Beiträge von Titus Helvetius Ocella

    Ocella nickte bezüglich der Ausführungen zu Punkt V. Hier hatten sie also bereits Einigkeit erzielt.


    Jetzt verstand Ocella aber erst das Problem mit dem anderen Punkt. Punkt XXI wurde in die Gesamtzusammenhang "Sanktionen" aufgenommen und musste daher auch ausschließlich innerhalb dieses Zusammenhangs gelesen werden. Punkt XXI ist ein rein organisatorischer Punkt. Es geht hierbei darum, durch wen der Standplatzentzug ausschließlich vollzogen wird und das dabei auch - falls notwendig - nochmal klar gemacht wird, warum er vollzogen wird. Es muss also stets ein Stadtbeamter anwesend sein, wenn der Vollzug erfolgt. versuchte Ocella den Punkt zu erläutern. Der erste Satz kann dabei sicherlich als redundant wahrgenommen werden, schafft aber nochmal Rechtssicherheit für die Händler, damit solche Fälle, wie jene unter dem Herennier nicht mehr passieren können.

    Ocella hob kurz eine Augenbraue. Der Duumvir schien sich sehr sicher zu sein, dass es sich dabei um einen zufälligen Angriff gehandelt hatte. Er war natürlich noch am ehesten in der Lage, eine solche Antwort zu klären, allerdings wäre es doch auch sinnvoll, das auch offiziell zu kommunizieren. Wenn genau das zutrifft, wäre es doch sinnvoll, mit einer Ermittlung einen Schlusstrich unter diesem Thema zu ziehen. Kommt dabei heraus, dass die Angreifer nicht mehr in der Stadt sind, wäre auch ein Punkt für die Sicherheit der Stadt gemacht. Zumindest wäre dann klar, dass eine mögliche marodierende Bande oder diese spezielle Gruppe gewaltbereiter Schläger weg wären und damit keine Gefahr mehr für die Bürger der Stadt wären. Er überlegte kurz und schaute dann zu dem Caelier hinüber. Wie siehst du das, Caelius?

    Nur sind alle drei keine Veteranen oder zumindest ehemalige Soldaten. Ansonsten würde ich aber zustimmen, wenn du in diesem Punkt kein Problem siehst, Dives. stellte Ocella letztlich klar. Er musste dem Centurio ja - erstmal - nicht mehr entgegentreten und würde auch nur in zweiter Reihe mit der Nachbarschaftswache zu tun haben. Die Federführung würde sich Dives da wohl kaum aus der Hand nehmen lassen.


    Ansonsten werde ich Lutatius sofort informieren lassen und er wird sich dann mit dir an einem Treffpunkt deiner Wahl treffen, damit die Delegation dann den Centurio aufsuchen kann. Auch hier kam er den Wünschen des Duumvirn nach. Er hatte klare Anweisungen gegeben und Ocella war diesen Anweisungen als niederrangiger Magistrat unterworfen.

    Jetzt wand er sich aber, wie ein Fisch, dachte Ocella und blieb fixiert beim Iulier, um aus seinem Gesicht irgendetwas herauszulesen. Damit war er aber nur wenig erfolgreich. Den blick zu Caldus hatte er aber wohl wahrgenommen, was ihn umsomehr verwunderte. Zudem gab es genug Gerüchte über die Attacke, angefangen von einer Verschwörung innerhalb des Ordo decurionum bis hin zu einem Angriff von auswärtigen Politikern oder Händlern, die entweder mit der Amtsführung des Iuliers nicht zufrieden waren oder sogar neidisch auf diesen waren, da er sich hier in Ostia mittlerweile eine starke Ausgangsposition für weitere Karriereschritte erarbeitet hatte. Die meisten Gerüchte wirst du sicherlich schon gehört haben. Als das weitaus folgenreichste und für die Einheit der Stadt gefährlichste ist das Gerücht, dass sich mehrere Decurionen gegen dich verschworen haben und diese Attacke nur der Beginn eines großangelegten Angriffes auf dich und dein Amt gewesen wäre. Wie gesagt halte ich die Aufklärung dieses Angriffs für wichtig, damit entweder die Einheit der Civitas bestätigt oder, sollte das Gerücht stimmen, wiederhergestellt werden kann. Grade in der jetzigen Situation müssen alle Gerüchte gegen die Einheit dieser Stadt im Keime erstickt werden, damit wie vor allen Auswärtigen auch als Einheit auftreten können. Wieder fixierte Ocella den Iulier, nachdem er während seiner kurzen Rede immer mal wieder einen Blick am Iulier vorbeiwarf.

