Beiträge von Titus Helvetius Ocella

    Ocella schaute etwas missmutig an die Wand gegenüber von ihm. Dann trank er seinen Becher leer und winkte die Nubierin erneut heran, damit sie nachschenkte. Genau sehen auch erstmal meine Pläne aus. Allerdings sind es die Duumvirn, die die letzte Entscheidung treffen. Und ich bezweifle auch ernsthaft, ob zum Beispiel der Ordo decurionum bei solch einer heiklen Frage überhaupt miteinbezogen wird, zumal schon die Diskussion des Themas an sich als Hochverrat ausgelegt werden könnte. Danach lockerte er sich seine Finger ein wenig, bevor er die letzten Bissen seines Brotstücks verzehrte. Allerdings kann es letztlich auch alles sehr schnell gehen: Ein Sieg der Palmaner im Norden, der Tod eines der beiden Kandidaten... Das alles liegt in der Hand der Götter.

    Das war eine gute Frage. Allerdings hatte Ocella keinen Schimmer, wie er sie beantworten sollte. Es waren zu viele offene Faktoren vorhanden, die eine Beantwortung dazu schwer bis unmöglich machten. Würde die Classis eine Einheit in der Stadt zurücklassen? Wie groß würde die Einheit sein? Könnte man sie irgendwie umgehen? Und wie standen die Duumvirn zum Kaiser? Würden sie offen gegen ihn opponieren? Und wie würde die Führung einer möglichen Einheit auf diese offene Opposition reagieren? Fragen über Fragen, die zum jetzigen Zeitpunkt nicht beantwortet werden könnten. Eine sehr schwere Frage. Es gibt da aus meiner Sicht mehrere Szenarien:
    1. Ostia hält sich bedeckt. Es könnte dann nach dem Ende des Bürgerkriegs auf die Seite des Gewinners gehen und ihre vollständige Unterstützung kundtun.
    2. Ostia ergreift Partei für den Kaiser. Eine solche Entscheidung wäre unumkehrbar und würde wohl dazu führen, dass die Anhänger des Corneliers bei ihrem Sieg auch gegen Ostia ziehen. Bei einem Sieg des Kaisers wiederum würde Ostia wohl drastisch an Ansehen gewinnen.
    3. Ostia ergreift Partei für Palma. Das würde wohl zu harten Konsequenzen führen, wenn eine Einheit der Classis in Ostia verbliebe.
    Er macht eine kurze Pause und biss noch ein Stück von dem Brot ab. Es gibt einfach zu viele offene Faktoren, die ich zum jetzigen Zeitpunkt schwer einschätzen kann. Sollte sich der Cornelier allerdings im Norden durchsetzen, wird es in Ostia wohl Diskussionen darüber geben, ob man nicht doch eher den Cornelier unterstützen sollte.

    Wenn er jetzt nicht ginge, würde er die kommenden Worte wahrscheinlich bereuen. Er war kurz davor, dem Centurio seine Grenz aufzuzeigen, entschied sich dann aber doch dagegen, weil der Mann schließlich mindestens vierzig Mann hier in der Kaserne hatte, die dann wohl dem Helvetier wiederum seine Grenzen aufzeigen würden. Ocella erhob sich nun und brachte soviel Selbstsicherheit in seine Stimme, wie es ihm nach einem offensichtlichen und einem etwas versteckten Arschtritt des deutlich älteren Centurios noch möglich war. Um eines klarzustellen, Centurio. Ich bin nicht dein "junger Freund", sondern der Aedilis Mercatuum Ostiensis. Damit bin ich auch für die Sicherheit in der Stadt verantwortlich und werde nicht zulassen, dass diese in irgendeiner Weise zur Debatte gestellt wird. Ich hoffe sehr, dass es nicht zu Beschwerden gegen die Rumpfbesatzung dieser Kaserne kommt, sondern dass die Centurie unter deinem und dem Befehl des Tribuns nicht mehr und nicht weniger, als ihre uneingeschränkte Aufmerksamkeit der Sicherheit in der und um die Stadt widmet. Er trat nun vom Tisch zurück Schließlich müssen wir Politiker hinterher unseren Kopf hinhalten, wenn die Sicherheit nicht im üblichen Maße umgesetzt wird. Wie gesagt hoffe ich sehr, dass es hier keinen Grund zur Klage geben wird. Vale, Centurio. Ocella wartete noch kurz die Antwort des Centurios ab, bevor er auf der Sohle kehrtmachte und gemeinsam mit dem Scriba den Besprechungsraum verließ.

