beschlossen klein anzufangen. Nicht dass die Gäste sich schon jetzt mit den ausgefallensten Speisen den Bauch vollschlugen und am Ende keinen Hunger mehr hatten.
Zum Schluss schenkte sie noch allen Mulsum ein. In der Hinterhand hatte sie notfalls noch einen Krug Wasser und natürlich Wein. -
Shani lief mit schnellen tapsenden Schritten ins Cubiculum ihres Dominus, der gerade erst nach ihr hatte schicken lassen. Etwas verwirrt war sie nun doch, da sie nicht direkt wusste, um was für eine Art von Angelegenheit es sich handelte. Trotzdem hatte sie nicht gezögert und sich sofort auf dem Weg gemacht.
Shani trat in Varus' Cubiculum.
"Gibt etwas, das ich für dich tun kann Dominus?", fragte sie ihn freundlich. -
Shani freute sich über die Aussage der Helvetia, dass das Essen sich gut anhörte, obwohl sie es vielleicht nur aus purer Höflichkeit gesagt haben könnte. Shani hatte schließlich nicht allzu genau formuliert, was sie denn eigentlich gekocht hatte. Reden war noch nie ihre Stärke gewesen. Nicht, dass es ihr schwer fiel. Sie schwieg meistens einfach lieber, wenn sie nichts wichtiges zu sagen hatte. Trotzdem schenkte Shani der Frau ein dankbares Lächeln, bevor sie aus dem Hortus verschwand, um die Vorspeise vorzubereiten und aufzutragen.
Im Grunde fühlte sie sich nach dem Empfang ruhiger, jetzt wo sie die Leute kannte, man sie nicht begafft hatte, wie ein besonders exotisches Stück Fleisch, und sie wieder zurück in die Küche konnte. -
Die Sklavin lächelte leicht, als ihr Herr bemerkte, seinen Kauf nicht zu bereuen. Sie hatte auch nicht vorgehabt, das Gegenteil geschehen zu lassen. Trotz allem fühlte sich das kleine Lob gut an, nahm ihr aber dennoch nichts von ihrer Nervosität.
Rachels leise Worte ließen ein zweites Lächeln über ihr Gesicht huschen. Wenn ihr kein riesiges Unglück passierte und sie sich halbwegs geschickt anstellte, konnte praktisch nichts mehr schief gehen. Das Essen war ja größtenteils bereits fertig.
"Wenn ihr mich nun entschuldigt. Ich werde wieder in die Küche gehen." Shani blickte in die Runde, nickte kurz und senkte ihren Kopf. Die junge Nubierin knetete sich die Hände. Sie wandte sich noch einmal an Varus. "Sollte es noch irgendwelche wünsche geben, Dominus..." Sie sah ihren Herrn fragend an. -
Shani hatte nur still neben ihrem Herrn gestanden und dem Gespräch gelauscht, bis sie recht unerwartet selbst angesprochen wurde. Die Sklavin hob den Kopf.
"Mir wurde gesagt, traditionelles Essen wäre angebracht", antwortete sie. "Für die Vorspeise gibt es Eier, Pilze, Gemüse, Oliven..." Shani brach ab. Sie wollte nicht zu viel reden.
"Danach verschiedene Fleisch- und Fischgerichte, und zur Nachspeise Kuchen und Früchte", setzte sie fort.
Hoffentlich hatte sie den Geschmack der Gäste getroffen. Um ihren Dominus machte sie sich keine großen Sorgen mehr. Der würde bestimmt etwas finden, was ihm schmeckte. Aber wenn die Gäste hingegen nicht zufrieden mit ihr waren, traf es auch ihren Herrn. Und schließlich wollte sie sich beweisen. Die Sklavin wollte mehr tun, als nur zu kochen. In ihrem alten Zuhause war sie fast schon ein Teil der Familie gewesen. Zwar fühlte sie sich in ihrem neuen Heim auch wohl, aber es war immer noch anders, und das würde es wahrscheinlich auch immer bleiben -
Shani hatte in der Küche bisher alles vorbereitet, noch gewartet, aber die Gäste schienen sich Zeit zu lassen. Sie trug noch immer die gewöhnliche Tunika, die leichte sandfarbene, die sie bekommen hatte, um das Essen aufzutragen, wollte sie beim Kochen nicht schmutzig machen. Langsam sollte sie sich aber doch umziehen.