    Vaticanus bemerkte den alten Mann erstmal nicht, wurde dann aber über die kratzige Stimme auf diesen aufmerksam. Salve, Aufidius. Ich möchte mit dir einige organisatorischen Fragen absprechen. Bis wann könnt ihr alles vom Schrein abbauen, was noch benötigt wird, damit die Bauarbeiter dann auch am Kern des Schreins arbeiten können. Gibt es sonst noch Dinge, die von euch Priestern erledigt werden müssen? Die Bauarbeiter haben ja schon teilweise angefangen. Vaticanus hatte einen Schreiber bei sich, der sich Notizen zum Gespräch machte. Der Aedil würde noch mit dem Bauleiter und den Abschnittsleitern sprechen. Der Augur war aber erstmal der erste Ansprechpartner, damit die Vorarbeiten abgeschlossen und der Kern des Schreins abgerissen werden konnte.

    Ocella schaute auf. Das Gespräch zwischen ihm und Dives war noch nicht so lange her. War der Iulier wirklich so darauf versessen, die Seite zu wählen, dass er jetzt mit dem Cassier nach Rom ging und den Palmanern die uneingeschränkte Unterstützung versicherte... Hätte er damit nicht wenigstens warten können, bis Nachrichten aus dem Süden kamen? Die beiden wissen schon, was sie tun und sind sich ebenfalls ihrer Verwantwortung gegenüber der Civitas und ihren Einwohnern bewusst. Wahrscheinlich ist es nur eine allgemeine Kontaktaufnahme. winkte Ocella die Befürchtungen von Celer erstmal ab, was ihm aber sogleich einen verwunderten Blick von Vaticanus einbrachte. Dieser schüttelte dann kurz den Kopf und blickte dann zu Celer. Die Duumvirn werden uns darüber schon auf dem Laufenden halten. Zumal sie das ja auch nicht alleine durchziehen können, selbst wenn sie es wollten. schloss dieser erstmal das Gespräch.


    Nun gut beendete dann auch Ocella das Gespräch uns bleibt jetzt eh erstmal nichts anderes übrig, als zu warten, was uns die Duumvirn aus Roma mitbringen. Bis dahin erledigen wir am besten hier uns Aufgaben und sorgen dafür, dass es der Civitas auch gut geht.

    Ocella schaute bei den Ausführungen des Dives immer wieder auf den Entwurf und runzelte das ein oder andere Mal auch die Stirn. Der Fall Caius Exemplus kann aber bereits mit den bestehenden Regelungen bearbeitet werden; und zwar mithilfe der Punkte XIV und XV. Die Folgen eines solchen Vorgangs wären dann Selbstläufer: Ein Vertreter der Stadtverwaltung erklärt die Waren des Exemplus für mangelhaft, der Verkauf mangelhafter Ware ist verboten, es werden Strafen ausgesprochen. Danach spricht sich allerdings schnell auf dem Markt herum, dass Exemplus mangelhafte Ware verkauft hat und wird voraussichtlich für den Rest des Tages gemieden. Ganz abgesehen davon, dass der Stand ohnehin bis zum Ende der Marktzeit nicht geräumt werden könnte. Ocella dachte daraufhin einen Moment nach. Vielleicht können wir aber hier etwas allgemeines festhalten: Die Punkte XX bis XXIV behandeln Sanktionen. Punkt V kann aber vielleicht so umgeformt werden, dass er nur aus "organisatorischen Gründen" angewandt werden darf, sodass daraus keine Sanktion, sondern eine organisatorische Anordnung wird. Der Händler behält zwar seinen Stand, darf ich aber zeitlich begrenzt nicht eröffnen. Dieser Vorschlag würde vielleicht mehr Anklang finden. Zum Schluss können wir dann gerne nochmal schauen, ob wir die Begrifflichkeiten vereinheitlichen oder voneinander abgrenzen.

    Offensichtlich verstanden die anderen nicht so ganz, warum Ocella eine so große Anzahl von Leuten für die Delegation vorsah und sogar den Pontifex miteinbezog, der eigentlich kaum in Erscheinung trat und nur bei größeren religiösen Festen von der Öffentlichkeit wahrgenommen wurde. Mit einer großen Delegation suggerieren wir Mehrheiten und zwar eine Mehrheit für eine spezielle Angelegenheit. Der Centurio hält uns für intrigante und unfähige Bürokraten, die sich in ihren Officia verkriechen und von dort aus Intrigen gegen "echte" Menschen schmieden. Wenn aber neben den Vertretern der Stadtverwaltung auch noch weitere hochrangige Personen der Stadt dort erscheinen, wird deutlich, dass es nicht machtbesessene Bürokraten sind, die hier etwas umzusetzen gedenken, sondern, dass die gesamte Stadt dahinter steht. versuchte es Ocella erneut. Natürlich blieb die Entscheidung letztlich bei den Duumvirn, allerdings ging es hier darum, einen erfahrenen und kaltschnäuzigen Centurio von einem Projekt zu überzeugen, das nicht unbedingt in seinem Interesse lag. Da galt es einerseits schwere symbolische Geschütze aufzufahren, dann aber dennoch einen Kooperationswillen zu scheinen. Je kleiner die Delegation, desto wahrscheinlicher, dass der Centurio wieder nur eine Intrige von irgendwelchen Bürokraten witterte.