    Ocella fixierte seinen Blick auf die soeben servierten Speisen, nahm sich ein halbiertes Ei, das er in zwei Bissen zu sich nahm und erneut etwas trank. Dann blickte er wieder auf. Nun, der Vescularius ist Stadtpatron Ostias. Daher steht die Stadt erstmal an seiner Seite. Danach schaute er nachdenklich auf das noch leicht dampfende Brot und brach sich von diesem ein Stück ab. Allerdings hat sich zuletzt niemand lauthals zum Vescularier bekannt. Das Thema Bürgerkrieg wird nur selten besprochen und wenn, dann nur in Bezug auf dessen Konsequenzen für die Stadt. Allerdings muss auch erwähnt werden, dass derzeit noch die Classis in Ostia stationiert ist, die meines Wissens nach treu zu dem Vescularier steht. Zumindest sagten ihm das jene Händler, bei denen die obersten Offiziere der Classis ihr Geld ließen. Und diese lagen zwar nicht immer, aber meistens goldrichtig.

    Der hatte gesessen! Hätte Ocella gestanden, er wäre wohl ins Wanken geraten und der Scriba hätte ihn stützen müssen. So verkrampften sich nur die Hände des Helvetiers auf dem Tisch und krallten sich an der Tischplatte fest. Einige Sekunden später fing aber sein Kopf bereits an zu rattern. 80 Männer insgesamt, 40 pro Schicht, 5 zu besetzende Tore. Selbst wenn alle Tore pro Schicht mit 5 Mann besetzt werden würden, gäbe es weitere 15 Mann pro Schicht, die für Patrouillen abkommandiert werden könnten. Das hieße bei 3 Mann pro Patrouille insgesamt 5 Patrouillen. Werden die Tore nur mit drei Mann besetzt, wäre das Verhältnis sogar umgekehrt. Dann stünden 25 Mann pro Schicht zu Verfügung. Das Kopfrechnen schien Ocella wieder zu beruhigen. Und so blieb ihm auch nicht der letzte Satz des Centurio verborgen, der eine unverhohlene Drohung gegen die Stadtverwaltung war: Würden sie zu Palma überlaufen, würde Ostia brennen. Blieb also nur zu hoffen, dass der Centurio klug genug war, zu kapitulieren, wenn Palma im Süden gewinnen würde.


    Jedenfalls brachte Ocella nun wieder einige Worte heraus, die jedoch das Thema Bürgerwehr nicht mehr zum Thema hatten. Wie sieht die Verteilung der Truppen innerhalb der Schichten aus? Wie viele Männer werden für die Sicherung der Tore abgestellt, wie viele für die Patrouillen durch die Stadt und den Portus?

    Nach dem Baubeschluss des Ordo decurionum für einen Iupitter-Serapis-Tempels an dem Ort des bisherigen Schreins, besucht der Aedilis Operum publicorum, Hortensius Vaticanus, den Schrein, um mit dem zuständigen Aeditus über die anstehenden Abrissarbeiten und den danach folgenden Neubau zu sprechen.

    Ocella, der noch auf die Antworten seiner Verwandten wartete, blickte unversehens die Sklavin an, als diese nun zu ihm sprach. Kurz unschlüssig warf er dann einen Blick auf die servierten Kleinigkeiten, registrierte, was vorhanden war und blickte die Sklavin dann freundlich an. Nein, ich habe keine weiteren Wünsche. Danke schön. Dann wandte er sich wieder seinen Verwandten zu.

    Sim-Off:

    Kein Problem.