Shani betrat den Hortus und erblickte dort bereits ihren Dominus und Rachel. Sie trat zu den beiden heran, wartete einen Augenblick, um das Gespräch zwischen ihnen nicht zu unterbrechen.
"Salve Dominus, Salve Rachel. die Cena ist so gut wie fertig." Aber noch keine Gäste da , fügte die Nubierin in Gedanken hinzu. Sie verkniff sich ein Lächeln. "Wenn es also noch etwas zu tun gibt ...", endete sie wage und blickte ihren Herrn fragend an. -
Auf den Kommentar ihres Herrn zum Thema Kleidung hatte sie lediglich mit einem leichten, aufgesetzten Lächeln reagiert. Natürlich würde sie nicht widersprechen, bestimmt würde er auch so bemerken, dass es ihr unangenehm war, obwohl sie jetzt nachdenklich nickte.
"Gut. Wenn es dir nichts ausmacht werde ich sofort mit den Vorbereitungen beginnen, Dominus.", sagte sie, schließlich würde es viel zu tun geben, wollte sie mehr als nur die üblichen drei Gänge anbieten. -
"Natürlich, ich werde mich um das Essen kümmern.", versicherte Shani. "Soll es ein aufwändiges Gastmahl werden, oder nur eine gewöhnliche Cena? Soll ich bestimmte Delikatessen zubereiten?", fragte sie schließlich noch, um jegliche Fehler ihrerseits zu vermeiden.
Nachdenklich blickte sie durch den Hortus. Ihre Gefühle vermischten sich, vieles erinnerte sie an früher, es war so ähnlich und doch so anders. Auch heute würde sie wieder kochen und Gäste bedienen. Sie hoffte nur, nicht begafft zu werden wie ein besonders wertvolles Stück Fleisch. Aber selbst wenn das passierte, war es nichts, was sie zu ändern vermochte und sie würde es über sich ergehen lassen. Es war ihre Aufgabe.
"Kleidung habe ich bereits."Sim-Off: Das mit den Kleidern können wir ja eventuell noch ausspielen...
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Inzwischen hatte sich Shani recht gut eingewöhnt, kümmerte sich wie geplant um das Essen und musste zugeben, dass sie eigentlich recht wenig Arbeit hatte im Vergleich zu den Jahren in ihrer früheren Familie. Natürlich kein Umstand, über den sie sich beschweren würde. Ihr Herr dagegen schien alle Hände voll zu tun zu haben, weshalb sie ihn kaum zu Gesicht bekam.
Jetzt lief sie zügig in den Hortus, wo sie bereits ihren Dominus und Rachel entdeckte. Ergeben senkte sie den Kopf und setzte sich zu ihnen. "Du hast nach mir schicken lassen, Dominus?", fragte sie mit dem üblichen ruhigen Tonfall. -
Die junge Sklavin hatte nicht vorgehabt, unangenehme Fragen zu stellen und verfiel deshalb wieder in Schweigen. Schweigen war immer das einfachste, das hatte Shani eigentlich schon immer so gehalten. Sie würde auch nicht weiter nachforschen, weshalb auch. Sie war eine Sklavin und würde einfach ihre Arbeit machen.
Sie folgte Rachel in die Cucina und sah sich um. -
Die Sklavin folgte Rachel bereitwillig und hörte ihr schweigend zu. Auch wenn es ihr merkwürdig vorkam, stets nur stumm zu nicken, wusste sie nicht was sie hätte sagen sollen. Wie seltsam ihr das alles vorkam. Shani konnte sich nicht daran erinnern, dass sie sich in ihrer alten Familie derart viele Gedanken gemacht hatte, wie sie sich verhalten sollte. Damals war alles einfach passiert, sie war einfach noch zu klein gewesen, um groß darüber nachzudenken. Bestimmt würde sie sich auch hier eingewöhnen, aber es würde Zeit brauchen.
"Danke.", sagte sie deshalb einfach nur schlicht, während ihr ein leises Seufzen entfuhr und sie ihre Gedanken beiseiteschob. Stattdessen sah sie sich nun neugierig um.
"Weshalb zieht der Dominus um? Ich finde diese Casa sehr schön.", fragte sie vorsichtig. Wahrscheinlich hatte es sie ohnehin nicht zu interessieren, aber eine Frage würde man ihr bestimmt nicht übel nehmen. -
"Ich heiße Shani.", hatte die Sklavin noch kurz geantwortet, bevor ihr Herr sie und die junge Frau alleine im Horus zurückgelassen hatte.