    Als Vertreter für die Händlerschaft kann ich dir den Händler Lutatius Frugi vorschlagen, der innerhalb der Händlerschaft einen guten Ruf genießt. Ich werde ihn informieren lassen und denke, dass er bis spätestens übermorgen die notwendigen Vorbereitungen treffen kann. schob Ocella dann noch seinen Vorschlag für die Händlervertretung ein. Sein ehemaliger Wahlkampfleiter Frugi war als Händler bekannt und würde auch von diesen als Vertretung anerkannt werden.

    Ocella überlegte lange und wägte dabei einzelne Argumente ab. Das lange Zögern mag auch auf das Versprechen zurückzuführen sein, die Stadt so lange wie möglich aus dem Konflikt herauszuhalten. Eine offene Opposition gegen die Classis würde das bestehende Gleichgewicht deutlich in Richtung einer vermeintlichen Unterstützung für die Palmaner verändern, was die Classis sicherlich hart ahnden würden. Plötzlich erinnerte er sich jedoch an die Worte, die der Centurio zu ihm sprach, und er erinnerte sich besonders an zwei Aussprüche: Sollten wir Einwohner bewaffnet antreffen werden sie inhaftiert oder "unschädlich" gemacht! und der letzte Satz, den Ocella aufgrund seines Abgangs nur noch im Hinterkopf gespeichert hatte, ohne sich jedoch über dessen Konsequenzen klar zu sein Solange der fette Kaiser also nicht abdankt sind wir eine Stadt voller vorbildlicher Loyalisten!.


    Den letzten Satz fand er jetzt im Nachhinein merkwürdig. Sprach so ein treuer Anhänger des Versculariers? Der Leibesumfang des Kaisers war ja manchmal schon fas sprichwörtlich. Aber so ein Spruch von einem Militär, dessen Aufgabe es war, die Stadt vor Angreifern und möglichen Überläufern zu schützen? Er runzelte kurz die Stirn. Und nahm sich dann den zweiten Satz näher vor: Er sprach von bewaffneten Einwohnern. Allerdings mussten die ja nicht unbedingt bewaffnet sein, wenn sie als Nachbarschaftswache ihre nächtlichen Runden drehten, um mögliche Brandstifter von ihren Aufgaben abzuhalten. Eine Einheit mit rein zivilen Aufgaben konnte der Centurio nicht ablehnen. Insbesondere dann nicht, wenn die Civitas bereits von ihrer Maximalforderung abrücken würde. Ein Lächeln erschien auf dem Gesicht des Helvetiers und er schaute zuerst zu Vaticanus, der ihn unverwandt ansah und dann zu den Duumvirn. Ich denke da an folgendes: Die Stadtverwaltung hat ihre Maximalforderung bekannt gemacht und zwar durch einen unfreundlichen, hartnäckigen und grünschnäbligen Aedil. Das war meine Rolle. Diese Maximalforderung wurde abgelehnt, da der Centurio wahrscheinlich fürchtet, dass sich in Ostia eine zweite Streitmacht bildet. Wenn nun aber eine hochkarätige Delegation der Stadt, bestehend aus den beiden Duumvirn, einem militärisch erfahrenen Mitglied des Ordo Decurionum, dem Hafenverwalter, einem Vertreter der Händlerschaft und wenn möglich noch dem Pontifex Ostiensis dort vorspricht und klar macht, dass sie keine Gefahr für die Classis darstellt, sondern diese lediglich in ihrem Bemühen um die Sicherheit der Stadt unterstützen möchte, könnte der Forderung ein ganz anderer Stellenwert verliehen werden.


    Hier machte er erstmal eine kurze Pause. Er selbst musste seine folgenden Gedanken nochmal ordnen, bevor er sie aussprach. Sollte er darauf nicht eingehen, können wir ihm, kooperativ, wie wir als brave Anhänger des Kaiser nunmal sind, anbieten, eine rein zivile, entweder leichtbewaffnete oder unbewaffnete Brandschutzwache aufzustellen, die die Classis weder gefährlich werden, noch ersetzen kann, sondern höchstens ergänzen will, da mehr Augen auch mehr sehen. Was wir dann mit dieser Wache machen, liegt bei uns, da sie rein zivil und im besten Fall leicht bewaffnet ist. In einem sicheren Haus und mit potentiellen Ausbildern können wir sie in der Nutzung leichter Waffen und vielleicht auch in schwereren Waffen ausbilden, wenn grad mal niemand genauer hinschaut. Allerdings muss klar gemacht werden, dass wir nicht an der Übernahme militärischer Verpflichtungen interessiert sind, sondern lediglich an der Einrichtung einer zivilen Nachbarschaftswache.


