Beiträge von Titus Helvetius Ocella

    Ocella arbeite grade mal wieder an der geplanten Marktordnung, als der Scriba Macarius eintrat. Dieser kam wie gerufen, da Ocella ohnehin nach einem Scriba rufen wollte. Als er jedoch jemanden im Schlepptau hatte, der eher abgerissen aussah, runzelte Ocella kurz die Stirn und grüßte mit einem neutralen Salvete! Macarius stellte daraufhin den Fremden als einen Ancius Latinius, der nach einer Anstellung sucht und den Aedil als Aedilis Mercatuum Helvetius Ocella vor, und war im Begriff zu gehen, als Ocella ihm bedeutete, dass er anwesend bleiben sollte. Die Hoffnung des Scriba auf eine kurze Pause war dahin.


    Stattdessen schaute der Helvetier den großen, kräftig gebauten Mann vor ihm an und sagte: Setz dich doch, Latinius. Der Aedil deutete auf einen der Stühle vor seinem Schreibtisch Du suchst also nach einer Anstellung. Was hast du denn für Fähigkeiten vorzuweisen?

    Ocella schmunzelte und hielt dem Blick seines Cousins stand. Er selbst hatte bereits einen Wahlkampf hinter sich und wusste, wie wichtig es war, sich auf seinen engsten Vertrautenkreis blind verlassen zu können. Dafür hatte er in Ostia mit Lutatius Frugi und Hortensius Vaticanus glücklicherweise die richtigen gefunden. Hier galt es aber nun, sich selbst als solchen Vertrauten darzustellen. Weiterhin war die Verpflichtung einem Verwandten gegenüber besonders groß und jedes Gensmitglied war sich darüber klar, was es bedeutete, wenn es sich gegen den Erfolg der Gens stellte.


    (Als er einmal zu Besuch bei seinem Großvater mütterlicherseits, Pinnius Severus entstand eine eben solche Situation: Ein entfernter Neffe seines Großvaters hatte einen guten Freund gegenüber einem Pinnier unterstützt. Die genaue Verwandtschaft zwischen den beiden Kontrahenten hatte er nie ganz verstanden. Was er aber verstand war die Reaktion seines Großvaters, einem alter Pater Familias und dem Oberhaupt der Gens Pinnia. Der "Familienverräter", wie er seitdem genannt wurde, durfte an keiner Familienversammlung mehr teilnehmen, wurde bei keiner weiteren Kandidatur unterstützt und alle finanziellen Unterstützungen umgehend zurückgefordert. Was aus dem Pinnier geworden war, wusste Ocella nicht. Er malte es sich aber in den schillerndsten Farben aus.)


    Ocella war sich über die lange Pause bewusst und er beobachtete aufmerksam, was die Pause mit seinem gegenüber machte. Schließlich antwortete er: Sei dir versichert, Commodus, dass ich dir mit diesem Versprechen nicht weniger als meine uneingeschränkte Unterstützung für alle deine Unternehmungen geben werde. Das heißt nichts anderes, als dass ich, sollte ich glauben, dass du einen falschen Weg eingeschlagen hast, versuche dich von diesem Weg herunterzuholen. Solltest du aber von meinen Argumenten nicht überzeugt werden, werde ich auch den schweren Weg mit dir gehen und dir im Rahmen meiner Fähigkeiten alle Hindernisse aus dem Weg räumen.

    Während er bis jetzt recht ruhig geblieben ist, betraf ja bislang nichts ihn selber und das Verhältnis zwischen ihm und Milo war jetzt auch nicht das engste, machte sich doch jetzt immer mehr ein bisschen Nervösität breit. Sein Cousin eröffnete ihm die Aussicht auf ein eigenes Landgut und dann noch auf Sizilia, womit sich mit Sicherheit gut würde arbeiten lassen. Die Coloni könnten sich derbei auch seiner Unterstützung sicher sein, solange er selbst die Möglichkeit zum Standesauftieg hatte und es keine Verzögerungen mit den Pachtzahlungen gab. Ocella lockerte seine Hand etwas, trank dann noch einen Schluck Wein und sah Commodus dann lange an. Er war interessant, aber dennoch schwer zu durchschauen. Interessant würde es werden, wenn Milo zurückäme... Aber das lag noch in der Zukunft.