    Ocella fühlte sich durch das breite Grinsen des Soldaten doch sehr verunsichert. Natürlich hatte er nach dem Gespräch mit dem iulischen Duumvi klare Anweisungen, die er dem Scriba, der hinter ihm stand, vor dem Gespräch hier nochmal diktiert hatte, solche Soldaten hielten aber sowieso schonmal grundsätzlich eher wenig von Politikern, insbesondere dann, wenn sie offensichtlich sofort Politiker wurden und keinerlei praktische Militärerfahrung vorweisen konnten. Ocella brauchte einige Augenblicke, um sich wieder zu fangen, blickte dann aber zum Scriba, der ihm eine Tabula reichte. Mit der selbstbewusstesten Stimme, die Ocella dann aufbringen konnte, begann er dann erneut zu sprechen: Mit einer kompletten Centurie verbleiben also 80 Soldaten hier. Das sind, wenn man sie in insgesamt vier Schickten einteilt, 20 Mann pro Schicht. Um das Unkontrollierte Eintreten in die Stadt zu verhindern, sind an jedem Tor mindestens drei Leute zu positionieren. Insgesamt sind fünf Tore zu sichern, sodass für allgemeine Patrouillengänge nur noch 5 Soldaten übrig bleiben. Diese reichen aber kaum aus, um sowohl in der ostiensischen Innenstadt, als auch im Gelände des Portus abzudecken. Er machte hier eine kurze Pause, damit der Centurio ihn gegebenenfalls verbessern konnte. Jedoch würde er auch direkt auf das Thema kommen, dass er ohnehin anzusprechen gedachte.


    Seine Stimme wurde mit zunehmender Gesprächsdauer sicherer Um die Sicherheit Ostias zu gewährleisten, wird die Stadtverwaltung daher Anstrengungen unternehmen, zusätzlich zu der von dir befehligten Centurie, eine Bürgerwehr aufzustellen, die insbesondere die allgemeinen Patrouillengänge übernehmen würde. Die Bürgerwehr wird direkt den beiden Duumvirn unterstellt, wobei von Seiten der Stadtverwaltung vorgeschlagen wird, dass ein gemeinsamer Führungsstab eingerichtet wird, damit hier die bestmögliche Kooperation zwischen deiner Centurie und der städtischen Bürgerwehr sichergestellt ist. Wahrscheinlich würde das dem Centurio nicht unbedingt gefallen. Ostia würde aber niemals die Kontrolle über die Freiwilligen aus den Reihen ihrer Bürger an die Classis übertragen.

    WARUM ERFAHRE ICH ERST JETZT DAVON!!! hallte es durch die Flure um das Officium der Aedile. Zwei junge Scribae standen mit herabgesunkenen Kopf vor dem großen Schreibtisch der Aedile und trauten sich kaum, den wutschnaubenden Helvetier anzublicken. Dieser Stand neben seinem Tisch, starrte die beiden Scribae zornesrot an und wartete darauf, dass irgendeiner der beiden das Wort ergriff, um den entsprechenden dann weiter runterputzen zu können. Natürlich waren sie nur die Boten und nicht diejenigen, die ihn derart im Unwissen gelassen hatten. Aber die Wut des Helvetiers brauchte jetzt grade mal ein Ventil, und die beiden Scribae waren jetzt zur falschen Zeit am falschen Ort.


    Stattdessen ergriff jedoch sein Collega Vaticanus das Wort, der wie üblich etwas entspannter als der Helvetier war, wobei ihm seine Sorge schon ins Gesicht geschrieben stand: Ocella... Wir müssen jetzt... brachte er nur einige Worte hervor, bevor es wieder aus dem Helvetier herausbrach: Da organisiert man sich ein Informantennetzwerk im Gegenwert einer halben Insula, füttert sie durch, sorgt dafür, dass sie einen guten Ruf haben. Und wenn es dann darauf ankommt, verkriechen sie sich hinter ihren Ständen!! Natürlich hatte er vorher viele wichtige Informationen bekommen. Aber diese eine Information hätte doch schon viel früher auf einem seiner Schreibtische liegen müssen.