    Es folgte eine weitere Pause, bevor Ocella weitersprach. Natürlich bestand auch hier die Möglichkeit der Ablehnung; sie war aber deutlich geringer, wenn sie konziliant vorgetragen und auf den zivilen Charakter der Einheit wertlegte. Ich halte es für wichtig, dass wir uns in dem Centurio keinen Feind machen, da er die Macht besitzt, uns das Leben hier äußerst schwer zu machen. Erst wenn er sich diesem freundschaftlichen Angebot verschließt, das wir ihm überbringen, können wir über verdeckte Aktionen sprechen. Solange sollten wir gute Miene zum bösem Spiel machen. Hier stoppte Ocella erstmal. Ein gutes Verhältnis zur Classis war wichtig, insbesondere deswegen, weil dort in der Castra Vexillatio und in der Stadt verteilt insgesamt 80 hartgesottene Kämpfer anwesend waren, denen die höchstens rudimentär ausgebildeten Einwohner nichts entgegenzusetzen hatten, als die pure Quantität.

    Vaticanus nickte bedächtig. Wir können wohl davon ausgehen. Dass der Besuch der Duumvirn bereits ein erstes Statement ist. Allerdings können wir auch davon ausgehen, dass sie uns auch über die Entwicklungen auf dem Laufenden halten. stimmte er einerseits zu, erweiterte das aber auch noch.


    Währenddessen schaute Ocella in seine Unterlagen, ob er eine entsprechende Akte fand, wurde aber nicht fündig. Sofern ich das sehe, wurden keine Lebensmittel aus den Speichern entfernt. stellte Ocella nüchtern fest.

    Vierundzwanzig? Ocella las sich den Entwurf nochmal durch und entdeckte dann einen Punkt, der offensichtlich im Schriftbild etwas verrutscht war. Wie das passiert war, konnte sich Ocella nicht erklären, er besserte das aber schnell aus.


    Titel: Marktordnung der Civitas Ostia



    I. Jeder römischer Bürger oder Peregrinus ist berechtigt einen Marktstand auf dem Marktplatz zu führen.
    II. Jeder, der einen solchen Stand öffnen will, benötigt die Genehmigung der Stadtverwaltung. Der Handel auf dem Marktplatz ist nur an Ständen und nur in den Marktzeiten erlaubt.
    III. Die Stadtverwaltung stellt sicher, dass eine angemessene Zahl von Ständen für reisende Händler zur Verfügung steht.
    IV. Die Stadtverwaltung ordnet jedem Händler einen nummerierten Standplatz zu und führt eine Liste über die registrierten Händler und deren Standnummern.
    V. Die Stadtverwaltung behält sich vor, jeden Stand ohne Angabe eines Grundes zu schließen.
    VI. Den Anordnungen der Vertreter der Stadtverwaltung ist Folge zu leisten.
    VII. Die Stadtverwaltung garantiert die Sicherheit auf dem Marktplatz Davon ausgenommen sind grobe Fahrlässigkeiten von Seiten der Händler.
    VIII. Die Marktzeit erstreckt sich von der zweiten bis zur siebten Stunde.
    IX. Der Abstand zwischen den Ständen muss mindestens zwei Passus betragen.
    X. Durchgänge zu Haustüren und Gassen sind freizuhalten.
    XI. Jeder Marktstand hat zwei Eimer Wasser zum Brandschutz bereitzuhalten.
    XII. Die Bewegung von Karren und Kutschen ist während der Marktzeiten auf dem Forum verboten.
    XIII. Das Angebot von Waren erfolgt nach der Lex Mercatus.
    XIV. Die Entscheidung über die Qualität der Waren unterliegt der Stadtverwaltung.
    XV. Der Verkauf von mangelhafter Ware ist verboten.
    XVI. Der Handel mit Waffen ist nur mit einer besonderen Lizenz der Stadtverwaltung erlaubt.
    XVII. Der Handel mit Raubgut ist strengstens verboten.
    XVIII. Glücksspiele sind auf dem Marktplatz verboten.
    XIX. Der Standplatz ist sauber zu hinterlassen.
    XX Bei einmaligem Verstoß gegen die Marktordnung werden durch die Stadtverwaltung Geldstrafen verhängt oder der Entzug des Standplatzes vollzogen. Höhe und Art der Bestrafung liegen im Ermessen der Stadtverwaltung
    XXI. Der Entzug des Standplatzes ist nur auf Grundlage dieser Marktordnung möglich und wird nur durch beauftragte Beamte der Stadtverwaltung vollzogen.
    XXII. Bei wiederholten Verstößen gegen die Marktordnung ist es der Stadtverwaltung erlaubt, einen endgültigen Entzug des Standplatzes auszusprechen. In diesem Fall ist eine Wiedererlangung eines Standplatzes nicht möglich.
    XXIII. Besucher des Marktplatzes haben sich an die Regeln dieser Marktordnung zu halten. Verstöße gegen die Marktordnung und Handlungen gegen die Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit auf dem Marktplatz werden mit Platzverweisen oder Geldstrafen bestraft. Art und Höhe der Strafe liegen im Ermessen der Stadtverwaltung.
    XXIV. Änderungen an der Marktordnung sind öffentlich bekanntzumachen.