    Commodus, du kannst dir meiner uneingeschränkten Unterstützung sicher sein. hielt Ocella dann mit angestrengt ruhiger Stimme fest. Das dies nach außen hin selbstverständlich war, musste Ocella mit Sicherheit nicht erwähnen. Erst wenn es zu einem Konflikt mit Milo käme, wäre Ocella gefordert. Und hier dachte er rein pragmatisch: Commodus hatte ihm ein konkretes Angebot gemacht. Milo nicht. Damit war die Sache für Ocella erstmal entschieden. Allerdings und dieser Punkt war Ocella wichtig festzuhalten, damit sein Cousin hier keine falschen Vorstellungen bekam bedeutet Unterstützung für mich nicht reine Zustimmung und bloße Ja-Sagerei, sondern auch kritische Begleitung und in regelmäßigen Abständen auch Anmerkungen, Kritik und Verbesserungsvorschläge, wenn es notwendig ist. Du wirst in mir also einen Unterstützer bekommen, der auch mal gegen deine Positionen argumentieren wird, um sie entweder zu festigen oder auch zu korrigieren, wenn ich es für erforderlich halte.

    Ocella hatte die vergangenen Tage lange darüber nachgedacht, warum der Iulier wohl auf Ermittlungen bezüglich des Anschlags auf ihn verzichten wollte. Nun hatte er sich vorgenommen, persönlich mit ihm zu sprechen, um vielleicht seine Beweggründe in Erfahrung zu bringen. So war er am Nachmittag um die elfte Stunde gemeinsam mit seinem germanischen Leibwächter, den er immer dabei hatte, wenn er nicht im Dienst war, auf dem Weg zur Villa Iuliana und klopfte dort, als er angekommen war, laut an die Türe.


    KLOPF KLOPF KLOPF

    Ocella las sich die Tabulae aufmerksam durch. Varus hatte das Landgut mit den Weinbergen. Richtig, das war schonmal zur Sprache gekommen, dran gedacht hatte er aber nicht. Geminus hatte jene zwei Landgüter behalten, die er für seinen Stand benötigte. Und Commodus erhielt ganze vier Landgüter, die ihm schätzungsweise um die CC Sz. einbringen dürfte (womit dieser bereits jetzt höhere Einnahmen als Ocella hatte). Ein Name fehlte aber: der Milos. Nun, während du, Commodus, vier Landgüter, also zwei mehr als für den Ordo senatorius notwendig, kann Milo derzeit gar keinen Landbesitz sein eigen nennen. Wahrscheinlich würde letztlich die beiden Ladgüter erben, die derzeit noch Geminus gehörten und Ocella, nun ja... gehörte auch nicht zum engeren Kreis um den alten Senator.

    Ocellas Wissen um die Grundstücke der Helvetier waren gering. Er wusste von den Grundstücken in Roma und Ostia, hatte grob in Erinnerung, dass es wohl auch Land irgendwo in Achaia und Epirus geben müsste, detailliert wusste er das aber alles nicht. Weder sein Vater, noch sein Großvater hatten großes Interesse an den Landgütern, und wenn sie gehabt hätten, hatten sie mit Ocella nie darüber gesprochen.


    Commodus wurde derweil immer interessanter. Solide Ausbildung in Architektur, erste eigene Bauten. Damit ließ sich arbeiten. Und die gute sonstige Ausbildung war ja schon fast selbstverständlich.


    Jetzt wurde er jedenfalls neugierig, was es mit dem Treffen auf sich hatte. Er deutete an, dass er keine weiteren Fragen hatte, trank seinen ersten Becher leer und winkte nun ebenfalls die Sklavin heran, damit sie nachschenkte.