    Ihr könnt jetzt gehen. sagte daraufhin Vaticanus zu den beiden Scribae, nickte ihnen freundlich zu und fuhr dann fort, als die beiden den Raum verlassen hatten. Du wirst dich bei ihnen entschuldigen müssen, Ocella. stellte er dann fest und schaute auf seinen Collega, der sich langsam wieder zu beruhigen schien. Das weiß ich auch... war die einzige Antwort, die Ocella darauf hinausbrachte und setzte sich wieder auf seinen Platz.


    Die Palmaner aus dem Norden waren siegreich gewesen und standen nun vor Rom. Dabei gab es nach aktuellen Informationen wohl wichtige Belagerungspunkte, die derzeit von den Palmanern gehalten wurden. Die Scribae hatten ihm lediglich davon berichtet und auch davon, dass die beiden Duumvirn gen Rom geritten waren, um Gespräche zu führen. Mit wem, schien bei den Scribae nicht wirklich angekommen zu sein. Es war aber nur sachlogisch, dass die Duumvirn wohl kaum zu Gesprächen mit dem Vescularius in die Stand kämen. Immer noch wütend schüttelte Ocella nun den Kopf und schaute seinen Collega an, der ihn mit seinem unerschütterlichen Grinsen taxierte. Manchmal hätte Ocella ihn dafür erschlagen können. Es ist also jetzt soweit. sagte Vaticanus halb feststellend, halb fragend. Dabei hatte er natürlich keine Ahnung, dass es dazu bereits Gespräche zwischen Ocella und dem iulischen Duumvir gegeben hatte. Davon müssen wir wohl ausgehen. antwortete Ocella, nun wieder deutlich ruhiger werdend. Für den Vescularius wurde es nun eng, sehr eng.

    Der Iulier sprach lange - so wie er häufig tat, wenn es galt, wichtige Entscheidungen zu treffen - und Ocella folgte den Ausführungen des Iuliers mit gerunzelter Stirn, was aber weniger mit seiner Ablehnung zu den Worten des Iuliers, als mit seiner eigenen Konzentration zu tun hatte. Dives teilte gerade Informationen und Gedanken mit ihm, die ihn - sollten sie an den Vescularier weitergeleitet werden - sofort des Hochverrats für schuldig aburteilbar machten. Auch dachte der Iulier deutlich weiter, als Ocella. Ein frühzeitiger Schwenk zu dem Cornelier könnte der Stadt einigen Ärger ersparen, wobei dafür feststehen musste, dass die cornelischen Truppen derzeit die Oberhand hatten. Und solange die Schlacht im Norden nicht entschieden war, konnte man dazu keine Aussagen machen. Wären die Prätorianer und die Legionen im Norden siegreich, würden sie auch die cornelischen Truppen im Süden vom Erdboden fegen. Und dann säße der Kaiser wieder sicher auf seinem Thron. Ich sehe keinen Grund dafür, die von dir vorgebrachten Gedanken an irgendjemanden außerhalb dieses Raumes weiterzugeben. stellte Ocella daraufhin mit jener Stimme fest, die er nutzte, wenn er eine endgültige Entscheidung für sich getroffen hatte.


    Als Dives dann noch das Angebot machte, ihn bei möglichen Gesprächen mit Palma in den Süden zu begleiten, musste Ocella nicht lange überlegen. Sollte der Cornelier im Süden tatsächlich siegreich sein, gab es nichts mehr, was ihn vom direkten Marsch nach Rom abhielte. Auch wäre es mir eine Ehre, dich bei möglichen Gesprächen mit dem Cornelier im Süden zu begleiten. Dabei blieb natürlich unausgesprochen, dass die Voraussetzung dafür war, dass der Cornelier in der Lage sein würde, die Oberhand zu behalten. Ocella ging aber davon aus, dass der Iulier nicht gegen den Kaiser agieren würde, wenn er die Aussicht darauf hatte, dass morgen oder übermorgen Prätorianer vor den Toren Ostia stehen würden.