    Ja, richtig. 24 Punkte. Mein Fehler. stellte er dann kurz fest und blickte dann nochmal auf die anderen beiden Anmerkungen. Den ersten Punkt hatte er aus der misenensischen Marktordnung übernommen, während er den zweiten Punkt selbst hinzugefügt hatte. Die Schließung des Standes ist eine kurzfristige Anordnung, während der Entzug des Standplatzes eine langfristige ist. Bei der Schließung des Standes wird der Handel für den kommenden Tag ausgesetzt, wenn das aus Sicht der Stadtverwaltung für notwendig gehalten wird. Der Entzug des Standplatzes trifft den Händler, der sich dann entweder erneut um einen Standplatz bemühen muss oder gar nicht mehr auf dem Marktplatz Handel treiben darf. versuchte Ocella diese Punkte zu erklären. Vielleicht könnte man dies auch nochmal klarer machen, indem ein Satz eingefügt wird. zum Beispiel: Die Schließung eines Standes ist vor dem Beginn der Martkzeit bekanntzugeben und zeitlich zu begrenzen.

    Ocella schwieg lange, während die Duumvirn ihre Aussagen tätigen. Einige male schüttelte er den Kopf oder nickte, um Fragen der Duumvirn zu beantworten oder ihre Aussagen zu bestätigen. Der Centurio schien logischen Argumenten nicht aufgeschlossen zu sein. Er war fest davon überzeugt, dass ihm 80 Mann auf zwei Schichten verteilt vollkommen ausreichen. Mich würde es nicht wundern, wenn die Truppen spätestens nach ein paar Tagen auf dem Zahnfleisch gehen, was sie dann unberechenbar machen würde. Er schaute besorgt aus dem Fenster.


    Auch den Ausführungen des Cassius hörte er konzentriert zu. Offensichtlich hatte er ihn deutlich unterschätzt, wusste aber jetzt, warum Dives ihn als Collega schätzte. Allerdings hatte er hier noch einige Anmerkungen. Sollten wir eine Bürgerwehr einrichten, würde der Centurio wohl nur zustimmen, wenn wir sie ausnahmslos unter sein Kommando stellten. Was allerdings weder für die Duumvirn, noch für ihn selbst eine Alternative war. Ich würde ihm sogar zutrauen, dass er die von uns eingesetzte Bürgerwehr noch eher für die Classis zwangsrekrutieren oder sogar härteste Strafen verhänhen würde, als uns die Kontrolle zu überlassen. So wie ich ihn wahrgenommen habe, hält er die Beamten der Stadtverwaltung für unfähige Bürokratenkinder, auf die man aufpassen muss, damit sie keinen Unfug machen. In der Stimme des Helvetius schwingte zuletzt etwas Abscheu mit. Als würden Politiker nur Verräter und Diebe sein, die ihre Mutter für den nächsten Karriereschritt in die Sklaverei verkaufen würden. Es ging hier um die Sicherheit der Stadt. Und dafür reichten nunmal 80 Mann nicht aus, da konnte man rechnen, verschieben und drillen wie man wollte.


    Vaticanus dachte ebenfalls lange nach, bevor er sich zu Wort meldete. Die Sache gefiel ihm ganz und gar nicht. Was uns in keinem Fall erspart bleibt, ist die Einrichtung von Nachtwachen, die gegebenenfalls zum Brandschutz eingesetzt werden können. Wenn die Classis jetzt schon droht, Ostia brennen zu lassen, haben sie mit Sicherheit schon Fackeln im Keller, mit denen sie genau das umsetzen können, und warten nur auf die Gelegenheit, diese auch einsetzen zu dürfen. Wenn wir uns dann aber im Fall des Falles nicht auf sie verlassen können, brauchen wir eigene Kräfte, die dann ihre Aufgaben übernehmen können.