    Also gab es noch viel Handlungsbedarf. Ocella wusste nicht, ob Commodus bewusst war, wie lange es dauerte, um sich in eine ausreichend exponierte Position zu bringen, dass er überhaupt von den Senatoren für das Vigintvirat zugelassen werden würde. Er müsste einem potentiellen Patron schon viel bieten, Klienten würden bei einem "Frischling" auch nicht unbedingt Schlange stehen und eine gute Ehepartie würde er ohnehin erst machen, wenn er bereits in einer guten Position war, es sei denn, ein Wink der Götter gab ihm eine andere Möglichkeit.


    Nun denn, dann haben wir ja einiges vor uns. konstatierte Ocella trockener, als er vielleicht wollte, trank einen Schluck und setzte dann ein zuversichtliches Lächeln auf.


    Wo hast du denn bisher gelebt und welche Erfahrungen oder sogar Fertigkeiten bringst du von dort mit? Das interessierte Ocella eigentlich am meisten. Schließlich taucht ein Helvetier ja nicht aus dem Nichts auf. Und noch eine weitere Sache interessierte ihn: Und hast du bereits mit Geminus über deine Ziele gesprochen? Wenn er das Einverständnis des Familienoberhaupts nicht hatte, wären nämlich alle anderen Fragen erstmal nebensächlich. Sollte Milo alles erben, wäre er genauso auf ihn angewiesen, wie Varus und Ocella.

    Irgendwie hatte Ocella erwartet, dass Commodus hochstapeln würde. Allein die Erringung des Senatssitzes würde wohl ein teures Vergnügen werden und mindestens zwei der familiären Grundstücke schon mal für ihn reservieren. Als er dann noch den Anspruch aufs Konsulat zur Sprache brachte, musste Ocella alle Kraft zusammennehmen, um ein Schmunzeln zu unterdrücken. Der alte Senator Helvetius Geminus hatte seines Wissens nach nur die Quaestur abgeleistet, was an sich natürlich schon eine Leistung war. Der junge Mann vor ihm wollte aber ganze drei Stufen höher. Was war dafür erforderlich? Er versuchte sich schnell die einzelnen Zugangsvoraussetzungen ins Gedächtnis zu rufen, wofür er ganz tief in jenen Schubladen kramen musste, die er während seiner Ausbildung bei Promachos angelegt hatte:


    Vigintvirat: CRV
    Quaestur: Militärtribunat
    Aedilität: CC
    Praetur: Cursus Iuris
    Konsulat: Ernennung durch den Kaiser


    Sein Kopf ratterte ganz schön und er musste sich zusammenreißen, nicht gleichzeitig beim Denken, laut erste Überlegungen anzustellen. Deswegen mochte er es nicht, allzu weit in die Zukunft zu denken: Es artet schnell in Überlegungen darin aus, wie teuer und aufwendig manche Vorhaben sind. Er nickte schließlich und stellte dann weitere Fragen: Wie steht es um deine Beziehungen hier in Roma? Er ging bereits direkt in medias res zu, ohne auch nur im entferntesten daran zu denken, ob seine Gesprächspartner bei diesen Gedanken mitkamen. Er fand den jungen Mann vor sich höchst interessant und mit seiner selbstverständlichen Art würde er viel Aufsehen erregen. Und er - Ocella - würde ihm dabei helfen, so gut er konnte. Solange Milo nicht erschien, um seinem theoretischen Anspruch auch Taten folgen zu lassen, würden sie ohnehin ihre ganze Energie auf Commodus konzentrieren müssen. Tempus fugit! Und sie wartet auf niemanden.

    Nun begann Ocella nun und konnte endlich einen Schluck Wein trinken, der seinen trockenen Hals etwas befeuchtete. Ich habe derzeit weder Landbesitz, noch genug Geld, um mir ein solches zu kaufen. Wie gesagt wird es ein langer Weg sein und ich hoffe, dass es möglich ist, bezeiten eines der familiären Landgüter zu bekommen, wenn kein Grundstück zum Verkauf steht. Seines Wissens nach war für die Erhebung zum Eques einzig ein Grundstück in eigenem Besitz erforderlich, dass er sich zu kaufen gedachte, wenn er aus einer guten Position heraus ein Grundstück würde erwerben können. Allerdings wusste er auch, dass stets jene Gensmitglieder Vorrang hatten, die entweder den Sprung in den Senat schaffen konnten oder sich sonstig in einer besseren Position befanden, als er. Natürlich würde ich mich stets darum bemühen, von außerhalb ein Grundstück zu erwerben, damit die Familiengrundstücke nicht allzu sehr zersplittert werden. Wieder trank er einen Schluck. Diese Forderung war wohl hart und sehr weit in die Zukunft gedacht. Bevor er aber vollkommen leer ausginge, wollte er einen groben Anspruch skizziert haben. Wer wusste schon, ob er diese Option letztlich auch ziehen würde. Aber ihre pure Existenz würde ihm das Leben schon leichter machen.