    Nun wollte Ocella aber tatsächlich zu dem letzten Thema kommen. Es wurde viel gesprochen und Ocella vermutete, dass Dives bereits wusste, dass das Thema nicht gänzlich unter den Tisch fallen würde: Nun aber, wie gesagt zu einem anderen Thema. Der alte Cassius hat mir mitgeteilt, dass du keine Ermittlungen zu den Vorkommnissen rund um den Anschlag auf deine Person einzuleiten gedenkst. Auf eine Frage verzichtete er erstmal und wartete ab, wie Dives darauf reagieren würde.

    Ocella hörte sich die Anmerkungen des Iuliers wie immer konzentriert an. Offenbar handelte es sich wirklich nur um Kleinigkeiten, die im Moment diskutiert werden müssten, vor allem Formulierungen oder Zusammenfassungen standen zur Debatte. An die Substanz ging das noch nicht.


    Jedenfalls nahm er jetzt die Tabula mit dem Entwurf zur Hand und schaute sich nochmal die entsprechenden Punkte an. Tatsächlich halte ich es für sinnvoll, wenn die Regelung zu den Marktzeiten noch in den zweiten Punkt mit aufgenommen wird. Sogleich glättete er die entsprechenden Teile der Tabula und nahm die Änderungen vor.


    Titel: Marktordnung der Civitas Ostia



    I. Jeder römischer Bürger oder Peregrinus ist berechtigt einen Marktstand auf dem Marktplatz zu führen.
    II. Jeder, der einen solchen Stand öffnen will, benötigt die Genehmigung der Stadtverwaltung. Der Handel auf dem Marktplatz ist nur an Ständen und nur in den Marktzeiten erlaubt.
    III. Die Stadtverwaltung stellt sicher, dass eine angemessene Zahl von Ständen für reisende Händler zur Verfügung steht.
    IV. Die Stadtverwaltung ordnet jedem Händler einen nummerierten Standplatz zu und führt eine Liste über die registrierten Händler und deren Standnummern.
    V. Die Stadtverwaltung behält sich vor, jeden Stand ohne Angabe eines Grundes zu schließen.
    VI. Den Anordnungen der Vertreter der Stadtverwaltung ist Folge zu leisten.
    VII. Die Stadtverwaltung garantiert die Sicherheit auf dem Marktplatz Davon ausgenommen sind grobe Fahrlässigkeiten von Seiten der Händler.
    VIII. Die Marktzeit erstreckt sich von der zweiten bis zur siebten Stunde.
    IX. Der Abstand zwischen den Ständen muss mindestens zwei Passus betragen.
    X. Durchgänge zu Haustüren und Gassen sind freizuhalten.
    XI. Jeder Marktstand hat zwei Eimer Wasser zum Brandschutz bereitzuhalten.
    XII. Die Bewegung von Karren und Kutschen ist während der Marktzeiten auf dem Forum verboten.
    XIII. Das Angebot von Waren erfolgt nach der Lex Mercatus.
    XIV. Die Entscheidung über die Qualität der Waren unterliegt der Stadtverwaltung.
    XV. Der Verkauf von mangelhafter Ware ist verboten.
    XVI. Der Handel mit Waffen ist nur mit einer besonderen Lizenz der Stadtverwaltung erlaubt.
    XVII. Der Handel mit Raubgut ist strengstens verboten. XV. Glücksspiele sind auf dem Marktplatz verboten.
    XVIII. Der Standplatz ist sauber zu hinterlassen.
    XIX Bei einmaligem Verstoß gegen die Marktordnung werden durch die Stadtverwaltung Geldstrafen verhängt oder der Entzug des Standplatzes vollzogen. Höhe und Art der Bestrafung liegen im Ermessen der Stadtverwaltung
    XX. Der Entzug des Standplatzes ist nur auf Grundlage dieser Marktordnung möglich.
    XXI. Der Entzug des Standplatzes wird nur durch beauftragte Beamte der Stadtverwaltung vollzogen.
    XXII. Bei wiederholten Verstößen gegen die Marktordnung ist es der Stadtverwaltung erlaubt, einen endgültigen Entzug des Standplatzes auszusprechen. In diesem Fall ist eine Wiedererlangung eines Standplatzes nicht möglich.
    XXIII. Besucher des Marktplatzes haben sich an die Regeln dieser Marktordnung zu halten. Verstöße gegen die Marktordnung und Handlungen gegen die Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit auf dem Marktplatz werden mit Platzverweisen oder Geldstrafen bestraft. Art und Höhe der Strafe liegt im Ermessen der Stadtverwaltung.
    XXIV. Änderungen an der Marktordnung sind öffentlich bekanntzumachen.