    Ocella setzte sich auf den Platz vor den Schreibtisch und musste nun selbst kurz durchatmen, da er merkte wie schnell er von der Kaserne hierher geeilt war. Nun, ich komme grade direkt von dem Gespräch mit einem Vertreter der Classis, der mich reichlich arrogant und zutiefst unzureichend über das weitere Vorgehen zur Sicherung der Stadt informiert hat. Wieder musste er durchatmen, als nun Vaticanus das Officium betrat ein kurzes Salve murmelte und dann neben Ocella platz nahm. Ich nehme an, Dives hat auch mit dir über die Überlegungen zur Einrichtung einer Bürgerwehr zur Unterstützung der Classis gesprochen, Hemina? sagte Ocella dann zum Cassius gewandt. Jedenfalls bleibt eine Centurie unter der Führung des Tribunen der offenbar krank oder verschwunden war und ihres Centurios der offensichtlich mit Politikern auf Kriegsfuß stand und einen Teufel tat, mit der Stadtverwaltung zu kooperieren. hier in Ostia. Allerdings hat der Centurio, mit dem ich gesprochen habe der es aber nicht mal nötig gehabt hatte, sich vorzustellen rundheraus mitgeteilt, dass er keine Einmischung der Stadtverwaltung dulde, unseren Vorschlag zur Einrichtung einer Bürgerwehr entsprechend ablehnte und gleichzeitig darauf beharrte, dass ihm 80 Mann zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung in Ostia als ausreichend erscheinen. Hier machte er nun eine kurze Pause. Er plant jedenfalls seine Männer durch zwei Zwölfstundenschichten durchzuprügeln, sodass ihm maximal 25 Männer pro Schicht für Patrouillen zur Verfügung stehen. was Ocella selbst ausgerechnet hatte, da der Centurio natürlich keine genauen Zahlen herausgeben wollte.


    Umso bedrohlicher ist allerdings etwas anderes: Sollten wir uns daran nicht halten und eigene Truppen aufstellen, wird er das einmal mit aller Macht unterbinden und drohte gleichzeitig damit, dass noch die kleinste Geste gegenüber den Truppen des Corneliers und gegen die Centurie der Classis ebenso mit aller Härte bestraft werden würde und ließ dabei sogar durchblicken, dass er nicht davor zurückschrecke, Ostia im Zweifel brennen zu lassen. Soviel zum Bericht des Helvetiers.


    Vaticanus schaute besorgt drein, zumal die Classis eigentlich genau jene Truppe wäre, die zum Löschen von Feuer eingesetzt werden müsste. Anderenfalls müsste wohl die Stadtverwaltung, und im Klartext der Hortensier selbst, für den Brandschutz sorgen. Dabei musste man dann aber wieder vorsichtig sein, damit das nicht als Misstrauensbeweis gegenüber der Centurie der Classis gesehen wurde. Von den Überlegungen zum direkten Überlaufen wusste Vaticanus allerdings nichts.


    So blickte er, ebenso wie Ocella zu den Duumvirn und wartete deren Reaktion ab.

    Ben Beitrag des Quaestors einfach übergehend, da dieser nichts Substanzielles beigetragen hatte, ging Ocella direkt auf den Vorschlag des Iuliers ein, die letzten Punkte zusammenzufassen. Nun, ich kann mal schauen, ob sich da gegebenenfalls noch Möglichkeit zur Zusammenfassung finden lassen, wobei ich darauf bedacht war, neuen Gedankengängen auch einzelne Punkte einzuräumen. Mit einem kurzen Blick auf die betreffenden Punkte, machte sich Ocella sogar schon eine Notiz an den Rand. So passen zum Beispiel die Punkte XX und XXI gut zusammen. Die anderen Punkte beinhalten aber bereits eigene Gedankengänge: Einmaliger Verstoß, Vollzug der Sanktion, mehrmaliger Verstoß, Verstoß durch Marktbesucher. Allerdings würde ich hier nochmal überlegen, die Punkte neuanzuordnen. Um die sprachlichen Fehler machte er sich jetzt erstmal noch keine Gedanken. Diese würde er durch die Scribae korrigieren lassen, bevor er eine endgültige Fassung freigab.