    Nun galt es aber seine Fragen loszuwerden. Er kannte den jungen Mann kaum, obwohl er ein Cousin ersten Grades war. Mich würde aber ebenfalls interessieren, was deine Ziele sind? Er und Milo standen derzeit etwa auf der gleichen Stufe und nun würde es wohl einen kleinen Zweikampf zwischen den beiden Helvetiern geben, darum, wer sich letztlich als Gensoberhaupt würde durchsetzen können. Hierzu galt es sich zeitig zu positionieren und möglichst schnell alle Voraussetzungen für einen schnellen und qualitativ guten Karrierestart beisammen zu haben. Wie möchtest du dich innerhalb der Gens aufstellen? Eine zweite Frage, die in eben jene Richtung ging. Wenn es grade um die Positionierung nach außen (Senatorenstand, Wahlkampf, Quaestur etc.) ging, stand nun die Frage im Raum, wie er sich gegenüber Milo verhalten wollte. Eigentlich erwartete er gar keine direkte Antwort, sondern nur Hinweise darauf. Vielleicht würde er aber auch überrascht werden.


    Vermutlich würde er nach der Beantwortung noch einige Fragen mehr haben. Wenn nicht, würde er schauen, dass er endlich erfahren könnte, worum es bei diesem Treffen überhaupt gehen sollte.

    Nun begann auch effektiv die Arbeit an einer Marktordnung für Ostia. Alles bisherige war ja eher Vorarbeit: Er selbst hatte mit seinem guten Freund, dem Händler Lutatus Frugi []gesprochen[/URL], um dessen Meinung einzuholen. Der Scriba, der von ihm für die Vorarbeit eingeteilt worden war, hatte die Vorlag aus Misenum, ebenso wie Ocella, durchgearbeitet, und erste eigene Vorschläge gemacht. Nun saßen beide zusammen im Officium der Aedilen und erarbeiten gemeinsam eine erste Grobfassung, die in der nächsten Zeit mehr und mehr erweitert werden würde. Wann genau die Arbeit daran fertig werden würde, konnte Ocella noch nicht sagen, da natürlich noch viele andere Aufgaben auf ihre Bearbeitung warteten. Doch eines war klar: In dieser Amtszeit würde die Stadtverwaltung de Ordo decurionum eine Vorlage für eine Marktordnung vorlegen.

    Die übliche Reaktion auf sein herumlavieren... Warum konnten die Leute nicht einfach zufrieden damit sein, was er ihnen sagte. Sie mussten ja schließlich auch nicht alles wissen. Natürlich wollte er Eques und vielleicht sogar Senator werden. Aber bis dahin konnte noch so viel passieren, was ihm einen Strich durch die Rechnung machen konnte. Ein Schritt folgte für ihn immer nach dem anderen und das große Ziel, das er für sich gesetzt hatte, blieb stets nur irgendwo im Hinterkopf versteckt, wo er selbst nur manchmal daran denken musste. Er schaute kurz zu Tür, ob die Sklavin mit den Getränken zurückkam, und als das nicht der Fall war konzentrierte er sich kurz auf die Wadn gegenüber von ihm bevor er dann fortfuhr.