Immer wieder leicht nickend, um zu signalisieren, dass sie verstand, hörte sie der Schwarzhaarigen aufmerksam zu, auch wenn sie noch gleichzeitig über das nachdachte, was ihr Dominus gesagt hatte.
"Ich werde mein bestes geben, meine Arbeit zu seiner Zufriedenheit auszuführen.", gab sie zurück.
Wie sollte sie die Frau eigentlich nennen? Sie schien nicht die Herrin des Hauses zu sein und sogleich nach ihrem Namen zu fragen schien der jungen Nubierin etwas forsch. Bestimmt würde sich das ohnehin noch klären und den genauen Namen ihres Herrn kannte sie schließlich auch noch nicht. -
Eigentlich verwunderte es die junge Frau, dass nicht schon vorher jemand nach ihrem Alter gefragt hat. Die wenigsten kauften einen Sklaven oder eine Sklavin ohne sich zuvor danach zu erkundigen. "Ich bin 18, Herr."
Sie saß zwar zunächst etwas steif da, entspannte sich aber mit der Zeit, ließ den Blick durch den Garten gleiten und sog die frische Luft ein. Von ihrem früheren Leben erzählen? Wo sollte sie beginnen?
Als sich eine junge Frau zu ihnen gesellte, senkte sie leicht den Kopf und blickte kurz zu ihrem neuen Herrn. Die Frau schien keine Anstalten zu machen, sich einzumischen, also beschloss Shani mit ihrer Geschichte zu beginnen, und zwar dort wo auch ihre Erinnerungen anfingen, wenn auch nur noch wage.
"Ich bin wurde in Nubia geboren, in einem kleinen Dorf. Wie alle anderen Mädchen auch wurde ich von meiner Mutter erzogen, um später zu heiraten und eine gute Ehefrau zu sein.", erzählte sie ruhig. "Bis die Römer kamen. Sie haben mich mitgenommen, als ich noch ein kleines Mädchen war, vielleicht 11 oder 12 Jahre alt. Danach bin ich schließlich auf einem Sklavenmarkt gelandet und wurde an meinen ehemaligen Dominus verkauft." Nachdenklich blickte Shani hinunter auf ihre Hände.
"Bei ihm und seiner Frau habe ich dann eure Sprache gelernt. Ich frage mich noch heute, warum er ausgerechnet mich gekauft hat. Ein kleines Mädchen aus einem fernen Land, das kein Wort von dem verstand, was er gesagt hat.", fuhr sie mit einem leichten Lächeln fort. Vielleicht weil der Preis deshalb nicht besonders hoch gewesen war.
"Anfangs habe ich nur in der Küche geholfen und bei Festen das Essen aufgetragen. Mein Dominus meinte damals, es würde bei seinen Gästen Eindruck schinden, wenn etwas Exotisches mit dem Essen herumläuft. Aber Catulla, seine Frau, hat mich sehr gemocht, deshalb wurde ich mehr und mehr zu so etwas wie ihrer Leibsklavin. Als sie dann Kinder bekam, war sie froh, eine Sklavin zu haben, der sie vollkommen vertraute und die ihr helfen würde, sich um die kleinen zu kümmern." Ein leises Seufzen entfuhr ihr, bevor sie weitersprach.
"Schließlich bekamen meine Besitzer nach ein paar Jahren Geldprobleme. Die Ernten in den Weinbergen waren schlecht, die Rebstöcke gingen ein, ich weiß es nicht genau. Daraufhin beschloss mein ehemaliger Herr, sich von den Sklaven zu entledigen, die nicht unbedingt notwendig waren.", schloss sie. Das war dann wohl alles, ihr Leben in wenigen Sätzen. -
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"Für gewöhnlich mit Dominus, meine Herrin habe ich jedoch mit ihrem Namen angesprochen." Ja, sie war Catulla schon immer näher gestanden, als deren Mann, wenn man es genauer betrachtete, war das jedoch nichts Besonderes. Er hatte sich nur wirklich für sie interessiert, wenn er Hunger bekam oder eines der Kinder schrie. Das bedeutete nicht, das er ein schlechter Herr gewesen war, er hatte sich lediglich etwas weniger an seine Sklaven gebunden.
"Sollte ich noch mehr besitzen?", fragte sie etwas unsicher. Hätte sie jemals irgendetwas besessen, das wertvoll genug gewesen wäre, um es mitzunehmen, hätte es ihr ehemaliger Herr ohnehin verkauft, um an Geld zu kommen.