    Titel: Marktordnung der Civitas Ostia



    I. Jeder römischer Bürger oder Peregrinus ist berechtigt einen Marktstand auf dem Marktplatz zu führen.
    II. Jeder, der einen solchen Stand öffnen will, benötigt die Genehmigung der Stadtverwaltung. Der Handel auf dem Marktplatz ist nur an Ständen und nur in den Marktzeiten erlaubt.
    III. Die Stadtverwaltung stellt sicher, dass eine angemessene Zahl von Ständen für reisende Händler zur Verfügung steht.
    IV. Die Stadtverwaltung ordnet jedem Händler einen nummerierten Standplatz zu und führt eine Liste über die registrierten Händler und deren Standnummern.
    V. Die Stadtverwaltung behält sich vor, jeden Stand ohne Angabe eines Grundes zu schließen.
    VI. Den Anordnungen der Vertreter der Stadtverwaltung ist Folge zu leisten.
    VII. Die Stadtverwaltung garantiert die Sicherheit auf dem Marktplatz Davon ausgenommen sind grobe Fahrlässigkeiten von Seiten der Händler.
    VIII. Die Marktzeit erstreckt sich von der zweiten bis zur siebten Stunde.
    IX. Der Abstand zwischen den Ständen muss mindestens zwei Passus betragen.
    X. Durchgänge zu Haustüren und Gassen sind freizuhalten.
    XI. Jeder Marktstand hat zwei Eimer Wasser zum Brandschutz bereitzuhalten.
    XII. Die Bewegung von Karren und Kutschen ist während der Marktzeiten auf dem Forum verboten.
    XIII. Das Angebot von Waren erfolgt nach der Lex Mercatus.
    XIV. Die Entscheidung über die Qualität der Waren unterliegt der Stadtverwaltung.
    XV. Der Verkauf von mangelhafter Ware ist verboten.
    XVI. Der Handel mit Waffen ist nur mit einer besonderen Lizenz der Stadtverwaltung erlaubt.
    XVII. Der Handel mit Raubgut ist strengstens verboten. XV. Glücksspiele sind auf dem Marktplatz verboten.
    XVIII. Der Standplatz ist sauber zu hinterlassen.
    XIX Bei einmaligem Verstoß gegen die Marktordnung werden durch die Stadtverwaltung Geldstrafen verhängt oder der Entzug des Standplatzes vollzogen. Höhe und Art der Bestrafung liegen im Ermessen der Stadtverwaltung
    XX. Der Entzug des Standplatzes ist nur auf Grundlage dieser Marktordnung möglich und wird nur durch beauftragte Beamte der Stadtverwaltung vollzogen.
    XXI. Bei wiederholten Verstößen gegen die Marktordnung ist es der Stadtverwaltung erlaubt, einen endgültigen Entzug des Standplatzes auszusprechen. In diesem Fall ist eine Wiedererlangung eines Standplatzes nicht möglich.
    XXII. Besucher des Marktplatzes haben sich an die Regeln dieser Marktordnung zu halten. Verstöße gegen die Marktordnung und Handlungen gegen die Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit auf dem Marktplatz werden mit Platzverweisen oder Geldstrafen bestraft. Art und Höhe der Strafe liegen im Ermessen der Stadtverwaltung.
    XXIII. Änderungen an der Marktordnung sind öffentlich bekanntzumachen.


    Nach der Übernahme der bislang gemachten Änderungswünsche warf Ocella nochmal einen Blick auf die Tabula und schaute dann wieder auf. Damit kommen wir jetzt insgesamt auf XXIII Punkte.

    Wieder setzte Osella zu einer Tirade über sein achso gutes Informationsnetztwerk in und um Ostia an, als ihm Vaticanun nun zum zweiten Mal zuvor kam. Ich glaube diese Stimmung ist mittlerweile in der gesamten Curia verbreitet. sagte er mit einen Augenzwinkern zu Celer. Wir alle sind ganz offensichtlich von diesen plötzlichen Entwicklungen überrumpelt worden, sodass es sicherlich gut ist, wenn die Duumvirn ihre Fühler ausstrecken. Nun blickte Vaticanus zu Ocella, in der Hoffnung, dass dieser sich gut genug unter Kontrolle hatte, um das Gespräch vernünftig weiterzuführen. Wenn der Quaestor dann weg wäre, würde er Ocella mal auf den Zahn fühlen, wo diese ungewöhnliche Entwicklung herkam.


    Wir werden wohl generell fragen müssen, wie wir auf die neuen Entwicklungen reagieren wollen. Das sollten wir aber alle gemeinsam machen, sobald die Duumvirn zurück sind. Ocella war wohl wieder auf normaler Betriebstemperatur, nachdem sie vorher kurz wieder angestiegen war. Tatsächlich gefiel Ocella die gesamte Situation nicht. Die Reste der Classis in der Kaserne mit ihrem diktatorischen Centurio und dem verschwundenen Tribunen, die beiden Duumvirn unterwegs Richtung Roma und zwei Armeen südlich von Ostia, wo eine Entscheidungsschlacht kurz bevorstand. Und Ostia als Versorgungstelle für wen auch immer mittendrin.