    Meine Ziele sehen ähnlich aus, wie die von Varus. sagte er dann ruhig, ohne den Blick seines... ja Commodus war doch tatsächlich ein Cousin ersten Grades, womit sie beide enger miteinander verwandt waren, als mit Varus. Komisch, dass ihm das jetzt erst bewusst wurde. In den Ordo Equester aufsteigen und von dort aus eine gute Grundlage für den weiteren Aufstieg meiner Familie zu legen. Alles darüber hinaus, wäre ein Bonus den ihm irgendein ihm wohl gesonnener Gott gewährt hätte, aus Gründen, die sich vielleicht erst aus seinem weiteren Werdegang ergeben würden.

    Jetzt kam es zu einem Thema, dass Ocella eigentlich nur ungern ansprach und mit dem er sich stets äußerst unwohl fühlte. Es gab mehrere Möglichkeiten, wie er nach einem erfolgreichen Duumvirat aufsteigen könnte. Sei es in die Provinzverwaltung Italias, die kaiserliche Verwaltung oder sogar politische Anstrengungen. Dafür müsste er natürlich erstmal selbst, was seinen Stand betrifft, aufsteigen. Zuerst in den Ordo Equester, um mögliche höhere Ämter in der Provinzverwaltung übernehmen zu können, und dann wenn irgendwie möglich in den Ordo Senatorius. Bis dahin wäre es noch ein weiter, weiter Weg, und zwei Ständeerhöhungen waren auch schon eine riesige Herausforderung, für die man viel Zeit und Energie einsetzen musste. Er selbst scheute sich nicht davor, wusste, aber, was es bedeutete, das alles zu schaffen.


    Für mich steht erstmal die Arbeit in Ostia im Mittelpunkt. Dort muss ich gute Arbeit leisten und auf mich aufmerksam machen, um überhaupt die Möglichkeit zu haben, weiter aufsteigen zu können. Ich könnte mir zum Beispiel vorstellen in der Provinzverwaltung zu arbeiten. Das wäre dann ein erster Schritt nach oben auf der Karriereleiter.

    Calvina... Calvina... Ocella dachte einige Augenblicke nach. Ich glaube, ich bin ihr damals in Roma in der Casa Helvetia begegnet, wo ich lebte, als mein Vater dort seinen Dienst verrichtete. Eine genaue Erinnerung an sie hatte er aber nicht und sie war ihm auch nur in Zusammenhang mit Helvetius Falco wirklich in Erinnerung geblieben. Offenbar war das Verhältnis seines Vaters uns dessen Schwester nicht sonderlich eng gewesen.


    Darauf galt es aber jetzt nicht zu verharren, sondern Ocella antwortete nun auch auf die anderen beiden Fragen: Die Pinnier haben eine Casa hier in Rom. Dort hat meine Mutter mit mir größtenteils gewohnt. Die Casa befindet sich etwas außerhalb der Stadt auf der anderen Tiberseite in einer Nebenstraße der Via Aurelia. Allerdings ist meine Mutter gerne gereist. So hielten wir uns wie gesagt auch öfters in Ostia auf und in manchmal sogar in dem Stammhaus des pinnischen Familienzweigs meiner Mutter in Asculum. Er dachte einige Momente an das riesige Anwesen seines Großvaters mütterlicherseits in Asculum. Wenn sie dort waren, hatten sie auch immer einen Ausflug zum Mare Adriaticum gemacht. Seine beiden Eltern waren damit irgendwie dem Meer verbunden und daraus, schloss Ocella, ergab sich auch seine Liebe für Wasser und das Meer.


    So entstand vor der Beantwortung der letzten Frage eine kurze Pause, der sich Ocella jedoch schnell bewusst wurde und er schließlich auch diese beantwortete: Mein nächstes Ziel wird es sein, das Duumvirat in Ostia zu erreichen. Ich eifere da etwas meinem Großvater Gracchus nach. Hierbei wird es vor allem darum gehen, das Aedilat erfolgreich auszufüllen und schließlich zu schauen, dass ich entweder bei der nächsten oder der übernächsten Wahl antreten kann.