    Nun, Vaticanus lässt sich entschuldigen. Er plant grade am vor Ort den Abriss des Schreins des Iupitter Serapis zugunsten den neuen Tempels. sagte Ocella kurz, zumal Vaticanus sowieso meist draußen unterwegs war.


    Ocella nahm sich sodann den Entwurf zur Hand, suchte nach Punkt VII, runzelte kurz die Stirn und ging einen Punkt weiter, wo er schließlich den betreffenden Punkt fand. Du meinst sicherlich den achten Punkt. Hier ist tatsächlich ausschließlich der ordentliche Markthandel, also der Handel mit Waren durch die Händler gemeint. Schließlich haben wir die Verantwortung für die Sicherheit des Platzes und können nicht den ganzen Tag und die ganze Nacht für den Marktplatz sorgen. Sonstige Geschäfte jeglicher Art können auch weiterhin auf dem Marktplatz getätigt werden, wobei die Stadtverwaltung dann keine Verantwortung mehr übernimmt. Er schaute kurz hoch, erst zu dem Iulier, dann zu dem Asinier. Das scheint allerdings nicht klar zu werden. Habt alternative Formulierungsvorschläge?

    Sowohl Harpalus, als auch der Vibidier erhoben sich und verließen das Officium. Zurück blieb Ocella, der zwar etwas mehr geboten hatte, als er wollte, aber der Civitas gegenüber auch nicht zu knauserig wirken wollte. Schließlich war sein nächstes Ziel das Amt eines Decurio, und dafür musste man dann auch mal das eine oder andere Opfer bringen. Jedenfalls nahm Ocella jetzt die Tabula an sich, las sie aufmerksam durch.


    Er nickt dann und unterschrieb unter dem Vertragstext.



    CONVENTIO PROPRIETATIS
    (Eigentumsvertrag)


    Mit diesem Schreiben wechselt der Barbier 'Kaiserschnitt' in Ostia aus dem Eigentum und dem Besitz der Civitas Ostia zum Preis von XCIII Sesterzen zum heutigen Datum mit allen rechtlichen Konsequenzen in das Eigentum und den Besitz des Titus Helvetius Ocella über.
    Der Verkäufer versichert dazu nach bestem Wissen und Gewissen auf jedwede zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses bestehenden Mängel des Verkaufsgegenstands hingewiesen zu haben, während der Käufer bestätigt jenen ausreichend in Augenschein genommen zu haben.
    Das Geschäft wird rechtsgültig durch Unterschrift beider Parteien oder eines jeweils zeichnungsbefugten Vertreters auf diesem Dokument, sowie durch Handschlag.


    ANTE DIEM X KAL FEB DCCCLXIII A.U.C.
    (23.1.2013/110 n.Chr.)


    Der Käufer
    Titus Helvetius Ocella







    Ocella nickte zustimmend. Falls wir Truppen aufstellen, können und sollen sie nur zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung innerhalb der Stadtmauern und dem Hafen genutzt werden. Wir wollen hier ja keine Miliz GEGEN irgenwen aufstellen, sondern FÜR den Schutz der Civitas sorgen. Auch dachte Ocella kurz an Ausbildungmöglichkeiten für die möglichen Freiwilligen und hatte noch eine Idee. Für die Ausbildungsfrage sollten wir vielleicht mal die Liktoren miteinbeziehen, oft sind es ja ehemalige Soldaten oder freigelassene ehemalige Gladiatoren. Diese haben ja selbst eine grundlegende Ausbildung bekommen, die sie sicherlich auch an die Freiwilligen weitergeben können. führte Ocella seine Idee aus. Ostia derzeit mindestens 14 aktive Liktoren. Diese mussten auch hier verbleiben, um den Magistraten zur Seite zu stehen. Als Berufsvorraussetzung mussten diese Kampferfahrung vorweisen.