    So reagierte der Iulier also, wenn ihm ein Thema unangenehm war. Kurzangebunden, mit Einwortantworten. Entgegen den üblicherweise der ausufernden Reden des Duumvir, war dies also seine andere Seite. Erneut blickte Ocella kurz zu Caldus, da er auch dessen Reaktion auf seine unausgesprochene Frage in Erfahrung bringen wollte. Wandte sich dann aber wieder an Dives, um seine Frage nun auch offen auszusprechen. Du wirst vielleicht verstehen, dass mich diese Entscheidung überrascht hat, zumal sich einige Gerüchte um den Angriff in der Stadt rumsprechen. Ich denke, die Stadtverwaltung könnte diesen Gerüchten am besten begegnen, wenn wir den Fall restlos aufklärten, damit jede zweite Meinung und jedes anmaßende Gerücht im Keim erstickt wird. Mich würden daher die Gründe für deine Entscheidung interessieren. Ocella fixierte nun den Iulier und wartete die Antwort ab, welchen Inhalts diese auch sein mochte. Caldus ear derweil aus seinem blickfeld verschwunden, sodass der Helvetier auch keine kleineren Reaktionen von diesem wahrnehmen konnte.

    Ocella schaute etwas angenervt zur Tür, da er die Stimme nicht sofort erkannte. Bevor er aber etwas sagen konnte, fuhr ihm Vaticanus in die Parade: Salve, Celer! Mein Collega ist also nun ins Schönheitsgeschäft eingestiegen! feixte er und Ocella konnte sich ein kurzes Schmunzeln nicht verkneifen. Wenn Vaticanus mit seinen Pointen wohl nur halb so treffsicher wäre, wäre Ocella wohl nie auf die Idee gekommen, mit ihm zusammenzuarbeiten. Die beiden verbindete mittlerweile eine gute Männerfreundschaft, wobei Vaticanus eher der überlegtere war, entwickelte sich Ocella immer mehr hin zum aufbrausenden.


    Wieder nahm sich Ocella vor, sich dabei etwas zu bessern, um nicht ständig in den hellhörigen Räumlichkeiten der Curia aus der Haut zu fahren. Celer stand wahrscheinlich lang genug im Vorzimmer oder dem angrenzen Flur, um seinen Ausbruch mitbekommen zu haben. Daher atmete Ocella nun mehrere Male tief durch und brachte dann sogar ein Lächeln zustande. Salve, Celer. Vielen Dank für den Vertrag. Ich nehme an, du hast bereits von den Nachrichten aus dem Norden gehört?

    Bezüglich der Plakatierungsregelungen sprach Ocella nun auch den zweiten Punkt an, den der Iulier ging mein Gedankengang dahin, dass sich dies irgendwann von selbst regulieren wird. Privatleute können sich durchaus selbstständig darum kümmern, dass an ihren Häusern keine Werbung angebracht wird, ebenso wie die öffentlichen Gebäude, zumal es keinen Rechtsanspruch auf Werbefläche gibt. Flächen an denen Werbung möglich und gewünscht sind, können von uns gerne selbst angebracht eingerichtet werden. Jedoch sollten wir Privatleuten nicht untersagen, zum Beispiel auch an ihren Häusern zu werben. Vielleicht setzte Ocella hier doch sehr auf die Eigenverantwortlich von Händlern und Bürgern. An einer Überregulierung des Themas hatte er aber kein Interesse.

    Trotz seiner schlechten Laune, brachte Ocella noch ein Danke, Ostianus hervor. Bevor er dann endgültig ins Offcium trat, blickte er zu dem alten Scriba Macarius der ihm von der Kaserne hierher gefolgt war, nun aber aufgrund des hohen Tempos, dass Ocella auf dem Weg hierhin vorgelegt hattete, etwas außer Puste. Zu diesem sagte er dann Aedilis Hortensius soll auch herkommen! Und am besten auch der Quaestor, wenn er aufzutreiben ist. Der Scriba nickte, wartete noch einen Augenblick und verschwand dann in Richtung der Officia der anderen Amtsträger.


    Nun trat Ocella auch ins Officium ein, wo überraschnerweise beide Duumvirn anwesend waren. Sonst war einer der beiden eigentlich immer irgendwo unterwegs. Allerdings passte es sehr gut, dass beide anwesend waren. Salve Dives, Salve Hemina. Wir haben ein Problem. Trotz seiner schlechten Laune versuchte er diese hier natürlich nicht unbedingt zu zeigen, was ihm aber aufgrund des üblen verbalen Arschtritts durch den Centurio der Classis merklich schwer fiel.

    Nach dem Gespräch mit dem Centurio der Classis erschien Ocella im Officium. Seine Laune war schlecht und der eine oder andere Scriba war ihm bereits auf dem Flur aus dem Weg gegangen. Was glaubte dieser Centurio, wer er war? Er trat die Rechte der Civitas mit Füßen und meinte sich dafür noch von der Stadtverwaltung die Füße küssen zu lassen. Ich muss die Duumvirn sprechen, und zwar sofort. sagte er zu Ostianus, dem Vorzimmerbeamten.