    Eigentlich hatte ja Varus ihn gebeten, herzukommen. Für solche Spitzfindigkeiten war es jetzt aber nicht an der Zeit. Ocella nickte dem Verwandten zu und begann dann seine Ausführungen: Ich stamme aus dem ostiensischen Zweig der Gens. Mein Großvater war der ehemalige Duumvir Ostias, Publius Helvetius Gracchus, mein Vater Marcus Helvetius Cato, Centurio bei den Vigiles. Nach dem Tod meines Vaters habe ich vorwiegend bei der Familie meiner Muttur Pinnia Postumia und gelegentlich auch in der Casa Helvetia Ostiensis gelebt. Meine Ausbildung erhielt ich von dem Hauslehrer der Casa in Ostia, dem greichischen Sklaven Promachos. Mit meinem zwanzigsten Geburtstag entschied ich mich dafür, in die Fußstapfen meiner Vorfahren zu treten, zog endgültig nach Ostia und entschied mich für die Verwaltungslaufbahn in der dortigen Civitas. Zuerst war ich Scriba in der Stadtverwaltung und arbeitete sowohl den Duumviri, als auch dem Aedilis Mercatuum zu. Bei der letzten Wahl kandidierte ich schließlich selbst für das Amt des Aedilis Mercatuum und konnte das Amt, auch mithilfe einer Gruppe von Mitkandidaten, die sozusagen eine Wahlgemeinschaft mit mir bildeten, erringen. Seitdem amtiere ich als Aedilis Mercatuum in Ostia. Zudem lebe ich seit dem Umzug nach Ostia in der dortigen Casa Helvetia. Ocella legte erstmal eine Pause ein, um seinem Verwandten Raum für Nachfragen oder Anmerkungen zu lassen, bevor er selbst Fragen stellen würde.

    Auch er hatte den Namen Helvetius Commodus noch nie gehört. Und erst mit den Namen Helvetius Falco und Helvetius Geminus wurde Ocella hellhörig. Offensichtlich stand dieser junge Man vor ihm in direkter Linie zu den letzten wirklich einflussreichen Helvetiern in Roma. Allerdings überraschte es ihn sehr, dass dieser offensichtlich nicht in der Casa Helvetia Roma wohnte, sondern hier. Und dann auch noch gleichzeitig zu seinem Status die Oberhand hier in der Villa zu übernehmen gedachte. Natürlich war das reichlich anmaßend, handelte es sich doch nicht um Besitz der Gens, sondern um Besitz des freien Gens-Mitglieds Helvetius Varus. Solange Varus sich das gefallen lassen wollte, sollte es Ocella recht sein.


    Salve, Commodus grüßte Ocella schließlich ebenso freundlich und setzte sich dann auf einen der Plätze. An die Bestellung von Commodus anschließend, sagte Ocella zu der Sklavin, die er jetzt erst bemerkt hatte, knapp: Ich nehme ebenfalls etwas verdünnten Wein. Würde sich Commodus jetzt noch auf den Platz von Varus hinter dem Schreibtisch setzen, wäre die Anmaßung wohl perfekt, dachte sich Ocella, schmunzelte kaum vernehmlich und harrte der Dinge die da kommen mochten.

    Salve, Varus. grüßte Ocella freundlich. Er war nun bereits zum zweiten Mal in der Villa seines Cousins und staunte nur wieder, welches Glück sein Cousin hatte, ein solches Haus sein eigen nennen zu dürfen. Ich freue mich, erneut hier zu Gast sein zu können. Dein Brief klang ja so, als wenn wir etwas besondes Freudiges für unsere Gens vermelden könnten. Ist Milo wieder zurück in Rom?

    Ocella Gesicht hellte sich etwas auf, zumal er nach den ersten Ausführungen wohl davon ausgehen konnte, dass Curia bald wieder zu ihrer üblichen Effizienz zurückfinden würde. Nichts würde der Civitas am besten nützen, als eine effiziente Curia, die sich einerseits um das Alltagsgeschäft kümmerte und gleichzeitig solch wichtige Fragen, wie die Ermittlungen um das Attentat, aufklären konnte. Das freut mich zu hören, Praefectus. Leider konnte ich ja mit deinem Sohn,dem Duumvir, persönlich sprechen. Es trifft sich aber gut, dass dein Sohn weitere Informationen über den Hergang dieser schrecklichen Untat sammeln konnte. Die er offensichtlich nicht mit dem Helvetier zu teilen gedacht. Sonst hätte er sicherlich bereits eine Notiz in seinem Officium zu liegen gehabt. Das beantwortete schonmal Nummer 1 seiner Fragen vom Anfang.