    Mit dem letzten Satz wurde nun das erste Mal ein Thema angesprochen, von dem sich Ocella stets weitgehend fernzuhalten versuchte. Wäre dieses Gespräch bei ihm zu Hause aufgekommen, hätte er umgehend das Thema gewechselt. In dieser Situation würde es allerdings kompromittieren, wenn er nicht direkt darauf eingehen würde. Wir haben zusammen Wahlkampf gemacht, Dives. Und wir haben dabei festgestellt, dass wir zumindest ähnliche Ziele für die Civitas haben. Wir sehen jetzt wieder, dass sich das Reich offensichtlich in einer Situation befindet, in der vollkommen unsicher ist, wie seine Zukunft aussieht. Er machte eine kurze Pause. Ich halte es für eine Schande, dass es nötig geworden ist, dass Römer gegen Römer das Schwert erheben müssen. Eine solche Situation ist, wie wir alle wissen, der schlimmste Fall, der für das Reich eintreten kann. Erneut machte er eine Pause, wohlweißlich, dass er immer noch nicht zum Punkt gekommen ist. Ich kann allerdings nicht von mir behaupten, dass ich einer der beiden Seiten größere Sympathie entgegenbringen würde. Ich kenne weder Kaiser Verscularius, noch seinen Rivalen, den Claudier und weiß nicht, welche Seite oder ob überhaupt irgendwer die Wahrheit über den schändlichen Tod des alten Kaisers sprach. Letztlich stehe ich jedoch in der Tradition meines Großvaters und meines Vaters, wenn ich ehrlich die Meinung vertrete, dass sich der Stärkere, der Gerechtere, derjenige, der im Recht ist, durchsetzen wird. Denn dieser hat auch die das Einverständnis der Götter. Nun war zumindest raus, dass er auf gar keiner Seite stand, sondern irgendwo dazwischen und der festen Überzeugen war, dass sich der Stärkere oder der besser aufgesteltere durchsetzen wird.


    Erst jetzt fiel ihm wieder ein, dass der Caelier immer noch im Raum saß und Ocella schaute kurz misstrauisch zu diesem. Wir dürfen uns zudem nichts vormachen: Sollte eine Armee vor Ostia stehen, werden wir selbst mit einer Centurie nicht in der Lage sein, einer längeren Belagerung Stand zu halten, geschweige denn, einem Sturm der Stadt. Und selbst wenn wir standhielten, hätte dies unvorhersehbare Folgen für die Civitas und ihre Bürger. Eine Politik der verbrannten Erde wird daher auch nicht meine Zustimmung finden, da sie nicht im Sinne der Civitas ist. Ocella hielt erneut inne, in dem Wissen, dass er sich sehr stark exponiert hatte. Nun, da ich meine Meinung geäußert habe, wäre ich auch dankbar für deine Meinung dazu, Dives. Und zudem habe ich auch noch eine andere Frage an dich, die mit dem Thema überhaupt nichts zu tun hat.

    In diese Richtung hatte Ocella schon mehrfach überlegt, insbesondere bezüglich der Truppenzahlen. Wir kommen also bei der Bürgerwehr summa summarum auf eine Stärke zwischen 120 und 280 Freiwillige. Das halte ich für eine angemessene Zahl, zumal wir ja in jedem Fall Freiwillige organisieren müssen. Es wird dabei wichtig sein, zu überlegen, wie wir die Freiwilligen dann strukturell einteilen und welche Befehlsketten wir einrichten. Zudem werden wir Ausbilder brauchen, die die Freiwilligen einer Schnellausbildung unterziehen können. Das alles werden wir dann beizeiten festmachen müssen. teilte Ocella nun noch seine Gedanken mit. Die Einrichtung einer solchen Bürgerwehr würde wohl ein organisatorisches Monstrum sein. Allerdings würde es Ostia die Möglichkeit einräumen, sich selbst zu schützen ohne auf irgendwelche fanatischen Kaiseranhänger in der Classis oder den Cohortes angewiesen zu sein, die für den Fall, dass irgendwann eine Armee vor Ostia stünde, eine unnötige Verteidigungsschlacht auf Kosten der ostiensischen Bevölkerung anführen würde, die die Curia mittragen müsste.


    Bezüglich der zweiten Bitte nickte Ocella. Ich werde das an den neuen Scriba weiterleiten. sagte er hierzu knapp und wartete, ob der Iulier noch etwas bezüglich der Curia zu besprechen hatte.

    Zitat

    Original von Marcus Iulius Dives
    Kurz nachdem auch der Asinier sich den Marktordnungsentwurf Ocellas zu Gemüte geführt hatte, traf der iulische Duumvir ein, um sich über genau diesen mit dem Quaestor zu unterhalten. Die Tür zum Officium ließ Dives dabei offen, da er offensichtlich noch mit weiteren Gesprächsteilnehmern rechnete...


    Einige Minuten später erschien auch Ocella, mit einer großen und einer kleineren Tabula unterm Arm im Officium, grüßte mit einem gut aufgelegten Salvete und nahm auf einem freien Stuhl platz.

    Hortalus war raus und der Vibidier schien es sich dann nochmal zu überlegen. Ocella beobachtete ihn aufmerksam und kurz bevor der Vibidier ein Angebot machen konnte, setze der Helvetier den letzten Stich: Ich erhöhe mein Gebot auf 93 Sesterzen. Er näherte sich damit dem Preis zur Verhandlungsbasis nahe an. Dadurch ließ sich der Vibidier endgültig vertreiben. Ich verzichte auf weitere Gebote, Quaestor. Ocella nickte zufrieden und blieb zurückgelehnt im Stuhl sitzen.

    Die Mundwinkel zogen sich während der Ausführungen des Commodus langsam zu einem Lächeln nach oben. Es war natürlich in der Theorie ein guter Plan, allerdings glaubte Ocella, dass es schon Probleme mit der Finanzabteilung des Kaisers geben würde, die alle Hebel in Bewegung setzen würden, um Gründe für die Nichtauszahlung zu finden. Trotzdem war dieser Gedankengang eines Gensoberhaupts mehr als würdig. Ein sehr guter Plan. Bereite dich aber auf ein langes Gefecht mit der Finanzabteilung des Kaiserhofs vor. stellte Ocella sachlich fest. Es fiel aber auf, dass ihm der Plan gefiel. Trotz oder auch grade wegen des anstehenden Gefechts. Denn jede Gens kam nur dadurch nach oben, dass sie gewisse Gefechte ausgetragen hat.

    Harpalus schaute nun wieder auf. Ich bin in der Lage 87 Sz. für den Barbier auszugeben. sagte er, ohne weiter auf die Frage nach dem Erbe aufzugeben. Um das zu bestätigen, zog er einen Beutel hervor und ließ ihn klimpernd auf den Schreibtisch herab.


    Der Vibidier war wohl schon in diesem Moment draußen, zumal sie sich immer weiter jenem Wert näherten, mit dem man auch einen neuen Barbier eröffnen könnte. Er schüttelte daher den Kopf und lehnte sich im Stuhl zurück, um zu zeigen, dass er nicht mehr an der Verhandlung teilnehmen würde.


    Ocella jedoch ließ sich nicht davon abhalten. Er überlegte kurz, schaute dabei auf den Beutel und dann zu Celer. Nun, dann erhöhe ich auf 90 Sz. Wieder lehnte er sich zurück und wartete die Reaktion der anderen beiden ab.


    Harpalus schaute ihn an, blickte seufzend auf seinen Beutel und nahm ihn dann wieder vom Tisch. Schade... Wirklich schade.