    Als der alte Cassius dann fortfuhr fiel dem Helvetier alles aus dem Gesicht. Er brauchte einige Augenblicke, um das Ausmaß dessen zu begreifen, was der alte Cassier ihm hier grade erzählte. Der Iulier wollte keine Ermittlungen?!?! Nicht nur, dass damit eine große Möglichkeit flöten ging, politisches Kapital zu sammeln, er sandte damit auch ein katastrophales Zeichen an Schläger und Verbrecher aus, die sich nicht mit einem kleinen Diebstahl begnügten, sondern sofort mit dem Messer auf ihre Opfer losgingen...


    Die Verwirrung des Helvetiers war deutlich erkennbar und wurde offensichtlich, als er noch mal nachfragte Der... Duumvir Iulius will keine Ermittlungen? Es würde wirklich nötig sein, dass er ihn auch noch mal besuchen würde, jedoch bezweifelte er, dass er weitere Informationen bekäme. Den Cassier kannte er deutlich länger und als Mit-Duumvir dürfte das Verhältnis auch enger sein, als zu einem ehemaligen Scriba und amtierendem Aedil... Einen Versuch war es dennoch wert. Ich glaube... setzte Ocella vorsichtig an, machte eine kurze Pause, da er sich immer noch sammeln musste es ist wirklich sinnvoll, wenn ich Duumvir Iulius einen Besuch abstatte. wiederholte er dann letztlich nur das, was der alte Cassier ohnehin schon vorgeschlagen hatte. Natürlich würde das so wirken, als wenn der alte Cassier jetzt auch noch die Kontrolle über den Aedil bekommen hatte (was ja auch in gewisser Weise der Fall war). Aber eines versprach sich Ocella jetzt, wo er seine Gedanken wieder geordnet hatte: Das würde nicht zum Dauerzustand werden.

    Ocella hatte wieder in den Hortus geschaut, wo der Ianitor nun wohl etwas einpflanzte und trank dann noch einen Schluck. Dann hoffe ich doch, dass wir uns als Gens bald wieder richtig aufstellen können. Ich selbst werde aber höchstens bis zum Ende der Saturnalien hierbleiben können, da ich in Ostia benötigt werde. brachte Ocella nun auch das Thema Casa Helvetia zum Abschluss, da es dort wohl auch nur begrenzt Neuigkeiten gab.


    Als die Rede dann auf Ostia kam, hellte sich Ocellas Gesicht merklich auf. In Ostia gibt es nämlich entgegen deiner Einschätzung viel Arbeit. Vor kurzem ist eine Getreideladung aus Hispania im Portus angekommen, die es nun zu verwalten gilt. Und die vielen ostiensischen Händler sorgen schon dafür, dass die Stadt nicht einschläft. Ich selbst arbeite derzeit an einer Marktordnung. Zusammengefasst sind wir in Ostia also gut ausgelastet, auch wenn die Lieferungen insbesondere auch Aegyptus ausbleiben.


    Schließlich verdunkelte sich das Gesicht des Helvetiers aber wieder, als er überlegte, ob er das Thema, das ihm im Moment im Kopf herumging, anschneiden sollte. Aber Informationen sind Informationen und bleiben ja in der Familie, beruhigte er seine Nerven. Allerdings scheint in Ostia auch noch viel Handlungsbedarf zu bestehen. Insbesondere im Bereich der Sicherheit. Vor kurzem wurde einer der beiden Duumvir in einer Taberna zusammengeschlagen. Die Gründe dafür liegen bislang noch im Dunkeln.


    Sim-Off:

    Geplant war, dass es ein Tagesausflug wird und sich maximal bis zum Ende der Saturnalien erstreckt. Ich kann aber gerne nochmal nach den Saturnalien nach Rom kommen, um den neuen Helvetier kennenzulernen.